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Vollständige Version anzeigen : Schlechte Positionen verhindern



Steapa
27-12-2024, 11:07
Hallo zusammen,

Ich hab mal eine generelle Frage zu eurem Training. Bei uns wird immer der "Move of the day" gedrillt, der sowohl offensiv als auch defensiv sein kann. Wenn es defensiv ist, sind es so sachen, wie befreien aus der Mount oder side control.

Im Randori gegen bessere Leute (also alle, die ich nicht grad durch den Kraft/Gewichtsvorteil hoffnungslos unterlegen sind :D) liege ich dann 4,8 Minuten unter eine Side oder Mount und versuche nicht zu sterben bzw stelle fest, dass die Jungs gegen die Defensiv Drills irgendwie ganz gute Gegenmaßnahmen haben.

Was ich mir in meinen 13 Monaten Training bisher noch nicht ein einziges mal begenet ist: Wie verhindere ich denn in dieser scheiss Position zu landen?? Wäre das nicht wesentlich wichtiger/effektiver erst gar nicht so scheisse da zu liegen, anstatt sich immer zu versuchen daraus zu befreien?

Ich habe mir das Video "Guard Retention" von Danaher zugelegt und war sofort sehr begeister. Das ist prinzipiell genau was ich meine. Allerdings hat auch da das Randori ganz schnell gezeigt, dass so ein Video, ohne Drills, völliger Käse ist. Die Jungs blockieren ein Bein, was bei Danaher so nicht vorkommt und schon müsste man das ganze völlig anders machen. Ist ja auch logisch (Ein Trainingspartner meinte mal sehr treffend: "Ich könnte so viele tolle Dinge machen, wenn Du nur mal stillhalten würdest!")

Positions-Sparring wäre sicher eine tolle Lösung ... was würde ich mich darüber mal freuen. Es ist bei uns allerdings tatsächlich ein Running-Gag ... jedes mal vorm Randori "Heute rollen wir mal frei und kein Positionssparring!" und alle jubeln, weil es so sehr verhasst ist ... ich scheine wirklich der einzige zu sein, der da jedesmal kräftig auf den Mundschutz beisst.

Also lange Rede, kurzer Sinn. Wie könnte ich das trainieren?

Björn Friedrich
27-12-2024, 13:42
Schritt 1: Lerne verschiedene Befreiungstechniken für die bestimmten Handlungsmuster deines Partners, in einer speziellen Position, wie z.B. Mount. Übe das solange ohne Widerstand, bis du eine relativc verlässliche Mechanik damit entwickelt hast.

Schritt 2: Wende diese Techniken gegen körperlich und technisch schlechtere Leute an und bleibe dabei selber so technisch wie Möglich

Schritt 3: Übe dies progressiv gegen immer stärkere Gegner

Schritt 4: Identifiziere, die Dinge, die dein Partner braucht, um eine bestimmte Position zu erreichen und zu stabilisieren und dann positioniere dich bewusst so, das diese Räume, die er benötigt, besetzt sind.

Schritt 5: Siehe Schritt 2

Schritt 6: Siehe Schritt 3

amasbaal
27-12-2024, 13:45
einfache lösung... könnte man selbst drauf kommen ;)

SKA-Student
27-12-2024, 16:50
Im Randori gegen bessere Leute...
...
Was ich mir in meinen 13 Monaten Training...
...
Also lange Rede, kurzer Sinn. Wie könnte ich das trainieren?

Klingt nach ganz normalem BJJ Alltag...
"Besser" im BJJ beinhaltet in der Regel Positionskontrolle.
Einfach dranbleiben, es kommt mit der (Matten-) Zeit.

Und Schritt 2 von Björn oben ist wichtig:
übe (neue) Escapes (und eigtl. auch alles andere) beim Rollen mit "schwächeren / neuen" Leuten, begib dich absichtlich in schlechte Positionen etcpp.

Wie mit den Fähigkeiten im echten Leben: es gibt keine Abkürzungen - man kann bestenfalls durch Lern-Volumen und Methoden es ein bisschen beschleunigen.

MatscheOne
27-12-2024, 22:21
Bad Position? Don't do it...


:)

MatscheOne
27-12-2024, 22:22
How 2 avoid bad positions in the Beginning....

:biglaugh:

jkdberlin
28-12-2024, 03:34
Ich würde da mit den Schritten von Björn mitgehen.
Dazu noch:
Positionssparring ist wichtiger Bestandteil des Trainings.
Und "Befreiungen aus schlechten Positionen" sind keine Aufwärmdrills, da stecken meistens so viele Details drin, die kann man nicht 10 min drillen und sich dann gegen einen Gegner nutzen, der sich wehrt. Das braucht seine Zeit ...

Björn Friedrich
28-12-2024, 10:56
Îch würde nicht sagen, das das Training am Anfang drauf abzielen sollte diese zu vermeiden, das macht überhaupt keinen Sinn. Akzeptanz, danach überleben, danach befreien, danach angreifen. Freiheit entwickelt man erst, wenn man sich überall zuhause fühlt.

Ausserdem darf man nicht vergessen, das Mount oder Back Mount nicht direkt schlechte Positionen sind. Es gibt relativ neutrale Mount und Back Mount Positionen, wirklich schlecht werden sie, wenn die eigene Struktur gebrochen wird, aber das ist halt das Spiel des BJJ. Gute Leute können dir jede Position geben und du hast trotzdem nichts, weil ihre Struktur noch intakt ist. Aber all der High Level Shit, basiert erstmal auf guten, grundlegenden Escapes.

Steapa
28-12-2024, 12:09
Schritt 1: Lerne verschiedene Befreiungstechniken für die bestimmten Handlungsmuster deines Partners, in einer speziellen Position, wie z.B. Mount. Übe das solange ohne Widerstand, bis du eine relativc verlässliche Mechanik damit entwickelt hast.

Schritt 2: Wende diese Techniken gegen körperlich und technisch schlechtere Leute an und bleibe dabei selber so technisch wie Möglich

Schritt 3: Übe dies progressiv gegen immer stärkere Gegner

Schritt 4: Identifiziere, die Dinge, die dein Partner braucht, um eine bestimmte Position zu erreichen und zu stabilisieren und dann positioniere dich bewusst so, das diese Räume, die er benötigt, besetzt sind.

Schritt 5: Siehe Schritt 2

Schritt 6: Siehe Schritt 3

Das klingt völlig logisch, obwohl mich tatsächlich überrascht, dass auch Du das Befreien aus schlechten Positionen über deren Vermeidung setzt.
Punkt ist aber ... für keinen Schritt davon habe ich einen Trainingspartner. Ich muss das alles im freien Rollen versuchen.

amasbaal
28-12-2024, 12:14
r ... für keinen Schritt davon habe ich einen Trainingspartner. Ich muss das alles im freien Rollen versuchen.

du rollst alleine über den boden?

big X
28-12-2024, 13:28
...dass auch Du das Befreien aus schlechten Positionen über deren Vermeidung setzt.
wenn du die schlechten positionen kennst, kannst du sie auch besser vermeiden. ausserdem bringt es dich weiter, wenn du aus einer schlechten position einen ausgang findest.
mein spruch dazu: es gibt für alles eine lösung. mensch muss sie nur finden ;).

gilt jedenfalls im stehen. bin kein grosser bodenturner :).

edith meinte, ich könnte den text besser sortieren.

Björn Friedrich
28-12-2024, 15:41
Ganz genau,

wie schon gesagt ist Akzptanz der Schlüssel zum Erfolg. Wenn man "schlechte" Positionen akzeptiert, dann landet man oft darin und dann lernt man sich zu befreien. Wenn man das Selbstbewusstsein hat, sich aus allen Positionen befreien zu können, dann entwickelt man die Ruhe und die Übersicht, den nächsten Schritt zu machen, nämlich die Prävention. Man besetzt also bewusst dein Raum, den der Gegner braucht, um die Position zu stabilisieren und vermeidet so die Position im Ansatz.

Dabei gibt es nur eine Falle und das ist das, was ich passive Defensive nenne. Nur Befreien und Vermeiden alle bringt nichts, man muss die Chancen für den Gegenangriff fühlen und wahrnehmen. Wie ein Boxer, der eine gute defensive hat, aber genau weiß, wann er die eigenen Treffer setzt und wann er wieder verteidigen muss.

Aber das ist dann schon High Level. Alles baut auf den Escapes auf.

MGuzzi
28-12-2024, 18:01
du rollst alleine über den boden?

Das hat er nicht gesagt.
We hat keinen Partner, mit dem er die Schritte durchgehen kann.
Freies Rollen heißt nicht alleine.

jkdberlin
29-12-2024, 05:20
Wenn du aus prekären Situationen heraus kommst, dann kannst du darauf vertrauen. Dann "spielst" du auch eher mit der Vermeidung und diversen Optionen, da du ja deiner Defensive vertraust. So wird dann auch die Prävention besser.

StaySafe
30-12-2024, 10:46
Das klingt völlig logisch, obwohl mich tatsächlich überrascht, dass auch Du das Befreien aus schlechten Positionen über deren Vermeidung setzt.

Man darf halt nicht Kampftaktik mit Lernmethodik verwechseln ;)

Natürlich will ich im Kampf für mich nachteilige Positionen möglichst vermeiden. Wobei das natürlich auch eine Frage der Erfahrung, der eigenen Möglichkeiten und des eigenen Games ist.
Was für den einen nachteilig ist / wirkt, ist für den anderen der "Place to be". Und das ganze ist natürlich nochmal ein Stück weit Kontextabhängig: Grappling / MMA / SV.
Fällt alles unter Kampftaktik.

Um für den Kampf aber überhaupt in die Lage zu kommen zu vermeiden, muss ich im Training immer wieder in die schlechten Positionen und Situationen um eine hochwertige Defense zu entwickeln.
Das ist dann eine Frage der Lernmethode.

Es gibt natürlich auch den Ansatz von Beginn an durch wildeste "Scrambles" oder eher "Pseudo-Scrambles", Positionen zu vermeiden.
Aber das läuft in dem Moment ins Leere, wo du es mit jemandem zu tun hast der Erfahrung und gutes Positionsgame kombiniert.
Der wird dich in der Regel dazu bringen, dass du dich verausgabst, dich dann pinnen und mit dir machen was er will, weil du eben keine Escapes hast.
Den Unterschied im Ergebnis beider Ansätze, kann man oft bereits bei Weißgurten mit 1 - 1 1/2 Jahren Erfahrung sehen.