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Vollständige Version anzeigen : Shuaijiao meets Bagua



kanken
30-03-2025, 09:39
Hier mal ein sehr schöner Clip, in dem man die Shuaijiao Elemente des Bagua sieht und auch mal sehr schön wie Schläger und Tritte mit dem Ringen kombiniert werden können:


https://youtu.be/OQl9MrGVKwY?si=I_9PZnVRMICJjmxX

period
01-04-2025, 15:24
Vielen Dank, da sind ein paar sehr kreative Anwendungen dabei. Ich muss sagen, dass die technische Vielfalt aus meiner Sicht insgesamt eine grosse Stärke des Shuai Jiao ist, da gibts wirklich so ziemlich alles, was man sich wurftechnisch im Rahmen des Regelwerkes ausdenken könnte. Daher umfasst meine Bibliothek auch so ziemlich alle verfügbaren Werke zu dem Thema, ich blättere immer wieder da durch, wenn ich nach kreativen Lösungsansätzen in Standardsituationen suche, z.B. wenn ich gerade aufgrund des aktuell trainierten Regelwerkes oder auch verletzungsbedingt nicht auf meine üblichen go-tos zurückgreifen kann.
Wozu ich mangels persönlichem Kontakt zu erfahrenen Ausführenden leider wenig sagen kann sind Taktiken (technisch-taktische Zwischenhandlungen wie Gripfighting etc., übliche Grösse des aktiven Technikrepertoires, Erstellung von Technikketten) und Lehrweg; zwar gibt es im Shuai Jiao eine schon fast unendliche Menge an Trainingstechniken, die man z.T. auch online finden kann, aber ich wüsste gerne mehr darüber, inwieweit die selektiv für bestimmte Techniken angewendet werden oder ob meistens die volle Breitseite zum Einsatz kommt.

concrete jungle
03-04-2025, 14:41
Sehr schön, verbundenes Bewegen - erinnert mich an Flos Duellatorum und Pencak Silat.

amasbaal
03-04-2025, 15:20
erinnert mich an ... Pencak Silat.

insbesondere silat-kuntao und west-java stile (pukulan orientiert und in teilen von Kuntao beeinflusst). logisch, denn Bagua ist einer der wesentlichen einflüsse auf das SOA Kuntao. die meisten mir bekannten chinesischen einwanderer, die ihren familienstil in die region brachten und ihn den dortigen bedingungen anpassten (stärker, wie man heute sagen würde, "SV" orientiert, Silat prinzipien berücksichtigend, da das ja "die gegner" verwendeten und an die regionalen "waffenmoden" mit v.a. kurzen klingen angepasst) hatten etwas mit süd-chinesischen stilen zu tun, jeder von diesen eingewanderten lehrern war auch in mindestens einem "inneren" t-cma stil ausgebildet. Bagua (Pa Kua und diverse andere schreibweisen) wird dabei neben Tai Kek (Tai Chi) und 5-Ancestors Fist (gilt das eigentlich als "innerer" stil? ist ja eher eine stilmischung...) sehr oft erwähnt. Das südchinesische Kuntao, das v.a. im 18. und 19. Jh. nach SOA "importiert" wurde, war faktisch nichts einheitliches, sondern mehrere "familienstile", die aus kombinationen (teilweise mit abwandlungen) diverser klassischer CMA stile bestanden. ich bin immer begeistert, wenn ich in Bagua clips das ein oder andere mir bekannte finde. ausgerechnet das "typische" kreislaufen hab ich aber übrigens DIREKT und isoliert nirgendwo in Silat-Kuntao varianten gefunden :)

schöner clip. passt dazu...

GilesTCC
03-04-2025, 15:42
...und 5-Ancestors Fist (gilt das eigentlich als "innerer" stil? ist ja eher eine stilmischung...)...
Ich hatte ein klein bisschen Kontakt zu 5 Ancestors in Malaysia und (aus der Perspektive von Leuten, die hauptsächlich Tai Chi und Bagua machten), wurde der Stil schon als eher "extern" betrachtet - auch von meinem damaligen Tai Chi-Lehrer, der vorher 5 Ancestors gelernt hat. Aber zugleich wurde der Stil sehr respektiert. Und außerdem wurde gesagt, dass jeder der traditionellen "externen" Stilen auch "interne" Element oder Formen hatte, also keine saubere Trennung. Einmal sah ich die "Eisendraht-Form" des Hung Gar, was mich sehr beeindruckt hat und eine ganze andere Qualität als die 'normalen' Hung-Gar- Formen hatte.
-- Und man kann auch argumentieren, die externe/interne Unterscheidung ist sowieso falsch, aber das will ich hier nicht wieder hochholen...


schöner clip. passt dazu...
Ich finde den Clip auch sehr schön. Weiß jemand, ob eine längere Version irgendwo zu sehen ist?

amasbaal
03-04-2025, 17:52
dass jeder der traditionellen "externen" Stilen auch "interne" Element oder Formen hatte, also keine saubere Trennung.

das schien mir auch so, schon allein deshalb, weil ich das SOA Kuntao als sehr verschieden von den HEUTIGEN "inneren" CMA stilen wahrgenommen hab. das schien mir zu "direkt" und "hart" für das, was man heute so als zb. Tai Chi zu sehen bekommt (in der regel!), hatte andererseits von der körpermechanik her und bei den "feinheiten", die manchmal im "groben" versteckt waren, sehr wohl das gefühl (beim machen), dass da einiges "inneres" drin steckt.
könnte man behaupten, dass das Kuntao, mit seinen nicht mitgemachten entwicklungen im chinesischen kernland seit dem 19. Jh. (weil zuvor "ausgewandert") von einer erst danach forcierten trennung von innen und außén nicht oder zumindest weniger beeinflusst wurde? (plus der Silat einfluss, wo innen/außen quasi in jedem stil vorhanden ist und sich die stile in dieses schema nur in seltenen fällen einordnen/trennen lassen. die mir bekannten SOA Kutao stile haben sich übrigens aus der abschottung der chinesischen gemeinschaften zumindest insofern heraus begeben, als das es des öfteren zu heiraten mit meist eher hochgestellten einheimischen frauen kam, in deren unmittelbaren verwandtschaft silat-familienstile weitergegeben wurden, wodurch ein sonst sehr seltener austausch innerhalb der nun erweiterten familie zwischen CMA/Kuntao und bestimmten Silat stilen erst möglich wurde. im westen öffentlich zugänglich wurde das ja erst durch die Indo-Holländer, die wiederum - noch seltener - in die indonesischen linien solcher "gemischten" familien eingeheiratet hatten. der Kuntao lehrer war dann oft ein chinesischer onkel der einheimischen frau. in ganz seltenen fällen wurden sie aber auch als große ausnahme von nicht verwandten Chinesen unterrichtet, oft nach empfehlung eines auf die ein oder andere art mit der chinesischen gemeinschaft verbundenen einheimischen Silat lehrers)