Vollständige Version anzeigen : Karate ohne Graduierungen/Prüfungen in Deutschland
Hallo,
gibt es hierzulande Karate-Gruppen bzw. Karate-Vereine, in denen bewusst auf Graduierungen (Kyû/Dan) und dazugehörige Prüfungen verzichtet wird, so dass alle Mitglieder auch dieselbe Gürtelfarbe bzw. gar keinen Gürtel zur Schau tragen?
Ich wurde danach gefragt, weiß es aber nicht. Dunkel meine ich mich erinnern zu können, dass solch eine Gruppe hier im Forum schon mal erwähnt worden sein könnte, finde sie allerdings nicht ...
Grüße,
Henning Wittwer
Schnubel
18-04-2024, 09:08
Das würde ich mich auch mal interessieren. Bin es leid mit dem Gürtelwahn.
Royce Gracie 2
18-04-2024, 09:35
Ist mir nicht bekannt.
Ich weiss , dass bei uns damals 2008 im Kyokushin Budokai Gürtel für Prüfungen oder Leistung in Wettkämpfen vergeben werden konnten und es in Turnieren keine Unterscheidung nach Gürtel gab.
Also Weissgurte mussten auch gegen Schwarzgurte kämpfen. Ich hab meinen Blaugurt damals ohne Prüfung erhalten, weil ich im Wettkampf gezeigt habe das ich die Techniken anwenden kann.
Prinzipiell war es möglich ohne eine einzige Prüfung Schwarzgurt zu werden wenn man genug Wettkampferfolge hatte.
Spannendes Thema. Ja, ich meine auch dass hier im Board mal dergleichen geschrieben wurde, finde es aber gerade auch nicht...
Wir haben es versucht bei uns im Dojo. Reduktion von Verbandskrams (aktuell nur noch zwei Erwachsene als Verbandsmitglieder) und Training ohne Gürtel bzw. Prüfungen, rein nach Themenkomplexen und mit sonnigen Aufbau.
Wurde nicht so gut angenommen. Wirklich nicht. Insbesondere bei den Kids und bei den Eltern. Da war die Frage nach Prüfung und Farbe schnell da und die Unzufriedenen in Überzahl als es hieß wir machen so was nicht.
Ich hätte es gerne durchgezogen... Einfach lösen von verband und alten Strukturen, für sich und mit denjenigen trainieren, auf die man Lust hat.
Naja, mag vieleicht noch mal wieder kommen. In den Dojos in denen wir uns rum treiben sind schon nette Leute, die will man nicht missen. Man muss diesen Schritt auch gehen und dann aushalten können, was einem entgegen kommt an Sprüchen usw. Und der Verein hat auch mitzureden, die wollen natürlich nicht, dass da Leute abspringen und wechseln.
Aber dieser Verbandskrams... Immer ein emotionales hin und her.
Fazit: Hat bei uns im ersten Anlauf nicht gut geklappt. Wir gehen jetzt einen Mittelweg mit dem wir bisher ganz zufrieden sind was unsere Freiheiten angeht. Abwarten was noch kommt.
Aber interessant wäre es zu erfahren ob es irgendwo läuft und wie man dorthin kam?
Grüße,
Mol
FireFlea
18-04-2024, 09:53
Wir hatten zumindest in der Kern-Gruppe zwar Graduierungen aber nur die Farben weiß, braun und schwarz. D.h. ein Kyu Graduierter hat den weißen Gürtel getragen, bis er Braungurt wurde.
Ansonsten habe ich auch teilweise Graduierung einfach zuerkannt bekommen und teilweise Prüfungen abgelegt. Bis auf den Shodan seinerzeit im Seido Karate (Bericht ist im Forum und gaaanz früher im DJKB) war das aber immer direkt beim eigenen Lehrer, auch Dan Graduierungen. Den 2.Dan hat mir bspw. mein Lehrer im Shotokan zugesprochen ohne Prüfung, später habe ich wieder eine Prüfung gemacht.
Spannendes Thema. Ja, ich meine auch dass hier im Board mal dergleichen geschrieben wurde, finde es aber gerade auch nicht...
Wir haben es versucht bei uns im Dojo. Reduktion von Verbandskrams (aktuell nur noch zwei Erwachsene als Verbandsmitglieder) und Training ohne Gürtel bzw. Prüfungen, rein nach Themenkomplexen und mit sonnigen Aufbau.
Wurde nicht so gut angenommen. Wirklich nicht. Insbesondere bei den Kids und bei den Eltern. Da war die Frage nach Prüfung und Farbe schnell da und die Unzufriedenen in Überzahl als es hieß wir machen so was nicht.
Ich hätte es gerne durchgezogen... Einfach lösen von verband und alten Strukturen, für sich und mit denjenigen trainieren, auf die man Lust hat.
:halbyeaha
aber dieser Verbandskrams... Immer ein emotionales hin und her.
Fazit: Hat bei uns im ersten Anlauf nicht gut geklappt. Wir gehen jetzt einen Mittelweg mit dem wir bisher ganz zufrieden sind was unsere Freiheiten angeht. Abwarten was noch kommt.
Aber interessant wäre es zu erfahren ob es irgendwo läuft und wie man dorthin kam?
Grüße,
Mol
Ganz genau wie du schreibst. Einerseits halten viele nicht durch über die Jahre oder verlassen das Training aus anderen Gründen, die, die vorndran stehen, können und wollen nicht mehr so trainieren wie vor 25 Jahren. Einflüsse aus anderen Stilen, nahezu kompletter Umbau des Übungs-Programms. Als Gerüst und Verbindung zum früheren bleibt die Kata. Wer möchte, kann gern Prüfung machen, aber es gibt kein Muss.
Das würde ich mich auch mal interessieren. Bin es leid mit dem Gürtelwahn.
Was denn für ein "Gürtelwahn"?
Du kannst doch einfach üben. Niemand wird gezwungen zur Prüfung. Einer unserer Mitstreiter hat seit 25 Jahren Braungurt. Wird auch nicht mehr. Aber er übt eben. Mal mehr, mal weniger.
Schnubel
18-04-2024, 13:36
Was denn für ein "Gürtelwahn"?
Du kannst doch einfach üben. Niemand wird gezwungen zur Prüfung. Einer unserer Mitstreiter hat seit 25 Jahren Braungurt. Wird auch nicht mehr. Aber er übt eben. Mal mehr, mal weniger.
Du warst nicht in dem Verein wo ich war. Da ging es nur um Gürtel und Prestige. Da hatte es die Quantität an Gürtel und nicht die Qualität der KK.
FireFlea
18-04-2024, 13:59
Du warst nicht in dem Verein wo ich war. Da ging es nur um Gürtel und Prestige. Da hatte es die Quantität an Gürtel und nicht die Qualität der KK.
Dann muss man da ja nicht trainieren ;)
Schnubel
18-04-2024, 15:18
Dann muss man da ja nicht trainieren ;)
Tue ich auch nicht mehr
Ich wurde danach gefragt, weiß es aber nicht. Dunkel meine ich mich erinnern zu können, dass solch eine Gruppe hier im Forum schon mal erwähnt worden sein könnte, finde sie allerdings nicht ...
In den Zehnerjahren hat Jesse Enkamp mal ein langes Wochenendseminar hier in D gegeben. Frankfurt, meine ich.
Beim ersten Get-Together durften alle Teilnehmer ihren Obi ablegen ... und es gab PINKE Gürtel für alle, inklusiver der ebenfalls internationalen Trainerschaft.
Vielleicht ist es das, was du im Hinterkopf hast?
Hier seine (durchaus werbliche, aber so ist er) Erläuterung dazu:
https://www.karatebyjesse.com/pink-belts-karate-knx-seminar/
Hallo,
danke für den Hinweis auf J. Enkamp! Allerdings meine ich tatsächlich Gruppen/Vereine/Verbände in Deutschland, die dauerhaft auf Graduierungen/Prüfungen im Karate verzichten. (Bei J. Enkamp handelte es sich scheinbar nur um einen zeitlich auf ein Lehrgangswochenende beschränkten Werbegag.)
Die Gruppe, an die ich mich zu erinnern glaube, hatte eine eigene Webseite, auf der sie u. a. auch mehrere Videos von ihren Trainings sowie eine Erklärung zu ihrer ablehnenden Haltung gegenüber Graduierungen/Prüfungen veröffentlichte. Dabei trugen alle Teilnehmer weiße Gürtel. Auf mich wirkten die Darbietungen eher kraftbetont (krampfig) und wie DKV/JKA-Shōtōkan ohne Wettkämpfe. Möglicherweise zeigten sie auch Bruchtests und wiesen darauf hin, wirklich „traditionelles Karate“ zu betreiben. Außerdem meine ich, dass diese spezielle Gruppe über eigene Trainingsräume verfügte (in denen die Filme gedreht wurden).
Mit diesen Schlagworten finde ich im Internet viel, nur nicht die entsprechende Webseite. Und wie eingangs geschrieben, ist meine Erinnerung daran nicht sonderlich frisch …
Grüße,
Henning Wittwer
Mol-Te
Wurde nicht so gut angenommen. Wirklich nicht. Insbesondere bei den Kids und bei den Eltern. Da war die Frage nach Prüfung und Farbe schnell da und die Unzufriedenen in Überzahl als es hieß wir machen so was nicht.
Ich kenne das Problem. Ich hatte vor paar Jahren eine Kinderkarategruppe kurzfristig übernommen (eher ungern, reiner Freundschaftdienst in einer Notlage). Da ich zu dieser Zeit nicht mehr im Verband aktiv war, gab es bei mir anfangs (das kurzzeitige Einspringen dauerte Jahre ) auch keine Prüfungen. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Eltern danach fragten.
Auch später (als mein eigener Lehrer mit ins Boot kam) gab es oft Fragen nach dem nächsten Gürtel – als ob dies wirklich wichtig wäre. Auch hier eigentlich immer nur von den Eltern.
Bei den Erwachsenen die mit mir trainierten (im Sinne einer Trainingspartnerschaft bei der ich als erfahrenster die Leitung übernahm) gab es das Problem nicht. Deren Interesse lag aber auch ausschließlich beim „Kämpfen“.
@Gibukai: Echte, noch aktive Gruppen die es so handhaben kann ich Dir leider nicht nennen.
Im Koryu Uchinadi wird weitgehend auf Prüfungen und Graduierungen verzichtet. So wie ich es kenne gelernt habe, gab es dort nur weiße und schwarze Gürtel. Also ab DAN wurde dann schon geprüft, bei Kyu- Graden oblag es glaube ich den Trainern selbst, ob sie in ihren Vereinen etwas abprüfen oder nicht.
Hallo,
Die Gruppe, an die ich mich zu erinnern glaube, hatte eine eigene Webseite, auf der sie u. a. auch mehrere Videos von ihren Trainings sowie eine Erklärung zu ihrer ablehnenden Haltung gegenüber Graduierungen/Prüfungen veröffentlichte. Dabei trugen alle Teilnehmer weiße Gürtel. Auf mich wirkten die Darbietungen eher kraftbetont (krampfig) und wie DKV/JKA-Shōtōkan ohne Wettkämpfe. Möglicherweise zeigten sie auch Bruchtests und wiesen darauf hin, wirklich „traditionelles Karate“ zu betreiben. Außerdem meine ich, dass diese spezielle Gruppe über eigene Trainingsräume verfügte (in denen die Filme gedreht wurden).
[...]
Grüße,
Henning Wittwer
Hallo,
tatsächlich erinnere ich mich aufgrund der Beschreibungen an eine Karate-Gruppe, die ich 'Köln' zugeordnet und damit relativ schnell wiedergefunden habe. Den Angaben auf der Homepage folgend, könnte es passen:
https://www.karatekunst.net/index.php?id=4
Viele Grüße!
FireFlea
19-04-2024, 12:31
Ja das müssten die in der Tat sein, ich kann mich dunkel erinnern, dass wir über Videos von denen diskutiert haben, auf die die Beschreibung von Henning passt.
Hallo nochmal,
danke - das war in der Tat hilfreich!
Über diese Gruppe fand ich gleich noch einen zweiten Verein in Bergisch Gladbach, in dem Graduierungen/Prüfungen laut Selbstauskunft abgelehnt werden. D. h. es gibt also auch heute mindestens zwei aktive Karate-Vereine in Deutschland ohne Graduierungen/Prüfungen ...
Grüße,
Henning Wittwer
Zingultas
19-04-2024, 22:33
Ich überlege nochmal wie dir bekannten aus Norddeutschland heißen.
In Korschenbroich (NRW) bei Wolfgang Brockers meine ich war esauch mal nur in weiß.
Bei denen um Köln wurde es imho zum Teil adabsurdum geführt, da ichein paarmal manche von denen Getroffen habe, die schmutzige zT sogar Stockfleckige Gürtel getragen haben (auf gewaschene GI)
Moin, ich bin Sachen Gürtelfarben ambivalent:
Auf der einen Seite betrachte ich nach wie vor mit Freude und auch einem gewissen Stolz meine "ungewaschenen" Gürtel, die gerollt und gestapelt auf dem Schrank in meinem Büro liegen. Da ist wahrlich Arbeit und Schweiß drin und auch es hängen viele Emotionen dran.
Auf der anderen Seite schaue ich mit nun 46 auf diese Zeit zurück und kann nur den Kopf schütteln, wenn ich mir einmal die auf diesen Graduierungen "aufbauende" Didaktik anschaue, die letztlich gar keine war. Das Training an sich bestand aus Gymnastik, Kihon, "Kumite" und Kata. Die Gürtelprüfungen waren im Grunde reine Sportprogramme: Kihons schrubben, "Kombinationen", Kumite (Mae-Geri vs Gedan-Berai *augenverdreh*), Kata und dann drei Minuten SV. Also in keinster Weise eine genetische - jetzt exemplarisch - auf einer Kata aufbauende und sich immer wieder darauf beziehende Didaktik, die über Drills aus dieser ableitend hin zu situativen "kleinen Ideen", eben Skills zur SV führt.
Wie heißt es so schön: Alles zu seiner Zeit.
lostnobody
10-06-2024, 08:49
In Köln habe ich folgendes Dojo mal entdeckt:
https://www.karatekunst.net/
die machen wohl keine Gürtelprüfungen. Imo ziemlich strange.
FireFlea
10-06-2024, 08:52
Sind doch auf der letzten Seite schon genannt ;)
Schnubel
10-06-2024, 11:16
In Köln habe ich folgendes Dojo mal entdeckt:
https://www.karatekunst.net/
die machen wohl keine Gürtelprüfungen. Imo ziemlich strange.
Warum findest Du das strange? Wenn ich so ein Dojo in der Nähe hätte, würde ich das sofort testen. Find das mit dem Gedanken, Karate ohne Prüfungen zu machen sehr gut. Klar, kann man innerhalb seiner Gruppe zu Hause das auch so praktizieren, aber das ist für mich nicht das gleiche, da man durch die Farben immer einem Vergleich unterzogen wird und einer Prüfung und entsprechend in einer Gruppe eingeteilt wird. Bleibt man neutral, also ohne Farben, dann wären auch alle gleich und alle würden stressfreien lernen. Ein guter Lehrer weiss auch so, wo seine Schüler stehen. Selbst beim japanischen Trommeln wird jetzt so ein Geschiss mit Einteilungen und Einstufungen gemacht. Erzeugt nur unnötigen Druck.
amasbaal
10-06-2024, 12:10
ich vermute mal, als nicht-karateka, dass das alles mit der dazugehörigen lehrmethode zu tun hat.
wenn man den militaristisch-nationalistischen backgroud des staatlich geförderten "volkserzieherischen" karate im späten 19., frühen 20. jh. anguckt, dann ist doch klar, dass der "erzieherische gedanke" des militärischen drills tief in die lehrmethodik eingedrungen war. militär ohne rangabzeichen ist aber nicht vorstellbar. gehört dazu. auch, dass es immer von oben nach unten geht, was befehle/trainingsanordnungen betrifft und wer mit wem zusammen ist (strenge trennung von offizieren und mannschaften, gemäß dem rang entsprechend zukommender ehre und "sozialem" stand).
das ist halt die "tradition" im karate, die man nicht loswerden kann und will.
ich kenne das ja komplett anders: zwar prüfungen und entsprechende kennzeichnung (und sei es durch t-shirt farben), ABER imm er der grundsatz: jeder trainiert jeden und jeder trainiert MIT jedem. differenzen sind einzig differnzen in der erfahrung und des "könnens" der einzelnen, die dann EINEM Guro untergeordnet sind (dem founder des stils)
auch hier tradition: es gab bis vor einigen jahrzehnten einfach keine einheitlichen uniformen und keine kennzeichnungen für rang aufgrund bestandener prüfungen ... die es eigentlich auch nicht gab. es wurde schlicht festgestellt, ob man so weit war, ne stufe weiter trainieren zu können. auch ersichtlich im begrüßungsritual: entweder gar keins außer guten tag und hände schütteln oder kulturell entsprechendes oder aber aufstellung im KREIS, wo es keinen anfang und kein ende gibt. allerdings: viele formale respektsbezeichnungen gegenüber den "älteren", was aber mit der allgemeinen regionalen kultur und nicht mit der kampfkunst zu tun hat. das hat sich in moderner "westlich orientierter" zeit geändert (komisch: die eher an japanische KKs erinnernden aspekte, wurden v.a., aber nicht nur, ausgerechnet im Budo-romantischen westen eingebaut)... aber dennoch gilt in den meisten gruppen, mit denen ich bisher zu tun hatte: jeder lernt von jedem, und das relativiert die autoritäre wirkung von gürtel- oder T-shirt farben und so mancher "höher graduierter" erfährt, dass ihn ein "niedrig graduierter" durchaus verkloppen kann und dass das alles sehr relativ ist mit den rangsymbolen (die, wie sich dann zeigt, in der praxis, eh wenig aussagekraft haben).
Hallo,
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gab es kein „staatlich gefördertes […] Karate“.
Eine gesellschaftliche Unterteilung („unten“ und „oben“, „wer“ mit „wem“) gab es in Ryūkyū/Okinawa bzw. Japan allgemein schon vor der Einführung der deutschen bzw. französischen Militärausbildung in Japan.
Die Idee von Rängen (Kyū) im Karate wurde vom Kendō (das damals noch anders hieß) und vor allem vom Jūdō übernommen, wo es eher nicht um „militärische Rangabzeichen“ ging.
Falls Interesse an den geschichtlichen Hintergründen zu den Rängen, Gürteln usw. im Karate besteht, ich behandle sie ausführlich und auf japanischen Quellen beruhend in meinem „Band III“, S. 197 ff. (https://www.gibukai.de/buch-shop/sh%C5%8Dt%C5%8Dkan-%C3%BCberlieferte-texte-historische-untersuchungen-band-iii/)
Grüße,
Henning Wittwer
amasbaal
10-06-2024, 14:15
Hallo,
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gab es kein „staatlich gefördertes […] Karate“.
Eine gesellschaftliche Unterteilung („unten“ und „oben“, „wer“ mit „wem“) gab es in Ryūkyū/Okinawa bzw. Japan allgemein schon vor der Einführung der deutschen bzw. französischen Militärausbildung in Japan.
Die Idee von Rängen (Kyū) im Karate wurde vom Kendō (das damals noch anders hieß) und vor allem vom Jūdō übernommen, wo es eher nicht um „militärische Rangabzeichen“ ging.
Falls Interesse an den geschichtlichen Hintergründen zu den Rängen, Gürteln usw. im Karate besteht, ich behandle sie ausführlich und auf japanischen Quellen beruhend in meinem „Band III“, S. 197 ff. (https://www.gibukai.de/buch-shop/sh%C5%8Dt%C5%8Dkan-%C3%BCberlieferte-texte-historische-untersuchungen-band-iii/)
Grüße,
Henning Wittwer
huch
es heißt doch immer: karate für die schüler in japan, zwecks förderung der militärischendisziplin seit... von mir aus anfang 20. jh.?
fehlinfo? liest man nämlich häufiger...
NICHTS dergleichen? besonders auch nicht im shotokan kontext?
FireFlea
10-06-2024, 14:23
huch
es heißt doch immer: karate für die schüler in japan, zwecks förderung der militärischendisziplin seit... von mir aus anfang 20. jh.?
fehlinfo? liest man nämlich häufiger...
NICHTS dergleichen? besonders auch nicht im shotokan kontext?
Karate zur Förderung der Militärdisziplin hat ja nicht unbedingt mit Graduierungen zu tun. ;)
amasbaal
10-06-2024, 14:39
Karate zur Förderung der Militärdisziplin hat ja nicht unbedingt mit Graduierungen zu tun. ;)
ich dachte, das rangsystem sei in dem zusammenhang erst eingeführt worden und in okinawa hätte es das so gar nicht gegeben... bis ins 19. jh. ... nicht mal einheitlioche "uniformen".
aber so ist das, wenn man nur nen blick von außen hat.
Katamaus
10-06-2024, 14:42
Karate zur Förderung der Militärdisziplin hat ja nicht unbedingt mit Graduierungen zu tun. ;)
Jo. Soweit ich verstanden hatte, wurde das Stählen der Jugend zu militärischen Zwecken schon als Förderargument genutzt, um es als Schulfach zu etablieren. So wie heute bei IT-Projekten: wenn man Budget will, schreibt man was mit AI drauf. :D
Hallo nochmal,
ja, „immer“ ist viel Halb- und Falschwissen über Karate zu lesen. Tut mir leid, das kann ich nicht ändern!
Bloß ganz kurz: „Karate“ wurde 1905 als dem Fach „Leibeserziehung“ zugehöriges „Pflichtfach“ an der Mittelschule der Präfektur Okinawa (Japan) eingeführt. Später folgten andere Schulen. Das geschah jedoch nicht staatlich veranlasst, sondern von Anfang an (auch schon vor 1905) eher umgekehrt durch einzelne (wenige) motivierte Bürger, die selbst Karate ausübten und es so cool fanden, dass sie es breiter unterrichten wollten. Die verantwortlichen Karate-Lehrer an den Schulen Okinawas, die nachfolgten, wurden dann auch von den Schulen bezahlt, wenn sie nicht schon sowieso bezahlte Lehrkräfte für andere Schulfächer waren.
Danach kamen Begründungsversuche hinzu, um so einen Aufwand zu rechtfertigen, u. a. dass Karate-Training ganz bestimmt auch der militärischen Gesellschaft Japans dienlich sein dürfte. Daneben gab es aber noch weitere, ganz wichtige Begründungen für solch einen Karate-Unterricht an Schulen, wie die Gesundheit der Kinder.
Hinsichtlich „Shōtōkan“, der war von 1938 bis 1945 eine Art „Privat-Dōjō“, das sich durch Mitgliedsbeiträge mehr schlecht als recht finanzierte. D. h. da war keine staatliche Förderung in Sicht …
Leider ist es so, dass die breite Masse bis vor vielleicht zwanzig Jahren vor allem „immer“ las, dass Karate von einem indischen Mönch, der irgendwie in China unterrichtete, stamme, und von „armen, waffenlosen Bauern“ in Ryūkyū gegen sie unterdrückende japanische „Samurai“ eingesetzt wurde. Dann kam ein anderer englischsprachiger Autor, der Begriffe wie „Militarisierung“ und „Butokukai“ – oberflächlich – aufschnappte und in seine Veröffentlichungen einwebte, weswegen seitdem „immer“ davon zu lesen ist, wenn es um Karate geht.
Grüße,
Henning Wittwer
amasbaal
10-06-2024, 15:16
danke.
das "immer" mit den armen waffenlosen bauern, hatte ich ja schon damals als blödsinn mitbekommen.
das mit der "militärerziehung" als funtkion, geistert allerdings noch recht dominant durch den diskurs :(
Katamaus
10-06-2024, 16:13
Leider ist es so, dass die breite Masse bis vor vielleicht zwanzig Jahren vor allem „immer“ las, dass Karate von einem indischen Mönch, der irgendwie in China unterrichtete, stamme, und von „armen, waffenlosen Bauern“ in Ryūkyū gegen sie unterdrückende japanische „Samurai“ eingesetzt wurde.
Das war nicht so? :ups::p;)
FireFlea
10-06-2024, 16:18
Was heißt eigentlich bis vor zwanzig Jahren? Das steht doch heute noch auf gefühlt jeder zweiten Homepage (wenn nicht auf mehr).
Katamaus
10-06-2024, 16:20
Genau. Steht so im Internet, muss also stimmen. :D
amasbaal
10-06-2024, 16:44
Genau. Steht so im Internet, muss also stimmen. :D
wer liest denn heute noch bücher... und dann auch noch seriöse???
ich dachte, das rangsystem sei in dem zusammenhang erst eingeführt worden und in okinawa hätte es das so gar nicht gegeben... bis ins 19. jh. ... nicht mal einheitlioche "uniformen".
aber so ist das, wenn man nur nen blick von außen hat.
Karate zur Förderung der Militärdisziplin hat ja nicht unbedingt mit Graduierungen zu tun. ;)
Eben. Natürlich eignet sich das Üben von Formen auf Zählzeiten ganz vorzüglich für militärische Einheiten, zumal es ja auch die Disziplin schult.
Die Demonstrationen an der Nakano-Schule, über die hier schon einmal diskutiert wurde [https://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?107811-ww2-karate] , sollten die Tauglichkeit für militärische Zwecke zeigen.
Beides hat, wie Henning oben ausführt, nichts mit den Graduierungen zu tun.
Den Fortschrittsgrad durch eine entsprechende Bezeichnung zu kennzeichnen ist aber nicht nur in der Kampfkunst üblich. Ein Beispiel, wo ich sicher bin, ist Go/Weiqi/Baduk.
Dort ist allerdings der jeweilige Rang keine Ermessensfrage des Lehrers, sondern wird anhand der Spielergebnisse permanent neu berechnet. Der Abstand zwischen den Rängen ist gekennzeichnet durch einen Spielstein auf dem Brett bzw. 6,5 Punkte in der Abrechnung.
Beispiel: Wenn ich als 5. Kyu gegen einen 4. Kyu spiele, bekomme ich als der (nominell) schwächere den ersten Zug. Spiele ich gegen einen 7. Kyu, so erhält der 2 Steine Vorgabe auf dem Brett. Ebenso im Dan-Bereich. Es wird also stets für einen Ausgleich der Spielstärke gesorgt.
Es kann keinen Dan geben, der schwächer ist als ein z.B. ein x-ter Kyu, was nicht heißt, dass er aufgrund der Vorgabesteine nicht auch verlieren kann.
Hallo,
an der Nakano-Schule für Militär kam es zu keiner einfachen „Demonstration“ des Karate, die „die Tauglichkeit für militärische Zwecke zeigen“ sollte. An dieser Einrichtung wurde nacheinander von zwei Karateka aus dem Shōtōkan regelmäßiger, auf die Erfordernisse und Ziele der Auszubildenden dieser Schule zugeschnittener Karate-Unterricht (Nahkampf) abgehalten. Dabei ging es nicht um „Zählzeiten“ oder „Disziplin“, sondern um Effizienz im Nahkampf.
Mit der Einschätzung „bis vor etwa zwanzig Jahren“ beziehe ich mich auf meinen ersten Artikel in „Cultura Martialis“ (05/2005), in dem ich im deutschsprachigen Raum aus Karate-Sicht kurz auf das vermeintliche Waffenverbot eingehe. In meinem 2007er „Band I“ (https://www.gibukai.de/buch-shop/sh%C5%8Dt%C5%8Dkan-%C3%BCberlieferte-texte-historische-untersuchungen-band-i/) kam dann eine ausführlichere Fassung dieses Artikels heraus. Ich glaube (!), soweit ich das überblicken kann, dass das das erste Mal war, dass dieser Punkt in der deutschsprachigen Karate-Welt kritisch hinterfragt wurde. Dass mein Einfluss bzw. der Bekanntheitsgrad meiner Arbeiten hingegen minimal sind, möchte ich nicht bestreiten. Dass also heute auch noch häufig solche Märchen veröffentlicht werden, nehme ich bedrückt zur Kenntnis …
Grüße,
Henning Wittwer
Hallo,
an der Nakano-Schule für Militär kam es zu keiner einfachen „Demonstration“ des Karate, die „die Tauglichkeit für militärische Zwecke zeigen“ sollte. An dieser Einrichtung wurde nacheinander von zwei Karateka aus dem Shōtōkan regelmäßiger, auf die Erfordernisse und Ziele der Auszubildenden dieser Schule zugeschnittener Karate-Unterricht (Nahkampf) abgehalten. Dabei ging es nicht um „Zählzeiten“ oder „Disziplin“, sondern um Effizienz im Nahkampf.
Grüße,
Henning Wittwer
Klaro. Das ist ja was völlig anderes als das, was ich schrieb.
Vielleicht sollte ich beim nächsten mal eine Fußnote machen, dass zwei aufeinanderfolgende Sätze, getrennt durch einen Absatz, nicht unbedingt inhaltlich zusammenhängen. Wahrscheinlich sogar gar nicht.
Moin!
Mich treibt es auch immer wieder kognitiv in die Thematik "Gürtelwahn". Ich sehe da verschiedene Seiten: In Sachen Motivation eine tolle Sache und auch gut für den Selbstwert. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man einen "höheren Grad" inne hat. Aber auf der anderen Seite: Was werden da für Kompetenzen entwickelt und/oder gelegt? In den Vereinen und Verbänden, letztlich gymnastische Übungen unter dem großen Deckmantel des Karate. Wenn so ein Zwerg (12 Jahre) mit einem blauen Gürtel rumrennt und ein Erwachsener (45 Jahre) mit einem gelben Gürtel. Da krankt der Geist des Bushido. Eine Sache dazu:
Die Varianz der Gürtelfarben - bei mir war das damals gekoppelt an die Kata:
weiß Heian
gelb Heian Shodan
orange Heian Nidan
grün Heian Sandan
blau Hein Yondan
blau(!) Heian Godan
braun Tekki-Shodan
braun(!!) Bassai-Dai
braun(!!!) nach Wahl
schwarz nach Wahl
Ich habe diese Verdopplungen und Verdreifachungen nie verstanden. Auch der Sinn der Heians in diesem Kontext: Ich nenne diese Kata gerne "Fragmente", kein einheitliches Konzept. Ich laufe keine Heians. Seit Jahrzehnten nicht mehr. Warum auch? Das waren reine Gürtelzieher ohne tieferen Sinn für mich. Ein weites Feld. Dann doch lieber (jetzt exemplarisch) nur die Tekki/Naihanchi und darum baut sich das ganze Curriculum dieser Gruppe auf. Und hier zum Schlussakt:
Warum nicht einmal "Karate-Training" eben nicht im Gi und ohne Gürtel? Kapuzenpullis, T-Shirts und Trainingshosen? Die Routine bleibt: Gymnastik, Partnerübungen, Kata - Balance für Seele und Körper. Einmal komplett die Tradition brechen, raus aus diesem Zwang...aber wie es zu Beginn der Thematik aufgezeigt wurde: Die deutsche Vereinsmentalität mag das nicht. Die steht auf Hierarchien und wenn es auch nur leere Gürtelfarben sind. Hauptsache ich habe schon den grünen Gürtel!
FireFlea
12-06-2024, 18:04
Wenn so ein Zwerg (12 Jahre) mit einem blauen Gürtel rumrennt und ein Erwachsener (45 Jahre) mit einem gelben Gürtel. Da krankt der Geist des Bushido.
Was ist denn der "Geist des Bushido"? Und wenn ein Kind sagen wir mit 8 anfängt zu trainieren und ein 45 Jähriger mit 45, warum sollte das Kind dann mit 12 nicht höher graduiert sein?
amasbaal
12-06-2024, 19:02
Was ist denn der "Geist des Bushido"? Und wenn ein Kind sagen wir mit 8 anfängt zu trainieren und ein 45 Jähriger mit 45, warum sollte das Kind dann mit 12 nicht höher graduiert sein?
das erste frage ich mich auch. bekommt der schnupfen?
was das zweite angeht: so manche haben ja "kindergraduierungen" eingeführt. wenn der "kinder-dan" dann alt genug ist und die erwachsenenprüfung unter erwachsenenbedinungen besteht, dann wird das umgeschrieben. keine ahnung, ob es das im karate kontext in deutschland gibt. in den usa gibt es das in verschiedenen kk-verbänden.
Moin!
Mich treibt es auch immer wieder kognitiv in die Thematik "Gürtelwahn". !
Haaa - Eeeeer wieder! :biglaugh:
...
Dan oder nicht Dan - das ist hier die Frage!
https://www.youtube.com/watch?v=okPeQz2sxIc
Moin!
Ich habe diese Verdopplungen und Verdreifachungen nie verstanden.
Aber 10 x Schwarz, das geht, oder?
Ich laufe keine Heians. Seit Jahrzehnten nicht mehr.
Glaub ich unbesehen.
Ich "laufe" sie auch nicht. ich übe sie.
Auch der Sinn der Heians in diesem Kontext: Ich nenne diese Kata gerne "Fragmente", kein einheitliches Konzept.
In einer Heian Nidan ist quasi alles drin, was du für ne Notwehr brauchst. Der Rest ist "for your entertainment", würde Maul Mornie sagen.
Warum nicht einmal "Karate-Training" eben nicht im Gi und ohne Gürtel? Kapuzenpullis, T-Shirts und Trainingshosen? Die Routine bleibt: Gymnastik, Partnerübungen, Kata - Balance für Seele und Körper. Einmal komplett die Tradition brechen, raus aus diesem Zwang...aber wie es zu Beginn der Thematik aufgezeigt wurde: Die deutsche Vereinsmentalität mag das nicht. Die steht auf Hierarchien und wenn es auch nur leere Gürtelfarben sind. Hauptsache ich habe schon den grünen Gürtel!
Also WIR machen das seit Jahren! :D
Katamaus
12-06-2024, 23:23
Ich "laufe" sie auch nicht. ich übe sie.
Danke! Endlich mal wer, der das genauso sieht. Habe ich mich hier schon vor Jahren drüber echauffiert.
Davon ab: Mir egal, ob wer im Gi trainiert oder nicht. Ich gebe nur zu bedenken, dass die Uniform auch einen konfuzianischen Hintergrund hat, den ich eigentlich ganz gut finde. Die Gürtelfarben hingegen kann man gerne abschaffen.
amasbaal
12-06-2024, 23:29
Dan oder nicht Dan - das ist hier die Frage!
https://www.youtube.com/watch?v=okPeQz2sxIc
super :klatsch:
ich stelle mir gerade einen klischee breitensportverein vorsitzenden mit bierbauch und viel zu kurzem (weil aus uralten zeiten der schlankheit) schwarzgurt vor, wie er in dem video mit dabei ist. als dritter im bunde sozusagen....
:hammer:
Hallo,
nur auf das Thema hier bezogen, möchte ich noch kurz zwei Punkte aufgreifen:
(1) „Bushidō“ war und ist ein von verschiedenen Menschen und Institutionen teilweise sehr unterschiedlich besetzter Ausdruck. G. Funakoshi (1868–1957) äußerte seine Ansichten bezüglich des Begriffs „Bushidō“ recht eindeutig und aus diesen ist für mich kein Widerspruch zwischen seiner „Bushidō“-Auffassung, niedrig graduierten Erwachsenen und höher graduierten Kindern/Jugendlichen ablesbar.
(2) Da die „DZXX“-Gruppe „seit Jahren“ ohne Uniformen und Gürtel Karate ausübt, wäre für dieses Thema ein Link zur Webseite der „DZXX“-Gruppe hilfreich.
Grüße,
Henning Wittwer
Was ist denn der "Geist des Bushido"? Und wenn ein Kind sagen wir mit 8 anfängt zu trainieren und ein 45 Jähriger mit 45, warum sollte das Kind dann mit 12 nicht höher graduiert sein?
Soll ich dir jetzt das Leitmotiv des Bushido erklären? Was die Graduierung angeht: Naja, weil ich mit einer Graduierung nach wie vor auch eine gewisse kämpferische Kompetenz verbinde, die ich hier nicht sehe, wenn es hart auf hart kommt. Es ist einfach lächerlich, was das angeht. Aber Leute, dies ist meine persönliche Meinung, die keiner teilen muss.
das erste frage ich mich auch. bekommt der schnupfen?
was das zweite angeht: so manche haben ja "kindergraduierungen" eingeführt. wenn der "kinder-dan" dann alt genug ist und die erwachsenenprüfung unter erwachsenenbedinungen besteht, dann wird das umgeschrieben. keine ahnung, ob es das im karate kontext in deutschland gibt. in den usa gibt es das in verschiedenen kk-verbänden.
Moin - nein, das ist kein Schnupfen! *g* Jetzt aber! Die Kindergraduierungen sind eine Differenzierung, die durchaus Sinn macht. Aber mir ging es eben um diesen Sachverhalt von wegen "blauer" Zwerg mit 12 und "gelber" Riese mit 45.
super :klatsch:
ich stelle mir gerade einen klischee breitensportverein vorsitzenden mit bierbauch und viel zu kurzem (weil aus uralten zeiten der schlankheit) schwarzgurt vor, wie er in dem video mit dabei ist. als dritter im bunde sozusagen....
:hammer:
Bei dem Bierbauch im Klischee-Sportverein bin ich bei dir. Aber Leute, dieser Bierbauch wird über diese beiden Klein-Dan-Zwerge einfach drüber walzen. Abgesehen bin ich kein Fan von solch Kinder-Zirkus-Attraktionen.
FireFlea
13-06-2024, 16:48
Soll ich dir jetzt das Leitmotiv des Bushido erklären? Was die Graduierung angeht: Naja, weil ich mit einer Graduierung nach wie vor auch eine gewisse kämpferische Kompetenz verbinde, die ich hier nicht sehe, wenn es hart auf hart kommt. Es ist einfach lächerlich, was das angeht. Aber Leute, dies ist meine persönliche Meinung, die keiner teilen muss.
Moin - nein, das ist kein Schnupfen! *g* Jetzt aber! Die Kindergraduierungen sind eine Differenzierung, die durchaus Sinn macht. Aber mir ging es eben um diesen Sachverhalt von wegen "blauer" Zwerg mit 12 und "gelber" Riese mit 45.
Bei dem Bierbauch im Klischee-Sportverein bin ich bei dir. Aber Leute, dieser Bierbauch wird über diese beiden Klein-Dan-Zwerge einfach drüber walzen. Abgesehen bin ich kein Fan von solch Kinder-Zirkus-Attraktionen.
Ja erklär doch mal, wie das Leitmotiv des Bushido mit Karategraduierungen zusammenhängt.
Und ein Kind, das seit 5 Jahren trainiert, ist nun einmal im Karate besser, als ein Erwachsener, der seit 5 Monaten trainiert. Besser kämpfen kann es deswegen nicht aber da kann ich auch körperlich unterlegene Erwachsene heranziehen, denn eine 50kg Frau mit Dan kämpft auch nicht unbedingt besser, als irgendein Typ auf der Straße, der "walzt" da ggfs. auch einfach drüber.
Hallo,
nur auf das Thema hier bezogen, möchte ich noch kurz zwei Punkte aufgreifen:
(1) „Bushidō“ war und ist ein von verschiedenen Menschen und Institutionen teilweise sehr unterschiedlich besetzter Ausdruck. G. Funakoshi (1868–1957) äußerte seine Ansichten bezüglich des Begriffs „Bushidō“ recht eindeutig und aus diesen ist für mich kein Widerspruch zwischen seiner „Bushidō“-Auffassung, niedrig graduierten Erwachsenen und höher graduierten Kindern/Jugendlichen ablesbar.
(2) Da die „DZXX“-Gruppe „seit Jahren“ ohne Uniformen und Gürtel Karate ausübt, wäre für dieses Thema ein Link zur Webseite der „DZXX“-Gruppe hilfreich.
Grüße,
Henning Wittwer
Hallo Henning,
schön, dass du Funakoshi ins Spiel bringst. Ich meine mich ganz dunkel zu erinnern einmal gelesen zu haben (frag bitte nicht wo), dass er tägliches Karate-Training für Kinder absolut befürwortete. Damit habe ich auch kein Problem. Auch die Idee des Bushido an sich. Gerade die heutige Generation bedarf wahrlich der Bewegung und auch eines gewissen Ordnungsrahmens. Es ist letztlich die grundlegende Idee der Gürtelfarben und Graduierungen, die ich gerne auf den Tisch einer Diskussion bringe und mich auch gerne inhaltlich raufe.
Ich glaube die Krux an der Sache ist die deutsche Vereins-Mentalität (bitte mit dem notwendigen Humor und auch einer gewissen Varianz der Wortwahl lesen), die meist direkt eine Hierarchie und damit ein "besser als" verbindet. Es fehlt (so mein Eindruck) das spielerische Element dahinter.
LG
Martin
Ja erklär doch mal, wie das Leitmotiv des Bushido mit Karategraduierungen zusammenhängt.
Und ein Kind, das seit 5 Jahren trainiert, ist nun einmal im Karate besser, als ein Erwachsener, der seit 5 Monaten trainiert. Besser kämpfen kann es deswegen nicht aber da kann ich auch körperlich unterlegene Erwachsene heranziehen, denn eine 50kg Frau mit Dan kämpft auch nicht unbedingt besser, als irgendein Typ auf der Straße, der "walzt" da ggfs. auch einfach drüber.
Richtig! Absolut richtig und mit deinem letzten Satz öffnet sich eine durchaus emotional werdende Diskussion, WARUM eigentlich Karate (et al) trainiert wird. Der blutige Anfänger (also rüde, nicht geschliffen und/oder über Jahre in ein System gepresst bzw. geschliffen) dominiert nicht selten den "erfahrenen" Karateka, WingChunler - such dir einen aus.
Daher die Frage: Was bringt der 50 kg Frau ihr DAN? Wir kennen nicht ihre Intention, daher gehe ich einmal von einem Durchschnittsbürger aus: Der verbindet damit eben eine sichere Verteidigungskompetenz, weil der "schwarze Gürtel" diese eben suggeriert. Immer noch.
Was das "besser als" angeht. Naja, WAS genau macht er/sie besser? Einen schneidigeren Mawashi-Geri-Jodan? Zackigere Wendungen? Ich würde das auf die rein technische Ebene runterbrechen und bin da bei dir. Indes für mich eben auch die kämpferische Seite eine Rolle spielt und hier finde ich es eben schwer, einen Vergleich zu ziehen.
FireFlea
13-06-2024, 17:09
Richtig! Absolut richtig und mit deinem letzten Satz öffnet sich eine durchaus emotional werdende Diskussion, WARUM eigentlich Karate (et al) trainiert wird. Der blutige Anfänger (also rüde, nicht geschliffen und/oder über Jahre in ein System gepresst bzw. geschliffen) dominiert nicht selten den "erfahrenen" Karateka, WingChunler - such dir einen aus.
Daher die Frage: Was bringt der 50 kg Frau ihr DAN? Wir kennen nicht ihre Intention, daher gehe ich einmal von einem Durchschnittsbürger aus: Der verbindet damit eben eine sichere Verteidigungskompetenz, weil der "schwarze Gürtel" diese eben suggeriert. Immer noch.
Was das "besser als" angeht. Naja, WAS genau macht er/sie besser? Einen schneidigeren Mawashi-Geri-Jodan? Zackigere Wendungen? Ich würde das auf die rein technische Ebene runterbrechen und bin da bei dir. Indes für mich eben auch die kämpferische Seite eine Rolle spielt und hier finde ich es eben schwer, einen Vergleich zu ziehen.
Die kämpferische Seite ist einfach zu vergleichen. Man lässt die Leute miteinander kämpfen. ;) Such Dir irgendein Prüfungsprogramm aus - in welchem steht, dass ein x Gurt besser als ein y Gurt kämpfen muss? Oder wird da nicht viel eher ein technisches Curriculum abgefragt? Das eben nun einmal ein Kind oder eine 50kg Frau besser beherrschen kann, als der 45 Jährige Anfänger.
Danke! Endlich mal wer, der das genauso sieht. Habe ich mich hier schon vor Jahren drüber echauffiert.
Davon ab: Mir egal, ob wer im Gi trainiert oder nicht. Ich gebe nur zu bedenken, dass die Uniform auch einen konfuzianischen Hintergrund hat, den ich eigentlich ganz gut finde. Die Gürtelfarben hingegen kann man gerne abschaffen.
Du, die Heians sind ein weites Feld der Diskussion und letztlich der persönlichen Ansichten. Jeder hat seine Position und keiner muss den anderen überzeugen. Absolut grüner Bereich.
Bei der "Uniform" bin ich durchaus bei dir, was die philosophische Seite angeht, aber auch diese Haut, in die wir zeitweise schlüpfen und sie vollschwitzen. Waren die Gürtel in Japan nicht die Hosenhochhalter, damit da nix rutscht? *g*
Die kämpferische Seite ist einfach zu vergleichen. Man lässt die Leute miteinander kämpfen. ;) Such Dir irgendein Prüfungsprogramm aus - in welchem steht, dass ein x Gurt besser als ein y Gurt kämpfen muss? Oder wird da nicht viel eher ein technisches Curriculum abgefragt? Das eben nun einmal ein Kind oder eine 50kg Frau besser beherrschen kann, als der 45 Jährige Anfänger.
Fireflea wir haben hier keine Spannung und gute Idee: Lass sie doch miteinander kämpfen und auf einmal sieht die bisherige Vereins-Prüfungsprogramm-Gürtel-Hierarchie ganz anders aus! *g*
(Der "Bierbauch" wirkt übrigens sehr humoresque nach - eben weil es nicht selten so ist! *gggg*)
Hallo,
(2) Da die „DZXX“-Gruppe „seit Jahren“ ohne Uniformen und Gürtel Karate ausübt, wäre für dieses Thema ein Link zur Webseite der „DZXX“-Gruppe hilfreich.
Grüße,
Henning Wittwer
Versteh schon. Du als Historiker brauchst Belege. Leider gibt es da nix, du wirst dich mit meiner Zeugenaussage begnügen müssen. Üben im Freien, seit Sommer 2020 zunehmende Unklarheiten herrschten, wer wo wann und wie trainieren darf, schließlich aus der Not eine Tugend gemacht. "Chinesisches Training", sozusagen. Ist auch "realitätsnäher".
Katamaus
14-06-2024, 07:12
Du, die Heians sind ein weites Feld der Diskussion und letztlich der persönlichen Ansichten. Jeder hat seine Position und keiner muss den anderen überzeugen. Absolut grüner Bereich.
Es ging nicht um die Heian Kata, es ging um den Begriff „laufen“ im Zusammenhang mit Kata. Hat sich leider eingebürgert aber da bekomme ich echt Playue. Man übt sie, bearbeitet sie analysiert sie, quält sich durch sie durch, usw. aber wenn man sie nur „läuft“, geht man besser Joggen.
Ironischerweise ist es allerdings das „Laufen“ was ich heutzutage bei den meisten beobachte. Aber wie gesagt, das ist dann für mich Aerobic.
Bei der "Uniform" bin ich durchaus bei dir, was die philosophische Seite angeht, aber auch diese Haut, in die wir zeitweise schlüpfen und sie vollschwitzen. Waren die Gürtel in Japan nicht die Hosenhochhalter, damit da nix rutscht? *g*
Den Punkt verstehe ich und von mir aus könnten sich auch alle die gleiche Farbe umbinden (vielleicht kommen ja eh bald die Regenbogengürtel). Andererseits gibt es zum einen trotzdem immer noch eine Graduierungsjagd (guck doch mal wieviel totalahnungslose Hoch-Dane da im DKV rumrennen - das geht ja auf keine Kuhhaut mehr). Zum anderen ist es eben doch für Anfänger oft eine gute Motivation. Warum also diesen motivierenden Faktor nicht nutzen?
Davon abgesehen: Wenn der Schwarzgurt von Laien oftmals als „Kann kämpfen“-Zertifikat mißverstanden wird? Jo mei, wo ist das Problem?
Mal eine allgemeine Frage an die Fraktion, die Graduierungen (auch) vom kämpferischen Aspekt abhängig macht (machen möchte).
Müsste es dann nicht auch Rückwärts gehen? Zwangsläufig lässte die Kampfkraft ja irgendwann nach. Zum einen im Alter, zum anderen könnte es große Verletzungen geben, die eine lange zeit zurück werfen. verdient derjenige dann seine Graduierung nicht mehr?
@ Katamaus
Ich ändere meine Wortwahl - "laufen" wird der Sache nicht gerecht. Da war mein Schreibwerk wieder schneller, denn auch ich "analysiere, bearbeitet et al" meine Koshiki Kata und "laufe" sie nicht. Die "Regenbogengürtelfarben" haben meinen Freitag soeben belebt! *g* In Sachen Motivation sind wir gleich auf. Bleibt noch "schwarzer Gürtel" und Kampfkompetenz.
Jo, auch so ein weites Feld - mit Blick auf die schottischen Menschen, die in Bälde auf uns los gerannt kommen...ein schönes Wochenende!
Mal eine allgemeine Frage an die Fraktion, die Graduierungen (auch) vom kämpferischen Aspekt abhängig macht (machen möchte).
Müsste es dann nicht auch Rückwärts gehen? Zwangsläufig lässte die Kampfkraft ja irgendwann nach. Zum einen im Alter, zum anderen könnte es große Verletzungen geben, die eine lange zeit zurück werfen. verdient derjenige dann seine Graduierung nicht mehr?
Absolut! Absolut! Das ist ja der Punkt und hier einmal den Fokus auf Gesundheit (Körper/Geist) und Kampfkonzepte einer Kampfkunst:
Im Laufe des Lebens verändern sich diese Schwerpunkte meines Erachtens. Für mich zählt primär die Gesundheit, sprich die sinnvolle Bewegung, dies wusste schon unsere gute Hildegard von Bingen im Sinne von "ein oder zweimal die Woche richtig schwitzen durch Bewegung" (irgendwie so). Eine Kata ist für mich in dieser Hinsicht ein wahrer Jungbrunnen und auch die Heians sind absolut geeignet für Cardio und zwar angepasst an die tägliche Situation und/oder das Alter. Jede/r bestimmt dabei selbst die Intensität. Einmal "verstanden" und eine Kata begleitet dich mitunter ein Leben lang. Bei mir ist das so. Ich liebe die Naihanchi, die Sanchin und die Seienchin, was das angeht. Daneben kommt die Beschäftigung mit Kampfkonzepten, sei es nun konkret oder aber auch präventiv, um diese Gesundheit zu erhalten.
So gesehen ist eine Graduierung nicht nur dem kämpferischen Aspekt zuzuordnen (ich revidiere mich gerade ein wenig selbst, sehr interessant), sondern auch in der Art und Weise, wie "gesund" ich in einem bestimmten Alter noch bin - geistig und körperlich. Karate als Jungbrunnen? Klar!
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