Mittelalterliche und Renaissance Fechten [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Mittelalterliche und Renaissance Fechten



Mars
08-05-2002, 14:11
Hallo,

wie sieht es denn mit mittelalterlichem und Renaissance- Fechten (Langschwert, Dolch, Kurzschwert, Stöcke, Ringen) in Eurem Forum aus? Mich interessieren v.a. verläßliche Quellen für Primärquellen und Material.

Mars

Zorak Zoran
08-05-2002, 16:46
Schau doch mal hier rein: http://www.aemma.org/library_top.htm

oder dort: http://www.freifechter.org

Was die klassischen europäischen Kampfkünste anbetrifft, so geht ohne Quellenstudium ohnehin nichts. Andererseits ist die betreffende Szene ähnlich gespalten wie die Wing Chun (etc.)-Szene (Kleinkriege, Interpretationsdifferenzen, Verbandsquerelen usw. - nur mit dem Geldverdienen ist wegen der geringen Verbreitung noch nicht so viel drin).

(Wenn Dich mehr interessiert, dann schicke mir eventuell eine Private Nachricht.)

uksplinter
08-05-2002, 17:01
Hmmh, mir ist auch schon aufgefallen, daß die Fechtsportler und auch deren historische Ableger hier nicht verteten zu sein scheinen. Wieso eigentlich nicht ?

Zorak Zoran
08-05-2002, 17:27
Fechtsportler sind in erster Linie (fecht)SPORTLER. Der Kampfkunst-Gedanke (siehe KAMPFKUNST-Board) ist dort eher schwach ausgeprägt. Ich kenne nur einen inzwischen über 60 Jahre alten Fechtsportler, der noch eine Kampfkunst-Mentalität hat und deshalb inzwischen chinesische Kampfkünste trainiert. Meine anderen Bekannten aus dem sportlichen Fechtlager machen halt mit der Zeit was anderes wie Squash o.ä. Im sportlichen Wettkampf-Fechten ist man mit über 30 schon im Rentenalter und aktive Fechter über 50 gibt es praktisch nicht. Das soll nicht heißen, daß es keine Fecht-TRAINER mit höherem Alter gibt - jedoch ist Wettkampf-Fechten ein reiner Jugendsport geworden (so wie es im Tae Kwon Do ja wohl auch inzwischen der Fall ist; vielleicht liegt es daran, daß "olympische" Sportarten zum degenerieren neigen? Mal sehen, wann Wushu olympisch wird...).

Für die klassischen europäischen Fechter besteht einerseits ein Selbstbewußtseinsproblem, da sie ja eine TOTE Kampfkunst versuchen wiederzubeleben (was nicht heißt, daß aktuelle asiatische Kampfkünste nicht ebenso tot sein können; man werfe mal einen Blick auf die ganzen Flower-Power-Tai Ji Quan-Varianten - da ist alles abgestorben, was das Tai Ji Quan ausmacht). Andererseits kommen eher wenige in der klassischen Fechtszene aus der Kampfkunst-Richtung, sondern sind über Ritterspiel, Live-Action-Rollenspiele, Bühnenfechten etc. dazugekommen. Die entsprechende Szene ist sehr heterogen besetzt mit ernsthaften Kampfkünstlern und einer größeren Zahl von Spielern und Kostümierungsfans, wobei die letzteren in der Masse eher weniger mit der bei Waffen angebrachten Ernsthaftigkeit zu tun haben wollen (daher gibt es auch beim "Training" solcher Spaß-Fechter die meisten und die schwersten Verletzungen - u. a. Amputationen! - und kaum etwas, das man als Technik bezeichnen kann).

Eventuell wäre es aber ganz nett hier im Board eine Möglichkeit zum Austausch für die paar klassisch europäisch interessierten Fechter einzurichten, damit sie nicht im großen unspezifischen Topf untergehen. Wer wäre denn daran noch interessiert?

Mars
09-05-2002, 12:35
@ Zorak Zoran

Bin dabei.

Mars

dino
09-05-2002, 12:54
@ Zorak Zoran

"Fechtsportler sind in erster Linie (fecht)SPORTLER."

Das stimmt für die Fechter, die es nur als (olympische) Sportart betreiben. Das ist sicher die Mehrheit, aber es gibt auch noch ein paar andere.

"Ich kenne nur einen inzwischen über 60 Jahre alten Fechtsportler, der noch eine Kampfkunst-Mentalität hat ..."

Jetz kennst du auch noch mich, einen über 50 Jahre alten Fechtsportler, der noch eine Kampfkunst-Mentalität hat. Schau mal unter, zur Zeit noch :
www.di-no.de/stock/stock-start.htm demnächst : www.stockfechten.de


"...daher gibt es auch beim "Training" solcher Spaß-Fechter ...... und kaum etwas, das man als Technik bezeichnen kann."

Da muss ich mich aber sehr wundern. Die Kämpfer in den alten Zeiten konnten es sich weiss Gott nicht leisten unbrauchbares Zeug zu lernen. Sie haben es nämlich wesentlich öfter im Ernstfall gebraucht als ein sog. Kampfkünstler heutzutage ausserhalb seines Trainings. Ausserdem unterscheiden sich viele Techniken (siehe alte europ. Fechtbücher) oft nicht , oder im Prinzip nicht, von sog."alten" Fechttechniken.


Gruss

dino

Mars
09-05-2002, 18:29
@ dino

Bei den "europäischen Fechtern" unterscheidet man zwischen Schaukämpfern und historischen Fechtern.

Erstere machen Vorführungen und legen viel Wert auf Austattung und historische Ausstattung. Showtime!

Die historischen Fechter sind die, die sich für die Kampfkunst als solche interessieren und diese rekonstruieren wollen.

Beide arbeiten mit dem selben Quellen, doch die Zielsetzungen sind unterschiedliche. Schau mal bei den Links unter www.freifechter.org nach.

Mars

PAI LEE
10-05-2002, 00:13
Hola Chavales



Es gibt sehr wohl noch echte Fechtschulen und Lehrer!

http://www.martinez-destreza.com/
http://www.scherma-antica.org/


Und hier noch etwas als literarischer Tip, aus der spanischen koniglichen Bibliothek

http://www.csd.mec.es/infgeneral/libroantiguo/icaro/materias/mfn01163.htm

Das sind über hundert Bücher seit 1582-1900 die von der Fechtkunst handeln. Darunter sind auch welche über Säbel und Stock fechten, in denen man ganz einfach feststellen kann, dass die FMA mehr vom spanischen Esgrima haben als man es gern wahr haben möchte!

Hasta Luego

Pai Lee

dino
10-05-2002, 13:18
@Mars, @Zorak Zoran

"http://www.aemma.org/library_top.htm"
" www.freifechter.org nach. "

Danke für die Links. Ich kannte sie schon. Gute Seiten!

@ PAI LEE

".... in denen man ganz einfach feststellen kann, dass die FMA mehr vom spanischen Esgrima haben als man es gern wahr haben möchte! "

Du sagst es. Und das, was in Spanien bekannt war, war überall in Europa mit mehr oder weniger Abwandlungen bekannt. Bücher der Renaissance z. B. spiegeln den Wissensstand der damaligen europäischen Fechtkunst wieder. Diese Techniken und Strategien wurden in vielen Fechtschulen mit Variationen gelehrt und waren sozusagen Allgemeingut. Das von den FMA-Anhängern immer präsentierte Schema der Angriffswinkel findet man schon in den Fechtbüchern des 16./17. Jahrhunderts, um nur ein Beispiel zu nennen.

Gruss

dino

PAI LEE
10-05-2002, 16:25
Hola @dino

Ok, kein Problem nennen wir es europäische Fechtkunst.
Es ist halt nunmal so, dass die meisten Fechtausdrücke im FMA aus der spanischen Terminologie kommen, und ich ganz einfach mal annehme, dass es daher kommt, weil die Philippinen über 400 Jahre lang spanische Kolonien waren.
So ist es auch, wahrscheinlich, nicht weit hergeholt, dass die Filipinos mehr von den Spaniern als von einem anderen Folk übernehmen konnten.;)

(die Lieblingswaffen der Konquistadoren, die Espada Daga war)


Abgesehen davon, glaube ich dass, wenn wir über die alten europäische KK nachforschen wollen, wir nicht drumherum kommen, uns mit den FMA auseinander zusetzen.

Hasta Luego

Pai Lee

Mars
11-05-2002, 09:04
@PAI LEE

Ganz recht. Da die europäischen Kampfkünste ja längere Zeit nicht mehr im Sinne eines echten Kampfes traininert wurden, müssen wir das Material der Fechtbücher mit geeigneten Trainingsmethoden wieder lebendig machen. Da sind die FMA gut dafür geeignet. Außerdem wurden hier einige Techniken und Taktiken "warmgehalten." Allerdings sieht es dort mit den längeren (und schweren) Waffen etwas spärlich aus. Da könnten vielleicht chinesische und japanische Systeme helfen.

Übrigens würde ich mir nicht so sehr den Kopf darüber zerbrechen, was jetzt "europäisch", "philippinisch", etc. ist. Das ähnlich sinnvoll, wie nach einem echt reinrassischen Wikinger aus einer bestimmten Sippe zu suchen. Ist es nicht vorrangiges Ziel des Kampfkünstlers mit seinen Waffen (Körper, Schwert, Stock, etc.) in unterschiedlichen Situationen und Positionen zu bestehen?

Mars

Krider
11-05-2002, 16:45
Allerdings sieht es dort mit den längeren (und schweren) Waffen etwas spärlich aus

Wieso dass denn? Schwert, Säbel, Kampilan, Zweihänder...

Mars
11-05-2002, 17:38
@KRIDER

Meine Unkenntnis kommt daher, dass ich bis jetzt noch nicht so tief bei Kali eingestiegen bin. Hast Du vielleicht Tipps für Literatur, Gruppen, etc. ?


Mars