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Vollständige Version anzeigen : Lernkurven im KS



Astralis
12-04-2025, 09:27
Guten Morgen zusammen

Habe mal gelesen, dass boxen eine recht steile LERNKurve hat und dann gerade verläuft wohingegen Judo wohl sehr langsam steigt.
Wie seht ihr des ganze?
Rein von der Logik her müsste dann doch Ringen, BJJ auch sehr langsam aber stetig verlaufen
Kickboxen langsamer als boxen aber schneller als Thaiboxen :)

Oder ist des alles nur "Theorie" und es kommt auf den Kämpfer an?

period
12-04-2025, 10:00
Naja, beim Boxen kann man halt nach 6 - 12 Monaten die Grundtechniken und ist hinreichend fit, dann wird man erstmal taktisch besser. Ich habe das so erlebt, dass viele nach etwa einem Jahr ein Plateau erreichen und dann aufhören.

Im Ringen, BJJ oder Judo ist das technische Repertoire viel umfangreicher, das heisst, man wird in aller Regel mindestens fünf Jahre brauchen, um den Grundstock an Techniken zu lernen, und dann kann man bei.weitem noch nicht alle und schon gar nicht perfekt... Das Niveau im Sparring macht da m.E. eher Quantensprünge, wenn man eine neue Technik erfolgreich integriert oder dahonterkommt, wie man die Lieblingstechnik des Partners blockt...

Astralis
12-04-2025, 15:24
Naja, beim Boxen kann man halt nach 6 - 12 Monaten die Grundtechniken und ist hinreichend fit, dann wird man erstmal taktisch besser. Ich habe das so erlebt, dass viele nach etwa einem Jahr ein Plateau erreichen und dann aufhören.

Im Ringen, BJJ oder Judo ist das technische Repertoire viel umfangreicher, das heisst, man wird in aller Regel mindestens fünf Jahre brauchen, um den Grundstock an Techniken zu lernen, und dann kann man bei.weitem noch nicht alle und schon gar nicht perfekt... Das Niveau im Sparring macht da m.E. eher Quantensprünge, wenn man eine neue Technik erfolgreich integriert oder dahonterkommt, wie man die Lieblingstechnik des Partners blockt...

Aber warum haben sie dann mit dem boxen aufgehört? Gerade dann wenn man doch Sparren könnte?
Aber passt dann auch die Theorie bzgl kick und Thaiboxen?

Björn Friedrich
12-04-2025, 15:24
Wenn es um Technik geht, dann denke eher in Jahrzehnten als in Jahren. Klar am Anfang gibt es mehr Input als nach 30 Jahren, aber trotzdem verändern sich die Dinge relativ langsam, egal was man tut. Sieht man ja auch, die meisten weltklasse Leute trainieren seit der Kindheit und die, die nicht seit der Kindheit trainieren, sind keine super Techniker, aber krasse Athleten, um das Defiztit wett zumachen......

period
12-04-2025, 15:40
Aber warum haben sie dann mit dem boxen aufgehört? Gerade dann wenn man doch Sparren könnte?
Aber passt dann auch die Theorie bzgl kick und Thaiboxen?

Meine Erfahrungen mit dem Boxen sind zugegebenermassen recht begrenzt, ich kenne nur die Klientel aus zwei Boxclubs, die nicht zwingend repräsentativ ist. Ich würde sagen, nach etwa einem Jahr wird dann deutlich, warum jemand eigentlich ins Boxen gekommen ist; eine Minderheit will Wettkampfboxer werden, die gehen dann ins Sparring. Einige wollen weiterhin nur trainieren, die machen dann white collar oder Fitnessboxen. Und eine dritte Gruppe hat nach der Zeit das gelernt, was sie lernen wollte, und geht woanders hin.
Leute, die ohne Wettkampfambitionen sparren wollen, findet man da meiner Erfahrung nach relativ selten. Meistens wurden die das eine oder andere Mal von den Wettkampfboxern ziemlich zusammengefaltet, dann überlegen sie sich meistens nochmals, ob sie das wirklich wollen - und arbeiten sich dann entweder zum Trainingspensum von Wettkampfboxern hoch, oder gleiten in Gruppe 2 oder 3 ab. Sparring in einer Wettkampf-KSA finden die meisten nur dann lustig, wenn sie zumindest einigermassen mithalten können. Kann man das nicht, zahlt man, zumindest in einem wettkampforientierten Verein.
Was Kick- und Thaiboxen angeht, habe ich noch weniger Erfahrung (ein paar Monate im Thai). Thaiboxen ist technisch komplexer, das Verletzungsrisiko im Sparring meiner Erfahrung nach höher. Jetzt könnte man annehmen, dass das auch heisst, dass man länger ausgebildet wird, bevors ins Sparring geht - zumindest da, wo ich war jedenfalls nicht. In dem Boxclub wurde in der Regel nach 6-12 Monaten mit dem Sparring begonnen, im Thaiboxen gabs ne Einführung von ca. 4 Wochen, und danach wurde primär gesparrt (10 Runden pro Training). War aber auch ne Talentschmiede, eher so Marke friss oder stirb.
Ach, und im Ringen und Grappling wurde vom Tag 1 an gesparrt - im Extremfall, nachdem man den Leuten genau eine Technik gezeigt und ihnen kurz erklärt hat, wie sie hinfallen sollen. Und auch, wenn man drüber streiten kann ob nun Grappling oder Thaiboxen härter ist - das Verletzungsrisiko im Grappling ist grundsätzlich höher. Es gibt also keinen linearen Zusammenhang zwischen technischer Komplexität, Verletzungsrisiko und wann gesparrt wird. Ich würde sagen, es kommt eher drauf an, welche Klientel man haben will - die Grapplingvereine (ob jetzt Ringen, Sambo, Judo oder BJJ) wo ich bisher war, wollten eigentlich immer nur Leute haben, die grundsätzlich sparren wollen, wenn sie nicht verletzt sind - wenn jemand partout nicht sparren will, hat man dem gesagt wo die Tür ist.

concrete jungle
13-04-2025, 11:57
Mit dem Boxen kann ich so mit 12 Monaten bestätigen, Thaiboxen eher zwei-drei Jahre, BJJ fand ich am Boden auch recht schnelle Fortschritte ggü. einem darin Ungeübten.

Man könnte also mit 1 Jahr Boxen und zwei Jahren TB recht schnell eine ordentliche Stand-Up Fähigkeit erreichen, dazu danach Boden-Basics.

Dazu noch der Tip sich jeweils ein dutzend Privatstunden bei einem fähigen Trainer zu gönnen, damit macht man verdammt schnell Fortschritte!

Astralis
13-04-2025, 22:37
Mit dem Boxen kann ich so mit 12 Monaten bestätigen, Thaiboxen eher zwei-drei Jahre, BJJ fand ich am Boden auch recht schnelle Fortschritte ggü. einem darin Ungeübten.

Man könnte also mit 1 Jahr Boxen und zwei Jahren TB recht schnell eine ordentliche Stand-Up Fähigkeit erreichen, dazu danach Boden-Basics.

Dazu noch der Tip sich jeweils ein dutzend Privatstunden bei einem fähigen Trainer zu gönnen, damit macht man verdammt schnell Fortschritte!


Ok thx
Kann es sein dass Kickboxen "out" ist? Man liest, hört nur noch von MT

period
14-04-2025, 09:54
Naja, kommt wohl drauf an, wen man fragt und in welcher Szene man schaut... mit Blick aufs MMA ist z.B. K1 immer noch ne recht grosse Nummer, mit Adesanya, Pereira und Co... Mein persönlicher Eindruck ist, dass immer noch erheblich mehr Leute Kickboxen machen als MT; es gibt da halt auch Fitnessboxen und Leichtkontakt, und Vollkontakt finden eben nicht alle super.

concrete jungle
14-04-2025, 10:21
Schau Dich mal in deiner Gegend um, oft ist KB in klassischen Vereinen organisiert und nicht so vocal im Internet:

https://www.wako-deutschland.de/

https://www.gco-members.de/#/dojos

Gürteltier
14-04-2025, 12:09
Ok thx
Kann es sein dass Kickboxen "out" ist? Man liest, hört nur noch von MT

Nein. Ist eher so, das viele MT Elemente auch Einzug ins KB gefunden haben. Lowkicks sowieso, Kniestöße auch öfter. Kurzeitigen Clinch gab es schon vor 40 Jahren und jetzt wird er eben öfter auch mit Thai-Plum gemacht.
Auch die Long Guard und das Spiel mit dem vorderen Teep ist schon aufgrund der Lowkicks phasenweise drin.

Im echten MT kann der Clinch halt noch ganz anders zum Zuge kommen. Die ernsthaften Ellenbogen vermisst kaum jemand.


Lernkurven hängen mehr von der Strukturierung des Sparrings und der Lerngruppenzusammensetzung ab.

Im BJJ ist der erwachsene Anfänger oft gefrustet. Im Judo oder Ringen gefährdet.

Entschärftes, spielerisches stand up Sparring ist, egal wo, eigentlich am leichtesten umzusetzen. Und gemischt mit 1/10 Sparringseinheiten ( spontane Schätzung ) mit hochdrehen auf Druck, Schlagwirkung und Schneller-als-du-timing sorgt das auch für die günstigsten Lernkurven.

Es also mal eher wieder das "wo/mit wem" als das "was" an sich.
Und Olympisches Boxen kann es sich m.E. nach leisten, wählerisch bei den Mitgliedern zu sein. Ähnlich wie Period es ja auch erlebt hat.