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Vollständige Version anzeigen : Dauer von Karate-Lehrgängen



Gibukai
20-11-2024, 09:25
Hallo,

dies ist weniger eine „philosophische“, eher eine praktische Frage an die Karate-Aktiven in diesem Forum:

Trifft mein Eindruck zu, dass Karate-Lehrgänge in Deutschland heutzutage meist nur noch kurz sind? Ich erinnere mich an viele von mir besuchte Karate-Lehrgänge in den 1990er Jahren, die über drei, mindestens jedoch über zwei Tage hinweg durchgeführt wurden, wobei meist Freitagabend die erste Einheit stattfand. Nun sah ich in ein aktuelles Lehrgangsverzeichnis und meine, da überwiegend eintägige Veranstaltungen erspäht zu haben.

Mal unabhängig vom jeweiligen Lehrgangsleiter, würde ich in den Raum werfen wollen, dass bei derartigen Kurzveranstaltungen doch kaum Zeit für das Vermitteln und Annehmen/Durchdenken von (tiefergehenden) Informationen sowie zugehörige Übungsversuche der Teilnehmer, aber auch deren Rückfragen vorhanden ist. Wenn dem so wäre, wäre das ein weiterer (aus meiner Sicht bedauerlicher) Schritt Richtung Verflachung von Karate. (Wobei Karate heutzutage ohnehin oftmals eher „flach“ begriffen und ausgeübt wird.)

Grüße,

Henning Wittwer

Katamaus
20-11-2024, 11:27
Hallo Henning,

ja, den Eindruck teile ich. Meist nur noch 1 Tag mit 2, max. 3, Trainingseinheiten. Offensichtlich sind auch viele Teilnehmer in die Jahre gekommen und wollen weder die Intensität, noch wie früher in der Turnhalle campieren. :D

Grüße

Billy die Kampfkugel
20-11-2024, 14:20
Lehrgang ist mehr eine Inspiration. Das muss, ich zumindest, dann schon noch mindestens ein halbes Jahr mit Trainingspartner vertiefen um was umsetzen zu können. Wenn man sich für einen bestimmten Bereich interessiert auf den sich der Lehrgangsdozent spezialisiert hat ist es eh ratsam eine Weile zu ihm ins normale Training zu gehen. Kostet dann einen zusätzlichen Vereinsbeitrag und man muss sich die Zeit nehmen.

Uruk
20-11-2024, 20:40
...das Interesse hat in vielen KK nachgelassen, die Leute älter.
Die Jüngeren sind nicht mehr im Shotokan (pp.) sondern beim MMA.
(Und da gibt es diese Lehrgangskultur kaum.)

DZXX
20-11-2024, 23:52
Trifft mein Eindruck zu, dass Karate-Lehrgänge in Deutschland heutzutage meist nur noch kurz sind?

Ich könnte mir vorstellen, dass auch der monetäre Aspekt eine Rolle spielt. Zudem habe ich den Eindruck, dass der Aufwand, den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten, gestiegen ist, und auch die "Leichtigkeit" im Leben etwas abhanden gekommen ist, mit der man sich noch vor 20/30 Jahren seinem Hobby gewidmet hat.


(Wobei Karate heutzutage ohnehin oftmals eher „flach“ begriffen und ausgeübt wird.)


Dem würde ich widersprechen. Das war es eher in der Vergangenheit so, dass man irgendwo hin fuhr, dreimal Training hatte, und dann wieder heim fuhr. Im besten Fall hatte man ne neue Kata gelernt, aber das hört ja dann irgendwann auf.

Ich denke eher, dass die Leute weniger auf Lehrgänge fahren aus o.g. Gründen, zudem haben viele mittlerweile auch zu Hause sehr erfahrene Trainer und Lehrer. Die, die dann trotzdem fahren, suchen sich wahrscheinlich Lehrer, Thematik, Lehrgangsort zielgerichteter aus als früher. Wenn es um ein bestimmtes Thema geht, dann fahr ich vielleicht auch mal nur für einen Tag ein paar hundert km.

FireFlea
21-11-2024, 07:34
Trifft mein Eindruck zu, dass Karate-Lehrgänge in Deutschland heutzutage meist nur noch kurz sind? Ich erinnere mich an viele von mir besuchte Karate-Lehrgänge in den 1990er Jahren, die über drei, mindestens jedoch über zwei Tage hinweg durchgeführt wurden, wobei meist Freitagabend die erste Einheit stattfand. Nun sah ich in ein aktuelles Lehrgangsverzeichnis und meine, da überwiegend eintägige Veranstaltungen erspäht zu haben.

Das kann man ja schnell prüfen, wenn man auf die DKV und DJKB Terminseite geht. Würde grob sagen, Du hast Recht, beim DJKB sieht man es auf einen Blick und von den nächsten 18 Terminen (die man auf der ersten Seite sieht) sind 3 an mehreren Tagen und 15 an einem Tag. Auch beim DKV scheinen im Moment die 1 Tages Lehrgänge zu überwiegen, wobei einer der nächsten Termine bei mir um die Ecke ein "Winter Camp" mit Karamitsos & Co. von Freitag bis Sonntag ist. Gibt also auch noch die längeren Angebote.


Mal unabhängig vom jeweiligen Lehrgangsleiter, würde ich in den Raum werfen wollen, dass bei derartigen Kurzveranstaltungen doch kaum Zeit für das Vermitteln und Annehmen/Durchdenken von (tiefergehenden) Informationen sowie zugehörige Übungsversuche der Teilnehmer, aber auch deren Rückfragen vorhanden ist. Wenn dem so wäre, wäre das ein weiterer (aus meiner Sicht bedauerlicher) Schritt Richtung Verflachung von Karate. (Wobei Karate heutzutage ohnehin oftmals eher „flach“ begriffen und ausgeübt wird.)

Ich würde halt mal sagen, das kommt sehr stark aufs zu vermittelnde Thema an. Denn wenn da bspw. nur Kihon und Kihon Kombinationen vom Vorturner runtergezählt werden, bringt mir auch der 3 Tages Lehrgang nichts. Wenn dagegen ein bestimmtes Thema konzentriert 2 Stunden lang vermittelt wird, hat man ggfs. mehr gelernt. Ein Thema sind vielleicht auch virtuelle Lerninhalte, die es früher nicht gab. Da hat man mit Glück überteuerte Videos kaufen können. Heute sind alle möglichen Inhalte freier verfügbar, was Fluch und Segen zugleich ist. Auch ist die Verfügbarkeit der Lehrer größer. Wenn man früher im Dorfverein von einem Braungurt trainiert wurde, musste man sich zwangsläufig mehr Wissen woanders holen. Wenn der eigene Lehrere vor Ort gut ist, sinkt der Druck, woanders zu lernen.


Hallo Henning,

ja, den Eindruck teile ich. Meist nur noch 1 Tag mit 2, max. 3, Trainingseinheiten. Offensichtlich sind auch viele Teilnehmer in die Jahre gekommen und wollen weder die Intensität, noch wie früher in der Turnhalle campieren. :D

Grüße

In der Tat will ich auch, unabhängig von der Lehrgangsdauer, nicht mehr in der Turnhalle campieren. Ich hasse es :D



Die Jüngeren sind nicht mehr im Shotokan (pp.) sondern beim MMA.
(Und da gibt es diese Lehrgangskultur kaum.)

Bzgl. Interessenten und Zuschauern hast Du sicher Recht aber üben tatsächlich mehr Jüngere (also auch Jugendliche & Kids) MMA als Karate aus? Da mache ich mal ein großes Fragezeichen dahinter.

Katamaus
21-11-2024, 08:38
Das kann man ja schnell prüfen, wenn man auf die DKV und DJKB Terminseite geht. Würde grob sagen, Du hast Recht, beim DJKB sieht man es auf einen Blick und von den nächsten 18 Terminen (die man auf der ersten Seite sieht) sind 3 an mehreren Tagen und 15 an einem Tag. Auch beim DKV scheinen im Moment die 1 Tages Lehrgänge zu überwiegen, wobei einer der nächsten Termine bei mir um die Ecke ein "Winter Camp" mit Karamitsos & Co. von Freitag bis Sonntag ist. Gibt also auch noch die längeren Angebote.

Wir haben früher 2 Lehrgänge pro Jahr ausgerichtet mit Sa. und So., wo viele Leute von außerhalb gekommen sind, mit Übernachtung und allem Pipapo. Irgendwann waren Sonntags nur noch die Leute aus dem eigenen Dojo da. Dann haben wir es auf Samstags beschränkt. Aber da sind irgendwann auch immer weniger Menschen gekommen, so dass wir die Lehrgänge gar nicht mehr ausschreiben und Dojo-intern machen (Fr. und Sa.). Kann aber auch am Lehrer liegen. :biglaugh:

Generell finde ich das Publikum beim Karate im Schnitt immer älter. Früher waren wir eine Horde Studenten, die jedes Wochenende auf einem anderen Lehrgang war. Da war aber auch mehr Lametta. Lehrgangspartys, Bier trinken, etc. Heute haben viele Familie, andere Hobbies, diverse körperliche Gebrechen und Trainieren und gleichzeitig Saufen ist auch nicht mehr en vogue. O tempora, o mores....

Allerdings, um mal auf die Unterfrage von Henning zurückzukommen, gibt es heute immer noch, wenn nicht sogar mehr, spezifische Veranstaltugen, wo intensiv und über einen längeren Zeitraum an bestimmten Themen gearbeitet wird. Man denke nur an die vielen Stilrichtungen und Spezialausbildungen, die es im DKV mittlerweile gibt. Nicht, dass ich da alles so toll oder hochwertig fände, aber die gibt es.

Gibukai
21-11-2024, 09:10
Hallo,

danke für die beiden Antworten auf meine eigentliche Frage!

Ich liebe und lebe Karate, weswegen ich mich nicht zum Maßstab für Hobby-Karateka machen kann. Dennoch dürfte wahrscheinlich auch einem Hobby-Karateka klar sein, dass weniger investierte Zeit in das Hobby auch zu einem tendenziell weniger verstandenen und beherrschten sowie daraus folgend einem weniger freudvollen Hobby führt.

Die angesprochene Übernachtung in der Turnhalle fand ich immer gut, da ich so Geld für weitere, mir wichtige Karate-Lehrgänge sparen konnte. Tatsächlich habe ich auch wiederholt auf Bahnhöfen „übernachtet“, um an mir wichtigen Karate-Lehrgängen teilnehmen zu können. Für mich war (und ist) das Ergebnis (Karate-Wissen und -Können) wichtiger als die Frage, wie bequem ich die Nacht verbringen kann. Allerdings weiß ich, dass in einigen Städten so eine Hallenübernachtung mittlerweile nicht mehr gestattet, also behördlich untersagt ist.

Der Hinweis auf eine regelmäßige Trainingsteilnahme bei einem Lehrgangsleiter jenseits seiner Lehrgänge ist an und für sich berechtigt. Aus meiner Perspektive müsste ich dazu jedoch ergänzen, dass ich selbst z. B. an vielen Lehrgängen mit T. Kase (1929–2004) teilnahm – und dieser verfügte damals über keine eigene Karate-Schule mehr, sondern unterrichtete nur noch auf Lehrgängen. D. h. es gab/gibt Lehrgansleiter, bei denen so ein „normales“, wochentägliches Mittrainieren gar nicht möglich ist …

Grüße,

Henning Wittwer

MGuzzi
21-11-2024, 10:17
Unsere " großen" Lehrgänge gingen/gehen immer 7 Tage, von Samstag Nachmittag bis Freitag Mittag, 2 x 2,5 (heutzutage wegen dem höheren Durchschnittsalter nur noch 2x2) Stunden täglich, am ersten und letzten Tag nur eine Einheit.
Davon dann im Sommer zwei direkt hintereinander, an zwei verschiedenen Orten.
Gab/gibt es sowas im Karate nicht?

FireFlea
21-11-2024, 10:18
Doch gibt es auch, kannst auch zu Karate Camps auf Malle.

MGuzzi
21-11-2024, 10:20
Auch schön.

FireFlea
21-11-2024, 11:18
Auch schön.

Gerade mal geschaut:

https://www.karate-bayern.de/aktuelles/bkb/2851-karate-ist-urlaub-karate-seminar-auf-can-picafort-mallorca

kampf-ratte
21-11-2024, 14:24
Hi,

ich glaube es liegt etwas daran dass der allgemeine Stresslevel sehr gestiegen ist.
Und man auch mal Zeit für sich braucht. Die Wochenenden im Jahr sind recht knapp. Und ich glaube die
Belastung wird immer mehr. Ob es im Job heißt, dann muss eben mal samstags gearbeitet werden,
eine Weiterbildung neben dem Job gemacht wird, Familie, Kinder, Kinder haben Hobbies und am Wochenende Veranstaltungen...

Ich bin noch in einem anderen Bereich. Da hatten wir früher immer 4 Wochen Weiterbildungen am Wochenende. Das geht heute nicht mehr,
wir haben den Sonntag auf Abende unter der Woche geteilt.

Und ich kenne viele, die eigentlich nur noch funktionieren, da ist es verständlich einen Tag in der Woche mal für sich zu haben.

Grüße

tensho
18-12-2024, 16:00
Hey Allesamt!

...ich find`s tatsächlich schade, dass es kaum noch 2,3 - 4 tägige, offene (also keine Verbandszugehörigkeit notwendig...) Lehrgänge gibt.
Praktisches Beispiel: Wir sind früher sehr gerne nach Kamen (Yuishinkan Sommerlehrgang; Fritz Nöpel`s Fraktion) gefahren - das sind halt Oneway gut 750 Kilometer. Da fahre ich jetzt für die, seit einigen Jahren eingeführte, 1-tages Variante nicht mehr hin.

Für mein Empfinden (sehr subjektiv), habe ich mir davon immer mehr "mitgenommen" und das war und wäre mir auch immer noch, einiges an Mehrkosten wert.

lg

Schnueffler
18-12-2024, 20:51
Ist zwar nicht Karate, aber beim JJ gibt es für mich auch im Jahr noch 2-3 Seminare, die über 2 Tage gehen und ggf, wenn es passt, das Bundesseminar über eine Woche.

DojokunOss
20-12-2024, 08:28
Hey Allesamt!

...ich find`s tatsächlich schade, dass es kaum noch 2,3 - 4 tägige, offene (also keine Verbandszugehörigkeit notwendig...) Lehrgänge gibt.
Praktisches Beispiel: Wir sind früher sehr gerne nach Kamen (Yuishinkan Sommerlehrgang; Fritz Nöpel`s Fraktion) gefahren - das sind halt Oneway gut 750 Kilometer. Da fahre ich jetzt für die, seit einigen Jahren eingeführte, 1-tages Variante nicht mehr hin.

Für mein Empfinden (sehr subjektiv), habe ich mir davon immer mehr "mitgenommen" und das war und wäre mir auch immer noch, einiges an Mehrkosten wert.

lg

Also unsere Lehrgänge gehen immer über 2 Tage und der Verband interessiert uns nicht.