Wie sieht bei euch eine Unterrichtseinheit aus? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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jkdberlin
07-02-2024, 09:58
Verfolge da gerade eine Diskussion auf Reddit, bei der es darum geht, wie eine Unterrichtseinheit im Grappling aussieht.
Eher traditionell, also Aufwärmen, Drillen, Sparring oder nur verschiedene Sparringseinheiten oder Ecological Training?

Wir haben normalerweise das traditionelle, also etwas Aufwärmen, Drillen neuer Techniken oder ähnliches und dann Rollen.
Ich bin kein Fan des kooperativen Drillens, deswegen werden Techniken häufig schnell in eine Positions- oder ähnliche Matrix gesteckt, bei der mit progressiven Wiederstand trainiert wird.

In den Competition Classes wird das "neue Techniken" weggelassen, wir wärmen uns auf und es geht ins Isolations- oder Positionssparring und dann in das normale Sparring in verschiedenen Runden-Längen.

Wie ist das bei euch?

marq
07-02-2024, 10:17
warum hälst du am traditiellen training fest? was sind deine argumente gegn die "neuen" traingsmethoden, abgesehen von den drills?

jkdberlin
07-02-2024, 10:23
Nun, für mich hat sich die traditionelle Methode bewährt ... beim Onboarding und bei den Anfängern. Bei Wettkämpfen geht es dann eher um das Competition Training und bei Fortgeschrittenen arbeiten wir sehr individuell. Da passt die allgemeine Unterrichtsmethodik kaum noch.

Wie sieht das bei dir aus?

marq
07-02-2024, 10:29
beginner: auch traditionell. leichtes aufwärmen mit mobility und bewegungsdrills. techniken, drills erst ohne wiederstand , dann steigernder , auspowern durch krafttraining oder rollen, zum abschluß cooldown beweglichkeit
fortgeschritte traditionell. aber periodisiert.

Björn Friedrich
07-02-2024, 10:32
Die ersten 20 Minuten:
Techniken im Stand, entweder Self Defense / Clinch Fokus oder für die eher sportlich orientierten Leute, Takedowns für No-Gi (ohne Schläge)
Alles nach Runden, normalerweise immer 3 Minuten für jeden Partner pro Technik

Die nächsten 40 Minuten:
Techniken am Boden, gleiches Format 3 Minuten pro Technik
ca. 4-5 Techniken zusammenhängend für ein spezielles Thema

Beginn der zweiten Stunde, die ersten 20 Minuten:
Drills im Stand, entweder Hand Fighting und danach Hand Fighting + Takedowns
oder Punch Defense, Clinch, Takedowns gegen Schläge.
Drill heißt je nach Partnerkonstellation "füttern" mit progressivem Widerstand, oder beide Partner arbeiten frei
Gleiches Format, 3 Minuten Runden.

Die zweiten 20 Minuten, der zweiten Stunde:
Positionssparring aus verschiedenen Positionen

Die letzten 20 Minuten, der zweiten Stunde:
Freies Rollen

marq
07-02-2024, 10:33
@björn kein gemeinsames aufwärmen?

period
07-02-2024, 10:34
Kommt sehr stark auf den Trainer an. Mein dagestanischer Freistiltrainer hat uns z.B. monatelang nur kooperativ Würfe drillen lassen, hunderte Wiederholungen pro Trainingseinheit, und ich habe noch nie solche technischen Fortschritte gesehen - und zwar quer durch die ganze Bundesligamannschaft. Wenn man nur sparrt, bleibt das technische Repertoire in der Regel eher konstant bzw. reduziert sich ggf. sogar, vor allem wenn man primär oder ausschliesslich schwierige (d.h. bessere) Trainingspartner zur Verfügung hat, die nicht ihre Intensität herunterfahren können, weil sie ebenfalls in der Wettkampfvorbereitung stecken.
Tendenziell wird im Ringen meiner Erfahrung nach auch sehr drauf geschaut, wer mit wem sparren darf - d.h. der Trainer macht die Paarungen. Viele Trainingspaarungen, die ich im BJJ gesehen habe, wären im Ringen absolut undenkbar.

Björn Friedrich
07-02-2024, 10:44
Aufwärmen noch nie, seit 30 Jahren

Steapa
07-02-2024, 12:10
10-15 Minuten gemeinsames Aufwärmen
45-50 technik/Drills
30 Minuten freies Rollen/Sparring. (BTW ich, als totaler Anfänger im Grappling hasse dieses völlig freie Rollen wie die Pest, da mir einfach völlig die Grundlagen dafür fehlen. Ich komme zum Beispiel erstaunlich oft in die Mount und weiß dann nie, was ich da soll ...)

hopihallido
07-02-2024, 16:34
Kein Aufwärmen. Wer will schnappt sich nen Seil und hüpft ein paar Minuten.
Allerdings fangen wir meistens locker mit Stock an und setzen uns nicht gleich nen Helm auf oder machen auch nicht sofort ein Boxsparring.

sbgRookie
07-02-2024, 17:17
Aufwärmen: 3-4 runden um die Matte, dann shrimping, Fallschule.
Technik: Situational/ positional sparring zum weiteren Aufwärmen/ Problem verstehen (z.B. side control wenn es an dem Tag um side control escapes gehen soll). ... nach und nach mehr Details bzw. und mehr Einschränkungen für beide mit .
Danach king of the hill von der position die im Unterricht behandelt wurde.
Dann Schluss und danach "coached open mat" als gesonderte Einheit.

period
07-02-2024, 17:37
(BTW ich, als totaler Anfänger im Grappling hasse dieses völlig freie Rollen wie die Pest, da mir einfach völlig die Grundlagen dafür fehlen. Ich komme zum Beispiel erstaunlich oft in die Mount und weiß dann nie, was ich da soll ...)

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man zum freien Rollen mindestens eine Möglichkeit aus jeder Standardsituation beherrschen sollte. Andererseits zeigt es auch solche Lücken auf - man könnte ja z.B. den Trainer fragen, was man aus der Mound machen soll... ;)

marq
07-02-2024, 18:18
Kein Aufwärmen. Wer will schnappt sich nen Seil und hüpft ein paar Minuten.
Allerdings fangen wir meistens locker mit Stock an und setzen uns nicht gleich nen Helm auf oder machen auch nicht sofort ein Boxsparring.

es geht nicht um kampfsporttraining, sondern speziell um grappling ;)

hopihallido
07-02-2024, 18:45
es geht nicht um kampfsporttraining, sondern speziell um grappling ;)

Upps, stimmt ja. Stand im Kleingedruckten :D

Tor Ben
07-02-2024, 19:52
Ich kenns im Grappling so;
Nach einem sehr festgelegten Aufwärmen etwa 15 bis 20 Minuten technisches Üben.
Also sowas wie die Technik der Woche, erweitert um 1-2 Variationen, Folgetechniken, Kontermöglichkeiten.
Den Rest der Einheit dann spezifisches, in den Fortgeschrittenen-Einheiten auch freies Rollen.

Also wohl ganz klassisch/traditionell

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07-02-2024, 20:36
Aufwärmen noch nie, seit 30 Jahren

Was hast du gegen das Aufwärmen?

Björn Friedrich
07-02-2024, 20:52
Ich sehe da absolut keinen Sinn drinnen. Wenn ich Technik trainiere, muss ich nicht aufgewärmt sein und das Techniktraining selber, wärmt meine Muskulatur auf. Wenn meine Schüler in der zweiten Stunde Drills und Positionssparring machen, haben sie eine Stunde Technik hinter sich und brauchen kein spezielles Aufwärmprogramm. Für mich verschwendete Zeit

Steapa
08-02-2024, 05:28
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man zum freien Rollen mindestens eine Möglichkeit aus jeder Standardsituation beherrschen sollte. Andererseits zeigt es auch solche Lücken auf - man könnte ja z.B. den Trainer fragen, was man aus der Mound machen soll... ;)

Hab ich versucht. Kommen nur Plattitüden, wie "Das lernst Du schon noch". Soll jetz hier aber nicht zu sehr OT werden.

ThomasL
08-02-2024, 06:29
Wenn ich selbst das Training in der Gruppe leide:
Aufwärmen mit vorwiegend kampfsportspezifischen Bewegungen (immer mit Fallschule am Ende)
Techniktraining Stand
Randori Stand

Techniktraining Boden
Randori Boden

Randori gerne auch mal "nur" Aufgabenbezogen um die Inhalte, Verknüpfungen des aktuellen Trainings unter "Kampfbedingungen" zu üben.

Wenn ich für mich selbst trainiere (mit einem oder wenigen Trainingspartner) gibt es auch kein Aufwärmen bzw. ist das Techniktraining das Aufwärmen.

VincentPrice
08-02-2024, 06:47
Ich finde auch am traditionellen Ablauf nichts verkehrt. Sofern man es mit Sinn und Verstand macht.

Aufwärmen sollte schon gleichzeitig Technik-, bzw. Koordinations- und Bewegungstraining sein, also Shrimps, Granby rolls, Fallschule(!!!!!). Wichtig finde ich dabei, dass das auch als Techniktraining verstanden wird und sauber ausgeführt. Nicht einmal die Bahn runter Purzelbaum machen statt saubere Fallschule vorwärts.

Björn Friedrich
08-02-2024, 08:43
Für mich ist es halt so, alles was unter Koordination, etc. fällt ist für mich halt mit extrem diffizilen feinmotorischen Übungen aus den inneren Kampfkünsten verbunden, auf die eh die wenigsten Bock haben, bzw sie verstehen und dafür ist während des BJJ Trainings auch keine Zeit und kein Fokus da.

Das klassische Shrimpen, etc. spar ich mir, hab da nie einen großen Sinn drin gesehen, wenn man einen Partner zur Verfügung hat.

jkdberlin
08-02-2024, 09:26
Ich sehe da absolut keinen Sinn drinnen. Wenn ich Technik trainiere, muss ich nicht aufgewärmt sein und das Techniktraining selber, wärmt meine Muskulatur auf. Wenn meine Schüler in der zweiten Stunde Drills und Positionssparring machen, haben sie eine Stunde Technik hinter sich und brauchen kein spezielles Aufwärmprogramm. Für mich verschwendete Zeit

Bei mir ist das Aufwärmen so: ich lasse jeden 5 min selber seine Übungen machen, mobilisieren, hüpfen oder was immer (jeder braucht eh was anderes, ich wärme mich anders auf als ein 22 jähriger) und dann machen wir 6 * 1 min bis 10 * 1 min einen Partner-Drill der Woche, immer abwechselnd. Das kann von Crunches im Standing Guard bis zu einer bestimmten Armbardefense alles sein, was man so in der Art machen kann.

VincentPrice
08-02-2024, 09:58
Für mich ist es halt so, alles was unter Koordination, etc. fällt ist für mich halt mit extrem diffizilen feinmotorischen Übungen aus den inneren Kampfkünsten verbunden, auf die eh die wenigsten Bock haben, bzw sie verstehen und dafür ist während des BJJ Trainings auch keine Zeit und kein Fokus da.

Das klassische Shrimpen, etc. spar ich mir, hab da nie einen großen Sinn drin gesehen, wenn man einen Partner zur Verfügung hat.

Das kann man bei Dir schon nachvollziehen. Nur bist Du nicht unbedingt repräsentativ in dem Zusammenhang. Über die Hälfte der Matte ist koordinativ mindestens ausgelastet mit der Anforderung eine saubere Granby Roll hinzulegen. Von sauberer Fallschule, die tatsächlich was bringt um einen Fall nennenswert abzufedern, ganz zu schweigen.
Ich sehe das natürlich immer bisl durch die Judoka-Brille, aber ich habe aber noch keinen BJJler (und sehr wenige Judoka) gesehen, die nicht davon profitieren würden bei jedem Training bisl an der Fallschule zu arbeiten. Wie gesagt ist Aufwärmen hier schon fast der falsche Begriff. Richtiger wäre "Techniktraining der Fallschule zum/statt Aufwärmen".

Die ganze Diskussion wurde ja von einem Reddit Thread inspiriert. Dort wird sich oft über >30 mins Hampelmänner und Liegestütze als Aufwärmprogramm beschwert geleitet von lustlosen Brasis, die damit nur Zeit herumbringen wollen. Das ist in so einem Fall sicher irgendwo berechtigt, insbesondere bei den amerikanischen Verhältnissen was die Mitgliedsbeiträge angeht. Andererseits sind Redditors tendentiell schon sehr selbstgerecht und gehen mit einer großen "Entertain me" Haltung an alles heran. Etwas überspitzt formuliert möchte ich jetzt einfach mal unterstellen, dass ein guter Teil dieser Beschwerden auf Reddit von unkoordinierten Lappen kommen, die einfach keinen Bock haben an sich zu arbeiten und ohne Umschweife heelhooks aus backside 50:50 üben oder am besten gleich rollen wollen. Aber natürlich nicht mit Leuten die zu erfahren, zu groß, zu schwer, zu schnell sind oder keine Shorts über den Spats tragen.

Nur mit diesem Hintergrund geht es daher imho deutlich zu weit den traditionellen Aufbau des Trainings kategorisch in Frage zu stellen.

marq
08-02-2024, 12:35
ich finde mal sollte auch alle aspekte, die für grappling nötig sind, im training einen platz geben, wie mobiliy, beweglichkeit, kraft und auch ausdauer. dies ist teil eines nach sportwissenschaftlichen gesichtspunkten gestaltetetn trainingsablaufs.

ein training sollte imo im ablauf von anfang bis ende durch den trainer geleitet werden.

SKA-Student
08-02-2024, 13:10
Es gibt so gute Aufwärmübungen für's Grappling, die allerlei Bewegung enthalten und gerade die Anfänger (und immer mal wieder Blaugurte) nicht richtig draufhaben. Vom Shrimpen bis zur Fallschule (und "Aufsteh-Schule"!), Quad Sits bis Sprawls, dann die ganzen "Tier-Bewegungen" / Ginastica Naturale.
Deswegen, wenn ich Training mache ca.
10 - 15 Minuten oben genannte Aufwärmübungen, für Anfänger evtl. mal mehr Shrimpen und Fallen
15 - 30 Min. Stand / Übergang
15 - 30 Min. Boden
20 - 30 Min. Rollen

Ich mag es am Grappling, wie man die Sachen verknüpfen kann, Aufwärmen, Takedown/Sweep, Pass/Position, Sub/Defense

Björn Friedrich
08-02-2024, 13:11
Aber wozu kostbare Zeit verschwenden, mit Übungen die jeder zu Hause machen kann? Gerade im Training sind Partner vorhanden und dann kann man die Zeit doch voll nutzen und die beste Übungen für mehr Kraft und Ausdauer beim Grappling, ist das Grappling selber.

Wenn es jetzt Abläufe, wie z.B. die Cranby Roll als Guard Retention gibt und jemand kriegt das nicht mit Partner hin, dann kann er es ja erstmal alleine üben, bis es klappt, aber prinzipiell lass ich alles mit Partner üben. Wie gesagt ausgenommen die Aiki Sachen, aber die macht außer mir eh keiner bei uns.

Was ich ganz gut finde sind die "Warm Ups" von Eddie, also quasi vorgeplante Technikflows, die man auswendig lernt und mit Partner absolviert.

marq
08-02-2024, 13:44
Aber wozu kostbare Zeit verschwenden, mit Übungen die jeder zu Hause machen kann? Gerade im Training sind Partner vorhanden und dann kann man die Zeit doch voll nutzen und die beste Übungen für mehr Kraft und Ausdauer beim Grappling, ist das Grappling selber. du siehst das nur aus deiner sicht, viele wollen einen sport lernen und schaufeln sich 3 mal pro woche dafür frei, deshalb braucht es einen umfassenden ansatz für diese leute. logisch sind deine argumente, möglichst lange mit einem partner zu traineren, aber ein warm up und verletzungsprävention (auch langzeit) durch mobility, beweglichkeit, sportspezierfischen krafterwerb usw. sehe ich persönlich nicht als zeitverschwendung an, zumal übungen ausgewählt werden können, die auch sportspezifisch sein können.

der aufbau eines trainings hängt auch davon ab, welches angebot ich als trainer den interessenten mache bzw. ich diesen bieten möchte.

ThomasL
08-02-2024, 14:43
Also ich konnte es z.B. nie leiden wenn Krafttraining im KK/KS Training auch noch dran kam. Verschwendung meiner Zeit mit Partner für etwas was ich für mich machte. Gleichzeitig i.d.R. zu wenig um mein eigenes Training zu ersetzen und oft aber doch noch zuviel um nicht die Regeneration negativ zu beeinflussen.

Björn Friedrich
08-02-2024, 15:52
DIe beste Prävention ist gutes BJJ und nicht irgendwelche lustigen Mobility Exercises und sportspezifische Kraft kriegst du sowieso nur vom Sport selber, da nutzt es nix auf einem Stability Ball zu balancieren und Kniebeugen zu machen....

Gerade die Leute, die wenig Zeit haben, sollten alle Zeit aufs BJJ aufwenden....

SKA-Student
08-02-2024, 15:54
Aber wozu kostbare Zeit verschwenden, mit Übungen die jeder zu Hause machen kann? Gerade im Training sind Partner vorhanden und dann kann man die Zeit doch voll nutzen und die beste Übungen für mehr Kraft und Ausdauer beim Grappling, ist das Grappling selber.


Da gebe ich dir ja recht, deswegen mache ich auch nix wie Kniebeugen oder Liegestütze, sondern immer irgendwas Grappling-Koordination-relevantes. Wenn ich nur halbwegs erfahrene Leute im Training habe, fange ich auch oft direkt mit Partnerübungen an. Das ist aber selten der Fall.
Und vor den ersten Partnerübungen im Stand sollte jeder erstmal halbwegs fallen können, auch wenn man das natürlich dosieren kann.

marq
08-02-2024, 16:23
DIe beste Prävention ist gutes BJJ und nicht irgendwelche lustigen Mobility Exercises und sportspezifische Kraft kriegst du sowieso nur vom Sport selber, da nutzt es nix auf einem Stability Ball zu balancieren und Kniebeugen zu machen....

die beispiele sind doch völliger unsinn.

Björn Friedrich
08-02-2024, 16:52
Nee, passen nur nicht in deine Welt:-)

Tor Ben
08-02-2024, 19:07
Ich sehe da absolut keinen Sinn drinnen. Wenn ich Technik trainiere, muss ich nicht aufgewärmt sein und das Techniktraining selber, wärmt meine Muskulatur auf. Wenn meine Schüler in der zweiten Stunde Drills und Positionssparring machen, haben sie eine Stunde Technik hinter sich und brauchen kein spezielles Aufwärmprogramm. Für mich verschwendete Zeit

Interessant. Im Prinzip völlig richtig.
Und doch konträr zu allem was ich in der Praxis je kennen gelernt habe.
Da wurde immer (Schul- und Stilübergreifend) recht viel wert auf spezifisches Aufwärmen gelegt.
Daher die Frage; hast du das selbst für dich so entschieden, oder von (d)einem Trainer übernommen?

marq
08-02-2024, 19:09
Daher die Frage; hast du das selbst für dich so entschieden, oder von (d)einem Trainer übernommen?
manche trauen dem eigenen gefühl mehr als der trainingswissenschaft .

Tor Ben
08-02-2024, 19:20
manche trauen dem eigenen gefühl mehr als der trainingswissenschaft .

Auch das ist nicht grundsätzlich falsch…

Björn Friedrich
08-02-2024, 20:00
Mit dem Level den du im BJJ hast Marq, würde ich vielleicht auch einfach irgendwelchen Leuten folgen, muss ich zum Glück aber nicht......

Und wenn du schon folgen willst, dann folge Danaher, der macht nämlich in seinem Unterricht auch keine Warm Ups, hab ich gerade letztens gelesen.

Nehmen wir ein einfaches Beispiel, ihr macht Sit Ups, ihr macht Shrimps, ihr macht Schulterbrücken, alles als Solo Übungen um warm zu werden, Mobilität zu bekommen, whatever.......

Ich lasse meine Schüler einen Kimura aus der Guard und eine Mount Escape üben und habe den gleichen Effekt, nur dass ich dabei konkrete Techniken schon am Partner geübt habe.....

Wenn ich einen Wettkampf habe und von 0 auf 100 gehen muss, dann ist es ja logisch, dass ich mich aufwärmen muss, weil eine extreme Belastung auf mich zukommt.

Aber wenn ich um 18.00 Uhr mit technischem Training anfange und das bis 19.00 Uhr durchziehe, dann bin ich um 19.00 Uhr komplett warm und kann in die Drills gehen....

Zumal man bedenken muss, das es überhaupt keinen Konsens für Mobility, etc. gibt.

Ich hab jugendliche Schüler, die sind so beweglich ohne was dafür zu tun, die hätten überhaupt kein Bock an ihrer Beweglichkeit zu arbeiten, weil sie es nicht brauchen.....

Umgekehrt habe ich Leute die Krafttraining im Gym machen und die hätten keine Lust auf unzählige Liegestütz usw.

Und wie gesagt, die Sachen, die die Bewegungsqualität wirklich tiefgreifend verändern, macht im BJJ eh keiner, da hat niemand Lust drauf, weil es viel zu langweilig ist.

ThomasL
09-02-2024, 06:23
Björn:
Ich hab jugendliche Schüler, die sind so beweglich ohne was dafür zu tun, die hätten überhaupt kein Bock an ihrer Beweglichkeit zu arbeiten, weil sie es nicht brauchen.....

Umgekehrt habe ich Leute die Krafttraining im Gym machen und die hätten keine Lust auf unzählige Liegestütz usw.
Für mich der wichtigstes Punkt. Und irgendwie scheint es hier auch ein Missverständnis zu geben, Björn verzichtet ja nicht auf Aufwärmen seiner Schüler sondern wärmt sie direkt mit Partner und technischen Übungen auf und nutzt damit die Trainingszeit besser um alle im BJJ weiterzubringen.

jkdberlin
09-02-2024, 08:07
Wie gesagt, bei uns wird auch anstatt mit Einzelübungen mit Partnerdrills aufgewärmt, die aus dem BJJ kommen. Finde ich auch "sportwissenschaftlich" sehr gut. Hat auch was mit Mindset zu tun. Und halt begrenzter Trainingszeit. Wenn Leute mehr Kraft, Kondition oder Beweglichkeit trainieren wollen haben wir dazu extra Einheiten, vor dem BJJ Training. Kann man also auch zum Aufwärmen benutzen.

1.2.3
09-02-2024, 10:15
Im Groben machen wir meistens nach kurzem joint mobility rein spezifisches warm up mit Partner, so dass auch bereits im Warm up BJJ technisch gearbeitet wird, je nach Kontext und Schwerpunkt. Ähnlich wie Björn und Frank es schon angemerkt haben, wäre mir die Trainingszeit bei 3x die Woche a 75 Minuten für alles andere, wie BWEs, etc. zu kostbar. Das kann man außerhalb des Trainings machen.

marq
09-02-2024, 10:28
es liegt doch auch oft an der kurzen trainingszeit von 60 min , dass aufwärmen oder ein cooldown fehlt.

3-5 min allgemeines aufwärmen ist ausreichend. aufwärmen bedeutet auch nicht, liegenstütze und kniebeugen und andere sinnlose übungen zumachen, wie es hier unterstellt wird.
das anschliessende sportspezifisches aufwärmen wird ja scheinbar auch von den kritikern betrieben.
gerade das spezifische aufwärmen , bedeutet nicht nur fallschule und shrimpen, sondern es gibt viele möglichkeiten, bewegungsabfolgen, die allgeimen oder für das anstehende training benötigt werden, zum aufwärmen zu benutzen. dies ist keine zeitveschwendung, es verbindet sogar beides.

oft wird das training auch mit dem rollen abgeschlossen, was auch nicht ideal ist.

man merkt auch, dass die meisten hier erwachsene traineren, wo man auch dinge wie krafttraing oder andere dinge in die verantwortung der sporttreibenden abgibt.
kinder, jugendliche und auch anfänger haben gar nicht das wissen und evt auch die möglichketen, solche aspekte des trainings selbstständig richtig und zielgerichtet für den sport zu machen.
deshalb bin ich für einen umfassenden trainingsansatz, der diese aspekte berücksichtig. dies ist auch imo die verantwortung eines trainers, denn krafttraining und beweglichkeitstraining schützt langfristig den körper vor verletzungen und bietet die grundlage, sport auch wettkampfmäßig erfolgreich zu betreiben.

natürlich sieht ein training für fortgeschrittene zb eine sparringseinheit anders aus. da muss man auf die eigenverantwortung der sportler bauen, dass sie die prinzipien anwenden , die sie gelernt haben, d.h. sich selbstständig ausreichend aufwärmen und nach dem sparring / rollen regenerative einleiten.....

Kimbo_Nice
09-02-2024, 10:46
Was macht ihr denn, wenn ein großteil der Gruppe auf ein gemeinsames warm up besteht bzw. nachfragt? Ebenfalls wenn das Thema wunsch auf Muskelaufbau übungen wie liegestütz etc. aufkommt?

Frank hat da ja schon etwas zu geschrieben.

Ich finde mehr Technick und mehr System spezifische Übungen auch Sinnvoll. Ich bin aber auch jemand der an sich selber arbeitet und nicht breitensport mäßig nach der Arbeit einfach 1,5 st. lang "bespaßt" werden will.

VincentPrice
09-02-2024, 10:47
Moment Mal, hat hier irgendwer argumentiert, dass Ausdauer- und Kraftübungen ins Aufwärmen gehören?

Um mal im Beispiel der Fallschule zu bleiben, das finde ich ausgesprochen wichtig explizit und ohne Partner als Techniktrainig zu machen. Theoretisch kann man das auch im Wurf- und Takedowntraining machen. Tori übt den Wurf, Uke das fallen. Praktisch funktioniert das aber übeeerhaupt gar nicht. Unsicherer Tori macht einen hölzernen, unsauberen Wurf, unsicherer Uke verkrampft. Dadurch wird der Wurf härter und schwieriger zu fallen, gleichzeitig durch den steifen Uke schwieriger auszuführen. Wurf und Fallen werden immer rumpeliger. Das ist ein Teufelskreis.

Was ich damit sagen will, in der "normalen" gemischten Gruppe mit 20-70% Weißgurten haben sportspezifische Soloübungen wie Shrimps, Fallschule, etc. definitiv ihre Daseinsberechtigung und eignen sich auch relativ gut für den Anfang zum aufwärmen. In rein forgeschrittenen Gruppen sieht das natürlich anders aus.

Kimbo_Nice
09-02-2024, 10:48
ist liegt doch auch oft an der kurzen trainingszeit von 60 min , dass aufwärmen oder ein cooldown fehlt.


5 allgemeines aufwärmen ist ausreichend. aufwärmen bedeutet auch nicht liegenstütze und kniebeugen und andere sinnlose übungen , wie es hier unterstellt wird. das anschliessende sportspezifischesaufwärmen wird ja scheinbar auch von den kritikern betrieben.


oft wird das training auch mit dem rollen abgeschlossen, was auch nicht ideal ist.

Was findest du daran nicht ideal?

Kimbo_Nice
09-02-2024, 10:55
Moment Mal, hat hier irgendwer argumentiert, dass Ausdauer- und Kraftübungen ins Aufwärmen gehören?

Um mal im Beispiel der Fallschule zu bleiben, das finde ich ausgesprochen wichtig explizit und ohne Partner als Techniktrainig zu machen. Theoretisch kann man das auch im Wurf- und Takedowntraining machen. Tori übt den Wurf, Uke das fallen. Praktisch funktioniert das aber übeeerhaupt gar nicht. Unsicherer Tori macht einen hölzernen, unsauberen Wurf, unsicherer Uke verkrampft. Dadurch wird der Wurf härter und schwieriger zu fallen, gleichzeitig durch den steifen Uke schwieriger auszuführen. Wurf und Fallen werden immer rumpeliger. Das ist ein Teufelskreis.

Was ich damit sagen will, in der "normalen" gemischten Gruppe mit 20-70% Weißgurten haben sportspezifische Soloübungen wie Shrimps, Fallschule, etc. definitiv ihre Daseinsberechtigung und eignen sich auch relativ gut für den Anfang zum aufwärmen. In rein forgeschrittenen Gruppen sieht das natürlich anders aus.

Ja wenn man viele neue und Anfänger hat, gebe ich dir recht. Ich finde es trotzdem besser, wenn man dann schneller dahin kommt, dieses dann in Formen bringt, die hier von Björn, Frank und anderen beschrieben wurden.

1.2.3
09-02-2024, 10:57
Moment Mal, hat hier irgendwer argumentiert, dass Ausdauer- und Kraftübungen ins Aufwärmen gehören?

Um mal im Beispiel der Fallschule zu bleiben, das finde ich ausgesprochen wichtig explizit und ohne Partner als Techniktrainig zu machen. Theoretisch kann man das auch im Wurf- und Takedowntraining machen. Tori übt den Wurf, Uke das fallen. Praktisch funktioniert das aber übeeerhaupt gar nicht. Unsicherer Tori macht einen hölzernen, unsauberen Wurf, unsicherer Uke verkrampft. Dadurch wird der Wurf härter und schwieriger zu fallen, gleichzeitig durch den steifen Uke schwieriger auszuführen. Wurf und Fallen werden immer rumpeliger. Das ist ein Teufelskreis.

Was ich damit sagen will, in der "normalen" gemischten Gruppe mit 20-70% Weißgurten haben sportspezifische Soloübungen wie Shrimps, Fallschule, etc. definitiv ihre Daseinsberechtigung und eignen sich auch relativ gut für den Anfang zum aufwärmen. In rein forgeschrittenen Gruppen sieht das natürlich anders aus.

Absolut! aber das macht man ja auch keine 20 Minuten am Stück....

sbgRookie
09-02-2024, 19:56
Und wenn du schon folgen willst, dann folge Danaher, der macht nämlich in seinem Unterricht auch keine Warm Ups, hab ich gerade letztens gelesen...


Stimmt, war mal bei ihm in Austin, allerdings hat Garry Tonon unterrichtet. Kein Aufwärmen gleich Technik, dann rollen.

Lo.Ony
24-02-2024, 20:29
Hey 4 Seiten Thread, schoon paar Tag vergangen und noch niemand hat hier was von Eco oder Constraint led approach geredet....bin fast ein wenig enttäuscht!

Bei uns: Grob: 3 Monate ein Themenkomplex
Davon wie immer vom leichten zum schweren vom einfachen zum komplexen wie man es schön beim Übungsleiter lernt; heißt: Ist eine Bewegung komplett neu und habe ich eine gemischte Gruppe von Anfänger-Blackbelt / 16-45 Jahre: Erstmal paar solo Bewegungen, dann am kooperativen Partner, der hoffentlich auch die richtigen Reaktionen macht, dann unter widerstand, dann kaschiert in Games.
Das ganze sag ich mal im 4 Wochen Takt noch, sodass in Woche 1 wirklich Wert auf die Grundbewegung gelegt wird und in Woche 4 einfach nur CLA oder gar freies Rollen passiert. (Wobei da schon jeder sein Ziel hat). Somit auch an den 531 Plan vom Gewichtheben Woche 1 eher als Deload und Skillerwerb bis Woche 4 höchste Intensität. Alles Streng aufs Thema bezogen +- Freiheiten für individuelle Strategie/Taktik/Gameplan.

Ist eher eine Mischung aus Traditionell und diesem ganzen Eco-Zeug.

Mal ists Warmup durch Technik, mal sind es aber auch paar Turnübungen. Mal 5 Minuten mal doch Richtung 25 Minuten. Eben so, dass mein TN nach 4 Wochen von "Kann kein Rad schlagen" zu "Cartwheelpass im live Roll" eine neue Fähigkeit erworben hat.

Fluch und Segen: Leute die zwischendrin dazustoßen. Zum einen Nervig weil denen viel Fehlt. Zum anderen aber genial für die TN weil die die ersten Erfolge gegen Unwissende spühren.