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Vollständige Version anzeigen : Warum sind natürliche Bewegungen so schwer?



Dojokun
30-11-2004, 23:50
Warum fällt es uns so schwer, uns einfach nur natürlich zu bewegen?
Wer einmal Meister wie Kanazawa, Kagawa, Kawasoe, Ochi oder wen auch immer gesehen hat wird feststellen, dass sie sich absolut natürlich und deshalb wirkungsvoll, schnell und stark bewegen. Wir hingegen wirken oft steif und unnatürlich, obwohl wir genau das natürlich nicht wollen.

Warum stehen wir uns selbst im Weg??
Welche Erfahrungen/Strategien habt ihr zum Thema?

HuLong
01-12-2004, 02:07
Das liegt wohl an unserer heutigen Lebensweise. Die Leute frueher hatten kein Auto, Geld wurde mit harter Arbeit verdient, alles war eben schwieriger als heute. Deshalb gibt es auch soviele Leute mit Haltungsfehlern. Sie wissen ihren Koerper nicht mehr richtig zu nutzen.
Ich kenne das Problem aus dem TaiJi Quan auch. DIe Bewegungen die du da ausfuehrst sind auch alle natuerlich, aber fuer den Normalo extrem schwer und unbequem.

HuLong

BotschafterKosh
01-12-2004, 03:29
Findest du, dass Age-Uke, Jodan Uke und so weiter natürlich aussehen?

weudl
01-12-2004, 05:53
Meine derzeitige Meinung hierzu (morgen könnte ich auf Grund neuer Erkenntnisse bereits wieder anderer Meinung sein) ist die, dass wir uns bei unseren Bewegungen primär auf den Schulterbereich konzentrieren, während sich bei Asiaten die Bewegung im Hüftbereich un unterhalb abspielt. Mit anderen Worten, wir sind viel zu hoch oben und müssen daher erst lernen, unser Körpergefühl nach unten sinken zu lassen.

Wir verwenden auch zu viel Spannung für unsere Gliedmaßen (auch die korrekte Spannung in den Kniegelenken ist wichtig). Ich verweise hier auf die Ausführungen von Karl-Heinz (der hier hoffentlich auch seine Sicht der Dinge darlegen wird) über den death-shot hammer-Effekt.

Unser Problem ist meiner Meinung nach auch unsere schlechte Haltung (vor allem beim Sitzen). In Asien hat sich bis vor nicht allzu langer Zeit das Leben primär am Boden abgespielt und da muss man eine ganz andere Haltung einnehmen als wie wenn man wie bei uns auf einem Sessel oder einer Bank lümmelt.

Dojokun
01-12-2004, 10:38
Erst einmal danke für die bisherigen Statements.

@ HuLong: Einleuchtende Theorie. Aber was ist mit Leuten, die sehr früh in ihrer Kindheit mit der Kk beginnen und lange und hart körperlich trainieren, nach der Schule auf dem Bau arbeiten und mit dem Fahhrad zur Arbeit fahren? Ohne Zweifel sidn diese Leute kräftiger etc, aber bewegen sie sich auch natürlicher?

@ BotschafterKosh: Bei mir noch nicht so ganz, aber bei den angesprochenen Japanern schon. Aber ich spreche auch von "banalen" Dingen wie einem korrekten Vorgehen in Zenkutsu-Dachi oder einem Oi-Zuki. Bei uns sieht das unnatürlich aus, bei den Japanern "wie aus einem Guss", absolut effektiv, schnell und natürlich.

@ weudl: Zustimmung zum Ansatz Schulter <=> Hüfte! Und auch ich würde gern die Meinung von Karl-Heinz zu diesem Thema hören...


Oss

Dojokun

Franz
01-12-2004, 10:47
vielleicht auch weil es nicht wirkliche natürliche Bewegungen sind und deshalb erlernt werden müssen und von denen die es können und eingeschliffen haben dann als natürliche Bewegung gesehen oder vermarktet wird ?

Dojokun
01-12-2004, 11:31
@ Franz:
Nun, sämtliche Bewegungen müssen erst gelernt und dann eingeschliffen werden.
Denken wir daran, dass wir alle als Kleinkinder erst laufen lernen mußten. Dass sieht am Anfang sehr unnatürlich aus. Aber mittlerweile würde jeder sagen, dass laufen eine natürliche Bewegung ist.
Allerdings kann man auch verkrampft laufen (durch Verletzung, Krankheit, Kälte, Nervosität...).

Ähnlich ist es in den Kampfkünsten.
Mir geht es jetzt um Faktoren für verkrampfte Bewegungen und Strategien dagegen.

Karl-Heinz
01-12-2004, 11:37
Hi,

ich muss HuLong und Weudl Recht geben. Es liegt hauptsächlich an der Lebensweise von uns modernen Menschen. Wir laufen zum Beispiel den ganzen Tag auf ebenem Untergrund herum, wir tragen dickes Schuhwerk, was bewirkt, dass die Zehen sich nicht mehr aktiv am Gang beteiligen. Ein sehr grosser Teil der Muskulatur in den unteren Extremitäten, die mit den Zehen verbunden ist (und alle Muskelketten darüber), wird dadurch größtenteils deaktiviert. Das raubt Struktur und Balance. Mit Übungen wie dem Raupengang (http://www.blauen-klinik.de/html/fusssohlen.htm) (den ganzen Artikel lesen) kann man die Funktion wieder herstellen und natürlich auch mit viel Bewegung auf unebenem Gelände mit Schuhen die ein aktives Arbeiten der Zehen erlauben. Macht man eine Kata zum Beispiel auf unebenem Gedände, werden mehr muskuläre Einheiten des selben Muskels aktiviert. Die Bewegungen werden stärker, sicherer und natürlicher.

Ein anderer sehr wichtiger Punkt ist, dass wir modernen Menschen in der Regel einen Tagesablauf haben, der ein fukusieren der Augen auf einen bestimmten Punkt erfordert. Schreibtischarbeit, Computerarbeit, Uhrmacher, Mechaniker usw.

Die Fokusierung der Augen auf einem Punkt, die wir den ganzen Tag vornehmen imobilisiert einen grossen Teil der Muskulatur. Das hat einen Grund, der in den Genen steckt. Man will bei bestimmten Arbeiten den Körper nicht bewegen. Das fokusieren sorgt auf völlig unbewuster Ebene für die Blockierung gewisser Muskelketten. Das ist bei jedem Menschen so. Das Problem ist nun, dass wir moderenen Menschen diese Blockaden noch aufrecht erhalten, wenn sie nicht mehr nötig sind.

Damit das erspürbar wird, was ich meine, beschreibe ich mal einen einfachen Test. Ich möchte die Leute, die das Lesen und den Test machen hier um Rückmeldung bitten. Es klingt unglaublich, aber durch eine einfache Manipulation mit den Augen, kann man die Beweglichkeit der Wirbelsäule um bis zu 20 cm bei einer Drehung erweitern. Wenn Ihr das gemacht habt, gebt einfach mal an, wie weit in cm Ihr damit gekommen seit.


Bitte ganz genau lesen!

Test 1 fokusieren

Aufrecht stehen, Beine leicht gebeugt, etwas mehr als Schulterbreit. Den rechten Arm mit der Handfläche nach oben auf Schulterhöhe direkt nach vorner ausstrecken. Als wenn man einen Fausstoss machen würde, nur mit offener Hand und Handfläche nach oben. Jetzt die Finger mit den Augen fixieren. Als Nächstes den ganzen Körper mit dem Arm auf vertikaler Achse nach rechts drehen, dabei die Fixierung der Finger mit den Augen aufrecht erhalten. Den Arm dabei so weit wie möglich um die Körperachse bewegen, so das es zu einer maximalen Verdrehung der Wirbelsäule kommt. Wenn es nicht mehr weitergeht, den Punkt den man erreicht hat merken. Der Arm soll dabei nicht "vor der Schulter" stehenbleiben, sondern kann sich in gleicher Höhe weiterbewegen, so weit er kommt.

Test 2 Fokusierung auflösen und aktive Nutzung der Augen

Beim zweiten Test, macht Ihr exakt das Gleiche mit einem Unterschied. Ihr blickt nicht mehr auf die Hand, sondern beginnt die Bewegung mit einer Bewegung der Augen. Das heisst, die Augen gehen in der Augenhöhle soweit nach rechts wie nur möglich (sieht doof aus), der Druck der Augen in diese Richtung wird während der ganzen Bewegung aufrecherhalten und Ihr versucht dabei mit den Augen und aktivem Blick einen Punkt zu erreichen, der jenseits der Reichweite ist.

Das bewirkt, dass der Körper die Blockade der Muskulatur die duch das fokusieren ensteht augenblicklich auflöst. In der Regel hat man sofort eine stark gesteigerte Beweglichkeit.

Wenn man die Übung verstanden hat, funktioniert das bei Jedem. Ein Teil unserer Steifheit und Unnatürlichkeit in den Bewegungen hat also nichts mit fehlender Gymnastik oder irgendwelchen körperlichen Übungen zu tun. Sondern mit unserer Lebensweise die ein starkes fukusieren der Augen erfordert.

Auf Kampfkunst bezogen bedeutet das, Übungen machen (mit ein bischen Fantasie kommt man auf ensprechende Übungen), welche die Augen defokusieren und bei Katas zum Beispiel nicht einfach nur den Kopf drehen und den Blick "mitnehmern", sondern die Augen aktiv einsetzen.

Wer den Test richtig gemacht hat, weiss was das bedeutet und was es bewirkt. Weil die Muskulatur quasi "befreit" wird, wird man auch wendiger und schneller. Es gibt noch ganz andere Methoden, aber das würde jetzt zu weit führen.

Die Sache mit der aktiven Nutzung der Augen beruht auf der Forschungsarbeit der Shayuquan (http://www.shayuquan.de) Leute um Ömer Humbaraci.

Ich wiederhole die Bitte nochmal. Bitte probiert es aus und postet die Ergebnisse in cm hier.

ps. Das funktioniert nicht nur bei dieser Bewegung.....

Franz
01-12-2004, 11:38
ich finde dazu das man über visualisieren arbeiten kann.
zusätzlich übt spezielle Körperregionen gezielt anzuspannen oder zu entspannen und mehr Kontrolle über diese Muskelgruppen zu bekommen.

Ryushin
01-12-2004, 12:10
Prinzipiell halte ich keine Bewegung im Karate (oder einem anderen Sport, for that matter) fuer natuerlich ... was genau ist also gemeint ?

Rgds,
Ryushin

Dojokun
01-12-2004, 12:43
@ Karl-Heinz: Faszinierend!!! Für mehr Infos, wenn nötig auch per Mail oder PN, wäre ich Dir sehr dankbar!!

@ Franz: Genau diesen Anstz verfolge ich. Seit einigen Jahren arbeite ich mit An- und Entspannung, und seit einiger Zeit ist nun auch Visualisierung dabei. Die Fortschritte sind auch enorm!

@ Ryushin: Was ist für Die eine natürliche Bewegung? Ganz allgemein betrachtet.

ps3ud0nym
01-12-2004, 12:55
[...]
Ähnlich ist es in den Kampfkünsten.
Mir geht es jetzt um Faktoren für verkrampfte Bewegungen und Strategien dagegen.
Das klingt jetzt vielleicht banal, aber ich sag's trotzdem. Meiner Meinung nach ist der Hauptgrund für solche verkrampften Bewegungen das Denken. Wie Du ja schon sagtest, als Kind musste man auch erst laufen lernen und das sah auch nicht sonderlich natürlich aus. Mittlerweile haben wir uns an die Bewegungen so sehr gewöhnt, dass wir nicht darüber nachdenken müssen. Aus dem Grund halte ich z.B. auch "Trockenübungen" für sinnvoll, weil man sich dadurch Bewegungsmuster einschleift. Sobald man diese ohne Nachdenken ausführen kann, werden sie natürlich.

Karl-Heinz
01-12-2004, 12:56
@ Karl-Heinz: Faszinierend!!! Für mehr Infos, wenn nötig auch per Mail oder PN, wäre ich Dir sehr dankbar!!


Habe Dir eine Email geschrieben.

Franz
01-12-2004, 13:07
Hi,

ich muss HuLong und Weudl Recht geben. Es liegt hauptsächlich an der Lebensweise von uns modernen Menschen. Wir laufen zum Beispiel den ganzen Tag auf ebenem Untergrund herum, wir tragen dickes Schuhwerk, was bewirkt, dass die Zehen sich nicht mehr aktiv am Gang beteiligen. Ein sehr grosser Teil der Muskulatur in den unteren Extremintäten, die mit den Zehen verbunden ist (und alle Muskelketten darüber), wird dadurch größtenteils deaktiviert. Das raubt Struktur und Balance. Mit Übungen wie dem Raupengang (http://www.blauen-klinik.de/html/fusssohlen.htm) (den ganzen Artikel lesen) kann man die Funktion wieder herstellen und natürlich auch mit viel Bewegung auf unebenem Gelände mit Schuhen die ein aktives Arbeiten der Zehen erlauben. Macht man eine Kata zum Beispiel auf unebenem Gedände, werden mehr muskuläre Einheiten des selben Muskels aktiviert. Die Bewegungen werden stärker, sicherer und natürlicher.



das Stichwort hierzu lautet : propiozeptives Training
desweiteren natürlich funktionales Training d.h. das Zusammenspiel trainieren,
Isolation vermeiden durch Einsatz komplexer Bewegungsmuster

Dojokun
01-12-2004, 13:10
Danke erstmal für die Mail! Eine Antwort kommt auch gleich!


Ich habe auch über 20 cm erreicht.
@ all: Probiert es aus, es ist wirklich erstaunlich!!

ps3ud0nym
01-12-2004, 13:17
Danke erstmal für die Mail! Eine Antwort kommt auch gleich!


Ich habe auch über 20 cm erreicht.
@ all: Probiert es aus, es ist wirklich erstaunlich!!
*lol* klar funktioniert das. Wenn ich die Übung aber richtig verstanden habe, hat das nichts mit Muskelentspannung zu tun, sondern lediglich mit den Versuchsvorgaben mit dem Blick.
Beim ersten Versuch soll man doch den Blick auf die Finger gerichtet lassen, dadurch schränkt sich schon die Bewegung ein, weil man ja nur die Hand so weit bewegt, dass man den Blick noch drauf fokussieren kann. Beim zweiten Test ist der Blick aber egal, also kann man da auch einfach die hand weiter raus bewegen. ;)

Ich will aber damit keines Wegs Karl-Heinz's Theorie widersprechen. Nicht, dass Misverständnisse aufkommen. Ich kann die sogar relativ gut nachvollziehen.

Karl-Heinz
01-12-2004, 13:23
*lol* klar funktioniert das. Wenn ich die Übung aber richtig verstanden habe, hat das nichts mit Muskelentspannung zu tun, sondern lediglich mit den Versuchsvorgaben mit dem Blick.
Beim ersten Versuch soll man doch den Blick auf der Handfläche gerichtet lassen, dadurch schränkt sich schon die Bewegung ein, weil man ja nur die Hand so weit bewegt, dass man den Blick noch drauf fokussieren kann. Beim zweiten Test ist der Blick aber egal, also kann man da auch einfach die hand weiter raus bewegen. ;)

Du hast es nicht verstanden. Du kannst beim ersten Versuch auch irgendwohin gucken. Der Test soll nur gleiche Bedingungen für Alle die ihn machen wollen schaffen. Der Unterschied liegt in der Defokusierung. :)

Man kann nicht nur die Hand weiter Bewegen, sondern auch den Kopf und die gesamte Wirbelsäule weiter drehen. Das setzt sich runter bis zu den Füssen fort.

ps3ud0nym
01-12-2004, 13:25
Du hast es nicht verstanden. :)
:D Ok, möchte ich nicht ausschliessen. ;)

DieKlette
01-12-2004, 13:58
Und nicht zu vergessen, Stress, Angst, Unzufriedenheit, Agression.
Wer das im Alltag fühlt, der hat eine unnatürliche Körperhaltung, die auch auf alle Menschen mit denen man kommuniziert abfärbt.
Wenn man diese Gefühle mit einem Lächeln auflöst, dann wird man merken, dass sich auch die Menschen plötztlich viel freundlicher verhalten. Viele meinen es wäre eine Art Aura, die jeder Mensch hat. Ich würde einfach meinen, dass wir unterbewußt an der Haltung der Menschen ihre Gesinnung wahrnehmen und darauf reagieren. Wenn man das weiß, dann kann man sich subtil beeinflussen. Sehr praktisch z.B. bei Vorstellungsgesprächen, wo die Körperhaltung sehr viel ausmacht ;).

Gruss

Julian

Jet Bruce chan
01-12-2004, 14:16
Nicht ganz 20 , aber fast... wirklich erstaunlich, wie schon gesagt, heisst das jetzt ich hab mein Leben lang alles falsch gemacht und bin praktisch "kaputt", also total unbeweglich, unesntspannt und verbogen... meine Hüfte sagt Ja... :o

Karl-Heinz
01-12-2004, 14:27
Nicht ganz 20 , aber fast... wirklich erstaunlich, wie schon gesagt, heisst das jetzt ich hab mein Leben lang alles falsch gemacht und bin praktisch "kaputt", also total unbeweglich, unesntspannt und verbogen... meine Hüfte sagt Ja... :o

Bau in Deine Trainingsroutine Übungen auf unebenem Untergrund ein und mache die Übungen in dem Artikel (Raupengang). Dann wird sich das bessern.

Du machst ja Tae Kwon Do. Benutze einfach mal die Augen bei Fersendrehschlägen aktiver. Genauso wie in der Übung beschrieben. Das bringt einiges an zusätzlichem Dampf in die Technik. :)

Nomarior
01-12-2004, 22:07
Das Experiment von Karl-Heinz ist wirklich faszinierend. Wenn meine Augen "vorausgehen" kann ich meinen Arm ca. 20 cm weiter drehen, als wenn ich meine Finger mit den Augen fixiere.

Martin
01-12-2004, 22:16
Hallo zusammen,

meint ihr jetzt natürliche Bewegungen in einer KK, also ob man versucht, "angeborene" Bewegungen auszunutzen oder neue "fremde" Bewegungen lernt, oder im Alltagsleben?

Sorry, ich blick das jetzt nicht ganz.

[Cobra]
01-12-2004, 22:22
Ich denke es hat auch viel damit zutun, dass die Japaner wesendlich öfters trainieren als wir.. bei den europ. Karatekas aus meinem Dojo sehen die Bewegungen Einiger auch natürlicher aus als meine - sie gehen aber auch viel öfters ins Training. ;)

Karl-Heinz
02-12-2004, 12:03
das Stichwort hierzu lautet : propiozeptives Training
desweiteren natürlich funktionales Training d.h. das Zusammenspiel trainieren,
Isolation vermeiden durch Einsatz komplexer Bewegungsmuster

Gut auf den Punkt gebracht Franz!

Karl-Heinz
02-12-2004, 12:25
Das Experiment von Karl-Heinz ist wirklich faszinierend. Wenn meine Augen "vorausgehen" kann ich meinen Arm ca. 20 cm weiter drehen, als wenn ich meine Finger mit den Augen fixiere.

Man kann auch noch was anderes probieren, was das gleiche Prinzip zeigt.

Schulterbreit aufrecht hinstellen die Augen passiv "stehen lassen" und dann nach hinten ins "Hohlkreuz" gehen so tief man kann, ohne in den Knien einzubrechen. Merken wie weit man kommt.

Dann das Selbe nochmal, aber nun die Bewegung mit den Augen beginnen. Also die Augen aktiv nach oben (ohne das sie in der Stirnhöhle verschwinden :) ) und dann nochmal nach hinten beugen. Wichtig ist, dass man wirklich versucht aktiv zu sehen.

Man sollte vorsichtig sein, wenn man Probleme mit der Wirbelsäule hat, weil bei einigen Leuten die Beweglichkeit derart gesteigert wird, dass man an Grenzbereiche kommt.

Wenn man in das Training Übungen einbauen möchte, die den Effekt der Fokusierung und damit der Einschränkung der Beweglichkeit aufheben, sind dazu Übungen die pheripheres Sehen erfordern gut geeignet. Man kann zum Beispiel einige Tennisbälle an Schnüren aufhängen, diese dann in Bewegung bringen, mit den Augen von einem Ball zum anderen springen und auch mal die Bahn eines Balles verfolgen, sich zwischen den Bällen bewegen ohne berührt zu werden und die Bälle alle gleichzeitig im Augen behalten usw. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Man kann auch Partnerübungen mit mehreren Partnern machen, die schnelle Richtungswechsel der Augen erfordern. Man kann auch mal für ein paar Minuten am Tag die Augen sehr schnell von einem Objekt zum Anderen springen lassen.

Wenn man das regelmäßig macht, lösen sich mit der Zeit die Bewegungseinschränkungen und Blockierungen der Muskulatur, die durch das Fokusieren zum Beispiel wärend der Computer-Arbeit enstanden sind auf.

Karl-Heinz
02-12-2004, 12:35
Und nicht zu vergessen, Stress, Angst, Unzufriedenheit, Agression.
Wer das im Alltag fühlt, der hat eine unnatürliche Körperhaltung, die auch auf alle Menschen mit denen man kommuniziert abfärbt.
Wenn man diese Gefühle mit einem Lächeln auflöst, dann wird man merken, dass sich auch die Menschen plötztlich viel freundlicher verhalten. Viele meinen es wäre eine Art Aura, die jeder Mensch hat. Ich würde einfach meinen, dass wir unterbewußt an der Haltung der Menschen ihre Gesinnung wahrnehmen und darauf reagieren. Wenn man das weiß, dann kann man sich subtil beeinflussen. Sehr praktisch z.B. bei Vorstellungsgesprächen, wo die Körperhaltung sehr viel ausmacht ;).


Das stimmt Julian,

wenn man sich mit guter Struktur bewegt hat man auch eine "dominate" Ausstrahlung, gegenüber einer eingefallenen "Opferhaltung."

Stress, Angst, Unzufriedenheit, Agression bewirken so gut wie immer eine Veränderung im Muskeltonus. Wenn jemand zum Beispiel "Niedergeschlagen" ist und den Kopf "hängen" lässt, muss ein Teil der Rückenmuskulatur blockieren um den Kopf in dieser Position zu halten, der Kopf wird ja nicht mehr "getragen". Das schränkt sofort die Beweglichkeit ein, weil diese Muskeln sich nicht mehr aktiv an der Bewegung beteiligen können. Sie halten nur noch und man "erstarrt" im wahrsten Sinne des Wortes.

seelae
02-12-2004, 18:34
Interessant. Ein paar cm holt man mit der Defixierung immer heraus:)

Hier ein paar Beobachtungen:

Mache ich diesen Test zweimal erreiche ich mit der Fixierung der Augen den ca den gleichen Winkel wie vorher mit der Defokusierung. Defixiere ich dann meinen Blick kann ich wieder ein paar cm herausholen. Das geht bis ich ein Bewegungsmaximum erreicht hab. Ist fast so als haette der Koerper ein Gedaechtnis fuer die letzte erreichte Dehnung und setzt die dann als 'normal', so dass man beim Wiederholen auf diesen maximalen Wert kommt. (uhh, ist das verstaendlich?)

Auch spielt es keine Rolle wohin ich defokusiert "schaue". (Das habe ich getestet, weil ich mir nicht sicher war, ob nicht ein pysischer Effekt (extremes Schauen in die Richtung in die man 'dehnt' == Verlangen/Antrieb eine weitere Drehung zu erreichen) eine Rolle spielt....

Anyway, sehr interessant...

Kenne von meinem Sensei die Behauptung, dass sich der Koeper in die Richtung bewegt in die man schaut (Beispiel Autofahren und am Radio rumspielen, - meisst lehnt man sich nach rechts unten, und wenn es ganz bloed kommt, kommt das Steuer sogar mit:)) Ich vermute mal, dass da aehnliche Gruende eine Rolle spielen.


Zum "natuerlich bewegen":
Gelegentlich redet mein Sensei davon, sich nicht "wie ein Tier" zu bewegen. Damit meint er unsere natuerliche, angeborene 'instinktgetriebene' Bewegung. (zB das Zusammenzucken, wenn man angegriffen wird) Er moechte nun, dass wir so lange die 'richtigen' Bewegungen trainieren, bis wir sie genauso 'instinktiv' machen wie wir vorher instinktiv zusammengezuckt sind. Eine Neukonditionierung quasi:)

Vielleicht ist es ja das, was die Natuerlichkeit ausmacht? Wenn eine Bewegung so in Fleisch und Blut uebergegangen ist, dass ich selbst im unbedachten, unueberlegten, instinktiven Augenblick mich entsprechend bewege wirkt vielleicht alles rund und zusammenpassend. Natuerlich halt.

Mache ich die Bewegungen nur teilweise instinktiv wird es wohl immer wieder Punkte geben an denen ich mich gemaess meiner 'urspruenglichen, tierischen' Instinke bewege. Da koennten dann schon kurze Augenblicke die Harmonie der Bewegung stoeren und dazu fuehren, dass man die Bewegung als unnatuerlich wahrnimmt..

So, aber ich bin ein kleiner bloeder Blaugurt und weiss noch nichts vom Leben:)

seelae

Karl-Heinz
02-12-2004, 21:40
Interessant. Ein paar cm holt man mit der Defixierung immer heraus:)

Hier ein paar Beobachtungen:

Mache ich diesen Test zweimal erreiche ich mit der Fixierung der Augen den ca den gleichen Winkel wie vorher mit der Defokusierung. Defixiere ich dann meinen Blick kann ich wieder ein paar cm herausholen. Das geht bis ich ein Bewegungsmaximum erreicht hab. Ist fast so als haette der Koerper ein Gedaechtnis fuer die letzte erreichte Dehnung und setzt die dann als 'normal', so dass man beim Wiederholen auf diesen maximalen Wert kommt. (uhh, ist das verstaendlich?)

Auch spielt es keine Rolle wohin ich defokusiert "schaue". (Das habe ich getestet, weil ich mir nicht sicher war, ob nicht ein pysischer Effekt (extremes Schauen in die Richtung in die man 'dehnt' == Verlangen/Antrieb eine weitere Drehung zu erreichen) eine Rolle spielt....

Anyway, sehr interessant...

Kenne von meinem Sensei die Behauptung, dass sich der Koeper in die Richtung bewegt in die man schaut (Beispiel Autofahren und am Radio rumspielen, - meisst lehnt man sich nach rechts unten, und wenn es ganz bloed kommt, kommt das Steuer sogar mit:)) Ich vermute mal, dass da aehnliche Gruende eine Rolle spielen.


Zum "natuerlich bewegen":
Gelegentlich redet mein Sensei davon, sich nicht "wie ein Tier" zu bewegen. Damit meint er unsere natuerliche, angeborene 'instinktgetriebene' Bewegung. (zB das Zusammenzucken, wenn man angegriffen wird) Er moechte nun, dass wir so lange die 'richtigen' Bewegungen trainieren, bis wir sie genauso 'instinktiv' machen wie wir vorher instinktiv zusammengezuckt sind. Eine Neukonditionierung quasi:)

Vielleicht ist es ja das, was die Natuerlichkeit ausmacht? Wenn eine Bewegung so in Fleisch und Blut uebergegangen ist, dass ich selbst im unbedachten, unueberlegten, instinktiven Augenblick mich entsprechend bewege wirkt vielleicht alles rund und zusammenpassend. Natuerlich halt.

Mache ich die Bewegungen nur teilweise instinktiv wird es wohl immer wieder Punkte geben an denen ich mich gemaess meiner 'urspruenglichen, tierischen' Instinke bewege. Da koennten dann schon kurze Augenblicke die Harmonie der Bewegung stoeren und dazu fuehren, dass man die Bewegung als unnatuerlich wahrnimmt..

So, aber ich bin ein kleiner bloeder Blaugurt und weiss noch nichts vom Leben:)

seelae

Hallo Seelae,

was Du schreibst stimmt. Für die Defokusierung um die Muskulatur wieder freizumachen ist es egal ob man in die Richtung schaut oder die Augen vorher aktiv durch umherschauen defokusiert. Der Körper gibt durch aktives Schauen auf jeden Fall ein Teil der durch Fokusierung enstehenden Haltespannung auf.

Wenn man aktiv in die Richtung der Bewegung guckt ist der Effekt allerdings stärker. Eine Kata wird zum Beispiel lebendiger und die Bewegungen kraftvoller.

Man kann auch die Gegenprobe machen und ca eine Minute auf irgeneinen Punkt im Raum scharf fokusieren ohne sich irgendwie ablenken zu lassen und dann "mit totem Blick" Drehen. Die Reichweite ist dann für ein paar Minuten etwas eingeschränkt. Danach normalisiert sich das dann wieder.

Wenn Du dann eine Minute den Blick schnell schweifen lässt, und Dich dann nochmal, einfach drehst, ist die Muskulatur sofort freier und der Bewegungsradius vergrössert sich.

Wenn man den Sinn der Übung verstanden hat, kann man Anfangen durch Pausen mit Augenübungen im Arbeitsalltag diese Konditionierung zu durchbrechen. Macht man das nicht, schleppt man die durch Fokusierung entstandene Spannung auch nach Feierabend noch mit rum.

Zanchin
05-12-2004, 14:07
Hi, ich glaube nicht, dass karate bewegungen an sich "natürlich" sind. Sie werden allerdings durch ständiges üben bei dem übenden "verankert". Erfahrene karateka entwickeln im laufe ihres karatelebens ihren eigenen stil. Ihre eigene art zu kämpfen, spezialtechniken, etc. und haben dann auch eine eigene "handschrift", die ich dann als "natürlich" bezeichnen würde. Da sie dann auch dem charakter des karatekas entspricht.

Dojokun
05-12-2004, 14:21
Nun gut, ich frage noch einmal:
Ist gehen eine natürliche Bewegung?
Wenn ja, warum mußten wir es dann erst lernen?
Was ist eine natürliche Bewegung? Wodurch ist sie definiert?

Franz
05-12-2004, 14:29
ich würde das so definieren, dass eine natürliche Bewegung ergonomisch erfolgt, das heißt eine schonende Biomechanik einsetzt, ansonsten ist es eher aufgezwungen
-> siehe einige Karate Stile mit dem "harten" Einrasten bei den Bewegungen und eher eckigen Bewegungen um vergleich zu eher weichen runden Bewegungen die weicher durchgeführt werden ich bilde mir ein Wado Ryu versucht das zu berücksichtigen

speziell auf das Laufen bezogen, Kinder lernen das von alleine, sie ziehen sich anfangs an etwas hoch und wenn die Muskulatur sich gebildet hat kommen hopser und dann kommen kurze Distanzen, da nun der Gleichgewichtssinn trainiert wird und die kleinen Stützmuskeln die vorher nicht gebraucht wurden
(propiozeptives Training) aufgebaut werden, das schaffen die Kinder aber von selber, man kann sie beim Muskelaufbau durch halten und hopsen lassen unterstützen aber nur dann wenn es von ihnen selber kommt

Karl-Heinz
05-12-2004, 15:05
Nun gut, ich frage noch einmal:
Ist gehen eine natürliche Bewegung?
Wenn ja, warum mußten wir es dann erst lernen?


da müsste man die Gegenfrage stellen: "Welches gehen"? Als Stadtkind in einer Zivilisation wie unserer lernt man gehen auf einem ebenen Untergrund und man übernimmt teilweise die Haltung der Eltern durch Imitation. Der daraus resultierende Gang ist ein reiner Schwunggang mit ständig modifizierten Fallbewegungen. Für einen ebenen Untergrund ist diese Art zu gehen ausreichend und wir empfinden es als natürlich. Ich glaube nicht, dass dieser Gang für Kampfkünstler sehr effektiv ist.

Würde ein Indio im Regenwald so gehen, würde er ständig über irgendwelche Unebenheiten stolpern. Naturvölker setzen Ihre Füsse aktiv um Unebenheiten auf dem Boden auszugleichen. Das würde ich als natürlichen Gang bezeichnen.

Ein "aktiver" Gang ist was vollkommen anderes als unser Schwunggang.

Man kann die Unterschiede leicht mit einfachen Takedownversuchen mit Griffen in den Nacken und dann nach unten ziehen an einem Partner, der auf einen zugeht demonstrieren. Setzt man die Füsse aktiv geht das deutlich schwerer.

Dojokun
05-12-2004, 15:11
@ Karl-Heinz:
Genau das ist der Punkt, auf den ich hinauswollte.
Viele Dinge sehen wir als "natürlich" an, obwohl sie durch unsere eher unnatürliche (da zivilisatorisch bedingte) Umwelt oder durch kulturelle Gegebenheiten ("Brust raus, Bauch rein") geprägt sind.

In vielen Künsten ist der Sinn darin zu suchen, unnatürliche Bewegungen zu erkennen, zu eliminieren und durch natürliche Bewegungen zu ersetzen.

Karl-Heinz
05-12-2004, 15:34
In vielen Künsten ist der Sinn darin zu suchen, unnatürliche Bewegungen zu erkennen, zu eliminieren und durch natürliche Bewegungen zu ersetzen.

So sehe ich das auch. Der Unterschied zwischen natürlich und unnatürlich liegt auch nicht unbedingt in der "äusseren" Form, sondern eher in der "inneren" Struktur.

Man kann zum Beispiel zwei Karatekas nehmen, beide mit gleichem Körperbau, beide mit perfekter äusserer Technik, beide gleich schnell.

Bekommt man einen Gyaku Zuki vom ersten in den Bauch tuts weh. Bekommt man vom zweiten eine opisch in jeder Hinsicht gleiche Technik, fällt man um. Jeder der lange genug Kampfkunst macht, kennt diese Phänomene. Ich denke, dass der mit der größeren Schlagwirkung sich "innerlich" natürlicher bewegt und dadurch unter vielem Anderen unnötige Spannungen eliminiert und sich dadurch nicht selbst im Weg ist.

Manche entwickeln sowas rein zufällig. Es gibt aber auch gezielte Methoden dafür.

weudl
05-12-2004, 17:53
Für mich ist eigentlich jede Bewegung natürlich, die den zulässigen Bewegungsrichtungen der Gelenke entspricht und bei der der Gebrauch der Muskulatur optimiert wurde (= nur für die Bewegung benötigte Muskulatur wird verwendet).

seelae
06-12-2004, 14:56
Wenn ich das richtig verstehe, sagst Du, Karl-Heinz, dass man weder visuell noch technisch einen Unterschied zwischen den Schlaegen ausmachen kann, aber die Wirkung unterschiedlich ist.
Damit habe ich ehrlich gesagt ziemlich Muehe. In meiner recht rational aufgebauten Welt kann die gleiche Technik von zwei gleichgebauten Menschen keine sehr unterschiedliche Wirkung haben. Du sagst, dass sich der eine "innerlich natuerlich" bewegt, und dass das der Grund fuer die unterschiedliche Wirkung ist.
Aber wenn dieses "innerlich natuerlich" bewegen einen Unterschied in der Wirkung erziehlt, gehoert es fuer mich mit zur Technik.
Du scheinst Technik und "innerlich natuerlich" bewegen losgeloest von einander zu betrachten als ob das eine ohne das andere existieren koennte.

Das andere ist: Ich habe keine sonderlich guten Augen, aber ich fange an Unterschiede zwischen Techniken zu sehen. Besonders wenn man darauf achtet kann man oft viel mehr erkennen, als man denkt. Da sich dieser ganze Thread um das natuerlich bewegen dreht und darum, warum es die einen koennen und die anderen nicht, bedeutet das doch, dass man Unterschiede zwischen 'natuerlichen' und 'unnatuerlichen' Bewegungen sieht. Und wenn ich einen Unterschied sehe, dann muss ich den doch auch technisch erfassen koennen..

Gleichzeitig gibt es gewisse Bewegungen, die vererbt oder Abgeschaut sind und die eine Person characterisieren. Diese wegzutrainieren ist fast unmoeglich und vielleicht faellt die "innere natuerliche" Bewegung ja in die gleiche Klasse...

Ohh man, ich hab solches Kopfweh, dass ich schon ganz konfus bin. Ich hoere wohl besser mal auf, bevor es noch schlimmer wird.

seelae

Karl-Heinz
06-12-2004, 15:11
Wenn ich das richtig verstehe, sagst Du, Karl-Heinz, dass man weder visuell noch technisch einen Unterschied zwischen den Schlaegen ausmachen kann, aber die Wirkung unterschiedlich ist.
Damit habe ich ehrlich gesagt ziemlich Muehe. In meiner recht rational aufgebauten Welt kann die gleiche Technik von zwei gleichgebauten Menschen keine sehr unterschiedliche Wirkung haben. Du sagst, dass sich der eine "innerlich natuerlich" bewegt, und dass das der Grund fuer die unterschiedliche Wirkung ist.
Aber wenn dieses "innerlich natuerlich" bewegen einen Unterschied in der Wirkung erziehlt, gehoert es fuer mich mit zur Technik.
Du scheinst Technik und "innerlich natuerlich" bewegen losgeloest von einander zu betrachten als ob das eine ohne das andere existieren koennte.

Das andere ist: Ich habe keine sonderlich guten Augen, aber ich fange an Unterschiede zwischen Techniken zu sehen. Besonders wenn man darauf achtet kann man oft viel mehr erkennen, als man denkt. Da sich dieser ganze Thread um das natuerlich bewegen dreht und darum, warum es die einen koennen und die anderen nicht, bedeutet das doch, dass man Unterschiede zwischen 'natuerlichen' und 'unnatuerlichen' Bewegungen sieht. Und wenn ich einen Unterschied sehe, dann muss ich den doch auch technisch erfassen koennen..

Gleichzeitig gibt es gewisse Bewegungen, die vererbt oder Abgeschaut sind und die eine Person characterisieren. Diese wegzutrainieren ist fast unmoeglich und vielleicht faellt die "innere natuerliche" Bewegung ja in die gleiche Klasse...

Ohh man, ich hab solches Kopfweh, dass ich schon ganz konfus bin. Ich hoere wohl besser mal auf, bevor es noch schlimmer wird.

seelae

Denke nicht so kompliziert. Ich meine, dass man als Beobachter keinen Unterschied sieht, weil die äusserliche Bewegung identisch ist.

Ich kann zum Beispiel zwei optisch gleiche Schläge hintereinander machen, die Du durch Beobachtung nicht unterscheiden kannst. Die Wirkung ist aber vollkommen anders. :)

Pasch
06-12-2004, 18:29
Hi Leute

bin grade über den Beitrag gestolpert.
Ich bin ein paar Mal Opfer dieser Schläge geworden..
Mein erstes Erlebnis:
Jemand haut mir einfach auf die Schulter, ohne viel Schwung oder Gewicht, so wie man nem Kumpel auf die Schulter haut..
Allerdings bin ich in dem fall auf die Knie gesunken, weil mein Körper den Schlag sonst nicht abgefedert bekommen hätte..
Dieser Schlag war ohne grosse Körperdrehung oder Muskelkraft.. er hat das Ding fast nur fallen gelassen.
Mein zweites Erlebnis:
Ein langjähriger TaiChi'ler demonstriert mir den Unterscheid zwischen externen/internen Schlägen.
Der erste Schlag war extern und schnell ausgeführt. Ich hab das DIng durchaus wahrgenommen, war auf die Brust angesetzt, aber es hätte mich nicht gross beeinflusst in nem Kampf.
Für den zweiten Schlag gab man mir ein 5-7 cm dickes Lederpolster an die Stelle. Der selbe Schlag, aber scheinbar langsamer, mit ner leichten Beschleunigung am Ende. Ich konnte danach 5 Minuten nicht mehr atmen.
Mein drittes Erlebnis:
Sogenannte Schockschläge, wo aus der Körpermitte ein Impuls erzeugt wird. Der kerl hat das Ding extrem langsam ausgeführt auf mein Brustbein.. Ich hatte dabei echt tierische Angst, daß mein Brustbein bricht. Allerdings kann er das weit schneller und bricht bei durchgestrecktem Arm (!!) Platten mit ner Bruchstärke von 250kg.

Zu mir:
Ich wiege 100 Kilo (und die sind kaum Fett) und mache 1 1/2 Jahre KungFu (Mantis), damit ihr seht, daß er das nid mit irgendnem Spargel gemacht hat!

Grandizer
06-12-2004, 22:26
Hier an der Stelle würde ich jetzt sagen, dass wir zu viel denken, wenn wir die Schläge ausführen.
Wie Bruce Lee im folgenden Video sagt: "Don't think! Fee~l!"
Ich bin ehrlich gesagt genau so ratlos wie der Junge im Video. Ich kann beim besten Willen keinen größeren Unterschied ausmachen zwischen den 3 Tritten, und versteh dieses "Emotional Content" nicht. Ich hätte sogar gesagt, dass der erste Yoko-Geri am besten aussah :o
Bin mal gespannt was ihr davon verstanden habt.

Dojokun
07-12-2004, 00:02
Ich habe verstanden dass das ein Film ist.
Mit Schauspielern, einem Drehbuch und allem Drum und Dran.

Nimmst Du das wirklich für bare Münze??

Grandizer
07-12-2004, 00:32
Ja :D (wie gesagt, Bruce Lee nahm seine Filme ernst, und wollte immer etwas vermitteln, die Stelle ist kein Spaß)
Ich könnte sogar weinen, jedes Mal ich die Stelle sehe.

Es gibt auch so ne Stelle in "The Last Samurai", wo Tom Cruise mit den ganzen Samurais trainiert. Einer meinte zu ihm "nicht bedenken".
Oder wie Bruce Lee sagt: Empty your mind.

Ich denke, das ist unser Problem. Mir passiert's beim Training manchmal so, dass ich mich so in die Lage von Bruce Lee versetze wenn er mal ein Tsuki macht (so wie beim Aufwärmen gegen Chuck Norris zB) und dann schlage. Fühlt sich total geil an, klappt leider dann nicht mehr, wenn ich wieder an die Bewegung denke. Sollte öfter mal auf Bruce Lee hören: Just do it!

FireFlea
07-12-2004, 02:44
Also auch wenn es wieder Off Topic zu werden droht moechte ich noch mal was zu Bruce Lee Filmen sagen. KK in Filmen sind darauf ausgelegt spektakulaer zu erscheinen, was natuerlich ganz klar ist, da man dem Zuschauer auch was bieten will. Jesse Glover, Bruce Lees aeltester Schueler und bester Freund, sagt in einem Interview, dass sich die KK von Bruce Lee in Filmen und in der Realitaet grundlegend unterschied, da hier der Wert auf kurzen und effektiven Bewegungen liegt.

Aber natuerlich an "Empty your mind" ist schon was dran, man kann im Kampf ja nicht zu lange nachdenken und muss schnell und spontan agieren.

Grandizer
07-12-2004, 03:11
Kurz gesagt, Bruce erzählt nie Scheiße in seinen Filmen.

FireFlea
07-12-2004, 03:35
Die besten KK Filme sind immer noch von Bud Spencer. PUNKT :D

Dojokun
07-12-2004, 09:35
Also langsam reicht es mir.
Der Thread ist zum Thema natürliche Bewegung erstellt worden.
Jetzt nehmen wir Grandizers Statement "Empty your mind" als Beitrag zum Thema, aber der ganze Bruce Lee - Kram hat mit dem Thema nix zu tun. Aus diesem Grund ist damit Schluss.
Zurück zum Thema!

Und @ Grandizer:
Auch wenn die Quintessenz Deiner Aussage ja völlig in Ordnung ist torpediert die Art und Weise, wie Du sie darlegst, den Thread. Und das ist nicht der erste, den Du zu zerschießen drohst. Ich untermauere an dieser Stelle meine Aufforderung an Dich, Dir bitte zu überlegen, wie Du ein Posting gestaltest! Denn der ständige Unfrieden, den Du stiftest, geht sehr vielen hier gegen den Strich.


Oss

Dojokun

P.S. Antworten auf diesen Post bitte nur per PN. Hier möchte ich beim Thema bleiben!!

Karl-Heinz
07-12-2004, 10:25
Ich versuche mal am Beispiel eines Gyaku Zuki zu erklären, was ich für einen natürlichen Bewegungsablauf halte:

Ein Gyaku Zuki mit einer Peitschenbewegung:

1. Die Bewegung beginnt in den Füssen.

2. Der Impuls der Füsse setzt sich über die Hüfte fort und wird von dieser verstärkt.

3. Durch den Impuls der Hüfte kommt es zu einer leichten spiraligen Vertwistung der Wirbelsäule.

4. Durch die Entladung dieser Vertwistung wird die Schulter nach vorne katapultiert.

5. Der Impuls der Schulter überträgt sich auf den Arm.

Macht man den Gyaku Zuki in dieser Sequenz hat man einen Peitscheneffekt.

Jetzt zu den Störungen in diesem Ablauf, die man von aussen nicht sieht.

Wenn die Sequenz gestört ist und Teile des Körpers vorauseilen, bevor der Impuls von unten sie antreibt, dass kann ganz minimal sein, ist der Impuls verloren und man schlägt nur noch lokal mit der "Restbewegung"

Wenn es in irgendeiner Phase dieser Sequenz zu Spannungen kommt, zum Beispiel in den Knien, der Hüfte, dem Rücken oder der Schulter, unterbricht man an diesem Punkt die Sequenz. Der Anfangsimpuls geht verloren.

Dann kommt noch der Effekt der weichen, nicht an der Bewegung beteiligten Muskulatur, Fett und Körperflüssigkeiten, die nach dem Impakt der Faust, diese weiter in das Ziel drücken und den Rückstoss verhindern dazu, der "Death Shot Hammer Effekt".

Der Effekt wird durch zu grosse Muskelspannung verhindert indem man zum Beispiel die Faust zu früh spannt und damit die Unterarmmuskulatur blockiert oder indem das Kime zu früh einsetzt.

Wenn sich jemand natürlich bewegt und dadurch alle diese Störfaktoren eliminiert ist der Schlag sehr stark.

Wie ich in einem anderen Beitrag in diesem Thread schon geschrieben habe, ist es sehr schwer so etwas durch reine Beobachtung zu beurteilen. Das muss man spüren.

Man kann den Gyaku Zuki auch koordiniert ohne eine solche Sequenz schlagen. In dem Fall bewegt sich alles gleichzeitig und man hat einen Stoss anstatt des Peitscheneffektes.

Auch hier, Peitschenprinzip / Stoss ist der Unterschied nur mit sehr geübtem Auge festzustellen. Bei Kanazawa habe ich damals ganz klar das Peitschenprinzip gesehen.

Wenn man sich natürlich bewegt kommen meist solche Sequenzen zustanden, wenn man versucht eine Bewegung "zu machen" wird der natürliche Ablauf oft gestört.

Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass wir nicht soviel Neues lernen müssen, sondern eher ineffektive Bewegungsmuster, die eine Folge unserer Zivilisation sind wieder loswerden sollten.

Babys benutzen Ihre Muskulatur noch sehr natürlich und sind für ihre Größe sehr stark. Später geht das durch antrainierte ineffektive Bewegungsmuster und Imitation von Vorbildern usw verloren.

Karl-Heinz

Dojokun
07-12-2004, 10:34
@ Karl-Heinz:
Sehr gelungener Beitrag. Vielen Dank dafür!

:respekt:

FireFlea
07-12-2004, 11:16
Hallo, kennt einer von Euch Rolfing ? Hoert sich interessant an. http://www.rolfing.org/

Also eine natuerliche Bewegung ist fuer mich eine Bewegung die moeglichst oekonomisch mit dem geringst moeglichen Kraftaufwand durchzufuehren ist. Ein tiefer Stand und tiefes Vorgehensind nicht oekonomisch und erfordern einiges mehr an Energie als ein normaler Schritt und um diese "unnatuerliche" Bewegung natuerlich und selbstverstaendlich ausschaueen zu lassen braucht es lange Uebung, die die erstgenannten Meister ja auch hinter sich haben.

Karl-Heinz
07-12-2004, 11:25
Hallo, kennt einer von Euch Rolfing ? Hoert sich interessant an. http://www.rolfing.org/


Ich habe die Bücher von Ida Rolf. Sehr interessant. Problematisch ist, dass es einige Abspaltungen von ihrer ursprünglichen Lehre gibt, wo es dann in eine esoterische Richtung geht.

Das Buch über Spiraldynamik von Larsen ist auch sehr interessant und lehrreich:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3928632167/

Karl-Heinz
07-12-2004, 11:44
Ein kleines Beispiel einer "unverdorbenen" kindlichen Bewegung.

Das Kind streckt den Arm aus um etwas zu greifen. Damit es nicht fällt, weil der Arm sich von der Körpermitte entfernt und damit den Schwerpunkt nach vorne verlagert, streckt es als Kompensation den anderen Arm in die Gegenrichtung aus. Der Körper kann dabei entspannt bleiben und die Bewegungsmöglichkeiten werden nicht eingeschränkt. Das alles passiert unbewusst.

Jugendlich oder Erwachsene finden diese Geste "uncool" und lassen den Arm hängen. Der Ausgleich muss dann über eine Körperspannung in der, der Bewegung entgegengesetzten Muskulatur erfolgen. Durch diese Spannung wird die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt.

Die Geste auf dem Bild ist fast identisch mit einer typischen Tai Chi Geste :)

Das Bild stammt aus einem Buch über "anatomisch richtige Bewegung".

D_Invader
07-12-2004, 12:29
Genauso sehe ich das auch. Es geht nicht primär darum, neue, komplizierte Bewegungsmuster zu erlernen, sondern darum, zur natürlichen Effektivität zurückzufinden, was bestimmt nicht leicht ist. Auch wenn das jetzt schon oft gemacht wurde, nochmal einen Satz von Bruce Lee, der wie ich denke, wirklich zu dem Thema das Threads gehört. Er sagte einmal, dass KK nicht ein ständiges mehr, sondern ein ständiges weniger ist, indem man alle unnatürlichen und sinnlosen Bewegungen eliminiert. Man lernt also nicht andauernd neue Techniken, sondern lernt, die alten wieder zu gebrauchen, daher das ständige weniger.

weudl
16-12-2004, 05:50
Wenn Ihr Euch die Akteure des hier (http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?t=23003) erwähnten Trailers vom Gasshuku in Konstanz anseht, von wem würdet Ihr gefühlsmäßig sagen, dass er über natürliche Bewegungen verfügt? Dies soll aber absolut keine Wertung oder Diskussion über deren Fähigkeiten als Karateka, Sportler, Trainer etc. sein. Da sind sie sicher alle über jede Kritik erhaben. Es geht mir rein um die in den vorangegangenen Postings erwähnte 'Natürlichkeit'. Natürlich sagen ein paar Sequenzen auf einem Clip nicht viel aus, aber einige von Euch kennen ja die meisten Akteure bereits seit vielen Jahren (ich habe offen gestanden noch keinen von ihnen jemals in Aktion gesehen).

Dojokun
16-12-2004, 14:45
Nun gut, gehen wir die einzelnen Akteure mal durch.

Ochi: Definitiv
Sugimura: ebenfalls
Tsuyama: Ich persönlich finde einige Bewegungn von ihm irgendwie unnatürlich. Aber ich habe im letzten Jahr gesehen, wie er ganz locker das bestreckte Bein bei unbewegtem Oberkörper hochgeschwungen hat. Bis das ganze Bein am immer noch unbewegten und absolut aufrechten Oberkörper anschlug. Und das Standbein wurde weder angewinkelt noch hat sich der Standfuß bewegt (angehoben oder zur Seite gedreht). Also muss er es doch beherrschen.
Akita (leider nicht auf dem Demo-Clip): Teilweise ja. Aber ich habe 2000 eine Kata-Vorführung von ihm gesehen. Und da war noch nicht alles so natürlich. Nun gut, er ist ja auch noch recht jung.
Kiiskilä: Oh ja. Wer ihn mal wirklich in Aktion gesehen hat weiß was ich meine. Er scheint manchmal die Schwerkraft außer Gefecht zu setzen, so locker und natürlich bewegt er sich
Glad: Technisch gut, keine Frage! Als Mensch genial. Aber er versucht seiner eigentlich sehr natürlichen Bewegung oft durch überbetonte Atmung einen schärferen Charakter geben zu wollen. Brauch er doch garnicht.
Osterkamp: Technisch brilliant. Und ich erinnere mich an eine entspannte Unsu, die er beim Gasshuku im letzten Jahr beim Training der Guppe ab Nidan zeigte. Herrlich!!
Fischer: No comment, habe komischerweise noch nie bei ihm trainiert. Habe nur eine Vorführung von ihm gesehen.
Torzi (leider auch nicht in dem Clip): Definitiv. Das macht seine Technik so perfekt!

So, das war meine Lobeshymne auf unsere Instructoren ;)

Sebastian
16-12-2004, 14:58
Kann Dojo nur zustimmen ;)

Bei Torzi, Osterkamp und Ochi ist mir das auch so aufgefallen. Ebenso fand ich Julian Chees seine Bewegungen irgendwie natürlich und für ihn selbstverständlich.

Dojokun
16-12-2004, 15:04
Ebenso fand ich Julian Chees seine Bewegungen irgendwie natürlich und für ihn selbstverständlich.

Stimmt! Julian ist auf jeden Fall zu erwähnen!!!
Kommt der nicht im nächsten Jahr nach Groß-Umstadt ;)

Sebastian
16-12-2004, 15:24
na klar, 12./13. Februar -> http://www.karate-dojo-gross-umstadt.de/inhalt/termine/chees2005.pdf

weudl
16-12-2004, 20:51
Wie gesagt, kann ich leider nur die kurzen Ausschnitte auf dem Clip beurteilen, aber mein Eindruck war der, dass Ochi und Sugimura sich vom Körpergefühl her doch etwas von allen anderen abheben. Definitiv verfügen die anderen ebenfalls über exzellente Techniken und natürliche Bewegungen, aber die beiden sind meiner Meinung nach doch eine Klasse für sich (einfach herrlich, diese nicht vorhandene Spannung in den Schultern...).
Tsuyama hat mich offen gestanden ein wenig enttäuscht (sowohl technisch als auch vom Körpergefühl her), aber vielleicht reicht die kurze Sequenz auch nicht aus für eine Beurteilung oder seine Technik übersteigt mein Urteilsvermögen...

Laosha
05-04-2005, 04:16
Danke erstmal für die Mail! Eine Antwort kommt auch gleich!

Ich habe auch über 20 cm erreicht.
@ all: Probiert es aus, es ist wirklich erstaunlich!!

Hello Dojokun,

worauf, bzw. auf welchem Test oder Übung bezieht sich deine Antwort?

Bin mit Forumkommunikation nicht sehr vertraut, daher die Frage.

Grüße - Ömer Humbaraci

BotschafterKosh
05-04-2005, 04:55
Was haben die haesslich aussehenden Karatetechniken mit einem natuerlichen (eleganten, fliessendem?) Bewegungsmuster zu tun?

Was versteht ihr unter natuerlich?

Dojokun
05-04-2005, 08:31
:ups:
Was haben die haesslich aussehenden Karatetechniken mit einem natuerlichen (eleganten, fliessendem?) Bewegungsmuster zu tun?

Was versteht ihr unter natuerlich?


Du kennst die natürlichen Bewegungen, die ich meine, garnicht.......

Dojokun
05-04-2005, 08:34
@ Ömer:
Darum geht es, ist eitwas über dem von mir zitierten Post zu lesen.
Probier es mal aus ;)


Hi,

ich muss HuLong und Weudl Recht geben. Es liegt hauptsächlich an der Lebensweise von uns modernen Menschen. Wir laufen zum Beispiel den ganzen Tag auf ebenem Untergrund herum, wir tragen dickes Schuhwerk, was bewirkt, dass die Zehen sich nicht mehr aktiv am Gang beteiligen. Ein sehr grosser Teil der Muskulatur in den unteren Extremitäten, die mit den Zehen verbunden ist (und alle Muskelketten darüber), wird dadurch größtenteils deaktiviert. Das raubt Struktur und Balance. Mit Übungen wie dem Raupengang (http://www.blauen-klinik.de/html/fusssohlen.htm) (den ganzen Artikel lesen) kann man die Funktion wieder herstellen und natürlich auch mit viel Bewegung auf unebenem Gelände mit Schuhen die ein aktives Arbeiten der Zehen erlauben. Macht man eine Kata zum Beispiel auf unebenem Gedände, werden mehr muskuläre Einheiten des selben Muskels aktiviert. Die Bewegungen werden stärker, sicherer und natürlicher.

Ein anderer sehr wichtiger Punkt ist, dass wir modernen Menschen in der Regel einen Tagesablauf haben, der ein fukusieren der Augen auf einen bestimmten Punkt erfordert. Schreibtischarbeit, Computerarbeit, Uhrmacher, Mechaniker usw.

Die Fokusierung der Augen auf einem Punkt, die wir den ganzen Tag vornehmen imobilisiert einen grossen Teil der Muskulatur. Das hat einen Grund, der in den Genen steckt. Man will bei bestimmten Arbeiten den Körper nicht bewegen. Das fokusieren sorgt auf völlig unbewuster Ebene für die Blockierung gewisser Muskelketten. Das ist bei jedem Menschen so. Das Problem ist nun, dass wir moderenen Menschen diese Blockaden noch aufrecht erhalten, wenn sie nicht mehr nötig sind.

Damit das erspürbar wird, was ich meine, beschreibe ich mal einen einfachen Test. Ich möchte die Leute, die das Lesen und den Test machen hier um Rückmeldung bitten. Es klingt unglaublich, aber durch eine einfache Manipulation mit den Augen, kann man die Beweglichkeit der Wirbelsäule um bis zu 20 cm bei einer Drehung erweitern. Wenn Ihr das gemacht habt, gebt einfach mal an, wie weit in cm Ihr damit gekommen seit.


Bitte ganz genau lesen!

Test 1 fokusieren

Aufrecht stehen, Beine leicht gebeugt, etwas mehr als Schulterbreit. Den rechten Arm mit der Handfläche nach oben auf Schulterhöhe direkt nach vorner ausstrecken. Als wenn man einen Fausstoss machen würde, nur mit offener Hand und Handfläche nach oben. Jetzt die Finger mit den Augen fixieren. Als Nächstes den ganzen Körper mit dem Arm auf vertikaler Achse nach rechts drehen, dabei die Fixierung der Finger mit den Augen aufrecht erhalten. Den Arm dabei so weit wie möglich um die Körperachse bewegen, so das es zu einer maximalen Verdrehung der Wirbelsäule kommt. Wenn es nicht mehr weitergeht, den Punkt den man erreicht hat merken. Der Arm soll dabei nicht "vor der Schulter" stehenbleiben, sondern kann sich in gleicher Höhe weiterbewegen, so weit er kommt.

Test 2 Fokusierung auflösen und aktive Nutzung der Augen

Beim zweiten Test, macht Ihr exakt das Gleiche mit einem Unterschied. Ihr blickt nicht mehr auf die Hand, sondern beginnt die Bewegung mit einer Bewegung der Augen. Das heisst, die Augen gehen in der Augenhöhle soweit nach rechts wie nur möglich (sieht doof aus), der Druck der Augen in diese Richtung wird während der ganzen Bewegung aufrecherhalten und Ihr versucht dabei mit den Augen und aktivem Blick einen Punkt zu erreichen, der jenseits der Reichweite ist.

Das bewirkt, dass der Körper die Blockade der Muskulatur die duch das fokusieren ensteht augenblicklich auflöst. In der Regel hat man sofort eine stark gesteigerte Beweglichkeit.

Wenn man die Übung verstanden hat, funktioniert das bei Jedem. Ein Teil unserer Steifheit und Unnatürlichkeit in den Bewegungen hat also nichts mit fehlender Gymnastik oder irgendwelchen körperlichen Übungen zu tun. Sondern mit unserer Lebensweise die ein starkes fukusieren der Augen erfordert.

Auf Kampfkunst bezogen bedeutet das, Übungen machen (mit ein bischen Fantasie kommt man auf ensprechende Übungen), welche die Augen defokusieren und bei Katas zum Beispiel nicht einfach nur den Kopf drehen und den Blick "mitnehmern", sondern die Augen aktiv einsetzen.

Wer den Test richtig gemacht hat, weiss was das bedeutet und was es bewirkt. Weil die Muskulatur quasi "befreit" wird, wird man auch wendiger und schneller. Es gibt noch ganz andere Methoden, aber das würde jetzt zu weit führen.

Die Sache mit der aktiven Nutzung der Augen beruht auf der Forschungsarbeit der Shayuquan (http://www.shayuquan.de) Leute um Ömer Humbaraci.

Ich wiederhole die Bitte nochmal. Bitte probiert es aus und postet die Ergebnisse in cm hier.

ps. Das funktioniert nicht nur bei dieser Bewegung.....

weudl
05-04-2005, 21:30
Probier es mal aus ;)

:D Wenn mich nicht alles täuscht, empfiehlst Du Ömer hier seine eigene Übung...

Dojokun
05-04-2005, 21:55
:D Wenn mich nicht alles täuscht, empfiehlst Du Ömer hier seine eigene Übung...

:hehehe: Richtig......
Ja ja, ich werde langsam alt....... :rolleyes: