Takezo
21-10-2025, 20:50
Hier und dort gab es im Forum Diskussionen, an denen ich mich beteiligt hatte, in denen es um die Wirksamkeit von *in *ung ging und was man vielleicht lieber anders hätte. Ich habe dann per PN interessante Diskussionen gehabt. Ich wollte bestimmte Details meiner Entscheidung nicht öffentlich machen, habe mich aber jetzt anders entschieden. Ich habe letztes Jahr im April mit dem EWTO-WT aufgehört und dies sind meine Gründe. Vielleicht gibt es ja eine fruchtbare Diskussion. Also:
Warum ich mit EWTO-WT aufgehört habe
Elf Jahre war ich beim WT. Ich habe mal mit Ju Jutsu begonnen, zum Aikido gewechselt und dann beim Shotokan-Karate gelandet. Meine Wechsel waren darin begründet, dass ich nichts davon als wirklich sv-fähig erlebt habe. Dann begann ich mit dem EWTO-WT und war anfangs begeistert; aber dann:
1.Die sog. Weiterentwicklung in der EWTO:
In „meiner Zeit“ (2013 – 2024) kamen dazu: Inneres WT, Funktionales WT, Zhong Xin Dao in Kooperation mit Sam Chin, Chi Sao Kuen und dann Magic Hands.
Mit ZXD war ich raus. Da kamen die ersten Zweifel ob das noch alles zielführend ist.
Mein Trainer vor Ort war auch schon sauer, weil er viel Geld in Lehrgänge investiert hatte und dann wurde es gecancelt.
Ich fand schon, dass das alles einen vielleicht „am Kontaktpunkt“ besser macht, aber mir war das dann zu weit weg von einer SV und auch von einer Kampfkunst, wie ich sie lernen wollte.
Mein Anfangsfokus lag ganz klar auf SV - das hatte ich mir vom WT versprochen - und ich war auch an Kampfkunst interessiert, aber mit dem ZXD war ich raus; das war mir das zu viel „Rumgefummel“; einfach überintellektualisiert und überspezialisiert und ich fand es auch langweilig – dieses ständige Rumgestehe und hier und da noch mal auf eine Micro-Bewegung horchen. Ich habe da keinen Sinn mehr drin gefunden; ich empfand es als eitles Altherren-Getue von Leuten, die sich noch mal eine Schippe Extra-Bedeutung raufladen wollten.
Ich hätte mir in Punkto Weiterentwicklung des WT gewünscht mehr intuitive Skills zu erwerben, also das Gelernte anzuwenden, wie es auch das Versprechen war: nämlich formlos zu werden im „Kampf“.
Es ging vielen in meinem Umfeld so, die mit der Motivation die effektivste SV zu erlernen, angefangen sind und auch KampfKUNST erlernen wollten. Es gab dann von denen zwei Argumente gegen den Weg den KRK ging:
1. Wann soll man das eigentlich noch alles lernen
2. Es ist ein Zuviel an Komplexität und führt zu sehr vom Ursprung des Kämpfens und vom Versprechen der effektiven SV weg.
2. Die Spaltung in WT Classic und WTPlus:
Im Grunde war ich davon überzeugt, ein ursprüngliches von Yip man abgeleitetes System in Gänze zu erlernen, welches von Kernspecht nicht verändert, sondern erweitert wurde.
Mir war klar, dass Blitz-Defence, ReakTsun und das gesamte Strategische Mindset von KRK kamen. Das fand ich schon 2013 vor.
Später habe ich dann noch mitbekommen, dass das Wing Chun (WT, VT, WC etc.) genauso viele unterschiedliche Stile hat, wie z.B. Karate und das im EWTO-*in *ung durchaus anders „tickt“ als andere Stile. Wobei ich nicht beurteilen kann, ob die anderen Richtungen besser sind oder nicht.
Eines aber hat mich am meisten gestört und auch meine Motivation stark tangiert:
Die EWTO hat immer den Anspruch vertreten das jeweils beste WT in einer Kampfkunst zu vereinen (Stichwort Entwicklung). Jetzt wurde aufgesplittet in WT Classic (das bisherige WingTsun) und WTPlus (kämpferischer und mit vielen BJJ-Anteilen), anstatt das WT weiter zu entwickeln.
Viele in den Foren verstehen ja unter WT-Plus, dass per App trainiert wird. Kann man sogar, aber gewollt ist das eigentlich nicht. Ich kann über die App meinen Trainingsfortschritt nachverfolgen und anschauen, was in welcher Einheit wie trainiert wird. Den Trainer brauche ich trotzdem. Videos kann man zur Ergänzung kaufen; aber die sind schon teuer. Das kostet pro Jahr ca. 300,-€.
WT-Plus hat an sich gute Ansätze, aber die wollen nur fitte Leute bis Mitte 40 trainieren oder ältere, die aber den körperlichen Zustand eines fitten Mittvierzigers. Da war ich dann schon vom Alter deutlich drüber und das haben die mir auch sehr deutlich „gezeigt“ in den 4 dreitägigen Lehrgängen zum Fighter-Programm und dem zweitägigen Instructor-Lehrgang, der das härteste war, was ich jemals mitgemacht hatte. Sicherlich auch meinem damaligen Alter (66) und meiner beidseitigen Kniearthrose geschuldet.
Also das WTPlus-Fighter-Programm (die Schülergrade) ist ein gut abgespecktes WT um BJJ ergänzt und mit Sparring inkludiert mit 4 x 24 Modulen. Didaktisch gut gemacht. Aber vom „alten“ WT ist eigentlich nur noch „öffnen und schließen“ übriggeblieben und aus den For-men wurde Versatzstücke eingebracht (wohl als traditioneller Bezug)
WTPlus war ja dann das Versprechen das Kämpferische zu bedienen und die Kampfkunst auf die Höheren Grade zu verschieben. Aber in den HG-Programmen wurde dann wohl alles andere eingebracht: Pro Specialist (Ex-HG) waren es 96 (!) Module. Da wird es dann teuer und langwierig. Vielleicht ja deren Versuch, die Meister-Inflation in der EWTO zu stoppen.
Ich habe zwei Jahre WT-Plus betrieben und es hat, wie gesagt, gute Ansätze, aber überzeugt mich nicht wirklich. Dazu unter Punkt 3.4.
Dann gibt es unter den Schulleitern ein ziemliches Gebashe („WT-Classic, das sind ja nur Bauchmeister, die nix können und die Prüfungen werden geschenkt“ vs. „WT-Plus das ist ja nur ein Krav Maga Klon“)
Da ich an beiden was Gutes finde, habe ich immer das Gefühl gehabt, in dem Verband nicht mehr das versprochene Ideale aus einem Guss zu bekommen. Jede Ausrichtung hatte ihre Mängel und mangelhaftes will ich nicht lernen.
3. Die Enttäuschung:
Für mich war das Versprechen der EWTO und KRK gebrochen, dass das EWTO-WT immer auf dem Weg zu dem noch besseren EWTO-WT ist. Also ein System immer verbessert wird und nicht in zwei Kampfkunst / SV-Sparten aufgeteilt wird (Wobei die WTPlus-Leute ja auch ganz bewusst von KampfSPORT reden und nicht mehr Kampfkunst) und dann noch eine „innere“ Sparte (das Magic Hands of Kankifu - kaum einer der nicht fremdbeschämt war ob dieses Namens)als „Sahnehäubchen für alle“ oben drauf, aber nicht integriert.
Nur: wer soll denn bitte schön WT Classic oder WTPlus trainieren und dann noch MH zusätzlich. Das können vielleicht noch die hauptamtlichen Trainer, aber nicht die Freizeitsportler – egal ob Schüler oder HGs.
4. Was ich mir gewünscht hätte:
Ich versuche es mal vor dem Hintergrund der Zielgruppe. Das sind m.E. nicht die Kampf-sportler, die auch auf Wettkämpfe trainieren, sondern der sog. Normalbürger, der wehrfähig gemacht werden sollte. Ich sehe das als einen gesellschaftlich wichtigen Auftrag an.
Erste Schiene SV:
1. Ich würde die Chi-Sektionen komplett auflösen zu Gunsten der Fähigkeiten die das freie Chi Sao vermittelt. Konsequent die Prinzipien vermitteln: öffnen und schließen, Mustererkennung, Vorwärts marschieren und/oder ausweichen
2. Ich würde deutlich mehr freies Kämpfen ermöglichen, also Sparring, wie es im WT-Plus praktiziert wird. Dazu konsequentes Schlagtraining an Pratzen und Polstern.
3. Ich würde mich den Themen vermehrt widmen, die für einen sog. Normalbürger wesentlich sind, wie z.B.: Umgang mit Angst, Strategie in der Kommunikation mit Aggressoren etc. und dazu gehört Szenariotraining mit freiem Kämpfen (Sparring). Die ganze Kette von der optischen Annäherung bis zum Körperkontakt. Das ist zwar überall mit angedacht aber zu wenig konsequent umgesetzt.
In den Kinder- und Jugendlichengruppe, die ich trainiert hatte, habe ich zu den Mädchen immer gesagt: Wir lernen hier nicht Selbstverteidigung, sondern Gegenangriff.
4. WT ist viel zu leicht anfällig für Finten. Das gilt auch für WT-Plus. Deren Antwort auf die Fintenanfälligkeit ist Attack 1 – 4; quasi das neue Blitz-Defense, welches komplett abgeschafft wurde (was ich für einen Fehler halte). Die Attack-Moves sind erstens nur was für sehr bewegliche Leute, die auch gut mit angezogenen Knien in einen Angriff gehen können und zweites genauso leicht auszukontern. Ist mir im Training direkt passiert mit einem Bundespolizisten, der mit einem Superman-Punch direkt in meinen Move gegangen ist und mit der anderen Hand einen Hook gelandet hat. Und das obwohl mein Trainer meinte, ich hätte technisch alles richtig gemacht.
Von daher: Gleich beibringen, wie man selber boxerisch deckt und angreift. sprich: die Fußarbeit und das ausweichen, Distanz schaffen und überbrücken, Deckung nehmen. Wie es Muhammad Ali gesagt hat: „Float like a butterfly, sting like a bee—his hands can't hit what his eyes can't see"
5. Sofort lernen wie man mit Alltagswaffen, vor allem Escrimastöcken angreift und abwehrt.
6. Bodenabwehr, wie im WT-Plus einbauen.
7. Alles Verspielte rauslassen und stattdessen unterteilen in: Ich will kämpfen lernen wie im Wettkampf plus Dirty Tricks.
8. nach spätestens zwei Jahren muss man SV-fähig sein und vor allem wissen, wo die eigenen Grenzen sind.
9. Weg mit dem Unbesiegbakeitsmythos.
Zweite Schiene Kampfkunst:
1. Sollte deutlich als Ästhetik des Kämpfens definiert werden.
2. Sind mittlerweile zu viele Sachen zusammenkommen.
5. Die Kosten:
Ich habe mit den Kosten an sich kein Problem, aber: das sollte von vorneherein offen benannt werden, und nicht erst kurz vor dem 12. SG.
Ich habe WT bis zum 2. HG gemacht. Bis zum 12. Schülergrad war das preislich noch okay. Danach wird es wirklich teuer. Auch ohne zusätzliche Programme.
Die Kosten entstehen aus:
- den aufgebauschten Programmen mit diesen "lustigen" Namen, wie AdaptaTsun etc., die z.T. der Schulleiter vor Ort auch nicht mehr erklären kann
- dann den signifikant hohen Kosten, aus
- den Lehrgangsgebühren für HG-Prüfungen (z.B. 200,- für drei Stunden GM Kernspecht) und den Fahrtkosten
- der Unterbringung außerorts oder alleine der Aufwand der Planung, weil man ja auch noch arbeiten muss
- den Einzelstunden, die man deutlich über die vorgeschriebenen benötigt, weil man im normalen Unterricht gar nicht alles lernen kann, was man für die HG und MG braucht
- den Laufzetteln (also die reine Prüfungsgebühr ohne Lehrgangskosten). Die sind definitiv zu teuer. Da finde ich, sollten max. 200,- pro HG das Limit sein. Ich habe schon bei über 500,- für den 1. HG und 800,- für den 2. HG geschluckt, aber 1.500,- für den dritten und dann immer so weiter? Nein!
- Dann kommen noch die Lehrgänge beim eigenen Schulleiter dazu und die notwendigen Einzelstunden, die selten unter 80,- liegen. Das technische Prüfungsprogramm enthält ab dem 1. HG aufwärts dann noch Holzpuppe, Langstock und Doppelmesser. Das muss man sich meistens außerhalb des Unterrichts über Einzelstunden aneignen. Ich kenne jemanden der für den 4. HG alles in allem 4.000,- aufgewendet hat.
Okay, es ist ein kommerzieller Anbieter. Die müssen davon leben, anders als Trainer in Vereinen, aber ich persönlich habe die Relation zwischen inhaltlichen Mehrwert und finanziellen Engagement nicht mehr sehen können.
Die Schulsituation vor Ort:
Mein Schulleiter und der ranghöchste Lehrer hat sich Anfang 2020 für ein Sabbatical von uns (dem stellvertr. Schulleiter, einem Freund der die Jugendlichen trainiert und mir, dem Kids-Trainer) verabschiedet und uns gebeten, den Laden ein Jahr lang zu leiten.
Mittlerweile lebt er immer noch immer auf einer warmen Insel, kommt dreimal im Jahr und gibt kostenpflichtige Seminare, aber hatte für uns, die wir ihn vertreten haben, weder Zeit zum fachlichen Austausch noch zum Einzeltraining, welches du ab dem 12. SG brauchst um überhaupt weiterzukommen und wofür wir schon bezahlt hatten, bzw. was uns als Kompensationsleistung versprochen wurde.
Aber eben auch typisch für die EWTO: sobald du die Höheren Grade erreicht hast, gibst du Training (teilweise für lau oder wenig Geld) und der Schulleiter kassiert. Das scheint innerhalb der EWTO auch kein Einzelfall zu sein. Ich kenne noch andere "Fälle".
6. Mein Resümee:
Insgesamt habe ich sehr vom WT profitiert, aber nach dem 1. HG und in Vorbereitung auf den 2. HG fehlte mir die Transparenz und vor allem stand für mich der inhaltliche Mehrwert nicht mehr in einer gesunden Relation zu dem organisatorischen (nicht zeitlichen) Aufwand und den Kosten.
Ich habe insgesamt 12 Jahre WT betrieben, davon zwei Jahre WTPlus als Instructor für die Schülergrade. Ich war Trainer für die Kids. Habe alle Trainerscheine gemacht und auch an Schulen etc. Kurse abgehalten. Wovon ich am meisten profitiert habe, ist meine Tätigkeit für den Weißen Ring, wo man Opfer von Straftaten möglichst schnell mindestens mal resilienter macht. Da habe ich viel darüber gelernt, was man "verdichten" Kann.
Wäre mein Schulleiter vor Ort nicht gegangen, hätte ich mich vielleicht dazu entschieden WT Classic - mit all seinen Beschränkungen – weiterzumachen. Ich wäre nur trotzdem in den Programmen nicht weitergegangen, da ich keine Prüfungen mehr hätte machen wollen und wenn man das nicht mehr will, bekommt man keine neuen Inhalte mehr vermittelt.
7. Meine Einschätzung meiner Verteidigungsfähigkeit:
Gegen einen untrainierten Schläger, bei dem ich auch das Überraschungsmoment ausnutzen kann mag es gehen, aber ansonsten sehe ich eher schwarz. Jetzt kann man vielleicht sagen, dass es an mir liegt. Aber das Versprechen der EWTO ist ein anderes. Das lautet immer noch: Wenn du die Programme durch hast bist du sv-tauglich. Hätte ich das alles früher gewusst, wäre ich zum Boxen oder Kickboxen gegangen oder zum UCC.
8. Wie würde ich gerne trainieren:
Am liebsten wäre mir eine „freie“ *ing *ung-Gruppe, die einem alles beibringt was das System zu bieten hat ohne irgendwelchen Graduierungszwang und ohne jahrelanges „Warten“ auf die richtig guten Techniken oder Methoden (Holzpuppe, Langstock, Doppelmesser).
Warum ich mit EWTO-WT aufgehört habe
Elf Jahre war ich beim WT. Ich habe mal mit Ju Jutsu begonnen, zum Aikido gewechselt und dann beim Shotokan-Karate gelandet. Meine Wechsel waren darin begründet, dass ich nichts davon als wirklich sv-fähig erlebt habe. Dann begann ich mit dem EWTO-WT und war anfangs begeistert; aber dann:
1.Die sog. Weiterentwicklung in der EWTO:
In „meiner Zeit“ (2013 – 2024) kamen dazu: Inneres WT, Funktionales WT, Zhong Xin Dao in Kooperation mit Sam Chin, Chi Sao Kuen und dann Magic Hands.
Mit ZXD war ich raus. Da kamen die ersten Zweifel ob das noch alles zielführend ist.
Mein Trainer vor Ort war auch schon sauer, weil er viel Geld in Lehrgänge investiert hatte und dann wurde es gecancelt.
Ich fand schon, dass das alles einen vielleicht „am Kontaktpunkt“ besser macht, aber mir war das dann zu weit weg von einer SV und auch von einer Kampfkunst, wie ich sie lernen wollte.
Mein Anfangsfokus lag ganz klar auf SV - das hatte ich mir vom WT versprochen - und ich war auch an Kampfkunst interessiert, aber mit dem ZXD war ich raus; das war mir das zu viel „Rumgefummel“; einfach überintellektualisiert und überspezialisiert und ich fand es auch langweilig – dieses ständige Rumgestehe und hier und da noch mal auf eine Micro-Bewegung horchen. Ich habe da keinen Sinn mehr drin gefunden; ich empfand es als eitles Altherren-Getue von Leuten, die sich noch mal eine Schippe Extra-Bedeutung raufladen wollten.
Ich hätte mir in Punkto Weiterentwicklung des WT gewünscht mehr intuitive Skills zu erwerben, also das Gelernte anzuwenden, wie es auch das Versprechen war: nämlich formlos zu werden im „Kampf“.
Es ging vielen in meinem Umfeld so, die mit der Motivation die effektivste SV zu erlernen, angefangen sind und auch KampfKUNST erlernen wollten. Es gab dann von denen zwei Argumente gegen den Weg den KRK ging:
1. Wann soll man das eigentlich noch alles lernen
2. Es ist ein Zuviel an Komplexität und führt zu sehr vom Ursprung des Kämpfens und vom Versprechen der effektiven SV weg.
2. Die Spaltung in WT Classic und WTPlus:
Im Grunde war ich davon überzeugt, ein ursprüngliches von Yip man abgeleitetes System in Gänze zu erlernen, welches von Kernspecht nicht verändert, sondern erweitert wurde.
Mir war klar, dass Blitz-Defence, ReakTsun und das gesamte Strategische Mindset von KRK kamen. Das fand ich schon 2013 vor.
Später habe ich dann noch mitbekommen, dass das Wing Chun (WT, VT, WC etc.) genauso viele unterschiedliche Stile hat, wie z.B. Karate und das im EWTO-*in *ung durchaus anders „tickt“ als andere Stile. Wobei ich nicht beurteilen kann, ob die anderen Richtungen besser sind oder nicht.
Eines aber hat mich am meisten gestört und auch meine Motivation stark tangiert:
Die EWTO hat immer den Anspruch vertreten das jeweils beste WT in einer Kampfkunst zu vereinen (Stichwort Entwicklung). Jetzt wurde aufgesplittet in WT Classic (das bisherige WingTsun) und WTPlus (kämpferischer und mit vielen BJJ-Anteilen), anstatt das WT weiter zu entwickeln.
Viele in den Foren verstehen ja unter WT-Plus, dass per App trainiert wird. Kann man sogar, aber gewollt ist das eigentlich nicht. Ich kann über die App meinen Trainingsfortschritt nachverfolgen und anschauen, was in welcher Einheit wie trainiert wird. Den Trainer brauche ich trotzdem. Videos kann man zur Ergänzung kaufen; aber die sind schon teuer. Das kostet pro Jahr ca. 300,-€.
WT-Plus hat an sich gute Ansätze, aber die wollen nur fitte Leute bis Mitte 40 trainieren oder ältere, die aber den körperlichen Zustand eines fitten Mittvierzigers. Da war ich dann schon vom Alter deutlich drüber und das haben die mir auch sehr deutlich „gezeigt“ in den 4 dreitägigen Lehrgängen zum Fighter-Programm und dem zweitägigen Instructor-Lehrgang, der das härteste war, was ich jemals mitgemacht hatte. Sicherlich auch meinem damaligen Alter (66) und meiner beidseitigen Kniearthrose geschuldet.
Also das WTPlus-Fighter-Programm (die Schülergrade) ist ein gut abgespecktes WT um BJJ ergänzt und mit Sparring inkludiert mit 4 x 24 Modulen. Didaktisch gut gemacht. Aber vom „alten“ WT ist eigentlich nur noch „öffnen und schließen“ übriggeblieben und aus den For-men wurde Versatzstücke eingebracht (wohl als traditioneller Bezug)
WTPlus war ja dann das Versprechen das Kämpferische zu bedienen und die Kampfkunst auf die Höheren Grade zu verschieben. Aber in den HG-Programmen wurde dann wohl alles andere eingebracht: Pro Specialist (Ex-HG) waren es 96 (!) Module. Da wird es dann teuer und langwierig. Vielleicht ja deren Versuch, die Meister-Inflation in der EWTO zu stoppen.
Ich habe zwei Jahre WT-Plus betrieben und es hat, wie gesagt, gute Ansätze, aber überzeugt mich nicht wirklich. Dazu unter Punkt 3.4.
Dann gibt es unter den Schulleitern ein ziemliches Gebashe („WT-Classic, das sind ja nur Bauchmeister, die nix können und die Prüfungen werden geschenkt“ vs. „WT-Plus das ist ja nur ein Krav Maga Klon“)
Da ich an beiden was Gutes finde, habe ich immer das Gefühl gehabt, in dem Verband nicht mehr das versprochene Ideale aus einem Guss zu bekommen. Jede Ausrichtung hatte ihre Mängel und mangelhaftes will ich nicht lernen.
3. Die Enttäuschung:
Für mich war das Versprechen der EWTO und KRK gebrochen, dass das EWTO-WT immer auf dem Weg zu dem noch besseren EWTO-WT ist. Also ein System immer verbessert wird und nicht in zwei Kampfkunst / SV-Sparten aufgeteilt wird (Wobei die WTPlus-Leute ja auch ganz bewusst von KampfSPORT reden und nicht mehr Kampfkunst) und dann noch eine „innere“ Sparte (das Magic Hands of Kankifu - kaum einer der nicht fremdbeschämt war ob dieses Namens)als „Sahnehäubchen für alle“ oben drauf, aber nicht integriert.
Nur: wer soll denn bitte schön WT Classic oder WTPlus trainieren und dann noch MH zusätzlich. Das können vielleicht noch die hauptamtlichen Trainer, aber nicht die Freizeitsportler – egal ob Schüler oder HGs.
4. Was ich mir gewünscht hätte:
Ich versuche es mal vor dem Hintergrund der Zielgruppe. Das sind m.E. nicht die Kampf-sportler, die auch auf Wettkämpfe trainieren, sondern der sog. Normalbürger, der wehrfähig gemacht werden sollte. Ich sehe das als einen gesellschaftlich wichtigen Auftrag an.
Erste Schiene SV:
1. Ich würde die Chi-Sektionen komplett auflösen zu Gunsten der Fähigkeiten die das freie Chi Sao vermittelt. Konsequent die Prinzipien vermitteln: öffnen und schließen, Mustererkennung, Vorwärts marschieren und/oder ausweichen
2. Ich würde deutlich mehr freies Kämpfen ermöglichen, also Sparring, wie es im WT-Plus praktiziert wird. Dazu konsequentes Schlagtraining an Pratzen und Polstern.
3. Ich würde mich den Themen vermehrt widmen, die für einen sog. Normalbürger wesentlich sind, wie z.B.: Umgang mit Angst, Strategie in der Kommunikation mit Aggressoren etc. und dazu gehört Szenariotraining mit freiem Kämpfen (Sparring). Die ganze Kette von der optischen Annäherung bis zum Körperkontakt. Das ist zwar überall mit angedacht aber zu wenig konsequent umgesetzt.
In den Kinder- und Jugendlichengruppe, die ich trainiert hatte, habe ich zu den Mädchen immer gesagt: Wir lernen hier nicht Selbstverteidigung, sondern Gegenangriff.
4. WT ist viel zu leicht anfällig für Finten. Das gilt auch für WT-Plus. Deren Antwort auf die Fintenanfälligkeit ist Attack 1 – 4; quasi das neue Blitz-Defense, welches komplett abgeschafft wurde (was ich für einen Fehler halte). Die Attack-Moves sind erstens nur was für sehr bewegliche Leute, die auch gut mit angezogenen Knien in einen Angriff gehen können und zweites genauso leicht auszukontern. Ist mir im Training direkt passiert mit einem Bundespolizisten, der mit einem Superman-Punch direkt in meinen Move gegangen ist und mit der anderen Hand einen Hook gelandet hat. Und das obwohl mein Trainer meinte, ich hätte technisch alles richtig gemacht.
Von daher: Gleich beibringen, wie man selber boxerisch deckt und angreift. sprich: die Fußarbeit und das ausweichen, Distanz schaffen und überbrücken, Deckung nehmen. Wie es Muhammad Ali gesagt hat: „Float like a butterfly, sting like a bee—his hands can't hit what his eyes can't see"
5. Sofort lernen wie man mit Alltagswaffen, vor allem Escrimastöcken angreift und abwehrt.
6. Bodenabwehr, wie im WT-Plus einbauen.
7. Alles Verspielte rauslassen und stattdessen unterteilen in: Ich will kämpfen lernen wie im Wettkampf plus Dirty Tricks.
8. nach spätestens zwei Jahren muss man SV-fähig sein und vor allem wissen, wo die eigenen Grenzen sind.
9. Weg mit dem Unbesiegbakeitsmythos.
Zweite Schiene Kampfkunst:
1. Sollte deutlich als Ästhetik des Kämpfens definiert werden.
2. Sind mittlerweile zu viele Sachen zusammenkommen.
5. Die Kosten:
Ich habe mit den Kosten an sich kein Problem, aber: das sollte von vorneherein offen benannt werden, und nicht erst kurz vor dem 12. SG.
Ich habe WT bis zum 2. HG gemacht. Bis zum 12. Schülergrad war das preislich noch okay. Danach wird es wirklich teuer. Auch ohne zusätzliche Programme.
Die Kosten entstehen aus:
- den aufgebauschten Programmen mit diesen "lustigen" Namen, wie AdaptaTsun etc., die z.T. der Schulleiter vor Ort auch nicht mehr erklären kann
- dann den signifikant hohen Kosten, aus
- den Lehrgangsgebühren für HG-Prüfungen (z.B. 200,- für drei Stunden GM Kernspecht) und den Fahrtkosten
- der Unterbringung außerorts oder alleine der Aufwand der Planung, weil man ja auch noch arbeiten muss
- den Einzelstunden, die man deutlich über die vorgeschriebenen benötigt, weil man im normalen Unterricht gar nicht alles lernen kann, was man für die HG und MG braucht
- den Laufzetteln (also die reine Prüfungsgebühr ohne Lehrgangskosten). Die sind definitiv zu teuer. Da finde ich, sollten max. 200,- pro HG das Limit sein. Ich habe schon bei über 500,- für den 1. HG und 800,- für den 2. HG geschluckt, aber 1.500,- für den dritten und dann immer so weiter? Nein!
- Dann kommen noch die Lehrgänge beim eigenen Schulleiter dazu und die notwendigen Einzelstunden, die selten unter 80,- liegen. Das technische Prüfungsprogramm enthält ab dem 1. HG aufwärts dann noch Holzpuppe, Langstock und Doppelmesser. Das muss man sich meistens außerhalb des Unterrichts über Einzelstunden aneignen. Ich kenne jemanden der für den 4. HG alles in allem 4.000,- aufgewendet hat.
Okay, es ist ein kommerzieller Anbieter. Die müssen davon leben, anders als Trainer in Vereinen, aber ich persönlich habe die Relation zwischen inhaltlichen Mehrwert und finanziellen Engagement nicht mehr sehen können.
Die Schulsituation vor Ort:
Mein Schulleiter und der ranghöchste Lehrer hat sich Anfang 2020 für ein Sabbatical von uns (dem stellvertr. Schulleiter, einem Freund der die Jugendlichen trainiert und mir, dem Kids-Trainer) verabschiedet und uns gebeten, den Laden ein Jahr lang zu leiten.
Mittlerweile lebt er immer noch immer auf einer warmen Insel, kommt dreimal im Jahr und gibt kostenpflichtige Seminare, aber hatte für uns, die wir ihn vertreten haben, weder Zeit zum fachlichen Austausch noch zum Einzeltraining, welches du ab dem 12. SG brauchst um überhaupt weiterzukommen und wofür wir schon bezahlt hatten, bzw. was uns als Kompensationsleistung versprochen wurde.
Aber eben auch typisch für die EWTO: sobald du die Höheren Grade erreicht hast, gibst du Training (teilweise für lau oder wenig Geld) und der Schulleiter kassiert. Das scheint innerhalb der EWTO auch kein Einzelfall zu sein. Ich kenne noch andere "Fälle".
6. Mein Resümee:
Insgesamt habe ich sehr vom WT profitiert, aber nach dem 1. HG und in Vorbereitung auf den 2. HG fehlte mir die Transparenz und vor allem stand für mich der inhaltliche Mehrwert nicht mehr in einer gesunden Relation zu dem organisatorischen (nicht zeitlichen) Aufwand und den Kosten.
Ich habe insgesamt 12 Jahre WT betrieben, davon zwei Jahre WTPlus als Instructor für die Schülergrade. Ich war Trainer für die Kids. Habe alle Trainerscheine gemacht und auch an Schulen etc. Kurse abgehalten. Wovon ich am meisten profitiert habe, ist meine Tätigkeit für den Weißen Ring, wo man Opfer von Straftaten möglichst schnell mindestens mal resilienter macht. Da habe ich viel darüber gelernt, was man "verdichten" Kann.
Wäre mein Schulleiter vor Ort nicht gegangen, hätte ich mich vielleicht dazu entschieden WT Classic - mit all seinen Beschränkungen – weiterzumachen. Ich wäre nur trotzdem in den Programmen nicht weitergegangen, da ich keine Prüfungen mehr hätte machen wollen und wenn man das nicht mehr will, bekommt man keine neuen Inhalte mehr vermittelt.
7. Meine Einschätzung meiner Verteidigungsfähigkeit:
Gegen einen untrainierten Schläger, bei dem ich auch das Überraschungsmoment ausnutzen kann mag es gehen, aber ansonsten sehe ich eher schwarz. Jetzt kann man vielleicht sagen, dass es an mir liegt. Aber das Versprechen der EWTO ist ein anderes. Das lautet immer noch: Wenn du die Programme durch hast bist du sv-tauglich. Hätte ich das alles früher gewusst, wäre ich zum Boxen oder Kickboxen gegangen oder zum UCC.
8. Wie würde ich gerne trainieren:
Am liebsten wäre mir eine „freie“ *ing *ung-Gruppe, die einem alles beibringt was das System zu bieten hat ohne irgendwelchen Graduierungszwang und ohne jahrelanges „Warten“ auf die richtig guten Techniken oder Methoden (Holzpuppe, Langstock, Doppelmesser).