Karate Stile

[Pantha]

Hallo,

wie unterscheiden sich die verschiedenen Karate Stile?

Gibt es überhaupt einen großen Unterschied oder ist alles mehr oder weniger das gleiche?


Viele Grüße

Panther

[Michael1]

Es gibt (z.T. recht große) Unterschiede in den verschiedenen Stilen, diese explizit aufzuzählen ist allerdings nicht ganz so leicht bei über 200 Stilrichtungen von denen ich nur einen Bruchteil gesehen habe.
Als grobe Einteilung können wohl
[list]
Shito-Ryu
Shotokan-Ryu
Goju-Ryu
Wado-Ryu
dienen. Kurze Informationen hierzu findest du auf diversen Seiten im Netz.

So gross wie die Unterschiede der Stile sind aber sicherlich die eigenarten der Vertreter eines Stils. Ausserdem spielen diese Stilunterschiede (jedenfalls meiner Erfahrung nach) eine immer kleinere Rolle je weiter man in seinem lernen fortschreitet. Natürlich vergisst man seine Wurzeln nicht, aber je kompletter man in seinem können wird desto mehr beschäftigt man sich auch mit den Prinzipien anderer Stile die im eigenen weniger Ausgeprägt behandelt werden. Hängt aber sicherlich auch von persönlichen interessen ab, wer nicht über seinen Tellerrand hinausschauen will kann auch sein ganzes Karate-Leben lang Shotokan-Grundschultechniken laufen :(.

[Frostvater]

Außerdem würde ich eine klare Trennlinie zwischen traditionellen Stilen und modernen Vollkontaktrichtungen ziehen. Die werden von Puristen der alten Stile (die sich ja in ihrer jetzigen Form auch erst im 20. Jahrhundert gebildet haben) oft zu Unrecht als entartete, versportlichte Form abgetan - ihre Bedeutung für die Reputation des Karate in anderen Kampfkünsten ist aber nicht zu unterschätzen.
Als wichtige Stileder Vollkontaktfamilie sind zu nennen: Kyokushinkai, Ashihara, Seidokan, Shidokan, Enshin (zu einem Vergleich siehe Twists "Vollkontakt-Karate"-Eintrag).

OSU!

[kujiro]

Da hast Du aber noch einige vergessen, Enshin ist auch noch nicht so alt, oder?

[Frostvater]

Verzeih, wenn ich einen wichtigen Vollkontaktstil vergessen habe, Kujiro. Ich habe die mir bekannten und einflußreichen aufgezählt.
Enshin im Speziellen ist tatsächlich recht jung (Ende der 80er gegründet), hat aber zeitweise die größte amerikanische VK-Karate-Meisterschaft, den Sabaki Challenge, ausgerichtet. Insofern erschien mir seine Nennung hier angemessen.

Osu.

[kujiro]

Ist schon recht, ich kenne Deinen Sensei ja noch aus der Zeit als er in Freiburg bei der DAKO bzw. einem gewissen Herrn R. trainiert hat, da machte er noch kein Enshin-Karate.
Im Übrigen habe ich von der letzten Meisterschaft in Freiburg nur negative Kritiken gehört von Leuten, die sehr zuverlässig sind und die man durchaus als qualifiziert einstufen kann.

Ich kann dazu nichts sagen, da ich es nicht mit eigenen Augen gesehen habe. Vielleicht liegt es aber auch daran, das ja überwiegend Leute teilgenommen haben, die das System nicht kannten.

Es waren auch einmal einige Leute bei mir im Training, die waren sehr nett und lerneifrig, aber von Vollkontakt konnte ich da nicht viel sehen. Vielleicht erwarte ich auch zuviel, wenn einer sagt, er mache Vollkontakt.

[SHOKEN]

Noch einen sehr soliden, harten Karatestil, bei dem man viel Wert auf Abhärtung, Vollkontakt und funktionstüchtige oder realistische Techniken legt, stellt das Uechi Ryu Karate dar. Mehr dazu erfährt Ihr hier:

http://www.uechi-ryu-europe.com oder http://www.uechi.de.

[Goshinsatori]

Hi Michael1,

völlig richtig, mit zunehmendem LERNEN und mit zunehmender ENTWICKLUNG schaut man über den Tellerrand und das ist auch gut so.

@Frostvater
Warum willst du eine Trennlinie ziehen ?
Es gibt auch da keine Unterschiede, ausser vielleicht, daß VK mehr SPORT ist, trad. Karate mehr REALITÄT.
Aber selbst das trifft nicht immer zu.

Jeder gesunde Mensch hat zwei ARME und zwei BEINE.
Was soll da groß an UNTERSCHIED rauskommen ???

[BigBen1]

Moin,

Ich finde, ihr dürft nicht vergessen, dass es auch noch freie Karate Stile gibt. Die sind eher praxisorientiert, bei der Auswahl der Techniken (sowie bei der Ausführung) ist man nicht von der Kata eingeschränkt. Das ist sowohl ein großer Unterschied zu traditionellen als auch zu den modernen, kampforientierten Karatestilen.


Gruß
BigBen1

[Goshinsatori]

HI BigBen1,

was heist von der Kata eingeschränkt ?
Kata schränkt mich nicht ein, sondern es passiert genau das Gegenteil.
In den Kata sind alle Techniken enthalten.
Damit bietet Kata die absolute Entfaltung. Jedenfalls für mich.

[BigBen1]

Moin

tut mir leid, wenn ich mich falsch ausgedrückt hab.
Was ich meine ist folgendes:
Im Shotokan fängst du erst an die Kata zulaufen, zutrainieren. Das heißt die Techniken bleiben erst mal in der Kata. Danach kommt Anwendung der Techniken, die du in dieser Kata gelernt hast. Bei meinem System, fangen wir damit an die Techniken zu laufen. Ich hab die freie Auswahl an Techniken, die ich bei einer Prüfung zeigen möchte. Bei der SV wird dieses besonders deutlich. Ich kann mir selbst Angriff und Verteidigung aussuchen. Das ist der größte Unterschied zwischen einem freien und einem traditionellen KarateStil.

Gruß
BigBen1

[Goshinsatori]

Hi,

ok, wenn du shotokan meinst, vielleicht, obwohl ich dazu sagen muß, shotokan legt wert auf eine sehr gute BASIS und dafür ist das am Anfang eben sehr langwierig, bis es zur verteidigungsfähigkeit (blöder ausdruck, ich weiß) kommt.

Ich würde aber auch hier nichts pauschalisieren.

[weudl]

Grundsätzlich gibt es zwischen den alten Stilen doch mitunter große Unterschiede in der Kampfphilosophie.

Während die Schulen des Shuri- und Tomari-Te geradlinige Techniken über größere Distanz bevorzugen, werden im Naha-Te eher Nahkampftechniken verwendet.

Man findet im Shuri- und Tomari-Te daher vermehrt tiefere Stellungen (Zenkutsu Dachi) und schnelle Schrittbewegungen, während die Stellungen bei den Naha-Schulen weit höher (Sanchin Dachi) und die Schritte eher kurz sind.

Die Abwehrtechniken im Shuri- und Tomari-Te sind eher scharfe Schläge gegen die angreifenden Gliedmaßen, während man im Naha-Te runde, "klebende" Ablenkbewegungen bevorzugt.

Durch die Wettkampfentwicklung wurden die Vertreter der Naha-Linie jedoch gezwungen, ihre Kampfweise den anderen Schulen anzupassen, da Nahkampftechniken durch die Reglementierung nicht sinnvoll sind.

Gruß
Weudl

[kujiro]

Durch die Wettkampfentwicklung wurden die Vertreter der Naha-Linie jedoch gezwungen, ihre Kampfweise den anderen Schulen anzupassen, da Nahkampftechniken durch die Reglementierung nicht sinnvoll sind.

Wobei wir dann wieder beim Sport sind.

[weudl]

Genau das ist das Traurige an der Versportlichung. Durch das zwangsläufig erforderliche gemeinsame Regelwerk erfolgte eine Anpassung der Kampfweise an ein und dasselbe System. Dass hierbei wohl die Shotokan-Vertreter das Sagen hatten, erkennt man eigentlich auf dem ersten Blick...

Auch bei den Katawettkämpfen wurden über lange Zeit Shotokan-Kata (wie Unsu und Gojushiho) bevorzugt behandelt, da diese eher den Vorstellungen der Kampfrichter entsprachen als die flüssigen und runden Kata der Goju-Richtung.

Leider fließt der Hintergedanke der Wettkampfvorbereitung viel zu oft in das normale Training mit ein, so dass oft die stilrichtungsspezifischen Eigenheiten vernachlässigt werden...

Gruß
Weudl