Vollständige Version anzeigen : Deutsche Olympioniken schlecht?
Hi Folks.
Mit Rückblick auf Athen will ich mal meinen Frust loslassen. Was (zum Teufel) nimmt sich Politik & Presse eigentlich heraus? Ich gebe mal ein paar Zitate zum besten:
PNN, 31.08.2004: Kritisch merkte der für den Sport zuständige Bundesinnenminister Otto Schily an: „In einigen Sportdisziplinen hat es herbe Enttäuschungen gegeben.“ Nun sollen die Ergebnisse gemeinsam mit dem deutschen Sport „sehr sorgfältig und sachorientiert analysieren und auswerten“, erklärt Schily. „Irgendwelche hektische Entscheidungen und vorzeitige Festlegungen wird es jedoch nicht geben.“
DIE WELT, 31.08.2004: Athen - Topfavoritin Ulla Salzgeber hat bei der Abschiedsvorstellung ihres lettischen Wallachs Rusty das Nervenduell im Dressurviereck gegen die Niederländerin Anky van Grunsven verloren und die Krönung zur Dressur-Königin der Olympischen Spiele verpasst. Vier Jahre nach Bronze in Sydney und vier Tage nach dem Equipesieg in Athen reichte es für die 46-Jährige und ihren 16 Jahre alten Wallach nur zu Silber im Einzel.
ZDF (online), 23.08.2004: Die "Operation Gold" ist gescheitert, für die deutschen Welt- und Europameisterinnen bleibt das olympische Fußball-Finale ein unerreichbares Ziel. Wie vor vier Jahren in Sydney spielt die Frauen-Nationalmannschaft nach dem 1:2 (1:1, 0:1) n.V. im Halbfinale gegen die USA nur um Bronze.
Morgenpost, 26.08.2004: Enttäuschende Hockey-Herren spielen nur um Bronze. Als der Traum vom historischen Tripel in der Abendsonne von Athen geplatzt war, sanken die deutschen Spieler fassungslos zu Boden. All die Entbehrungen und Anstrengungen waren vergebens. In den letzten vier Jahren waren sie unbestritten das beste Hockeyteam der Welt, aber den "Olympiafluch" konnten sie auch in Athen nicht besiegen.
Diese Liste lässt sich unendlich fortsetzen. HEY ... WAS SOLL DAS? Nur Bronze? Nur Silber? Nicht mal ein Prozent der deutschen Couchpotatoes würde auch nur die Olympiaqualifizierung schaffen. Unsere Jungs und Mädels haben 14 mal Gold, 16 mal Silber und 18 mal Bronze errungen! Von den 75 teilnehmenden Nationen haben wir damit den Rang 6 im Medaillenspiegel. Von allen EU-Ländern sind wir sogar die Nummer eins. Und wir hatten nicht einen Doping-Fall und nur einen derben menschlichen Fehltritt (Vielseitigkeitsreiter). Was will man denn mehr? Diese Schwarzmalerei macht mich wirklich wütend. Das hat nichts mit dem olympischen Gedanken zu tun. Und - by the way - ich bin stolz auf meine Landsleute (unabhängig davon, dass gut ein halbes Dutzend Medaillenträger in meiner Nachbarschaft wohnt).
Gruß
Dirk
sumbrada
31-08-2004, 09:37
Hast recht, die Schwarz-weissmahlerei der Deutschen geht mir schon seit einiger Zeit auf den Geist.
Im Fussball ist es ja ähnlich, ein Spiel Basti-Fantasti, das nächste dann Gurkenfussballer.
Das ist eben deutsche Mentalität, aus dem selben Grund kommt bei uns in der Politik keine vernünftige Reform zustande. Entweder stimmt alles in den Reformen mit den Ansichten Aller überein, oder die gesamte Reform wird abgelehnt.
P.S.
Was konnten denn unsere Reiter dafür, dass die zu blöd zum Zeitstoppen sind.
So hab ich das jedenfalls mitbekommen, obwohl ich kaum Olympia schaue.
Trinculo
31-08-2004, 10:28
Diese Liste lässt sich unendlich fortsetzen. HEY ... WAS SOLL DAS? Nur Bronze? Nur Silber? Nicht mal ein Prozent der deutschen Couchpotatoes würde auch nur die Olympiaqualifizierung schaffen. Unsere Jungs und Mädels haben 14 mal Gold, 16 mal Silber und 18 mal Bronze errungen! Von den 75 teilnehmenden Nationen haben wir damit den Rang 6 im Medaillenspiegel. Von allen EU-Ländern sind wir sogar die Nummer eins. Und wir hatten nicht einen Doping-Fall und nur einen derben menschlichen Fehltritt (Vielseitigkeitsreiter). Was will man denn mehr? Diese Schwarzmalerei macht mich wirklich wütend. Das hat nichts mit dem olympischen Gedanken zu tun. Und - by the way - ich bin stolz auf meine Landsleute (unabhängig davon, dass gut ein halbes Dutzend Medaillenträger in meiner Nachbarschaft wohnt).
Gruß
Dirk
Völlig Deiner Meinung! Natürlich ist es kein Wunder, dass in Ländern, die ein Vielfaches der Bevölkerung Deutschlands aufweisen (USA & China z.B.), auch vermutlich mehr gute Sportler zu finden sind, vor allem wenn die staatliche Förderung nicht pennt. Bereinigt man den Medaillenspiegel, indem man die Siege auf die Bevölkerung bezieht (sprich, durch die Einwohnerzahl dividiert), dann stehen wir wirklich nicht schlecht da. Allerdings liegen dann auch Italien und Frankreich ziemlich nahe bei uns, aber damit habe ich kein Problem :)
Was wirklich verblüffend ist: die Australier ragen haushoch heraus. Wenig Einwohner, viele Medaillen (ca. viermal mehr als Deutschland, fast siebenmal mehr als die USA!). Hat jemand eine Erklärung?
Viele Grüße,
Trinculo
FireFlea
31-08-2004, 11:02
7 x mehr als die USA ? Die sind doch aber erster, oder nicht ?
Trinculo
31-08-2004, 12:21
7 x mehr als die USA ? Die sind doch aber erster, oder nicht ?
... bezogen auf die Einwohnerzahl!
USA: 285 Mio. Einwohner, 103 Medaillen
Australien: 20 Mio. Einwohner, 49 Medaillen
Unter ähnlichen Bedingungen (gleicher "Entwicklungsstand") sollte man auf Grund der Statistik für Australien eher 7 Medaillen erwarten, da Australien 14 x weniger Einwohner, damit auch 14 x weniger Sportler und 14 x weniger Spitzensportler aufweisen dürfte.
Allerdings ist dies nur eine grobe Analogie, bitte nicht zu ernst nehmen. In Wahrheit spielen viele Faktoren eine Rolle, z.B. die Spezialisierung auf ausgewählte Disziplinen in bestimmten Ländern, und das Qualifikationsverfahren für die Olympischen Spiele überhaupt.
Viele Grüße,
Trinculo
Wirrkopp
31-08-2004, 12:36
Was wirklich verblüffend ist: die Australier ragen haushoch heraus. Wenig Einwohner, viele Medaillen (ca. viermal mehr als Deutschland, fast siebenmal mehr als die USA!). Hat jemand eine Erklärung?
Viele Grüße,
Trinculo
Haben angeblich mittlerweile ein vergleichbares Sichtungs- und Fördersystem wie früher in der DDR und zudem waren/sind auch diverse Ex-DDR Trainer dort tätig ;)
Commanace
31-08-2004, 13:32
Hi
Ich halte auch das was da teilweise von sich gegeben wird für absoluten dünnschiss.
Die Leistungen der Deutschen waren doch voll in Ordnung,...
Aber was mich besonders Aufgeregt hat, war die Diskussion über die Förderung hier (klar... wir sind nich an der Spitze, WER IS SCHULD?).
In der ARD sagte ein Kommentator sowas wie "... muss man dabei bedenken, dass viele der Deutschen Medalliengewinner noch aus dem Förderungssystem der DDR stammten. Für die Zukunft muss man sich also etwas einfallen lassen..."
RICHTIG: Holen wir die alten Zeiten zurück! Das gute alte DDR förderungs-System muss wieder her! *Ironie*
Meiner Meinung nach ist es vielleicht an manchen stellen garnicht so sinnvoll so viel zu fördern. Bei einigen der Sportarten (Ich denke so an die Sprinter oder auch an diverse Turner) machen sich die Athleten bei diesem Leistungsniveau schon ganz schön kaputt.
Die einzige Förderungsfähige Funktion die ich da noch sehe ist die Vorbildwirkung: Leute werden Animiert selber Sport zu treiben.
Aber ich weiß nicht ob ich stolz darauf wäre, wenn Deutschland die meisten Athleten hätte, die mit 18 n F1-Wagen überholen und mit 24 kaum noch bewegungsfähig sind und mit Alkoholproblemen zu kämpfen haben.
Was man fördern sollte ist der Olympische geist. Und zwar nicht (nur) bei den Athleten, sondern bei dem ganzen drumherum - den Medien beispielsweise.
Schönen Tag noch
Cce
Helmchen
31-08-2004, 14:17
Tach auch,
das die Leistungen eigentlich ok, waren, wenn man es mal am Weltvergleich festgemacht finde ich ja auch, aber.......
....... was für mich nicht so passt sind immer die große Sprüchen von den meisten Sportlern im Vorfeld vor der Olympiade. Das ganze wird natürlich auch durch die Presse aufgebauscht, also manchmal finde ich, reissen sich die Sportler mit einigen Aussagen die sie treffen einfach selbst die Beine weg.
Richtungsweisend fand ich eine Aussage die der Bundestrainer vom Schwimmteam gesagt hat, nachdem die Schwimmerin Buschschulte(hoffe es ist richtig) schlecht abgeschnitten hatte. Die Aussage war: Die Schwimmerinnen haben guten Leistungen gebracht, mit dieser Leistung sind sie vor vier Jahren auf dem Treppchen gewesen!!!
Ja, genau vor vier Jahren, aber die anderen haben sich weiterentwickelt, wir leider nicht!!!!
Ich finde manche sollte sich mehr aufs Training konzentrieren, anstatt auf das Erzählen, siehe hier die Judoka Yvonne Boenisch. Erste Interview: Ach ich werde mal schauen was hier so geht, und prompt Gold abgefegt, Hut ab!!!!!!!!!
Bis denne
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Sportler, die keine Medaille abbekamen, haben dies auch verdient. Insbesondere die mediengeile "Sportelite", wie Franzi und Co haben Dämpfer verdient. Die gingen allerdings auch mit einer Einstellung an die Sache, die nichts sportliches hat: sie wollen doch nur Edelmetall um sich selbst und ihre Profilierungssucht zu befriedigen. Auch wenn es etwas naiv klingt, aber ich denke, neben dem (durchaus berechtigtem) Rekordstreben gibt es auch immer noch den olympischen Gedanken "Dabei sein ist alles".
Gruß
Dirk
Wirrkopp
31-08-2004, 17:31
Aber was mich besonders Aufgeregt hat, war die Diskussion über die Förderung hier (klar... wir sind nich an der Spitze, WER IS SCHULD?).
In der ARD sagte ein Kommentator sowas wie "... muss man dabei bedenken, dass viele der Deutschen Medalliengewinner noch aus dem Förderungssystem der DDR stammten. Für die Zukunft muss man sich also etwas einfallen lassen..."
Und was stimmt daran nicht?
RICHTIG: Holen wir die alten Zeiten zurück! Das gute alte DDR förderungs-System muss wieder her! *Ironie*
Was wäre daran denn so schlimm?
Meiner Meinung nach ist es vielleicht an manchen stellen garnicht so sinnvoll so viel zu fördern.
Das sehen die Nichtwerbemillionäre unter den Spitzenathleten sicher genauso. Dann können die sich wenigstens voll auf den Sport konzentrieren und brauchen sich nicht mehr überlegen wo sie ihre üppige Sporthilfe am besten gewinnbringend anlegen :rolleyes:
Bei einigen der Sportarten (Ich denke so an die Sprinter oder auch an diverse Turner) machen sich die Athleten bei diesem Leistungsniveau schon ganz schön kaputt.
Stell dir vor es gibt Leute denen ist es dieses Risiko wert. Nur weil du Spitzensport doof findest müssen das andere noch lange nicht so sehen. Kann dir doch egal sein was andere machen.
Aber ich weiß nicht ob ich stolz darauf wäre, wenn Deutschland die meisten Athleten hätte, die mit 18 n F1-Wagen überholen und mit 24 kaum noch bewegungsfähig sind und mit Alkoholproblemen zu kämpfen haben.
Oh mann :hammer:
Was man fördern sollte ist der Olympische geist. Und zwar nicht (nur) bei den Athleten, sondern bei dem ganzen drumherum - den Medien beispielsweise.
Schönen Tag noch
Cce
Genau, Jahre lang alles andere unterordnen, sich wie du sagst, möglicherweise die Knochen kaputt machen, für nichts weiter als nen feuchten Händedruck. Klingt motivierend :D Was ist eigentlich dieser sogenannte Olympische Geist? Meines Wissens ging es bei Olympia seit jeher ums gewinnen und um nix anderes.
Commanace
02-09-2004, 01:31
Was wäre daran denn so schlimm?
Meiner Meinung nach leidet bei dieser sehr Leistungs und vor allem Erfolgsorientierten Auswahl der... hum... sagen wir Sportliche Geist ;) - Ich weiß, den Begriff hättest du gerne erklärt. Kommt jetzt:
Meiner Meinung nach ist Sport (und auch Olympia) WESENTLICH mehr als das abkassieren von 1. Plätzen (oder auch nicht) und das gewinnen von Goldmedalllien. Ich denke es geht (und es geht MIR) um Fairness, Kontakt (Stichwort gemeinsame Leidenschaft), Dankbarkeit (Ja! Ich meine man sollte dem Sportlichen Gegner dankbar sein, dass man die Möglichkeit hat sich an ihm zu messen), Persönliche Erfüllung (Ich mache Sport weil es MIR Spaß macht, und nicht weil ich Vater Staat was gutes tun will)
Und das Alles kommt bei einem System, in dem man in Gewisse Sportbereiche reingedrängt wird nach meinem Ermessen nur Bedingt auf.
Das sehen die Nichtwerbemillionäre unter den Spitzenathleten sicher genauso. Dann können die sich wenigstens voll auf den Sport konzentrieren und brauchen sich nicht mehr überlegen wo sie ihre üppige Sporthilfe am besten gewinnbringend anlegen :rolleyes:
Das hab ich jetzt nicht so ganz verstanden... Was willst du mir damit sagen? ;)
Stell dir vor es gibt Leute denen ist es dieses Risiko wert. Nur weil du Spitzensport doof findest müssen das andere noch lange nicht so sehen. Kann dir doch egal sein was andere machen.
Richtig.
Ich finde Spitzensport übertrieben.
Es ist mir... naja nicht ganz egal ob andere nicht so sehen.
Natürlich muss sich jeder selbst entscheiden wie weit er gehen will.
Aber ich finde es schon leicht pervers, dass so laut nach einer besseren Förderung von etwas geschriehen wird, was Menschen ganz schön kaputt machen kann.
Genau, Jahre lang alles andere unterordnen, sich wie du sagst, möglicherweise die Knochen kaputt machen, für nichts weiter als nen feuchten Händedruck.
Das habe ich wiederrum nicht so ganz verstanden... mir ging es doch darum, dass man sich NICHT unbedingt die Knochen kaputt machen soll.
Und für nichts weiter als nen feuchten Händedruck? Für den Sport selbst meine ich.
Klingt motivierend :D Was ist eigentlich dieser sogenannte Olympische Geist?
Meine Vorstellung vom Olympischen Geist siehe oben.
Meines Wissens ging es bei Olympia seit jeher ums gewinnen und um nix anderes.
Genau das denke ich nicht.
Ich denke es geht um Sportlichen Wettkampf auf hohem Niveau mit einer schönen Belohnung Für die Erfolgreichsten. :)
Auch wenns vielleicht komisch klingt: Ich will dich auf keinste Weise Angreifen und Akzeptiere deine Meinung dazu so wie ich hoffe das Mein Standpunkt akzeptiert wird. :D
Gruß Cce
PS.: :gnacht:
Wirrkopp
02-09-2004, 08:18
Auch wenns vielleicht komisch klingt: Ich will dich auf keinste Weise Angreifen und Akzeptiere deine Meinung dazu so wie ich hoffe das Mein Standpunkt akzeptiert wird. :D
Gruß Cce
PS.: :gnacht:
Nö, klingt nicht komisch und deinen Standpunkt hab ich auch schon vorher akzeptiert. Ist eigentlich auch ne relativ verbreitete Einstellung. Wollte dich nur noch mal für die andere Sichtweise sensibilisieren. Irgendwann gehts eben nicht mehr nur um Spaß am Sport, sondern eben auch um Leistung und ums Gewinnen. Natürlich sind Spass, Kontakt und Leidenschaft wichtige Faktoren, aber es wäre naiv zu glauben, jemand quält sich jahrelang täglich nur aus "hehren" Zielen. Die Motivation sich das anzutun ist eben auch die persönliche Bestätigung durch den sportlichen Erfolg (daneben für einige, nicht alle, auch mögliche finanzielle Vorteile) und die Anerkennung dieser Leistung durch andere. Und dies sind auch ganz normale menschliche Regungen, denn nach Anerkennung strebt jeder, manche nutzen dafür halt den Sport.
Ach so, dein olympischer Gedanke klingt natürlich schöner, als die Realität eigentlich ist. Damals Spartha gg. Athen, später Adolfs Germanen gegen die "niederen schwarzen Amerikaner", noch später Klassenkampf Ost gegen West, heute Kampf um Profi- und Werbeverträge...Olympia war schon immer durchsetzt mit "nichtolympischen" Dingen.
vBulletin v4.2.5, Copyright ©2000-2025, Jelsoft Enterprises Ltd.