roberto
15-12-2004, 16:41
Modo, Tempo und Misura
- drei Fundamente des Kampfes -
Aufgrund eines Posts in einem Kampfkunstforum und der gestrigen Frage eines Teilnehmers des diesjährigen Nikolaus-Budo-Lehrganges, will ich ein paar Zeilen über drei fundamentale Regeln im Kampf schreiben.
Die Frage lautet nicht, ob ich eine zentrale Deckung einnehme, in rechter oder linker Auslage stehe, die Waffen-hand vorne oder hinten gehalten wird oder ob ich als Rechts-/ bzw. Linkshänder agiere. Was zählt sind drei Faktoren:
modo, tempo und misura
Mit modo ist die Art und Weise gemeint, mit der eine Aktion, sei es im Angriff wie in der Verteidigung, ausgeführt wird. Der richtige oder falsche Zeitpunkt zum Handeln bzw. die richtige oder falsche, bei einer Aktion benötigte Geschwindigkeit, wird als tempo bezeichnet. Die misura (deutsch: Mensur) definiert den idealen Abstand zum Gegner.
Keiner dieser Faktoren darf einzeln betrachtet werden. Stattdessen müssen sie komplex betrachtet und im Bezug zur Vorgehensweise des Gegners abgestimmt werden.
Ein gutes Beispiel ist die Geschwindigkeit. Es ist ein großer Vorteil, sich im Kampf schnell bewegen zu können. Ist aber unser Gegner schneller als wir, wäre der Versuch ihn an Geschwindigkeit zu schlagen töricht. Vielmehr muss das modo, die Art und Weise unseres Vorgehens geändert werden. Eine mögliche Strategie ist entspannte Positionen zu verwenden (modo) und gleichzeitig das tempo zu verringern. Bereits Musashi schrieb, dass man kleine Rhythmen mit großen und große Rhythmen mit kleinen bekämpfen kann.
Befindet man sich in einem Kampf gegen einen mit einem Stock bewaffneten Gegner, wäre eine mögliche Strategie in Linksauslage zu stehen und die Waffenhand nach hinten zu nehmen (modo). Ein schnelles Vorrücken (tempo) in den Nahkampf (misura) würde den Messerkämpfer in eine vorteilhafte Position bringen.
Wie genau eine Auslage einzunehmen ist, hängt im Wesentlichen von der Waffe des Gegners und unserer Waffe ab. Modo drückt also nicht nur die Art der Auslage/ Position aus, sondern auch WIE welche Position eingenommen wird.
Es ist auch wichtig, von misura/ Mensur und nicht zu sehr von Distanz zu sprechen. Der Unterschied ist klein, aber verändert die Denkweise des Praktikanten unter Umständen erheblich. Das Wort `Distanz´ bedeutet fern bzw. entfernt. Es ist der Abstand zwischen den Gegnern gemeint, mehr aber auch nicht. Als Beispiel der Satz: „Geh auf Distanz!“, was soviel bedeutet wie `mach dass Du da weg kommst´ oder `entferne Dich vom Gegner´.
Mensur hingegen bedeutet Maß (Latein; misura). Die Aussage: „Geh in Mensur!“, sagt dem Kämpfer, dass er sich im richtigen Abstand zum Gegner positionieren soll. Die Aussage sagt auch, dass er Maß nehmen soll und Maß nimmt man, um anzugreifen und zu treffen!
Roberto Laura
Sistema SAL Neckarsulm, 2004-12-15
- drei Fundamente des Kampfes -
Aufgrund eines Posts in einem Kampfkunstforum und der gestrigen Frage eines Teilnehmers des diesjährigen Nikolaus-Budo-Lehrganges, will ich ein paar Zeilen über drei fundamentale Regeln im Kampf schreiben.
Die Frage lautet nicht, ob ich eine zentrale Deckung einnehme, in rechter oder linker Auslage stehe, die Waffen-hand vorne oder hinten gehalten wird oder ob ich als Rechts-/ bzw. Linkshänder agiere. Was zählt sind drei Faktoren:
modo, tempo und misura
Mit modo ist die Art und Weise gemeint, mit der eine Aktion, sei es im Angriff wie in der Verteidigung, ausgeführt wird. Der richtige oder falsche Zeitpunkt zum Handeln bzw. die richtige oder falsche, bei einer Aktion benötigte Geschwindigkeit, wird als tempo bezeichnet. Die misura (deutsch: Mensur) definiert den idealen Abstand zum Gegner.
Keiner dieser Faktoren darf einzeln betrachtet werden. Stattdessen müssen sie komplex betrachtet und im Bezug zur Vorgehensweise des Gegners abgestimmt werden.
Ein gutes Beispiel ist die Geschwindigkeit. Es ist ein großer Vorteil, sich im Kampf schnell bewegen zu können. Ist aber unser Gegner schneller als wir, wäre der Versuch ihn an Geschwindigkeit zu schlagen töricht. Vielmehr muss das modo, die Art und Weise unseres Vorgehens geändert werden. Eine mögliche Strategie ist entspannte Positionen zu verwenden (modo) und gleichzeitig das tempo zu verringern. Bereits Musashi schrieb, dass man kleine Rhythmen mit großen und große Rhythmen mit kleinen bekämpfen kann.
Befindet man sich in einem Kampf gegen einen mit einem Stock bewaffneten Gegner, wäre eine mögliche Strategie in Linksauslage zu stehen und die Waffenhand nach hinten zu nehmen (modo). Ein schnelles Vorrücken (tempo) in den Nahkampf (misura) würde den Messerkämpfer in eine vorteilhafte Position bringen.
Wie genau eine Auslage einzunehmen ist, hängt im Wesentlichen von der Waffe des Gegners und unserer Waffe ab. Modo drückt also nicht nur die Art der Auslage/ Position aus, sondern auch WIE welche Position eingenommen wird.
Es ist auch wichtig, von misura/ Mensur und nicht zu sehr von Distanz zu sprechen. Der Unterschied ist klein, aber verändert die Denkweise des Praktikanten unter Umständen erheblich. Das Wort `Distanz´ bedeutet fern bzw. entfernt. Es ist der Abstand zwischen den Gegnern gemeint, mehr aber auch nicht. Als Beispiel der Satz: „Geh auf Distanz!“, was soviel bedeutet wie `mach dass Du da weg kommst´ oder `entferne Dich vom Gegner´.
Mensur hingegen bedeutet Maß (Latein; misura). Die Aussage: „Geh in Mensur!“, sagt dem Kämpfer, dass er sich im richtigen Abstand zum Gegner positionieren soll. Die Aussage sagt auch, dass er Maß nehmen soll und Maß nimmt man, um anzugreifen und zu treffen!
Roberto Laura
Sistema SAL Neckarsulm, 2004-12-15