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Vollständige Version anzeigen : Vom JKD zum BJJ



jkdberlin
13-11-2023, 13:16
in einem anderen Thema wurde ich gefragt, warum und wie aus dem JKD zum BJJ gekommen bin. Ich weiß zwar nicht genau, was man über meine Erfahrung diskutieren kann, aber vielleicht hat der eine oder andere ähnliche Erfahrungen oder so gemacht.

Zum JKD kam ich Ende der 80er und Anfang der 90er auf der Suche nach einer praktikablen SV. Ich habe 3 Konzerthallen/Discotheken in Berlin betrieben und war die Nachtschicht, zuständig u.a. für die Sicherheit. Demnach hatte ich schon eine Weile trainiert und war immer auf der Suche nach etwas, was mir noch mehr gefallen würde. So bin ich auf das JKD gestoßen. Nach einigen Jahren Training in Deutschland und Besuchen div JKD Seminare bin ich dann Mitte der 90er zum ersten Mal zum Training nach L.A. geflogen. Dort war gerade die erste und zweite UFC gelaufen, jeder war an dem neuen "NHB" und dem BJJ interessiert. In den Schulen, in denen ich trainierte, gab es durch die Machados und deren erste Black und Brown Belts erste Trainingseinheiten. Reines Grappling, mit Gi und ohne Schlagen, hat mich in der Zeit nicht interessiert. Ich mochte nur das NHB als Vorläufer des MMA. Dort war ich mit "meinem" JKD auch ganz gut aufgehoben, der Vorteil war der viel höhere Sparringsanteil. Mein damaliger Trainer Larry Hartsell und auch Erik Paulson schickten mich häufig auf Seminare und Trainingscamps mit den Leuten aus dieser wachsenden Szene.
Gi gefiel mir damals erstmal kaum. Ich war mehr an Sambo und dann in D an Luta Livre interessiert.
Das änderte sich erst ca. 2004, als Ulf Ehlert (ehemaliger No Gi Schüler von mir und dann mein erster BJJ Lehrer) ein Seminar mit Prof Romero "Jacare" Calvacanti, dem Gründer des "Alliance BJJ", veranstaltete. Da war ein älterer Herr, der unsere besten Kämpfer relativ mühelos verpackte. Das BJJ, dass ich bis dahin gesehen habe, waren eher ehemalige US-Ringer, die einen Gi anhatten und den Boden mit mir gewischt haben. Erst da erwachte mein Interesse am Gi.
Als 2007 mein JKD Trainer verstarb, und sich auch die Klientel im JKD immer mehr veränderte, genauso wie mein Lebensumfeld (ich bin Ende der 90er aus meinen Hallen raus und habe seitdem vielleicht noch 3 - 4 mal wirklich SV gebraucht) und "Free Fight" oder MMA wurde mir als älterer auch immer mehr zu anstrengend und durch langsamen Abbau der Attribute auch zu anstrengend, wurde der BJJ-Anteil in meinem Training immer größer.
Mit BJJ habe ich etwas gefunden, dass sich wunderbar an die Veränderung meiner Attribute anpassen lies. Und es gab auch weiterhin den sportlichen Austausch auf Wettkämpfen in meiner Altersklasse. Ich denke, ich ziehe für mich, mein Leben, meinen Körper und mein Ego jede Menge positiver Dinge aus dem BJJ. Das, was mich früher zum JKD und zum MMA zog, hat eine viel kleinere Stellung eingenommen. Zur Zeit trainiere ich nur noch Grappling, ca 50/50 Gi und No Gi. Täglich. Meistens 1 Einheit vormittags und 3 - 4 Einheiten nachmittags/abends. Ab und an mal ein filipinisches Training, meistens Messer, kaum Stock. Selten. Ich nehme immer noch regelmäßig an internationalen Wettkämpfen teil. Der nächste in 10 Tagen in Zagreb, danach in Dublin. Nächstes Jahr wohl wieder Paris und Las Vegas.
Ich würde als SV in den 20 - 40 Lebensjahren wohl immer noch JKD bevorzugen, zusammen mit den FMA für den Waffenkampf (bestimmte Stile, die konzeptionell dem JKD ähnlich sind).
Ich denke, das war ein kurzer Text dazu. Falls es noch Fragen gibt kann ich mich bemühen, diese zu beantworten, falls ich das mag.

surviver21
13-11-2023, 13:31
. Zur Zeit trainiere ich nur noch Grappling, ca 50/50 Gi und No Gi. Täglich. Meistens 1 Einheit vormittags und 3 - 4 Einheiten nachmittags/abends.

4-5 Einheiten täglich? :ups:

Viskando
13-11-2023, 13:36
nich schlecht. interessante insight.

QuiRit
13-11-2023, 15:04
Interessant zu lesen; dank Dir für die Mühe!

Kensei
13-11-2023, 17:45
Bist du nicht auch länger im CSW unterwegs gewesen? Hab dich irgendwie immer auch in der Ecke verortet. Hast du nen Instructor unter Erik gemacht?

jkdberlin
14-11-2023, 10:40
Bist du nicht auch länger im CSW unterwegs gewesen? Hab dich irgendwie immer auch in der Ecke verortet. Hast du nen Instructor unter Erik gemacht?

Ja. Ich habe eine "Representative" Urkunde von Erik, Instruktorurkunden gab es erst danach.

Dorschbert
14-11-2023, 12:22
Danke für den Über- bzw. Rückblick, Frank. ��

Mich würde noch interessieren, wo/bei wem du seinerzeit in Deutschland den ersten Kontakt mit dem JKD hattest bzw. wo du hier trainiert hast - JKD ist ja auch aktuell vergleichsweise wenig verbreitet bzw. dürfte zu der Zeit ja noch wesentlich schwieriger zu finden gewesen sein…

VG Dorschi

jkdberlin
14-11-2023, 13:01
Hi Dorschi
Ich war zuerst auf einem Seminar von Dan Inosanto in Hannover und dann ein paar Monate später bei Larry Hartsell, auch Hannover. Beide Seminare hat Udo Müller aus Speyer organisiert, bei dem ich dann anfing JKD zu trainieren.

surviver21
14-11-2023, 19:46
4-5 Einheiten täglich? :ups:

Vielleicht muß ich das als Frage formulieren: 5 Einheiten pro Tag klingt für mich nach Übertraining. Evtl. kannst du was sagen zu Trainingsumfang, Intensität, Inhalten.

jkdberlin
15-11-2023, 07:56
Hi
Bitte nicht vergessen, dass ich hauptsächlich Trainer bin. Und stark auf die 60 zu gehe.
Hoch-intensiv sind bei mit in etwa 4 - 5 Einheiten in der Woche. Die meisten sind in einer mittleren Intensität. Wenn ich zu stark ins Übertraining komme oder kurz vor einem Wettkampf bin, dann lässt sich das schon ganz gut steuern. Ich messe auch jede Trainingseinheit mit Polargurt und trage ansonsten einen Oura Ring, um das alles im Auge zu behalten.
Auf der anderen Seite habe ich im Alter von 6 Jahren mit dem Wettkampfsport angefangen und eigentlich immer Wettkämpfe gemacht. Ich denke mal, mein Körper ist da auch eine andere Belastung gewöhnt als andere.

angHell
15-11-2023, 18:23
Spannend. Schön mal was ausführlicheres von Dir zu lesen. Könntest meinetwegen gerne noch ausführlichere Geshcichten aus Deiner Historie mal erzählen. Ich würde es lesen. ^^ :blume: Konkrete Fragen habe ich jetz auf die Schnelle nicht.

1.2.3
21-11-2023, 14:40
in einem anderen Thema wurde ich gefragt, warum und wie aus dem JKD zum BJJ gekommen bin. Ich weiß zwar nicht genau, was man über meine Erfahrung diskutieren kann, aber vielleicht hat der eine oder andere ähnliche Erfahrungen oder so gemacht.

Zum JKD kam ich Ende der 80er und Anfang der 90er auf der Suche nach einer praktikablen SV. Ich habe 3 Konzerthallen/Discotheken in Berlin betrieben und war die Nachtschicht, zuständig u.a. für die Sicherheit. Demnach hatte ich schon eine Weile trainiert und war immer auf der Suche nach etwas, was mir noch mehr gefallen würde. So bin ich auf das JKD gestoßen. Nach einigen Jahren Training in Deutschland und Besuchen div JKD Seminare bin ich dann Mitte der 90er zum ersten Mal zum Training nach L.A. geflogen. Dort war gerade die erste und zweite UFC gelaufen, jeder war an dem neuen "NHB" und dem BJJ interessiert. In den Schulen, in denen ich trainierte, gab es durch die Machados und deren erste Black und Brown Belts erste Trainingseinheiten. Reines Grappling, mit Gi und ohne Schlagen, hat mich in der Zeit nicht interessiert. Ich mochte nur das NHB als Vorläufer des MMA. Dort war ich mit "meinem" JKD auch ganz gut aufgehoben, der Vorteil war der viel höhere Sparringsanteil. Mein damaliger Trainer Larry Hartsell und auch Erik Paulson schickten mich häufig auf Seminare und Trainingscamps mit den Leuten aus dieser wachsenden Szene.
Gi gefiel mir damals erstmal kaum. Ich war mehr an Sambo und dann in D an Luta Livre interessiert.
Das änderte sich erst ca. 2004, als Ulf Ehlert (ehemaliger No Gi Schüler von mir und dann mein erster BJJ Lehrer) ein Seminar mit Prof Romero "Jacare" Calvacanti, dem Gründer des "Alliance BJJ", veranstaltete. Da war ein älterer Herr, der unsere besten Kämpfer relativ mühelos verpackte. Das BJJ, dass ich bis dahin gesehen habe, waren eher ehemalige US-Ringer, die einen Gi anhatten und den Boden mit mir gewischt haben. Erst da erwachte mein Interesse am Gi.
Als 2007 mein JKD Trainer verstarb, und sich auch die Klientel im JKD immer mehr veränderte, genauso wie mein Lebensumfeld (ich bin Ende der 90er aus meinen Hallen raus und habe seitdem vielleicht noch 3 - 4 mal wirklich SV gebraucht) und "Free Fight" oder MMA wurde mir als älterer auch immer mehr zu anstrengend und durch langsamen Abbau der Attribute auch zu anstrengend, wurde der BJJ-Anteil in meinem Training immer größer.
Mit BJJ habe ich etwas gefunden, dass sich wunderbar an die Veränderung meiner Attribute anpassen lies. Und es gab auch weiterhin den sportlichen Austausch auf Wettkämpfen in meiner Altersklasse. Ich denke, ich ziehe für mich, mein Leben, meinen Körper und mein Ego jede Menge positiver Dinge aus dem BJJ. Das, was mich früher zum JKD und zum MMA zog, hat eine viel kleinere Stellung eingenommen. Zur Zeit trainiere ich nur noch Grappling, ca 50/50 Gi und No Gi. Täglich. Meistens 1 Einheit vormittags und 3 - 4 Einheiten nachmittags/abends. Ab und an mal ein filipinisches Training, meistens Messer, kaum Stock. Selten. Ich nehme immer noch regelmäßig an internationalen Wettkämpfen teil. Der nächste in 10 Tagen in Zagreb, danach in Dublin. Nächstes Jahr wohl wieder Paris und Las Vegas.
Ich würde als SV in den 20 - 40 Lebensjahren wohl immer noch JKD bevorzugen, zusammen mit den FMA für den Waffenkampf (bestimmte Stile, die konzeptionell dem JKD ähnlich sind).
Ich denke, das war ein kurzer Text dazu. Falls es noch Fragen gibt kann ich mich bemühen, diese zu beantworten, falls ich das mag.
Total interessant zu lesen, Frank!
Das mit dem älter werden und switchen zum BJJ, aufgrund der sich verändernden Attribute und Anforderungen kann ich nachvollziehen!