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Vollständige Version anzeigen : Geht ihr noch auf Seminare?



jkdberlin
19-01-2024, 11:12
Früher waren Seminare, gerade im Grappling, so mit eine der Wege überhaupt was neues zu lernen. In der Zwischenzeit scheint die Überfülle an Instructionals, kostenlos und für Geld, die Seminare abgelöst zu haben.
Wie sieht das bei euch aus?
Waren Seminare da je ein Thema?
Geht ihr noch hin?
Warum oder warum nicht?

Phelan
19-01-2024, 11:22
War früher alle 4-6 Wochen in Deutschland und nahmen Ausland unterwegs - seit einigen Jahre nicht mehr. Kostet zuviel Zeit, Mehrgewinn solala und meiner Erfahrung geht es spätestens nach der Pandemie (aber auch vorher..) schon viel um Socialising und die tatsächliche Trainingszeit wurde immer weiter reduziert.
Hab mir während Corona 2 Online-Archive von mir bekannten Trainern geklickt die regelmässig alle Videos weiterhin reinstellen, und das reicht mir erstmal als neuer Input.

ThomasL
19-01-2024, 11:55
Ja, aber z.Z. recht selten. Pflichtermin für mich ist wenn Paul aus England herkommt und ein Seminar gibt (persönlich ist halt schlichtweg besser als Online, was parallel läuft).
Außerdem immer mal wieder bei SCInt. Letztere sind mmer wieder gut um den eigenen Horizont zu erweitern (bei denen würde ich inzwischen vermutlich jedes Jahr mindestens einen machen, aber das geht aufgrund sehr vieler nicht KK/KS bezogener Lehrgänge z.Z. leider nicht).

concrete jungle
19-01-2024, 11:55
Schon noch, aber weniger als vor der Pandemie und eher regional.

Videomaterial Online ist deutlich mehr und besser geworden.

Ripley
19-01-2024, 12:30
Ja. Sogar sehr gerne. Muss aber, abgesehen von den "großen" Mehrtages-Lehrgängen in vernünftiger Entfernung (max 150 km) liegen. Letzte Woche einer, morgen einer...

Warum?
* Weil's Spaß macht.
* Weil man Gleichgesinnte trifft (Social Event, In-Group und so)
* Weil man doch immer mal wieder neue Anregungen fürs eigene Karate bekommt (oder "alte" anders präsentiert bekommt)
* Weil man - vor allem auf den DJKB-Lehrgängen - auch immer mal wieder sieht, wo man selbst in seiner KK-Entwicklung steht (das fand ich als Farbgurt sehr hilfreich, ich glaube, das ändert sich mit schwarz nicht so sehr)
* Weil, jenseits vom zu übenden XY-Detail der Horizont erweitert wird für stilistische Eigenarten der verschiedenen Trainer, für ihr jeweiliges didaktisches Vorgehen, für andere Sichtweisen auf Karate.
...

Soll ich weiter aufzählen?


Und, nein, mit Online-Dingens kann ich in Relation zum echten Live-Lehrgang nix bzw. extrem wenig anfangen. Konnte ich auch zu Coronazeiten nicht.

marq
19-01-2024, 12:38
1. das angebot größer geworden ist, in den 2000ern gab es in der breite wenig mma , bjj und krav maga etc

2. die seminarkosten sind extrem gestiegen.

3. die anfahrtskosten sind hoch geworden.

4. viele seminare sing heute meist mehrtägig. dann fallen übernachtungskosten an. gym übernachtungen sind oft nicht möglich.

5. der spirit ist anders geworden, die gemeinschaft der seminarteilneher ist unwichtig. jeder will nur input.

6. die videoverfügbarkeit ist durch YT und Co besser geworden, man findet viel kostenlosen GUTEN content.

7. durch plattformen wie Bjj fanatics (obwohl die qualität auch nicht immer gut ist) oder plattfomen von bekannnten wettkämpfern / trainiern / Instructoren / BB können interessierte auch das finden, was sie speziell interessiert.

Björn Friedrich
19-01-2024, 12:39
Im Grappling kommt eigentlich selten ein Lehrer nach Deutschland der mich interessiert, von daher eher nein. Außerdem mag ich keine riesigen Seminare mit 100 Teilnehmern.

FireFlea
19-01-2024, 13:51
Ich gehe nur noch auf wenige ausgewählte Lehrgänge. Die letzten beiden waren sogar bei Björn - Short Power Punches und Combat Breathing. Ansonsten war ich Anfang letzten Jahres noch auf einem Lehrgang, wo es hauptsächlich um Körperstruktur ging. In FFM finden ab und an Piper/Libre Lehrgänge statt, das will ich mir auch mal anschauen.

Auf einem großen Karatelehrgang mit namhaften Japanern war ich zuletzt 2009. Das gibt mir nichts mehr, einen japanischen Vorzähler brauche ich nicht und auch die anderen Schwarzgurte haben bei mir nicht das Bedürfnis ausgelöst, unbedingt weiter solche Lehrgänge besuchen zu müssen.

Stixandmore
19-01-2024, 15:23
War schon Jahre nicht mehr auf Seminaren....weder von "lokalen" Representanten der Stile, die mich interessieren, noch von meinem ehemaligen "Vorturner" des Stiles, den ich eine zeitlang reprensiert habe; Kosten-Nutzenfaktor war und ist einfach nicht gegeben.....ein ehemaliger Schüler/jetziger Trainingspartner fährt noch regelmäßig um "networking" zu betreiben....die Videoaufnahmen der Veranstaltung schickt er mir danach immer.....und ich bin dann immer froh weder Geld noch Zeit verschwendet zu haben

period
19-01-2024, 16:00
Wenn ich eingeladen werde immer – muss ja, weil ich die dann halte :D
Ich habe über die Jahre nun doch schon etliche Seminare erleben dürfen, teils als Teilnehmer, teils als Referent.
Als Teilnehmer habe ich mir früher gesagt, wenn ich nur ein Detail mitnehmen kann, das mir irgendwann im Wettkampf einen entscheidenden Punkt gibt, dann war es das für mich wert (in dem Fall tatsächlich sogar auch finanziell). Jetzt war ich ja einige Jahre draussen aus dem aktiven Wettkampfsport, da hat sich das etwas geändert und ich war zum Teil auch nur da, um mal über den Tellerrand zu schauen und gut ist.
Auch muss ich gestehen, dass meine Erfahrungen als Referent in Summe eher mässig begeisternd waren – da hält man ein Seminar, nachher kommen alle und meinen wie toll das doch gewesen sei und wie viel sie gelernt hätten und wie anders das doch ist als sie es gewohnt sind (meine Seminare sind von mir als Ringer für Nicht-Ringer – egal ob jetzt Grappler oder HEMAists) und was auch immer, aber wenn man die gleichen Leute dann ein Jahr später wieder sieht, machen sie wieder die gleichen Fehler wie im ersten Jahr am Anfang des Seminars. Ich habe einfach festgestellt, dass die wenigsten Leute in der Lage sind, einen nur einmal gegebenen Input sinnvoll in ihr Training zu integrieren. Da war mein damaliger Ansatz, mich an ein oder zwei Dingen festzukrallen wahrscheinlich cleverer. Vermutlich wäre in dem Fall das optimale Resultat, wenn die sich dann überzeugen liessen, vor Ort mit Ringern, SAMBO-Leuten, Judokas o.ä. zu trainieren – also Leuten, deren Hauptgeschäft Takedowns sind.
Inzwischen sehe ich Seminare tatsächlich eher als Möglichkeit zum Socializing – man lernt neue Leute kennen, und inzwischen ist es auch so, dass mich hauptsächlich alte Freunde einladen, die ich vielleicht in dem Jahr nur zu der Gelegenheit treffe. Aber ich erwarte mir in der Regel nicht allzu viel in Hinblick darauf, den durchschnittlichen Teilnehmenden in der Form dauerhaft was beibringen zu können.

MatscheOne
19-01-2024, 17:59
Ich war noch nie auf einem KK-Seminar...:(

Schnueffler
19-01-2024, 18:09
Ich gehe gerne und regelmäßig auf Seminare. Letztes Jahr waren es 18 Stück.
Warum gehe ich so oft?
Zum einen sind es Referenten und Themen die mich interssieren, zum anderen schaue ich gerne mal über den Tellerrand hinaus und hole mir Input für mein eigenes Trainerdasein und habe auch so ab und an den Reality-Check, für das, was ich mache.
Eines der letzten Seminare, der Schüler, der mit mir da war meinte: Die Theorie war 1:1 wie von mir, die Einzeltechniken ware wie 1:1 von mir.
Was ich für mich da mitgenommen habe?
Ich habe für kleines Geld 5 Stunden intensiv für mich trainieren können, ich habe viele Gleichgesinnte aus ganz Europa kennengelernt, ich habe für mich interessante Kombis der Techniken und Eingänge kennengelernt und die UpFuckDrills waren komplett in dieser Art neu für mich.

big X
19-01-2024, 21:37
seit corona nur 1x.
angebot in meiner aktuellen wahl ist aber auch stark begrenzt. da freut mensch sich immer, wenn mal eines stattfindet.
letztes woe war eins in wien. aber 10+h anreise waren mir dann doch zu viel (ausserdem hätte ich wegen schlechter verbindung noch die erste einheit verpasst). :o

vor corinna war ich deutlich öfter auf seminaren. tellerrand und so ;)

GilesTCC
20-01-2024, 00:27
Heutzutage viel weniger, z.T. auch wegen (momentan) etwas weniger Geld und (bis zu letztem Sommer) Familienverpflichtungen. Außerdem bin ich viel wählerischer/kritischer geworden. Früher habe ich viele Seminare mitgemacht, ob ein paar Stunden oder gar eine Woche, und habe von manchen (aber längst nicht von allen) nachhaltig profitiert. Persönlich kann ich auf ganz unterschiedlichen Ebenen Gutes mitnehmen: manchmal eine spezifische Übung, manchmal ein Prinzip oder eine Vertiefung davon, eine deutliche Qualität, manchmal einfach eine besondere Herangehensweise, ein Mindset oder ein Gefühl.

2 Beispiele von für mich sehr lohnenswerten Seminaren seit Corona:
Vor anderthalb Jahren ein Wochenende bei Rory Miller ('Randrory'): sehr schöne Übungsmethodik, sowie in der Materie als im Taktik und Mindset. Intensiv und zugleich angenehm, locker. Und für mich war's auch eine relative gute Bestätigung des Weges im Tai Chi, den ich gehe.
Letztes Jahr beim Hannover Push-Hands-Treffen, bei Nikki Deistler: ein Qigong-Sequenz aus dem White Crane-Stil, der (von mir leicht ergänzt) zu einem wichtigen Baustein in meinem Unterricht geworden ist. Dabei habe ich ein paar andere Übungen im gleichen Workshop auch geschätzt, aber nicht weiter aufgegriffen.

'Period' schreibt hier, dass er es irgendwie ernüchternd findet/fand, dass auch anscheinend begeisterte Seminarteilnehmer sich nicht wirklich ändern und ein Jahr später genau die alten Gewohnheiten noch haben. Ich gebe auch Seminare, unter anderen gebe ich zusammen mit meinem Kollegen Martin ein 3-tägiges Push-Hands-Seminar alle 3 Monate. Da sind viele Teilnehmer dabei, die mehrmals kommen. Bei den Sachen, die wir dort unterrichten, geht es genauso um das „Wie“ als um das „Was“ – also auch und vor allem um Reaktionen, um (körperliche) Verhaltensmuster und (unreflektierte) Gewohnheiten. Wir beobachten, dass bei vielen Leute eine nachhaltige, stressbeständige Änderung sich erst im zweiten oder dritten Seminar zeigt. Und auch dann nur, wenn sie sich in der Zwischenzeit mit der Materie weiter beschäftigt haben. Bei manch anderen tut sich tatsächlich nicht viel, da scheinen die Impulse immer wieder zu zerrinnen. Aber immerhin ändern sich einige deutlich. Und das ist sehr schön zu sehen, wenn Leute sich (doch noch!) entwickeln können. Das sind übrigens Prozesse, die absolut nicht über Video gehen, selbst wenn’s live und mit Feedback ist.

ThomasL
20-01-2024, 08:55
Period. ...und was auch immer, aber wenn man die gleichen Leute dann ein Jahr später wieder sieht, machen sie wieder die gleichen Fehler wie im ersten Jahr am Anfang des Seminars.
Wundert mich wenig, erlebe ich selbst im regelmäßige Unterricht häufig. Für mich war es so, dass ich erst als ich Anfing bei Lehrgängen Abends noch mal alles aufzuschreiben hatte sich das geändert. Bei Speziellehrgängen konnte ich oft sehr viel Mitnehmen, weil ich die Inhalte dann privat über Wochen (teils Monate) mit meinen privaten Trainingspartner übte. Aber sehen wir es realistisch, wieviele machen das wohl (vor allem das hinterher aufschreiben). Generell fand ich auch immer themenbezogenen Lehrgänge mit begrenzten thematischen Umfang deutlich besser um etwas mitzunehmen als "große" Lehrgänge mit vielen, verschiedenen Themen und Referenten. Letzte sind aber toll um mal über den Tellerrand zu schauen.

@FireFlea: Schau in FFM ruhig mal vorbei, ich war da schon einige Male und es hat sich immer gelohnt (ich war dort wenn der User GongFu Lehrgänge gab, scheint allerdings nicht mehr der Fall zu sein, oder ich habe es in letzter Zeit nicht mitbekommen).

period
20-01-2024, 10:56
'Period' schreibt hier, dass er es irgendwie ernüchternd findet/fand, dass auch anscheinend begeisterte Seminarteilnehmer sich nicht wirklich ändern und ein Jahr später genau die alten Gewohnheiten noch haben. Ich gebe auch Seminare, unter anderen gebe ich zusammen mit meinem Kollegen Martin ein 3-tägiges Push-Hands-Seminar alle 3 Monate. Da sind viele Teilnehmer dabei, die mehrmals kommen. Bei den Sachen, die wir dort unterrichten, geht es genauso um das „Wie“ als um das „Was“ – also auch und vor allem um Reaktionen, um (körperliche) Verhaltensmuster und (unreflektierte) Gewohnheiten. Wir beobachten, dass bei vielen Leute eine nachhaltige, stressbeständige Änderung sich erst im zweiten oder dritten Seminar zeigt. Und auch dann nur, wenn sie sich in der Zwischenzeit mit der Materie weiter beschäftigt haben. Bei manch anderen tut sich tatsächlich nicht viel, da scheinen die Impulse immer wieder zu zerrinnen. Aber immerhin ändern sich einige deutlich. Und das ist sehr schön zu sehen, wenn Leute sich (doch noch!) entwickeln können. Das sind übrigens Prozesse, die absolut nicht über Video gehen, selbst wenn’s live und mit Feedback ist.

Das ist genau der Punkt - das machen offenbar nur sehr wenige, und die wenigen haben in meinem Fall in der Regel weder einen passenden Partner mit genug Erfahrung noch einen Trainer zur Hand, der sich in dem Bereich auskennen würde.
Grundsätzlich ist es ja ziemlich einfach, technisch besser zu werden - zuerst lernt man die Technik bzw. Technikkette richtig, und dann drillt man sie so lange richtig unter progressiv erschwerten Bedingungen, bis man sie nicht mehr falsch machen kann. Im Seminar komme ich in der Regel nur zum ersten Teil, also bis die Technik "klick" macht. Die zigtausend Wiederholungen beim Drillen zum Automatisieren kann ich beim besten Willen niemand abnehmen.

marq
20-01-2024, 14:12
seminare nützen nur etwas , wenn man mit seinen trainingspartner dorthin fährt und den inhalt; wenn er beiden gefallen hat, im anschluß zu hause ausgibig trainiert oder in das training einbaut, wenn man selbst trainerist. ansonsten dienen lehrgänge nur zum netzwerken ......

QuiRit
20-01-2024, 17:33
Mein Problem ist eher Gelerntes austrainieren zu können und so gehe ich hin und wieder in erster Linie zum Socialising zu Seminaren; letztens habe ich auf einem Seminar sogar eine kleine versteckte Gruppe kennengelernt, die meinen "Schwesternstil" trainiert, der im deutschsprachigen Raum auch eher selten ist.

Wenn ich mal in der Gegend sein sollte werde ich aber auch gerne mal ein Seminar von GilesTCC besuchen!

period
20-01-2024, 17:54
seminare nützen nur etwas , wenn man mit seinen trainingspartner dorthin fährt und den inhalt; wenn er beiden gefallen hat, im anschluß zu hause ausgibig trainiert oder in das training einbaut, wenn man selbst trainerist. ansonsten dienen lehrgänge nur zum netzwerken ......

Grundsätzlich ja. Ich würde aber davon abraten, dort bevorzugt mit den eigenen Trainingspartern zu trainieren. In vielen Fällen passen die Trainingspartner nur bedingt zueinander (klassisches Beispiel: Pärchen) und sind generell auch "zu nett", also gehen zu leicht mit der Technik mit etc. Und das wiederum hemmt den Lernprozess eher.
Ein extremes Beispiel: ich hatte auf Seminaren mehrfach Trainer (!), die entweder zu mir kamen mit der Frage " XY (sagen wir mal, Hüftwurf) funktioniert für mich nicht optimal. Was muss ich anders machen?" oder aber eine Technik an mir demonstrieren mussten, die.sie seit Jahren so gelehrt haben. Nicht selten war es dann so, dass ich ohne Abwehr einfach stehen geblieben bin, weil deren Partner eben jahrelang einfach mitgesprungen sind und die Mechanik daher komplett daneben war, und / oder keine Wurfvorbereitung.erfolgt ist, um meine Struktur zu stören. Damit tut man sich und dem Partner keinen Gefallen. Lieber das.Seminar nutzen, um mit verschiedenen Leuten zu trainieren und das.Gelernte daheim zusammenführen.

GilesTCC
20-01-2024, 17:59
Generell fand ich auch immer themenbezogenen Lehrgänge mit begrenzten thematischen Umfang deutlich besser um etwas mitzunehmen als "große" Lehrgänge mit vielen, verschiedenen Themen und Referenten. Letzte sind aber toll um mal über den Tellerrand zu schauen.

Stimme zu. Und selbst wenn es nur ein Referent ist, für 1 oder 2 Tage, dann meistens auch da ist es besser, mit eher begrenzter Materie zu arbeiten, um damit mehr in die Tiefe zu gehen. 'Lernst' du in einem Wochende 10 Techniken, bleibst du meistens auf der Oberfläche (es sei denn, du bist richtig fortgeschritten und hast die zugrundeliegende Prinzip schon im Blut). Lernst du nur 1 oder 2 Techniken, hast du bessere Chancen, das Wesentlich, das dahinter steckt, besser zu fühlen. Noch nicht zu beherrschen, aber immerhin eine somatische Ahnung davon zu bekommen. - Vorausgesetzt, der Dozent kann das entsprechend vermitteln und der Teilnehmer kapiert, dass die explizite 'Technik' nicht der Endpunkt ist. - Diese Ahnung, dieses Gefühl, kann dann nach dem Seminar (und eventuell vor dem nächsten) weiter entwickelt werden.



Das ist genau der Punkt - das machen offenbar nur sehr wenige, und die wenigen haben in meinem Fall in der Regel weder einen passenden Partner mit genug Erfahrung noch einen Trainer zur Hand, der sich in dem Bereich auskennen würde.
Grundsätzlich ist es ja ziemlich einfach, technisch besser zu werden - zuerst lernt man die Technik bzw. Technikkette richtig, und dann drillt man sie so lange richtig unter progressiv erschwerten Bedingungen, bis man sie nicht mehr falsch machen kann. Im Seminar komme ich in der Regel nur zum ersten Teil, also bis die Technik "klick" macht. Die zigtausend Wiederholungen beim Drillen zum Automatisieren kann ich beim besten Willen niemand abnehmen.

So ist es! Und natürlich ist ein guter Trainingspartner, oder mehrere, vor Ort immer das Beste. Aber zumindest bei den chinesischen Zeugs, die ich mache, sind viele Soloübungen so konzipiert, dass man wichtige Sachen relativ gut (auch) alleine trainieren und weiterentwickeln kann. Wenn man weiß, was man auch auf der Innenseite tun soll und warum.

Spezifisches Beispiel; tut mir leid, wenn's zu OT ist...
In der Übung unten im Clip geht es u.a. darum, die Hüften sofort zu lösen und daraus eine Wendung entstehen zu lassen. In einem Seminar kannst du vielleicht 100 Mal trainieren, dass z.B. der andere dich schieben oder packen oder umreißen will und dabei löst du die Hüften (nicht anspannen, auch nicht zusammenfallen) und gehst genau angepasst mit, dabei neutralisierst und konterst du. Wahrschein bewegst du je nach dem auch die Beine dabei, ist egal. Hast du die 'somatische Ahnung' davon bekommen, auch unter Stress, dann kannst du diese Ahnung mit nach Hause nehmen und tust sie in diese 'klassische' Übung hinein.
https://youtube.com/clip/UgkxowtBml8AovuVFM8nJQuFwDIgscNWnaTK?si=JTV2qfqDdx oxsLcq
Teils die Übung einfach nur machen, an nix denken; teils gut in den eigenen Körper hineinspüren, ob du irgendwo blockiert bist oder nicht; teils sich vorstellen, dass genau in dem Moment der andere dich berührt, oder packt, ob sanft oder heftig. Und das alles dann 10.000 Mal. Mit solchem Training - nicht nur für Körper sondern auch für Geist und sogar Emotionen - kann man auch ohne Partner, aber mit Grips, das Gelernte weiter pflegen und beim nächsten Seminar fängst du nicht wieder bei Null an. Manchmal bist du sogar besser geworden. Vielleicht gibt es solche Möglichkeiten in euren Sachen auch, ich kenne mich da nicht aus.

GilesTCC
20-01-2024, 18:07
Wenn ich mal in der Gegend sein sollte werde ich aber auch gerne mal ein Seminar von GilesTCC besuchen!

Du bist in der Nord-Schweiz...? Von Schaffhausen aus ist es bekanntlich nur ein Katzensprung nach Berlin. (Okay, vielleicht nach Singen...) :D

big X
20-01-2024, 18:40
ich habe mir auf seminaren oft die augen öffnen, mich inspirieren, "neue" ideen vermitteln lassen.
dafür brauche ich keine 10000 wiederholungen. noch nicht mal trainingspartner.

period
22-01-2024, 10:40
zumindest bei den chinesischen Zeugs, die ich mache, sind viele Soloübungen so konzipiert, dass man wichtige Sachen relativ gut (auch) alleine trainieren und weiterentwickeln kann. Wenn man weiß, was man auch auf der Innenseite tun soll und warum.

[...]
Und das alles dann 10.000 Mal. Mit solchem Training - nicht nur für Körper sondern auch für Geist und sogar Emotionen - kann man auch ohne Partner, aber mit Grips, das Gelernte weiter pflegen und beim nächsten Seminar fängst du nicht wieder bei Null an. Manchmal bist du sogar besser geworden. Vielleicht gibt es solche Möglichkeiten in euren Sachen auch, ich kenne mich da nicht aus.

Grundsätzlich eine sehr gute Idee. Es gibt bei uns allgemeine Solodrills, die grundlegende Bewegungen einer Technikgruppe simulieren, und spezifische Solodrills (= eine konkrete Technik) mit und ohne Equipment.
Bei uns gilt die Arbeit mit dem Partner als die Basis des technischen Arbeitens (nachdem man mit allgemeinen Solodrills ggf. die erforderlichen Attribute geschaffen hat). Das heisst, spezifische Solodrills werden erst ab einem bestimmten Level relevanter, nämlich wenn man genau weiss, was wohingehört, wie sich was anfühlen muss (mit und ohne Widerstand, mit und ohne Konter). Auf das Level kommen die wenigsten Leute ohne die einschlägige Vorerfahrung (= ohne vorhandene Bewegungsmuster, denen sie die neue Technik zuordnen können) in den Seminarformaten wie ich sie anbieten kann, da müsste ich wirklich 2-3 Tage nur 1-2 Dinge machen. Und das ist schon deswegen kaum möglich, weil man mich oft genug nur für Kurzseminare (Stunden, nicht Tage) einlädt.
Bei mir kommen die Seminarteilnehmenden zudem nicht nur nicht aus meiner Schule, sondern nichtmal aus meinem Sport. Das heisst, ich kann praktisch gar nichts voraussetzen, es gibt oft genug schon bei den einfachsten Sachen Probleme, Stichwort Fallschule. Die meisten kriegen leidlich eine Judorolle hin, aber keine normale Rolle vor- oder rückwärts. Ich bestehe aber darauf, dass sie mehr als eine Rolle können, weil sie in der Lage sein müssen, zwischen Bewegungsabläufen bewusst zu differenzieren. Seitlich fallen ist auch jedesmal wieder das gleiche Drama.

Steapa
22-01-2024, 11:23
Ich war früher ein Seminar-Tourist. Das hat sich sehr reduziert und wird vielleicht irgendwann 0 erreichen.
Es gibt 2 Gründe: Die Kosten, haben ja schon viele erwähnt. Als 2. Grund sind die Seminare für mich auch qualitativ sehr viel schlechter geworden. Es werden immer mehr Teilnehmer in kleine Dojo gepresst und es wird ständig irgend ein extrem abgehobenes Zeug gezeigt, dass ich, liegt vielleicht an mir, in 1-2 tagen einfach nicht greifen/lernern kann.
Es gibt im BBT jährlich ein Seminar, dass ich wohl anfahren werde, solang es stattfindet. Da würde ich aber auch hinfahren, wenn es gar kein Training gibt. Das ist viel mehr networking und Freunde treffen als Training.

Tyrdal
25-01-2024, 09:27
Ich gehe noch regelmäßig auf Seminare. Aber nur zu bestimmten Lehrern,genau wegen der Problematik, die Steapa angesprochen hat. Zuviele Lehrer im BBT machen abgehobenen Spielkram. Ich richte mich da mehr nach den Leuten aus der Praxis (Polizei und Militar).

Uruk
25-01-2024, 11:41
Ich/Wir waren früher aus (gefühlt) jedes WE unterwegs.
Bis nach Asien und den USA.
War auch super, hat mir viel gebracht. (Und wenn es die Erkenntnis war, das die auch nur "mit Wasser kochen".)

Dann gaben wir/ich hier Seminare.
Auch mit internationalen Größen (und nicht nur in der KK, auch Survival, Schießen, pp.)
Dann gaben wir/ich Seminare.

Heute:
Eher nein.
Ich denke auch die "Zeit der großen Seminare" ist vorbei (wie auch VHS Kassetten), klar kann man noch was organisieren...
Aber das Interesse "der breiten Masse" (und die braucht man für die (un)Kosten) ist weniger geworden.
...im Zeitalter des Internet..., da gibt es andere Möglichkeiten...

Klösschen
25-01-2024, 12:57
Anfang 2000 bin ich gerne zu JuJutsu Seminaren vom DJJV gefahren. Da gab es ja gefühlt jedes WE was im Angebot.

Heutzutage geh ich lieber auf kleine Workshops mit wenigen Teilnehmern. War letztes Jahr zB auf 2 Kettlebell-WS und einem Wochenend-Seminar „Krafttraining mit wenig Equipment“.
Dieses Jahr steht noch ein Coaching für Olympisches Gewichtheben an.

Online kann ich Bewegungsabläufe nicht sonderlich gut nachmachen, habe gerne ein Live-Coaching. Ich bin jetzt alt und brauche ein wenig länger [emoji16]

QuiRit
25-01-2024, 17:46
(Okay, vielleicht nach Singen...) :D

Wo es natürlich auch sehr gute Leute gibt :halbyeaha

GilesTCC
26-01-2024, 13:42
Auf das Level kommen die wenigsten Leute ohne die einschlägige Vorerfahrung (= ohne vorhandene Bewegungsmuster, denen sie die neue Technik zuordnen können) in den Seminarformaten wie ich sie anbieten kann, da müsste ich wirklich 2-3 Tage nur 1-2 Dinge machen.
Wenn ich (oder wir) ein Seminar für 'Aussenstehnde' anbiete, dann ist das tatsächlich der Plan: nur 1-2 Dinge machen. Das heißt nicht "Eine links-rechts-Kombination mit genau dieser Technik kontern". (Obwohl das gewissermaßen aus seinen Reiz hätte, und dann buchstäblich 1000 Mal wiederholen. Aber wahrscheinlich für die allermeisten Teilnehmer nicht vertretbar.) Sondern ist das "Ding" ein bestimmtes Bewegungsprinzip, oder eine Grundtechnik an einem Prinzip gekoppelt, das/die in 2 Tagen begreifbar und fühlbar gemacht werden kann (zumindest auf einem Basisniveau). Es soll dann klar und erlebbar werden, dass etliche Varianten stets dieses Prinzip oder 'Gefühl' verkörpern, also schließlich "nur 1 Ding". M.a.W. die Teilnehmer sollen zumindest einen 'Waldabschnitt' sehen (oder erahnen) können und nicht nur eine Menge Bäume. Also auch kein "extrem abgehobenes Zeug", wie Steapa hier schrieb (obwohl die Beurteilungen im konkreten Fall natürlich unterschiedlich ausfallen können).


Und das ist schon deswegen kaum möglich, weil man mich oft genug nur für Kurzseminare (Stunden, nicht Tage) einlädt.
Ja, wenn es nur wenige Stunden sind, dann für mich sind die Ziele: Die Leute wenigstens Spaß haben lassen; kleine Visitenkarte im Sinne von "Das bin ich - wenn du mehr davon möchtest, findest du mich hier"; vielleicht dem einen oder anderen trotzdem einen wertvollen Aha-Moment geben.


Seitlich fallen ist auch jedesmal wieder das gleiche Drama.
Weil die meisten Leute nicht seitlich fallen können? Oder meinst du das anders?

period
26-01-2024, 14:17
Weil die meisten Leute nicht seitlich fallen können?

Ja. Leider fällt man bei den in den Seminaren gezeigten Techniken (und bei Ringtechniken in der klassischen Ausführung insgesamt, wenn weder Angreifer noch Verteidiger bewusst eine Landung in Bauch- oder Rückenlage anstreben) vor allem seitlich.