Hi,
schau dir doch mal ein Kung Fu Training und ein Wushu Training an und du wirst einen möglichen Unterschied schon sehen.
Leider ist die Nennung eines Namens (Wushu, Kung Fu, Taijiquan, u.a.) keine Sicherheit für den Inhalt.
Wushu ist die moderne chinesische Umschreibung für Kriegskünste, KK.
Modernes Wushu wird von der chin Regierung gefördert. Es entstand ein modernes Kampfkunstpaket:
- sportlicher Wettkampf
- als Demo
- als Freikampf
Die meisten Formen sind sehr akrobatisch und spektakulär. Es wird auch noch in Shaolin und Wudang Wushu unterschieden.
Entstanden ist das ganze aus einer Kommission von Quanfa Experten, die in den 50 er Jahren von der Sportkommission berufen wurden, um die populärsten traditionellen Stile auszuwählen und daraus eine Form zu kreieren.
Die traditionellen kämpferischen Aspekte sollten daraus verschwinden.
Einfach einmal ein Training machen und dann nach einiger Zeit selbst ein Bild machen. Du wirst es bald spüren, was dein Weg ist!
Hi Newbie,
schreib doch mal, was du bisher über Shaolin weißt und von mir eine kurze Antwort zum Wudang-Gebirge und seinen KKs.
Wudang ist eine Berg im NW Provinz Hubei (China). Ein Enstehungsort vieler KK-Stile.
http://www.wudang-kungfu.de/
oder
http://www.shaolin-wushu.de/main_fr.htm?wudang_klima.htm
oder
http://www.shaolin-wushu.de/main_fr.htm?wudang_history.htm
Text dazu:
Wudang-Shan
Heiligstes Gebirge unter dem Himmel
Die Wudang-Berge, heilige daoistische Berge im Nordwesten der Provinz Hubei in Zentralchina gelegen, auch "Heiligstes Gebirge unter dem Himmel" genannt, erstrecken sich über eine Fläche von 400 km.
In dieser schönen Landschaft finden sich 46 Haupttempel und Nonnenklöster, 72 Schreine und zahlreiche Höhlen und Einsiedeleien. Auf verwunschenen alten Steinwegen kann man den höchsten der 72 Gipfel, den 1600 m hohen Berg Tianzhu erklimmen, auf dessen Spitze sich der Goldene Tempel befindet.
In der Abgeschiedenheit und Ruhe der Wudang-Berge fanden viele daoistische Einsiedler seit Jahrhunderten Zuflucht, um sich von der materiellen Welt zurückzuziehen und ihren daoistischen Übungen nachzugehen. Ihr Ziel war es, im Einklang mit den Erscheinungen der Natur zu leben, sich dem Strom des Lebens hinzugeben und durch verschiedene Meditationspraktiken das Leben zu verlängern.
Ich erfuhr das erste Mal von den Wudang-Bergen, als ich den Film "Die Tochter des Meisters" sah. Die landschaftliche Schönheit, die Ausstrahlung der Klöster und seiner Menschen sowie die uralte Tradition des Wudang-Stils ließen mich im Jahre 1993 zum ersten Mal in die Wudang-Berge aufbrechen.
Und tatsächlich findet man dort ein Stück des alten Chinas, wie es auch in dem Film geschildert wird. Mönche und Nonnen mit langen Haaren zu einem kleinen Dutt gebunden, alte Mönche mit weißen Bärten und daoistischen schwarzen oder gelben Gewändern lassen einen in die Vergangenheit entrücken.
Und doch ist dies Gegenwart. Die Tempel und Klöster scheinen mit der Landschaft zu verschmelzen. In aller Herrgottsfrühe dringen einem daoistische Gesänge aus den Klöstern ans Ohr und fangen einen ein. Diese philosophischen Gesänge erzählen vom Daoismus, unterrichten über traditionelle chinesische Medizin, über die Gesetze der Natur, die menschliche Psychologie und das Verhalten von Tieren.
In ihren Andachten beten die Mönche und Nonnen für die Milde der Elemente, Wohlstand und Friede. Ruhe und Bescheidenheit geht von den Klöstern aus, und die daoistische Philosophie des 'Wu Wei', oder 'Nicht Handelns', des 'Sich dem natürlichen Lauf der Dinge Hingebens' ist hier spürbar. Die daoistische Atmosphäre ist allgegenwärtig.
Seitdem eine Eisenbahn die Wudang-Berge mit dem Rest der Welt verbindet und die chinesische Reform- und Öffnungspolitik auch hier Einzug hielt, finden viele Touristen ihren Weg hierher. Der Großteil der Besucher sind jedoch zahllose Pilger, nicht nur aus der Volksrepublik, sondern auch Auslandschinesen aus Taiwan, Hongkong und Singapur, die hier an der Wurzel ihr religiöses Heil suchen.
Doch auch wenn diese heilige Berggegend in den letzten Jahren etwas von ihrer Ruhe und Abgeschiedenheit verloren hat, findet man hier immer noch ein Stück klassisches China.
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oder von Martin Rüttenauer
WAS KÖNNEN DIE EIGENTLICH?
Für die Fachleute mag interessant sein, daß in den Shaolin-Shows die schönen traditionellen Shaolin-Formen, die im Laufe langer Zeit gewachsen und gereift sind, praktisch gar nicht gezeigt werden, sondern moderne Wushu-Sport-Formen. Wushu ist der offizielle Begriff für Kungfu in China und zugleich die Bezeichnung für einen beeindruckenden Wettkampfsport, der bei uns wahrscheinlich erst nach den olympischen Spielen 2008 in Peking so richtig bekannt werden wird. Die Wushu-Formen wirken in Shows spektakulärer, und dem breiten Publikum ist es recht so.
Am meisten Staunen rufen beim Publikum jedoch die martialischen Qigong-Stunts hervor. Ziegelsteine auf dem Kopf zerdeppern, mit der Stirn eine Eisenplatte zerschlagen, sich einen Speer in den Kehlkopf drücken lassen: Zeichen für übernatürliche Kräfte, gewonnen aus tiefer Meditation im Morgennebel des Shaolin-Klosters?
Diese Stunts sind bei Kungfu- und Wushu-Leuten alten Schlages gang und gäbe. Sie sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, gut lernbar und manche davon sind Tricks. Vergleichen wir die Fähigkeiten der Shaolin-Stuntmaster doch einmal mit denen der chinesischen Akrobaten: welche Kunst ist die höhere? Die Shaolin-Stunts kann fast jeder Sportler lernen, der eine gute Fitness und Trainingsfleiß, Disziplin und etwas Leidensfähigkeit mitbringt und der einen guten Lehrer findet (der Autor weiß, wovon er spricht, er hat selbst mit Mitgliedern seiner Schule Qigong-Stunts gezeigt). Die Balance-und Kraftakte der Akrobaten im chinesischen Circus dagegen sind völlig außerhalb der Reichweite eines normal Begabten. Von der Körperkunst her betrachtet, steht die chinesische Circus-Akrobatik weit über dem Shaolin-Kungfu.
Auch ein Vergleich auf anderer Ebene, nämlich mit den Wushu-Sport-Profis in den Trainingszentren der großen Städte, zeigt: Shaolin ist nicht die Speerspitze des Kungfu. Technisch sind die Sportprofis meistens besser.
DIE ROLLE DER MEDIEN
Warum sind Berichte über Shaolin in unseren Medien oft so einseitig auf Qigong-Stunts fixiert? Nun, zum einen fahren die wenigsten Journalisten selbst nach Shaolin, um dort zu recherchieren. Sie kaufen Bilder von Bildagenturen und sammeln für den Text Informationen aus anderen Veröffentlichungen, im günstigen Fall ergänzt durch eigene Nachforschungen.
Zum anderen entwickeln Themen in den Medien eine Eigendynamik. Wenn über die erstaunlichen Fähigkeiten der Shaolin-Mönche berichtet wird, liest das auch ein Chefredakteur eines anderen Presseorgans und bildet sich seine Meinung, was dem Publikum so alles gefallen würde, z.B. die Stunts. Diese Schreibtischrealität ist dann manchmal eine ganz andere, als ein vor Ort recherchierender Journalist sie herausfinden würde. Zu oft liegen die Schwerpunkte auf Klischees, die immer gerne wiederholt werden. Differenzierte Sichtweisen sind nicht unbedingt gefragt. Und so entsteht ein schiefes Bild von Shaolin, das etwas zurechtgerückt werden muß.
WAS BLEIBT? WAS BIETET SHAOLIN HEUTE?
Zwei Dinge sind es, die Shaolin auch heute noch interessant machen. Zum einen ist das Shaolin-Kloster ein ganz wesentlicher Ursprungsort der Kampfkünste und als solcher ein lohnenswertes Ziel für alle Kampfkunstbegeisterten. Es ist schon ein großes Erlebnis, mit eigenen Augen zu sehen, wie klein das Kloster selbst eigentlich ist, wo alles entstanden ist, in welcher Höhle Damo meditiert hat, und sich das alles so vorzustellen, wie es vor Jahrhunderten ausgesehen haben mag. Vielleicht findet man ja auch jemanden, der einen in die steilen Berge des Gebietes führt, abseits der großen Ströme von Tagestouristen, in die Stille, wie sie die alten Mönche und Meister noch erlebt haben.
Zum zweiten ist es einfach umwerfend, den Trainingseifer der vielen tausend jungen Kungfu-Schüler mitzuerleben, die den ganzen Tag hart und diszipliniert üben. Sie leben und wohnen sehr einfach und lassen sich in ihrem Ziel, Trainer oder Bodyguard zu werden, nicht beirren. Allein das harte Training, zu dem diese jungen Leute, Mädchen wie Jungen, mental und körperlich fähig sind, dieses Training bringt immer wieder hervorragende Einzelleistungen von Talenten rund ums Shaolin-Kloster hervor. Im Vergleich dazu ist Training im Westen fast schon weicheiermäßig.
Einige der Trainer rund um Shaolin sind in der Disziplin Freikampf recht gut und hart im Nehmen sowie im Austeilen. Auch wer die traditionellen Shaolin-Bewegungsformen studieren will, ist dort am besten aufgehoben, sollte allerdings eine Lehrperson suchen, die exakt arbeitet und motiviert ist. Gute und lang aufgebaute Beziehungen sind dazu unerläßlich. Ebenso Kenntnisse der aktuellen Situation, denn Shaolin ist schnellebig geworden: eine Schule, die ich heute empfehle, kann nächstes Jahr schon verschwunden oder im Niveau abgesunken sein.
Wer die Stille und grandiose Landschaft in Verbindung mit Kampfkunst sucht, der reist besser in das Wudang-Gebirge. Dorthin gibt es allerdings zum Glück (noch?) keinen Billigtourismus, und als Individualreise ist dieses Ziel aufwendig, man hat keine Chance, mehr als die äußeren Attraktionen zu sehen. Ist so eine Reise gut gestaltet, wird der Besucher in Wudang vielleicht das finden, was er sich von Shaolin erträumt hat.
Die großartige Stellung des Shaolin-Klostern in der Geschichte der Kampfkünste bleibt unangefochten. Die gegenwärtige Situation liefert aber Anlaß zu erheblicher Kritik. Ob Shaolin aus der großen Krise, in der es sich befindet, wieder herausfinden kann, wird sich erst in einigen Jahren erweisen.
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hier ein Interview mit Wang Guangde, Tian Liyang von Paul Schwerdt
Quo vadis Wudang?
Anläßlich der 4. Deutschen Qigong-Tage waren der Abt des Wudang-Tempels und Präsident der daoistischen Gesellschaft Chinas, Wang Guangde (Tempel des Purpurnen Feuerhimmels) und der ehemalige Leiter der Sanfeng-Wudangschule Tian Liyang erstmals zu Gast in Deutschland. Paul Shoju Schwerdt als Vertreter des Wushan nahm die seltene Gelegenheit wahr mehr über den Wudang und seine Künste zu erfahren und interviewte für die Leser des WUSHAN-Magazins und des Taijiquan- und Qigong-Journals die beiden Wudang-Meister.
Wushan: Hierzulande kennt man - wenn überhaupt - allenfalls den Begriff Daoismus. Vom Buddhismus wissen wir mittlerweile dass es mehrere Schulen/Richtungen gibt. Wie ist es im Daojia?
WGD: Es gibt zwei große Schulen. Die eine besteht seit 800 Jahren und heißt "Die Schule der Vollkommenen Wahrheit". Ihr Ziel ist die gleichzeitige Kultivierung der inneren Wesensnatur und Lebenskraft. Ihre Tradition ist streng. Angehörige gründen keine Familien, heiraten nicht.
Dann gibt es die "Schule des wahren Einen", die dem ursprünglichen Daoismus entspricht. In dieser Schule arbeitet man neben der Kultivierung des Lebens z.B. auch mit Talismanen, welche zum Zwecke der Heilung einer Krankheit aufgemalt werden, verbrannt und in Wasser gelöst als Medizin getrunken werden. Das Schaffen eines solchen Talismanes erfordert eine große Konzentrationstiefe.
Wushan: Zu welcher Linie gehören Sie?
WGD: Wir gehören beide der "Schule des wahren Einen", dem "zheng yi pai" an. Diese Schule ist die älteste daoistische Schule Chinas.
Wushan: "Im Laufe der Zeiten hat die Tradition des Wudang sicherlich viele Entwicklungen durchlaufen. Können Sie uns etwas über diese Entwicklung und den heutigen Stand der daoistischen Tempel auf dem Wudang berichten?"
WGD: "Die daoistische Tradition findet heutzutage großen Zuspruch aufgrund ihres Strebens nach Einheit mit der Natur und aufgrund der Tatsache, dass mit dieser Tradition die Kultivierung und Erhaltung des Lebens im Einklang mit der Natur angestrebt wird. Gesundheitsvorsorge und ebenso die Erhaltung der Umwelt sind gerade auch heutzutage in der ganzen Welt wichtige Themen.
In seiner Blütezeit lebten auf dem Wudang 20.000 daoistische Mönche und Nonnen, es gab 480 Klöster und Tempel. Die Tempel machten viele Wandlungsphasen durch, hervorgerufen durch Kriege, politische und gesellschaftliche Veränderungen, durch natürliche Prozesse wie auch durch den Bau eines großen Stausees (des größten Stausees in Asien). Die Wudang-Berge sind heute der Ort mit den meisten Daoisten in ganz China, ca. 150.
Die Tempel auf dem Wudang haben verschiedene Ziele. Es geht zum einen um die eigene Übung in der daoistischen Praxis, dann steht Wudang auch im Dienst als Pilgerort für zahlreiche Pilger.
Die meisten Mönche dürfen nicht heiraten, sie ernähren sich vorwiegend vegetarisch. Fleisch wird meistens nur während der Übungsphasen gegessen, aber auch dann nur höchstens einmal wöchentlich.
Die daoistischen Mönche und Nonnen leben bescheiden und verfügen kaum über eigenen Besitz. Der Wudang ist der Ursprungsort des Taijiquan und der anderen Inneren Künste, daher ist der Wudang auch Ziel vieler Taiji-Interessierter, die hier lernen wollen. Vielen ist der Zusammenhang zwischen Qigong und Taijiquan noch nicht klar: Vor rd. 600 Jahren entdeckte Zhang Sanfeng, dass das Stille Qigong alleine den Körper schwächte und eine Kombination von Qigong mit Bewegung (Donggong) und Qigong ohne Bewegung von Vorteil sei (Jinggong). So entstand das Taijiquan.
Taijiquan, Baguazhang und Xingyiquan sind drei von rund 100 Wudangstilen. Auf dem Wudang leben derzeit rd. 50 Nonnen. Wir sind gerade bemüht den Bildungsstandard auf dem Wudang zu verbessern und dabei ein entsprechendes daoistisches Institut aufzubauen. Vor allem auch sind uns medizinische Kenntnisse wichtig.
Am 28. Mai besuchte der chinesische Staatspräsident Jiang Zemin den Wudang. Er befand, dass die Praktiken des Wudang gut sind, vor allem das Taiji, deswegen wird es jetzt auch in den Schulen eingeführt. Der Staatspräsident stufte den Daoismus als eines der höchsten Kulturgüter Chinas ein.
Der Kern der Religion ist für jedermann erfahrbar, selbst auch für nichtreligiöse Menschen. Jeder kann diese Übungen praktizieren und hierdurch entsprechende Veränderungen bewirken. Es mag sein dass Körper und Geist als getrennt wahrgenommen werden, doch durch das Praktizieren werden sie als eins erfahren. Hierbei werden Kräfte wirksam, die teils wahrnehmbar sind, teil nicht wahrnehmbar sind.
Das ungeborene Kind weiß nichts von Nahrung und wird doch genährt. Nach der Geburt entdeckt es erst die Nahrungs-aufnahme. Ziel des Daojia ist es, in Einheit mit der Natur zu sein. Qi, Jing und Shen sind die Geheimnisse und Schätze unseres Lebens. Auch der Westen erforscht zunehmend die Erkenntnisse des Daoismus. Selbst auch die Computer-wissenschaften entdecken Paralellen zum Daoismus. Das Binäre System, auf dem alle Computer aufbauen, ist letztendlich das Wissen von yin und yang.
So kann man sagen dass der Daoismus vielen Bereichen des Lebens große Dienste erwiesen hat. Der Daoismus wird heutzutage in China unterstützt und gefördert, solange keine Gesetze übertreten werden.
Wushan: Gibt es eine Verbindung zwischen daoistischen und buddhistischen Tempeln, z.B. zwischen Shaolin und Wudang?
WGD: Der Buddhismus kam von Indien. Zu dieser Zeit gab es in China nur den Daoismus, in dem man die Natur verehrte.
Im Buddhismus tut man in diesem Leben vieles für das nächste Leben, für eine bessere Wiedergeburt. Im Daoismus bemüht man sich um das Hier und Jetzt, um dieses Leben und sorgt dafür, das es recht lange währt.
Ja, es gibt enge Verbindungen, Austausch, man besucht sich wechselseitig. Auch die Verbindung zwischen Shaolin und Wudang hat sich gebessert, z.B. gab es 1998 eine gemeinsame Kampfkunstveranstaltung.
Die Ziele beider Kampfkunstschulen sind gleich - es geht um die Gesundheit des menschlichen Körpers.
Wushan: Welche Bedeutung hat der Tod und ggf. ein Leben nach dem Tod im Daoismus?
WGD: Tod und Leben ist eins. In unseren Methoden gibt es drei Wege:
a) Der Körper kommt in den Himmel
b) Der Körper stirbt, aber der Geist lebt weiter und schwebt im Kosmos umher.
c) Ein möglichst langes Leben erlangen
Wushan: Sie sprachen eben von den über 100 Wudang-Kampfkünsten. Welche genau meinen Sie damit?
WGD: Es gibt Säbel, Schwert, Speer, Stock etc., insgesamt 18 verschiedene Waffen. Zu den Wudangstilen zählen alle Inneren Stile und hierin auch ihre Unterstile, d.h. z.B. im Taijiquan Chen-Stil, Wu-Stil, Yang, Sun etc., das Gleiche gilt für Xingyi und Bagua und ihre Untergruppierungen.
Darüber hinaus gibt es noch innerhalb der Bevölkerung einige Stile, die zu den Wudangstilen zählen.
Wushan: Sie benennen häufig die Inneren Stile. Was ist für Sie der Unterschied zwischen neijia und waijia?
TLY: Es ist ein Riesenunterschied. Waijia arbeitet mit den Muskeln, Knochen und Sehnen, waijia-Anhänger machen hartes Qigong, man bedenke die Demonstrationen mit Stahlstangen u.ä., das ist waijia. Neijia ist das Gegenteil. Betont waijia den yang-Aspekt, so betont neijia den yin-Aspekt, es geht im Kampf darum yin zu werden, nicht primär anzugreifen wie im waijia.
Das Innere qi wird hier betont und der Gesundheitsaspekt steht im Vordergrund. Zhang Sanfeng betonte die Lebenspflege, während die Shaolin-Tradition aktiver ist, mehr yang ist.
Wushan: Sie sprachen in Ihrem Vortrag über die Erhaltung und Verlängerung des Lebens, davon, dass es keinerlei Dokumente über ein Ableben von Zhang Sanfeng gibt. Gibt es denn Dokumente über seine damalige Existenz, Nachweise, dass er überhaupt gelebt hat?
WGD: Ja. Es gibt in den Wudang-Archiven entsprechende Aufzeichnungen, dass er dort gelebt hat. Es gibt einen kaiserlichen Erlass, dass für Zhang Sangfeng ein Tempel gebaut werden sollte mit dem Namen "Yu Xu Gong" (Tempel der Begegnung des Wahren Menschen). Zhang Sanfeng und Zhang Shou Qing begründeten den Daoismus auf dem Wudang.
Der Daoist Zhang Sanfeng entdeckte, dass es verschiedene Kräfte gibt, weich und hart, kommen und gehen, leer und voll etc.. Durch die Prinzipien des Taijiquan fasste er sie in eine Form. Er vereinte beide Kräfte und konzipierte auf dieser Grundlage das Taijiquan.
Leer und voll sind äußerlich nicht zu sehen, der Wechsel der Gegensätze vollzieht sich oft unsichtbar. Es gibt Dinge die man sieht und Dinge, die man nicht sieht, es gibt Formhaftes und Nichtformhaftes und dies wirkt auch im Taijiquan. Der Hauptaspekt des Taijiquan ist die Lebenspflege, doch auch als Kampfkunst ist es sehr effektiv.
Das Formhafte im Formlosen ist die Essenz.
Wushan: Wir möchten es noch genauer wissen: Gab es vor beispielsweise 100 Jahren Bagua, Xingyi und Taijiquan auf dem Wudang und gibt es eine fortlaufende Wudang-Taijiquan Tradition seit Zhang Sanfeng?
WGD: Zhang Sanfeng begründete die erste Form der 13 Bewegungsformen des Taijiquan, danach wurden diese weiter verändert.
Wushan: Auch auf dem Wudang?
WGD: Ja, auch auf dem Wudang. Daraus entwickelte sich später der Chen-Stil, die Stile der Yang, Wu, etc..
Wushan: Gibt es auch eine Zhang Sanfeng-Linie?
WGD: Es sind alles innere Stile, doch auch auf dem Wudang wurde die Tradition Zhang Sanfengs in der Klostertradition fortgesetzt.
Wushan: Es gibt die Legende, dass Zhang Sanfengs Lehre weitergegeben wurde über Personen wie Wang Tsungyue und Jiang Fa. Erkennen Sie diese Linie an?
WGD: Zhang Sanfeng verlies im 23. Jahr der Ming-Dynastie den Wudang und ging nach Henan auf den Wangwu-Berg, der in direkter Nähe von Chenjiagou liegt. Von daher ist es keine Frage wie das Wudang-Taijiquan zum Chen-Taijiquan wurde, wenngleich man sich heute in Chenjiagou dagegen sträubt dass Taijiquan eine Wudangkunst sei.
Wushan: Wie schätzen sie die Gefahr ein dass durch eine Vermarktung der traditionellen chinesischen Künste die eigentliche Kultur verloren geht, sprich - wird man z.B. neben den überall auftretenden Shaolin-Mönchen auch demnächst Wudang-Mönche on tour sehen?
WGD: Es sollte um den Austausch zwischen Ost und West gehen. Wenn man die Kampfkünste aber nur vermarktet ohne die eigentliche Tradition zu vermitteln, d.h. im Grunde nur Geld damit verdienen will ist das eher gefährlich.
Es ist aber gut, die chinesischen Traditionen als solche zu verbreiten. Es geht schließlich um die Erforschung des menschlichen Körpers, des Lebens, damit letztendlich um gute und zu fördernde Sachen.
Wushan: Wir danken Ihnen für dieses Interview und die Zeit, die Sie sich für uns trotz der anstrengenden Seminare für uns genommen haben.
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