natürliche Instinkte und Reflexe in KK? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Qian
01-05-2002, 20:03
Hallo,

Für wie wichtig erachtet ihr natürliche Instinkte und Reflexe in SV/KK? Muss man sie in ihrer Bedeutung nicht höher stellen als Techniken, die dem Körper erst im langen Training "aufgezwungen" werden müssen?

Es ist zudem davon auszugehen, dass jeder Mensch mit diesen Instinkten/Reflexen geboren wird. Man könnte deshalb durchaus behaupten, dass man nicht "das Kämpfen" lernen muss, sondern lernen muss, die natürlichen Reaktionsweisen des Körpers auf
Angriffe zu nutzen, indem man z.B. nicht versucht, den Körper in SV-Situationen bewusst zu steuern.

Vladimir Vasiliev, Mitglied der russischen Spezialeinheit Spetsnatz und Lehrer für Systema: "Jedes Mal, wenn ich kämpfte, passierte es so schnell. Die Leute lagen auf dem Boden und ich konnte mich nicht erinnern, was ich getan hatte."

Das Bemerkenswerte an Systema ist, dass dort keine festen Techniken gelehrt werden, sondern "lediglich" Bewegungskonzepte, die richtige Körperhaltung, richtige Atmung, Entspannung enthalten, (auch Sparring spielt eine untergeordnete Rolle); die Essenz ist offenbar, dass dabei letztendlich ein instinktive Kampfweise gelehrt wird.

Was haltet ihr davon?

Und gibt es im Board Systema-Experten, die meiner Charakterisierung von Systema zustimmen würden (oder auch nicht)?

Grüße Qian

error404
01-05-2002, 20:41
Das Statement vom Russen gefällt mir wirklich gut (bin auch Russe :) )
Naja, auch egal. Ich finde das die Natürlichen Reflexe und Bewegungsabläufe eine sehr, sehr große Rolle in der SV spielen, da man sich das Nachdenken erst garnicht erlauben darf. In gewisser weise hat jeder Mensch diese Instinkte und natürlich auch das Verlangen sich selber vor Angriffe zuschützen (irgendwie verständlich *g*). Das betreiben einer KK oder von SV kann diese Instinkte die in einem stecken trainiern und verbessern.

ciao Alex

Benji
04-05-2002, 00:12
Hi!
Ne Menge Reflexe sind aber auch hinderlich, finde ich.
"Normalos" reagieren z.B. oft damit die Augen zu schliessen wenn sich etwas dem Kopf nähert und den Kopf wegzudrehen wenn er getroffen WURDE.
Dass das nicht gut ist weiss ja jeder.
Wenn man Reflexe auf irgendetwas trainiert hat sind es auch keine Reflexe mehr, sondern Reaktionen.
Soviel zu meiner Klugscheisserei.:D
Von Systema hab ich keine Ahnung.
Cheers

Benji

Sebastian
04-05-2002, 16:52
Ich kann Euch da nur von mir erzählen...

Seit ich mit dem KK Training begonnen habe, haben sich meine Reflexe und meine Reaktionszeit sehr stark verbessert. Einmal hatten wir mit einigen Helfern im THW einen Stahlträger (nicht sonderlich schwer, zu viert tragbar) mit zwei Halteleinen von einem Dach abgelassen. Je 2 Leute waren an einen Ende. Der Stahlträger war noch festgeschweisst und wir haben ihn erst mit einem Plasmaschneidgerät abgetrennt. Ich war an einer seite mit einem helfer zusammen. Da der Träger noch fest war, hatten wir noch nicht mit spannung am seil gezogen, doch plötzlich brach die verbindung und der träger rutschte ab. Doch schwuppss, hatte ich das seil wieder in der Hand und konnte den Träger festhalten.

Irgendwie war das für mich ein einschlagendes Ereignis, dass mir erstmals zeigte, wie sich das KK Training in der Reaktionszeit ausschlägt. Fand ich damals wahnsinn, und werds wohl auch nie vergessen :)

Sebastian1
05-05-2002, 18:01
hi
ich denke das man reflexe auf jeden fall für das kämpfen benötigt da es zu lange dauern würde über die einzelnen techniken nachzudenken.Im training wiederholt man ständig die techniken , dabei wird das bewegungsmuster im hirn gespeichert so das es jeder zeit abrufbar ist, und zwar aus dem unterbewusstsein....wenn wir laufe denken wir auch nicht andaurnd über den vorgang des laufens nach wir machen es auch eher unbewusst da es ein vorgang ist den wir tagtäglich wiederholen , der also routiniert ist.


osu
mfg Sebastian

BigBen1
05-05-2002, 20:17
Moin,

ich denke, das Reflexe und Technik gleich wichtig sind.
Man braucht Reflexe ohne Frage, aber die Technik braucht man auch, es bringt nichts, wenn man sich die Hand bricht, wenn man zuschlägt. Techniken müssen reflexartig kommen, aber sie müssen auch korrekt sein.
Ich debka man sollte die Techniken solange trainieren, bis sie wie aus der Pistole geschossen kommen. Der Gegener muss am Boden liegen, bevor sein Angriff vollendet ist.

Gruß
BigBen1

p.s.: kann man sich "abgewöhnen" die augen zuschließen, wenn etwas in Richtung Kopf fliegt?

Benji
05-05-2002, 20:59
N Abbend!

@BigBen
Ja, kann man.
Ich mach die Augen jedenfalls nicht (mehr) zu, wenn der Gegner mit der Führungshand vor meinem Gesicht rumfuchtelt.
Am Anfang war das anders. Im ersten Sparring sah meine Abwehr gegen ein paar Jabs wie folgt aus: 1. Augen zu; 2. Kopf nach hinten bringen; 3. Hände total bescheuert hochreissen, sodass der Kopf, der eh ausser Schlagweite war, voll gedeckt war und der Körper komplett offen.
1. und 3. hab ich mir abgewöhnt.
Cheers

Benji

P.S.: Wenn ich getroffen werd (am Kopf), gehn die Augen immernoch kurz zu.:mad: ;)

Qian
05-05-2002, 21:30
Hallo Benji

Die Frage ist auch, ob deine erste Reaktion im ersten Sparring NATÜRLICH war. Voraussetzung, um sich auf die eigenen Reflexe verlassen zu können, ist Entspannung.

Den Kopf zu decken, der eigentlich außer Schlagweite ist, sieht nach einer Überreaktion aus, die etwas mit der Situation zu tun hat. Was dich jetzt besser reagieren lässt, ist nicht die Technik, sondern dass du mit Sparrings-Situationen vertraut bist und entspannt bleibst und dadurch angemessener auf Angriffe reagieren kannst.

So weit, so gut (oder schlecht)

Qian

samabe
06-05-2002, 06:23
[QUOTE]Original geschrieben von Benji
[B]Hi!

Wenn man Reflexe auf irgendetwas trainiert hat sind es auch keine Reflexe mehr, sondern Reaktionen.

Reaktionen sind es immer dann, wenn man auf etwas r e a g i e r t.
Wenn man etwas immer trainiert, handelt es sich um Automatismen.

Benji
06-05-2002, 12:59
Man lernt ja nie aus:cool: