Vollständige Version anzeigen : Kampfsport und Körperbehinderung!?
SpiderJerusalem
03-10-2004, 21:54
Hallo,
ich habe ein wenig durchs Forum gesucht und leider keinen passenden Thread gefunden, also mache ich einen neuen auf.
Auch mich plagt schon seit geraumer Zeit die Frage nach dem "besten Anfängersystem", aber mit einer kleinen Einschränkung. Ich bin seit meiner Geburt stolzer Besitzer einer Cerebralen Bewegungsstörung. Die daraus resultierende "Lähmung" meiner linken Körperhälfte wirkt sich nicht stark aus, eigentlich nur darin, dass ich mit dem linken Bein hinke. Obendrein ist mein Gleichgewichtssinn nicht Meisterklasse und der Bewegungsradius meiner Beine ist auch beschränkt. Darüber hinaus habe ich keine besonderen Einschränkungen in meiner Bewegung.
Nun möchte ich fragen, ob es Kampfsportarten gibt, die ich dennoch ausüben kann, ohne dass der durch meine Behinderung sicherlich benötigte Mehraufwand an Training im totalen Frust endet.
Hier noch ein paar weitere Infos, die vielleicht hilfreich sein könnten, um den Kreis potentieller Kampfsportarten einzuschränken.
Meine Motivation Kampfsport betreiben zu wollen: Erlernen und Verbessern von Körperkontrolle und Körperempfinden, Steigerung von Konstitution, Fitness und Beweglichkeit und last but not least natürlich auch der faktor eine effektive Selbstverteidigung zur Hand zu haben.
Kampfsportarten, die mir vom Stil her sympathisch sind: Arnis, Escrima, Iaido, Kendo (Eben Kampfsportarten, die mit "Waffen" arbeiten)
Kampfsportarten, die mir intuitiv nicht so liegen Karate, Kung-Fu und andere Kampfsportarten, für die Beinarbeit von Vorteil wäre.
Zu meiner Person: 23 Jahre, 1,80cm, ca. 85kg
bisherige sportliche Erfahrungen: kaum welche
Ich hoffe das hilft mir zu helfen, sollten noch Fragen offen sein, stehe ich gerne Rede und Antwort.
Meinen besten Dank im vorraus.
SJ
Kukulkan
03-10-2004, 22:09
hi erstmal und willkommen im Board :)
ich kann dir in erster linie von den beiden kampfsportarten die ich mache berichten: judo und kendo.
das es bei jeder sportart zu einem mehr-aufwand kommt ist dir ja selbst klar... beim judo gibt es halt viele beinfeger aber sonderlich akrobatisch muss man nicht sein. ist auch auf jeden fall gut für die fitness. wir haben bei uns im training sogar einen blinden und der schlägt sich ganz gut (vor allem im bodenkampf)
aber kendo ist auf jeden fall möglich! das sehe ich an unseren alten herren die hüft-probleme haben und deshalb nicht mehr so viel durch die gegend rennen... schlagen können die trotzdem sehr schnell ;) die beinarbeit ist zwar auch wichtig um dynamik reinzubringen... aber da würde ich dir empfehlen das du mal zu einem training gehst, es dir anschaust und dann von einem trainer beurteilen lässt inwieweit deine behinderung auswirkungen hätte.
ich hoffe geholfen zu haben :)
SpiderJerusalem
03-10-2004, 22:15
Danke für die schnelle Antwort. Klar bekomme ich erst mit, was für mich wirklich geeignet ist, wenn ich das ganze mal in der Praxis probiert habe, aber vielleicht gibt es ja bestimmten kampfsport der von vorneherein rausfällt, oder prädestiniert ist für mich.
Judo ist zwar ein toller Kampfsport, aber die Beinarbeit z.B. bei Würfen wäre für mich wohl die Crux.
Ist Kendo auch im "echten Leben" als Verteidigung anwendbar?
Wenn du nicht gerade mit einem Shinai oder Katana herumläufst bezweifle ich das.
Hi SJ.
Willkommen an Board. Meine Kritik vorneweg: Wirklich gesucht hast du nicht. Die Stichwortsuche "Behinderung" ergab allein 53 Treffer hier im Forum. Ich zeig dir mal vier Threads, die am engsten mit deiner Fragestellung zusammenhängen:
http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?t=12086&highlight=behinderung
http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?t=14719&highlight=behinderung
http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?t=16660&highlight=behinderung
http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?t=18745&highlight=behinderung
Aber um auf deine Eingangsfrage zurück zu kommen: Nein, es ist kein Problem mit einer CP eine Kampfkunst zu erlernen. Ich habe einen Athetotiker in meinem Training, der das erste Vierteljahr nur im E-Rolli trainieren konnte. Heute kommt er zu Fuß und mit S-Bahn zum Training - und das bei einer Anreise von 30 km. Andere Schüler/innen haben ähnliche Erfolge durch das Training aufzuweisen. Also ich kann dir nur empfehlen: such dir eine Schule und teste es aus. Wenn die Atmosphäre stimmt kommen die Trainingserfolge von allein. Du brauchst einen Lehrer, der sich ein bisschen auf dich einstellt und Mitschüler, die dich akzeptieren. Thats it. Um etwas zu erreichen (oder in deinen Augen vielleicht zu kompensieren) musst du dich nicht mehr anstrengen, als die anderen auch. Aber niemand ruht sich beim Kampfsporttraining aus, egal ob behindert oder nicht. Erfolg ist immer mit Schweiss verbunden.
Gruß
Dirk
SpiderJerusalem
04-10-2004, 10:24
Hallo Bokuto,
danke für die Threadverweise. Ich hatte mir diese Threads per Forensuche schonmal angesehen (komischerweise sogar genau die). Ich habe mich dennoch entschlossen, einen neuen Thread aufzumachen, da ich Karate und Kung-Fu für mich von vorneherein ausgeschlossen hatte und um diese Kampfsportarten geht es in den gennanten ja hauptsächlich.
Doch wenn ich dich recht verstehe, ist das Fazit deines Postings: "Mit einem guten Trainer, der richtigen Atmosphäre und ausreichender Motivation, kann man Behinderung hin oder her fast jeden Kampfsport lernen."?
Hmm, da ich hier jetzt keinen Schulenstreit vom Zaun brechen will, da vermutlich jeder berechtigte Gründe hat mir seinen KS zu empfehlen, würde ich sagen betrachte ich meine Frage mal als beantwortet. :)
Es sei denn jemand hat nioch schwerwiedenede do's and don'ts.
Jepp, das Fazit trifft es ziemlich gut. Klasse :-)
Und, Schulstreit hin oder her, es ist tatsächlich KEINE Sache des Stils, ob das Training Spaß macht, sondern eine Sache des persönlichen Empfindens, ob der Unterricht meinen Vorstellungen entspricht. Also selbst wenn hier irgendjemand die objektiv eine Schule empfehlen würde, kann es immer noch sein, dass du dort nicht zurecht kommst.
Gruß
Dirk
Senftube
05-10-2004, 00:54
wenn dir escrima sympathisch ist dann mach es! :D
natürlich bin ich voreingenommen, aber ich könnte mir vorstellen, daß gerade das durch die viel koordinationsarbeit (zb 2 stöcke die unabhängig voneinander arbeiten) dir viel bringen würde. und da fast alle leute eine "starke seite" haben und mit der anderen eher ungeschickt sind, wärst du auch nicht sonderlich benachteiligt gegenüber deinen mitschülern. :)
SpiderJerusalem
04-11-2004, 07:25
Ich habe gestern meine erste Einsteigerstunde Modern Arnis hinter mich gebracht und muss sagen, dass ich als völlig unsportlicher Mensch hinterher gut am Ende war. Trotzdem hat mir das ganze einen Heidenspaß gemacht und ich denke für grade mal 90 Minuten inkl. Aufwärmen habe ich bereits 'ne Menge für mich mitgenommen. Das Training war gut aufgebaut, locker vermittelt und wesentlich "stoffeliger" als die anderen Anfänger habe ich mich glaube ich nicht aufgeführt. Die Trainer haben auch immer mal ein Auge auf mich gehabt und mir auch angeboten sich mal so hinzusetzen und mir ein paar Dinge zum "mit nach Hause nehmen" an Übungen zu zeigen, damit ich mich körperlich auch ein wenig trainieren kann.
An dieser Stelle einfach nochmal ein dickes Danke an diejenigen, die mich hier ermuntert haben es einfach mal zu probieren. Ihr habt mir den ersten Schritt erleichtert.
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