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Vollständige Version anzeigen : modernes wushu vs. traditionelle style



cai li fo
20-11-2004, 21:00
michwürde interressieren,was ihr so über modernes wushu denkt.
die meinungen sind ja sehr gespalten.viele behaupten, dass modernes wushu von der kampfkunst zur showeinlage verkommen ist. ich persönlich denke, dass man da vorsichtig sein sollte weil im allgemeinen mit modernem wushu nicht nur die internationalen (standard-)formen gemeint sind. wie seht ihr das? pro oder bevorzugt ihr eher trad. kung fu?
:rolleyes:

Äußerer Stil
20-11-2004, 22:34
Man muss sagen das trditionelles Kung Fu zum Kämpfen bzw. zum verteidigen entwickelt wurde. Und ich finde, dass Wushu nicht wirklich für die Selbstverteidigung geschaffen wurde(Wushu ist durch Sprünge und ungewöhnliche Stellungen geprägt). Obwohl es bestimmt Sachen gibt mit denen man sich verteidigen kann.
Ich denke außerdem, dass die Idee, die hinter dem Wushu steht, glaube ich anders ist als beim den traditionellen Kung Fu. (kann jamand die Geschichte des Wushus posten).
Ich weiß nur das Wushu das "neue" Kung Fu ist.

wuji
20-11-2004, 23:25
ich persönlich denke, dass man da vorsichtig sein sollte weil im allgemeinen mit modernem wushu nicht nur die internationalen (standard-)formen gemeint sind.

Meiner Meinung nach gehören zu einem traditionellen Kungfu Stil die Gesamtheit bestimmter Trainingmethoden und Techniken. Ob eine Form nun eher traditionell oder modern ist, ist nebensächlich.

chuckybabe
21-11-2004, 15:45
Vor einiger Zeit habe ich mich mit dem Direktor der Sport-Uni Beijing, Herrn Prof. Zhui und einem seiner Schüler, Herrn Whenjun, der als Dozent an der Sport-Uni Köln tätig ist, zu diesem Thema unterhalten.

Beide sind Spezialisten für Sanda, Chinna, sowie Wushu im allgemeinen. Sie erläuterten mir beide einstimmig die Bemühungen der Chinesen, Formen, deren praktische Anwendungen und sportliche Wettkampfpraxis wieder zu einem Ganzen zusammen zu führen. Im speziellen bemängelten sie, dass das was im "Westen" oftmals unter Kung Fu verstanden wird, die Einheit von Form und praktischer Anwendung komplett vermissen lässt. Sehr viele Kung Fu Schüler sind leider kaum in der Lage angemessen und wirkungsvoll in einer realistischen SV-Situation zu reagieren, was allerdings keine Schwäche des Kung Fu resp. Wushu an sich ist, sondern einfach eine Auswirkung schlechten Trainings und vielfach auch auf Unwissenheit der unterrichtenden "Meister" zurück zu führen ist. (Es gibt natürlich auch genügend Meister, die wissen was in der Praxis Sache ist und die genau das tun, was sie tun, weil sie eben wissen was sie tun oder so ... :confused: :rolleyes: ;) )

Wushu, sowie ich es jedenfalls verstanden und auch in China kennen gelernt habe, ist die Verbindung klassischer Techniken und Formen und "fernöstlich-philosophisch-geistiger" :D Grundlagen, die ihren Ausdruck u.a. in realistischen Nahkampftechniken (mit und ohne Waffen), sowie modernen Wettkampfformen und -formaten findet. Mich hat das praktische Können der Chinesen auf jeden Fall überzeugt, auch die Demonstration der Verbindung von Form und praktischer Anwendung fand ich außerordentlich effektiv und sinnvoll.

Eine großartige Unterscheidung nach dem Motto, "das ist klassisches Kung Fu", "das ist modernes Wushu" und dies und das ist ausschließlich "chinesisches Boxen" usw. usw. würde ich daher garnicht nicht in aller Strenge treffen. Außerdem sind diese Begrifflichkeiten doch auch garnicht eindeutig definiert, was Abgrenzungen, so sie denn sinnvoll sein sollten, sicherlich auch erschwert.

Bis denne
chuckybabe

IRON_MAN
21-11-2004, 18:29
Man muss sagen das trditionelles Kung Fu zum Kämpfen bzw. zum verteidigen entwickelt wurde. Und ich finde, dass Wushu nicht wirklich für die Selbstverteidigung geschaffen wurde(Wushu ist durch Sprünge und ungewöhnliche Stellungen geprägt). Obwohl es bestimmt Sachen gibt mit denen man sich verteidigen kann.
Ich denke außerdem, dass die Idee, die hinter dem Wushu steht, glaube ich anders ist als beim den traditionellen Kung Fu. (kann jamand die Geschichte des Wushus posten).
Ich weiß nur das Wushu das "neue" Kung Fu ist.


Mod.Wushu ist besser zur SV geeignet als Hunggar

Äußerer Stil
21-11-2004, 18:48
Super Antwort.
Erstens habe ich nicht gesagt das Wushu schlechter als Hung Gar ist und zweitens würden wir alle dein gerede verstehen, wenn du auch noch eine Begründung dazu abgeben würdest.
Das ist genauso als würdest du sagen das Buch ist doof, aber du weist nicht warum du es doof findest.

Kazuko
21-11-2004, 19:20
Ich weiß nur das Wushu das "neue" Kung Fu ist.

Naja nice Try..

Wushu ist in China eigentlich alles was mit KK zu tun hat... Kriegskunst halt während Kung Fu eher der euopäische Begriff dafür ist.. aber vom allgemeinen Sprachgebrauch her hast du natürlich recht

Zum Thema:

Unsinnige Diskussion denn modernes Wushu will nicht zum kämpfen da sein will sondern sich wirklich meistens auf Formen bezieht aber ich kenne auch einige Leute die modernes Wushu machen mit denen würde ich mich nicht anlegen.

Ansonsten soll doch jeder machen was ihm Spaß macht

Kazuko

Äußerer Stil
21-11-2004, 21:27
Wenn ich irgend jemanden auf den Schlips getreten bin, dann tut es mir leid.

South Paw
22-11-2004, 12:08
Wushu ist ein Oberbegriff für alle chinesische Kampfkünsten, sei es traditionel oder modern.

Kung Fu ist vor allem ein Begriff das in westlichen Länder gebraucht wird und sich dann meistens bezieht auf traditionelle chinesische Kampfkünsten, meist auch noch die Kampfkünsten die länger im Westen vertreten sind, wie *ing *sun, Hung Gar, Choy Lee Fut, Pack Mee, Mantis, Jow Gar, etc.

Modernes Wushu bezieht sich auf die 10 Standard Formen und auch einige modernisierte chinesische Kampfkünsten.
Es gibt Schulen im Westen die alle oder einige Standard Formen trainieren. Diese Formen sind wie leere Hüllen, denn man lernt keine Anwendungen für Selbstverteidigung. Es kann aber sein das in diese Schulen auch chinesische Selbstverteidigung unterrichtet wird, oder sogar selbst Sanda.

Traditionelle chinesische Kampfkünsten sind holistisch und beziehen sich auf die ganze Mensch: Selbstverteidigung, Gesundheit, Heilung, etc.

mantis.wilm
23-11-2004, 16:03
Naja, man müßte wohl wirklich definieren, was man unter Wushu nun versteht.
Kann nur sagen, daß ich eine Art Wushu vor Jahren auf der WM in Gevelsberg gesehen hab, die Formen sahen toll aus und die Leute sahnten richtig ab, gewannen aber im Pushing Hands oder anderen Anwendungskontexten keinen Blumentopf. So hat sich zumindest bei mir die subjektive Meinung entwickelt, Wushu sei eine Art Peking- Oper ohne Anwendungsschwerpunkt und mehr für's Auge u. die Fitness.
Wie aber bereits bemerkt wurde gilt: Entscheidend ist, was man draus macht...

Gruß Wilm

Jet Li A
23-11-2004, 20:29
Es kann aber sein das in diese Schulen auch chinesische Selbstverteidigung unterrichtet wird, oder sogar selbst Sanda.


Ja in meiner Schule zum Beispiel.

Zum Thema, man muss wohl wie in allen Kampfkünsten unterscheiden, ob
nun in einer wushu-schule für Taolu (Formen) oder Sanda trainiert wird.
Optimal wäre beides, zusätzlich kann dann natürlich auch SV unterrichtet werden.
Entscheidend ist wie es unterrichtet wird, so wie in jeder Kampfkunst.
Laut meinen Informationen, konzentrieren sich die meisten Schulen auf
Formen.

Bedeutung der Wörter :
Kung Fu = "Ein Mann bei der Arbeit", oder "harte Arbeit"
Wushu = "Kampfkunst", oder "aufhören zu kämpfen"

Jadetiger
23-11-2004, 22:55
Meiner Meinung nach geht Wushu im Moment ungefähr den Weg des Karate.
Das soll heißen: Die Formen (Taolu oder Kata) verselbstständigen sich und entwickeln sich immer mehr von der Anwendbarkeit weg.

Da allerdings in den meisten Wushu-Schulen, die ich kenne, sowohl Formen als auch Anwendungen, SV und Sanda nebeneinander unterrichtet werden.

Insofern ist die Behauptung "Wushu-Künstler können schlechter kämpfen als traditionelle Kung Fu Kämpfer" recht haltlos.

Lau Kar Bo
26-11-2004, 18:35
also ich habe ca. 10 Jahre Wushu (das moderne) gemacht,vorher schon etwas traditionelles Kung Fu.Und danach nur noch Hung Kuen bis zum heutigen Tag.Beim Wushu habe ich eigentlich nur Formen und Schaukämpfe gelernt.Ich finde,nehmen wir mal zum Beispiel Nan Quan,das viele elemente aus traditionellen Formen genommen und aneiander gehängt wurden.Bei Nan quan sieht man die südlichen einflüsse wie Hung gar (daher nan quan/südfaust) aber man lernt keine applicationen ausserdem sind die Formen verwässert und nur noch der Schatten des Ursprungs.
Aber,ich will Wushu nicht schlecht machen,es sieht gut/schön aus,erfordert große physische fitness sowie koordination und flexiblität.Im Sanda wird nach regeln gekämpft und es ist ziemlich komplex daher würde ich sanda schon sv tauglich halten.Im vergleich ist das moderne Wushu aber nicht SV tauglicher als traditionelles Kung Fu.Ich habe mal 3 monate mit dem Zheijiang wushu team trainiert,die haben alle seit Kindheit Modern Wushu trainiert...die lernen aber halt nur Formen u. Akrobatik..wirklich Kämpfen konnte da keiner....sagen wir so wenn ein guter wushu player gegen ein guten traditional practioner kämpft gewinnt wohl eher der traditionelle kämpfer....
Am ende siegt sowiso die innere Einstellung

Newbie =)
27-11-2004, 15:18
Hmm klar läuft das moderne Wushu eher auf Formenlauf und Akrobatik gehopse raus, doch das es nicht für Selbstverteidigung taugt, würde ich nicht behaupten.

In der Schule wo ich trainiere gibt es neben dem normalen modernen Wushu, Taiji, Quigong noch einen Selbstverteidigungskurs 1x pro Woche für Leute die schon ein Jahr Wushu machen, der Trainer/Sifu zeigt anscheinend wie man sich mit den Wushu Techniken effektiv Selbstverteidigen kann, ob das was taugt weis ich nicht, war da noch nie weil ich erst seit 3 Monaten Wushu mache ;) aber schlecht ist es nicht, sonst währe der Kurs wohl kaum so gut besucht.

Was ich damit sagen will ist, das es anscheinend doch Möglichkeiten gibt wie man sich mit den Bewegungen aus den Formen selbstverteidigen kann, vielleicht werden in dem Kurs auch traditionelle Techniken unterrichten, keine Ahnung, aber ich werde mir das mal ansehen und dann berichten! ;)

jian
14-01-2005, 08:32
sorry, das sind die gleichen bescheuerten Theoretisierungen und Polarisierung von überheblichen Hobbysportler wie vor 4 Jahren...
Ihr könnt 20 Jahre wu shu kung fu hung gar oder sonst was trainieren... gegen Euer eigenes Adrenalin seid ihr alle Machtlos, ohne richtige Kampferfahrung.

In China ist es ein Hobby fast aller 16-19 Jährigen sich auf der Strasse zu kloppen... is der andere stärker ist da schnell mal ein Stein, ein Stuhl (man bevorzugt die aus Holz, weil die so fiese Splitter haben) oder gar die Ortstypischen Macheten im Spiel... es ist wurst, was ihr könnt, wie sehr ihr denkt, dass ihr diese Situationen zu Eurem wohl steuern könntet... am Schluss gewinnt der, der keine Fehler macht... oder das 36. Strategem befolgt.

in diesem sinne Gruss aus Beijing
jian

__________________________________________

PS wenn ihr für die Flutopfer in Südostasien spedet, gebt bitte keine zweckgebundene Spende an... es gibt noch andere Hilfsbedürftige ausser dem Rekordspenden-Medienspektakel, danke

Lau Kar Bo
14-01-2005, 09:13
sorry, das sind die gleichen bescheuerten Theoretisierungen und Polarisierung von überheblichen Hobbysportler wie vor 4 Jahren...


und du hast die weisheit mit dem Löffel gefressen oder was?

Die frage ging nicht darum ob oder wie sich 17-19 jährige in China kloppen sondern ob modernes wushu oder traditionelles Kung Fu effektiver ist...
Am ende ist es die person die siegt und nicht der stil....

ohne eier und power nützt die dein kung fu garnichts....

jian
14-01-2005, 09:33
sorry, wenn Du keinen Löffel gefunden hast :D
aber die Grundaussage ist genau die, die Du mit Deinen Eiern so nett umschrieben hast... nur mit mehr Poesie :cool:

danke für Deine Vorlagen, in diesem Sinne

jian

Lau Kar Bo
14-01-2005, 11:03
ich brauche kein Löffel....bin wie Obelix als baby im Eimer voll weisheit gefallen... ;)

Das mit den eiern stammt nicht von mir sondern ist ein kantonesischer spruch...(den ich 100% zustimme)
yat daam - yee lek - saam kung fu
erst eier - zweitens power - drittens kung fu

viel spass noch in peking, war schon seit 91 nicht mehr da...bin aber am 9.2. da zum Neujahrsfest...

Newbie =)
14-01-2005, 12:55
Das mit dem Adrenalin und irgendwelchen Streetfights ist doch wieder was anderes, es geht doch jetzt nur darum, ob das moderne Wushu nur Show ist oder ob es zu Selbstverteidigungszwecken taugt, ich würde das mit einem "Ja" beantworten, alleine schon durch das Training wird man um einiges Fit'er, beweglicher, stärker usw. also alleine da bringt das Wushu Training auf jedenfall was.

Probleme mit Adrenalin wird auch ein Boxer, Kickboxer haben, wenn er wirklich mal in so eine Situation kommt, nützt ihm sein Sparring auch nichts wenn er sein Adrenalin nicht unter Kontrolle hat bzw. sich selber! ;)

chuckybabe
14-01-2005, 14:29
Schaut einfach mal auf der Internetseite des Chinbeku e.V. (http://www.chinbeku.com) unter Grundlage (http://www.chinbeku.com/chin_de/index_de/grundlage_de.htm) nach. Meister Zhu Wenjun (früher Dozent an der Uni in Nanjing, jetzt an der Uni Köln) erklärt dort den Begriff des Wushu sehr gut und so habe ich es auch kennen gelernt, zumindest in China selbst ist es so. Damit dürfte eigentlich alles zum Thema des Threads geklärt sein.

Nächste Woche fliege ich wieder für 10 Tage nach China und treffe dort auch wieder verschiedene Meister, unter anderem Professor Zhiu Ruiqi, den Leiter der Sport-Uni Peking, der sich auch außerhalb Chinas stark um ein Zusammenfließen von Demonstrationsform und praktischer Kampfanwendung bemüht. Und dazu gehört auch die Erfahrung mit hartem Kontakt zu kämpfen, wenn auch mit gewissen Einschränkungen. Ich werde mal ein kleines Interview zum Thema "Wushu, modern, klassich - Form und Anwendung" mit ihm machen und nach meiner Rückkehr Anfang Februar hier posten.

Wer sich übrigens zu diesem Themenkomplex mal ganz praktisch austauschen möchte, der kann das mit Meister Wenjun am 12. und 13. Februar auf seinem Sanda-Seminar bei uns im Vereinsheim machen. Infos siehe dazu auf unserer Homepage (http://www.fighters-world.de) .

Bis denne
Chuckybabe

Lau Kar Bo
14-01-2005, 15:45
Sanda ist ja auch kontaktsport..dann ist das aufjedenfall kampftauglich,wenn jemand aber 5 Jahre nur chang chuan oder nan chuan übt ohne applications mit partner zu trainieren dann ist Er zwar topfit aber kann noch lange nicht kämpfen oder?
meine Wushu zeit ist schon lange her da gab es halt nur sanda oder formen...
Auch in China war es so,ich habe ja 3 monate mit dem Zhejiang wushu team trainiert...(1991) aber das(modern wushu) kann sich ja genau wie China seit damals weiter entwickelt haben....nur mein Eindruck von damals ist das die meisten wushu player nicht wirklich kämpfen konnten...Die haben mich verwundert angeguckt als ich einen Seitenfußstoss mit Hüfteinsatz gemacht habe (in den formen ist es ja üblich ohne hüfte)..... :ups:

chuckybabe
05-02-2005, 10:05
Anlässlich des Threads "modernes wushu vs. traditionelle style" und meiner Chinareise, die am 20.ten Januar begann, hatte ich versprochen ein Interview mit einem der chinesischen Meister zum obigen Themenkomplex zu machen.

Herausgekommen sind Interviews mit zwei hervorragenden chinesischen Meistern, die beide überragende Praktiker sind, wovon ich mich selbst überzeugen konnte.

Der Ältere der beiden Meister ist Meister Chu Jancheng, der mit seinen 60 Jahren extrem explosiv ist. Er entstammt der Provinz Jiangsu und lebt in der Provinzhauptstadt Xuzhou. Als Kind einer alten Wushu Familie wuchs er unter der Obhut vieler Wushu-Meister auf und durchlief zu Beginn eine traditionelle Ausbildung im Shaolin Kung Fu, später kamen viele weitere Stile hinzu. Er unterrichtet heute als Meister für Shaolin, Bagua und Tai Chi.

Das Interview (gleicher Fragenkatalog) mit dem mehrfachem Goldmedaillengewinner der Pushinghands Wettbewerbe von China Meister Li Changzheng werde ich jetzt am Wochenende bearbeiten und dann auch hier posten.

Interview mit Meister Chu Jancheng

Den Smalltalk im Vorfeld zum Interview klemme ich mir jetzt hier mal und komme direkt zur Sache.

1. Frage: >Meister Chu, bei uns in Europa und gerade auch in Deutschland wird immer häufiger diskutiert ob modernes Wushu und traditionelles Kung Fu noch zueinander gehören, ja, ob man dies überhaupt noch in einem Atemzug nennen kann. Wie ist ihre Sicht?<
Meister Chu: >Wushu an sich ist natürlich der Überbegriff für all unsere Künste in Ihrer Ganzheitlichkeit. Mit modernem Wushu verbinden wir hier in China eine Ableitung von dem traditionellem Kung Fu mit staatlichen Normen, bei denen Optik und Ästhetik vorrangig sind.<

2. Frage: >In Europa trainieren viele Kung Fu Übende nur noch Formen und keine praktische Anwendung mehr. Wie betrachten Sie diese Entwicklung um Form und Anwendung?<
Meister Chu: >Form und Anwendung gemeinsam zu trainieren ist sehr wichtig, sonst kann Kung Fu nicht vollständig sein. Das höchste Prinzip von Wushu ist jedoch die Entwicklung von innerer Kraft und dazu ist die Vervollkommnung von Gedanke und Form unerlässlich.<

3. Frage: >Bodenkampf ist seit einigen Jahren ein riesiges Thema im Westen, sowohl im Rahmen diverser Freefight-Formate wie auch in der Selbstverteidigung. Welchen Stellenwert ordnen Sie dem Bodenkampf für die Selbstverteidigung zu?<
Meister Chu: >Bodenkampf ist für die Selbstverteidigung nicht wichtig. Kampf in seiner realen Form mit allen Mitteln auf Leben und Tod beendet Auseinandersetzungen sofort. So ist echtes Kung Fu, wie ein unsichtbares Stromfeld, es schlägt zu, ohne Vorwarnung. Auch ein Kreisel ist ein gutes Beispiel, das Prinzip sofortiger Weiterleitung in Kreisbewegungen ist sehr wichtig.<

4. Frage: >Ist Tai Chi als SV-System tauglich oder dient es rein Gesundheitszwecken und geistiger Harmonie?<
Meister Chu: >Tai Chi dient seit mehr als tausend Jahren der Gesundheitspflege und der Erlangung innerer Kraft, was unsere höchsten Ziele zum Ausdruck bringt. Aber Tai Chi stellt auch die absolut höchste Kategorie des Kämpfens dar. Shaolin Kung Fu stellt dabei die Grundschule der Kampfkünste dar, Bagua die Mittelschule und Tai Chi ist dann die Universität zur höchsten Meisterschaft.<

5. Frage: >Sanda ist der moderne chinesische Vollkontaktkampfsport. Wie bettet er sich in das Spektrum des Kung Fu ein? Gibt es im übrigen noch regellose Vergleichskämpfe unter den Schulen<
Meister Chu: >Sanda ist garnichts Neues. Es ist lediglich eine Mischung aus den vier Elementen Treten, Schlagen, Werfen, Greifen und stellt den traditionellen Shaolinkampf als Grundstufe des Kämpfens dar. Und ja, nach wie vor finden regellose Vergleichskämpfe zwischen den Schulen statt. Für junge Wushu Übende ist der Zweikampf und sein Training doch auch ganz natürlich, sie sind den äußerlichen Dingen zugetan, sie müssen sich aneinander probieren, was auch gut und wichtig ist. Im Alter, wenn man den Kampf hinter sich gelassen hat, wendet man sich ganz automatisch dem Innerlichen zu.<

6. Frage: >ChinNa erscheint manchmal ein Sammelsurium von Techniken zu sein, das in jedem Kung Fu Stil gleichermaßen vorhanden zu sein scheint. Wie unterscheidet sich dies von Stil zu Stil?<
Meister Chu: >Es gibt sehr viele Unterschiede bei den ChinNa Techniken innerhalb der verschiedenen Stile, aber der Kern ist immer identisch.<

7. Frage: >Wie sehen Sie die Entwicklung des Kung Fu im Westens? Was können Sie uns zum Wing Chun sagen, das ja im Westen sehr stark vertreten ist und sich rühmt der effektivste Kampfstil zu sein?<
Meister Chu: >Das harte Kämpfen hat sich im Westen mittlerweile ganz gut entwickelt, aber das Niveau des kompromißlosen Kampfes wie in China ist noch nicht erreicht. Auch das Prinzip wie Innere Kraft Raum nutzt und bereits siegt vor der eigentlichen Berührung ist noch nicht verstanden. Wing Chun ist einfach ein eigener Stil mit Schülern die durch die Tür ihres Meisters gehen, wie andere Schüler anderer Stile auch. Es betont die Effektivität mit Vor- und Nachteilen. Und für echtes Kung Fu ist die Frage nach dem besten Kampfstil garnicht relevant.<

8. Frage: >Im Westen gibt es immer mehr Bemühungen ein sogenanntes Crosstraining durchzuführen, also interdisziplinär zu trainieren. Was halten Sie von dieser Entwicklung?<
Meister Chu: >Das was ihr im Westen als Crosstraining bezeichnet, betreibe ich selbst schon ein Leben lang. So etwas ist außerordentlich wichtig für die eigene Fortentwicklung. Wir haben hier ein schönes Sprichwort: "Die Länge nehme von anderen, um die eigene Kürze zu verlängern". Anfänger und Fortgeschrittene sollten natürlich erstmal einen Stil richtig erlernen bevor sie mit Crosstraining beginnen. Daher mein Rat: An einem Stil soll man solange festhalten, bis ein meisterschaftliches Niveau erreicht ist.<

9. Frage: >Wie sehen Sie die Legitimation westlicher Neustilbegründungen?<
Meister Chu: >Stilgründungen sind unabhängig davon ob einer Chinese oder Europäer ist. Die Legitimation ist die Gleiche, Kung Fu hört schließlich nicht an der chinesischen Grenze auf. Wichtig ist, damit man von einem neuen Stil reden kann, dass der Stilgründer eine eigene Methodik auf dem Weg zum Ziel formuliert hat, dass er über eine geschlossene Theorie mit neuen Ideen verfügt.

An dieser Stelle war das öffentliche Interview zu Ende und ich plauderte noch eine Weile ganz privat mit dem Meister, was wiederum außerordentlich interessant war. Er bat mich der deutschen Kampfkunstgemeinde seine Grüße zu überbringen, was ich hiermit getan habe.

Beste Grüße
Chuckybabe

Sonyu Akira
05-02-2005, 11:51
Tai Ji = Meisterstufe
Bagua = Mittelstufe
Shaolin = Grundstufe



Leute, DAS ist nun wirklich mal was Originelles! Ich bitte um Interpretationen.

Gruß Akira

Jochen Wolfgramm
05-02-2005, 11:53
Chucky:

herzlichen Dank für dieses Interview!
Die Frage sind gut gewählt und die Antworten zeugen von einem tiefen verständnis.
Ich gebe dem Meister Chu recht, wenn er sagt das trotz der guten Entwicklung im Westen, vieles noch nicht verstanden worden ist!
Aber ich denke wir arbeiten daran! ;)

Marc
05-02-2005, 12:37
Hallo Chuckybabe,

vielen Dank für das Interview! Wirklich interessant. Ich stimme Mantis zu, daß Du sehr gute Fragen ausgewählt hast, und bin schon gespannt auf das zweite Interview.

Grüße

Marc

Coffee75
05-02-2005, 12:44
@jian

stein,stuhl .... machete oO
mal ganz locker, wenn diese "irren" verhältnisse in china herrschen... ok... aber für mich hört sich das ganze wie ne prügelszenerie ausm schlechten film an.
hab noch nicht so oft nen irren mit ner machete rumlaufen sehen :/

in erster linie sollte das training zur stärkung von körper und geist stehen...!
(hab heute wieder muskelkater :/ )

eine sehr schöne erläuterungen in sachen hung gar kung fu könnt ihr auf der hp meiner schule die ich besuche einsehen :)

http://www.kungfu-info.de/

viel spass bei lesen...!

Long Fei
28-02-2005, 20:04
Moment mal!!!!!

Kung Fu und Wushu sind zwei Verschiedene Gebite der Kampfkunst.
Wushu basiert auf Tai-Chi Chen Chuan(Urform Tai Chi)und Kung Fu
aus dem Shaolin der 18 Lo-Han.

Die Stellungen sind jedoch meistens gleich und was Technicken Betrifft
auch ähnlich.

Und wer meint Wushu sei etwas neues und komplett anders
als Kung Fu den muss ich leider entäuschen.
Denn Kung Fu und Wushu(Die Orginalsilarten)
gibt es jeweils seit über Tausend Jahre.

Das Morderne Wushu und Kung Fu, ist nur eine Variante
der Shaolinstile in neuer moderner Wettkampfform und richtet sich
noch nach Martrial Arts.

Nun zum Thema.
Also da das Thema eigentlich nicht ganz klar ist stelle ich,
so blöd dass sein mag, die frage über welches Kung Fu und Wushu
es sich hier handeln soll.

Denn es gibt ja nicht nur ein Kung Fu und nur ein Wushu.
Und welcher Traditionelle Stil und welcher Mordene soll es denn sein.

Bitte Versteht dass nicht falsch, aber ich denke dass jeder Stil anders ist,
und man nicht umbedingt mit falsch und richtig darüber geben sollte.

Ich hoffe darüber genügend ausschluss gegeben zu haben und habe
auch meine meinung gegeben zu haben.

Aber ich bin auch für jede Kritik offen, und ich will mit meiner Antwort
auch nicht "Mr.Besserwisser spielen" also denke ich nicht der
klügste zu sein.

Allerdings, hoffe dass meine Antwort so den ein oder anderen
einen blick über meine ausschlüsse gibt.

Heping
01-03-2005, 10:53
[QUOTE=Long Fei]Moment mal!!!!!

Kung Fu und Wushu sind zwei Verschiedene Gebite der Kampfkunst.
Wushu basiert auf Tai-Chi Chen Chuan(Urform Tai Chi)und Kung Fu
aus dem Shaolin der 18 Lo-Han.

Die erste Aussage Deiner Interpretation ist fachlich nicht korrekt. In China wird alles als Wushu bezeichnet, unabhängig davon, ob es traditionell oder modern ist. Kung Fu und Wushu sind deshalb nicht 2 Gebiete der Kampfkunst. Wushu basiert auf dem ursprünglichen Shaolin-Wushu oder Kung Fu, je nachdem welche Bezeichnung Du besser magst. Taiji wurde auf Basis des Buchs von General Ji Qiguang entwickelt (Buch des Boxkampf), wenn man der Entstehungsgeschichte der Chen-Familie Glauben schenkt, also ursprünglich ebenfalls auf Basis eines Wushu-Stils.

Allerdings hat sich eingebürgert, die äusseren Kung Fu/Wushu-Stile auf das buddhistische Shaolin-Kloster zurückzuführen, die inneren Stile wie Taiji, Bagua und Xingyi auf das taoistische Wudang-Gebirge. Mit Deinem Einleitungssatz würde das alles ja nicht übereinstimmen.

Heping

Literaturhinweis: Essentials of Chinese Wushu, von Wu Bin daneben gibt es viele andere gute Quellen, die im Grossen und Ganzen dasselbe sagen.

chuckybabe
01-03-2005, 20:47
Der Begriff Kung Fu hat auch nicht zwangsläufig etwas mit Kampfkunst zu tun, er wird in China seinem Sinngehalt nach auch für andere Gebiete oder besser gesagt Tätigkeiten benutzt.

Beste Grüße
Chuckybabe

Heping
02-03-2005, 09:04
Der Begriff Kung Fu hat auch nicht zwangsläufig etwas mit Kampfkunst zu tun, er wird in China seinem Sinngehalt nach auch für andere Gebiete oder besser gesagt Tätigkeiten benutzt.

Beste Grüße
Chuckybabe

Korrekt!

Freundliche Grüsse

Urs

Long Fei
02-03-2005, 20:11
Na wenn ihr meint das ur-taichi im Shaolinkloster entstanden ist muss euch
wohl nicht die tatsache erklären, dass es hier sich nicht um tai-chi-chuan
und nicht um tai-chi-chen sondern um tai-chi-chen-chuan handelt.

Es ist die Urformation jedes Tai-Chi-Stils den es überhaupt noch gibt.
Der Stil ist aber Unbekannt, dass hat leider auch seinen Grund.

Eigenlich darf ich dass ja nicht weitererzählen, aber dabei handelt es sich um
eine Legendäre Kriegs-Kampfkunst die deswegen so gefürchtet ist, weil sie
als einzige noch den verbotenen Stil Eiserne Hand(auch Eiserne Faust)
enhalten soll.

Der Grund woher ich dass habe ist,(Dass dürfte ich auch nicht sagen)
weil ich dass von einer geheimorganisation Namens "Dark Alliance"
vermittelt bekommen habe.

Kennt ihr zuffällig diese Organisation?

Klaus
02-03-2005, 20:35
Nein. Aber ich kenne Langeweile, und einfach mal fantasieren um irgendwelche Bedürfnisse oder Erlebnisse auszudrücken, mit denen man nicht zurecht kommt. Was ist es ?

Ich kenne übrigens auch "Geheimorganisationen" , die geheim sind weil sie nicht rumerzählt haben daß es sie gibt. Eigentlich sind die aber weder geheim, noch organisiert. Leute mit beeindruckenden Fähigkeiten, über die ich nicht diskutiere weil sie schwer zu lernen und nicht leicht zu verstehen sind. Dinge die aber jeder können kann, wenn er sich erinnert daß ganz tief drinnen so eine Seele vor sich hin lebt, die erstaunliche Dinge kann wenn man sie lässt. Und die sich auch freut wenn sie das machen soll. Kommt aber mit dem Preis der Wahrheit. Man kann nur das was die auch möchte, und muß sich anhören was die zu erzählen hat. Sind viele lustige Dinge. Kann einen von vielen schwierigen Erlebnissen heilen, wenn man den Mut hat zuzuhören und sich nicht stört an dem Gerede anderer Leute. Manchmal muß man aber lieber nicht erzählen, daß man das tut. Nur heimlich machen, und wieder froh sein daß man das hat.

Long Fei Zhuo Zi. :)

Jadetiger
02-03-2005, 21:19
Na wenn ihr meint das ur-taichi im Shaolinkloster entstanden ist muss euch
wohl nicht die tatsache erklären, dass es hier sich nicht um tai-chi-chuan
und nicht um tai-chi-chen sondern um tai-chi-chen-chuan handelt.

Es ist die Urformation jedes Tai-Chi-Stils den es überhaupt noch gibt.
Der Stil ist aber Unbekannt, dass hat leider auch seinen Grund. Niemand behauptet, dass Tai Chi im Shaolin entstanden ist. Das ist ja auch nicht der Fall.


Eigenlich darf ich dass ja nicht weitererzählen, aber dabei handelt es sich um
eine Legendäre Kriegs-Kampfkunst die deswegen so gefürchtet ist, weil sie
als einzige noch den verbotenen Stil Eiserne Hand(auch Eiserne Faust)
enhalten soll.Gib mal bei Google "Iron Palm" ein, dann wirst du sehen, wie "geheim" und "verboten" diese Techniken sind. In meinem Hauptstil (Hung Gar) sind diese Techniken auch Teil des Forgeschrittenen-Programms.


Der Grund woher ich dass habe ist,(Dass dürfte ich auch nicht sagen)
weil ich dass von einer geheimorganisation Namens "Dark Alliance"
vermittelt bekommen habe. Jetzt wird aber bunt! "Dark Alliance"??? Und wenn du endlich mit deinen unglaublichen Chi-Kräften ganze Raumschiffe aus Sümpfen heben kannst, kommt dein Trainer auf dich zu und eröffnet dir "Ich bin dein Vater, Long!"

Sag mal Long Fei, was rauchst du eigentlich den ganzen Tag für Kraut und wo kann ich das herbekommen?

Und sag uns doch mal bitte, wer der oder die Meister sind, bei denen du diese ganzen Kampfkünste erlernst, die du im Profil aufzählst.

Klaus
03-03-2005, 10:36
http://www.lycaeum.org/drugwar/DARKALLIANCE/
http://www.gamespot.com/misc/boxshot/index.html?pid=914543&plat=ps2&side=front

Jadetiger
03-03-2005, 16:33
Danke für die Links, Klaus.

Mir ist aber immer noch nicht ganz klar was Drogenbekämpfung oder ein Fantasy-Rollenspiel mit Kampfkunst zu tun haben soll.
Oder hat Long Fei seine Weisheiten aus einem Computerspiel? :ups:

mantis.wilm
03-03-2005, 17:00
Danke für die Links, Klaus.

Mir ist aber immer noch nicht ganz klar was Drogenbekämpfung oder ein Fantasy-Rollenspiel mit Kampfkunst zu tun haben soll.
Oder hat Long Fei seine Weisheiten aus einem Computerspiel? :ups:

Nu lass ihn doch in Ruhe, finde Klaus hat das schon ganz gut gemacht... und mir ist nicht klar, was Dir daran nicht klar ist ;)

chinakk
13-03-2005, 14:21
Also meinen Erfahrungen nach ist das moderene Wushu nicht zur Selbstverteidigung geeignet.

Wir lernen zwar sehr viele verschiedenen Formen und Stile, aber es geht bei uns in erster Linie um Wettkampforientiertes Training, was nahezu nur Formentraining für Wettkämpfe umfasst.

Ob , und wie gut ich mich verteidigen kann, kann ich jetzt gar nicht beantworten , da ich auf der Straße mich noch nicht kloppen musste, und wir im Training Selbstverteidigung sowieso kaum lernen.

Im modrnen Wushu ist es so, dass oft nicht einmal die Anwendungen der Formen erklärt werden.

Abgesehen davon , denke ich dass ich in einer guten Schule traininere, da genau dass im hohen Niveau unterrichtet wird, was ich lernen will.

Schöne Wushu Faust und Waffenformen.


Gruß

Newbie =)
13-03-2005, 22:45
Kann ich nicht ganz bestätigen, bei uns gibt es beides, ok der Schwerpunkt liegt ganz klar bei den Formen, doch der Trainer zeigt uns auch was die und die Bewegung für einen Sinn hat und was die bewirken soll. Am Ende des Trainings machen wir öffters Partnerübungen wo uns gezeigt wird wie man Faustschläge abblockt usw.

Also es ist nicht überall so das nur Wettkampfformen gemacht werden.