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Vollständige Version anzeigen : Warum macht man noch WT in der EWTO oder warum nicht.



Takezo
21-10-2025, 20:50
Hier und dort gab es im Forum Diskussionen, an denen ich mich beteiligt hatte, in denen es um die Wirksamkeit von *in *ung ging und was man vielleicht lieber anders hätte. Ich habe dann per PN interessante Diskussionen gehabt. Ich wollte bestimmte Details meiner Entscheidung nicht öffentlich machen, habe mich aber jetzt anders entschieden. Ich habe letztes Jahr im April mit dem EWTO-WT aufgehört und dies sind meine Gründe. Vielleicht gibt es ja eine fruchtbare Diskussion. Also:

Warum ich mit EWTO-WT aufgehört habe

Elf Jahre war ich beim WT. Ich habe mal mit Ju Jutsu begonnen, zum Aikido gewechselt und dann beim Shotokan-Karate gelandet. Meine Wechsel waren darin begründet, dass ich nichts davon als wirklich sv-fähig erlebt habe. Dann begann ich mit dem EWTO-WT und war anfangs begeistert; aber dann:

1.Die sog. Weiterentwicklung in der EWTO:
In „meiner Zeit“ (2013 – 2024) kamen dazu: Inneres WT, Funktionales WT, Zhong Xin Dao in Kooperation mit Sam Chin, Chi Sao Kuen und dann Magic Hands.
Mit ZXD war ich raus. Da kamen die ersten Zweifel ob das noch alles zielführend ist.
Mein Trainer vor Ort war auch schon sauer, weil er viel Geld in Lehrgänge investiert hatte und dann wurde es gecancelt.

Ich fand schon, dass das alles einen vielleicht „am Kontaktpunkt“ besser macht, aber mir war das dann zu weit weg von einer SV und auch von einer Kampfkunst, wie ich sie lernen wollte.
Mein Anfangsfokus lag ganz klar auf SV - das hatte ich mir vom WT versprochen - und ich war auch an Kampfkunst interessiert, aber mit dem ZXD war ich raus; das war mir das zu viel „Rumgefummel“; einfach überintellektualisiert und überspezialisiert und ich fand es auch langweilig – dieses ständige Rumgestehe und hier und da noch mal auf eine Micro-Bewegung horchen. Ich habe da keinen Sinn mehr drin gefunden; ich empfand es als eitles Altherren-Getue von Leuten, die sich noch mal eine Schippe Extra-Bedeutung raufladen wollten.

Ich hätte mir in Punkto Weiterentwicklung des WT gewünscht mehr intuitive Skills zu erwerben, also das Gelernte anzuwenden, wie es auch das Versprechen war: nämlich formlos zu werden im „Kampf“.

Es ging vielen in meinem Umfeld so, die mit der Motivation die effektivste SV zu erlernen, angefangen sind und auch KampfKUNST erlernen wollten. Es gab dann von denen zwei Argumente gegen den Weg den KRK ging:
1. Wann soll man das eigentlich noch alles lernen
2. Es ist ein Zuviel an Komplexität und führt zu sehr vom Ursprung des Kämpfens und vom Versprechen der effektiven SV weg.

2. Die Spaltung in WT Classic und WTPlus:
Im Grunde war ich davon überzeugt, ein ursprüngliches von Yip man abgeleitetes System in Gänze zu erlernen, welches von Kernspecht nicht verändert, sondern erweitert wurde.
Mir war klar, dass Blitz-Defence, ReakTsun und das gesamte Strategische Mindset von KRK kamen. Das fand ich schon 2013 vor.
Später habe ich dann noch mitbekommen, dass das Wing Chun (WT, VT, WC etc.) genauso viele unterschiedliche Stile hat, wie z.B. Karate und das im EWTO-*in *ung durchaus anders „tickt“ als andere Stile. Wobei ich nicht beurteilen kann, ob die anderen Richtungen besser sind oder nicht.

Eines aber hat mich am meisten gestört und auch meine Motivation stark tangiert:
Die EWTO hat immer den Anspruch vertreten das jeweils beste WT in einer Kampfkunst zu vereinen (Stichwort Entwicklung). Jetzt wurde aufgesplittet in WT Classic (das bisherige WingTsun) und WTPlus (kämpferischer und mit vielen BJJ-Anteilen), anstatt das WT weiter zu entwickeln.

Viele in den Foren verstehen ja unter WT-Plus, dass per App trainiert wird. Kann man sogar, aber gewollt ist das eigentlich nicht. Ich kann über die App meinen Trainingsfortschritt nachverfolgen und anschauen, was in welcher Einheit wie trainiert wird. Den Trainer brauche ich trotzdem. Videos kann man zur Ergänzung kaufen; aber die sind schon teuer. Das kostet pro Jahr ca. 300,-€.

WT-Plus hat an sich gute Ansätze, aber die wollen nur fitte Leute bis Mitte 40 trainieren oder ältere, die aber den körperlichen Zustand eines fitten Mittvierzigers. Da war ich dann schon vom Alter deutlich drüber und das haben die mir auch sehr deutlich „gezeigt“ in den 4 dreitägigen Lehrgängen zum Fighter-Programm und dem zweitägigen Instructor-Lehrgang, der das härteste war, was ich jemals mitgemacht hatte. Sicherlich auch meinem damaligen Alter (66) und meiner beidseitigen Kniearthrose geschuldet.

Also das WTPlus-Fighter-Programm (die Schülergrade) ist ein gut abgespecktes WT um BJJ ergänzt und mit Sparring inkludiert mit 4 x 24 Modulen. Didaktisch gut gemacht. Aber vom „alten“ WT ist eigentlich nur noch „öffnen und schließen“ übriggeblieben und aus den For-men wurde Versatzstücke eingebracht (wohl als traditioneller Bezug)

WTPlus war ja dann das Versprechen das Kämpferische zu bedienen und die Kampfkunst auf die Höheren Grade zu verschieben. Aber in den HG-Programmen wurde dann wohl alles andere eingebracht: Pro Specialist (Ex-HG) waren es 96 (!) Module. Da wird es dann teuer und langwierig. Vielleicht ja deren Versuch, die Meister-Inflation in der EWTO zu stoppen.
Ich habe zwei Jahre WT-Plus betrieben und es hat, wie gesagt, gute Ansätze, aber überzeugt mich nicht wirklich. Dazu unter Punkt 3.4.
Dann gibt es unter den Schulleitern ein ziemliches Gebashe („WT-Classic, das sind ja nur Bauchmeister, die nix können und die Prüfungen werden geschenkt“ vs. „WT-Plus das ist ja nur ein Krav Maga Klon“)

Da ich an beiden was Gutes finde, habe ich immer das Gefühl gehabt, in dem Verband nicht mehr das versprochene Ideale aus einem Guss zu bekommen. Jede Ausrichtung hatte ihre Mängel und mangelhaftes will ich nicht lernen.

3. Die Enttäuschung:
Für mich war das Versprechen der EWTO und KRK gebrochen, dass das EWTO-WT immer auf dem Weg zu dem noch besseren EWTO-WT ist. Also ein System immer verbessert wird und nicht in zwei Kampfkunst / SV-Sparten aufgeteilt wird (Wobei die WTPlus-Leute ja auch ganz bewusst von KampfSPORT reden und nicht mehr Kampfkunst) und dann noch eine „innere“ Sparte (das Magic Hands of Kankifu - kaum einer der nicht fremdbeschämt war ob dieses Namens)als „Sahnehäubchen für alle“ oben drauf, aber nicht integriert.

Nur: wer soll denn bitte schön WT Classic oder WTPlus trainieren und dann noch MH zusätzlich. Das können vielleicht noch die hauptamtlichen Trainer, aber nicht die Freizeitsportler – egal ob Schüler oder HGs.

4. Was ich mir gewünscht hätte:
Ich versuche es mal vor dem Hintergrund der Zielgruppe. Das sind m.E. nicht die Kampf-sportler, die auch auf Wettkämpfe trainieren, sondern der sog. Normalbürger, der wehrfähig gemacht werden sollte. Ich sehe das als einen gesellschaftlich wichtigen Auftrag an.

Erste Schiene SV:
1. Ich würde die Chi-Sektionen komplett auflösen zu Gunsten der Fähigkeiten die das freie Chi Sao vermittelt. Konsequent die Prinzipien vermitteln: öffnen und schließen, Mustererkennung, Vorwärts marschieren und/oder ausweichen

2. Ich würde deutlich mehr freies Kämpfen ermöglichen, also Sparring, wie es im WT-Plus praktiziert wird. Dazu konsequentes Schlagtraining an Pratzen und Polstern.

3. Ich würde mich den Themen vermehrt widmen, die für einen sog. Normalbürger wesentlich sind, wie z.B.: Umgang mit Angst, Strategie in der Kommunikation mit Aggressoren etc. und dazu gehört Szenariotraining mit freiem Kämpfen (Sparring). Die ganze Kette von der optischen Annäherung bis zum Körperkontakt. Das ist zwar überall mit angedacht aber zu wenig konsequent umgesetzt.

In den Kinder- und Jugendlichengruppe, die ich trainiert hatte, habe ich zu den Mädchen immer gesagt: Wir lernen hier nicht Selbstverteidigung, sondern Gegenangriff.

4. WT ist viel zu leicht anfällig für Finten. Das gilt auch für WT-Plus. Deren Antwort auf die Fintenanfälligkeit ist Attack 1 – 4; quasi das neue Blitz-Defense, welches komplett abgeschafft wurde (was ich für einen Fehler halte). Die Attack-Moves sind erstens nur was für sehr bewegliche Leute, die auch gut mit angezogenen Knien in einen Angriff gehen können und zweites genauso leicht auszukontern. Ist mir im Training direkt passiert mit einem Bundespolizisten, der mit einem Superman-Punch direkt in meinen Move gegangen ist und mit der anderen Hand einen Hook gelandet hat. Und das obwohl mein Trainer meinte, ich hätte technisch alles richtig gemacht.

Von daher: Gleich beibringen, wie man selber boxerisch deckt und angreift. sprich: die Fußarbeit und das ausweichen, Distanz schaffen und überbrücken, Deckung nehmen. Wie es Muhammad Ali gesagt hat: „Float like a butterfly, sting like a bee—his hands can't hit what his eyes can't see"

5. Sofort lernen wie man mit Alltagswaffen, vor allem Escrimastöcken angreift und abwehrt.

6. Bodenabwehr, wie im WT-Plus einbauen.

7. Alles Verspielte rauslassen und stattdessen unterteilen in: Ich will kämpfen lernen wie im Wettkampf plus Dirty Tricks.

8. nach spätestens zwei Jahren muss man SV-fähig sein und vor allem wissen, wo die eigenen Grenzen sind.

9. Weg mit dem Unbesiegbakeitsmythos.

Zweite Schiene Kampfkunst:
1. Sollte deutlich als Ästhetik des Kämpfens definiert werden.
2. Sind mittlerweile zu viele Sachen zusammenkommen.

5. Die Kosten:
Ich habe mit den Kosten an sich kein Problem, aber: das sollte von vorneherein offen benannt werden, und nicht erst kurz vor dem 12. SG.
Ich habe WT bis zum 2. HG gemacht. Bis zum 12. Schülergrad war das preislich noch okay. Danach wird es wirklich teuer. Auch ohne zusätzliche Programme.

Die Kosten entstehen aus:
- den aufgebauschten Programmen mit diesen "lustigen" Namen, wie AdaptaTsun etc., die z.T. der Schulleiter vor Ort auch nicht mehr erklären kann
- dann den signifikant hohen Kosten, aus
- den Lehrgangsgebühren für HG-Prüfungen (z.B. 200,- für drei Stunden GM Kernspecht) und den Fahrtkosten
- der Unterbringung außerorts oder alleine der Aufwand der Planung, weil man ja auch noch arbeiten muss
- den Einzelstunden, die man deutlich über die vorgeschriebenen benötigt, weil man im normalen Unterricht gar nicht alles lernen kann, was man für die HG und MG braucht
- den Laufzetteln (also die reine Prüfungsgebühr ohne Lehrgangskosten). Die sind definitiv zu teuer. Da finde ich, sollten max. 200,- pro HG das Limit sein. Ich habe schon bei über 500,- für den 1. HG und 800,- für den 2. HG geschluckt, aber 1.500,- für den dritten und dann immer so weiter? Nein!
- Dann kommen noch die Lehrgänge beim eigenen Schulleiter dazu und die notwendigen Einzelstunden, die selten unter 80,- liegen. Das technische Prüfungsprogramm enthält ab dem 1. HG aufwärts dann noch Holzpuppe, Langstock und Doppelmesser. Das muss man sich meistens außerhalb des Unterrichts über Einzelstunden aneignen. Ich kenne jemanden der für den 4. HG alles in allem 4.000,- aufgewendet hat.

Okay, es ist ein kommerzieller Anbieter. Die müssen davon leben, anders als Trainer in Vereinen, aber ich persönlich habe die Relation zwischen inhaltlichen Mehrwert und finanziellen Engagement nicht mehr sehen können.

Die Schulsituation vor Ort:
Mein Schulleiter und der ranghöchste Lehrer hat sich Anfang 2020 für ein Sabbatical von uns (dem stellvertr. Schulleiter, einem Freund der die Jugendlichen trainiert und mir, dem Kids-Trainer) verabschiedet und uns gebeten, den Laden ein Jahr lang zu leiten.
Mittlerweile lebt er immer noch immer auf einer warmen Insel, kommt dreimal im Jahr und gibt kostenpflichtige Seminare, aber hatte für uns, die wir ihn vertreten haben, weder Zeit zum fachlichen Austausch noch zum Einzeltraining, welches du ab dem 12. SG brauchst um überhaupt weiterzukommen und wofür wir schon bezahlt hatten, bzw. was uns als Kompensationsleistung versprochen wurde.
Aber eben auch typisch für die EWTO: sobald du die Höheren Grade erreicht hast, gibst du Training (teilweise für lau oder wenig Geld) und der Schulleiter kassiert. Das scheint innerhalb der EWTO auch kein Einzelfall zu sein. Ich kenne noch andere "Fälle".




6. Mein Resümee:
Insgesamt habe ich sehr vom WT profitiert, aber nach dem 1. HG und in Vorbereitung auf den 2. HG fehlte mir die Transparenz und vor allem stand für mich der inhaltliche Mehrwert nicht mehr in einer gesunden Relation zu dem organisatorischen (nicht zeitlichen) Aufwand und den Kosten.

Ich habe insgesamt 12 Jahre WT betrieben, davon zwei Jahre WTPlus als Instructor für die Schülergrade. Ich war Trainer für die Kids. Habe alle Trainerscheine gemacht und auch an Schulen etc. Kurse abgehalten. Wovon ich am meisten profitiert habe, ist meine Tätigkeit für den Weißen Ring, wo man Opfer von Straftaten möglichst schnell mindestens mal resilienter macht. Da habe ich viel darüber gelernt, was man "verdichten" Kann.

Wäre mein Schulleiter vor Ort nicht gegangen, hätte ich mich vielleicht dazu entschieden WT Classic - mit all seinen Beschränkungen – weiterzumachen. Ich wäre nur trotzdem in den Programmen nicht weitergegangen, da ich keine Prüfungen mehr hätte machen wollen und wenn man das nicht mehr will, bekommt man keine neuen Inhalte mehr vermittelt.

7. Meine Einschätzung meiner Verteidigungsfähigkeit:
Gegen einen untrainierten Schläger, bei dem ich auch das Überraschungsmoment ausnutzen kann mag es gehen, aber ansonsten sehe ich eher schwarz. Jetzt kann man vielleicht sagen, dass es an mir liegt. Aber das Versprechen der EWTO ist ein anderes. Das lautet immer noch: Wenn du die Programme durch hast bist du sv-tauglich. Hätte ich das alles früher gewusst, wäre ich zum Boxen oder Kickboxen gegangen oder zum UCC.

8. Wie würde ich gerne trainieren:
Am liebsten wäre mir eine „freie“ *ing *ung-Gruppe, die einem alles beibringt was das System zu bieten hat ohne irgendwelchen Graduierungszwang und ohne jahrelanges „Warten“ auf die richtig guten Techniken oder Methoden (Holzpuppe, Langstock, Doppelmesser).

FireFlea
21-10-2025, 21:19
...
Warum ich mit EWTO-WT aufgehört habe

Elf Jahre war ich beim WT. Ich habe mal mit Ju Jutsu begonnen, zum Aikido gewechselt und dann beim Shotokan-Karate gelandet. Meine Wechsel waren darin begründet, dass ich nichts davon als wirklich sv-fähig erlebt habe. Dann begann ich mit dem EWTO-WT und war anfangs begeistert; aber dann:

1.Die sog. Weiterentwicklung in der EWTO:
In „meiner Zeit“ (2013 – 2024) kamen dazu: Inneres WT, Funktionales WT, Zhong Xin Dao in Kooperation mit Sam Chin, Chi Sao Kuen und dann Magic Hands.
Mit ZXD war ich raus. Da kamen die ersten Zweifel ob das noch alles zielführend ist.
...


Interessant, wie hier die Parallelen zu früheren WT Generationen sind. Ich habe mal jemanden persönlich kennengelernt, der Ende der 70er/Anfang der 80er mit WT begonnen hat (war auch mal hier im Forum, keiner von den bekannten Leuten) und der meinte früher habe man sich im Training noch regelmäßig gekloppt und dann kamen irgendwann in den 90ern die ganzen Zusatzprogramme wie Blitzdefence, FrequenChi & Co. und statt Kloppern waren dann Normalos im Training und dementsprechend auch eine andere Trainingskultur. Er ist dann zu irgendeiner anderen WC Richtung im Ausland gewechselt.

Dorschbert
21-10-2025, 23:01
8. Wie würde ich gerne trainieren:
Am liebsten wäre mir eine „freie“ *ing *ung-Gruppe, die einem alles beibringt was das System zu bieten hat ohne irgendwelchen Graduierungszwang und ohne jahrelanges „Warten“ auf die richtig guten Techniken oder Methoden (Holzpuppe, Langstock, Doppelmesser).

Na, aber das sollte doch mittlerweile durchaus machbar sein? Das Angebot an (Nicht EWTO-basierten) Wing-Chun-Schulen in D-Land hat sich doch inzwischen ziemlich ausdifferenziert.
Z.B. die WSL-/Philipp-Bayer-Linie propagiert ja ziemlich genau das Vermittlungsmodell, dass dir vorschwebt.

VG Dorschi

Kunoichi Girl
21-10-2025, 23:53
Das, was in der ewto bis, würde mal sagen, so ca 1990 trainiert wurde, war schon ganz cool, vor allem für die damalige zeit und hat daher auch entsprechende leute angezogen.

Wirksam wurde das aber nur dadurch, dass/wenn das trainingsverrückte, jüngere, teils sportlich talentierte leute waren, die in dieser trainingsverrücktheit ganz klar auf sv/straße ausgerichtet waren und das training durch sifu kernspecht darauf ausgelegt war.
Viele von denen hatten schon einen vorlauf in anderen kampfarten.

Dadurch hatte die ewto über einen gewissen zeitraum immer einen pool an guten/starken leuten zum vorzeigen (zb fries, müller, grun, schmidtke, till, mannes, ringeisen, roggenkamp, dingeldein, hennrich, tassos, pfaff, wagner, boztepe, gefeke, avci, altmeyer, kestner).

Mit diesen leuten hätte sifu kernspecht imo die ursprüngliche ausrichtung durch entwicklung eines grundlegenden trainingsfreikampfsystems, nicht auf sport ausgerichtet, sondern auf „sv“, noch deutlich verstärken können.
Ansätze dazu gab es wohl.
Warum sifu kernspecht diese schiene nicht weiterverfolgt hat und stattdessen in eine ganz andere richtung abgebogen ist, wird wahrscheinlich sein geheimnis bleiben.

Uruk
22-10-2025, 00:12
...schon hart was Du schreibst.
(Gerade das Verhalten Deines Schulleiters Dir/Euch gegenüber. Shame on him.)

Ich kenne das auch so - aber wie immer - nicht bei allen.
(Wobei es bei allen Storys noch Ausreiser nach oben gibt.)

Was machst Du heute?

Takezo
22-10-2025, 08:48
Aikido - weil ich finde, dass es eine gute Ergänzung zu den WT-Bewegungsmustern darstellt. Ich selbst gebe Selbstschutz-Seminare für Pädagogen und unterrichte da eine Mischung aus WT und WT-Plus. Hat aber nichts mit Kämpfen zu tun sondern mit Abwehr um sich einen Time-Slot für Flucht zu sichern.

MGuzzi
22-10-2025, 09:50
Wirksam wurde das aber nur dadurch, dass/wenn das trainingsverrückte, jüngere, teils sportlich talentierte leute waren,

Für mich hatte das damals überhaupt keinen sportlichen Reiz, trotz dem Ruf den das WT zu der Zeit noch hatte.
Man stand sich da eine Stunde gegenüber und machte immer dieselbe Armbewegung.
Kein anstrengenden Aufwärmtraining, nichts was mal den Puls hochbrachte.
Nach dem Probetraining war das Thema erledigt, trotz der Bemühungen des Schulleiters uns die Sache schmackhaft zu machen, indem er mit einem Schüler Chisao demonstrierte und immer auf so ein Sofa schubste, was da im Trainingsraum stand.
Nee danke, auf backebacke Kuchen mit umschubsen hatten wir da keinen Bock, lieber richtig bewgen, rollen und fallen und richtig ins schwitzen kommen, das hatte 10 mal mehr sportliche Inhalte.
Habe es dann später nochmal versucht (war dann allerdings,kein WT sondern so ein Abspalter, schreibweise geändert, gleiches Konzept), mit dem gleichen Ergebnis, der Trainer sagte damals er mache WT, weil keinen Bock hätte zu schwitzen wie beim Karate. Ich so, alles klar, danke.:confused:

Lampe
22-10-2025, 10:48
Das, was in der ewto bis, würde mal sagen, so ca 1990 trainiert wurde, war schon ganz cool, vor allem für die damalige zeit und hat daher auch entsprechende leute angezogen.

Wirksam wurde das aber nur dadurch, dass/wenn das trainingsverrückte, jüngere, teils sportlich talentierte leute waren, die in dieser trainingsverrücktheit ganz klar auf sv/straße ausgerichtet waren und das training durch sifu kernspecht darauf ausgelegt war.
Viele von denen hatten schon einen vorlauf in anderen kampfarten.

Dadurch hatte die ewto über einen gewissen zeitraum immer einen pool an guten/starken leuten zum vorzeigen (zb fries, müller, grun, schmidtke, till, mannes, ringeisen, roggenkamp, dingeldein, hennrich, tassos, pfaff, wagner, boztepe, gefeke, avci, altmeyer, kestner).

Mit diesen leuten hätte sifu kernspecht imo die ursprüngliche ausrichtung durch entwicklung eines grundlegenden trainingsfreikampfsystems, nicht auf sport ausgerichtet, sondern auf „sv“, noch deutlich verstärken können.
Ansätze dazu gab es wohl.
Warum sifu kernspecht diese schiene nicht weiterverfolgt hat und stattdessen in eine ganz andere richtung abgebogen ist, wird wahrscheinlich sein geheimnis bleiben.

Wenn mann jung & kräftig ist kann man eine menge trainieren um gut im kämpfen zu werden, wenn die kraft der Jugend weg ist zeigt es sich ob das was man traniert hat auch dann weiterhilft.

Ich denke KRK ist abgebogen weil es ein paar hundert hardcore KKler gibt, aber hundertausende normalos mit viel mehr Geld.

Kunoichi Girl
22-10-2025, 12:41
Für mich hatte das damals überhaupt keinen sportlichen Reiz, trotz dem Ruf den das WT zu der Zeit noch hatte.

Das training war ja damals ausdrücklich nicht auf sport ausgerichtet und die leute, die das anzog, waren das wahrscheinlich auch nicht?



Man stand sich da eine Stunde gegenüber und machte immer dieselbe Armbewegung.

Das muss imo nicht verkehrt sein.



Kein anstrengenden Aufwärmtraining, nichts was mal den Puls hochbrachte.

Das kam wohl drauf an wo Du/man trainiert hat.
Auf sport aber war das m.W. grundsätzlich nirgends ausgelegt (s.o.).
Wenn man sich aber zb frühere berichte hier im kkb durchliest oder den ersten teil von sifu edels interview anhört, ergibt sich imo, dass es durchaus schulen gab, in denen hart trainiert wurde.
Zudem hat sifu kernspecht jahrelang schweres krafttraining für wt empfohlen und dazu ein buch verlegt.

Kunoichi Girl
22-10-2025, 13:21
Wenn mann jung & kräftig ist kann man eine menge trainieren um gut im kämpfen zu werden, wenn die kraft der Jugend weg ist zeigt es sich ob das was man traniert hat auch dann weiterhilft.

Also nach meiner erinnerung/einschätzung war das damals so:

1)
Sifu kernspechts (werbe)aussage hinsichtlich sv war, dass es (in der brd) kampfstile gebe, in denen zwar sportlich gekämpft werde, dieses kämpfen jedoch nicht auf sv ausgerichtet sei (zb karate, judo, tkd) und sv-stile, in denen aber nicht kämpfen trainiert werde (zb jujutsu, atk, all"kampf", kungfu-arten, aikido), beide seiten hinsichtlich sv-anwendungstraining somit unvollständig und für sv-anwendung daher mangelhaft seien.
2)
Seine idee war, diese lücke wie folgt zu schließen:
Gemäß seiner aussage war ziel der wt-ausbildung, möglichst zügig dahin zu kommen, einen "kunstvollen" zweikampf unter einsatz aller wt-techniken, also ohne sportregeleinschränkungen, führen zu können.
3)
Diese idee war m.W. damals, jedenfalls in der breiten kk-welt der brd, neu und hätte, wenn man sie, zb bis dato, konsequent verfolgt hätte, imo dem wt einen enormen wert bezüglich "sv" verliehen.




Ich denke KRK ist abgebogen weil es ein paar hundert hardcore KKler gibt, aber hundertausende normalos mit viel mehr Geld.

Er ist zb bereits anfang der achtziger jahre nach schloss langenzell gezogen und hat dort die pauschalausbildungen bis zum 12. SG für damals 10.000 DM angeboten (1982?).
Ich meine also, dass das geschäft damals schon gut lief.

Takezo
22-10-2025, 15:32
Na, aber das sollte doch mittlerweile durchaus machbar sein? Das Angebot an (Nicht EWTO-basierten) Wing-Chun-Schulen in D-Land hat sich doch inzwischen ziemlich ausdifferenziert.
Z.B. die WSL-/Philipp-Bayer-Linie propagiert ja ziemlich genau das Vermittlungsmodell, dass dir vorschwebt.

VG Dorschi

Leider nichts in erreichbarer Nähe

Takezo
22-10-2025, 15:36
Warum sifu kernspecht diese schiene nicht weiterverfolgt hat und stattdessen in eine ganz andere richtung abgebogen ist, wird wahrscheinlich sein geheimnis bleiben.

Entweder weil er die hehre Absicht verfolgt hat, den sog. Normalbürger auch wehrhaft zu machen und deshalb das Training an den sog. Normalbürger angepasst hat oder ...
... weil er möglichst viel Geld verdienen wollte und das Training kompatibel für die gehobene Mittelschicht gemacht hat.

Warum er nicht versucht hat, beides unter einen Hut zu bringen ? Tja ... ich tippe auf kommerzielle Erwägungen.

Für Letzteres sprechen für mich die immer neuen Programme, die uns als "Vertiefung des Könnens" vermittelt wurden; letztlich hat es für mich aber eher die "Tiefe" verringert. Vor allem wo immer auch mit Verweis auf Bruce Lee gearbeitet wurde, wonach man besser eine Sache x-mal macht, als viele nur wenige Male.

Kunoichi Girl
23-10-2025, 14:21
... Vor allem wo immer auch mit Verweis auf Bruce Lee gearbeitet wurde, wonach man besser eine Sache x-mal macht, als viele nur wenige Male.


Gemäß früherem user shixiong wurde das in der ewto wohl früher teilweise so trainiert, siehe #26 in folgendem link:

https://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?136854-Der-Ringer-und-die-KFS/page2&highlight=fries+wing+tsun+kettenfaustst%F6%DFe

ThomasL
24-10-2025, 07:27
Takezo: Herzlichen Glückwunsch zu deiner Entscheidung. Ich weiß es ist nicht leicht wenn man so lange dabei war und soviel investiert hat.

Leider scheint sich nichts geändert zu haben, im Gegenteil es ist noch schlimmer als zu meiner Zeit. Eine Gelddruckmaschine bei der oben und in der Mitte (Schulen mit Subunternehmern) viel verdient wird und auf unterer Ebene auch kommerziell gearbeitet werden muss damit man es sich selbst finanzieren kann.

Alexa91
24-10-2025, 11:06
Hallo,
kurz OT


[...]

1)
Sifu kernspechts (werbe)aussage hinsichtlich sv war, dass es (in der brd) kampfstile gebe, in denen zwar sportlich gekämpft werde, dieses kämpfen jedoch nicht auf sv ausgerichtet sei (zb karate, judo, tkd) und sv-stile, in denen aber nicht kämpfen trainiert werde (zb jujutsu, atk, all"kampf", kungfu-arten, aikido), beide seiten hinsichtlich sv-anwendungstraining somit unvollständig und für sv-anwendung daher mangelhaft seien.

Diese Idee und Werbeaussage hatten andere bereits vor ihm. Horst Weiland (zum Beispiel) schuf dafür das Terrorkampf-System (später in Anti-Terrorkampf umbenannt)
Wie kommst du darauf, dass im ATK damals nicht kämpfen trainiert wurde?


2)
Seine idee war, diese lücke wie folgt zu schließen:
Gemäß seiner aussage war ziel der wt-ausbildung, möglichst zügig dahin zu kommen, einen "kunstvollen" zweikampf unter einsatz aller wt-techniken, also ohne sportregeleinschränkungen, führen zu können.

Dafür hätte er das Wing Tsun von seinem Lehrer nicht verändern müssen (und wie oben geschrieben die Idee ohne Sportregeleinschränkungen SV zu trainieren war nicht neu).


3)
Diese idee war m.W. damals, jedenfalls in der breiten kk-welt der brd, neu und hätte, wenn man sie, zb bis dato, konsequent verfolgt hätte, imo dem wt einen enormen wert bezüglich "sv" verliehen.
[...]

Siehe oben. War nicht neu.

Nichts was KRK getan, geschrieben etc... hat war neu.
Er hat immer vorhandenes genutzt/benutzt um es leicht verändert als Buch oder Programm zu vermarkten.
Ob es seine ersten Bücher waren oder die Idee eines flächendeckenden Schulnetzes (auch da war Horst Weiland mit der BAE schon früher dran) - später die Farbecodes (Cooper Code) im BlitzDefence, das ChiSao Kuen usw...

Grüße
Alexa

Alexa91
24-10-2025, 11:07
Hier und dort gab es im Forum Diskussionen, an denen ich mich beteiligt hatte, in denen es um die Wirksamkeit von *in *ung ging und was man vielleicht lieber anders hätte. Ich habe dann per PN interessante Diskussionen gehabt. Ich wollte bestimmte Details meiner Entscheidung nicht öffentlich machen, habe mich aber jetzt anders entschieden. Ich habe letztes Jahr im April mit dem EWTO-WT aufgehört und dies sind meine Gründe. Vielleicht gibt es ja eine fruchtbare Diskussion.[...]
Hallo,
ein sehr interessanter Beitrag.
Danke dafür.
Grüße
Alexa

Kunoichi Girl
24-10-2025, 13:09
...
kurz OT

Warum soll das Deiner meinung nach ot sein?



Diese Idee und Werbeaussage hatten andere bereits vor ihm. Horst Weiland (zum Beispiel) schuf dafür das Terrorkampf-System (später in Anti-Terrorkampf umbenannt)
Wie kommst du darauf, dass im ATK damals nicht kämpfen trainiert wurde?

Im tk/atk gab es m.W. keinen trainingsfreikampf, schon gar nicht unter einbeziehung der "nervendruckpressen".




Dafür hätte er das Wing Tsun von seinem Lehrer nicht verändern müssen

Hinsichtlich des freikampfthemas war es gemäß sifu kernspecht gerade keine änderung des (lt-)wt, da diese art freikampf dort nach sifu kernspechts veröffentlichungen ja systemimmanent gewesen sein soll.





(und wie oben geschrieben die Idee ohne Sportregeleinschränkungen SV zu trainieren war nicht neu).

Es ging nicht darum, sv ohne sportregeleinschränkung zu trainieren, sondern ein dazu passendes freikampfsystem und diese idee war m.W. in der brd hinsichtlich der damals bekannten kampfarten neu.
Selbst für heute müsste ich mich anstrengen, dass mir jemand einfällt, bei dem das systematisch trainiert wird.



Siehe oben. War nicht neu.

imo schon, s.o..



Nichts was KRK getan, geschrieben etc... hat war neu.

Jedenfalls für die brd war die idee imo neu, s.o..

Alexa91
25-10-2025, 05:39
Warum soll das Deiner meinung nach ot sein?
...

Hallo, weil es nicht Thema des TE ist.
Ansonsten denke ich, dass wir einander etwas missverstehen.
Schönes Wochenende
Grüße
Alexa

Kunoichi Girl
26-10-2025, 23:22
… , weil es nicht Thema des TE ist.

Takezos thema ist hier doch (wieder?) zu erreichender sv-wert des wt und diesbezüglich insbesondere auch das thema freikampftraining/sparring?



Ansonsten denke ich, dass wir einander etwas missverstehen.

Worin konkret besteht denn Deiner meinung nach dieses missverständnis?

————————-

Zum thema hier ein zitat aus sifu kernspechts „Vom Zweikampf“, dort aus dem kapitel „Wie man WT lernt“, welches imo leicht redigiert als ein artikel aus wt-welt 4 oder 5 übernommen wurde:

„ … So ist es auch das Ziel des WT-Schülers, wenn erforderlich, einen längeren , kunstvollen Zweikampf bestreiten zu können.Dies lernt man im Lat-Sao (Sparring oder Freikampf).

Das Ziel im WT ist die Kampffähigkeit, … . …“