Warum hält Russland an Tschetschenien fest? [Archiv] - Kampfkunst-Board

PDA

Vollständige Version anzeigen : Warum hält Russland an Tschetschenien fest?



Moritz
02-09-2004, 15:16
Warum wollen die Russen eigentlich immer noch Tschetschenien haben?
Nur wegen dem Öl?

fujikomma
02-09-2004, 15:25
hallo,
was heisst hier NUR wegen ÖL :ups:
wenn die amis deswegen einige kriege geführt haben
(selbst,mit stellvertretern,offen,geheim,über die bande gespielt,direkt)
dann sollte es den russen auch recht sein :D
ausserdem hat es noch nie geschadet,
um(wieder) gewählt zuwerden den einen oder anderen skalp zupräsentiern :rolleyes:
und dann man darf sich von den "schwarzä..n" nichts gefallen lassen..

Wirrkopp
02-09-2004, 16:51
Warum wollen die Russen eigentlich immer noch Tschetschenien haben?
Nur wegen dem Öl?

Na wegen den Tschetschenen sicher nicht :D

Cruz
02-09-2004, 21:00
Warum wollen die Russen eigentlich immer noch Tschetschenien haben?
Nur wegen dem Öl?


schaut doch mal in den Krieg in Tschetschenien Tread .
http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?p=268170#post268170


Gruss
Cruz

Andreas Weitzel
02-09-2004, 21:14
Warum wollen die Russen eigentlich immer noch Tschetschenien haben?
Nur wegen dem Öl?
Öl? :) Tschetschenien gehört Rußland mindestens seit dem 19. Jahrhundert. Damals war noch keine Rede von Öl. Heute ist es immer noch ein Gebiet, das der Russischen Föderation gehört. In den 90ern bekamen Tschetschenen ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Was ist daraus geworden? Der islamischer Führer Tschetscheniens, der vorher den heiligen Krieg Jihad Rußland erklärt hatte, bat dasselbe Rußland um Hilfe gegen militante Bewegungen, die das unabhängig gewordene Land ins Elend (Armut, Hungernot, Morde, Raubzüge, das Recht des Stärkeren usw.) gestürzt haben...

Gruß
Andreas

Cruz
02-09-2004, 22:20
Öl? :) Tschetschenien gehört Rußland mindestens seit dem 19. Jahrhundert. Damals war noch keine Rede von Öl. Heute ist es immer noch ein Gebiet, das der Russischen Föderation gehört. In den 90ern bekamen Tschetschenen ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Was ist daraus geworden? Der islamischer Führer Tschetscheniens, der vorher den heiligen Krieg Jihad Rußland erklärt hatte, bat dasselbe Rußland um Hilfe gegen militante Bewegungen, die das unabhängig gewordene Land ins Elend (Armut, Hungernot, Morde, Raubzüge, das Recht des Stärkeren usw.) gestürzt haben...

Gruß
Andreas

Na so ganz stimmt das auch nicht. Russland hat während der Zarenzeit immer einen Zugang zu den warmen Meeren richtung Konstantinopel angestrebt, der führte nun halt mal über den Kaukasus. Das dabei die Kauskasusvölker kolonialisiert werden sollte, stand gar nicht zur Debatte. Die Chechen sind aber ein sehr eigenes Völkchen, geprägt durch uralte Naturreligionen, den Islam ( die Chechenen sind Sufis - also gemässigte Moslems) und ein enges Klanssystem ( sieht man auf der Chechenischen Flagge) . Unter Stalin wurden die Chechenen der Kolaboration mit Hitlerdeutschland angeklagt und nach Zentralasien deportiert wobei ca. 1/3 der Chechenischen Bevölkerung starb (durch Zwangsumsiedlungen konnte Stalin die Chechenen relativ gut in Schach halten). Erst etliche Jahre nach Kriegsende wurden die Chechenen wieder in ihr Heimatgebiet zurückgebracht.
Sie organisierten sich ziemlich gut und bauten ihren Staat durch gegenseitige engverbundene Hilfe wieder einigermassen auf. Die Russen konnten den Chechenen dennoch nichts abgewinnen und hielten sie für hinterlistig und betrügerisch. Wie oben erwähnt gehört Chechenien zur Russischen Föderation und nicht zur Sowjetunion. Deshalb durfte es auch nicht aus seiner Bindung zu Russland austreten ! Die Chechenen erklärten unter der Führung des Luftwaffengenerals Dudayev ihre Unabhängigkeit. Dudayevs Ideen waren relativ Vernünftig ( Teilautonomie, eigene Aussen und Wirtschaftspolitik, Zugang zu allen Resourcen ... ) Jelzin begriff das nicht und ging schlichtweg nicht darauf ein. Klare Vorstellungen hatten die Russen zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht. Man muss den Chechen leider aber auch vorwerfen dass sie die Phase in der Putin zwar gewählt aber nicht amtierend ( in der die Chechenen praktisch frei waren und die russischen Truppen abgezogen waren. Denfinitiv wurde Chechenien aber nie in die Unabhängigkeit entlassen) war überhaupt nicht genutzt haben, sie bekämpften sich lieber untereinander oder drangen in die Nachbarstaaten ein. Putin konnte sich durch seine Bombardements als starker Mann profilieren, zudem Befahl er auch dem Fsb für Ruhe in Chechenien zu sorgen. Deshalb ist er auch sehr eng mit der ganzen Sache verknüpft (Name und politisches System stehen dafür). Ein Rückzieher ist daher nicht einfach. Dennoch versucht Putin durch Veränderungen der Kommandostrukturen und Armeereformen etwas zu bewirken. Auch Chechenien leidet unter starken inneren Problemen . Das Land ist praktisch in drei Gruppen geteilt, die untereinander aber auch Bindungen eingehen können. Es gibt die gemässigten Islamisten, die radikalen Islamisten ( zb. S. Bassayev, Emir Chattab und weitere aussländische Mujaheddeen, aber auch einfach nationalistische Strömungen) und auch noch verschiedene kriminelle Vereinigungen.
Bodenresourcen spielen in Chechenien ebenfalls eine wichtige Rolle, reihen sich jedoch an eine Kette von unzähligen anderen Faktoren

Gruss
Cruz

Andreas Weitzel
02-09-2004, 22:26
@ Cruz:

Was ist an deiner Aussage anders? Das alles mag sein (oder nicht, du benutzt immer noch Informationen aus einer Quelle), das, was ich weiter oben geschrieben habe, stimmt immer noch.

Gruß
Andreas

PS: Schau dir nochmal die Karte des Schwarzen Meers an. Von welchem Zugang durch Kaukasus sprichst du?

Cruz
02-09-2004, 22:44
Klar benutz ich Informationen aus Quellen, ich erfind sie doch nicht selber !
Oder willst du mir jetzt auch erzählen, wie dir jemand die Chechenische Entstehungsgeschichte erzählt hat ?
Du schreibst, dass die Chechenen ihre Unabhängigkeit und Freiheit erhalten haben, was aber nicht stimmt.

Gruss
Cruz

http://www.janklaas.de/pics/maps/caucasus.jpg

Andreas Weitzel
02-09-2004, 22:54
@ Cruz:

Eine schöne Karte. Hast du auch gesehen, wie viele Hafenstädte Russland westlich von Kaukasus hat? Was für Zugang zu Konstantinopel hat es noch gebraucht? Und was hat Tschetschenien damit zu tun? Und wenn du die Karte genau betrachtest, dann kannst du auch sehen, daß nur ein kleiner Teil des kaukasischen Gebirge Tschetschenien gehört. Der Rest ist und war (bereits seit mehreren Jahrhunderten) das Gebiet der Greben- und Terekkosaken und ihren Vorfahren.

Gruß
Andreas

PS: Ich meinte, daß du dich nur aus EINER Quelle informierst. Du solltest immer mehrere Quellen "anzapfen".

sumbrada
03-09-2004, 09:26
Warum sie meiner Meinung an T. festhalten.
Öl und Grossmachtgelüste. Ausserdem brauchen die russischen Offiziere Geld und müssen ja irgendjemandem Waffen verkaufen.

Hab dazu vorgestern einen Bericht gesehen, wo die tschet. Rebellen sagten, dass sie ihre Waffen von den Russen bekommen.
Unglaublich :rolleyes:

Moritz
03-09-2004, 11:24
Jo, den Bericht hab ich auch gesehen. Die russischen Soldaten verkaufen Waffen, verlangen Wegezoll, rauben Leute aus und verdienen noch am Öl mit.

Michael Kann
03-09-2004, 11:28
Hab dazu vorgestern einen Bericht gesehen, wo die tschet. Rebellen sagten, dass sie ihre Waffen von den Russen bekommen.
Unglaublich :rolleyes:

Wieso? In Vietnam wurden auch die meisten US-Soldaten von den eigenen Waffenlieferungen (über Russland nach Vietnam) getötet! Soland der Rubel rollt - Krieg ist ein Geschäft, mehr nicht!

fujikomma
03-09-2004, 13:58
hallo,
wenn ich den bericht auf "arte" in"mit offene karten" richtig verstanden habe ging es
im 18 /19jhrt um den zugang zu beiden WARMEN meeren und speziell um den zugang zum mittelmeer und die clans im kaukasus und
in einem weiten umkreis waren nicht ganz glücklich über die politik mit gewehren ,die aus moskau kamen .
mehr als 400.000 chechen scheinen bis stalin auftauchte erfolgreich gewesen zusein und da der eiserne als georgier erfahrung mit clans baute er die verwaltungsbezirke zu ungunsten der clans um.
es versteht sich von selbst :rolleyes: das massives militärisches vorgehen diesen umbau begleitetete.
und dann die zwangsumsiedelei die über 10 jahre anhielt:
"ihr habt 10/20/30 min das nötigste einzupacken,dann wird das haus gespengt
oder jeder im haus getötet"
da häuser zur neuansiedlung von russen dienen sollte,wurde zweite möglichkeit vorgezogen.

aber die russen haben sich es nicht nehmen lassen ,was wir willkürakte nennen würden ,zu begehen (my lai lässt grüssen).
altes russ. sprichwort:"nur ein toter schwarzar.. ist .."

auf den zügen sind dann mehr als 100.000 chechen gestorben
bei 500.000 gesamtbevölkerung ein ziemlicher aderlass.

als selbstverständlich sollte in solchen fällen gelten das es kollaborateure gab
wesen,die ihre lands/clansleute verrieten um ihr leben oder status zuretten,
sowas wurde von stalin auch gefördert.
die clan-gesellschaft wurde durch die deportation endgültig erledigt.
was heute als clan/stamm bezeichnet wird hat nichts mehr mit den ursprüngen zutun.
man muss die leute ja einordnen und als "primitiv" herabsetzen
um den "status quo"zu wahren.

Michael Kann
03-09-2004, 14:25
@ fujikomma

Das die "Geschichte" immer zwei Gesichter hat, paßt in die Welt der wesentlich einfacheren Schwarz-Weiß-Malerei nicht ...

fujikomma
03-09-2004, 18:11
hallo,
zuerst sollte man folgendes verstehen (es ist ganz einfach):
"DIE MACHT KOMMT AUS DEM GEWEHRLAUF"
"ÖL IST MACHT"
"WER DIE MACHT HAT MUSS OBIGES KONTROLLIEREN"
"WER DIE PRESSE KONTROLLIERT BRAUCHT KEINE WAHLEN"

das ist das glaubens bekenntnis von russischen herrschern:
ach ja wichtig ist auch:
"MISSTRAUE DEM VOLK ,ES NEIGT ZU REVOLUTIONEN"

Cruz
03-09-2004, 19:58
hallo,
zuerst sollte man folgendes verstehen (es ist ganz einfach):
"DIE MACHT KOMMT AUS DEM GEWEHRLAUF"
"ÖL IST MACHT"
"WER DIE MACHT HAT MUSS OBIGES KONTROLLIEREN"
"WER DIE PRESSE KONTROLLIERT BRAUCHT KEINE WAHLEN"

das ist das glaubens bekenntnis von russischen herrschern:
ach ja wichtig ist auch:
"MISSTRAUE DEM VOLK ,ES NEIGT ZU REVOLUTIONEN"

Jup ganz richtig :halbyeaha

Cruz
04-09-2004, 15:22
Hat jemand von euch Auslandjournal Extra auf 3Sat gesehen ? Da wurden kurz Videoausschnitte eingespielt von russischen Soldaten die an Sandsäcken trainiert haben, wie verrückte Pitbulls. Anschliessend hat noch einer über seine "schöne" Armeezeit in Chechenien gesprochen und einie Mudjs haben ihren Waffen vorgeführt die ihnen die Russen verkauft haben.

Hammerhart :mad:

Gruss
Cruz

Moritz
04-09-2004, 17:45
Wie verrückte Pitbulls haben die nicht trainiert und der Soldat fand die Zeit da ja auch nicht schön. Er hat erzählt, dass sich dort fast alle besaufen, durchdrehen und damit drohen die eigenen Kameraden abzuknallen.

Cruz
04-09-2004, 23:21
Wie verrückte Pitbulls haben die nicht trainiert und der Soldat fand die Zeit da ja auch nicht schön. Er hat erzählt, dass sich dort fast alle besaufen, durchdrehen und damit drohen die eigenen Kameraden abzuknallen.


nö du hast ganz recht, wie kleine Engel haben sie sich aufgeführt :rolleyes: .
Vielleicht hast du ja bemerkt das ich schön mit Anführungs - und Schlusszeichen geschrieben habe ? Also Augen auf ;)

Gruss
Cruz

Moritz
04-09-2004, 23:58
nö du hast ganz recht, wie kleine Engel haben sie sich aufgeführt :rolleyes: .

Wie jemand am Sandsack halt. Nix besonderes.



Vielleicht hast du ja bemerkt das ich schön mit Anführungs - und Schlusszeichen geschrieben habe ? Also Augen auf ;)

Gruss
Cruz

Hatte das so verstanden, dass du meintest, dass sie selber die Zeit in Tschetschenien schön fanden.

Michael Kann
05-09-2004, 06:20
Im Moment schein es so, als wenn die Führung, nachdem genügend "Elite-Einheiten" vor Ort eingetroffen waren, lediglich auf die erste Gelegenheit zum Angriffsbefehl gewartet hätte.

Das wäre, nach meiner Meinung, wenn sich mein Verdacht als wahr herausstellt, in höchstem Maß verantwortungslos, ja inhuman. Es würde im übrigen meinen Meinung bestätigten, dass Menschenleben bei der russischen Obrigkeit nicht viel zählen.

Obwohl, Belege gibt es ja seit langem und dies nicht erst seit dem grausamen Krieg, der den Terror im Kaukasus wie im übrigen Russland erst entfachte - Tschetschenien.

Wladimir Putin wird darauf verweisen, dass die entsetzlichen Ereignisse von Beslan sein hartes Vorgehen im „Kampf gegen den Terrorismus“ rechtfertigen. Und er wird ebenfalls darauf beharren, dass man mit solch barbarischen Verbrechern nicht auch noch einen Dialog aufnehmen dürfe. In dieses Lied werden, wie immer, Staatsmänner mit einstimmen. Dies, in völliger Nichtbeachtung der Ursache. Was zählt ist die Wirkung!

Der Kremlchef kann mit derartiger Augenwischerei, nach meiner Meinung, nicht vergessen machen, wie viele Gelegenheiten zu einer politischen Lösung des Dauerkonflikts er selber schon sträflich versäumt hat.

Die Vermutung, dass radikale Islamisten (möglicherweise mit Kontakten zum Netzwerk Al Qaida) inzwischen auch dort ihr Unwesen treiben, ist wohl kaum von der Hand zu weisen. Diese sickern überall da ein, wo ihnen zur Herstellung inneren Friedens unfähige Regierungen den Nährboden bereiten. Eben wieder die Wirkung, nicht die Ursache!

Das alles ändert nichts am Ursprung (Ursache) des Konflikts, aus dem durchaus noch ein Inguschetien, Ossetien und Dagestan überziehender Flächenbrand werden könnte.

Die Regierenden in Moskau unterdrückt hier, und dies selbst noch im 21. Jahrhundert, den Freiheitsdrang nordkaukasischer Nationen, die in der Zaren-Zeit als Kolonien unterjocht und in der totalitär-sowjetischen Epoche in schlimmer Repression gehalten worden waren. Sie sollen weiterhin, mit buchstäblich allen Mitteln, im Riesenreich gehalten werden, da die Zentrale andernfalls ein Auseinanderbrechen der Föderation befürchtet. Dies ja nicht zu Unrecht.

Nach dem ersten Einmarsch in Tschetschenien unter Jelzin kam es in den neunziger Jahren immerhin zu einer Verständigung, welche die Aussicht auf innere Autonomie eröffnete. Die handelte, wer sich erinnern mag, der damalige (später bei einem mysteriösen Hubschrauberabsturz getötete) Sicherheitsberater Alexander Lebed mit Grosnys gewähltem Präsidenten Maschadow aus.

Eine Einigung, die wieder verspielt wurde mit der von Putin vom Zaun gebrochenen zweiten Invasion, die das Territorium vollends verwüstete. Verwüstete nicht nur im Bezug auf die Landschaft!

Gespräche mit Maschadow lehnte der neue „starke Mann“ an der Moskwa kategorisch ab. Ob der Geschnittene heute noch über nennenswerten Einfluss verfügt oder längst gegenüber weit radikaleren Kräften ins Hintertreffen geriet, weiß niemand.

Putin jedoch hat es sich selber anzulasten, dass er mittlerweile über keine Ansprechpartner in Tschetschenien mehr verfügt. Was er stattdessen als vermeintliche „politische Lösung“ zu verkaufen sucht, besteht in einem Etikettenschwindel. Moskau präsentiert dem resignierenden, in den Trümmern seiner Heimat hausenden Wahlvolk ein ums andere mal Marionetten. Fallen die einem Attentat zum Opfer, zaubert man, wie gerade geschehen, einen anderen Erfüllungsgehilfen aus dem Hut, ruft erneut an die Urnen, gibt dem Mann 74 Prozent der Stimmen und feiert dies als Stabilisierung und Demokratisierung der Provinz. Dabei zählt auch die Außenwirkung und offenbar wirkt es, sonst würden nicht soviele ausländische Politiker den Schulterschluß suchen.

Die düstere Realität bleibt hinter den Fassaden dieser Potemkinschen Dörfer bestehen. Zur Wirklichkeit gehört ein, seit Jahrzehnten, auf unbeschreibliche Weise geschundenes, ausgeplündertes/gebeutetes und vergewaltigtes Volk. Gehört eine Furcht und Schrecken verbreitende Armee, die mit ihrem Wüten Hass hervorruft und dem Gegenterror reichlich Nachwuchs zuführt. Dazu gehören überdies russische wie einheimische Kriegsgewinnler, die sich die Ölquellen der Region unter den Nagel reißen und die der Kreml gewähren lässt, weil sie mit ihren Killertrupps dazu beitragen, die Abtrünnigen halbwegs unter Kontrolle zu halten.

Die „Politik der eisernen Faust“ ist gescheitert. Sie hat den Terrorismus nicht besiegt, sondern gefördert. Eine Fortsetzung dieses Kurses, in dem ihn der Westen nicht auch noch bestärken darf, kann nur eine weitere Eskalation heraufbeschwören.

Leider zelebrieren nicht nur die Russen die "Politik der eisernen Faust" ... rechtlich ist die alles zu hinterfragen ...

Weiterhin bekämpft man die Wirkung, statt die Ursache!

Michael Kann
05-09-2004, 06:28
ach ja ... Wladimir Putin dürfte diese Meldung gefallen haben: Alu Alchanow, frisch gebackener Präsident Tschetscheniens, will in den kommenden drei Jahren die Erdölförderung in der Unruherepublik mehr als verdoppeln. D.h. bis 2007 soll die Menge von heute zwei Millionen auf mindestens fünf Millionen Tonnen des schwarzen Goldes steigen. Dies meldet die Internetzeitung Russlandintern.

Ob Alchanow dann noch an der Macht ist, darf angesichts der vielen Morde in der Hauptstadt Grosny zwar bezweifelt werden. Doch die Aussage belegt, dass es sich beim Konflikt in und um Tschetschenien nicht nur um einen Unabhängigkeits- oder Glaubenskrieg handelt wie man uns gern Glauben machen möchte.

Die gesamte kaukasische Region und das angrenzende Kaspische Meer gelten als Schatzkammer der Zukunft, reich an bislang kaum ausgebeuteten Erdöl- und Erdgasvorkommen. Auch in Tschetschenien werden große Lagerstätten vermutet, deren industrielle Ausbeutung durch den Bürgerkrieg allerdings bislang wenig Bedeutung hatte. Dafür wird die zähe Flüssigkeit im ganzen Land mit Kleinstpumpen illegal an die Erdoberfläche geholt.

Nacht für Nacht machen sich nach Angaben von Journalisten Lastwagenkonvois in Richtung Russland auf den Weg, wo der kostbare Stoff raffiniert und mit großem Gewinn verkauft wird. Wer sind die Öl-Bosse? Die Bosse, die sich ganze Privat-Armeen leisten können!

Ob man der Zusicherung Alchanows trauen kann, das Geld aus dem Erdölverkauf solle ausschließlich zum Wiederaufbau des in Schutt und Trümmern liegenden Landes verwendet werden, ist fraglich.

Russische Soldaten halten an zahllosen Checkpoints die Hand auf, und auch der tschetschenische Vize-Präsident Ramsan Kadyrow dürfte seine Finger im Spiel haben. Der Sohn des im Frühjahr ermordeten Präsidenten Achmat Kadyrow gilt als einer der finstersten und skrupellosesten Spieler im tschetschenischen Machtpoker. Er unterhält eine so genannte Präsidentengarde, die mehrere Tausend Mann stark sein soll und mit dem Schutz der illegalen Öltransporte gut verdient. Die Gesellschaft für bedrohte Völker macht die Schlägertruppe zudem für die Ermordung, Vertreibung und Verschleppung zahlreicher Tschetschenen verantwortlich.

Wer hätte das gedacht, dass kleine Land Tschetschenien spielt auch im internationalen Erdölhandel eine zentrale Rolle. Wer das Öl aus dem Kaspischen Meer hat, muss es auch zu den Kunden in Westeuropa und Übersee bringen. Eine mögliche Trasse einer Pipeline zum Schwarzen Meer führt mitten über tschetschenisches und anschließend russisches Gebiet. Ein unabhängiges oder gar von islamistischen Gotteskämpfern kontrolliertes Tschetschenien ist daher sicher das Letzte, was sich Wladimir Putin (und nicht nur dieser), wünscht.

Der Zweck heiligt die Mittel!

JuMiBa
23-09-2004, 15:52
Hab grad einen Text aus einer polnischen Tageszeitung übersetzt. Dachte, es passt ein wenig zum Thema... ;)

Gruß Micha

Flüchtend vor dem Krieg und den Verfolgern suchen sie bei uns Asyl
Die Tschetschenen ziehen nach Polen

(RZECZPOSPOLITA Nr. 219 17.IX)

An den polnischen Grenzen ist Getümmel. Beinahe jeden Tag bitten Gruppen von Tschetschenen um Asyl. In speziell für sie bestimmten Zentren fehlt es an Platz. Der Innenminister erklärt, dass wir die Europäische Union um Hilfe bitten müssen, wenn die Welle der Flüchtlinge nicht abschwächt.

Allein am letzten Wochenende baten am Grenzübergang in Terespol über 200 Tschetschenen um Asyl. Der Grenzschutz lässt alle die nach Polen rein, welche den Antrag dazu stellen, aber nicht allen wird letztendlich der Flüchtlingsstatus anerkannt.
Es erhalten ihn nur diese, welche beweisen können, dass sie vor den grausamen Verfolgern fliehen. Nicht alle jedoch, so behaupten die Grenztruppen, bitten um Asyl.

Der Bürgerrechtssprecher Professor Andrzej Zoll erklärt, dass er Beschwerden von Ausländern erhält.
Es beschweren sich vor allem diese, welche nicht nach Polen reingelassen wurden - sagte er gestern während einer internationalen, der Probleme der Flüchtlinge gewidmeten Konferenz. Man kann nicht jeden Tschetschenen wie einen potentiellen Terroristen behandeln. Diese Nation durchlebt eine große Tragödie - unterstrich Prof. Zoll.

Seit Anfang September stellen über 300 Tschetschenen den Antrag auf Flüchtlingsstatus. Die Tschetschenen erscheinen an unseren Grenzen immer in Massen nach weiteren Akten der Eskalation des russisch-tschetschenischen Konfliktes. So war es nach der Attacke auf das Theater in Dubrowka, so ist es nach der Tragödie in Bieslana. Seit Anfang des Jahres stellten über 3700 Tschetschenen den Antrag auf Flüchtlingsstatus. Um diesen Status zu erhalten, müssen sie nachweisen, dass sie in ihrem Land verfolgt waren. 600 von ihnen erkannte man schon den Flüchtlingsstatus an.

Eine größere Zahl von Flüchtlingen, das bedeutet höhere Ausgaben. Das Budget des Amtes für Repatriierung und Flüchtlinge beträgt 30 Millionen Zloty. Der Unterhalt der Flüchtlinge aus Tschetschenien kostet 22 Millionen Zloty jährlich. - Bis jetzt meistern wir es selbst, aber wir befürchten jedoch, dass das Problem sich steigern wird. - sagt Jan Wegrzyn, Direktor des Amtes für Repatriierung und Flüchtlinge.
Das Amt verfügt über kaum 800 Plätze für Flüchtlinge. Fleißig muss man also neue Zentren bauen. Vorläufig mit Kosten von 20 Millionen Zloty entstehen solche in Biala Podslaska und Przemysl.
In ihnen wird es 1500 Plätze geben. - Für neue Zentren werden zusätzliche Gelder vonnöten sein – sagt der Innenminister Ryszard Kalisz.

Nicht alle Tschetschenen wollen in Polen bleiben. Ein Teil sogar wartet nach Stellung des Antrages auf Flüchtlingsstatus nicht einmal auf dessen Prüfung.
- Oft nehmen wir sie während des Versuches des unerlaubten Grenzübertritts an der Westgrenze fest. In diesem Jahr waren es schon 360 - sagt Oberst Jaroslaw Zukowicz aus dem Hauptpräsidium des Grenzschutzes.
Das bestätigt Julian Curyla, Direktor des Flüchtlingszentrums in Debak unter Warschau, welchem die übrigen Zentren im Land unterliegen. Gestern verließen insgesamt 14 Tschetschenen die Lager in Polen. Wir haben kein Recht sie festzuhalten - sagt er.

Die Illegalen wollen nach Polen

Die Entschlossenheit vergrößerte auch die Zahl der illegalen Einwanderer. Der Grenzschutz nahm bis Ende August fast so viele fest, wie im ganzen vergangenen Jahr.
In der Wojewodschaft Lubelsko nahm man in diesem Jahr 380 Einwanderer fest, welche die Grüne Grenze überschritten, und im Karpatenvorland fast 200.
Der Effekt der Unerlaubten Einwanderung verstärkte sich deutlich nach dem 1.Mai 2004, das heißt nach unserem Beitritt in die Europäische Union. - sagt Oberstleutnant Andrzej Wojcik.

Die illegalen Einwanderer erscheinen vor allem an der polnisch-ukrainischen Grenze. Im polnisch-weißrussischem Abschnitt ist es ruhig. Die Grenzschutzabteilung Podlaskie hatte in diesem Jahr kaum 7 Festnahmen von unerlaubt Eingereisten.

Den Wunsch in Polen zu bleiben äußern die an den Grenzen festgenommenen Chinesen, Vietnamesen, Staatsbürger Sri Lankas und aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion. In Polen bleiben können sie jedoch nicht. - Der Grenzschutz deportiert sie in die Ukraine oder in ihr Herkunftsland.
Vielen jedoch gelingt es nach Polen zu gelangen - das zeigen durchgeführte Kontrollen bei Arbeitgebern und auf Basaren. Asiaten schließen sich am häufigsten den Händlern auf den Basaren an, beschäftigen sich in vietnamesischen und chinesischen Bars.
Ukrainer und Weißrussen gehen zur Arbeit auf Baustellen und in Landwirtschaftsbetriebe.

Der Grenzschutz ist jedes Jahr auch mit zehntausenden Ausländern beschäftigt, welche versuchen nach Polen ohne Dokumente, ohne Visum oder ohne notwendige Mittel zum Leben nach Polen einzureisen. Manchmal behaupten sie, dass sie Polen besichtigen fahren, aber im Gepäck transportieren sie Overalls und Werkzeug zur Arbeit.

Beruf Schleuser

- Die unerlaubte Einwanderung ist immer besser organisiert. Das Schlimmste ist, es wächst sprießt aus ihr die internationale, bedrohliche Kriminalität - sagt Oberst Zukowicz aus dem Grenzschutzhauptpräsidium.
Unten auf der Schleuserhierarchie stehen die Kundenschlepper, welche in den Ländern Asiens und Afrika Willige zur Auswanderung suchen. Höher wirken die Organisatoren dieses Prozedere, Dokumentenfälscher und Kuriere. Emigranten zahlen für ihre Hilfe zum Gelangen in eine bessere Welt von 7000,- bis 10.000,- Dollar.
- Meistens verhaften wir bei jeder Gruppe Kuriere, selten aber die Organisatoren - sagt Oberst Zukowicz.
In die Hände des Grenzschutzes fallen auch Polen, welche beim unerlaubtem Grenzübertritt helfen. Im Bereich Lubelszczyzna traf man in diesem Jahr schon auf 120. Mehr als vor einem Jahr. Meistens sind das Läufer - Fußschleuser, die Illegalen führend über die Grenze und Landwirte, welche sie verstecken auf ihren Bauernhöfen.

Prüfung nicht nur vor Schengen

Polen bereitete sich seit Jahren auf den Schutz der Ostgrenze der Europäischen Union vor. 60 Millionen Euro aus den Mitteln der Union und über 140 Millionen Zloty aus dem Haushalt investierte man in moderne Ausrüstung und in die Baustellen der neuen Grenzwachen.
- Der Schutz vor unerlaubten Einreisen, das ist nicht nur die Erfüllung unserer Verpflichtungen angesichts der EU. Das ist auch Schutz unserer eigenen Interessen, in diesem auch der Wirtschaftlichen. Die illegalen Einwanderer arbeiten schwarz, sie zahlen keine Steuern, oft geraten in Konflikt mit dem Gesetz. In Zeiten der Bedrohung durch Terroristen ist ein wichtiger Aspekt auch die Sicherheit unseres Landes - unterstreicht Jaroslaw Zukowicz.

Elzbieta Poludnik
Jozef Matusz

King Karl
23-09-2004, 19:11
Ich denke auch, dass der einziger Grund das ÖL ist. Cheyna ist DAS Öl Land in der Ecke schlecht hin...die leigen direkt über dem größten Öl verkommen der Welt...

Ich denke, dass wenn das Öl in 40-50 Jahren ausgeht ist Russland scheiß egal, was mit denen passiret. Das Land wird dann nur schlecht für die Wirtschaft sein. Hohe Arbeitslosenzahlen usw...

Öl regiert die Welt. Öl ist die Energie schlecht hin...Ohne Öl sähe hier alles ganz anderes aus...

Cruz
24-09-2004, 13:24
Ich denke auch, dass der einziger Grund das ÖL ist. Cheyna ist DAS Öl Land in der Ecke schlecht hin...die leigen direkt über dem größten Öl verkommen der Welt...

Ich denke, dass wenn das Öl in 40-50 Jahren ausgeht ist Russland scheiß egal, was mit denen passiret. Das Land wird dann nur schlecht für die Wirtschaft sein. Hohe Arbeitslosenzahlen usw...

Öl regiert die Welt. Öl ist die Energie schlecht hin...Ohne Öl sähe hier alles ganz anderes aus...

na so ganz einfach ist das auch nicht. Es wäre ja auch zu einfach zu behaupten es gäbe nur Russen und Chechenen in dem Krieg. Clanstrukturen, Eigeninteressen Geld und Macht spielen ebenfalls eine grosse Rolle. Das die Chechenen nie wirklich gut mit den Russen gestanden sind und umgekehrt ist ebenfalls bekannt.

Cruz
26-09-2004, 22:42
TSCHETSCHENIEN-EINSATZ

Warum ein russischer Soldat seinen Kriegsdienst nicht vergessen kann

Aus Ulan Ude berichtet Merle Hilbk

Dem russischen Rekruten Aljoscha wurde erzählt, es gehe ein paar Tage zu einer Übung in die Berge. Doch dann rollte der Zug nach Tschetschenien. Was folgte, war der pure Terror: Unterernährt, schlecht informiert und mit miserabler Ausrüstung wurden die jungen Soldaten zum Kampf gegen tschetschenische Rebellen gezwungen.


Aljoscha feiert Geburtstag. Den zweiten. Aljoscha ist 21 Jahre alt. "Ich bin wiedergeboren worden in Tschetschenien", sagt er. "Aber das zweite Leben ist schwerer, weil ich nicht vergessen kann."

Aljoschas erstes Leben endete an dem Tag, als die Granaten einschlugen. Mit 50 Wagen waren sie in einem Konvoi gefahren, Aljoscha und seine Kameraden, als sein Auto plötzlich streikte. Während Aljoscha zurückblieb, um einen Mechaniker anzufunken, flogen wenige Minuten später Geschosse durch die Luft, und über die Kolonne ergoss sich ein Meer von Flammen und Rauch. Soldaten taumelten die Straße entlang, brennend, schreiend. Nur eine Handvoll Kameraden habe diesen Tag heil überstanden, sagt Aljoscha. "Doch normal weiterleben konnte keiner von ihnen."

Dass ein Tschetschenien-Soldat einer Fremden seine Kriegserlebnisse erzählt, ist eine Seltenheit in Russland. Eine noch größere ist es, dass er sie einer Journalistin anvertraut. Nein, seinen Wohnort solle ich nicht schreiben, auch nicht seinen vollen Namen, das wäre zu gefährlich in Russland. "Aber das, was mit uns in Tschetschenien passiert - das soll jeder erfahren." Dann schiebt er mir ein Geschenk in die Jackentasche: "Das Wertvollste, was ich besitze: Meine Identifizierungsmarke."


Kennen gelernt haben wir uns bei einer Hundeausstellung in Ulan Ude, wo er, der heute als Hundeführer bei der Miliz arbeitet, seine Schäferhündin präsentierte. Aljoscha ist knapp 1,60 Meter groß, und sein Körper in der frisch gebügelten, viel zu großen Ausgehuniform, ist so schmal und zart wie der eines Jungen vor der Pubertät. Wir haben über Hundeerziehung geredet, über unsere Berufe, Hobbys. Irgendwann hat er gefragt, ob ich sein Fotoalbum sehen will. "Kriegsfotos", hat Aljoscha gesagt. "Die einzigen Bilder, die wir aus Tschetschenien retten konnten."

Es ist ein Album voller martialischer Gesten, das er mir am nächsten Tag in einem Straßencafé zeigt: Junge muskulöse Männer mit nacktem Oberkörpern auf Kanonenrohren hockend, Zigarette im Mundwinkel, die Haubitze lässig geschultert. Doch die Gesichter sind voller Schrecken, mit tief in den Höhlen liegenden Augen und starren Mundwinkeln.

19 Jahre alt waren Aljoscha und seine Kameraden. Keiner von ihnen war freiwillig nach Tschetschenien gekommen. Den meisten hatte man während des Grundwehrdienstes gesagt, man führe für ein paar Tage zu einer Übung in die Berge. Und dann rollte der Zug nach Tschetschenien.

Auch die meisten Mütter erfuhren erst durch die Todesanzeigen, wo ihre Söhne abgeblieben waren. "Die haben uns einfach belogen", sagt Aljoscha. "Einfach belogen." Sieben Monate hielt man ihn in Tschetschenien fest, wo er "Banditen aufspüren" sollte. Er schlief mit sieben Kameraden in einem Zelt und bekam am Anfang nicht mehr als ein Stück Brot und einen Teller Buchweizengrütze pro Tag.


Irgendwann ging auch Aljoscha mit vorgehaltenem Gewehr in die Häuser der Tschetschenen und nahm sich, was er finden konnte: Gemüse, Milch, Geld. Viel Geld. "So viel Bares hat kein russischer Bauer herumliegen. Jedes Dorf hatte eine kleine Ölquelle, sie haben selbst Benzin hergestellt und verkauft."

Für das Geld kaufte er Wodka in den kleinen Läden auf dem Land, 20 Flaschen pro Tag für die Kameraden. "Wenn ich morgen Bauchschmerzen habe, bring ich euch um", raunzte Aljoscha die Verkäufer an, wenn er die Kisten entgegennahm. "Viele Soldaten sind krank geworden vom Fusel", erklärt er wie entschuldigend. Und: "Wir haben in jeder freien Minute getrunken und Marihuana geraucht."

Trotz der Betäubungsmittel habe ihn die Todesangst nie losgelassen; nicht bei den halbmonatlichen Lagerwechseln, nicht bei den Verhandlungen mit tschetschenischen Militärführern, nicht bei den Sondereinsätzen mit dem Fallschirm, auf die er nach "russischer Manier" vorbereitet wurde: Man warf ihn ohne Schirm zehn Meter in die Tiefe. Er brach sich ein Bein. "Seitdem habe ich mich immer richtig abgerollt."


Eines Tages stieß Aljoscha - er war mit Kameraden zur Fahrzeugkontrolle an einer Ausfallstraße abgestellt - auf einen Lkw mit einer Fracht, "deren Geruch mir heute noch in der Nase hängt": Hinter der Plane lagen Köpfe, Beine, Fleischlappen, verweste, verbrannte Torsi von russischen Soldaten. Einige trugen noch die metallenen Identifizierungsmarken, sie waren als einziges unversehrt geblieben.

Wie sie umgekommen sind - Aljoscha kann nur Vermutungen äußern, denn er traute sich nicht, seine Vorgesetzten zu fragen, die ihn angewiesen hatten, ebendiesen Lastwagen nicht zu durchsuchen: "Ich denke, dass die Toten so gestorben sind, wie man üblicherweise in Tschetschenien stirbt: Bei Razzien in den Dörfern, in denen man in einen Hinterhalt läuft; durch Heckenschützen und Angriffe auf das Camp. Die Tschetschenen waren nicht gerade zimperlich, die haben auch Lebenden Körperteile abgehackt und sie zu Tode gefoltert."

Nur für wen die Fracht bestimmt war, das erzählte man ihm später: Für das Militärhospital in Rostov am Don, wo es eine große Pathologie und verschiedene Speziallabore zur Identifizierung gab.

Aljoscha erlebte Dinge in diesen neun Tschetschenien-Monaten, von denen er damals glaubte, sie würden ihn verrückt machen, "krank im Kopf, wie so viele, die so etwas mit ansehen mussten": Er befreite einen russischen Bahnhofsgepäckträger, der von Tschetschenen verschleppt und sieben Jahre lang wie ein Tier in einem Verschlag gehalten worden war. Er nahm eine Russin gefangen, die sich bei den Tschetschenen als Heckenschütze verdingt hatte und auf seine Einheit geschossen hatte und die später "nur für eine kurze Zeit ins Gefängnis wanderte". Er freundete sich mit einem Einheimischen an, den er zunächst für einen Feind gehalten hatte - der Mann hatte im ersten Tschetschenien-Krieg noch auf Russen geschossen und im zweiten die Seiten gewechselt, nachdem Rebellen seine Frau, seine Eltern und Geschwister vor seinen Augen abgeschlachtet hatten.


"In Tschetschenien wusste man nie, wer Freund und wer Feind war", sagt Aljoscha. "Die Gegner haben ständig gewechselt." Während eines Feuergefechts zerfetzten Granatsplitter seine Wange, die Kameraden pulten mit bloßen Händen die Metallteile aus der Wunde, "ohne Betäubung, aber mit viel Wodka".

Aljoscha lernte töten, bevor er lieben lernte. Kurz vor der Abreise hatte er in der Kaserne ein Mädchen getroffen, das er nach seiner Rückkehr heiraten wollte. "Ich war noch unschuldig, als es losging", sagt er. Wie viele Menschen er erschossen habe? "Ich habe nicht mitgezählt. Ich habe die Gesichter nicht sehen wollen." Die Logik des Krieges habe er aber schnell begriffen: "Entweder Du tötest, oder Du wirst getötet". So war es irgendwie auch logisch, dass seine Kameraden und er nicht mehr gemeinsam nach Hause fahren würden. Gerade deswegen fotografierten sie einander mit bemühtem Lächeln, vor einem Stall mit beschlagnahmten Uranbehältern, in einem Mohnfeld mit Blumen umrankten Gewehren.

Die meisten Fotos wurden bei der Heimreise von den russischen Grenzposten beschlagnahmt. Nur das kleine Fotoalbum, das nun vor Aljoscha auf dem Tisch liegt, entging ihren Augen. Es enthält die letzten Aufnahmen der Kameraden, die in Tschetschenien starben, Bilder derer, die zu Invaliden wurden und jener, die heute psychisch krank oder Alkoholiker sind. Den Heimkehrern wurde ein Sanatoriumsaufenthalt versprochen, Jobs, Fürsorge. "Ich kenne niemanden, der auch nur einen Rubel gesehen hat", sagt Aljoscha. "Aber was will man erwarten - das ist Russland."


Nach der Rückkehr saß er wochenlang regungslos im Haus seiner Mutter. Die Ärzte verschrieben ihm Tabletten. Dann begab er sich auf Arbeitssuche in Angarsk, wo er vor seinem Militärdienst eine spezielle Schule für Ölwirtschaft besucht hatte. "Ich habe immer gedacht, Öl ist meine und die Zukunft Sibiriens", sagt er. "Doch nach dem Krieg wollte mir keiner eine Stelle geben." Tschetschenien-Rückkehrer würde man nicht einstellen, hieß es überall. Die seien psychisch zu labil.

Die meisten Veteranen arbeiten heute bei russischen Wachdiensten oder der Miliz, wo auch Aljoscha schließlich einen Job fand, zehn Zugstunden von Angarsk entfernt in der Stadt, aus der seine Freundin stammt. Weit weg, "aus Sicherheitsgründen", sagt Aljoscha, denn in Angarsk leben "viele Tschetschenen, die gedroht haben, mich umzubringen". Er heiratete, zeugte ein Kind, das bald geboren wird. Doch die Vergangenheit lässt ihn nicht los. Nacht für Nacht wacht er zitternd neben seiner Frau auf und sucht sein Gewehr: "Ich muss doch zum Sondereinsatz", denkt er dann.

"Dass wir eine Tochter bekommen", das wünscht sich Aljoscha. "Russland ist zu unberechenbar für Söhne."


Quelle: Spiegel

das bringt einen echt zum nachdenken :( , wollte es euch nicht vorenthalten.

shenzhou
27-09-2004, 11:58
ich denke mal, der imperialismus steckt auch drin, wenn tschetschenien unabhängig wird, was denken dann die menschen aus ingutschetien und den anderen teil regionen...russland will doch groß beleiben!

Cruz
27-09-2004, 12:43
ich denke mal, der imperialismus steckt auch drin, wenn tschetschenien unabhängig wird, was denken dann die menschen aus ingutschetien und den anderen teil regionen...russland will doch groß beleiben!

teilweise bestimmt. Leider wollen einige sich nicht eingestehen dass es längst an der Zeit wäre dass Russland seine "Kolonien" gehen lässt. Da Russland keine Übersee Kolonien hatte wird das aber oftmals vergessen. Wäre ja etwa das gleiche zu behaupten das Algerien zu Frankreich gehört !

Gruss
Cruz

Cruz
27-09-2004, 13:03
hier noch einige Bilder der strahlenden, wohlwollenden russischen Armee :

http://filin.benutzer.ru/chechnya/2/bigimages/chech_000031.jpg

http://filin.benutzer.ru/chechnya/2/bigimages/chech_000081.jpg

http://filin.benutzer.ru/chechnya/2/bigimages/chech_000306.jpg

http://filin.benutzer.ru/chechnya/2/bigimages/chech_000355.jpg

http://filin.benutzer.ru/chechnya/2/bigimages/chech_000400.jpg

http://filin.benutzer.ru/chechnya/2/bigimages/chech_000531.jpg

:( :( :(

Temliha
24-01-2007, 02:35
Warum sie meiner Meinung an T. festhalten.
Öl und Grossmachtgelüste. Ausserdem brauchen die russischen Offiziere Geld und müssen ja irgendjemandem Waffen verkaufen.

Hab dazu vorgestern einen Bericht gesehen, wo die tschet. Rebellen sagten, dass sie ihre Waffen von den Russen bekommen.
Unglaublich :rolleyes:

Ja diese Aussage unterstütze ich auch, wenn die Russen Ruhe bringen wollen warum dann diese Waffen verkauf an Chacha, das frage ich mich seit ewig.

Temliha
24-01-2007, 02:45
"MISSTRAUE DEM VOLK ,ES NEIGT ZU REVOLUTIONEN"[/QUOTE]

Ja da hast du ziemlich recht der Stalin hat in 2.Weltkrieg mehr als 8000 Russiche Soldaten und Zivilisten das leben gekostet also ausgenommen die gegen die Nazis gekämpft hatten(Massaker an eigene Volk) ach ich habe vergessen dass der Stalin einen Iluminate war und sein Volk ausbeutete unter der Motto jeder gleich und alles für die Staat gemeint nur mirrr!

Temliha
24-01-2007, 02:51
hallo,
zuerst sollte man folgendes verstehen (es ist ganz einfach):
"DIE MACHT KOMMT AUS DEM GEWEHRLAUF"
"ÖL IST MACHT"
"WER DIE MACHT HAT MUSS OBIGES KONTROLLIEREN"
"WER DIE PRESSE KONTROLLIERT BRAUCHT KEINE WAHLEN"

das ist das glaubens bekenntnis von russischen herrschern:
ach ja wichtig ist auch:
"MISSTRAUE DEM VOLK ,ES NEIGT ZU REVOLUTIONEN"
ja hast recht eigene Volk massakiert 8000 Russiche Soldaten und Zivilisten da stimme ich zu collega

sumbrada
24-01-2007, 14:39
Sorry, aber wir haben den Politikbereich gerade geschlossen und da auch hier absehbar ist, in welche Richtung es wieder führen wird.

closed

Grüße
Andreas

P.S. Im Übrigen sollte man Tote eh ruhen lassen.