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Vollständige Version anzeigen : Pinan/Heian: Gymnastik oder Kampf?



weudl
31-12-2004, 17:21
Aber bitte kein Schwachsinns-Bunkai bei den Heian oder Pinan Kata sondern bei den höheren, wo wirklich Sinn darin liegt.

Gehört zwar nicht unbedingt zum Thema hier, aber was ist Deiner Meinung nach der Unterschied zwischen den Pinan und 'höheren' Kata?

DieKlette
31-12-2004, 17:38
Gehört zwar nicht unbedingt zum Thema hier, aber was ist Deiner Meinung nach der Unterschied zwischen den Pinan und 'höheren' Kata?

Die Pinan bzw. Heian Reihe ist eine Entwicklung gewesen, die dazu dienen sollte Anfängern die Kata näher zu bringen, da die späteren Kata zu anspruchsvoll waren( was ich für Ansichtssache halte ). Und ich sehe immer wieder, wie einige Shotokan Leute Dinge da hinein interpretieren, die einfach nicht existieren. Man denke allein an die Heian/Pinan - Nidan, wo ich schon x-Fach gehört hatte, dass bei der letzten Technik, dem Age-Uke ein Armbruch dargestellt wird. Das ist mit dieser Bewegung aber nahezu unmöglich. Das ist nur ein Beispiel. Die Heian/Pinan Reihe ist ein Sammelsorium von Techniken und "erzählt" nicht wie andere Kata einen Kampf indem wirklich System steckt. Aber wem sage ich das, dass weißt Du doch selbst weit besser als ich. Als positives Beispiel : Ich habe ein altes Video eines Goju-Ryu Meisters der die Kranichform als Kata und als Anwendung zeigt. Das war sehr realistisch und absolut beeindruckend. Da hatte ich wirklich Respekt vor, da so der Sinn von Kata deutlich wird. Viele haben da allerdings nicht den Hauch einer Ahnung. Wobei, ich muss sagen, es ist absolut nicht mehr mein Metier. Ich mache kein Karate mehr.

Einen freundlichen Gruss

Julian

Kensei
31-12-2004, 18:06
Kann dem Gesagten nur zustimmen Julian,
Welchen Stil hast du denn mal gemacht ?
Shotokan oder Goju-Ryu, und wie lange?
Du scheinst dich ziemlich intensiv mit der Thematik beschäftigt zu haben...

weudl
31-12-2004, 18:26
@DieKlette

Dieser Meinung war ich früher auch. Heute denke ich, dass die Pinan durch ihren einfachen Aufbau und -im Vergleich zu höheren Kata- kurzen Ablauf einerseits gut für Anfänger und auch für Training in der Gruppe geeignet sind, aber andererseits nicht minder effektive Techniken enthalten als höhere Kata.

Ich bin auch nicht (mehr) der Meinung, dass eine Kata einen Kampf 'erzählt' sondern jede Technikkombination steht unabhängig für sich. Natürlich gibt es mehr oder minder effektive und sinnhafte Anwendungen und vieles was man -auch von nahmhaften Karateka- als Bunkai bezeigt bekommt, ist reiner Schrott. Aber das gilt für die 'höheren' Kata genauso wie für die Pinan. Das originale Bunkai ist so gut wie überall verschollen. Übriggeblieben ist die Form und es hängt von der Phantasie und dem Verständnis des Ausübenden ab, ob man die Techniken durch effektive Anwendungen mit Leben erfüllen kann.

Wer ist denn der Goju Meister und welche Kata zeigt er auf dem Video?

aw5k
31-12-2004, 19:31
Klette hat teilweise schon recht.
Pinan Kata wurden von Itosu erschafft. Itosu verfolgte das Konzept eines "Karate für Gewundheit". Er wich also bewusst von der kämpferischen Seite ab, um Karate verbreiten zu können.
Konsequenterweise sind die Pinan (oder Heian) Kata keine wirklichen Kata zur Selbstverteidigung, sondern zur Gesundheit (durch Vitalpunktstimulation) (btw: Kata lassen sich in 3 Kategorien einordnen: 1. zur Selbstverteidigung, 2. zur Gesundheit, 3. zur Demonstration).

Was Klette sagt lässt sich also dadurch nachvollziehen.

weudl
31-12-2004, 20:04
Pinan Kata wurden von Itosu erschafft. Itosu verfolgte das Konzept eines "Karate für Gewundheit". Er wich also bewusst von der kämpferischen Seite ab, um Karate verbreiten zu können.
Konsequenterweise sind die Pinan (oder Heian) Kata keine wirklichen Kata zur Selbstverteidigung, sondern zur Gesundheit (durch Vitalpunktstimulation) (btw: Kata lassen sich in 3 Kategorien einordnen: 1. zur Selbstverteidigung, 2. zur Gesundheit, 3. zur Demonstration).

Itosu reformierte das Karate um es an Schulen unterrichten zu können. Hintergedanke hierbei war das Heranführen der Schulkinder an den Militärdienst. Dass es ihm hierbei um ein Mittel zur Gesunderhaltung gegangen sein soll, habe ich noch nie gehört. Gleiches gilt für eine angebliche Vitalpunktstimulierung.

Kata hat für mich einzig und alleine den Zweck der Selbstverteidigung. Alles andere wurde meiner Meinung nach später hineininterpretiert. Die Techniken in den Pinan sind jedenfalls nicht mehr oder weniger für SV geeignet als die Techniken in allen anderen Kata (hängt einzig und alleine vom Verständnis des Ausübenden ab).

DieKlette
01-01-2005, 10:04
Welchen Stil hast du denn mal gemacht ?
Shotokan oder Goju-Ryu, und wie lange?


Siehe Profil ;).

@Weudl
Das Video ist Uralt, von 1994, Budo Sattelite hieß die Gala. Ich glaube, dass der Meister Tanaka hieß. Ich kann mich auch arg irren. Ich schau es mir mal wieder an, dann kann ich mehr dazu sagen. Welche Kranichform es nun ist läßt sich schwer sagen, da gibt's ein paar mehr.

Kensei
01-01-2005, 11:12
...Siehe Profil ;)...

Ok, Shotokan und Shudokan.

Trotzdem, was ist Shudokan und wie lange hast du beides trainiert... ;) :)

weudl
01-01-2005, 12:02
Das Video ist Uralt, von 1994, Budo Sattelite hieß die Gala. Ich glaube, dass der Meister Tanaka hieß. Ich kann mich auch arg irren. Ich schau es mir mal wieder an, dann kann ich mehr dazu sagen. Welche Kranichform es nun ist läßt sich schwer sagen, da gibt's ein paar mehr.

Uiii... Tanaka ist dort ein Name wie bei uns Huber oder Müller. Da bringt googlen wohl nicht viel ;) Wäre nett wenn Du vielleicht einmal Zeit hättest um nachzusehen. Vielleicht lässt sich da auch der Name der Kata ausfindig machen...

Michael Kann
01-01-2005, 12:20
Uiii... Tanaka ist dort ein Name wie bei uns Huber oder Müller. Da bringt googlen wohl nicht viel ;) Wäre nett wenn Du vielleicht einmal Zeit hättest um nachzusehen. Vielleicht lässt sich da auch der Name der Kata ausfindig machen...

Moin mein Freund,

erstmal wünsch ich Dir und Deinen Lieben ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2005 ... bzgl. des Namens der Kata, der wird auf dem von Julian angegebenen Video nicht genannt - wurde auch bei der Veranstaltung, soweit ich mich erinnere, nicht genannt.

aw5k
01-01-2005, 12:29
@weudl:

Ja, er hat es reformiert, um es den Schulkinder näherbringen zu können. Aufgrund dessen unterrichtete er nicht die ursprüngliche, okinawanische, kampf-bezogene Karateform, sondern eben eine gesundheitsorientierte.

Zitat von KOJO KAHO (okinawanischer Karate-Meister):


Das Karate von Matsumura Sokon war authentisch. Doch das Karate von Itosu besteht aus vielen Irrtümern. Als Okinawa eine Präfektur Japans wurde, entstand ein Pseudo-Karate, das das echte Karate zu verdrängen versuchte. Besonders die Adepten aus Shuri haben dieses fehlerhafte Karate verbreitet.


Dazu ein Kommentar von Gima Makoto, Meister des Shuri-Te:


Man muss zu Itosus Karate einen anderen Standpunkt einnehmen, als dies die Traditionalisten tun. Er war es, der die 5 Pinan kata entwickelt und die Naihanchi in drei Teile zerlegt hat, um sie für die Körpererziehung wertvoller zu machen. In den Augen von Meister Kojo hat Itosu damit die Tradition verletzt und betreibt ein Karate voller Fehler. Das ist sicherlich wahr, doch darf man Schulkindern das extrem kämpferische Karate beibringen, für das Meister Kojo einsteht? Ich sehe Meister Itosu als Gründer, der die Zeichen der Zeit verstanden hat und sein Karate einer neuen Epoche anzupassen versucht. Ich habe kein Problem damit, die Itosu-Schule als eine wertvolle Neuerung im Karate anzuerkennen, auch wenn sie die alte kömpferische Tradition verletzt. [...]
Das traditionelle Karate hingegen könnte eine unkontrollierbare Waffe werden, wenn die Meister die Kontrolle verlieren. Deshalb ist Itosus Karate die einzige Möglichkeit, diese Kampfkunst öffentlich zu verbreiten.

weudl
01-01-2005, 13:46
@Mike

Danke! Auch Dir und Deiner Familie ein schönes, erfolgreiches und vor allem gesundes Jahr 2005.

Schade, dass es über die Kata keine näheren Infos gibt. Hätte mich echt interessiert...


@aw5k

Die von Dir erwähnten Artikel sind mir auch bekannt. Ich verwehre mich auch nicht dagegen, dass Itosu das alte Karate (Te) verändert hat, sondern dagegen, dass er dies aus Gründen der Gesunderhaltung getan hat. Meiner Meinung nach ging ihm in erster Linie darum, Schulkinder auf den Militärdienst vorzubereiten (durch Drill, Diziplin und Gehorsam). Der Gesundheitsaspekt war bestenfalls ein Nebenprodukt und ist in meinen Augen nicht höher zu bewerten als bei jeder anderen Sportart.

aw5k
01-01-2005, 13:54
Hmm, ist nicht ganz einfach.
Du magst bestimmt recht haben. Ich denke grade an Itosus Brief ans Gesundheitsministerium, darin wird der Militäraspekt auch erwähnt.
Andererseits glaube ich nicht so recht daran, dass das Itosus Hauptabsicht war. Ich glaube eher, dass er das so als Bereicherung für die ganze Welt angesehen hat.
Naja, wie dem auch sei.

Jedenfalls muss ich dennoch sagen, dass die Pinan kata nicht diesen dermaßen kämpferischen Aspekt haben.

Michael Kann
01-01-2005, 15:44
Schade, dass es über die Kata keine näheren Infos gibt. Hätte mich echt interessiert...

Ne Option wäre Norbert Schiffer, er war ja der Veranstalter und betreibt selbst Karate. Evtl. hat er nähere Informationen ...

WWW.BUDOWORLD.NET
SATORI Verlagsanstalt
Bergstraße 18
D-47 894 Kempen
Tel. 49-(0)28 45-8 05 93
Fax. 49-(0)28 45-8 03 92
eMail: satori@budoworld.net

weudl
02-01-2005, 10:42
Ich denke grade an Itosus Brief ans Gesundheitsministerium, darin wird der Militäraspekt auch erwähnt.
Andererseits glaube ich nicht so recht daran, dass das Itosus Hauptabsicht war. Ich glaube eher, dass er das so als Bereicherung für die ganze Welt angesehen hat.

Natürlich kann man heute nicht mehr mit Sicherheit nachvollziehen, welche Hauptmotivation Itosu gehabt haben mag. Wenn man sich besagten Brief von 1908 ansieht, findet man dort aber einerseits einen Verweis auf eine Aussage des Dukes of Wellington (sinngem.: 'der heutige Sieg geht in erster Linie auf die Disziplin in unseren Schulhöfen zurück') und andererseits die Aussage, dass die Verbreitung Karates in der gesamten Nation (über das Schulsystem) nicht nur gut für die Menschen generell sondern auch von enormem Wert für die Streitkräfte wäre. Man kann also schließen, dass durch die Einführung von Karate an den Schulen das Ziel einer möglichst frühen Heranführung der Jugend an militärische 'Tugenden' erlangt werden sollte. Von einer 'Bereicherung für die ganze Welt' kann ich aus diesem Schreiben jedenfalls nichts herauslesen.

Ich denke, dass nicht zuletzt deswegen auch die meisten Budokünste nach dem Krieg von den Amerikanern kurzzeitig verboten wurden, da diese wohl zu gut wussten welchen Einfluss diese auf die Jugend haben können (ist nur eine Mutmaßung von mir).



Jedenfalls muss ich dennoch sagen, dass die Pinan kata nicht diesen dermaßen kämpferischen Aspekt haben.

Kannst Du mir erklären, warum eine Pinan einen geringeren kämpferischen Aspekt haben sollte als zB eine Passai oder Kushanku? Sie sind zwar um einiges kürzer, aber die darin enthaltenen Techniken und Kombinationen unterscheiden sich eigentlich kaum von denen in 'höheren' Kata.

Ich sehe genau hierin die Genialität Itosus. Ob man mit seinen Kata etwas 'anfangen' kann oder nicht, hängt davon ab ob einem ein sinnvolles Bunkai vermittelt wird oder nicht. Ohne Bunkai bleiben die Kata tote Bewegungen und sind nicht mehr oder weniger als Gymnastik. Dies gilt für die Pinan genauso wie für alle anderen Kata.

aw5k
02-01-2005, 11:28
Kannst Du mir erklären, warum eine Pinan einen geringeren kämpferischen Aspekt haben sollte als zB eine Passai oder Kushanku? Sie sind zwar um einiges kürzer, aber die darin enthaltenen Techniken und Kombinationen unterscheiden sich eigentlich kaum von denen in 'höheren' Kata.

Nein, kann ich nicht, denn da zu bin ich noch nicht bewandert genug in der Materie.
Allerdings:
Mir gilt als bekannt, dass die Heian-Kata nicht diesen extremen Kampfaspekt beinhalten. ABER (um auf Topic Stellung zu nehmen): Heian-Kata sind alles andere als Gymnastik. Ich denke sehr wohl, dass man aus den Kata _einiges_ lernen kann, auch auf kämpferischer Hinsicht. Allein die Heian Godan ist schon recht anspruchsvoll und Meister Funakoshi behauptete, dass man nach Meisterung der Pinan-Kata sich schon ziemlich gut verteidigen könne.
Also: Heian-Kata haben durchaus ihren Wert, auf kämpferischer und gesundheitlicher Ebene. Was mich ein bisschen stört ist folgendes:

1. Ich denke immer noch, dass Itosu bewusst gefährliche (tödliche) Techniken aus den Heian Kata entfernt hat und etwas mehr in die gesundheitliche Richtung gewandert ist.

2. Itosu hat die Kata gegründet. Itosu war ein großer Meister. Dennoch finde ich es "reizender", eine Kata wie beispielsweise die Jion oder Jutte zu studieren, die ihre Ursprünge gar im Shaolin-Kloster haben.

Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.
Über die Heian Kata kann man ganz unterschiedlicher Meinung sein.
Ich will hier aber alles andere als den Wert jener Kata abstreiten, nur darauf hindeuten, dass die Entstehungsmotive wohl von denen älterer, okinawanisch-chinesischer Kata unterschiedlich sein dürften.

Shoto
02-01-2005, 14:24
Die Sache mit dem Armbrechen am Ende der Heian Nidan halte ich für alles andere als schwachsinn. Natürlich nur wenn man die ausholbewegung als greifen des gegnerischen Armes sieht, was in keinster Weise von der Kata abweicht. Ausserdem kannst du auch einfach sagen du knallst den Age Uke unters Kinn. Meiner Meinung nach sind die Heian Katas im vergleich zur Tekki Shodan oder Bassai Dai nicht so kämpferisch jedoch nicht zu verachten wenn man sich damit beschäftigt.
Gruß Shoto

Michael1
02-01-2005, 15:00
Ich denke die Hejan/Pinan-Reihe ist mehr Körperschule als Kampf, aber ein bisschen mehr als Gymnastik lässt sich da schon herausholen. Ob das von Itosu so beabsichtigt war... keine Ahnung ...
Möglicherweise konnte der Holzfäller Itosu auch mit den taktischen und technischen Mitteln die hier zu finden sind kämpfen, oder es sind viele Details durch vereinheitlichung verloren gegangen.

Aber ist halt wie bei den anderen Kata auch - der Übende entscheidet was die Kata für ihn ist.

weudl
02-01-2005, 16:47
1. Ich denke immer noch, dass Itosu bewusst gefährliche (tödliche) Techniken aus den Heian Kata entfernt hat und etwas mehr in die gesundheitliche Richtung gewandert ist.

Wäre nett, wenn Du hier etwas konkreter werden könntest. Welche gefährlichen oder tödlichen Techniken wurden entfernt (bzw genauer gesagt, gar nicht aufgenommen)?



2. Itosu hat die Kata gegründet. Itosu war ein großer Meister. Dennoch finde ich es "reizender", eine Kata wie beispielsweise die Jion oder Jutte zu studieren, die ihre Ursprünge gar im Shaolin-Kloster haben.

Das stimmt natürlich (obwohl wohl heute niemand mehr sagen kann, ob Jion oder Jitte tatsächlich aus dem Shaolinkloster kommen oder nur danach benannt sind und ob diese beiden Kata heute noch so ausgeführt werden wie damals). Man kann aber daraus meiner Meinung nach nicht schließen, dass die Pinan deswegen weniger kampftauglich sind.

weudl
02-01-2005, 16:50
Aber ist halt wie bei den anderen Kata auch - der Übende entscheidet was die Kata für ihn ist.

Genauso ist es... Über die Motive Itousus kann man lang und breit diskutieren, aber das Potential (egal ob SV, Gymnastik, Meditation,...) in den Pinan Kata ist meiner Meinung nach dasselbe wie in allen anderen Kata.

whiteTiger
02-01-2005, 21:50
dieser Meinung würde ich mich anschliessen, zudem ist (wie im post zuvor "bestritten wurde") es dem einzelnen besonders bei Bunkaiübungen selbst überlassen, wie er die einzelnen Techniken darstellt.

Warum sollte ein Age-Uke nicht genutzt werden um einen Arm zu brechen, wenn dies dem Verständniss des Trainierenden entspricht?

Ein (wie so viele) leicht und lang diskutierbares Thema, meine Meinung ist dennoch auch, dass die Pinan (Heian) Kata essentiel für das Karate sind und ein ähnliches Technikverständniss des einzelnen fordern. Sicherlich sind die Techniken leichter zu erfassen, dennoch sind sie sehr wichtig und die Reihenfolge kann bei einem "Kampf im Geiste" sehr gut für einen echten Kampf verwendet werden.

Meine Meinung - wie immer
freundliche Grüße
whiteTiger
PS: Hoffe jeder hat seinen 1.01. schön verbracht...ach ist ja schon der 02.01 o.O wie die zeit vergeht....

weudl
03-01-2005, 04:50
dieser Meinung würde ich mich anschliessen, zudem ist (wie im post zuvor "bestritten wurde") es dem einzelnen besonders bei Bunkaiübungen selbst überlassen, wie er die einzelnen Techniken darstellt.

Das wiederum funktioniert meiner Meinung nach aber nur dann, wenn einem vorher die grundlegenden Denkweisen nahegebracht wurden. Und selbst dann ist der Prozentsatz an selbständigen 'Bunkai-Entdeckern' verschwindend gering...

Der Age Uke-Hebel funktioniert jedenfalls nur dann, wenn sich der gegnerische Arm vorher auf Jodan Niveau befindet (zB Haare fassen) und vor dem Age Uke so verdreht wird, dass der Ellbogen nach unten zeigt. Der Age Uke muss gleich über dem Ellbogen angesetzt werden. Ich persönlich bevorzuge allerdings auch die Anwendung mit dem Jodan Tettsui...

Dojokun
03-01-2005, 06:17
Nun ja, Jodan Empi ist auch eine schöne Variante. Besonders die 3 Age-Uke in Heian Shodan lassen sich zu einem wunderschönen Drill gegen einen Empi angriff mit eigenem Empi-Konter "umstricken"...


Oss

Dojokun

Chimonster
11-02-2006, 16:47
Hi, der letze Beitrag ist schon etwas älter, ich möchte aber trozdem etwas anmerken ...

... ich denke in den Pinan/Heian-kata lernt man nur grundsätzliche Bewegungsmuster, die vielen weiteren aufbauenden Techniken zugrundeliegen.
Ich denke man trainiernt Bewegungen (Arm/Beinkordination), Orientierung im Raum, Gleichgewicht, Bewegungsmuster und Atmung - aber kein Kampf.
Das Embusen ist bei allen Kata leicht zu erlernen und fast gleich, es werden bei den "höheren" Heian/Pinankata nur die Auswahl an Grundtechniken erweitert und in Bewegung umgesetzt.
Ich finde die meisten Bunkaierklärungen sehr weit hergeholt und man verlässt, ab einem bestimmten Punkt den vorgeschriebenen Bewegunsablauf der Kata - und ersätz sie durch "Sinnvolle Anwendungstechniken".
Die alle nur fießend funktionieren weil man vorher die Bewegungsmuster geübt hat.

greetings
Chimonster

... lieber meditieren als nur rumsitzen und nichts tun !

ZoMa
12-02-2006, 00:17
Ich würde die Pinan / Heian nicht nur als Basic sehen, allein in der "primitiven" Shōdan stecken (in meiner Interpretation) diverse Hebel, Würfe, Würgetechnicken etc. Man muss sie nur sehen allein für die Sequenz:

--------------------------------------------------
Gedan Barai -> 3x Age Uke -> Gedan Barai Wendung
--------------------------------------------------
fällt mir alles oben genannte ein.

Allerdings muss ich auch sagen, dass auch kompliziertere und lange Bunkaiabläufe ihre Berechtigung haben, da dies ja öfter verneint wird. Manchmal ist es ja vielleicht nur übungshalber anenandergereit, um vieles auf einmal, sowie Übergänge zu lernen.
Oder üben wir (das standard) Kakie , weil wir uns beim Grappling auf dem Rummelplatz immer um die Handgelenke des ankoholisierten Schalke-Fans schrauben?

Chimonster
12-02-2006, 07:38
sieh unten

Chimonster
12-02-2006, 07:45
Die langen Bunkaierklärungen erinnern mich oft an Kunst :D . Einer malt ein Bild warum auch immer ..., dann kommen die Kunstkenner und Kritiker und erfüllen es mit neuen :ups: Erkenntnissen ... aber was haben sie mit dem Kunstwerk und dem Künstler noch gemeinsam ... :confused: ?
Ich denke genauso wenig wie man die Pinan/Heian Kata ansich verändern sollte - genauso ist es mit der Bunkai - viel ist nicht immer mehr ... !

ZoMa
12-02-2006, 10:14
Wenn dein Sensei dir Techniken beibringt die du vielleicht mal effektiver einsetzen kannst als er, weil deine Kampferfahrung dir gezeigt hat, dass es effektiver ist sie mehr so, oder so, oder vielleicht so zu machen, machst du dann einen Fehler?

Ob Itosu sich was (kämpferisches) dabei gedacht hat als er die Kata schuf ist doch letztlich egal. Was wir draus machen ist unlängst wichtiger. Vielleicht vermögen wir es, ihr mehr Leben einzuhauchen als ihr Schöpfer..?

joetokan
12-02-2006, 14:24
Allein schon die Art, in der die Bewegungen der Heian Katas ausgeführt werden, egal, welche Philosophie damit verbunden wird, verbieten es, sie mit Gymnastik zu gleichzusetzen.

In welcher Gymnastik gibt es schon Kime, so dynamische Bewegungen und Drehungen, gar einen Kiai ;) ?

Chimonster
12-02-2006, 17:31
.... In welcher Gymnastik gibt es schon Kime, so dynamische Bewegungen und Drehungen, gar einen Kiai ?


Der Kiai :ups: in einer Kata ist gesetzt, er gehört für mich zur Atemübung im Ablauf der Pinan/Heiankata.
Meines wissens ensteht ein "echter :ups: Kiai" nicht willentlich - er ist einfach da, ... kommt geau wie die Technik aus einem selbst !
Eugen Herriegel "Die Kunst des Bogenschießens" beschreibt das für mich wunderbar! "Es" schießt!
Oder Taisen Deshimaru in "Zen in den Kampfkünsten Japas", Zitat spar ich mir.
Daher kann ähnlich wie im Eiskunstlauf oder Ballett - Pinan/Heiankata sehrwohl eine "Bewegungskür" auf hohem Niveau sein. Mit einem geringem kämpferischen Wert aber anderen hohen Qualitäten, die man als Grundlage für das spätere Kämpfen braucht.
Genauso könnte man versuchen Qigong-bewegungen mit Bunkai zu füllen - das geht sicher aber ist das der Sinn ?! Ich weiß :confused: es nicht.

greetings
Chimonster

... lieber meditieren, als einfach nur rumsitzen und nichts tun ...

joetokan
13-02-2006, 20:15
Der Kiai am Ende meiner Bemerkung war ein bißchen ironisch gemeint ;)

Ryushin
14-02-2006, 12:30
Jedes Kata vermittelt Prinzipien ... genau genommen stellt jedes Kata für sich ein eignenes Kampfsystem, ja einen eigenen Stil dar. Für die von Yasutsune Itosu entwickelte Pinan / Heian Reihe hat beispielsweise Ian Abernathy imho eine sehr gute Darstellung dieser Gegebenheit vorgenommen. Zum lesen hier (http://www.iainabernethy.com/articles/article_home.asp) klicken ...

Generell kann ich seine Publikationen - gerade zum Thema Oyo / Bunkai sehr empfehlen ...

Bezüglich der erwähnten "weit hergeholten" - gerne auf Lehrgängen von "Spezialisten" und "Korifeen" auf diesem Gebiet immer wieder gerne gezeigten Oyo / Bunkai zu einzelnen Abschnitten eines Kata kann ich nur zustimmen ... ich selbst bin immer wieder überrascht, wieviel Blödsinn von ansonsten durchaus qualifizierten Leuten so verbreitet wird ...

Rgds,
Ryushin

olisan
14-02-2006, 15:33
Nur mal so zitiert, weil ich es gerade zur Hand habe:

"Kata ist Kumite!"

Gesagt von Masatoshi Tanaka, in "Kumite in Perfektion" wo er seine Trainingsprinzipien beschreibt. Er war von 1970 bis 1980 nahezu unbesiegt im Kumite (vielfacher Weltmeister und Alljapanischer Meister). Der Erfolg gibt ihm sicherlich Recht. - Er hat zugegebenermaßen nicht nur Kata trainiert. Erstaunlicherweise - wie ich finde - hat er vor dem Sieg auf der WM 1980 aber fast nur für sich allein trainiert.

OSS Oli