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Vollständige Version anzeigen : Abhärtungstraing



Karate_Bushi
27-01-2005, 13:42
Hallo!
Könntet ihr mir ein paar Tips zur Hand geben, wie ich am besten meine Abhärtung trainieren kann? Und macht man sich bei solchen Methoden, wie an der Chinesischen Holzpuppe nicht die Nerven kaputt, spürt dadurch weniger und denkt deshalb man ist abgehärtet? Schon mal Danke im Voraus.
Mfg

Evildeath
27-01-2005, 13:44
abhaertung IST das abtoeten der schmerznerven/zellen.

BFM09
27-01-2005, 14:07
wow, das wär mir neu wenn man dadurch nervenzellen abtötet.
das macht doch auch biologisch keinen sinn.


ich bin mir jetzt nich sicher, aber ich glaub ich hab mal gesehn, dass sowas wie zb mit der holzpuppe deen körper anregt, bei den betreffenden stellen mehr knochen oder knorpelmasse zu bilden bzw die bestehende zu verdichten, damit der knochen stabiler wird

S-Korea
27-01-2005, 14:09
ich bin mir jetzt nich sicher, aber ich glaub ich hab mal gesehn, dass sowas wie zb mit der holzpuppe deen körper anregt, bei den betreffenden stellen mehr knochen oder knorpelmasse zu bilden bzw die bestehende zu verdichten, damit der knochen stabiler wird



jo das hab ich auch gehört.

Bonehunter
27-01-2005, 14:27
Also aus medizinischer Sicht ist das so. Knochen- bzw. Knorpelgewebe wird ständig ab- bzw. umgebaut. Dies findet v.a. an den Stellen statt, die besonderer Belastung ausgesetzt sind (Druck, Zug...). Ähnliches passiert sicher auch beim Abhärtungstraining. Und was die Sache mit den Nerven abtöten angeht...also dass glaube ich nicht. 1) gibts ja 2 verschiedene Arten von Nerven: sensible (für das Schmerzempfinden) und motorische (die Muskeln innervieren und zur Kontraktion anregen). Aber dass die sensiblen Nerven abgetöt werden glaub ich nicht. Ich denke eher, dass man sich mit der Zeit an die Belastung/den Schmerz gewöhnt bzw. in bewusst verdrängen kann. Und in einer Extremsituation wie einem Kampf z.B. sind die Schmerzen dann durch die Wirkung verschiedenster Hormona (allen voran Adrenalin) eh herabgesetzt...

MFG Bonehunter

Jet Bruce chan
27-01-2005, 17:14
Die werden ja auch nicth abgetötet sondern desensibilisiert! Das Knochengewebe verdichtet sich, es bilden sich Kalkablagerungen und man gewöhnt sich an Schmerzen. DAS alles ZUSAMMEN ist ABHÄRTUNG!

D_Invader
27-01-2005, 17:21
Es ist beides, sowohl das Töten bzw. schwächen von Nervenzellen, als auch die Bildung von Knorpel. Schiesslich geht das eine ohne das andere nicht wirklich.

BFM09
27-01-2005, 17:32
öhm, zum abtöten von nervenzellen. hatten wir hier nichmal was, wo sich irgendwelche kickboxer die nerven im schienbein rausoperiert lassen haben, um da nichmehr so empfindlich zu sein ??

dann stellt sich wohl die frage, warum sie das tun, wenn der nerv eh abgetötet wird ....

man kann einen nerv nicht einfach so abtöten ohne anderem gewebe oder dem gesamten körper zu schaden

Bonehunter
27-01-2005, 18:05
Es ist beides, sowohl das Töten bzw. schwächen von Nervenzellen, als auch die Bildung von Knorpel. Schiesslich geht das eine ohne das andere nicht wirklich.

Naja, also Knorpel wird sich da keiner bilden denke ich. Es gibt 3 Arten von Knorpel: 1)hyaliner Knorpel (überzieht Gelenkflächen für die optimale Gleitfähigkeit der artikulierenden Flächen), 2) elastischer Knorpel (z.B. in der Nase oder Ohr) und schließich noch Faserknorpel (z.B. Zwischenwirbelscheiben). Aber auf den Mittelfingerknochen findet man (außer auf den distalen Gelenkflächen natürlich) keinen Knorpel sondern nur normales Knochengewebe. Und Nerven werden ziemlich sicher keine Abgetötet, und leute die sich (wie in einem anderen Thread) die Nerven an den Schienbeinen duchtrennen lassen wollen gehören glauch ich besser woanders hin :D
Schließlich hat der Schmerz ja auch irgendwo eine Schutzfunktion...

MFG Bonehunter

Jazzman
27-01-2005, 18:43
Hallo!
Könntet ihr mir ein paar Tips zur Hand geben, wie ich am besten meine Abhärtung trainieren kann?


Abhärtung sollte nur unter Anleitung eines erfahrenen Trainers gemacht werden, dabei kann man sich sonst nämlich wirklich etwas kaputt machen. Unter Abhärtung verstehen viele leider, dass man die Schmerzgrenze überschreiten muss. Dass muss absolut nicht sein, die Abhärtung einzelner Körperpartien dauert Jahre oder Jahrzehnte, und beginnt normalerweise relativ locker, ohne Schmerz.

Grüsse

Jazz

Evildeath
27-01-2005, 19:11
es gibt durchaus moeglichkeiten gezielt sensible nerven abzutoeten ohne die knochen-nerven-muskeln mechanik in den knoecheln beispielsweise groeber zu schaden. sicher zieht das frueher oder spaeter je nach intensivitaetsgrad folgeschaeden mit sich.

Bonehunter
27-01-2005, 19:20
Ist denn im Karate das "Abhärten" so essentiell? Also ich hatte beim Bruchtest eigentlich nie Probleme, was Schmerzen oder so angegangen sind und ich hab nie etwas besonders zur Abhärtung getan... außer ab und zu mal nur mit Bandagen den Sandsack zu bearbeiten...

MFG Bonehunter

Litschi
27-01-2005, 20:45
Na ich nehm mal an, ihr macht die Liegestützen auch in Seiken-Position. Das ist bereits eine Art Abhärtung, bzw. man gewöhnt sich den Schmerz und die richtige Stellung der Faust an.

BFM09
27-01-2005, 20:55
Na ich nehm mal an, ihr macht die Liegestützen auch in Seiken-Position. Das ist bereits eine Art Abhärtung, bzw. man gewöhnt sich den Schmerz und die richtige Stellung der Faust an.


jop, so machen wir die liegestütz auch, und daheim aufm parkettboden


ob das abhärten im karate so essentiell is : ich denke nicht. isses beim tkd ehrlichgesagt auch nich. hatte beim bruchtest auch noch nie probleme

Survive_This!
27-01-2005, 21:12
Ich stimme Bonehunter zu.

Es ist kein wirkliches biologisches "abtöten" der Nerven, sondern vor allem eine De-Sensibilisierung des Schmerzempfindens, was auch zum sehr grossen Teil psychische Sache ist.

Wer tätowiert ist, kann das verstehen.. der erste Stich, der erste Moment ist schon schmerzhaft und etwas schockierend.
Aber irgendwann gewöhnt man sich förmlich daran und kann sich, wenn man es entsprechend kontrollieren kann, geschwind mal die Achselhöhle vollstechen lassen.

Das gleiche bei der Abhärtung.

Man konfrontiert das Nervensystem und die Psyche langsam immer mehr mit dem Schmerz und lernt dabei, automatisch, ihn zu handhaben.

Die anatomische Abhärtung durch Verdichtung der Knochenstruktur ist wieder etwas anders, nämlich eine normale biologische Reaktion des Körpers auf eine permanente Belastung.

Ich denke, grade Boxen am Sandsack, Liegestütze auf den Fäusten und ähnliche Techniken sind dafür gut geeignet.

Allerdings sollte man nicht mit der Tür ins Haus fallen, sondern langsam und stufenweise steigern.

Bonehunter
27-01-2005, 23:37
Stimmt, wenn man es zu sehr übertreibt, dann kann einem schnell das passieren, was man in dem Thread mit dem Namen "Beinbruch-Video" sieht...

MFG Bonehunter

ghostdog1982
28-01-2005, 00:14
Hi
mal ein Angemeiner tipp Du kannst ja die Unterarme und Schienbeine abhärten, wie auch immer, aber man sollte mit den Händen vorsichtig sein, den die sind zum greifen und zum verrichten feine Arbeiten da und nicht um sie mit "Abhärtung" kaputt zu machen. Also so weit ich weiss bilden sich die Nervenenden die in die oberen Hautschichten reichen zurück, somit nimmt die Schmerzwahrnehmung ab. Was die Abhärtmethode angeht reicht mir normales Training z.B. am Sandsack.

Ki. 102
28-01-2005, 11:02
Ist denn im Karate das "Abhärten" so essentiell? Hi !
Ich denke schon. Es heißt ja manchmal missbilligend Karateka würden nur "in die Luft schlagen", aber das sollte imho nicht so sein.
Boxsack ist gut. Aber auch ein paar mal shuto (dosiert) gegen den Türrahmen gehämmert, bringt mir persönlich was. (Ich vermute u.A. auch daher, dass so eine Kung-Fu-Holzpuppe eine sehr gute Sache ist.)
Aber nie unbedacht gegen Kanten schlagen die nicht nachgeben. Nicht wegen dem Schmerz - schlimmer ist jeweils die Sorge ob in der Hand noch alles am Platz ist. :o :D
Die Stärkung der Knöchel durch das Auslösen von Knochenverdichtung, Kalkansammlung -wie auch immer- ist auch ein wichtiger Faktor, es sind ja von Natur aus nicht die stabilsten Teile des Körpers.
GRUß !!

PS: Wer Abhärtung nicht mag, oder es mit der individuellen Ausrichtung nicht zusammenpasst kann natürlich dennoch Karate mit großem Gewinn ausüben.

ChiReiGi
30-01-2005, 20:35
Naja, ich denke mal, das es VORALLEM eine psychische Sache ist, besonders am Anfang...
Einfach sich damit Abfinden, dass das jetz bestimmte ''Gefühle'' hervorruft - sog. ''Schmerzen'' ;-) - ist denk ich mal die Hauptarbeit... Natürlich auch das örtliche Abhärten...
Ausser vielleicht wie gesagt bei der knochenverhärtung an der Holzpuppe zB.

Ich mach noch nicht sehr lange Karate, mach halt auch die LS auf den Knöcheln und es ist mittlerweile an den zwei Berührpunkten (2 vorderen Knöchel) eine verhärtung der Haut (nicht unbedingt eine Hornhaut, also jetz bitte nicht ekeln vor mir... ;-p) erkennbar. Hab sie mir aber vor kurzem weggemacht und spür deswegen auch nicht mehr mehr...

KARATEfreund
11-04-2005, 13:57
ich kann nur sagen gegen sandsack oder gegen so n holzbrett mitt stoffüberzug weis nicht mehr wie es heist irgendwas mit m

Ingrahin
11-04-2005, 14:28
ich kann nur sagen gegen sandsack oder gegen so n holzbrett mitt stoffüberzug weis nicht mehr wie es heist irgendwas mit m

Makiwara? :)

ZoMa
11-04-2005, 19:59
Ist denn im Karate das "Abhärten" so essentiell? Also ich hatte beim Bruchtest eigentlich nie Probleme, was Schmerzen oder so angegangen sind und ich hab nie etwas besonders zur Abhärtung getan...


Ich denke schon dass das wichtig ist, es geht ja nicht um Bruchtests, denn Bretter schlagen nicht zürück. Aber auf der Strasse, wo ich vielleicht auf einen oder mehrere problembehaftete Jugendliche treffe, die nichts können außer beim Kickboxtraining alles kurz und klein zu treten halte ich es schon für sinnvoll auch etwas einstecken zu können.

Mag ja sein, dass ich am Boden liege, und nur noch die Möglichkeit habe meine arme zwischen meine Rippen und seiner Stiefelspitze zu bringen...

shotokan-man
12-04-2005, 10:39
Hier eine kleine Geschichte zur Abhärtung:



Ich werde ein Gorilla

"Wenn du Karate lernen willst, mußt du die Handkanten abhärten", sagten meine Bekannten. Un so hämmerte ich Tag für Tag gegen den scharfen Rand des Küchentisches und versuchte mich im Keller an Briketts.


Die Schriftzeichen im Titel bedeuten 'kara' - nackt, leer; 'te' - Hand, Hände und 'do' - Weg, ethisches Prinzip.

Nachdem die Wintervorräte im Kohlenkeller auf diese Weise halbiert waren, wuchs mein Tatendrang. Ich band ein Strohpolster an einen Stützbalken auf unserem Speicher. Solch einen Schlagpfosten nennen die Japaner "Makiwara". Damals hilet ich dieses Do-it-yourself-Gerät für den heiligen Totempfahl der totalen Abhärtung. Aber entweder war die Konstruktion falsch oder ich selbst lag schief mit der Methode: nach wenigen Tagen waren meine Hände zu Superpranken angeschwollen. Wenn mich jemand begrüßte, gab es ein betretenes "Nanu!". Nachdem ich dann auch noch ein hinter der Hand getuscheltes "Elephantiasis" aufschnappte, vergrub ich bei jedem Gruß die Hände in den Hosentaschen und nickte lässig mit dem Kopf. Sollte man mich ruhig für einen oppositionellen Radikalen halten.
Heimlich und konsequent bastelte ich unbeirrt am Image eines harten Overkill-Experten, dem Karate als das Zerstörende schlechthin leitbildhaft vorschwebte.
Die härteste Selbstverteidigung der Welt, mit einer eineinhalbjahrtausend-alten Tradition als Kunst des optimalen und rationellsten Einsatzes der menschlichen Gliedmaßen in Abwehr und Angriff. (Stammt nicht von mir, ich habe es irgendwo gelesen und auswendig gelernt.)
Ich begann Artikel zu sammeln: "Der Mann, der einen Kampfstier mit der bloßen Hand tötete", "Koreanische Tigerdivision fügt dem Feind mit Karate im Nahkampf schwere Verluste zu", "Karate-Experten als geheime Waffenträger polizeilich registriert".
Für eine Karateausbildung würde ich jedes Opfer bringen. Aber ich wollte nicht nach dem Lehrbuch sondern in der Praxis lernen. Solange die Lehrbücher keinen Sparringspartner mitlieferten.
Schneller als erwartet wurde es ernst: ein Karatemeister, ein farbechter Schwarzgurt, war in unseren Ort verzogen und kündigte eine Clubgründung an. Ich wollte und mußte sein erster Schüler sein, also nichts wie hin!
Die erste Begegnung fand in seiner Wohnung statt. Vergeblich hielt ich Ausschau nach Urkunden, Trophäen und Samuraischwertern. Der Meister trug Pantoffeln und wirkte auf mich geradezu mikrig. Seine Hände zeigten weder Schwielen noch Hornwülste. Ich war bitter einttäuscht.
Dann daß ich ihm gegenüber und wußte nicht, was ich eigentlich sagen sollte.
Entgeistert sah ich, wie er sich eine Pfeife ansteckte. Fehlt nur noch, daß er säuft, dachte ich. Was dann kam, haute mich fast vom Stuhl.
"Na los, Taschenformat, wo brennt's? Ich bin nicht der Big Boy, den du dir ausgemalt hast, stimmts? Und du glaubst, so eine Karate-Heini wäre auf Kilometer erkennbar. Spar dir deine großen Worte und komm zur Sache. Also du möchtest Karate lernen. Okay, Montag um 20 Uhr in der Kreisturnhalle. Alles weitere erklär' ich euch dort."
Er stand auf und erwartete, daß ich mich dünn mache. Aber ich blieb sitzen. Mit mir nicht, ich war kein Strohfeuer-Fan. Ich sah, wie er stutzte. "Na schön", sagte er, "fünf Minuten kostenlose Zugabe. Aber faß dich kurz."
Aus den fünf Minuten wurde eine geschlagene Stunde. Ich erfuhr alles, was ich wissen wollte. Ich durfte mir Fotos und Bücher ansehen. Ich durfte mir sein Meisterdiplom, die sogenannte Dan-Urkunde zu Gemüt führen. (Nachdem ich sie mehrere Minuten fachmännisch gemustert hatte, sagte er mir, ich hielte sie verkehrt herum.)


Immer die gleichen Fragen

Warum ich das alles erzähle? Weil mich gestern der Huber Sepp anquasselte und genau so blöd daherredete, wie ich vor einem Jahr.
"Hast du schon Dachpfannen zerschlagen? Hast du schon mal im Ernstfall Karate angewendet? Stimmt es, daß ein Karatemann besser ist als ein Boxer? Ist dein grüner Gürtel ein höherer Grad?


Das 'Kihon': die Grundschule. Hier werden die ganzen Karatetechniken, seien es Abwehren, Gegenangriffe, Tritte oder nur die einzelnen Stellungen und Schrittbewegungen gelernt und verfeinert.

"Hör zu", brauste ich auf, "jetzt werde ich dich in aller Freundschaft aufklären. Aber hör endlich mit deinen Fragen auf." Sepp glotzte wie ein Auto, verstummte und musterte mich, als ob ich Dracula persönlich sei.
Ein Jahr lang hatte ich die Klappe gehalten (was mir äußerst schwer fiel) und als fleißiger Schüler trainiert. In meiner Karate-Pubertätszeit, bevor ich meinen jetzigen "Sensei", den Schwarzgurt, kennengelernt hatte, war ich die Angabe in Person. Weiß der Teufel, warum ich heute so allergisch auf alles reagiere, was nach Show roch.
Es fing damit an, daß meine Braut sich über mich lustig machte. "Ist doch alles Theater und Geltungssucht", meinte sie. "Was hast du denn davon, daß du dir die Glieder verrenkst und nach dem Training schlagkaputt bist. Wie kann ein normaler Mensch so ein ausgefallenes Hobby haben!" Ich war wütend, aber ich dachte zum ersten Mal nach, in wieweit Karate ein echter Sport sei. Dann sprach ich mit meinem Ausbilder darüber. Inzwischen hatte ich ihn im Training erlebt, und alle Vorurteile waren passé.
Was ich jetzt meinem Kumpel erzählte, war nicht auf meinem Mist gewachsen. Aber ich hatte es gefressen und verdaut. "Karate ist ein wenig anders, als du es dir vorstellst. Ohne Sensationen. Kara heißt leer und Te heißt Hand. Kunst der leeren Hände, Kampf ohne Waffen. Nicht ringkampfmäßig wie beim Judo sondern auf Distanz.
Ursprünglich galt Karate als reine Selbstverteidigung: Abwehr und Gegenangriff mit Faust, Handkante oder Fuß. Die Wirkung eines Gegenangriffs kann verheerend sein; die Bruchtests beweisen es. Es gibt keine faulen Tricks dabei. Aber bis du es kannst, mußt du lange und verdammt ausdauernd trainieren. Und wenn du lange genug trainiert hast, pfeifst du auf den ganzen Rummel. Du hast gemerkt, daß Karate als Sport ganz andere Aussichten bietet als so ein idiotisches Zertrümmern von Baumaterial.
Die meisten sehen im Karate immer noch die Selbstverteidigung. Bitte sehr, mögen sie. Klar, daß ein Karatemann fantastisch reagiert und - da er alle Abwehr und Angriffe aus der Bewegung heraus lernt - keine Trockenkurse absolviert.
Du fängst ganz bescheiden an, als Weißgurt. Nach und nach steigert sich dein Können, du legst Gürtelprüfungen ab, die Gürtelfarbe wird dunkler. Als Braungurt zählst du schon zu den Fortgeschrittenen. Bis zum Schwarzgurt, zum Karatemeister, braucht man seine zwei bis drei Jährchen - sofern man das Zeug dazu hat. Und den Ehrgeiz. (Es gibt übrigens genug Clubs ['Dojos'], die von keinem Meister geleitet werden; der schwarze Gürtel ist also nicht unbedingt Voraussetzung.)


Im 'Kumite' werden die gelernten Grundschultechniken zusammen mit dem Partner geübt. Hier werden Timing, Distanzgefühl und Präzision geschult. Erst wird in vorgegebenen Formen geübt, die immer mehr an den freien Kampf heranreichen. Im freien Kampf besteht der Karateka seine letzte Bewährung. Mut, absolute Körperbeherrschung, blitzschnelle Reaktion und unbedingte Fairneß vermitteln ein faszinierendes Bild meisterhaften Könnens und größter Realistik.

Du brauchst auch nicht zu glauben, daß jeder 'Karate-Ka' ein künftiger Wettkämpfer ist: für den Hochleistungssport sind immer nur wenige geeignet, und wie in jedem Sport steht die Breitenarbeit im Vordergrund.
Kämpfer sind kleine (oder große) Experten, die im richtigen Moment abstoppen können und ihr Ziel nicht verfehlen. Sie beherrschen alle Angriffs- und Abwehrtechniken, sie haben überdurchschnittliche Reaktionen, sie kennen sich in der Kampfpsychologie aus und verfügen über eine beachtliche Kondition.
Wie gesagt, das ist noch Zukunftsmusik. Aber du kannst mir glauben, was sich bisher bei mir getan hat ist ganz große Klasse.
In den ersten Wochen habe ich mich gewundert, wie viele Muskeln der Mensch hat - ich habe sie alle gespürt. Dann habe ich 4 Kilo abgenommen und bin flinker als je zuvor. Meine Reaktion beim Autofahren hat sich schon herumgesprochen. Ich war noch nie so fit wie heute.
Und so wie ich fühlen alle 20 Mitglieder unseres Clubs. Ich möchte den sehen, der jetzt noch aussteigen möchte, obwohl es jedem frei steht, von heute auf morgen eine Fliege zu machen.

Wie man einen Heiligenschein erwirbt

Das Verrückteste aber ist vielleicht die Tatsache, daß mich dieser Sport restlos umgekrempelt hat. Was war ich für ein Angeber!
Unser Ausbilder sagte kürzlich, daß alle Angeber unter verdrängten Komplexen leiden. Nichts sein und dennoch bescheiden bleiben, gelingt den wenigsten. Wenn du mir heute sagst 'Mensch, was bist du nur für eine Flasche!' läßt mich das kalt wie 'ne Hundeschnauze. Wenn ich so zurückdenke, wie ich unseren Ausbilder bei meinem ersten Besuch eingeschätzt habe - daß mir dieser Mann so haushoch überlegen sein sollte, hätte ich nicht im Traum gedacht. Und dabei sagte er, daß er nur mittelmäßig sei, daß wir ihn in spätestens zwei Jahren eingeholt hätten. Ich war dabei wie ihn ein Halbstarker zusammenschlagen wollte. Was meinst du, wie er reagierte? Er sagte ihm ganz ruhig, daß er ihn zum nächsten Training einladen würde, schüttelte ihm die Hand und ging. Der andere stand wie 'ne Kuh wenn's blitzt. Aber das tollste kommt noch. Der Halbstarke kam tatsächlich als wir trainierten. Er saß mucksmäuschenstill und schaute zu. Was machte unser Ausbilder? Nach einer halben Stunde ging er zu ihm hin und begrüßte ihn ganz freundlich. Kein Wort, daß er ihm jetzt zu einem Fight zur Verfügung stünde. Und unser Halbstarker? Er ist längst Mitglied bei uns, ein netter Kerl übrigens und zahm wie 'ne Fliege.


Die 'Kata': als Turnierform in der Art des Schattenboxens in einer festgelegten Kombination von 30-40 Abwehren und Gegenangriffen gegenüber mehreren imaginären Gegnern stellt der Karateka vor der Jury den Stand seines technischen Könnens unter Beweis. Fünf bis sieben Kampfrichter urteilen gleichzeitig über Dynamik, Schnelligkeit, saubere Technik, harmonischen Bewegungsablauf, Rhythmus, Gleichgewicht, Stand, Atmung, Blick, Logik, Hüfteinsatz, Geschmeidigkeit, Kime, Hara, Ki und tatsächlichen Effekt im gegebenen Ernstfall.

Ob man beim Karate Japanisch lernen müsse? Wer hat dir denn diesen Bären aufgebunden! Natürlich hat man unter Fachidioten seinen eigenen Jargon. Aber so etwas lernt man nicht auswendig, das kommt mit der Zeit. Es hat den Vorteil, daß man sich international verständigen kann, und vorerst kommen unsere großen Lehrmeister ja bekanntlich aus dem Fernen Osten. :D


.

D_Invader
12-04-2005, 13:04
ja... was willst du damit jetzt sagen?

shotokan-man
12-04-2005, 13:07
Nichts, die Geschichte passte nur gerade so zum Abhärtungstraining :rolleyes:

Scarface
01-06-2005, 15:23
Was hat den die Story mit der Abhärtung der Nerven zu tun?

Um Lei Tung
02-06-2005, 09:08
Abhärten für Kumite ist nicht nötig. Liegestützen auf den Händen und Knöcheln um die Knochen kräftiger zu machen und die Muskeln der Hand mit kneten von Bällen zu kräftigen ist ausreichend. Man kann zur Kräftigung der Handmuskulatur auch noch Pappe oder Zeitungen zerreissen. Das alles in Kombination hällt die Hände gut zusammen.

Wenn man unbedingt "coole" Hornhaut auf den Knöcheln haben will, kann man Liegestütze auf Kokosmatten machen. Man muss nicht die Hände deformieren oder die Nerven zerstören für den einen Schläg im Monat der mal auf die Deckung geht.

Grüße
Um Lei Tung

Ki. 102
02-06-2005, 10:57
Man muss nicht die Hände deformieren oder die Nerven zerstören für den einen Schläg im Monat der mal auf die Deckung geht.Es werden keine Nerven zerstört. Es geht auch weniger um Schläge, die auf die Deckung gehen, sondern um die eigenen Schläge/Stöße, die treffen.
Die wichtigere Frage als die nach Schmerzempfindlichkeit ist, ob ich durch "Abhärtungstraining" die relativ empfindliche Hand stabiler machen kann. Das ist keinesfalls abwegig:
‘Prävention und Rehabilitation im Sport’ von Jürgen Freiwald (S. 20 ff., rororo, ISBN 3-499-18626-8):
" ... Das Dickenwachstum des Knochens bzw. auch der Verlust an Knochendicke kann zeitlebens erfolgen, es finden Anpassungen an die Funktion statt, denn der Knochen ist eine ‘funktionelle Struktur, die ihn zu einem außerordentlich lebendigen und reaktionsfähigen, in ständigem Umbau befindlichen Gebilde werden läßt’ (Tittel 1985, 64f) Die Statik sowie die Mechanik gibt entsprechende funktionelle Reize zur Anpassung des Knochengewebes. Die Anpassung betrifft sowohl die Anordnung seiner Bestandteile (Bälkchenstruktur) als auch die Ausprägung des Knochenumfangs. Beispielsweise ist bei Ausdauersportlern nach jahrelangem Training eine deutlich nachweisbare Verdickung (Anpassung) der äußeren harten Schicht des Röhrenknochens (Substantia compacta) zu beobachten."
zitiert nach www.arsmartialis.comBei manchen "trainierten" Knöcheln ist dies offensichtlich. Darüber hinaus hat sich Meister Egami Shigeru des Erfolges seiner diesbezüglichen "Bemühungen" sogar mit Hilfe einer Röntgenaufnahme vergewissert - später ist er vom Makiwara-Training abgerückt ...
Letztlich muss -wie so oft- jeder selber entscheiden, was er für richtig und wichtig hält.
GRUß !!

Michael1
02-06-2005, 11:58
Darüber hinaus hat sich Meister Egami Shigeru des Erfolges seiner diesbezüglichen "Bemühungen" sogar mit Hilfe einer Röntgenaufnahme vergewissert - später ist er vom Makiwara-Training abgerückt ...

Weist du ob er das irgendwo begründet hat?

Ki. 102
02-06-2005, 13:27
Weist du ob er das irgendwo begründet hat?Hi! Ja, hier ist eine recht ausführliche Stellungnahme:www.shotokai.com Egami über Makiwara-Training (http://www.shotokai.com/ingles/gallery/tokitsu/makiwara5.html)
Und in Hironishis bewegendem Aufsatz über Egamis Bedenken in den letzten Lebensjahren steht auch noch etwas, (was ev. wieder in die andere Richtung weist ...) www.shotokai.com worries in his last years (http://www.shotokai.com/ingles/history/worries.html)
Ich wollte erst etwas hier reinkopieren, aber das wird dann schnell zu viel und zu speziell denke ich. GRUß !!

Um Lei Tung
02-06-2005, 13:39
Egami Shigeru hat Recht. Für mich ist es leider zu spät, meine Hände sind kaputt.

Grüße,
Um Lei Tung

Ki. 102
02-06-2005, 14:00
Egami Shigeru hat Recht. Für mich ist es leider zu spät, meine Hände sind kaputt.Hi ! Wenn Du selber solche Erfahrungen gemacht hast, könntest Du nicht etwas ausführlicher schildern, welche Schäden Du hast und wie/wodurch genau sie entstanden sind ? (Egami schreibt bezüglich der Schädlichkeit eigentlich nicht, dass die Hände kaputt gehen, er erwähnt [nur] die Erkenntnisse der Akkupunktur und des Shiatsu, in deren Licht Makawara-Training ungesund erscheint.) GRuß !!

Lagwagon2K
02-06-2005, 14:02
Egami Shigeru hat Recht. Für mich ist es leider zu spät, meine Hände sind kaputt.

Grüße,
Um Lei Tung

Mich würd das auch interessieren wie das passiert ist!

heidelauf
02-06-2005, 14:31
würd mich auch interessen zu welchen Schäden es kommen kann.

Zugegeben, Abhärtung mit selbstgebautem Makiwara hab ich 1993 gemacht (als Anfänger), ca. ein Jahr, also nicht langzeitmäßig. Die Nerven sind heut' noch tot. Ansonsten LS auf den Fäusten und Sandsack.

Nach einem richtigen Kampf hab ich aber gemerkt, das besonders die Linke noch ein paar Nerven hat(te). Drei Tage taubes Gefühl gehabt, besonders in den Knöcheln der kl. Finger war so ein fieses Sticheln zu spüren. Und geschwollen waren beide Hände.

zum abhärten der Hände: mit Handinnenfläche und Außenseite auf den Paketboden klatschen, aber nicht übertreiben.
(bei Klodeckel-größe aufhören!) :klatsch:

Um Lei Tung
02-06-2005, 14:55
Morgens benötige ich über eine Stunde bis ich meine Hände schmerzfrei bewegen kann. Den meisten Karatekas die ich kenne, die ebenso exesives Makiwara Training gemacht haben geht es ebenso. Die Handgelenke, Ellenbogen und die Schultern machen Probleme. Bei vielen Karatekas die viel Makiwara Training gemacht haben ist die Beweglichkeit der Handgelenke stark eingeschränkt. Die fangen bei einem Handgelenkhebel sehr früh an zu schreien ;-)

Ich würde für die Knochendichte Liegestütze und Wringbewegungen mit einem derben Stofffetzen (wie Aufnehmer auswringen) und kneten von Weichgummibällen vorziehen. Wenn man Hornhaut haben will, geht das sehr schnell durch Liegestütze auf einer Kokosmatte. Wenn man das Unterhautgewebe abhärten will, kann man Liegestütze auf Reiskörnern machen. Dabei kommt es zu Mikroverletzungen im Unterhautgewebe was das Gewebe derber und unempfindlicher macht. Weiter muss man nicht gehen.

Nach so einem Training kann man die Schäden dann noch durch Wechselbäder heiss / kalt reduzieren.

Fahre jetzt erstmal in Urlaub :-)

Grüße,
Um Lei Tung

heidelauf
02-06-2005, 15:15
:ups:

@Um Lei Tung: Danke für die Infos und einen schönen Urlaub ! :)