Kondition und Sparring für die SV [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Kondition und Sparring für die SV



jkdberlin
07-05-2002, 16:13
Nachdem der andere Thread schon etwas zu lang war, habe ich meine Gedanken mal hier rein gestellt.
Es ging um die Aussage, dass man weder Sparring (da sowieso unrealistisch und zu lange und unrealistischer Kampfbeginn) noch Kondition (da ja reale Kämpfe in Sekunden zu Ende seien) für die SV brauche.

Meine Gedanken:

a.) es gibt überhaupt keine Untersuchungen für die tatsächliche oder durchschnittliche Länge von "realen" Kämpfen in der SV. So ein Quark braucht auch niemand. So zeigt z.B. das Video "Ultimate Streetbrawls", auf dem Aufnahmen von realen Kämpfen von Sicherheitskameras drauf sind, genauso vile "kurze" One-Punch-Fights wie auch längere Kämpfe, manche sogar über einige Minuten! Dies deckt sich mit meinen eigenen Erfahrung, die für mein Training auf jeden Fall massgeblich sind. Nach dem Worst-Case-Scenario Prinzip würde ich mich also eher für eine längere Auseinandersetzung vorbereiten

b.) Aufgrund des Stress und der Adrenalin Ausschüttung braucht man bei "realen" Kämpfen sowieso in 10 Sekunden mehr Kondi und Leistungsfähigkeit als in 10 Sekunden Trainingskampf.

c.) Sparring: man sollte Sparring nicht nur vor technischem Hintergrund sehen, sondern insbesondere auch, um wichtige Attribute wie Timing und Distanzgefühl, zu trainieren. Das fehlt nämlich sonst bei einer Auseinandersetzung und dann klappt die sauberste Technik nicht!

d.) Techniken, die man erfolgreich im Stress einer realen Verteidigungssituation ausführen will, sollte man vorher in der "Sicherheit" des Labors Trainingshalle auch mal mit einem nicht nur nicht-kooperativen Partner, sondern im Sparrimng mit jemanden, der sich tatsächlich wehrt, trainiert haben. Ansonsten erlebt man gewisse Überraschungen im ungünstigsten Moment! Nix ist beim Kämpfen garantiert, nicht jeder Tritt in die Eier oder Fingerstich ins Auge zeigt sofortige und gleiche Wirkung.

Zusammenfassend:
Die Behauptung, reale Situation seien auf der Strasse in Sekunden vorbei und man brauche keine Kondi und kein Sparring ist eine reine Marketing-Aussage. Hartes Training schreckt viele Schüler ab, eine eingebildete Sicherheit ohne Schweiss und Schmerz bringt viel Geld.

Grüsse

DasHaeschen
07-05-2002, 16:42
Zur Einleitung, die ja offensichtlich auf eine meiner Äusserungen abziehlt:
Ich verzichte hier jetzt darauf, auf meine genaue Formulierung hinzuweisen. Ich habe nämlich NICHT gesagt, dass man keine Kondition braucht, aber das steht in einem anderen Thread schon sehr ausführlich.


Den Punkten a) - d) sowie der Zusammenfassung stimme ich absolut zu.
Das trifft genau meine Meinung. (Vor allem die Sache mit dem Marketing, hab nämlich auch schon einige schlechte Erfahrungen mit diversen Schulen und Verbänden hinter mir.)

Ciao,
Häschen

Joachim
08-05-2002, 07:21
Hi,
hat doch mal jemand geagt: Je mehr Du im Training schwitzt umso weniger blutest Du im Kampf (oder so ähnlich), dem stimme ich uneingeschränkt zu.
Am Sparring kommt keiner vorbei der das was er lernt auch tatsächlich in die Tat umsetzen will( oder muss), wobei ich die etwas lockere Variante ohne gebrochene Kiefer und Leberrisse bevorzuge.

Grüsse,

Joachim

Grushnak
08-05-2002, 07:29
Hallo!

Besonders dem Worst-Case-Scenario Prinzip kann ich nur zustimmen. (Ohne diese Einstellung braucht man sich doch gar nicht erst mit SV auseinandersetzen? Es wird schon nichts passieren!)

Und selbst wenn man davon ausgeht, daß die Kondi im Ernstfall nicht "soo" wichtig ist, im Training hilft sie auf alle Fälle. (Wie will man gescheit z.B. Tritte trainieren, wenn einem bereits nach dem fünften die Puste ausgeht?)
Und wenn Runnin-Do mal doch in die Sackgasse führt? Braucht man dann die Kondi auch nicht?

Zu Sparring und Technik: Kann man z.B. die Schrittarbeit auf eine andere Art überhaupt vernünftig üben?

Nur so meine Gedanken.

Gruß,
Grushnak
:cool:

uksplinter
08-05-2002, 17:16
Bei den US-Streitkräften versucht man angeblich, das Notfalltraining schlimmer als den eigentlichen Ernstfall zu gestalten, soweit es die körperliche und geistige Belastung der Soldaten und deren Durchhaltewillen betrifft. Wenn sie das überstanden haben, haben sie den nötigen Ausbildungsstand und die erforderliche mentale Stärke, um in der Krisensituation hoffentlich nicht zu versagen.
Das Prinzip kann man auch auf das SV-Training übertragen.
Ausgiebige Kondition und realitätsnahes Sparring haben noch niemanden geschadet, sofern letzteres nicht zu ernsthaften Verletzungen mit langem Trainingsausfall etc. führt.
:(