Angst [Archiv] - Kampfkunst-Board

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philosoph
05-06-2002, 20:41
Hallo an alle !!!

ich bin das erste mal hier in diesem Board und ich würde gerne einmal fragen ob mir eventuell jemand über den Bereich Angst nützliche Tipps geben kann.
Ich hatte bisher so gut wie noch nie eine körperliche Auseinandersetzung, aber alleine der Gedanke daran lässt mich schon erschaudern.

Vielleicht kann mir jemand, mit "Erfahrung" ein bisschen was über die Angst erzählen.

Ich kenne zwar die Bücher von z.B Geoff Thomson " Die Tür" und "Die Angst", aber es wäre trotzdem schön ein paar Reaktionen lesen zu können

philosoph

DasHaeschen
05-06-2002, 20:57
Trainiere so lange und so hart, dass Du der Überzeugung bist, überlegen zu sein. Du solltest zwar den Respekt vor Deinem Gegner nicht verlieren, aber wenn Du Angst hast, wirst Du mit Sicherheit auch einem Unterlegenen Gegner unterliegen.

SV steht nicht nur für Selbstverteidigung, auch für Selbstvertrauen!
Wer sich seiner Sache nicht sicher ist, wird definitiv verlieren.

Und noch schlimmer: Wer Angst oder Unsicherheit ausstrahlt wird viel leichter in eine Schlägerei hineingezogen, weil es viele Idioten gibt, die ständig nach "Opfern" suchen. Wenn ein 2m Mann Dich anmacht und Du bleibst absolut ruhig und schaust ihm direkt in die Augen, dann denkt der schon nach und wird vielleicht etwas vorsichtig...

Selbstvertrauen und Selbstsicherheit sind absolute Grundvorraussetzung für das Gewinnen eines Kampfes, aber viel wichtiger ist: Mit ein bisschen Grips und der nötigen Portion Selbstvertrauen kann man die meisten Kämpfe verhindern.
Das ist viel wichtiger! (s. Signatur)

Also, am Selbstvertrauen musst Du arbeiten. Aber so, wie ich das bei Dir lese, fehlt Dir einfach die notwendige Sicherheit durch entsprechendes Training. Was machst Du denn wie lange schon?


Ciao,
Häschen

philosoph
05-06-2002, 21:19
hallo häschen,

vielen Dank für deine Gedanken. ich mache siet ca 1 1/2 Jahren WT und es macht mir auch richtig spass, solange es beim Training bleibt. Jemandem mit aller Gewalt zu schlagen in einer ernsten Situation weis ich nicht ob ich das kann.

Was übst du für eine Kampfkunst aus ???

Hast du vielleicht nützliche Trainingstipps für mich, für Körper und Geist ???
So wie ich dich einschätze bist du darin sehr erfahren ?!?!?

Also nochmals danke für deinen Beitrag !

gruss
philosoph

p.s. deine signatur gefällt mir gut !!! ich habe auch selbst zwei videos von emin boztepe

Alex!
06-06-2002, 02:00
Hi philosoph,
ich kann mich da "dem Häschen" nur anschließen. Selbstvertrauen spielt eine riesen Rolle bei der ganzen Geschichte. Früher war ich ein ganz "normaler" Junge, mehr feige als übermütig und ich fuhr recht ordentlich damit, bis ich an einen Punkt gelangte, an dem ich merkte, daß ich irgendwann einmal besser sein muss als andere, weil ich sonst früher oder später untergehen würde. Dementsprechend fing ich zunächst mit Kraftsport an, ich ging regelmäßig ins Fitnessstudio und zog die Geschichte auch voll durch, weil es Spass machte und ich mir gut fühlte. Somit wuchs auch das Selbstvertrauen rapide. Wenn ich heute darüber nachdenke hatte ich zu diesem Zeitpunkt soviel Selbstvertrauen wie noch nie zuvor.

Leider begann danach die Zeit wo ich meine "Hörner" abwetzte. Ich lief herum und jeder der mich anrempelte bekam direkt was zu hören, aber komischerweise hab ich mir nie eine gefangen. Das ganze lief fast ein Jahr lang so und ich fuhr auch mit dieser Schiene wirklich gut. Ich lernte Leute einzuschätzen, ich wusste später genau wann Schluss ist, um eine Schlägerei zu vermeiden.

Irgendwann geriet ich dann mal an mehrere Leute, welche mich mit einem Messer bedrohten und mein Geld wollten. Nach dieser Situation versprach ich mir selbst, daß es mir nie mehr passieren würde. Zu diesem Zeitpunkt war ich knapp 18 Jahre alt. Also, was lag relativ nahe ? Ich kaufte mir eine Gaspistole, legte diese in mein Auto und war happy. Logisch, ich fühlte mich sicher, aber es war trotzdem nicht das richtige für mich. Später wurde sie dann sowieso geklaut, weil das Auto meines Freundes aufgebrochen wurde :( ...

Nungut, ich war dann mittlerweile 18 Jahre alt, hatte zu diesem Zeitpunkt meine Freundin und so kam immer mehr Ärger. Plötzlich meldeten sich längst abgeschriebene Ex-Freunde mit Prügelnachrichten usw. ich wurde verfolgt und fuhr teilweise "um mein Leben". Das waren alles keine schönen Erlebnisse.

Also musste ich mir etwas einfallen lassen, damit ich mich in Zukunft nicht mehr fürchten müsse. Ich wollte einfach nicht mehr Angst kriegen, wenn ich bestimmte Orte aufsuchen musste, wo sich dann meine "Feinde" aufhielten. Spontan schaute ich mir mal das Muay Thai-Training in meiner Nähe an und meldete mich dort sofort an. Das war dann mittlerweile mit 19 Jahren. Das ziehe ich jetzt durch, wobei ich mich zur Zeit mehr auf's Boxen konzentriere, da ich mich bei einer Auseinandersetzung eher auf eine Schlag-Kombination verlassen will, als auf eine Schlag-Tritt-Kombination etc.

Soweit mein "Werdegang" zu dem was ich heute bin. Ich kann dir quasi nur die Tips geben, welche ich aus meinen Erfahrungen herausziehen konnte.

Zunächst einmal würde ich dir raten ein wenig Kraftsport zu machen, wenn du merkst, daß du mehr Kraft als andere hast oder du weisst, daß du mehr Kraft als andere hast, dann fühlst du dich gleich überlegen. Aber mach bitte nicht den Fehler wie ich und stelle deine Kraft auf die Probe, denn zu Anfang hast du keine, du bildest es dir nur ein, so war es zumindest bei mir, wenn ich heute zurückblicke. Als nächstes würde ich dir empfehlen dein Kampfsporttraining weiter zu verfolgen. Vielleicht auch einmal ein "Wie verhalte ich mcih in Konfliktsituationen"-Seminar besuchen, sowas kann sicherlich nicht schaden, auch wenn ich bisher noch nicht dazu kam :) Desweiteren kann ich dir nur mit auf den Weg geben, daß du niemals versuchen solltest Herr einer Situation zu werden, wenn du dir unsicher bist, denn das merken die anderen Leute sofort. Entweder du hast es im Griff, bleibst ruhig und sagst was Sache ist und stellst das so klar, daß alle wissen was passiert wenn es nicht so sein wird oder du bist einer von denen die lieber ganz still sind und versuchen den Ort zu verlassen, was sicherlich auch keine schlechte Angewohnheit ist.

Zum Abschluss noch eine Frage an die anderen (natürlich auch an dich) :

Was ist, wenn die andere Person genauso viel Selbstvertrauen hat wie ihr selbst ? Wenn ich ausrasten würde, könnte mich nur die totale Unterwerfung meines Gegners aufhalten, wenn dieser auch noch mit Selbstvertrauen auftrumpft sähe es eher schlecht aus für ihn !

Man muss einfach eine Respektperson werden, meine Lieblingsperson ist der Master Chief bei "Die Akte Jane" !

Und jetzt ein ganz wichtiger Spruch :

"Du musst den Leuten zeigen, daß sie für dich absolut nichts wert sind, sie sind bedeutungslos, einfach ein weiterer Strich in deiner Liste"

Dann werden andere Leute auch einen Bogen um die machen :)

so long,
Alex

Der Ehemalige
06-06-2002, 07:19
Hallo Philosoph,

das was die anderen das schreiben klingt ja ganz toll, ist auch Teilweise richtig, aber wie erreichst Du das? Denn das war ja Deine frage! Du mußt solche Situationen üben. Auch und gerade im Training. Mach Sparring! Als Rollenübung und auch frei ohne Regeln, aber auch ohne das Du Dich verletzt, oder verletzt wirst. Also mehr frei von vorgeschriebenen Techniken. Dadurch lwernst Du mit der Zeit Dich an solche Streßsituationen zu gewöhnen.

Gruß Der Ehemalige

DasHaeschen
06-06-2002, 08:58
Hallo!

Also mit 1 1/2 Jahren WT (hartes Training vorausgesetzt) kannst Du Dich vermutlich ganz ordentlich wehren. Jetzt machen wir mal noch drei oder vier Jahre so weiter, dann müsste das gut reichen.

Notfalls kann man ja noch mit Boxen anfangen, würde ich aber erst machen, wenn sich das WT wirklich gefestigt hat (2 - 3 Jahre, aber ist wohl bei jedem unterschiedlich), und auch nur zusätzlich, nicht stattdessen.

Macht Ihr in der Schule Rollenspiele?
Wenn nicht, schlag das Deinem Trainer doch mal vor. Rollenspiele mit abgesprochenen Charakteren und nicht abgesprochener Handlung (also: Der eine will den anderen verkloppen und der andere will keinen Stress, alles weitere macht Ihr dann unter Euch aus während des Rollenspiels).
Danach besprecht Ihr das ganze, was wer von welcher Situation hielt, was man besser machen könnte, etc.

Das stärkt vielleicht das Selbstvertrauen.


Fitnesstraining ist auch nicht schlecht, es hat den Vorteil, dass es ausser dem Selbstvertrauen auch noch den Körper stärkt und etwas "gefährlicher" aussehen läßt (s.o., man darf alles sein, bloß kein Opfer).
Ich persönlich sehe gerne ziemlich schmal und schwächlich aus, aber ich hab auch kein Problem mit meinem Selbstvertrauen... ;)


Was ist, wenn die andere Person genauso viel Selbstvertrauen hat wie ihr selbst ? Wenn ich ausrasten würde, könnte mich nur die totale Unterwerfung meines Gegners aufhalten, wenn dieser auch noch mit Selbstvertrauen auftrumpft sähe es eher schlecht aus für ihn !
Mehr Selbstvertrauen als ich? Das will ich sehen... :D
Aber im Erst: Das ganze Leben ist ein Spiel und es geht darum, am Leben zu bleiben (und dabei so viel Spaß wie möglich zu haben, aber das gehört nicht hier her ;)).
Du musst einfach mehr Selbstvertrauen mimen. Du musst Dir Deiner Sache absolut sicher sein. Geh nie auf Konfrontationskurs. Wirke deeskalierend, aber mach das so, dass er das Gefühl hat, Du wilst Dich zwar nicht schlagen, hast aber keinerlei Angst davor, sondern willst Dir nur die Hände nicht schmutzig machen (das aber um Himmels Willen nicht sagen, da kannst Du ihm gleich ins Gesicht spucken, hat dasselbe Ergebnis! :().
Und Ausrasten? Das sollte man sowieso vermeiden! Ein guter Kämpfer ist einer, der selbst während eines Kampfes immer ruhig und berechnend bleibt.
Sollte es einmal passieren, dass ich ausraste (kommt nicht oft vor, aber leider passiert es halt ab und an doch), dann höre ich genau in dem Moment auf, in dem mein Gegner auf dem Boden liegt und ich stehe.
Wenn er dann wieder aufsteht und mehr will (sprich: mich nochmal angreift), kann er das haben, aber wenn er liegt ist für mich Schluss!

Zu der Sache mit dem "Wenn er dann noch mit Selbstvertrauen auftrumpft".
Einer, der halb ohnmächtig auf dem Boden liegt, trumpft in der Regel nicht mehr auf. Wenn doch, dann lache ich einmal kurz auf und gehe weg.
Bloß auf keine Provokation einlassen, sonst steht der evtl. mit einem Messer in der Hand wieder auf.



Plötzlich meldeten sich längst abgeschriebene Ex-Freunde mit Prügelnachrichten usw. ich wurde verfolgt und fuhr teilweise "um mein Leben". Ach, gehörst Du auch zur seltenen Rasse der Drohbiefsammler? :D :D :D



So wie ich dich einschätze bist du darin sehr erfahren ?!?!? Das sind zuviel der Lorbeeren. Ich bin nur einer von vielen KKlern hier, die sich aus bestimmten Gründen auf SV spezialisiert haben.
Es gibt einige Leute hier, die vermutlich seeeeeeehr viel mehr Erfahrung damit haben. Wart mal ein oder zwei Tage, die melden sich hier sicherlich noch zu Wort...


Ciao,
Häschen

Jogi
19-06-2002, 13:36
Hi all,
diese Angst vor dem Kampf, hat doch jeder. Egal wie er's nennt. bei jedem äussert sie sich etwas anders. Aber letztlich hat's jeder. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Bei mir ist's so, dass die Angst verschwidet, sobald ich weiß, dass er (der Angreifer) gleich kommt. Irgendwie bekomme ich dann einen Tunnelblick (ist nicht unbedingt gut) und die weichen Knie sind weg. Warte also nicht darauf, dass diese Angst verschwindet. Trainiere Situationen die Dir Angst machen. Das desensibilisiert. Gewöhne dich an die weichen Knie, die Leere im Kopf, das mulmige Gefühl im Bauch oder was sonst bei Dir für Symptome auftauchen. Das ist immer nur der Moment vor dem Kampf. Wenn's los geht, ist die Angst weg.

Softwarekiller
19-06-2002, 13:43
hmm Heaschen ich dachte Angst sei einer deiner Spielchen, weil dich soviele unterschätzen würden....

das mal am Rande.


mfg (ein bei 30° schwitzender) Soft

DasHaeschen
19-06-2002, 16:26
hmm Heaschen ich dachte Angst sei einer deiner Spielchen, weil dich soviele unterschätzen würden.... :confused:

Ja, und? Hab ich was anderes geschrieben??? Klar spiele ich mit dem REspekt und der Angst DES GEGNERs (zumindest versuche ich das :p).
Dazu dient doch dieses ganze "Ey, was kuckst Du meine Freundin so blöde an...." Gesülze. Ist doch auch nur ein "Spiel" mit der Angst des herausgeforderten...
Ausserdem: Keine Angst zu zeigen, ist doch auch eine Form des spielens mit der Angst?!


Oder meinst Du, ich würde (sollte) Angst mimen, wegen dem unterschätzen???


Nene, wenn Du das so verstanden hast, hab ich mich wohl nicht so gut ausgedrückt!
Ich werde gerne unterschätzt, das heißt, wenn ich aus irgend einem Grund jemanden angreifen muss (kommt aber glücklicherweise höchstens ein paar mal pro Dekade vor), sollte er sein blaues Wunder erleben!

Wenn mich einer anmacht, tut er das, weil ich nach "Opfer" aussehe! Aber ich spiele nicht Opfer.
Wenn er mich anmacht, sollte er irgendwann anfangen zu glauben, dass da etwas nicht so recht sein kann. ("Dieser Schwächler kriegt ja gar keine Angst???!") Dann hört er vielleicht auf.
Sollte er das nicht glauben, wird er mich unterschätzen...

Ich meinte das Unterschätzen nur in dem Sinne, dass ich recht klein und schmal bin und er nicht weiß, dass ich ein bisschen KK-Erfahrung hab.

Deswegen werde ich aber nicht Opfer spielen! :rolleyes:
Das ist bei einer solchen "Ich-werde-angemacht" - Situation nur dann sinnvoll, wenn man sich ganz sicher ist, dass man dem Kerl um Längen überlegen ist und man ihm schon immer mal eine rein schlagen wollte.
Zu gut Deutsch: NIE!



Ciao,
Häschen <- liebt dieses Wetter!!! :D