Vollständige Version anzeigen : Körperspannung und -haltung
Karl-Heinz
12-11-2004, 20:05
1968 :ups: :ups: :ups:
Respekt!
Da haben meine Eltern vermutlich noch nichtmal dran gedacht mich zu zeugen :D.
Spass beiseite. Mich würde sehr interessieren wieso du komplett mit anderen Stilen (Karate) aufgehört hast, sogar nach Unterrichtstätigkeit und nur noch chinesische innere Stile praktizierst. Vielleicht können wir das ja in einem anderen (neuen) Thread diskutieren...?
Zwei Stichworte: Effektivität und die Art der Kraftübertragung.
Ich möchte das aus naheliegenden Gründen in einem Karate Forum nicht diskutieren. Mein früherer Meisterschüler, der jetzt seit circa 30 Jahren Karate macht, ist seit damals der Trainer meines ehemaligen Vereines. Seit einiger Zeit trainieren wir privat zusammen und seine Schlagkraft hat sich in kurzer Zeit enorm gesteiget. Karate hat zwar eine vollkommen andere Körpermechanik, aber einige Komponenten der "inneren" Stile kann man übertragen.
Es gab auch in Okinawa Stilen wie zum Beispiel dem Shuri-Te Komponenten innerer Stile, und damit meine ich nicht hart / weich, sondern eine andere Körpermechanik, aber das scheint alles auf dem Weg nach Japan verloren gegangen zu sein.
Wenn ich jetzt anfange zu erklären, dann gibt das endlose Diskussionen.
Karl-Heinz
Karl-Heinz
12-11-2004, 20:18
Zu den Shuri-Te Techniken gibt es ein gutes Buch:
http://www.amazon.com/exec/obidos/tg/detail/-/4770027591/104-6909271-2715104?v=glance&vi=reviews
Der Text darunter erklärt eine dieser Schlagtechniken. Als Motor dient der untere Torso anstatt der Hüfte und der Körper bleibt vollkommen entspannt. Lese den Text einfach mal durch.
Karl-Heinz
Sebastian
12-11-2004, 21:12
danke für die Infos. Sehr interessant!
Es gibt soo viele endlose und vor allem sinnlose Diskussionen in diesem Board, da kommt es auf die eine oder andere mehr auch nicht mehr an.
Ich finds immer gut, wenn jemand etwas aus einem Bereich erzählt, in dem er eine Menge Lebenserfahrung hat. Von solchen Leuten lernt man das meiste. :)
Als Motor dient der untere Torso anstatt der Hüfte und der Körper bleibt vollkommen entspannt.
Es gehört zwar hier nicht ganz zum Thema, aber wenn sich daraus keine lebhafte Diskussion entwickelt, können wir es hier ruhig stehen lassen.
Diese Hüft- bzw Torsobewegung kann man auf den Videoclips von Jim Sindt (Matsubayashi Ryu aus Dänemark) auf goju-ryu.info (http://www.goju-ryu.info/Default.aspx?tabid=1&ctl=Login) sehen. Er hatte zwar die Clips auch auf einer eigenen Seite, aber der Link funktioniert nicht mehr. Muss ich mal ein wenig googeln. Ich persönlich finde zwar, dass er sich etwas hart bewegt im Vergleich zu Matsubayashi Leuten aus Okinawa aber die erwähnte Hüft-Torsobewegung kann man bei ihm sehr gut sehen...
Man sieht diese spezielle Bewegung dort auch bei der Okinawa-Karate- und Kobudovorführung von 2004 (Naha Tsunahiki (tug-of-war)).
Man muss sich allerdings registrieren lassen um die Videos ansehen zu können (zahlt sich aber aus).
Karl-Heinz
13-11-2004, 17:38
Es gehört zwar hier nicht ganz zum Thema, aber wenn sich daraus keine lebhafte Diskussion entwickelt, können wir es hier ruhig stehen lassen.
Diese Hüft- bzw Torsobewegung kann man auf den Videoclips von Jim Sindt (Matsubayashi Ryu aus Dänemark) auf goju-ryu.info (http://www.goju-ryu.info/Default.aspx?tabid=1&ctl=Login) sehen. Er hatte zwar die Clips auch auf einer eigenen Seite, aber der Link funktioniert nicht mehr. Muss ich mal ein wenig googeln. Ich persönlich finde zwar, dass er sich etwas hart bewegt im Vergleich zu Matsubayashi Leuten aus Okinawa aber die erwähnte Hüft-Torsobewegung kann man bei ihm sehr gut sehen...
Man sieht diese spezielle Bewegung dort auch bei der Okinawa-Karate- und Kobudovorführung von 2004 (Naha Tsunahiki (tug-of-war)).
Man muss sich allerdings registrieren lassen um die Videos ansehen zu können (zahlt sich aber aus).
Ich kenne diese Varianten alle. Aber was ich meine ist was vollkommen Anderes. Der Trick liegt im vollkommen weichen Körper, ohne Kime, was das "Nachschwappen" der weichen Körpermassen ermöglicht. Die harte Struktur (Knochen) trifft und die nachschwappenden weichen Massen pressen die Faust oder den Fuss weiter ins Ziel. Der Impact der weichen Masse erfolgt unmittelbar nach dem Impakt der Knochen. Dadurch wird der Rückschlag verhindert. Das Ziel muss die maximale Energie nehmen. Die Schlagwirkung ist ist ein sehr starker Schock tief im Körper nicht auf der Oberfläche. Wegen der hohen Energieübertragung ist Geschwindigkeit bei so einem Schlag nicht mehr so wichtig.
Bei derartigen Schlägen oder Tritten helfen Schutzwesten zum Beispiel nicht viel.
In der mechanischen Welt nutzt man dieses Prinzip bei dem sogenannten "Death Shot Hammer", auch "No Rebound Hammer" genannt.
http://www.carrlane.com/Catalog/index.cfm/27825071F0B221118070C1C513E111D081B0006280B1713050 245221E0107070F1A3C3B285350445F
Bei dem Hammer ist die nachwappende Masse innen, beim menschlichen Körper ist es die weiche Masse des Körpers. Das funktioniert nur, wenn man beim Schlag extrem locker ist und nur die für die Bewegung zuständige Muskulatur einsetzt. Jede zusätzliche Spannung tötet den Effekt sofort ab.
Weil bei einem "Death Shot Hammer" reine Physik im Spiel ist, kann man den Zuwachs an Durchschlagskraft gut messen. Bei einem gut designten Hammer sind das über 60%. Bei dem abgebildeten Hammer wird der Zuwachs mit 50% angegeben. Plus des Schockeffektes weil das Ziel wegen des fehlenden Rebounds die volle Energie nehmen muss. Das ist eines der Prinzipien bei Schlägen in den "inneren" Kampfkünsten.
Wenn man das richtig kultiviert hat, reicht etwas, was optisch wie ein Klaps aussieht um eine sehr starke Wirkung zu erziehlen.
Das meint der Mann bei der Beschreibung des Shuri-Te Schlages wenn er sagt der Körper soll wie Gelantine sein.
Lass uns das Thema in einem Karate Forum lieber beenden :)
Red Bull
13-11-2004, 17:55
Hallo Karl-Heinz.
Du antwortest ja schneller, als ich aktualisieren kann. Auch mir sind diese schwierigen Kunststücke der inneren Systeme (wie beispielsweise des tai ch'i) bekannt und sie verblüffen mich immer wieder aufs Neue.
Die Sache ist nur, dass sie für den Kampf in den meisten Fällen unbrauchbar sind und allenfalls bei Vorführungen eine Verwendung finden.
Lass uns das Thema in einem Karate Forum lieber beenden Dieser Satz zeugt von Vorurteilen, die in der breiten Masse der Karateka nur allzu nachvollziehbar sind. Dennoch ist es nicht vollkommen richtig, diese Techniken nur für die inneren Systeme zu pachten: Ich kenne Karateka, die durch langjähriges Training und Nachdenken zu denselben bzw. ähnlichen Ergebnissen gelangt sind.
Red Bull
@Karl-Heinz
Danke für diesen interessanten Beitrag.
Karl-Heinz
14-11-2004, 10:06
Hallo Karl-Heinz.
Du antwortest ja schneller, als ich aktualisieren kann. Auch mir sind diese schwierigen Kunststücke der inneren Systeme (wie beispielsweise des tai ch'i) bekannt und sie verblüffen mich immer wieder aufs Neue.
Die Sache ist nur, dass sie für den Kampf in den meisten Fällen unbrauchbar sind und allenfalls bei Vorführungen eine Verwendung finden.
Viele der Vorführungen in den IMA die bestimmte Fähigkeiten demonstrieren sollen erfordern ein ganz bestimmtes Setup und sind im Kampf nur schwer zu bringen. Der üblicher Kirmeskram eben. Da hast Du vollkommen recht. Ich rede aber hier von Schlägen und Tritten und ich kämpfe mit diesen Prinzipien. Takedowns sind eine weitere Stärke des Tai Chi und des Ba Gua. Das Problem ist, dass die meisten Tai Chi Leute "Meditation in Bewegung" oder "Körperarbeit" machen und nicht ansatzweise wissen wie Tai Chi und Ba Gua im Kampf aussieht.
Dieser Satz zeugt von Vorurteilen, die in der breiten Masse der Karateka nur allzu nachvollziehbar sind. Dennoch ist es nicht vollkommen richtig, diese Techniken nur für die inneren Systeme zu pachten: Ich kenne Karateka, die durch langjähriges Training und Nachdenken zu denselben bzw. ähnlichen Ergebnissen gelangt sind.
Red Bull
Das sind keine Vorurteile ich habe diese Diskussion zum Beispiel zum Thema Kime oder kein Kime vor über einem Jahr in diesem Forum sehr intensiv geführt. Die Erfahrung reicht mir vollkommen. Ich bin kein Missionar.
Das einzelne Karatekas auf welche Weise auch immer zu ähnlichen Erkenntnissen kommen ist kein Wunder. Der "Death Shot Hammer" Effekt ist nur eine Komponente der "inneren" Schläge, der Rest der Körpermechanik ist anders als beim Karate und nicht ohne größere "Umbauarbeiten" übertragbar, aber wie ich oben geschrieben habe, mit Link zu einem Buch über altes Okinawa Karate, wo sowas beschrieben wird, war das eine der Schlagmethoden eines Ur Karatestiles, des Shuri-Te, die leider vergessen wurde. Also eigentlich eine für Karatekas legitime Methode. Das forschende Karatekas das heute wiederentdecken finde ich toll. In vielen japanischen Dojos macht man auch nicht mehr so hartes Kime zugunsten flüssigerer Kombinationen.
Habe fertig :)
Das sind keine Vorurteile ich habe diese Diskussion zum Beispiel zum Thema Kime oder kein Kime vor über einem Jahr in diesem Forum sehr intensiv geführt. Die Erfahrung reicht mir vollkommen. Ich bin kein Missionar.
Da stimme ich Dir vollkommen zu. Ich habe die damaligen Diskussionen auch mit großem Interesse verfolgt, da ich selber hartes, verspanntes Kime ablehne und seit etlichen Jahren mit Alternativen herumexperimentiere (natürlich auf weit niedrigerem Niveau als Du).
Manche Leute sind halt leider in dem Denken hängengeblieben, dass Sensei XY das so oder so gesagt hat, also ist alles andere falsch oder kein richtiges Karate... Solche Leute kann man natürlich nicht missionieren (soll man auch gar nicht), aber ich kann Dir versichern, dass es hier im Forum genug Karateka gibt, die an Deinen Aussagen zu dieser Thematik mehr als nur interessiert sind.
Karl-Heinz
14-11-2004, 12:11
Da stimme ich Dir vollkommen zu. Ich habe die damaligen Diskussionen auch mit großem Interesse verfolgt, da ich selber hartes, verspanntes Kime ablehne und seit etlichen Jahren mit Alternativen herumexperimentiere (natürlich auf weit niedrigerem Niveau als Du).
Manche Leute sind halt leider in dem Denken hängengeblieben, dass Sensei XY das so oder so gesagt hat, also ist alles andere falsch oder kein richtiges Karate... Solche Leute kann man natürlich nicht missionieren (soll man auch gar nicht), aber ich kann Dir versichern, dass es hier im Forum genug Karateka gibt, die an Deinen Aussagen zu dieser Thematik mehr als nur interessiert sind.
Hi weudl,
ich kann mit dem Dogmatismus vieler Karatekas, besonders hier im Westen nichts anfangen und finde es prima, das Du Dich weiterentwickelst.
Wenn man mal die regulären Sportwissenschaften / Trainingsmethoden verschiedener Epochen betrachtet, stellt man fest, dass sich die Wissenschaft des jeweiligen Jahrzehnts mit ihren Erkentnissen auf einem "Plateau" befand und die Wissenschaltler dachten, das dass was sie lehrern der Weisheit letzter Schluss ist. Die Generation 20 Jahre später schaut zu rück und lächelt über diese Methoden, so wie es wieder 20 Jahre später die nächste Generation macht. Das entwickelt sich ständig weiter. Die Leute laufen schneller, springen weiter und höher usw. Alles Ergebnisse neuer Erkentnisse und darauf basierenden neuen Trainings und Bewegungsmethoden. Doping usw und anderer Ernährungs lassen wir mal aussen vor. Mir geht es um die Kernmethoden im Training.
Bei Kampfkünsten wie Karate gehen Einige davon aus, dass der Entwicklungsstand von Meister "xy" unbedingt eingefroren werden muss und auf keinen Fall irgenwas verändert werden darf.
Wenn man mal die diversen Schriften von Meister Chojun Miyagi liest, sieht man, dass er ein Mann war, der sein Leben lang versucht hat sein Goju Ryu weiterzuentwickelt. Teilweise schreibt er das sein Wissen sehr gering ist und er durch Reisen an Orte des Ursprunges zu neuen Erkenntnissen kommen möchte. Er hat auch viel experimentiert.
Seine eigenen Worte: "I have been practicing karate for a long time, but I have not yet mastered the core or truth of karate. I feel as if I walk alone on a distant path in the darkness."
Bemerkenswerte Worte eines grossen experimentierfreudigen Meisters.
Hier ist mal eine seiner Schriften, die unter Anderem von seiner Reise nach Hawai berichtet.
http://uk.geocities.com/sanzinsoo/essay.html
Ich fand Aussagen wie diese als ich sie zum ersten Mal las verblüffend: I was so impressed and very delighted to find that there is a similarity in techniques between the Filipino youth's martial arts and our karate. Regrettably, I lost the notebook in which I wrote down the youth's name and the name of his fighting arts in alphabets. I suppose it might be kept somewhere else, so I still have a chance to tell you the names if I find it."
Er hat also tatsächlich philipinische waffenlose Kampfkünste gesehen und war davon begeistert. Alles was begeistert, bewirkt irgendeinen Einfluss und wenn es nur bestimmte Ideen sind. Ich denke, dass (die philipino Geschichte) sind Fakten, die hier kaum einer kennt.
Das "ganze Paket" ergibt ein vollkommen anderes Bild eines durch Unwissenheit als dogmatisch dargestellten alten Meisters.
Leute die das nicht wissen, machen das Gegenteil von dem was Miyagi gemacht hat. Sie nehmen die Kampfkunft eines Meisters, der ständig auf Weiterentwicklung aus war und frieren das System, wie er es nach seinem Tod hinterlassen hat ein, anstatt weiterzumachen wir er es gemacht hätte.
Glücklicherweise gibt es heute aufgeklärte Karatekas die aufgewacht sind Karate wieder zu einer lebendigen Kunst machen.
Jetzt habe ich aber wirklich fertig :)
... aber ich kann Dir versichern, dass es hier im Forum genug Karateka gibt, die an Deinen Aussagen zu dieser Thematik mehr als nur interessiert sind.
In der Tat!!
Laß Dich nicht abhalten zu schreiben!!!
OSS
Dojokun
@Karl-Heinz
Danke, dass Du doch noch ein Posting losgelassen hast, und ich hoffe, dass Du nicht wirklich schon fertig hast ;) Ich überlege jedenfalls gerade, ob und wie wir die Beiträge hier in einen eigenen Thread verpacken können...
Die Geschichte von Miyagi auf Hawaii habe ich auch schon gehört. Angeblich soll er von dort auch die Idee des Flow-Drills mitgebracht haben, die man aber im modernen Karate nicht mehr wirklich finden kann (außer bei manchen Kote Kitae Übungen im Karate Okinawas)... McCarthy zB hat diesen Gedanken wieder augegriffen und praktiziert derartige Übungen in seinem Koryu Uchinadi.
Die 'alten' Meister haben sich früher keineswegs auf den Lehren ihrer Lehrer ausgeruht, sondern sollen immer wieder nach neuen Erkenntnissen geforscht haben. Einige sind ja sogar eigens nach China gereist um dort die Wurzeln ihrer Kampfkunst zu studieren. Ob sie dort allerdings bis zu den 'inneren' Weisheiten vordringen konnten, vermag ich nicht zu beurteilen. Zu sehr hat sich das Karate ab 1900 in Richtung Gymnastik und Wettkampf verändert um hier noch Rückschlüsse machen zu können.
Zum Teil sind diese Änderungen aber heute noch nachvollziehbar wie zB bei der Kata Sanchin (von 'normaler' Atmung und offenen Händen zu verpsannter Ibuki-Atmung mit geschlossener Faust). Angeblich soll Miyagi seine Tensho zu Beginn auch komplett weich ausgeführt haben und dafür als zu 'feminin' verspottet worden sein, worauf er dann dort auch die Ibuki-Atmung eingeführt haben soll...
Meiner Meinung nach hat Dogmendenken jedenfalls eher mit Sektenwesen zu tun und ist in der Kampfkunst fehl am Platz. Für mich ist etwas dann richtig, wenn es funktioniert und nicht weil Sensei XY das so gesagt hat. Und wenn es Möglichkeiten gibt, es noch besser funktionieren zu lassen, dann umso besser. Die Frage ob das dann noch Karate ist oder nicht ist mir offen gestanden völlig gleich (und hätte den 'alten' Meistern wohl auch nur ein Schmunzeln entlockt...).
Eine persönlich Frage noch: Integrierst Du Deine Erkenntisse eigentlich in Dein Karate oder hast Du mit Karate komplett aufgehört?
@Karl-Heinz
Kleiner Nachsatz: In dem angeführten Artikel spricht Miyagi von einer 'aktiven Sachnin' namens Pappuren (=Happoren/Paipuren). Hast Du diese Kata zufälligerweise auch irgendwann einmal kennengelernt?
Karl-Heinz
14-11-2004, 14:15
Weudl, ich stimme allem zu was Du schreibst....
Zum Teil sind diese Änderungen aber heute noch nachvollziehbar wie zB bei der Kata Sanchin (von 'normaler' Atmung und offenen Händen zu verpsannter Ibuki-Atmung mit geschlossener Faust). Angeblich soll Miyagi seine Tensho zu Beginn auch komplett weich ausgeführt haben und dafür als zu 'feminin' verspottet worden sein, worauf er dann dort auch die Ibuki-Atmung eingeführt haben soll...
Die Story mit Tensho ist wohl war. Es geht nicht um Spannung, sondern das man weich mit der Atmung bei entsprechenden Bewegungen den Schwerpunkt senkt (innerlich). Das kann man machen indem man beim Einatmen den Unterbauch leicht hebt und beim Ausatmen fallen lässt. Wenn man ein bischen damit rumspielt lernt man schnell wo das Sinn macht und was das bewirkt. Bei der Ibuki Atmung geht das verloren.
In Japan gibt es mittlerweile Widerstand gegen die Ibuki Atmung, wegen der Kreislaufprobleme die dabei auftreten können. Wenn man ein bischen googelt findet man entsprechende Artikel. Ich habe eine einfaches EKG Zuhause. Ich habe mehrere Goju Ryu Karatekas die das teils über 30 Jahre machen Sanchin Kata machen lassen und dabei gemessen. Bei den meisten kam es durch das pressen zu Aussetzern vom Kammersystolen. Weil diverse Sensoren im Körper auf den erhöhten Druck reagieren und die Herzleistung runterschalten. Das reicht von plötzlichem Blutdruckabfall, bis zum Ausfall von ein bis zwei Schlägen.
Eine persönlich Frage noch: Integrierst Du Deine Erkenntisse eigentlich in Dein Karate oder hast Du mit Karate komplett aufgehört?
Nein, ich mache kein Karate mehr. Aber ich trainiere mit befreundeten Karatetrainern nach diesen und anderen Methoden, die teils vom "European Institute for T'ai Chi Studies e.V." Link (http://eurotaichi.de/shayuquan/shayuquan_new/shayuquan_deutsch/Frameset_DE_Main.html) stammen und es verändert ihr Karate, was Stabilität und Schlagkraft angeht.
Das was Ömer dort auf Lehrgängen zeigt ist Stilunabhängig. Es wird nicht geredet und vermutet sondern alles wird in praktischen Beispielen gezeigt. Dann nimmt man einen Partner und hat sofortige Ergebniss mit einem teils extremen vorher / nacher Effekt. Schwer zu beschreiben, aber man versteht es sofort wenn man es sieht und dann macht.
Karl-Heinz
14-11-2004, 14:18
@Karl-Heinz
Kleiner Nachsatz: In dem angeführten Artikel spricht Miyagi von einer 'aktiven Sachnin' namens Pappuren (=Happoren/Paipuren). Hast Du diese Kata zufälligerweise auch irgendwann einmal kennengelernt?
Nein, in meiner Linie (Yamaguchi, Funasako, Ogawa) wurde das ebenso wie Kakie leider nicht gelehrt. Mag sein, das dass heute anders ist.
Welche Ideen Miyagi in Sachen Kontaktsparring mit Schutzausrüstung und lernen durch Kritik bzw durch Austausch mit anderen Stilisten er hatte kann man hier in seinen eigenen Worten lesen.
Ein kurzer Auszug: "7. The future of karate-do
The days when karate was taught secretly is over, and the new age has come in which we practice and study karate publicly and officially. Therefore, the future of karate-do is bright. Taking this opportunity, we should stop advertising karate as if it were a mysterious and magical fighting art on a small island called Ryukyu.
We should open karate to the public and receive criticism, opinions and studies from other prominent fighting artists. In the future, we should invent complete protectors for a safe karate tournament like other fighting arts, so that karate can become one of the Japanese fighting arts."
http://www.karate.org.yu/articles/article_outline_of_okinawan_karatedo.htm
Für die damaliger Zeit ist das ganz schön revolutionäres Zeugs und schon soooo alt.... :)
@Karl-Heinz
Die Sache mit dem Ibuki habe ich schon bei mir selber nachgeprüft (gilt aber sinngemäß bei mir auch für schnelle Techniken mit hartem Kime). Es kommt bei mir hierbei zu einem Anstieg des Blutdruckes, der für mich -als Borderline-Hypertoniker- aus medizinischen Gründen nicht empfehlenswert ist. Bei einer Ausführung mit weichen Techniken bleibt mein Blutdruck gleich (und ich fühle mich danach auch nicht so ausgelaugt). Also habe ich für mich selber schon vor einigen Jahren die Konsequenz gezogen und mich vom harten Kime verabschiedet.
Allerdings versuche ich, alle Erkenntnisse aus Tai Chi, Chi Kung und Iaido nach wie vor in mein Karate zu integrieren, da ich hierin absolut keinen Widerspruch sehe. Gerade in die Kata aus der Goju Linie lassen sich diese Dinge meiner Meinung nach sehr gut einbauen (zu Prüfungen antreten braucht man dann allerdings nicht mehr ;)). Aber Du hast vollkommen recht: alles ändert sich dadurch (zum Glück ;))
Mit Tensho spiele ich auch schon lange herum und finde immer wieder etwas neues darin. Derzeit gehe ich davon aus, dass man den ganzen Körper in jeder Phase der Bewegung 'hängen' lässt und schwer macht. An jeder Stelle der Kraftübertragung (egal ob mit Ein- oder Ausatmung) lasse ich mich noch ein wenig federnd 'fallen'.
Ich habe schon oft gelesen, dass Happoren im Goju Ryu enthalten sein soll, aber noch nie einen Goju Ryu Vertreter getroffen, der diese Kata kennt bzw kann. Ich kenne sie -wie auch andere Baihequan Formen- auch nur aus dem Shito Ryu und aus Habersetzers Literatur...
Die Shayuquan Seite habe ich schon einmal mit großem Interesse gelesen. Immer wieder erfrischend, wenn intelligente Menschen 'mystische' Phänomene mit nüchternem Hausverstand und Logik durchleuchten und erklären. Es soll ja schon Funakoshi gesagt haben, dass es im Karate nicht mystisches gibt (und Miyagi hat das sicher genauso gesehen)...
Karl-Heinz
14-11-2004, 16:11
Mit Tensho spiele ich auch schon lange herum und finde immer wieder etwas neues darin. Derzeit gehe ich davon aus, dass man den ganzen Körper in jeder Phase der Bewegung 'hängen' lässt und schwer macht. An jeder Stelle der Kraftübertragung (egal ob mit Ein- oder Ausatmung) lasse ich mich noch ein wenig federnd 'fallen'.
Das ist es, Du hast es begriffen :) Was das Hängen angeht, lass die Wirbelsäule dabei natürlich gerade und denk an den Münzstrang (oder je nach Übersetzung die Perlenkette aus den Tai Chi Klassikern). Dann ist es perfekt und Du bist weitaus schwerer zu "bewegen".
Die Shayuquan Seite habe ich schon einmal mit großem Interesse gelesen. Immer wieder erfrischend, wenn intelligente Menschen 'mystische' Phänomene mit nüchternem Hausverstand und Logik durchleuchten und erklären. Es soll ja schon Funakoshi gesagt haben, dass es im Karate nicht mystisches gibt (und Miyagi hat das sicher genauso gesehen)...
Ömer ist stocknüchtern, frei von jeder Esoterik und didaktisch das Beste, was mir je begegnet ist. Ich bin verdammt kritisch und nur schwer zu beeindrucken. Ich kann es nur empfehlen sich das mal auf einem Lehrgang anzusehen, egal welchen Stil man macht. Ich glaube es steht demnächst ein Lehrgang in München an. Das ist ja fast in Deiner Nähe.
@Karl-Heinz
Auf die Wirbelsäule bzw Körperhaltung konzentriere ich mich ganz bewusst nicht, da bei mir jedes Bewusstmachen einer 'Fehlhaltung' automatisch zu einer muskulären Verspannung führt. Derzeit hält 'ein Haar' meinen Kopf oben und den Rest lasse ich nach unten sinken wie es sich ergibt. Dieses Gefühl in jeder Lebenslage (auch außerhalb der KK) aufrechtzuhalten ist meine derzeitige Übung ;)
Im übrigen denke ich, dass in diesem Sinkenlassen der wesentliche Unterschied zwischen Asiaten und Nicht-Asiaten bei der Ausübung von KK liegt. Für viele Asiaten ist dies völlig natürlich, während wir erst unsere Spannung aus dem Schulterbereich wegbekommen müssen...
Das mit dem Lehrgang hört sich interessant an. Ich habe zwar nicht mehr so viel Zeit für Lehrgänge (vor allem wenn sie auswärts sind), aber ich bin immer auf der Suche nach neuen Impulsen.
Karl-Heinz
14-11-2004, 16:38
Zum "Death Shot Hammer" Effekt:
Graham von Bath Tai Chi Uk nutzt das bei einem seiner Party Kracher:
http://www.bath-taichi.co.uk/video/bottlelarge.mov
Das Getue hat nichts mit dem Schlag zu tun und der Text über die Jedi Macht ist ein Scherz :)
Was man aber sehr gut sieht, ist wie der Impuls durch die geschlossene Flasche wandert und den Boden rausschlägt. Wenn man das gut kann sieht das weit spielerischer aus, als seine Version und man braucht keinerlei grobe Kraft.
Um den Bogen zum Mae Geri zu kriegen. Tritte mit dieser Methode sind umwerfend. Wenn man diese Demo kennt, versteht man auch, warum Schutzwesten nicht mehr funktionieren.
Karl-Heinz
14-11-2004, 16:47
Auf die Wirbelsäule bzw Körperhaltung konzentriere ich mich ganz bewusst nicht, da bei mir jedes Bewusstmachen einer 'Fehlhaltung' automatisch zu einer muskulären Verspannung führt. Derzeit hält 'ein Haar' meinen Kopf oben und den Rest lasse ich nach unten sinken wie es sich ergibt.
Genau das meine ich doch. Keine krampfhafte Kontrolle irgendeiner Art. Es genügt die "Idee". Nach kurzer Zeit kann man es vollkommen vergessen, dann geht das von selbst.
Dieses Gefühl in jeder Lebenslage (auch außerhalb der KK) aufrechtzuhalten ist meine derzeitige Übung ;)
Genau, dass ist der Sinn der Sache.
Da sich im Thread 'mae geri Angst vorm Block' nun doch eine recht lebhafte OT-Diskussion entwickelt hat, war ich so frei einen eigenen Thread anzulegen und die entsprechenden Beiträge hierher zu verschieben. Ich hoffe, es ist mir einigermaßen gelungen, die Beiträge richtig auseinanderzudividieren...
@Karl-Heinz: Habe eben diesen Thread entdeckt und würde mich total drüber freuen, wenn ich noch mehr Infos zu dieser Art zu kämpfen bekommen könnte. Auch ich stehe auf dem Standpunkt, dass man Karate nicht ausschließlich bei seinen alten Formen belassen sollte, sondern sich eben um Verbesserung zu bemühen hat. Allerdings meine ich dazu auch, dass eben diese Formen als Grundlage für eventuelle Weiterentwicklungen in andere Richtungen erhalten bleiben sollten.
Nichtdestotrotz möchte ich mich auch in dieser Weise weiter entwickeln und eben die Kraft in meiner Technik effizienter erreichen. Auch wenn es andere Meinungen zu geben schien, nicht jeder Karateka ist dogmengebunden. Im Gegenteil, ich habe nur zwei Dogmen, an das ich mich im Karate halte: ein Dojokun zu haben und das Gelernte weiter zu entwickeln.
Übrigens ist es echt eine gute Sache, denn das mit dem durch Technik beeinflussten Herzrythmus zum Beispiel wusste ich nicht. Habe mich auch ein oder zwei Stunden mit Kung Fu beschäftigt, allerdings nicht die Zeit gefunden, dort weiter in die Materie einzudringen. Hoffe allerdings, dass dies sich ändern wird und ich so noch mehr lernen kann, als ich allein durch das Lesen dieses Threads schon gelernt habe.
Karl-Heinz
16-11-2004, 13:23
@Karl-Heinz: Habe eben diesen Thread entdeckt und würde mich total drüber freuen, wenn ich noch mehr Infos zu dieser Art zu kämpfen bekommen könnte. Auch ich stehe auf dem Standpunkt, dass man Karate nicht ausschließlich bei seinen alten Formen belassen sollte, sondern sich eben um Verbesserung zu bemühen hat. Allerdings meine ich dazu auch, dass eben diese Formen als Grundlage für eventuelle Weiterentwicklungen in andere Richtungen erhalten bleiben sollten.
Nichtdestotrotz möchte ich mich auch in dieser Weise weiter entwickeln und eben die Kraft in meiner Technik effizienter erreichen. Auch wenn es andere Meinungen zu geben schien, nicht jeder Karateka ist dogmengebunden. Im Gegenteil, ich habe nur zwei Dogmen, an das ich mich im Karate halte: ein Dojokun zu haben und das Gelernte weiter zu entwickeln.
Übrigens ist es echt eine gute Sache, denn das mit dem durch Technik beeinflussten Herzrythmus zum Beispiel wusste ich nicht. Habe mich auch ein oder zwei Stunden mit Kung Fu beschäftigt, allerdings nicht die Zeit gefunden, dort weiter in die Materie einzudringen. Hoffe allerdings, dass dies sich ändern wird und ich so noch mehr lernen kann, als ich allein durch das Lesen dieses Threads schon gelernt habe.
Wie ich schon vorher geschrieben habe, würde ich einen Lehrgang bei Ömer Humbaraci empfehlen. http://www.shayuquan.de
Lass dich nicht von Wort "Tai Chi" abschrecken. Das was er auf den Lehrgängen zeigt ist vollkommen technikbefreit. Es geht um sofort nachvollziehbare Methoden, wie man den Körper besser organisiert und die vorhandenen Resourcen optimal ausnutzt. Es wird immer alles mit einem vorher / nacher Test gemacht, so das Du wirklich vertstehst was Du da machst und es auch sofort selbst weitergeben kannst. Wenn man diese Sachen zum Beispiel auf Karate überträgt, ändert sich äusserlich kaum was, aber die Wirkung der Techniken verändert sich.
Wie ich es schon an anderer Stelle geschrieben habe muss man sowas zeigen. Beschreibungen helfen nicht wirklich weiter.
@Karl-Heinz
Da sich die Shule nach dem Hai benennt, drängt sich mir noch eine Frage auf. Ich habe vor 6 Jahren in Osaka einen Wal in einem Aquarium gesehen und war sofort fasziniert von seiner Art sich langsam und geschmeidig wie eine Welle zu bewegen. Ich habe dann mit dieser Bewegungsart experimentiert und in weiterer Folge herausgefunden, dass sich dieses Prinzip in einigen KK wiederfindet (zB Chen Tai Chi oder 'double twist' im Shhukokai Shit Ryu). Man kann diese Bewegung dann bei schneller Ausführung zu einer Peitschenbewegung steigern (ist das selbe Prinzip). Gibt es so eine Bewegungsform bei Euch auch?
Karl-Heinz
16-11-2004, 19:02
@Karl-Heinz
Da sich die Shule nach dem Hai benennt, drängt sich mir noch eine Frage auf. Ich habe vor 6 Jahren in Osaka einen Wal in einem Aquarium gesehen und war sofort fasziniert von seiner Art sich langsam und geschmeidig wie eine Welle zu bewegen. Ich habe dann mit dieser Bewegungsart experimentiert und in weiterer Folge herausgefunden, dass sich dieses Prinzip in einigen KK wiederfindet (zB Chen Tai Chi oder 'double twist' im Shhukokai Shit Ryu). Man kann diese Bewegung dann bei schneller Ausführung zu einer Peitschenbewegung steigern (ist das selbe Prinzip). Gibt es so eine Bewegungsform bei Euch auch?
Ömer ist Taucher und er hatte mehrmals das Vergnügen Haien zu begegnen. Das kann inspirierend sein.
Meinst Du jetzt im Goju Ryu? Man kann einige Bewegungen so machen indem man den Torso wie ein Peitschenhadel sehr schnell vor und zurück bewegt und den Impuls auf die Arme überträgt. Die Hüfte führt bei der Bewegung nicht sondern folgt. Das Zurückschappen des Armes kommt dann nicht durch "aktives" Hikite sondern durch das Zurückschnappen des Torsos. Wenn das sehr schnell geht, sieht man das "von aussen" nicht. Es sieht dann wie eine "normale" Bewegung aus.
Ich habe das öfters bei ältern Meistern aus dem Goju und auch andere Karatestilen beobachtet. Einige von denen werden im Alter extrem "weich". Wobei weich relativ ist. :)
Kung Fu Meister Liang Shou-Yu hat eine Freestyle Form mit dem Namen "Yiguabian" entwickelt. Das heisst übersetzt in etwa "Eine Peitsche". Dazu gibt es ein Video.
http://www.shouyuliang.com/videos/yiguabian.shtml
Ich mache diese Form auch. Man lern dadurch bei allen möglichen Bewegungen dieses Peitschenprinzip zu benutzen. Liang Shou-Yu ermuntert die Leute mit dieser Form, sobald das Prinzip verstanden wurde zu spielen bzw zu improvisieren.
Das Prinzip kann man dann in allen möglichen Stilen benutzen.
@Karl-Heinz
Genauso meine ich das. Die Bewegung startet in den Beinen (am besten in der Fußsohle) und pflanzt sich über die Hüfte und den Oberkörper bis in die Faust fort. Während sich der Arm vorbewegt, geht der Unterkörper bereits wieder zurück und erzeugt dadurch einen Peitscheneffekt in der Faust. Meiner Meinung nach kommt das besonders gut, wenn man die Bewegung zum Ende hin beschleunigt (also langsam beginnt). Macht man die Bewegung langsam, sieht das wie eine Welle aus, die sich von unten nach oben im Körper ausbreitet (wie bei dem erwähnten Wal).
Bei alten Meistern habe ich das auch schon oft gesehen, wobei die Körperbewegung hierbei immer 'sparsamer' wird (wie bei dem Oyamaclip). Für mich ist das jedenfalls das angenehmste Verfahren um Karatetechniken mit Kime auszuführen, da man hierbei mit einem Mindestmaß an Körperspannung auskommt.
Karl-Heinz
17-11-2004, 19:44
@Karl-Heinz
Genauso meine ich das. Die Bewegung startet in den Beinen (am besten in der Fußsohle) und pflanzt sich über die Hüfte und den Oberkörper bis in die Faust fort. Während sich der Arm vorbewegt, geht der Unterkörper bereits wieder zurück und erzeugt dadurch einen Peitscheneffekt in der Faust. Meiner Meinung nach kommt das besonders gut, wenn man die Bewegung zum Ende hin beschleunigt (also langsam beginnt). Macht man die Bewegung langsam, sieht das wie eine Welle aus, die sich von unten nach oben im Körper ausbreitet (wie bei dem erwähnten Wal).
Genau! Schläge die über diese Wellen gepowert werden haben einen schockartigen Charakter. Das fühlt sich ganz anders wie ein gestoßener Arm an. Wie man bei Oyama sieht ist das tatsächlich Karate. Er nutzte das gerne mit langen Armen die er wie eine Peitsche benutzt. :)
Bei alten Meistern habe ich das auch schon oft gesehen, wobei die Körperbewegung hierbei immer 'sparsamer' wird (wie bei dem Oyamaclip). Für mich ist das jedenfalls das angenehmste Verfahren um Karatetechniken mit Kime auszuführen, da man hierbei mit einem Mindestmaß an Körperspannung auskommt.
Interessanterweise werden viele von diesen alten Meistern sogar effektiver.
Als ich damals mit Kanazawa (ich habe in einem anderen Thread geschrieben wie es dazu kam) trainiert habe, hat er einen speziellen peitschenartigen Fauststoss gezeigt.
Nagai musste seine Jacke öffnen. Kanazawa hat ihm einen sehr schnellen Faustoss auf die nackte Haut gegeben und die Schlaghand kam extrem schnell zurück. Es war nur ein leichter Kontakt, aber es hat geknallt, wie ein sehr lautes Klatschen in beide Hände. Es gab ein richtiges Echo in der Halle. Mit hartem Kime hätte das nicht funktioniert.
Kanazawa macht ja auch Tai Chi. Er hat mal gesagt, dass ihm Tai Chi beim Verständnis seines Karate weitergebracht hat. Die Bemerkung kennst Du sicher.
Karl-Heinz
17-11-2004, 20:00
Habe gerade mal nach Kanazawa / Tai Chi / China gegoogelt und ein sehr interessantes Interview gefunden, wo Kanazawa den Einfluss chinesischer Methoden auf sein Shotokan erklärt.
http://www.kusunoki.de/meister/kanazawa.html
Besonders was er über seinen Fauststoss sagt ist aufschlussreich. :)
Karl-Heinz
18-11-2004, 10:25
Hier mal eine schöne offizielle japanische Site zum Thema Okinawa Karate mit tollen Bilder, Artikeln und Clips.
Unter anderem werden traditionelle Kraftrainingsmethoden mit "Tools" gezeigt wobei einige Übungen an Kettlebell Übungen erinnern. Sogar mit Videoclips:
http://www.wonder-okinawa.jp/023/eng/
Anders als auf den bekannten Bildern sieht man genau wie diese Tools benutzt werden. Es geht um den Menuepunkt: "Tools for Tanren"
Das ist eine Homepage der Okinawa Präfektur und die Clips zu Thema Karate sind versteckt hinter vielen Untermenues und deshalb den Meisten wohl unbekannt.
Mich würde mal interessieren, wer von Euch diese Methoden auch nutzt und welche Erfahrungen Ihr damit gemacht habt.
@Karl-Heinz
Interessant, was Kanazawa so schreibt. Hört sich sehr tolerant und offen an und das dürfte er in der Tat auch sein. McCarthy hat bei seinem Lehrgang in Wien erwähnt, dass Kanazawa von ihm seine Hakutsuru Kata lernen wollte. Von Kanazawas Bunkaiverständnis dürfte er allerdings nicht sehr angetan gewesen sein...
Die Okinawaseite kenne ich schon seit einiger Zeit. Wir haben darauf hier im Forum auch schon einmal verwiesen. Die Videoclips darauf sind für mich schwer beeindruckend.
Eine schöne und sehr beeindruckende Peitschentechnik hat auch Shinjo Kiyohide vom Uechi Ryu im Makiwara Clip. Ich habe Videos zu Hause, bei denen er mit dem Schienbein 3 Baseballschläger durchschlägt...
@Karl-Heinz und Weudl
Ich bin richtig froh über eure Erfahrungen bezüglich Taiji und Karate zu lesen, da ich in meinem Umfeld mit diesen Erkenntnissen ziemlich alleine bin.
Seit ca. 6 Jahren betreibe ich intensiv Chen-Stil Taiji und Qi Gong. Seit einem Jahr habe ich mit Shukokai Karate begonnen da mir die sportlichen Aspekte im Taiji ein wenig gefehlt haben. Mittlerweile ist Karate neben dem Taiji zur Leidenschaft geworden. Es fällt mir jedoch nach wie vor sehr schwer, das Gelernte aus dem Taiji im Karate umzusetzen. Aspekte wie Verwurzelung, Haltung ect. fallen mir bestimmt einwenig leichter als dem Laien, jedoch bin ich immer wieder frustriert, dass ich z.B. in einer Kata komplet meine Mitte verliere und nichts mehr von Weichheit und "elegantem Fluss" erkennbar ist. Auch beim Kiai habe ich so meine Bedenken, da ich es eigentlich eher als Energie-Verschwendung empfinde.
Habt ihr mir vielleicht ein Tipp, wie ich Taiji und Karate besser kombinieren kann?
Liebe Grüsse
Kimura
Karl-Heinz
24-11-2004, 14:31
Hi Kimura,
@Karl-Heinz und Weudl
Ich bin richtig froh über eure Erfahrungen bezüglich Taiji und Karate zu lesen, da ich in meinem Umfeld mit diesen Erkenntnissen ziemlich alleine bin.
So alleine bist Du nicht. Meister wie Kanazawa machen beides, Oyama hat seine Top Leute zu Kenichi Sawai geschickt und dort Taikiken lernen lassen. Das ist die japanische Variante des Yi Quan, einer chinesischen "inneren" Kampfkunst. Oyama wird seine Gründe gehabt haben.
Zur Yi Quan Academy in Polen http://www.yiquan.com.pl gehen immer noch viele Kyokushin Leute aus allen Teilen Europas und setzten diese Tradition fort.
Oder Richard Kim 10. Dan Hanshi. Shorinji Ryu war auch ein Schüler von Kenichi Sawai.
Lebenslauf:
http://www.butokukai.de/dr-richard-kim.htm
Seit ca. 6 Jahren betreibe ich intensiv Chen-Stil Taiji und Qi Gong. Seit einem Jahr habe ich mit Shukokai Karate begonnen da mir die sportlichen Aspekte im Taiji ein wenig gefehlt haben. Mittlerweile ist Karate neben dem Taiji zur Leidenschaft geworden. Es fällt mir jedoch nach wie vor sehr schwer, das Gelernte aus dem Taiji im Karate umzusetzen. Aspekte wie Verwurzelung, Haltung ect. fallen mir bestimmt einwenig leichter als dem Laien, jedoch bin ich immer wieder frustriert, dass ich z.B. in einer Kata komplet meine Mitte verliere und nichts mehr von Weichheit und "elegantem Fluss" erkennbar ist.
Das verlieren der Mitte in Kata und Kihon hängt damit zusammen, dass die Techniken alle schnell gemacht werden und Du dabei die Bewegungsphase von Technik A nach Technik B nicht so bewusst machst, wie Du es vom Tai Chi gewohnt bist. Damit meine ich, Du hast im Kihon oder in einer Kata eine Anfangsposition (A) dann "stürzt" oder "fällst" Du mehr oder weniger mit einem schnellen Schritt in die Endposition (B). Der Weg von A nach B ist meist chaotisch wie man auf einer Zeitlupenaufnahme gut sehen kann. Vom Tai Chi her bist Du gewohnt die Füsse sehr bewusst und genau zu setzen, also auch in Übergangsbewegungen sehr kontrolliert zu sein. Mit ein bischen Übung kannst Du das auch bei schnellen Karatebewegungen machen. Mach´ einfach die Bewegungen bei denen Du unsicher bist etwas bewusster und langsamer und "falle" nicht in die nächte Position. Nach kurzer Zeit kannst Du das vergessen und es geht von selbst.
Auch beim Kiai habe ich so meine Bedenken, da ich es eigentlich eher als Energie-Verschwendung empfinde.
Es gibt ja alle möglichen Theorien, warum man bei bestimmten Techniken einen Kiai macht. Ich will das garnicht wiederholen, weil Du das warscheinlich eh schon weisst. Einen Vorteil beim Kiai, der nur selten genannt wird, sehe ich darin, dass der Schrei Schmerz maskieren kann. Das heisst, dass der Schrei "lauter" sein kann als ein Schmerzsignal und der Schmerz, wenn Du zum Beispiel in eine Konter läufst nicht so gross ist. Das ist einer der Gründe warum Menschen wenn sie verletzt sind schreien.
Wenn Du Karate machst, musst Du den Kiai akzeptierten, er gehört dazu.
Habt ihr mir vielleicht ein Tipp, wie ich Taiji und Karate besser kombinieren kann?
Die stabile Struktur aus dem Tai Chi kannst Du in den Karatebewegungen genauso nutzen wie Du es im Tai Chi gelernt hast. Ich würde es nur nicht mit dem Kime übertreiben. Wenn das einmal drin ist, wirst Du das auch bei schnellen Bewegungen im Chen Tai Chi machen.
Karl-Heinz
Taikiken habe ich in meiner Kyokushinkai-Zeit auch kennenlernen dürfen und meine Beschäftigung damit war eigentlich so etwas wie der Auslöser dafür, dass ich mich in diese Richtung weiterentwickeln wollte.
Das Übernehmen von Tai Chi Prinzipien ins Karate sehe ich wie Karl-Heinz. Im Tai Chi lernt man, in jeder Phase der Bewegung Kontrolle über den gesamten Körper zu haben. Meiner Meinung nach ist das auch ein Grund dafür warum man die Bewegungen dort meist langsam macht. Für die Kampfanwendung kann und muss man dann natürlich die Bewegungen schnell machen, sollte aber dieses Körperbewusstsein dabei nicht verlieren.
Um das dort entwickelte Körpergefühl ins Karate übernehmen zu können, sollte man sich die Techniken in jeder Phase der Bewegung bewusst machen. Wenn man also zB eine Tsuki macht, kann man sich vorstellen mit dem Tsuki irgendetwas (zB die Luft vor dem Knöchel) nach vor bis zum Ziel zu schieben. Oder man kann die Bewegung etwas langsamer starten und zum Ziel hin beschleunigen.
Gerade das Shukokai ist für solche Dinge eigentlich recht offen. So gibt es dort ja auch peitschenförmige Hüftbewegungen und eher geschmeidigere Techniken. Allerdings sind hier viele Dojo mittlerweile auch 'wettkampfverseucht' und praktizieren ihre Kata so, dass sie bei Wettkämpfen erfolgreich sind...
Ich kann Dir also auch raten, Deine Karatetechniken anfangs langsamer zu üben (so wie wenn sie Tai Chi Bewegungen wären) und bei gleichbleibendem Gefühl die Geschwindigkeit immer mehr zu erhöhen.
Herzlichen Dank für Eure Anregungen!!!
Ich denke auch, dass die Geschwindikeit mein Hauptproblem ist die Techniken geschmeidig auszuführen. Ich brauche definitiv zuviel unnötige Kraft und bin nach 2,3 Katas ziemlich am Ende... Auch bei der Spannung, (auf die unser Sensei extrem achtet) die ja bei jeder Technik und bei jedem Stand aufgebaut wird frage ich mich öfters ob da noch Chi fliessen kann....
Aber es ist ja wahrscheinlich wie mit allem: üben, üben üben.....
Liebe Grüsse
Kimura
@kimura: Wie atmest du denn beim Katalauf? Ich habe es bei mir beobachtet, dass ich während der Kata die Lippen zusammengepresst habe und dadurch den Fluss des Atems unterbrochen habe, was mir Kondition, Kraft und Eleganz in der Technik stark genommen hat...
Vielleicht gibt es dort eine Möglichkeit, dadurch die Techniken genauso kraftvoll, aber "weicher" auszuführen
DieKlette
25-11-2004, 19:31
Ich hätte da mal eine Frage an Karl Heinz,
und zwar folgendes :
Bruce Lee beschreibt bei seiner Schlagtechnik oft, dass sie Peitschenartig funktioniert. In einem interview sagte er meines Wissens auch : Das der Karateschlag wie eine Eisenstange reinkracht ( er hatte wohl hauptsächlich mit Karateka Kontakt, die hates Kime betrieben ), dagegen der Jeet Kune Do Punch, wie eine Eisenkette mit einem Eisenball am Ende funktioniert und damit innerlich verletzt. Er spricht auch vielfach vom "Schnappen".
Ich weiß nicht ob Du Dich damit beschäftigt hast, aber mich würde interressieren, ob Du da Parallelen siehst.
Einen freundlichen Gruss
Julian
Karl-Heinz
25-11-2004, 21:34
Ich hätte da mal eine Frage an Karl Heinz,
und zwar folgendes :
Bruce Lee beschreibt bei seiner Schlagtechnik oft, dass sie Peitschenartig funktioniert. In einem interview sagte er meines Wissens auch : Das der Karateschlag wie eine Eisenstange reinkracht ( er hatte wohl hauptsächlich mit Karateka Kontakt, die hates Kime betrieben ), dagegen der Jeet Kune Do Punch, wie eine Eisenkette mit einem Eisenball am Ende funktioniert und damit innerlich verletzt. Er spricht auch vielfach vom "Schnappen".
Ich weiß nicht ob Du Dich damit beschäftigt hast, aber mich würde interressieren, ob Du da Parallelen siehst.
Einen freundlichen Gruss
Julian
Hallo Julian,
ich weiss nicht, was er genau gemacht hat. Sein Vater hat zwar Tai Chi gemacht und seine Schwester Phoebe Lee macht auch heute noch Tai Chi. Phoebe Lee hat vor einiger Zeit in einem Interview allerdings gesagt, dass Bruce nie wirklich an Tai Chi interessiert war.
In den "weichen" chinesischen Kampfkünsten gibt es bei Schlägen und auch Tritten zwei Hauptmethoden. Einmal "marschiert man mit den Techniken mit sehr guter Struktur "durch den Gegner durch", es gibt keinen Fokus auf der Oberfläche. Die Struktur dabei ist deshalb so wichtig, weil man sonst beim Treffer wegen des grossen Druckes zurückgeworfen würde. Man schlägt "entspannt", wobei das oft falsch verstanden wird. Entspannt bedeutet in dem Fall, dass man nur die zur Bewegung gehörende Muskulatur benutzt und nicht, dass man schlaff wie ein Pudding ist. Durch die Ausschaltung der Gegenspieler fühlt sich das für den Schlagenden nach nichts an, weil körpereigene "Bremsen" fehlen. Trifft der Schlag auf Widerstand, verstärkt die Muskulatur automatisch den Druck um den Widerstand zu überwinden. Dadurch braucht man sich nicht um Kime zu kümmern, da das von selbst passiert, ohne das der Vorwärtsdruck aufgegeben wird. Die Schläge sind von der Wirkung her sehr massiv und hart, aber trotzdem mühelos.
Dann gibt es eine Variante, bei der man den ganzen Körper wie eine Peitsche benutzt. Die Arme werden durch diese Peitschenbewegung mehr geworfen oder bei runden Schlägen geschleudert, wie eine Peitsche eben. Das ist einer "Eisenkette mit einem Eisenball am Ende" sehr ähnlich.
Bei beiden Schlagmethoden wird die Wirkung durch den "Death Shot Hammer" Effekt, wegen der entspannten Restmuskulatur noch verstärkt. Diese Schläge spürt man nicht nur an der Oberfläche, sondern die gehen durch und entfalten eine grosse Schockwirkung.
Was völlig fehlt ist ein "aktives" zurückziehen des Armes wie man es zum Beispiel beim "Hikite" im Karate macht. Der Arm schnappt zurück, weil der Körper (Im Falle von peitschenartigen Schlägen) eine Gegenbewegung macht.
Das was ich bei Bruce Lee gesehen habe, war meist ein sehr schnelles aktives Zurückziehen der Schlaghand. Das ist schon mal ein technischer Unterschied. Ob er den Arm beim Schlag gestossen oder wie bei einer "Eisenkette mit einem Eisenball am Ende" geworfen hat, ist von "aussen" her schwer zu sagen. Beide Bewegungen sehen schnell gemacht fast identisch aus, aber die Wirkung ist eine andere. Genau beantworten könnte das nur Bruce selbst, oder Jemand der von so einem Ding getroffen wurde. Man merkt den Unterschied als Getroffener sofort.
Grüße,
Karl-Heinz
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