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Vollständige Version anzeigen : Royce Gracie zum Islam konvertiert



FireFlea
06-03-2024, 07:10
Hier eine deutsche Quelle, wenn ihr danach sucht, findet man auch einiges auf YT.

Die brasilianische UFC-Legende, Jiu Jitsu-Kämpfer Royce Gracie, sei Berichten zufolge nun nach einem Treffen mit Kampfsportler und Host der „Deen Show„, Eddie Redzovic, sowie dem islamischen Prediger Shaykh Uthman Ibn Farooq, zum Islam konvertiert.

https://nex24.news/2024/03/ufc-legende-royce-gracie-zum-islam-konvertiert/

VincentPrice
06-03-2024, 07:54
Als ich Deine Meldung gelesen habe, dachte ich mir da schau ich doch gleich mal auf das bjj subreddit was dort dazu steht. Von den 786.000 Subscribern war das keinem einen Thread wert. Das sagt schon einiges darüber was man über Royces Relevanz in 2024 wissen muss.

jkdberlin
06-03-2024, 08:06
Royce hat glaube ich immer noch Relevanz, aber diese Aktion (für mich z.B.) halt nicht. Ist mir egal, komplett.

HAZ3
06-03-2024, 09:17
Absolut geniale Aktion !!!
Ich mag die Gracie's ja eigentlich gar nicht,aber dafür hat Royce auf ewig bei mir Pluspunkte :D

egonolsen
06-03-2024, 09:21
Absolut geniale Aktion !!!
Ich mag die Gracie's ja eigentlich gar nicht,aber dafür hat Royce auf ewig bei mir Pluspunkte :D

Ich fände es ja deutlich besser, wenn man vielmehr das Ablegen von Religionen beglückwünschen würde...

jkdberlin
06-03-2024, 09:27
Ich fände es ja deutlich besser, wenn man vielmehr das Ablegen von Religionen beglückwünschen würde...

Dito.

ThomasL
06-03-2024, 09:31
Warum?
Wenn jemand in einer Religion etwas findet was er sucht ist er doch genauso zu beglückwünschen wie jemand der seine ablegt weil sie nicht zu ihm passt. Beides fällt für mich unter dem Begriff Religionsfreiheit und diese zu tolerieren.

jkdberlin
06-03-2024, 09:39
Warum?
Wenn jemand in einer Religion etwas findet was er sucht ist er doch genauso zu beglückwünschen wie jemand der seine ablegt weil sie nicht zu ihm passt. Beides fällt für mich unter dem Begriff Religionsfreiheit und diese zu tolerieren.

ich toleriere es ja. Es hat für mich nur nichts mit dem BJJ oder einem anderen Sport zu tun. Es ist mir schlichtweg egal. Persönlich fände ich es besser, aus einer historischen Entwicklung gesehen, dass die Menschen weniger Religion nach außen tragen würden. Hat bisher schon zu ziemlich viel Unheil geführt. An was jemand glaubt, ist individuell. Habe ich nichts dagegen. Nur die Verkettung des einen mit dem anderen finde ich nicht richtig.

jkdberlin
06-03-2024, 09:41
und ich warne mich mal selber mit: Grappling Forum, nicht Religion! Bitte im Zusammenhang bleiben ...

VincentPrice
06-03-2024, 10:13
Royce hat glaube ich immer noch Relevanz, aber diese Aktion (für mich z.B.) halt nicht. Ist mir egal, komplett.

Wenn ich (also ausdrücklich subjektiv) die letzten 5 Jahre zurückdenke was ich von ihm gehört habe, dann fällt mir ein Privatinsolvenz in Verbindung mit Steuerhinterziehung, PR Aktion, dass er irgendwo in den USA Hilfspolizist geworden ist, Wahlwerbung für Bolsonaro und jetzt die Konvertierung zum Islam.

Sein Platz in der Historie und seine sportlichen Leistungen sind unbestritten, aber inwiefern ist der für das heutige BJJ und die heutige Community noch relevant. Es interessiert ja z. B. auch keinen was Bodo Ilgner so macht, obwohl der gute Mann Weltmeister und mehrfacher Champions League Sieger ist.

StaySafe
06-03-2024, 10:32
Hat zwar auch nix mit dem Sport und Royce Gracies Relevanz darin zu tun, aber Steuervorenthaltung find ich persönlich sympathischer als Religionsannahmen. :D
Letztlich ist das alles immer die persönliche Sache der Leute. Aber es ist schon auffällig dass Religion und das nach außen tragen der eigenen Religiosität, zunehmend Raum nimmt im Kampfsport.
Gefällt mir nicht, zeigt aber auch auf wie hohl die Aussage "Politik und Religion haben auf der Matte nichts verloren" in der Praxis oft ist.

Aber wenn Royce Gracie ohnehin für den Sport keine wirkliche Relevanz mehr hat und Religion Privatsache ist, die im Zusammenhang mit BJJ gleich doppelt uninteressant ist, kann hier doch eigentlich zugemacht werden, oder?

jkdberlin
06-03-2024, 10:50
Weil er und seine Verwandten halt immer noch Teil dieser Szene, dieser Kampfkunst und des Sportes sind.
https://www.roycegraciejj.com

Gast
06-03-2024, 11:32
Worüber soll denn in einem Thread mit dem Titel "Royce Gracie zum Islam konvertiert" diskutiert werden? Über die Frage, ob der Wechsel zu einer anderen Religion die Grappling-Fähigkeiten beeinflusst? ;)

period
06-03-2024, 11:52
Worüber soll denn in einem Thread mit dem Titel "Royce Gracie zum Islam konvertiert" diskutiert werden? Über die Frage, ob der Wechsel zu einer anderen Religion die Grappling-Fähigkeiten beeinflusst? ;)

Das ist eine sehr spannende Frage, die ich persönlich mit "möglicherweise" beantworten würde, obwohl ich Agnostiker bin.

Interessanterweise wird z.B. das Ringen fast ausnahmslos von sehr religiösen Leuten dominiert, und zwar so ziemlich ungeachtet ihrer Herkunft - da haben wir gläubige Muslime aus dem Kaukasus, orthodoxe Christen, und ein grosser Teil von den US Ringern sind Born Again Christians. Das mag verschiedene Gründe haben, einerseits kommen fast überall auf der Welt die Topleute eher aus einem ruralen Umfeld, wo Religion mehrheitlich noch eine grössere Rolle spielt. Andererseits würde ich argumentieren, dass Religion häufig mit einem Sendungsbewusstsein einhergeht, und mit einem verstärkten sozialen Halt. Mit anderen Worten, wenn man davon ausgeht, das Richtige zu tun (Gott will es und so), dann ist es auch einfacher, damit umzugehen, was man sich in Training und Wettkampf antut. Der soziale Rückhalt kann auch die Faktoren reduzieren, mit denen Profis in unserem Sport eben häufig umgehen müssen (im Gegensatz zu populäreren Sportarten wie Fussball, American Football, Wintersport...), nämlich lange kaum was zu verdienen und keine finanzielle Absicherung zu haben, auch wenn das Eis zur Spitze hin genauso dünn wird.
Ich würde ferner argumentieren, dass Religion an dieser Stelle nur eine mögliche Form von Ideologie ist, die die genannten Funktionen ausüben kann. In den DDR-Ringerhandbüchern wird z.B. die politische Ideologie auf eine Weise betont, die eine religionsähnliche Funktion nahelegt. Ähnlich würde ich persönlich das auch z.B. bei den koreanischen Sportlern sehen (und zwar ggf. nicht nur in Nordkorea, sondern im Kontrast dazu auch in Südkorea, das sich nicht zuletzt über die Kontraste definiert), auch bei den japanischen Athleten habe ich den Eindruck, dass eine kulturelle Ideologie in diesem Kontext religionsartige Funktion übernimmt und die gewünschte Einstellung und Leidensbereitschaft fördert.

jkdberlin
06-03-2024, 12:18
Worüber soll denn in einem Thread mit dem Titel "Royce Gracie zum Islam konvertiert" diskutiert werden? Über die Frage, ob der Wechsel zu einer anderen Religion die Grappling-Fähigkeiten beeinflusst? ;)

das frage ich mich auch ...

VincentPrice
06-03-2024, 12:20
Weil er und seine Verwandten halt immer noch Teil dieser Szene, dieser Kampfkunst und des Sportes sind.
https://www.roycegraciejj.com

Na ja reden wir jetzt von Royce oder der Gracie Familie im Allgemeinen? Über die verbliebene Relevanz der Familie insgesamt kann man sicherlich ausgiebig diskutieren, das ist aber schon nochmal ein deutlicher Unterschied zu Royce als Person.

Royce hat in den letzten 10 Jahren nichts zum BJJ beigetragen, (naturgemäß) nicht als Athlet, nicht als Coach, nicht als Funktionär, nicht als Infuencer/weiser alter Mann.

In meinem Fußball Vergleich könnte man Bodo Illgner mit Jürgen Kohler ersetzen. Der ist ähnlich mit Titeln als Spieler ausgestattet und auch heute noch als Funktionär, Trainer, etc im Fußball tätig. Ist aber halt nicht mehr relevant.


[...]
Interessante Perspektive. Dabei fällt allerdings auf, dass es im BJJ überhaupt nicht so ist.

ThomasL
06-03-2024, 12:22
ich toleriere es ja. Es hat für mich nur nichts mit dem BJJ oder einem anderen Sport zu tun. Es ist mir schlichtweg egal. Persönlich fände ich es besser, aus einer historischen Entwicklung gesehen, dass die Menschen weniger Religion nach außen tragen würden. Hat bisher schon zu ziemlich viel Unheil geführt. An was jemand glaubt, ist individuell. Habe ich nichts dagegen. Nur die Verkettung des einen mit dem anderen finde ich nicht richtig.
Ja, da gehe ich voll- und ganz mit. Ich würde mich auch selbst verwarnen, aber ich habe keine Moderatorenrechte::p

Björn Friedrich
06-03-2024, 12:28
Royce ist der Grund warum dieses Forum existiert und wir alle überhaupt mit BJJ angefangen haben. Von daher kann man ihn mögen oder nicht, er bleibt einer der wichtigsten Namen des BJJ in der westlichen Welt.

1.2.3
06-03-2024, 12:52
Ja, nicht der Erste, der zum Islam konvertiert ist, wenn ich da an so Persönlichkeiten wie Janet Jackson, Cassius Clay, Cat Stevens, oder sogar Franck Ribery denke! Muss jeder für sich selbst entscheiden und ist für mich völlig unwichtig, solange das kein Relevanz auf "meiner" Matte findet! Es gibt ja durchaus so radikale Auslegungen, dass so mancher aus religiösen Gründen nicht mit Frauen trainiert, usw....

Da wäre für mich persönlich die Grenze

Was mir auf den Zwirn geht in den einschlägigen, sozialen Medien, sind die Beiträge/ Posts zu diesem Thema:.....die einen schreiben "Allhamdullilah (oder wie das auch immer heißt), endlich hat er den einzigen, wahren Glauben gefunden!".....worauf die meisten Nicht Muslimen natürlich kontra geben..... sowas braucht es nicht, meiner Meinung nach!

Cam67
06-03-2024, 12:54
Ich würde ferner argumentieren, dass Religion an dieser Stelle nur eine mögliche Form von Ideologie ist, die die genannten Funktionen ausüben kann. In den DDR-Ringerhandbüchern wird z.B. die politische Ideologie auf eine Weise betont, die eine religionsähnliche Funktion nahelegt. Ähnlich würde ich persönlich das auch z.B. bei den koreanischen Sportlern sehen (und zwar ggf. nicht nur in Nordkorea, sondern im Kontrast dazu auch in Südkorea, das sich nicht zuletzt über die Kontraste definiert), auch bei den japanischen Athleten habe ich den Eindruck, dass eine kulturelle Ideologie in diesem Kontext religionsartige Funktion übernimmt und die gewünschte Einstellung und Leidensbereitschaft fördert.

Interessante These . Auf den ersten Blick kam bei mir gleich Ablehnung auf , da gerade Religion im Sport (ddr) , aus meiner Erfahrung heraus , so gut wie keine Rolle spielte , aber mit Blick auf die Funktion dahinter , ist der Begriff "religionsähnlich" , und zu was es befähigen kann , irgendwie wieder stimmig . Danke für den Input.

VincentPrice
06-03-2024, 12:57
er bleibt einer der wichtigsten Namen des BJJ in der westlichen Welt.

das steht auch nicht zur Debatte. Das heißt aber nicht, dass er heute noch relevant ist.

Um nicht immer mit dem Fußball zu vergleichen: Michael Jordan ist der wohl erfolgreichste und wichtigste Basketballer aller Zeiten, es spielt aber für den heutigen Basketball überhaupt keine Rolle welche Politiker er gut findet oder ob er evtl im Clinch mit dem Fiskus liegt.

period
06-03-2024, 13:31
Interessante Perspektive. Dabei fällt allerdings auf, dass es im BJJ überhaupt nicht so ist.

Darauf hat man m auch schon mehrfach hingewiesen. Meine Einblicke ins BJJ waren bisher sehr begrenzt, wenn ich nach Gründen suchen müsste, warum die Entwicklung dort anders ist, würden mir ein paar Theorien einfallen, die mit der Organisationsform der unterschiedlichen Disziplinen zu tun haben.
Im Ringen und auch im Judo haben als olympische Sportarten mit entsprechender Förderung die Nationalteams einen höheren Stellenwert als im BJJ, wo eher die lineage, die Schule und das Team betont werden. Im Ringen und im Judo erfolgt die Weiterbildung der AthletInnen massgeblich über zentral organisierte und finanzierte Lehrgänge etc. Sprich, wer immer bei den nationalen Wettkämpfen positiv auffällt, wird zentral weiter gefördert, wodurch bestimmte mögliche Wettkampfvorteile durch bessere Trainer, ein kompetitiveres Team etc. vor Ort verflachen. Auch die… medizinische Förderung der AthletInnen findet – wo nachweissbar – nicht selten über den Mannschaftsarzt o.ä. statt. Die finanzielle Einstiegshürde wird bewusst tief gehalten, die Jahresbeiträge im Ringen und Judo liegen mehrheitlich unter dem typischen Monatsbeitrag im BJJ, die Trainer und Funktionäre arbeiten mehrheitlich ehrenamtlich. Vereinswechsel von besonders Talentierten sind typisch, und mehrheitlich bleiben die auch in einem freundschaftlichen Verhältnis zu ihrem Stammverein und ihren ehemaligen Trainern, sprich, die Loyalität gilt zuerst dem Sport und dann dem Trainer und Verein, die umgekehrt auch stolz sind auf von ihnen produzierte Spitzenleute, die nun woanders ringen. Mit anderen Worten: man möchte es möglich machen, dass wer immer genug Talent und Antrieb mitbringt nach oben kommen kann. Und da ist Leidens- und Opferbereitschaft dann ein ziemlich wichtiger Faktor.
Im BJJ würde ich dagegen eher Privatinitiative quer durch die Bank sehen. Zunächst konzentrieren sich die Schulen mehrheitlich in den Städten, und die Höhe der Mitgliedsbeiträge führt dazu, dass man dort zumindest in Europa eher Angehörige der Mittelschicht treffen wird als Leute, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen. Also finden die Angehörigen der im Ringen dominanten Gruppen nur seltener ihren Weg ins BJJ, wenn überhaupt dann eher spät im Leben nach Abschluss ihrer sportlichen Karriere woanders und nachdem sie eine gewisse finanzielle Stabilität erreicht haben. Auch würde ich sagen, dass es im BJJ aufgrund der kürzeren Geschichte häufiger so ist, dass der Besuch des Trainings eine bewusste Entscheidung von mehrheitlich erwachsenen Personen ist, während sich im Ringen, Judo etc. nicht selten regelrechte Dynastien herausgebildet haben, wo die Kinder eben ins entsprechende Training gehen und viele der "Hochburgen" auf dem Land oder in Kleinstädten liegen. Wer weitere Förderung haben will, muss sich die selbst suchen, organisieren und bezahlen, und obendrein ggf. noch mit dem Stigma klarkommen, seine Stamm-Schule verlassen zu haben. Das heisst, es gibt einerseits das Verständnis von Training als Dienstleistung, andererseits auch die Wahrnehmung einer «Ehrenbindung» an die Schule, mehr als an den Sport. Es gibt inzwischen zwar auch im BJJ Profis, aber in den meisten Fällen scheint dies an den (laufenden oder geplanten) Aufbau einer Schule und / oder Trainertätigkeit auf Seminaren gebunden zu sein, während im Ringen weniger als 10% der Topleute Trainer werden, und davon kaum mehr als 1% dies hauptberuflich tun kann. Sprich, in Summe sind Schulzugehörigkeit und Geld wichtigere Faktoren für den Erfolg als im Ringen oder Judo.
Man könnte die Unterschiede noch weiter ausführen, z.B. habe ich Ringervereine immer als sehr familiär erlebt, sprich, auch der Mannschaftsringer kennt in der Regel die Eltern, Grosseltern und Geschwister des Ringernachwuchses, und talentierte (Nachwuchs-) Ringer bekommen so als inoffizielles Sponsoring auch schnell mal eine Lehrstelle oder einen Job «wo sie nicht viel machen müssen». In BJJ-Schulen habe ich bisher nichts entsprechendes gesehen, dafür gibt’s da oft deutlich mehr Trainierende mit ganz unterschiedlichen Biografien. Informationskultur kommt dann noch dazu, im Ringen ist der Konsum von Instructionals etc. erst ein recht neues Phänomen, das auch noch nicht überall angekommen ist und z.T. auch kritisch beurteilt wird, während es im BJJ gewissermassen «von Anfang an» dabei war. Aber auch das bietet vermehrt Vorteile für Leute mit höherer Bildung und dickerer Brieftasche.

Alles das führt aus meiner Sicht dazu, dass man eine unterschiedliche Klientel anzieht, was dann wiederum den erwähnten Unterschied ausmachen könnte. Ob sich das irgendwann ggf. ändert falls es vermehrt staatliche Förderung für Nationateams gibt, bleibt abzuwarten.