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Vollständige Version anzeigen : KK und Ethik



seelae
13-09-2004, 20:34
Da mir beim Lesen einiger Threads doch eher unwohl wurde, moechte ich einfach mal nachfragen:
Denkt ihr, dass ihr durch das Ausueben einer KK eine ethische Verantwortung habt?
Damit meine ich Sachen wie:
Wieviel Macht gibt euch eure KK und wieviel davon seid ihr bereit einzusetzen? Wollt ihr das? Ist eine Provokation Rechtfertigung um jemanden zu Brei zu schlagen? Soll man seine Ueberlegenheit ausnutzen und wenn ja wieweit?

seelae

sumbrada
13-09-2004, 20:44
Als Kampfkünstler hat man dieselbe Verantwortung wie jeder andere auch.
Wenn man anfängt zu denken, dass man sich anders verhalten muss, weil man eine KK betreibt, fängt man auch schon an, Leute, die keine KK machen zu unterschätzen.

Joker
14-09-2004, 07:14
sumbrada hat da einen guten Punkt: man fängt oft an andere Leute zu unterschätzen - leider.

Jedoch glaube ich auch dass (Achtung Filmzitat!) mit grosser Stärke auch grosse Verantwortung kommt.

seelae
14-09-2004, 08:52
@Sumbrada
Sorry, ich bin anderer Meinung:
Je mehr 'Macht' ich habe, desto groesser ist doch auch die Verantwortung die ich trage. KK machen bedeutet sicher auch zu einem Teil mehr Macht zu haben (ich *koennte* jetzt der Tuse, die sich gerade vorgedraengelt hat, eine aufs Maul hauen) aber ich tue es nicht. Das ist etwas voellig anderes als jemandem keine reinzuhauen, weil man es *nicht* kann...
Macht haben heisst eben manchmal auch sie nicht einzusetzen...

seelae

PS Vielleicht hat ja einer von euch Douglas Adams Hitchhikers Guide gelesen. Darin gibt es eine wunderschoene Szene mit einer Katze die 'Gott' heisst, da nur der die Macht haben darf, der sie nicht will/nicht einsetzt.

JetLag
14-09-2004, 09:33
Je mehr 'Macht' ich habe, desto groesser ist doch auch die Verantwortung die ich trage. KK machen bedeutet sicher auch zu einem Teil mehr Macht zu haben (ich *koennte* jetzt der Tuse, die sich gerade vorgedraengelt hat, eine aufs Maul hauen) aber ich tue es nicht.

Manche überschätzen sich wirklich. :ups:

Kudos
14-09-2004, 10:09
Habe ich durch KS soviel mehr an Macht :ups: ? Wie bereits gesagt, unterschätzt niemals andere Menschen (Kamikaze-Straßenschläger, die noch nie in einem Dojo waren, können gefährlicher sein, als mancher Schwarzgurt).

Ich fühle mich ein bisschen sicherer, weil ich weiß, dass ich etwas Erfahrung beim Kämpfen habe und kann somit auch souveräner auftreten. Aus dieser Erfahrung heraus, möchte ich aber auch jeden Kampf auf der Straße vermeiden und lieber gegen Gegner als gegen Opfer kämpfen :D

TacHead
14-09-2004, 11:14
Wie viel mehr "Macht" eine KK verleiht sei mal dahingestellt - ist auch nicht relevant.

Relevant ist der verantwortungsvolle Umgang mit dem Erlernten und die Horizonterweiterung und Selbstreflektion, die durch das Training angestoßen wird. Die Entmystifizierung traditioneller Kampfkünste durch NHB-Turniere ist erfreulich, die all zu oft damit verbundene Absage an die ethischen und charakterbildenden Anforderungen an die Trainierenden ist es nicht. Ich brauche kein Budo-Bushido-Samurai-Ehre-Brimborium oder übertriebenen Spiritualismus im Training, aber Verantwortungsbewußtsein, Selbstkontrolle und Vorbildfunktion sind unverzichtbar. Denn bei allem Crosstraining und maximalen Realitätsbezug bleibt nur ein einziger Unterschied zwischen einem Straßenschläger und einem Kampfsportler, und das ist die Einstellung.
Was nicht heißt, dass man einen Angreifer nicht schnell und konsequent ausschalten sollte, wenn es sich nicht vermeiden lässt. ;)

seelae
14-09-2004, 11:21
@Jetlag
Nein, ich ueberschaetze mich nicht, und das war auch nicht was ich ausdruecken wollte. Mir geht es um die ethische Entscheidung. Nochmal ein anderes Beispiel:
Wenn ich keine Waffe besitze, werde ich nie jemanden erschiessen koennen, - wie auch? Wenn ich aber eine besitze, dann ist es meine Entscheidung niemanden zu erschiessen...
Zu entscheiden, dass ich jemanden nicht angreife, weil ich ihn unterschaetzen koennte ist (ethisch gesehen) etwas voellig anderes als ihn nicht anzugreifen, weil ich es fuer falsch halte...

seelae

Roland von Gilead
14-09-2004, 11:59
Als erstes sehe ich mich durch meine KK erfahrung nicht höher oder besser als mein gegener.

Sondern im gegenteil. ich weiß nähmlich wo ich ihn schlagen kann ohne ihn zu töten der gegner schlägt wild drauf zu.


Eine echte geschichte:

ein KKler 17 wurde in der schule durch einen Typen angepöpelt, der ein Kopf kleiner und 20 kilo muskelmasse weniger besaß.

der klene auch 17 wollte ihn schlagen.
der kkler hat nur abgewehrt!
typ ist nach der abwehr 3 meter geflogen und war auch schon kampfunfähig.
(Was es nicht für coole "Abwehren" gibt ;) )

egal. Schule aus. der KKler geht nix ahnend aus der schule und wird vom kleenen+ 5 Freunde ins Krankenhaus geprügelt (2 hat er mitgenommen)
monate später. REHA und soweiter. war er wieder fit. (ein bissl muskelmasse weniger aber immer noch fit).

er hat sich dann jeden einzelnen vorgeknüppft. (Nein er hat sie nicht Krankenhausreif geschlagen, dass wäre ja gegen KK)

sondern nur ein bisschen härter behandelt (jeden einmal in die fresse geschlagen, dass war es auch schon)

bei Nr.3 oder 4. hat er den Typen nur kurz geschuppst und er ist unglücklich mit der Schläfe gegen die Treppe gestoßen und gestorben.

der KKler ist von der Schule geflogen, vorbestraft und vom Verein geflogen.

Moral der geschicht: Schlagen soll der KKler nicht nur abwehren :cool:

Nomarior
14-09-2004, 12:02
Da mir beim Lesen einiger Threads doch eher unwohl wurde, moechte ich einfach mal nachfragen:
Denkt ihr, dass ihr durch das Ausueben einer KK eine ethische Verantwortung habt?
Damit meine ich Sachen wie:
Wieviel Macht gibt euch eure KK und wieviel davon seid ihr bereit einzusetzen? Wollt ihr das? Ist eine Provokation Rechtfertigung um jemanden zu Brei zu schlagen? Soll man seine Ueberlegenheit ausnutzen und wenn ja wieweit?

Jeder trägt die Verantwortung für sein Handeln. Durch eine Kampfkunst wachsen die eigenen Möglichkeiten, aber auch die eigene Persönlichkeit, was wiederum hilft, mit den Möglichkeiten verantwortungsbewusst umzugehen.

Wenn es um meine oder die Sicherheit einer mir nahestehenden Person geht, werde ich von meinen Möglichkeiten gebrauch machen. Allerdings immer nur so, dass meine Aktionen im Verhältnis zu der Bedrohung stehen.

Eine Provokation ist keine Rechtfertigung um jemanden zu Brei zu schlagen. Wenn das passiert, dann hat man den inneren Kampf gegen den eigenen Schweinehund verloren. Und genau diese innere Auseinandersetzung, die meist durch KK gefördert wird, ist in meinen Augen etwas sehr wertvolles.
Andererseits, was fällt dem Typen ein, andere Leute zu provozieren? Er hat offensichtlich nicht die Möglichkeit, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen, sondern hat wahrscheinlich noch ganz andere Probleme.
Soll man seine "Ueberlegenheit" ausnutzen? Ja, die seelische Ueberlegenheit, die man in diesem Fall hat, die soll man auch ausnutzen und seinen eigenen Schweinehund besiegen. Vielleicht lässt sich die Situation dann ohne Gewalt lösen.

Grüsse
Nomarior

Roland von Gilead
14-09-2004, 12:06
was ich noch zu meinen Text hinzu fügen wollte...

Moral: Schlagen soll der KKler nicht nur Abwehren.

Es seiden irgendwer wagt es meiner Freundin zu nahe zu kommen
dann :fight:

gruss :D

JetLag
14-09-2004, 12:19
@Jetlag
Nein, ich ueberschaetze mich nicht, und das war auch nicht was ich ausdruecken wollte. Mir geht es um die ethische Entscheidung. Nochmal ein anderes Beispiel:
Wenn ich keine Waffe besitze, werde ich nie jemanden erschiessen koennen, - wie auch? Wenn ich aber eine besitze, dann ist es meine Entscheidung niemanden zu erschiessen...
Zu entscheiden, dass ich jemanden nicht angreife, weil ich ihn unterschaetzen koennte ist (ethisch gesehen) etwas voellig anderes als ihn nicht anzugreifen, weil ich es fuer falsch halte...

seelae, deine Frage ist rein theoretischer Natur, weil du die Konsequenzen nicht berücksichtigst. Sowas macht in der Praxis aber nur ein Hirnie, dem alles egal ist ;)
Du kannst nicht wissen, ob die Tuse an der Kasse vielleicht nicht doch eine KK macht und dich umhauen würde. Ob der, den du erschießen könntest, nicht vielleicht doch eine Knarre bei sich hat und viel besser schießt. Letztenendes weißt du auch nicht, ob sich die Verwandten deines schmalbrüstigen Opfers rächen würden oder dir sonstwie in deinem Leben Steine in den Weg legen, abgesehen davon, dass es ja noch relativ fähige Gesetzeshüter geben kann, die deine Taten vergelten.
Beispiel: Der Hamburger U-Bahn Schubser. In dem Augenblick hatte der unglaubliche Macht über sein Opfer. Ein bisschen mehr Wucht und er hätte die Frau vor die Bahn geschmissen, weil sie sich nicht mehr hätte festhalten können. Er hat aber dummerweise nicht an die Folgen gedacht.

D_Invader
14-09-2004, 13:43
Eine KK gibt einem (oder sollte es zumindest in der Theorie) körperliche und geistige Überlegenheit bei einer Auseinandersetzung. Ob diese tatsächlich vorhanden ist, hängt von einem selbst sowie von dem Gegner ab. Wenn ich diese Überlegenheit besitze, habe ich auch eine Verantwortung, nämlich die meiner "Waffen". Ein KKler weiss, wie gefährlich bestimmte Techniken sein können. Demnach weiss er auch die Konsequenzen und sollte wissen, seine Fähigkeiten einzusetzen um das Richtige zu tun.

Was ist das Richtige ? Ich beziehe mich jetzt einfach mal auf die ethischen und moralischen Grundsätze unserer Gesellschaft. Demnach wäre es meiner Meinung nach richtig, sich insofern zu verteidigen, dass Ich selbst oder meine Rechte nicht verletzt werden. Das ist situationsabhängig. Wenn mein "Gegner" mich beleidigt, habe ich nicht das Recht, ihn in Grund und Boden zu prügeln. Wenn er mich jedoch umbringen will, habe ich das Recht dazu.

Ich denke jeder KKler sollte auf diese Grundsätze aufbauen. Wahrscheinlich tun das auch die meisten. Ich bin übrigens der Meinung, dass die Mehrheit der KKler eine SV-Situation z.b. ruhiger angehen, als jemand, der keine KK ausübt, da er zumindest ein wenig darauf vorbereitet ist und sich über seine Möglichkeiten und Fähigkeiten im Klaren ist - er hat sich selbst besser unter Kontrolle.

sumbrada
14-09-2004, 14:12
Ich hab den Vergleich schon mal irgendwo gebracht, passt aber immer gut:
Der FC Bayern München ist theoretisch vielen anderen Vereinen überlegen, trotzdem verliert er verhältnismässig häufig gegen die sogenannten Kleinen. Ähnlich sieht es bei anderen BL-Vereinen aus.
Natürlich hast du recht, dass es verantwortungslos ist, Kämpfe anzuzetteln, obwohl man KK ist. Ich glaube aber nicht, dass ein Nicht-Kampfkünstler mehr Verantwortungsbewusstsein trägt, wenn er sich unnötig schlägt.
Für mich bedeutet es verantwortungsvoll zu sein, wenn ich Ärger aus dem Weg gehe, ohne mich unterdrücken zu lassen.
Wenn ich angegriffen werde, gelten für mich die gleichen Regeln, die gleichen Vorraussetzungen wie für meinen Gegner.
Vielleicht sind es keine KKs, vielleicht aber ist es ein Fussballer mit einem Mörderkick, vielleicht ein Handballer mit viel Bums in den Händen und wenn er sich jedes Wochenende schlägt, hat er viel Übung und ist ein sehr gefährlicher Gegner.
Wer auch nur einmal anfängt zu denken, dass man durch den Kampfsport überlegen ist, hat schon den ersten Schritt zur Niederlage gemacht.
Bayern scheidet dann vielleicht nur aus dem DFB-Pokal aus, ich kann aber sogar sterben, wie die jüngsten Ereignisse mal wieder zeigen.

Tuned
14-09-2004, 14:23
Es hat mal ein sehr kluger, wenn auch pessimistischer Mensch, über Freiheit geschrieben, dass der Mensch dazu verurteilt ist frei zu sein und so absolute Verantwortung für sich und seine Umwelt zu übernehmen.
Und ich glaube, dass viele Leute, wenn sie diese Einstellung mal überdenken nicht mehr soviel scheiße mit sich und anderen machen würden.

Just my 2 cents
~Tuned

joe82
14-09-2004, 16:21
Ich sehe die Sache mit der Verantwortung so:

Ein KKler hat die Pflicht, die Verantwortung zu übernehmen, vor der sich viele Nicht-KKler drücken.

Bestes Beispiel: Ihr fahrt in der U-Bahn, dort pöbeln zwei Rechte einen Ausländer an. Was tun die 20 anderen Fahrgäste? Antwort: nichts - das wurde in zahlreichen Tests bewiesen. Kürzlich wurde sogar ein Frau beinahe vergewaltigt, und alle sahen zu.

Die Fahrgäste drücken sich hier vor ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, weil sie Angst haben, "heineinzugeraten". Sie wissen nicht, was sie erwartet, wenn sie eingreifen. Und trotz ihrer gewaltigen Überzahl: Sie sehen weg, sind wie gelähmt.

Ein Kampfsportler muss hier meiner Meinung nach eingreifen. Er muss!

Das ist m. E. die Verantwortung der KKler.

Eure Meinung?

Nomarior
14-09-2004, 17:01
Eure Meinung?

Ein KKler hat sicherlich die Pflicht für sich und sein Handeln die Verantwortung zu übernehmen (was nicht für jeden selbstverständlich ist). Ob ein KKler auch zu Zivilcourage verpflichtet ist?
Ich denke, dass er am besten dazu geeignet ist, mit gutem Beispiel voranzugehen. Besonders in einem so klaren Fall, wie joe82 ihn beschrieben hat. Man muss ja auch nicht gleich einen Kampf anfangen (vielleicht wäre ein solcher auch aussichtslos), sondern die Polizei verständigen wäre schon ein Anfang.

joe82
14-09-2004, 17:23
Man muss ja auch nicht gleich einen Kampf anfangen (vielleicht wäre ein solcher auch aussichtslos), sondern die Polizei verständigen wäre schon ein Anfang.
Zum Bleishift. Außerdem werden wir im Bestfall dazu ausgebildet, Konflikte friedlich zu lösen - was ja nur mit dem Selbstvertrauen möglich ist, das wir durch die Kampfkunst bekommen. Welch wunderschönes Paradoxon... :rolleyes:

Will heißen, ich werf mich an der nächsten Haltestelle dem Opfer an den Hals und eskortiere es mit rasanter Geschwindigkeit nach draußen, wo wir gemeinsam eine Glas Milch trinkend auf die nächste U-Bahn warten. :p

So ungefähr zumindest. Allerdings im Fall, dass eine Frau vergewaltigt wird: Draufschlagen bis zum Geht-nicht-mehr.

Wie auch immer: Zivilcourage ist unsere Pflicht (danke für das Wort, Nomarior).

Oder, für seelae:

Wir KKler stehen in der Verantwortung, bedingungslose Zivilcourage zu zeigen

sumbrada
14-09-2004, 19:38
Im Prinzip hast du recht mit der Zivilcourage, aber es gibt ein Problem.
Wenn es zu einer Schlägerei kommt, und das ist bei zwei Nazis fast unausweichlich, dann stehst du manchmal vor Gericht dumm da, weil du KK bist. Bei zwei Gegnern hilft nämlich nur noch eins: "brutalstmögliche Aufklärung". Solange in Deutschland vor Gericht eher der bestraft wird, der am Ende steht, als der der anfängt, würde ich mit der Zivilcourage vorsichtig sein.

Tom0815
14-09-2004, 20:13
Warum glauben eigentlich immer alle (oder viele) durch eine KK dem normalen Straßenschläger oder anderen überlegenzu sein!

Wenn ich jetzt mal für mich spreche kenne ich Leute mit denen würd ich selbst als Schwarzgurt nicht wirklich in einen Kampf verwickelt werden.

Durch die KK sollte man eher dazu in der Lage sein einem der dich anschnauzt oder sonstiges aus dem Weg zu gehen oder das ganze friedlich zu lösen. Wenn mir einer blöd kommt dreh ich mich um und gehe oder frag in was er genau damit eigentlich bezwecken will. Auf diese Frage hin wissen viele schon keien Antwort weil viel nur einfach auf Streit aus sind. Genauso der fall das bekannte oder sogar Freunde (durch Alkohol oder was auch immer) denken wir haben eh den .... dabei da können wir schon. da ist es für mich der Fall das ich sag Leute so nicht und schlichte oder mich sowiso raus halte.

@joe82 im grossen und ganzen hast du schon Recht aber wie SUMBRADA angemerkt hat sollte man halt abwiegen.

@ taraxolaner dass mit deiner Freundin war aber schon schon als Witz gemeint, ansonsten muss ich sagen werd erwachsen!

LongIP
14-09-2004, 21:55
sumbrada hat da einen guten Punkt: man fängt oft an andere Leute zu unterschätzen - leider.

Jedoch glaube ich auch dass (Achtung Filmzitat!) mit grosser Stärke auch grosse Verantwortung kommt.


Soweit ich da recht informiert bin kein Filmzitat, sondern von Winston Spencer Churchill;)


Gruß Matthias

LongIP
14-09-2004, 22:29
Ich sehe die Sache mit der Verantwortung so:

Ein KKler hat die Pflicht, die Verantwortung zu übernehmen, vor der sich viele Nicht-KKler drücken.

Bestes Beispiel: Ihr fahrt in der U-Bahn, dort pöbeln zwei Rechte einen Ausländer an. Was tun die 20 anderen Fahrgäste? Antwort: nichts - das wurde in zahlreichen Tests bewiesen. Kürzlich wurde sogar ein Frau beinahe vergewaltigt, und alle sahen zu.

Die Fahrgäste drücken sich hier vor ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, weil sie Angst haben, "heineinzugeraten". Sie wissen nicht, was sie erwartet, wenn sie eingreifen. Und trotz ihrer gewaltigen Überzahl: Sie sehen weg, sind wie gelähmt.

Ein Kampfsportler muss hier meiner Meinung nach eingreifen. Er muss!

Das ist m. E. die Verantwortung der KKler.

Eure Meinung?



Du wirst vielleicht lachen und es mir gar nicht glauben wollen, aber genau diese Situation war das erste Mal in meinem Leben, dass ich KK/KS angewendet habe. In Köln in einer fahrenden S-Bahn. Zusammen mit einem Polizisten (übrigens türkischer Herkunft und damals glaube ich 8. SG Avci-WT).
5 Jugendliche (Deutsche UND Türken!!!!!!) haben eine Frau angemacht/belästigt. Der Polizist ist dazwischen gegangen und hat seinen Landsmann zu Boden gebracht. Unten angekommen war allerdings auch schon die Nase von dem Bengel kaputt (KFS zum Kopf). Es soll also niemand behaupten WT funktioniere nicht :D Und hat ihm dann Handschellen angelegt. Da er in Zivil war, konnte man erst jetzt erkennen, dass er "Bulle" war.
Dann sind seine 4 Kumpels auf den Polizisten los. Und weil ich das nun tierisch unfair fand, hab ich rot gesehen und einen von den Bengels mit nem Armstreckhebel gegen ne Haltestange gezogen (auch Nase geblutet). Anschließend Knie vor die Brust und Ellbogenschlag aufs Rückrat.
Der Polizist auch noch einen "gegriffen" und ruhig gestellt. Die anderen 2 wollten dann nicht mehr. Das Ganze hat weniger als 30 Sekunden gedauert.

Resultat ????

Jede Menge blöder Gesichter von allen anderen Fahrgästen und doofe Sprüche nach dem Motto: "Oh mein Gott wie brutal seit ihr denn zu den armen Jungen!??!?!" "Die bluten ja.........!?!?!??!" "Last sie doch in Ruhe, die haben das doch gar nicht so gemeint....." usw. usw. usw. :ui:



Ähh - hallo !!!!!!!!!!!! Wer hat da eigentlich wen angegriffen ??!??!?!?!?

Konsequenz: Der Polizist hat nen Diszi bekommen (gottlob wohl recht glimpflich ausgegangen), ich hatte ungefähr 1 1/2 Wochen lang ein richtig schönes Hämathom am Unterarm - sehr schmerzhaft auch.
Ach ja - bedankt hat sich glaube ich kein Mensch............. :o



Die Pflicht zu helfen hat in so einer Situation so weit ich weiß jeder - ansonsten ist es unterlassene Hilfeleistung (kleiner Hinweis auf das StGB!!)

Ich habe bislang nirgends gelesen, das KK ihre Haut zusätzlich riskieren müssen. Der Gedanke den Du verfolgst - der mag ja sehr ethisch und moralisch sein, aber der ist auch tierisch gefährlich.
Ich sage nicht (!!!!) das man überall wegsehen soll, aber den edlen Ritter spielen; dass kann einen Kopf und Kragen kosten

Ich bin absolut FÜR Zivilcourage, aber gewußt wie !!! Beispiel dafür was ich damit meine:
Ich habe mal Sylvester auf der Reeperbahn gefeiert und mit angesehen, wie 3 Hells-Angels nen anderen zusammengeschlagen haben. GANZ ehrlich gesagt: ich hab absolut nix unternommen außer per Handy die Polizei zu rufen. Wieso ? Ebenfalls sehr einfach ! Weil ich an meinem Leben hänge :cool:
Wärst Du in diesen Kampf reingegangen ? Wenn nein, dann frag Dich bitte mal warum nicht !
Vielleicht deshalb, weil die Wahrscheinlichkeit zu verlieren und im Krankenhaus zu landen ziemlich hoch war ??? ;)

Sorry - aber wenn ich überhaupt etwas scheinheilig finde, dann sind es Leute die den Gutmenschen einfordern, es aber selbst nur sind, wenn die Chancen auf Sieg gut stehen. Ist nicht persönlich gegen Dich gemeint - einfach nur meine ureigenste private Meinung :cool:

Ich hatte auch noch nen anderes tolles Erlebnis in dieser Art. Habe in Regensburg mal gesehen, wie ein Besoffener seine Freundin geschlagen hat. Habe ihn daraufhin VERBAL davon abhalten wollen. Was passierte ? Die gerade noch geprügelte Freundin fängt urplötzlich ohne jeden erkennbaren Grund an auf mich einzuschlagen und mich anzuschreien !!!! Ich dachte ich bin im Wald :ups:
Schon mal dieses Sprichwort gehört: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. HIER hat es auf jeden Fall gestimmt !!

Ich will wie gesagt nicht zum Ausdruck bringen, dass man gar nicht helfen soll. Aber ich habe eben schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass man nicht nur ein enormes Risiko eingeht, sondern hinterher auch noch Ärger davon haben kann (die im Hintergrund stehenden Freunde, große Brüder etc. sind auch nicht zu vergessen :mad: ).
Diesen Eindruck habe ich im Übrigen nicht nur privat gewonnen. Ich war über 6 Jahre Vollziehungsbeamter - die "Realitäten" waren selbst in diesem Umfeld, wenn ich als Staatsvertreter fungiert habe, nur teilweise anders.
Ich möchte nun nicht für mich in Anspruch nehmen die allumfassende Menschenkenntnis zu besitzen, aber ich bin da halt einfach etwas zurückhaltender geworden.

Was ich persönlich absolut unmoralisch/unethisch finde: Wenn KK ihre Fähigkeiten mißbrauchen um andere/Schwächere damit zu drangsalieren oder um sich damit aufzuspielen. Das finde ich total zum :narf:

Gruß - Matthias


P.S.: Auch auf die Gefahr, dass es jetzt alles andere als Glaubwürdig klingt; aber ich habe mir, seitdem ich KK mache, einen ziemlich ansehlichen Stapel Bücher über Ethik/Moral in den KK "reingezogen". Empfehlen kann ich da:
"Hagakure" von Tsunetomo Yamamoto
"Die Kunst des letzten Augenblicks" v. Yoel Hoffmann
"Bushido - Die Seele Japans" v. Inazo Nitobe
"Der geistige Weg der Kampfkünste" v. Werner Lind

joe82
15-09-2004, 11:10
Dass ich mich nicht in eine derartige Hells-Angel-Klopperei einmischen würde, ist schon klar. Aber unter "Eingreifen" versteh ich alles von Polizei rufen, über Passanten mobilisieren bis sich verbal oder körperlich einmischen.

Es ist erschreckend, wie wenig Zivilcourage die Menschen haben. Vor etwa zwei Jahren hab ich auf einer vielbefahrenen Kreuzung einen Autounfall beobachtet. Hab sofort mein Warndreieck und meinen Verbandskasten unter den Arm geklemmt und bin hingerannt. Ich war der einzige, der sich um die zwei älteren Fahrerinnen gekümmert hat. Alle anderen Fahrer sind vorbeigefahren, haben gegafft und aufs Gas gedrückt, als ich sie anhalten und um Hilfe bitten wollte. Da mein Handyakku leer war, fragte ich mehrere Autofahrer (die die Scheibe betont vorsichtig nur zwei Zentimeter herunterließen), ob sie die Polizei und den Krankenwagen rufen könnten. Der zehnte, den ich gefragt habe, hat es gemacht. Alle anderen sind davon gerast. Wie mit Scheuklappen.

Trauriges Land.

Nomarior
15-09-2004, 11:36
5 Jugendliche (Deutsche UND Türken!!!!!!) haben eine Frau angemacht/belästigt. Der Polizist ist dazwischen gegangen [...] Das Ganze hat weniger als 30 Sekunden gedauert.
Resultat ????
Jede Menge blöder Gesichter von allen anderen Fahrgästen und doofe Sprüche nach dem Motto: "Oh mein Gott wie brutal seit ihr denn zu den armen Jungen!??!?!" "Die bluten ja.........!?!?!??!" "Last sie doch in Ruhe, die haben das doch gar nicht so gemeint....." usw. usw. usw.

Ähh - hallo !!!!!!!!!!!! Wer hat da eigentlich wen angegriffen ??!??!?!?!?


Da drängt sich mir der Gedanke auf, dass diese Gesellschaft nicht nur keine Mitmenschen mit Zivilcourage verdient, sondern sogar gar keine wünscht!
:ups:
Die Leute wollen bedrängt, bedroht, beleidigt, verprügelt und beraubt werden. :rolleyes:

Ich habe auch davor Angst, dass wenn ich mich entlossen habe einzugreifen, dass ich im Nachhinein das Gefühl bekomme, mich total daneben benommen zu haben. (Den Eindruck bekommt man ja, wenn man den anderen Fahrgästen Glauben schenkt.)
Das schlimmste an der Zivilcourage ist, dass sie in der heutigen Zeit oft zweischneidig ist, leider.

Grüsse
Nomarior

Roland von Gilead
15-09-2004, 17:47
@ taraxolaner dass mit deiner Freundin war aber schon schon als Witz gemeint, ansonsten muss ich sagen werd erwachsen!

kleiner scherz :D


Es seiden irgendwer wagt es meiner Freundin zu nahe zu kommen
dann

:fight:

gruss :D

ich meinte damit wenn jemand meine Freundin, Schwester oder Eltern körperlich angreifen würde, dann würde ich keine rücksicht auf etische probleme nehmen und alles was "Notwehrmäßig" möglich ist machen.

P.s. der erste Schlag muss sitzen (Handlung im Effekt!) *Achtung ironie*

Notwehr: http://www.bushido-vak.de/Ausarbeit/notwehr3.html lohnt sich zu lesen!!!!!!!

gruss

LongIP
16-09-2004, 00:08
Notwehr: http://www.bushido-vak.de/Ausarbeit/notwehr3.html lohnt sich zu lesen!!!!!!!

gruss[/QUOTE]


Sehr gut gemachte Ausarbeitung :respekt: !

Danke für den Tip :)

Gruß Matthias