Vollständige Version anzeigen : Colonel Monsterys Methode zum Kampf mit dem Spazierstock
Der ein oder andere wird Selbstverteidigungsmethoden mit dem Spazierstock des 19. Jh. kennen. Die Franzosen waren mit dem la canne früh dabei und haben viel dazu begesteuert, z.B. das etwas andere canne Vigney des Bartitsu in Großbritannien. Hier um KKB kennt man auch italienische und irische Methoden des Stockkampfes.
Wir haben uns die letzten Monate mit Monsterys Methode beschäftigt, die er in New York in seiner Schule unterrichtet hat.
Nichts Spektakuläres und auf den ersten Blick vielleicht auch schwer nutzbar, aber ich denke, wenn man diese Grundlagen immer wieder wiederholt geht es eher darum den Gegner schnell mit Schlägen zu bombardieren um seinen Vorteil zu suchen.
https://youtu.be/tfQ0seQEynI
https://youtu.be/B0DDebBvWxs
concrete jungle
14-02-2024, 10:02
Erinnert mich an akademisches Fechten(Mensur) - hängende Deckung, viele Aktionen aus dem Handgelenk (die Klinge macht da den Job).
https://www.youtube.com/watch?v=uGrfQEqK2h0
https://www.prosieben.de/serien/galileo/videos/inside-schlagende-verbindung
Halte sonst nicht viel davon aber die Ausbildung / Progression am Schläger (Säbel) scheint gut zu sein.
Die heutige Mensur ist ein Kind oder sagen wir Überbleibsel von Säbelsystemen des 19. Jh.
Das Hiebfechten nach kreußlerischen Grundsätzen von Fehn und Roux ist dabei maßgeblich beteilig. Aber auch andere Systeme wie Christmann Hau= Stoßfechten setzt auf Hiebe aus dem Handgelenk.
Solche Stile ziehen eine gute Deckung mit schnellen "leichten" Hieben weiten Hieben aus Schulter oder Ellenbogen und den damit verbundenen Blößen vor.
Ich denke auch, man kann, egal was man vom möglichen Umfeld der heutigen Mensur hält, anerkennen, dass die Erfahrung, die Fechtmeister des akademischen Fechtens mitbringen, durch die lange und lebendige Tradition ein sehr gutes Level hat. Aber das soll hier nicht das Thema sein.
die hummel
15-02-2024, 06:48
Nice.
Ich sehe natürlich wieder viele Gemeinsamkeiten mit dem Broadsword-Fechten.
Wir haben Cuts aus dem Handgelenk und die Hanging Guard z.B.
Aber letzten Endes ist das Broadsword fechterisch vermutlich eng mit dem Säbel verwandt... (zumindestens dann in der Zeit, anfangs vielleicht auch nicht)
karate_Fan
15-02-2024, 07:32
Sehr interessant. Danke für das Teilen der Videos. Habe von Colonel Monstery schon vor einiger Zeit gehört. Mat Easton hat mal von ihn einem seiner Videos gesprochen. Ging um das Buch glaube ich. Rekonstruktionen von dem Kampfystem habe ich aber bisher noch nie auf YT gesehen.
Immer wieder interessant, deine Videos!
Ich sage mal, für ein System, welches er in 2 kurzen Kapiteln erklärt ist eigentlich überraschend viel "Fleisch" in dem System. Man darf nicht vergessen, es handelte sich bei seiner Schrift nicht um eine mittelalterliche Zurschaustellung virtuoser Meistertechniken, sondern um eine kurze Anleitung, mit derer ein normaler Leser mit etwas Übung zuhause sich verteidigen lernen soll.
Mich fasziniert ja auch, dass er bei den Boxlektionen mit Schlägen aus der Hüfte heraus wie in Karate anfängt.
Danke Euch!
Ich habe mir gedacht Stock ist für die meisten hier im Forum sicherlich interessanter als Stoßdegen :-)
Ich sehe natürlich wieder viele Gemeinsamkeiten mit dem Broadsword-Fechten.
Genau alles was Du genannt hast, gehört auch irgendwie zusammen, mit ein paar kleinen Anpassungen rechts und links. Mc Gregor wäre stolz auf dich ;)
Rekonstruktionen von dem Kampfystem habe ich aber bisher noch nie auf YT gesehen
Ich habe das Buch seit es 2015 erschienen ist und du hast recht. Man finded zwar einiges zum Boxen aber zum Stock gab es nicht wirklich was und das war wie ich finde eine Schande und musste behoben werden. Der Quaterstaff wird sicherlich auch irgendwann noch folgen.
st eigentlich überraschend viel "Fleisch" in dem System
finde ich auch. Es ist sicherlich nicht komplett und kann noch ergänzt werden, man sieht aber die Methode sehr gut aus dem wenigen was da ist. Das ganze ist nicht mal aus einem Buch, sondern sind einige Zeitungsartikel, die in NY erschienen sind. Das musste kurz und knackig sein und am besten noch Lust auf mehr machen ;-)
Wen die Hände an der Hüfte nicht gleich ans Karate erinnert haben, hebe bitte die Hand. Tatsächlich ist es aber garnicht mal so unüblich, bestes Beispiel ist dabei z.B. Jacob Happel, er macht das nicht anders.
Oder Italien; Paolo de Scalzi hat ebenfalls eine ähnlich Übung in seinem Turnen (ginastica educativa) als Vorübung zum Boxen.
ich habe kraft vermisst.
das system arbeitet nur aus dem arm heraus?
also geeignet für scharfe klinge und laserschwert (scnr :cool:)
kraft soll durch geschwindigkeit aufgebaut/kompensiert werden?
oder sehen wir nur grundlegende techniken, die noch mit entsprechender beinarbeit verbunden werden müssen?
kommt zur beinarbeit auch noch ein video?
fand deine andere clip-serie auch spannend.
Billy die Kampfkugel
15-02-2024, 14:37
Man entwickelt beim Fechten schon eine spezielle Muskulatur. Der Unterarm meines Fechtarmes war schon wesentlich dicker als der andere. Die Kraft ist neben der Technik durchaus vorhanden. Wer einen Stock als Verteidigung mitnimmt wird schon was Stabiles, eventuell an der Spitze eisenverstärkt, wählen. Schläfe ist auch empfindlich.
Klar ein Stock ist kein Säbel, aber zur Not...
ich habe kraft vermisst.
Nein, da kommt nichts mehr nach. Das ist leider alles was wir haben.
Aber wie Billy schrieb und wie ich im Video sagte, wenn man geübt ist, bekommt man über die Handgelenkmoulinettes (in Verbindung mit evtl. Armstreckung) ganz schön viel Bums hin.
Das mag nicht so viel sein, wie man aus einem voll ausgeholten Hieb bekommt, ist dafür aber schneller und Monstery setzt hier anscheinend lieber auf ein Maschienengewehr als auf die Panzerfaust,
Fechtmeister unterscheiden grob zwischen drei Möglichkeiten zu Hieben:
1. aus dem Handgelenk - sehr schnell - geringste Kraft
2. aus dem Ellenbogen - "mäßig" schnell - "mäßig" Kraft
3. aus der Schulter - langsam - viel Kraft
Zusätzlich kommt es auch ein bisschen auf den Stock an. Ich habe bei meinem eine Gummikappe für mehr Gewicht und bessere Balance beim gehen, damals waren das eher metallene Endkappen mit evtl. ein bisschen extra Blei drinne. Das verschieb die Rotation und Schlaghärte auch wieder ein bisschen zu seinen Gunsten. Und zuletzt ist sich Monstery dessen wohl auch bewusst, weil er nur Gesicht und Waffenhand als Ziele nennt. Alles andere hat nicht genug Wirkung im Kampf.
Die Mehrheit der europäischen Stocksysteme (und dazu zähle ich Monstery jetzt auch mal) setzt aber auf größere Ausholbewegungen.
Wir haben beschlossen, dass wir uns in Zukunft noch einige praktisch ansehen werden. Ich denke ich kapere meinen Thread dann einfach und füge die bei Zeiten hier noch entsprechend an.
Dank Dir auch für die Videos!
Die Thematik liegt ja sozusagen am Rande meines Interessensbereichs, zu meiner Schande muss ich aber gestehen, dass ich mich im Europäischen wirklich nicht gut auskenne.
Big X möchte ich mich anschliessen: als ich die Bewegungen gesehen habe, musste ich sofort an Klinge denken, aber ist vielleicht auch nicht verwunderlich bei Monsterys militärischem Background. Mich würde interessieren wie man das System im Kontext einordnen kann. Welche Art von Kampf/Bedrohung hatte der Stilgründer vor Augen, bzw. war in dem soziokulturellen Kontext relevant? Im Sinne eines "Gentleman" Duells kann ich mir das sehr gut vorstellen. Was die Effizienz gegen massive Angriffe angeht, da bin ich mir unschlüssig: es fehlt etwas die Wucht, aber andererseits möchte ich auch lieber keine metallne Stockspitze mit entsprechender kinetischer Energie ins Gesicht bekommen. Auf den Philis gibt es ja zum Teil auch so Systeme mit Spazierstock, die nicht wuchtig aussehen, wo man dann aber zum Teil mit Körperarbeit oder Schritt die Spitze mit entsprechendem Impuls ins Gesicht rammt.
Interessant ist auch die Einteilung der Hiebe aus Deinem letzten Post: gibt es - wie im Asiatischen - im Europäischen in manchen Stilen auch die Vorstellung dass Hiebe aus der "Mitte" (Teille) oder durch komplexe Körperbewegungen "entstehen" (aus der entsprechenden Bewegung einen Impuls bekommen)?
P.S. auch wenn ich nicht immer was schreibe, haben mir die anderen Videos auch gefallen!
die moulinett-schläge kenne ich als "abanicos" oder fächerschläge.
sehr schnell. mit bein- und körperarbeit kann da mehr kraft rein.
aber von der schlagkraft nicht mit normalen schlägen (siehe punkt 4) zu vergleichen.
gegen jemenschen mit vorwärtsdrang nur mit viel beinarbeit im freien raum verwendbar.
vielleicht hat er die beinarbeit nur zahlenden kunden zeigen wollen?
Fechtmeister unterscheiden grob zwischen drei Möglichkeiten zu Hieben:
1. aus dem Handgelenk - sehr schnell - geringste Kraft
2. aus dem Ellenbogen - "mäßig" schnell - "mäßig" Kraft
3. aus der Schulter - langsam - viel Kraft
ich würde da noch ergänzen:
4. aus dem ganzen körper - ganz langsam - meiste kraft (also auch drehung in hüfte und fuss)
Wir haben beschlossen, dass wir uns in Zukunft noch einige praktisch ansehen werden. Ich denke ich kapere meinen Thread dann einfach und füge die bei Zeiten hier noch entsprechend an.
ich bin gespannt.
was schwebt dir vor? canne? bartisu?
die moulinett-schläge kenne im als Abanicos
Darf ich fragen, welches Dein System ist und was dort die Bedeutung von Abanicos (sozusagen im engeren Sinne) ist?
Stixandmore
16-02-2024, 16:11
die moulinett-schläge kenne ich als "abanicos" oder fächerschläge.
sehr schnell. mit bein- und körperarbeit kann da mehr kraft rein.
Mmhh, je nachdem, aus welcher Haltung "Witiks/Abanikos" ausgeführt werden, kann man damit Kokosnüsse knacken....ich hab einige Leute gesehen, die daß bei einem Sommercamp an frei schwingenden/hängenden Kokosnüssen demonstriert haben....von daher kann da schon gut "Saft" regeneriert werden!?
amasbaal
16-02-2024, 16:30
Mmhh, je nachdem, aus welcher Haltung "Witiks/Abanikos" ausgeführt werden, kann man damit Kokosnüsse knacken....ich hab einige Leute gesehen, die daß bei einem Sommercamp an frei schwingenden/hängenden Kokosnüssen demonstriert haben....von daher kann da schon gut "Saft" regeneriert werden!?
weil es (abaniko horizontal, winkel 1) eben nicht nur aus dem handgelenk kommt (kommen muss). bei mir "rotiert" dabei jedenfalls die "achse" (hüfte und die schulter dreht mit ein) und gegebenenfalls wird dabei auch ein schritt/eine gewichtsverlagerung nach vorne gemacht. dazu kommt, dass das nicht nur mit der waffenband vorne, sondern auch mit ihr hinten möglich ist, was zusätzliche power bringen kann, wenn die hüfte mit eingesetzt wird. außerdem ist ein dünner spazierstock, was anderes, als ein schwereres und dickeres holz.
Stixandmore
16-02-2024, 17:24
weil es (abaniko horizontal, winkel 1) eben nicht nur aus dem handgelenk kommt (kommen muss). bei mir "rotiert" dabei jedenfalls die "achse" (hüfte und die schulter dreht mit ein) und gegebenenfalls wird dabei auch ein schritt/eine gewichtsverlagerung nach vorne gemacht. dazu kommt, dass das nicht nur mit der waffenband vorne, sondern auch mit ihr hinten möglich ist, was zusätzliche power bringen kann, wenn die hüfte mit eingesetzt wird. außerdem ist ein dünner spazierstock, was anderes, als ein schwereres und dickeres holz.
Eh, ja...und? Bei mir ist das aber eher(Schritt, Hüftdrehung etc) um einen bestimmten Winkel hinzu bekommen, den Schlag an der gegnerischen "Guard" vorbei zu "zirkeln" und nicht um "wums" hinzukriegen....der kommt aus dem Handgelenk selber....bei anderen "Witiks/Abanikos" stimmt es aber durchaus, das mit der Húftrotation mehr Kraft erzeugt werden kann
Und die "gängigen" Rattanstöcke sind alle leichter, als die Spazierstöcke, die ich so kenn, da diese "normalerweise"(wie schon oben irgendwo beschrieben) eine Metalspitze haben...also nix mit schwerer, dicker Knúppel:p
amasbaal
16-02-2024, 19:22
Eh, ja...und?
sollte bestätigen, dass da durchaus power hinter sein kann. das mit dem winkel ist davon ja nicht ausgenommen.
sind alle leichter, als die Spazierstöcke, die ich so kenn, da diese "normalerweise"(wie schon oben irgendwo beschrieben) eine Metalspitze haben
ok, stimmt. ich ging jetzt von anderem holz aus (bei dem dann nur "aus dem handgelenk raus" schon was schwieriger ist. deshalb ja die erwähnte variante mit mehr körpereinsatz ;) )
Darf ich fragen, welches Dein System ist und was dort die Bedeutung von Abanicos (sozusagen im engeren Sinne) ist?
angelernt wurde ich mal in modern arnis. fokus war allerdings anwendungsbezogen.
Mmhh, je nachdem, aus welcher Haltung "Witiks/Abanikos" ausgeführt werden, kann man damit Kokosnüsse knacken....ich hab einige Leute gesehen, die daß bei einem Sommercamp an frei schwingenden/hängenden Kokosnüssen demonstriert haben....von daher kann da schon gut "Saft" regeneriert werden!?
deswegen schrieb ich:
mit bein- und körperarbeit kann da mehr kraft rein.
der normale anwender wird es meist nicht schaffen mit abanicos kokosnüsse zu knacken.
ist darauf trainiert worden?
amasbaal
17-02-2024, 11:09
Darf ich fragen, welches Dein System ist und was dort die Bedeutung von Abanicos (sozusagen im engeren Sinne) ist?
angelernt wurde ich mal in modern arnis. fokus war allerdings anwendungsbezogen.
... wo es formal nicht teil des "modern", sondern des "klassik"-bereichs ist. zu meiner zeit ein recht ausgiebig trainierter, da es - klassik hin oder her - gut zu den moderrn kombos passte, bei denen ja meist, nach block, der gegnerische stock gefasst wird und dann in entsprechend relativ naher distanz der eigene stock "tanzt". die abanikos passen da in den "fluss" ganz gut rein.
Mmhh, je nachdem, aus welcher Haltung "Witiks/Abanikos" ausgeführt werden, kann man damit Kokosnüsse knacken....ich hab einige Leute gesehen, die daß bei einem Sommercamp an frei schwingenden/hängenden Kokosnüssen demonstriert haben....von daher kann da schon gut "Saft" regeneriert werden!?
Rein Interesse halber. Die Kokosnüsse mit Rattanstöcke und Abanicos geknackt ? Oder mit Klingenwaffen ?
Stixandmore
17-02-2024, 14:30
Rein Interesse halber. Die Kokosnüsse mit Rattanstöcke und Abanicos geknackt ? Oder mit Klingenwaffen ?
Rattan.....
Rattan.....
. Respekt. danke
... wo es formal nicht teil des "modern", sondern des "klassik"-bereichs ist. zu meiner zeit ein recht ausgiebig trainierter, da es - klassik hin oder her - gut zu den moderrn kombos passte, bei denen ja meist, nach block, der gegnerische stock gefasst wird und dann in entsprechend relativ naher distanz der eigene stock "tanzt". die abanikos passen da in den "fluss" ganz gut rein.
:halbyeaha:cool:
amasbaal
17-02-2024, 23:43
:halbyeaha:cool:
;)
Danke für die Antwort. Wollte mich nicht dümmer stellen, als ich bin, aber mir sind zwei verschiedene Dinge unter dem Begriff "Abanico" bekannt und ich hatte mich gefragt ob es noch eine dritte Variante gibt, welche dem Moulinet sehr nahe kommt. (Pluma kommt innerhalb der mir bekkanten Begrifflichkeiten näher). Die Variante - die durch Pro- und Supination im Handgelenk generiert Bewegung - im MA ist mir auch als Aussenstehender bekannt, ich hatte mich aber auch da gefragt ob der Begriff weiter gefasst werden kann.
Übrigens kenne ich auch eine philippinische Schwert- Methode, die eigentlich ziemlich exakt auf die gleiche Art nach der Parade kontert, wie in dem 2. Video. Ein bischen mehr Bein- und Körperarbeit, aber ansonsten gleich. Der Trainer unterrichtet primär Lightning, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das Teil des eigentlichen Curriculums ist. Vielleicht liest es ja Christian von Praun und kann was dazu sagen. Wer auf den Philis etwas Nervenkitzel sucht, kann mich auch nach ihm fragen; wer unterrichtet von der ersten Minute an mit scharfen Klingen.
Sorry, dass der Thread ins philippinische abgleitet, aber ich finde einen Austausch mit HEMA eigentlich extrem interessant; es gibt ja auch ein paar FMAler, die zum Teil sogar Krampfhaft Verbindungen herstellen. Kennt eigentlich jemand etwas philippinisches, wo auch die Hanging- Guard vorherrscht?
Spud Bencer
18-02-2024, 17:36
Sorry, dass der Thread ins philippinische abgleitet, aber ich finde einen Austausch mit HEMA eigentlich extrem interessant; es gibt ja auch ein paar FMAler, die zum Teil sogar Krampfhaft Verbindungen herstellen.
Krampfhaft ist da wenig, eher überraschend gut dokumentiert (Jesuiten und südeuropäische Söldner haben die Einheimischen ausgebildet um die neuen spanischen Kolonien gegen die Raids islamischer Piraten zu verteidigen, eigentlich ganz simpel). Aber europäische Asien-Fanboys und philippinische Nationalisten hören sowas oft nicht gern. Es kommt ja auch auf den Stil an, die aus islamisch geprägten Gegenden haben aus offensichtlichen Gründen eher keine HEMA-Wurzeln, moderne Stile auch nicht. Bei langen Schwert oder Rapier wird man auch nicht fündig werden. Es geht eher um militärisches Fechten, südeuropäisch, frühe Moderne. Das ist - soweit man das aufgrund der Quellenlage sagen kann - ziemlich ähnlich von wegen cinco teros, Vorliebe für Hiebe zur Waffenhand, zwei Waffen gleichzeitig usw.
Interessant aber mir unbekannt wäre inwieweit die waffenlosen FMA-Stile wie Dumog Einflüsse aus dem HEMA-Ringen hatten.
amasbaal
18-02-2024, 17:52
Krampfhaft ist da wenig, eher überraschend gut dokumentiert (Jesuiten und südeuropäische Söldner haben die Einheimischen ausgebildet um die neuen spanischen Kolonien gegen die Raids islamischer Piraten zu verteidigen, eigentlich ganz simpel). Aber europäische Asien-Fanboys und philippinische Nationalisten hören sowas oft nicht gern. Es kommt ja auch auf den Stil an, die aus islamisch geprägten Gegenden haben aus offensichtlichen Gründen eher keine HEMA-Wurzeln, moderne Stile auch nicht. Bei langen Schwert oder Rapier wird man auch nicht fündig werden. Es geht eher um militärisches Fechten, südeuropäisch, frühe Moderne. Das ist - soweit man das aufgrund der Quellenlage sagen kann - ziemlich ähnlich von wegen cinco teros, Vorliebe für Hiebe zur Waffenhand, zwei Waffen gleichzeitig usw.
Interessant aber mir unbekannt wäre inwieweit die waffenlosen FMA-Stile wie Dumog Einflüsse aus dem HEMA-Ringen hatten.
:halbyeaha
das mit den Jesuiten in den wegen der Moro-überfälle auf siedlungen der Visayas vom spanischen gouverneur eingerichteten "wehrdörfern" mit vorgabe einer "basic" ausbildung der wehrhaften bevölkerung im "kriegsfechten" stimmt.
die frage ist: was war das dann genau. es wird nicht die feine kunst gewesen sein, sondern sehr vereinfachtes, das auch mit den üblichen waffen und werkzeugen vor ort funktionieren musste und ohne langwirige ausbildung von fischern, bauern und handwerkern ausgeführt werden konnte. dazu kommt: es gab auf den Visayas ja bereits eine "kriegerkaste" (zu der die ganzen "Datus" gehörten), die eine "martial tradition" ihrer vorchristlichen, malayisch stämmigen familien mit sich brachten (viele familien, deren unmitelbaren vorfahren aus nord-ost Borneo/Brunei stammten und viele Bajau/Seenomaden, die zwischen Borneo und den Visayas tätig waren... der name Lapu Lapu ist zb. ein typischer Bajau Name, der eigentlich die bezeichnung eines bestimmten fisches ist, und dessen großvater soll mit anderen lokalen Datus aus der gegend Borneo/Brunei gekommen sein.
ich denke da an europäische trainingsmethoden (numerado, winkelsystem) mit basic "hieben" + "rohes", reduziertes silat/kuntao, das in tribale techniken der lokalen kriegsführung integriert wurde.
edit: die dortigen Jesuiten waren fast alle Italiener. Ich komme jetzt gerade nicht auf den stilnamen, aber ich hab irgendwo noch ne alte DVD von einem FMA system, in dem sie ihren Espada y Daga stil mit dem von Pekiti Tirsia vergleichen und zeigen, dass sie sogar, ganz "ungrob", sehr "rapier"-mäßig mit langem, dünnem messer in distanz, bewegung und teilweise sogar technik vorgehen (manchmal das rattan beiseite legen und die europäischen waffen in ihrem sinne benutzend), während Pekiti eher ein "macheten" stil mit kürzerem messer mit - im vergleich - eher näherer distanz sei. ungewöhnlich, weil es sonst eher nicht so aussieht (eher im sinne von Pekiti), aber historisch interessant, wenn man auf der spur der europäischen aspekte ist, die in einigen linien anscheinend weniger "reduziert" eingang fanden (stil für die kulturell sehr "spanisierte upper class"?). wenn gewollt guck ich mal nach... San Miguel Eskrima? kann das sein?
edit: JA, das war es. leider nur ein kleiner ausschnitt aus der DVD in der tube:
https://www.youtube.com/watch?v=SpaK9rEt8mk
Natürlich gibt es ganz wesentliche Einflüsse aus der Europäischen Kampfkunst auf den Philippinen, ist doch völlig klar! Zu allen Zeiten und bis heute gibt es ja Informationsaustausch in beide Richtungen. Und wie das prominente Beispiel Rizal zeigt, wurde ja auch europäisches Fechten im 19 Jhd auf den Philis praktiziert und ist in dieser fruchtbaren Zeit sicher nicht zum ersten mal ein verschiedene Linien eingeflossen. Ich hoffe mein zitierter Satz wurde in der Breite nicht so gelesen, als hätte er das implizieren wollen! Ich bin mir sicher, der ein oder Andere weiss aber auch genau was ich meine.
waffenlosen FMA-Stile wie Dumog Einflüsse aus dem HEMA-Ringen hatten.
Bei den indigenen Formen, wo es im Sinne eines Komment- Kampfes praktiziert wird, kann ich es mir einen relevanten Austausch schlecht vorstellen (1) (Ringen ist ja auch verhaltensbiologisch angelegt und hat sich in (fast?) allen Kulturen entwickelt). Was mir sehr weit verbreitet sheint, aber entweder "im" (bzw unstrukturiert mit) Arnis oder im Sinne modernerer Adaptationen auch in Sportformen weitergegeben wird, sind Empty Hands, die in ihrer Grundstruktur ans Boxen erinnern, mit Ellenbögen und Grapplingelementen, die ans Japanische erinnernv(im Bezug auf japanische Elemente ist die Sache ja klar). Aus der Inosanto Richtung gibt es ja zum Boxen eine mündliche Überlieferung, die ich nur erwähne und nicht werte.
1) das kann ich auch begründen, habe der Leserlichkeit wegen aber nicht weiter ausgeholt.
@Amasbaal: das erwähnte, ganze Video würde auf Interesse stossen
amasbaal
18-02-2024, 23:06
Ich bin mir sicher, der ein oder Andere weiss aber auch genau was ich meine.
@Amasbaal: das erwähnte, ganze Video würde auf Interesse stossen
1. ja, klar. war nur willkommener anlass meine "Jesuiten predigt" zum besten geben zu können :biglaugh:
2. Ich guck mal... muss ja irgendwo sein. lass mir ein paar tage zeit, könnte auf dem seit WT-Herb diskussionen im WC forum berühmten und sprichwörtlichen "dachboden" (den ich nicht habe) schlummern. mach mich die tage mal auf die suche. ich schreib dir dann ne PN. kannst gerne ne kopie haben.
Sorry, dass der Thread ins philippinische abgleitet, aber ich finde einen Austausch mit HEMA eigentlich extrem interessant;
Alles gut, als alter langjähriger (Inayan) Eskrimador finde ich das garnicht schlimm ;-)
Jetzt tue ich mich noch weit weniger schwer damit diesen Thread mit anderen Stocksystemen und -methoden zu erweitern.
Interessant ist auch die Einteilung der Hiebe aus Deinem letzten Post: gibt es - wie im Asiatischen - im Europäischen in manchen Stilen auch die Vorstellung dass Hiebe aus der "Mitte" (Teille) oder durch komplexe Körperbewegungen "entstehen" (aus der entsprechenden Bewegung einen Impuls bekommen)?
Im 19. Jh. hat man weit mehr "gebladed" gestanden und das auch beibehalten, deshalb finden sich so eine Art der Kraftgenerierung nicht so häufig, gab es aber auch noch, z.B. im canne Vigney.
Schauen wir einige Jahrhunderte Früher finden wir auch sehr starke körperbetonte arten seinem Hieb Kraft zu verleihen, Joachim Meyers Dussack (Mitte des 16. Jh.) kann man da denke ich als sehr gutes Beispiel nennen.
ich bin gespannt.
was schwebt dir vor? canne? bartisu?
zum Besipiel :-) Wir sind geare ein bisschen am kanonischen Bartitsu dran, sind da aber vollkommen frei, deshalb auch der Aufruf am Ende des zweiten Videos. Altes la canne wird sicher dabei sein, als auch späte französische Selbstverteidigung für die Straße(tm), sozusagen französisches Bartitsu - La Défense dans la Rue von Jean-Joseph Renaud falls es der ein oder andere kennt.
Ich habe grob 20 Quellen zum canne oder Baton im Kopf - Material wäre also mehr als genug da ;-)
@ amasbaal
Ad 1) diese Art von Predigten lese ich mit Begeisterung. Hast Du noch etwas interessantes zur Rolle der, von Dir erwähnten Jesuiten zu berichten? Mir fällt ja zumindest eine Technik (Fraile) ein, die eine Assoziation bewirkt.
Ad 2) WT Herb wurde jetz schon ein paar Mal erwähnt; er muss eine Legende seine. ... würde mich extrem freuen, falls Dir da nochmals etwas in die Hände fällt, aber bloss kein Stress deswegen!
Alles gut, als alter langjähriger (Inayan) Eskrimador finde ich das garnicht schlimm ;-)
Jetzt tue ich mich noch weit weniger schwer damit diesen Thread mit anderen Stocksystemen und -methoden zu erweitern.
Bitte tu das; auch wenn ich nicht immer kommentiere, bin ich sicher nicht der Einzige, der Deine Beiträge zu schätzen weiss. Ist nicht selbstverständlich dass man die Zeit darin investiert und sein Wissen dann uneigennützig weitergibt. Ich schätze generell auch diese nüchterne "Meta-Ebene" von welcher aus man im HEMA die Stile betrachtet. Übrigens wäre ich ja in einer Orientierungsphase vor zwei Jahren fast beim HEMA hängengeblieben, wenn ich nicht kurz darauf das Ilustrisimo kennengelernt hätte - da ich keine Zeit hatte mich beidem in adäquater Weise zu widmen, musste ich mich entscheiden. Aber, vielleicht wird HEMA bei meiner Berentung wieder das Thema.
Okay, Ihr habt es nicht anders gewollt, kapere ich also meinen eigenen Thread :-D
Unser nächster Zwischenstop finded in Wien statt.
Major Josef Feldmann unterrichtete Französischen Bâton and der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.
Die Serie orientiert sich an den 10 Lektionen in die Feldmann seinen Stock einteilt und wir machen das auch, es wird also ein paar mehr Videos geben.
Diesmal also mehr Sibat ;-)
https://www.youtube.com/watch?v=zpFvt-JOcCY&list=PLK75bQPdT1yDuk5FAtrw7inliD8tSryeJ
Wie versprochen ein Video zum canne Vigny aus den Zeitungsartikeln zum Bartitsu von Edward Barton Wright. Um 1900 eröffnete er die Bartitsu school of martial arts and physical culture. Dort wurde Boxen, Savate, Jiu Jitsu und eben auch die Verteidigung mit dem Spazierstock gelehrt. Normalerweise wird ein Stock mit einem metallenem Griff gewählt, es gibt jedoch auch ein wenig zum Rundhakenstock mit ein paar einfachen Hakentechniken. Ich persöhnlich finde es braucht schon ein ordentliches Niveau, um solche Haken einzusetzten, sodass es nicht wundert, dass diese Techniken im Vergleich zu sehr "verspielten" Techniken, die man heute finden kann. Es ist zwar immer interessant zu sehen, was man so alles damit anstellen kann, ob es in einer als Selbstverteidigung bezeichneten Methode etwas zu suchen hat, wage ich zu bezweifeln. Aber seien wir ehrlich, jeder denkt sofort daran, dass man mit dem Spazierstock jemandem das Bein wegziehen kann.
https://www.youtube.com/watch?v=h9TBYaC-Zl8&list=PLK75bQPdT1yA5Xl2JX4FEvghFH5EW3JYs
So ich lasse das nächste Bartitsu video mal hier. Es geht um die Guard of distance, also grob gesagt; Den Schlag durchgehen lassen und in den Angriff schlagen. Das ganze durch die Rear guard gut vorbereitet mit einem ziemlich harten Schlag unsererseits:
https://youtu.be/8nAGFqomQfU
Wie oben erwähnt gibt es mittlerweile zum Baton noch einige Lektionen und damit Videos mehr :-)
geil - largo mano :D.
inklusive defanging the snake ;-)
Ich hätte nochmal was Nettes. Fünf Selbstverteidigungstipps mit dem Spazierstock für den "Normalo" aus einer "Enzyklopädie".
Das Meiste für den heutigen Kampfkünstler Allgemeingut, für andere vielleicht immer noch neu. Außerdem gibt es Hinweise für Ziele um Notwehrexess zu vermeiden.
Ist zwar was länger aber schauts euch an ;-)
https://youtu.be/o2HXP0I-9vs
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