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Vollständige Version anzeigen : Capoeira: jogo duro / jogo bonito?



Ligeirinho
11-11-2004, 15:00
Letzten Samstag war ich auf einer Batizado, auf der ein fortgeschrittener Spieler aus Polen einem anderen Fortgeschrittenen einen Kniestoß ins Gesicht verpaßt hat. Die Aktion hat etwas böses Blut gegeben. Ich hatte dann die Gelegenheit, mich auf der Party mit dem polnischen Trainer zu unterhalten, der gerade seine Professor-Kordel bekommen hat. Er erzählte mir, daß er und ein paar seiner Schüler für ein paar Monate in Brasilien gewesen waren und daß die Rodas dort sehr hart wären. Es wären keine Spiele gewesen sondern Kämpfe! Er hätte Angst um seine Gesundheit gehabt. Als er und seine Schüler wieder in Polen waren, hätte sich ihre Technik nicht verändert, aber im Kopf hätten sie sich verändert. Er meinte, daß Capoeira als Kampfpraxis unterschätzt würde und sich seinen Platz in der Welt der Kampfkünste erkämpfen müsse. Es dürfe keinen Unterschied zwischen brasilianischer und europäischer Capoeira geben.
Nun gibt es allerdings selbst in Brasilien Mestres, die lieber ein entspanntes Spiel bevorzugen. Umgekehrt gibt es in Deutschland Acadamias, die eher das harte, kämpferische Capoeira unterrichten.
Ich weiß, daß es temperamentabhängig ist - aber wie wird es in eurer Academia generell gehandhabt? Wie hart oder entspannt spielt ihr untereinander, wie hart mit Fremden? Was liegt euch mehr? Was liegt eurem Mestre mehr? Welche Techniken setzt ihr in einem „Jogo Duro“ ein – gleichgewichtbrechende Bewegungen oder Chapas, Martelos, Ponteiras, Galopantes...? Geht ihr in einem „Jogo Duro“ auf Vollkontakt oder „zeigt“ ihr nur? Wird das Jogo auf dem Boden fortgesetzt? Bricht euer Mestre das Spiel ab, wenn es zu hart wird oder läßt er die Kampfhähne es ausfechten, damit es keine offenen Rechnungen gibt?

Ichigeki
11-11-2004, 15:08
Abgesehen davon dass ich kein Capoeira betreibe, es heißt nicht umsonst Kampfkunst.. Dieses Hart/Weich gerede ist auch hier unnütz.. Ich denke mal dass sich das Training mit der Zeit steigert.. Auch sollte klar sein, dass in anderen Ländern nunmal andere Sitten herrschen.. Und gegebenfalls halt auch härter trainiert wird..

Mandrake
11-11-2004, 15:27
Ich denke mal das wir uns irgendwo im mittelmass bewegen. Vollkontakt gibt es eigentlich nicht. Und auch bei uns gilt die Grundregel das je länger die Leute dabei sind deste härter kann auch das spiel sein. Tesouras, Bandas, Cabessadas, rasteira usw gehören jedoch zur tagesordnung. Die armarbeit wird Grundsätzlich etwas vernachtlässigt und schläge zum kopf werden nur angestäust oder anstatt geschlagen nur übers gesicht gefahren.

Viel härter fand ich die spiele in Brasilien meist nicht, es gab einige ausnahmen, aber im Grunde war einfach die Grundeinstellung etwas aggressiver so das es sehr wenige spiele gab in der man nur lieb und nett war. Die härte der Treffer und Takedowns war nicht sehr verschieden. Meine erfahrungen beziehen sich hauptsächlich auf Salvador und umgebung wo ich bei 3 Batizados war und somit ca. 500 Capeiristas gesehen habe.

Allerdings wird man oft gewarnt das es auch härtere Rodas gibt und man somit nie ohne Freunde (am besten einheimische) einfach mal mitzumachen.

Abgebrochen wird hauptsächlich wenn:
- Jemand ernsthaft wütend wird und die es eher nach schlägerei als nach Roda aussieht
- Jemand eine sehr harte aktion gegen einen Anfänger gemacht hat.
- BJJ gemacht wird. 10-20 Sekunden am Bodenwälzen ist meist ok, aber längeres oder oftes anwenden von Bodenkampftechniken ist nicht erwünscht. um den spielfluss zu erhalten.

Ligeirinho
11-11-2004, 15:41
Der Mestre, bei dem ich gerlernt hatte, hat zu Hause ein Video von einer bras. Roda liegen, bei welcher der eine Spieler dem anderen gleich zu Anfang statt dem obligatorischen Handschlag einen harten Galopante aufs Ohr drosch, damit der wußte, was gleich Sache war.



Abgebrochen wird hauptsächlich wenn: (...)
- BJJ gemacht wird. 10-20 Sekunden am Bodenwälzen ist meist ok, aber längeres oder oftes anwenden von Bodenkampftechniken ist nicht erwünscht. um den spielfluss zu erhalten.
Ist sicherlich von Roda zu Roda unterschiedlich. In einer Roda rollten wir ein-zwei Minuten am Boden, in einer anderen wollte mir der Mestre am liebsten das Berimbau über den Kopf hauen.

Ligeirinho
11-11-2004, 15:46
Ausgeholt hatte er schon...

Mandrake
11-11-2004, 15:49
Der Mestre, bei dem ich gerlernt hatte, hat zu Hause ein Video von einer bras. Roda liegen, bei welcher der eine Spieler dem anderen gleich zu Anfang statt dem obligatorischen Handschlag einen harten Galopante aufs Ohr drosch, damit der wußte, was gleich Sache war.


Solche sachen gibt es immer ab und zu und von wegen brutalen sachen in den Rodas gibt es einiges anschaunesmaterial... allerdings hab in 3 Monaten Brasilien genau 2 Rodas gesehen in denen solche sachen gang und gebe waren.

Unverhofte angriffe am anfang der Roda sind natürlich klassisch. Beim Händeschütteln festhalten und einen Chappa geben, Cabecadas usw usw.

Apollo13
11-11-2004, 16:26
Endlich wieder mal n interessanter Thread :)



Er meinte, daß Capoeira als Kampfpraxis unterschätzt würde und sich seinen Platz in der Welt der Kampfkünste erkämpfen müsse.


Hm, ja das denke ich auch! Capoeira wird unterschätzt, manch andere KK werden überschätzt!



Es dürfe keinen Unterschied zwischen brasilianischer und europäischer Capoeira geben.


Hm, ich kenn da den Spruch es gibt so viel Capoeira wie Capoeirista's!

Ich denke das Du Capoeira sehr ernst betreibst. Was ist aber mit dem gestressten Familienpapa, der Mama, dem älteren Herren? Wie soll mit solchen Leuten umgegangen werden? Was hast Du da für nen Vorschlag?

Wenn bei meinem Mestre Leute anfangen wollen nimmt er keinen über einem bestimmten Alter. Er meint nicht nur das die das körperlich nicht bringen sondern sie sind auch zu stur um zu lernen!



Nun gibt es allerdings selbst in Brasilien Mestres, die lieber ein entspanntes Spiel bevorzugen. Umgekehrt gibt es in Deutschland Acadamias, die eher das harte, kämpferische Capoeira unterrichten.

Ich weiß, daß es temperamentabhängig ist - aber wie wird es in eurer Academia generell gehandhabt? Wie hart oder entspannt spielt ihr untereinander, wie hart mit Fremden? Was liegt euch mehr? Was liegt eurem Mestre mehr?



Hm, da ich ein Weichei ;) bin spiele ich lieber entspannt!
Ich vorher ne Menge anderes Zeuchs gemacht und kann eigentlich recht gut treten. Das war aber eher ein Problem für mich weil dadurch ich mir den Weg zur Capoeira verstellt habe!

Ist doch überall so, wenn man sich net selber runterschraubt dann wirds auch schwerer werden zu lernen!

Und genau so ist es auch mit der Aggressivität! Okay, dann kann man vielleicht zuschlagen und die Knie gebrauchen, wenn man dann aber nicht lernt locker die Techniken wieder zu spielen entwickelt sich keine Strategie, keine bessere Technik, keine bessere Reaktion, kein schönes Spiel. Sprich: Man bleibt stehen!

Ausserdem sind wir hier Europa und nicht Brasilien! In Brasilien hat man nen ganz anderen kulturellen Hintergrund, hier wird Capoeira hobbymässig, also mit weniger Zeit, betrieben - wir sollten trotzdem da hinkommen dass wir uns mit Brasilianern messen können! Aber ich glaube dass die Lehrmethoden in Brasilien und Europa notwendigerweise verschieden sein müssen!

Ich kann mich net blöd kloppen und am nächsten Tag in die Uni latschen weil ich mein sonstiges Leben net auf die Reihe kriege! Ausserdem wenn man boxt ect. haut man sich ja au net täglich voll auf die Fresse!

Ausserdem wenn die ganze Gruppe mit Angst vor Verletzungen in die Roda geht und jeder nur noch auf seine Verteidigung aus ist bleibt jeder stehen und das Spiel wird total verkrampft!

Also spielen wir schon entspannt unteinander, nicht vielleicht ohne kleinere Zickereien, die werden dann aber nicht in der Roda ausgetragen!
Gegen krasse Aggressivität hat bei uns in der Gruppe jeder was und die Leute werden nicht integriert und bleiben damit eher stehen -> falsche Strategie! Aber leider drängen jetzt aggressivere Leute :(

Bei mir glaube ich dauerts schon lange bis ich echt richtig zuschlagen würde, ich deute nur an! Es ist auch spiel, ich dränge nichts, wenn mich jemand fegt dann falle ich halt, wichtig ist das ich wieder aufstehe und wichtig ist mir was mein Capoeira auf lange Zeit wird! Also steht MIR PERSÖNLICH Aggressivität im Weg!

Jogo Duro
Würde gerne mehr gleichgewichtsbrechende Bewegungen, Scheren ect. machen. Aber hier sitzen gut nur der normale Banda und Rasteira!

Ansonsten viel Kicks!

Da unser Mestre die Leute kennt bricht er bei bestimmten Personen, denen er es zutraut, nicht ab! Ausser er sagt das ist kein Capoeira mehr! Es wird auch nicht abgebrochen wenns BJJ-mässig auf dem Boden weitergeht ausser unser Mestre hat Angst um irgendjemanden!

Offene Rechnungen gabs bei uns selten - hoffe das bleibt so !

Wünsch Dir ein verletzungsfreies Training!

Ligeirinho
11-11-2004, 17:44
Wünsch Dir ein verletzungsfreies Training!
Danke, aber der Wunsch kommt zu spät. :D Ich kuriere gerade wieder ein paar Sachen aus.

Was das Verhältnis zur Gewalt betrifft - bzw. das Verhältnis zwischen Ästhetik und Aggressivität - war Capoeira schon immer sehr widersprüchlich. Wie du schon sagtest: so viele Capoeiristas, so viele Arten von Capoeira. Ich kann mich noch daran erinnern, wie uns ein Mestre aus Brasilien besucht hat und sagte, wir sollten so spielen, wie wir in Deutschland Auto fahren - also sehr, sehr vorsichtig. :ups: (Hmm... Also entweder gilt das Autofahren in Brasilien als Kampfsportart oder der Mann war noch nicht in Berlin zur Hauptverkehrszeit unterwegs.) Wie auch immer, ein anderer Brasilianer widersprach ihm sofort und meinte, daß er und seine Schüler sich nicht daran halten werden, daß er wie in Brasilien unterrichtet, und daß Capoeira für ihn auch Kampf wäre, und daß es in Deutschland gute Ärzte gäbe usw. Ein andermal hat sich ein bras. Contra-Mestre darüber beschwert, daß ihm ein deutscher Schüler in einem schnellen aber eigentlich nicht sehr aggressiven Spiel einen Galopante gegeben hat.

Apollo13
11-11-2004, 18:02
Hmmm, großartige Lektion in Malicia, immer alles so hindrehen wie mans braucht, der Name Capoeira bedeutet ja auch Hühnerstall, also Gockelgehabe wird immer an den Tag gelegt, hauptsache die Lehrer sehen net schlecht aus, und das ist das einzig wahre Capoeira, au wenn man am anderen Tag etwas anderes gelehrt bekommt!

San' halt alle große Schlawiner (aber liebenswürdige) und Capoeira kann man net lernen sondern muss man erfahren und erarbeiten!

Was musst Du den auskurieren? Welche Batizado warst Du denn?

Suxi
11-11-2004, 22:21
Interessant,
bei uns auf Capoeira.de ist eine ähnliche Diskussion am laufen.
Unter http://www.capoeira.de/forum/apboard/thread.php?id=1283&BoardID=7
Dabei ging es darum, dass ein Professor einem Anfänger recht zugesetzt hat.

Zwischen Fortgeschrittenen gehört aber ein härteres Spiel zum guten Ton.
Fortgeschrittene wissen in der Regel was sie tun und wie sie zu reagieren haben.

Es ist schon so, dass es bei den europäischen Capoeiristas ein Bild von Capoeira im Kopf schwirrt, dass Gewalt irgendwie ausklammern will. eine Art Capoeira light. Sie reagieren dann immer ganz geschockt, wenn es mal zur Sache geht.
In Brasilien gehört Gewalt zum Alltag, dass spiegelt sich auch in der Capoeira nieder.
hinzu kommt, dass in Brasilien eher Angehörige der Unterschicht Capoeira betreiben und in Europa eher Angehörige der Mittelschicht. DAs wirkt sich auch auf die Capoeira aus.

kann man eine soziologische Abhandlung drüber schreiben...

Klassenzugehörigkeit und ihre Auswirkungen auf das Capoeiraspiel.
:rolleyes:
Gruß
Suxi

Glocke
12-11-2004, 17:15
Wenn bei meinem Mestre Leute anfangen wollen nimmt er keinen über einem bestimmten Alter. Er meint nicht nur das die das körperlich nicht bringen sondern sie sind auch zu stur um zu lernen!


Holla, echt?! Welches Alter ist das? Macht er auch Ausnahmen oder nie?

Ligeirinho
13-11-2004, 07:36
@Suxi: stimme dir in jedem Punkt zu.
Insbesondere hier:

In Brasilien gehört Gewalt zum Alltag, dass spiegelt sich auch in der Capoeira nieder. hinzu kommt, dass in Brasilien eher Angehörige der Unterschicht Capoeira betreiben und in Europa eher Angehörige der Mittelschicht. DAs wirkt sich auch auf die Capoeira aus.



kann man eine soziologische Abhandlung drüber schreiben...
Klassenzugehörigkeit und ihre Auswirkungen auf das Capoeiraspiel.

Wie ist es, wäre das nichts für dich? ;)

Câmera_Abada
13-11-2004, 10:22
Bei unserer Gruppe werden Reibereien schon geduldet, solange sie sich im Rahmen der Capoeira-Technik bewegen.

D.h. bei einem harten Spiel werden auch schon mal Joelhadas (Kniestösse) zum Kopf oder Körper, Bencaos (Stosstritt zum Brustkorb), Pisaos (seitlicher Tritt zum Torso), harte Martelos (Tritts mit dem Spann zum Kopf oder Körper), Cabecadas (Kopfstösse) und Galopantes (Handflächen-Schläge) verwendet und sind auch erlaubt.

Allerdings wird es nur geduldet wenn auch beide Mitspieler aggressiv spielen und sozusagen eine offene Konfrontation wollen. Harte Techniken gegen passive Spieler, sind ziemlich verpöhnt. Ausserdem wird darauf geachtet das trotz des Schlagabtausches der Spielfluss nicht verloren geht.
Wenn die zwei Spieler nur noch rumstehen und sich gegenseitig in die Fresse hauen, hat das nicht mehr viel mit Capoeira zu tun und das Spiel wird dann meistens abgebrochen.

Normale Martelos, Rasteiras (Fuss wegziehen), Bandas (Fussfeger) und Tesouras (Beinscheren) gehören bei uns aber zum normalen Spiel.

Fofão
13-11-2004, 10:38
Letzten Samstag war ich auf einer Batizado, auf der ein fortgeschrittener Spieler aus Polen einem anderen Fortgeschrittenen einen Kniestoß ins Gesicht verpaßt hat. Die Aktion hat etwas böses Blut gegeben.


Ah, eine Joelhada wars also... Kaum schaut man mal 2 Sekunden weg, um
sich zu unterhalten, und schon passiert was. :) Und was das böse Blut an-
geht: Nunja, im Unterschied zum Vorfall auf der CPPA-Batizado wußten hier
ja beide Kontrahenten, worauf sie sich bei einem etwas härteren Spiel ein-
lassen. Niemand zwingt einen dazu, so zu spielen.



Ich hatte dann die Gelegenheit, mich auf der Party mit dem polnischen Trainer zu unterhalten, der gerade seine Professor-Kordel bekommen hat. Er erzählte mir, daß er und ein paar seiner Schüler für ein paar Monate in Brasilien gewesen waren und daß die Rodas dort sehr hart wären. Es wären keine Spiele gewesen sondern Kämpfe! Er hätte Angst um seine Gesundheit gehabt.


Siehe oben. Niemand zwingt einen dazu, in solche Rodas hineinzugehen,
oder in einer Roda zu bleiben, in der man ernsthaft um seine Gesundheit
fürchtet. Das geschieht alles aus freiem Willen. - Wenn man reingeht,
sollte man halt wissen, worauf man sich einläßt, und seine persönliche
Grenze kennen, ab wann es einem zu brenzlig wird.



Es dürfe keinen Unterschied zwischen brasilianischer und europäischer Capoeira geben.


Um einen kleinen Unterschied wird man nie herumkommen. Wir sind halt
keine Brasilianer.



Ich weiß, daß es temperamentabhängig ist - aber wie wird es in eurer Academia generell gehandhabt? Wie hart oder entspannt spielt ihr untereinander, wie hart mit Fremden?


Hm, selbst wenn es unter uns mal was härter wird, bleibt es immer noch
recht neckisch. Man freut sich halt, wenn man trifft. :baeehh:

Gegenüber Fremden und Gästen spielen die meisten erst einmal freundlich-
vorsichtig. Dann wird vielleicht mal angetestet. Wenn man gleich zu Beginn
drauflosbolzt, kann man das Spiel halt nicht mehr so leicht zurückfahren.



Was liegt euch mehr?


Zugegebenermaßen ist es mir lieber, wenn ich die Leute, mit denen ich was
härter spiele, kenne, und weiß, daß wir einander nicht auf Teufel komm raus
verprügeln wollen. Noch besser ist es, wenn ich weiß, daß sie ihre Tritte und
Schläge soweit kontrollieren, daß sie sie gegebenenfalls abbremsen können.
Für mich gibt es halt auch ein Leben neben der Roda, in dem ich ohne ein
zermatschtes Gesicht herumlaufen möchte. Überdies macht mir Capoeira viel
zuviel Spaß, um Zwangspausen aufgrund leichtfertig eingefangener Verletz-
ungen akzeptieren zu wollen... :) - Dennoch mag ich es, wenn etwas aggres-
siver (nicht unbedingt härter) gespielt wird, das schult die Aufmerksamkeit
mehr als ein gänzlich harmloses Spiel, in dem es nichts zu befürchten gibt.



Was liegt eurem Mestre mehr?


Unserem Professor liegt durchaus beides, auch wenn er sich manchmal alle
Mühe gibt, sich das nicht anmerken zu lassen... :)



Welche Techniken setzt ihr in einem „Jogo Duro“ ein – gleichgewichtbrechende Bewegungen oder Chapas, Martelos, Ponteiras, Galopantes...?


Naja, Rasteiras und Bandas schmeiß ich auch in einem normalen Spiel.
Leichte Galopantes ebenso, wenn die Deckung vom anderen zuweit unten
ist und er oder sie mich dazu einlädt... :) - Zum richtig harten Spiel zählen
für mich vor allem harte gerade Tritte, Cabeçadas, Joelhadas und Cotove-
ladas. - So ein Faß macht aber kaum einer von uns auf (->zermatschtes
Gesicht), also bleibts bei geraden und etwas härter als normal ausgeführten
Tritten.



Geht ihr in einem „Jogo Duro“ auf Vollkontakt oder „zeigt“ ihr nur?


Wenn ich Vollkontakt will, gehe ich zum Muay Thai. Capoeira ist für mich
in erster Linie ein Kampf*spiel* und kein reiner Kampf.



Wird das Jogo auf dem Boden fortgesetzt?


Bisweilen. Dann wird vielleicht 10-20 sek geschaut, ob jemand eine vernünft-
ige Technik anwenden kann. Wenn nicht, wird abgebrochen. Manchmal auch
sofort, wenn die Rangelei nicht zum geforderten Spiel paßt.



Bricht euer Mestre das Spiel ab, wenn es zu hart wird oder läßt er die Kampfhähne es ausfechten, damit es keine offenen Rechnungen gibt?

Oh, wenn es zu hart wird, findet das unser Professor so toll, daß er gleich
mitspielen will. :) - Dann lernt man eine ganze Menge, und die Gemüter
beruhigen sich im Verlauf recht schnell...

Grüße, Fofão

Chefkoch
13-11-2004, 17:49
Oh, wenn es zu hart wird, findet das unser Professor so toll, daß er gleich
mitspielen will. :) - Dann lernt man eine ganze Menge, und die Gemüter
beruhigen sich im Verlauf recht schnell...

Grüße, Fofão

Versteh ich denn wer will schon gegen seinen Professor oder Mestre antreten.

Gruss,
Chefkoch:soldat: :winke:

Apollo13
13-11-2004, 18:44
Holla, echt?! Welches Alter ist das? Macht er auch Ausnahmen oder nie?

Hm, net chronologisches Alter sondern wie der Mensch rüberkommt!

Ausnahmen sind eher die Regel! Wenn einer schon Capoeira betrieben hat und wechseln will, sehr sportlich ist, offen ist oder aus anderen Kampfkunst-/Tanzdisziplinen kommt!

Ligeirinho
16-11-2004, 11:47
Regeln des Spiels (nach J.Lewis „Ring of Liberation“) Gefunden hier (http://www.capoeira-bonn.de/wasist.htm) .

1 ) Active play is between two contestants inside the ring
1.1 Obey the conventions for entering and leaving the ring
1.2 During play don´t move outside the ring
1.3 Shake hands with your opponent before and after the bout.

2) Try to take your opponent down.
2.1 Only feet, hands and head should touch the ground.
2.2 Don´t try to injure opponent physically.
2.3 No strikes with closed fist are permitted.
2.4 No pushing allowed, except as part of a takedown.
2.5 Emotional, physic and/or prestige damage are okay.

3) Always be ready to defend against an attack.
3.1 Don´t turn your back on opponent.
3.2 Keep your hands up for protection.
3.3 Keep your eyes on your opponent at all times.

4) There is no play without music ( Berimbau).
4.1 Music starts before musical play.
4.2 When music stops, play stops.

5) Don´t block attacks ( exept before they mature)
5.1 Escape, then counterattack.
5.2 Be prepared to escape from most common attacks.
5.3 Be prepared to attack most common escapes.

6) Keep moving ( ginga).
6.1 Try to increase your freedom of movement while decreasing that of your opponent.
6.2 Never come to a complete stop.

7) Try to deceive your opponent into becoming vulnerable.
7.1 Establish patterns, only to break them.
7.2 Pretend to do one thing, then do another

Es handelt sich hierbei um "inoffizielle" Regeln, die sich von Gruppe zu Gruppe unterscheiden können. Beim Zusammentreffen verschiedener Gruppen werden diese Regeln oft in Frage gestellt.

Suxi
16-11-2004, 13:13
den Lewis in Ehren, es ist in der Tat ein gut zu lesender und gut recherchiertes Buch, man muss aber einschränkend anmerken, dass er:
1. Kein Brasilianer ist
2. Angola Anhänger ist
3. Etwas beschreibt, was er selbst betreibt. Auf dieses Problem kommt er auch zu sprechen. Dadurch hat er eben keinen neutralen Blick auf das was er beschreibt.
Nun ja, das gilt natürlich für die meisten Capoeirabücher, die von mestres oder Forschern geschrieben wird.

Nichtsdestotrotz findet man in diesem Buch viel Antworten auf Fragen, die sich in und um der Roda auftun.
Kann man bei amazon bestellen.

Gruß
Suxi

Fofão
16-11-2004, 19:01
Regeln des Spiels (nach J.Lewis „Ring of Liberation“) Gefunden hier (http://www.capoeira-bonn.de/wasist.htm) .
(...)


Für mich einer der weniger gelungenen Abschnitte des ansonsten sehr guten
Buches... Ich finde die Formulierung "Regeln" halt etwas irreführend: Die sind
ja alles andere als starr und verbindlich. - Und was sind "Regeln" schon wert,
die ständig im Fluß sind und sich ohne unmittelbar zu befürchtende Sanktion
brechen lassen?

Ich würde da eher von "Geboten" sprechen, die Ausdruck eines Spielideals
sind, das vom Leiter der Roda (durch Toques und Lieder), den Spielern selbst
(durch die Art der Aktionen und Reaktionen), und den Umstehenden in der
Roda (durch Zwischenrufe, "Stimmung") immer wieder neu bestimmt wird.

Soviel Komplexität muß schon sein... ;)

Bullet
27-01-2005, 14:32
Hat denn jemand einen sampler oder ein movie von einem harten Roda??
Denn ich kann mir vorstellen das dann viele bewegungen wegfallen oder :confused: . Bin vor 3 Monaten mit CAPOEIRA angefangen und möchte wissen wie so eine Roda aussieht ;) ;)

firefeet
27-01-2005, 14:38
hab nochnie capoeira gemacht aber ich bin mir sicher das sobald es ernst würde, dann würde ich meine technik sofort auf vollkontakt mma umstellen ;)

Ligeirinho
27-01-2005, 15:57
Hab den Titel des Threads mal abgeändert, da die Begriffe "weich" oder "hart" zu Mißverständnissen führen könnten.

mat~°~rose
30-01-2005, 18:35
@Bullet

Movie habe ich mom. keines zur Hand, eine "harte Roda" ist auch gar nicht sooo jederzeit leicht zu Gesicht zu bekommen, da die zuständigen Mestres manchmal schon im Ansatz eine Roda die sich in die Richtung entwickelt unterbrechen. das ist aber nicht immer so.

bei härterer Gangart ist definitiv der Wegfall von Akrobatik zu verzeichnen, viele frontale Kicks, und der Versuch, in einen Schlag des Gegners einzutauchen und ihn dann direkt zu treffen. selten aber doch kommt es auch vor dass jemand bei einem "halbakrobatischen Sprung" mit einem Frontalkick aus der Luft geholt wird.

P.S.
bitte nicht wundern dass bei Deinem Beitrag ein "zuletzt von mir bearbeitet" steht, ich habe nichts geändert sondern irrtümlich die Bearbeiten statt der Anwort Taste erwischt :)