Weg des Kriegers [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Weg des Kriegers



amarok
25-09-2001, 15:54
Hi Allerseits,

ich würde gerne eure Meinung zu diesem Thema kennen.

Was hat dieser Satz heute für eine Wirkung (Bedeutung) auf Kampfkünstler?

PeterFetzer
25-09-2001, 21:08
Als "Krieger" sehe ich eigentlich einen Menschen, dessen Lebensinhalt darin besteht, zu kaempfen, zu siegen und Ruhm (nicht Rum zu ;) )erwerben.
Dieses Bild des bewaffneten Kaempfers gefaellt mir deswegen nicht sonderlich gut; da sagt mir doch eher der unscheinbare Bauer zu, der sich seiner Haut gut zu wehren weisz.

Peter

Nino
25-09-2001, 21:35
Hm in gewisser Weise haftet vielen Kampfkünsten ein kriegerischer Charakter an, aber ich denke heutzutage muss diese Frage über den jeweiligen Einsatzbereich geklärt werden aber auch da findet sich nichts wirklich Kriegerisches mehr, sondern eher ein "sich verteidigen" oder auch eine gewisse art modernes Gladiatorentum.

Gruß
Nino

Schlappen
25-09-2001, 23:04
Salve, der Titel des Threads liest sich wie "Der Weg des Lollis!"
Das ist wie mit Helden in Kriegszeiten sind sie brauchbar und ganz schnell tot und im Frieden, gemeingefährlich. Blubberlutsch!
so long :cool:

Krider
26-09-2001, 07:12
Ich assoziiere Weg des Kriegers nicht unbedingt mit Gemeingefährlichlichkeit und laufend Kämpfen.

Nino
26-09-2001, 08:17
@Schlappen

hast du da in Richtung Rambo gedacht :biglaugh: ?

Gruß
Nino

Rene
26-09-2001, 10:18
Bushido, der Weg des Kriegers hat recht wenig mit Mord und Totschlag zu tun. Eher mit einer Grundlegenden Einstellung zum Leben. Diesen Weg gehen Menschen die mit sich im Reinen sind.

Ein Kampfkünstler dem es gelungen ist diesen Weg zu gehen, tut dies in allen Bereichen des Lebens. Natürlich auch im Kampf.

Nino
26-09-2001, 13:50
@Doc

diente das Bushido nicht dazu Kämpfer auf Schlachten und den Tod vorzubereiten?

Gruß
Nino

Rene
26-09-2001, 15:05
Das ist die letzte Konsequenz. Aber nicht zwangläufig ist jeder Krieger auf dem Schlachtfeld gestorben. Viele auch im Bett. Mein obriges Posting kann nur ganz grob wieder geben was ich darunter verstehe.

Bushido ist auch Loyalität, Ehre, ein reines Gewissen usw. Auch das man sein Leben nicht mehr als wichtigstes Gut sieht. da kommt man dann zu deiner berechtigten Eingabe. Nur wer mit sich im reinen ist kann diese letzte Konsequenz gleichmütig hinnehmen.

Jibaku
26-09-2001, 23:50
Das ist aber eine sehr moderne Interpretation vom "Bushido",
denn so vielschichtig die Werte des Bushido auch waren, so viele Religionen dort hineinspielten und so sehr es um den Charakter ging, historisch war das Ziel einen genügsamen, leistungsfähigen und vor allem gehorsamen Krieger zu domestizieren.
Giri, die Pflichterfüllung und damit auch der absolute Gehorsam gegenüber dem Vorgesetzten oder Lehensherren, stand über allen anderen Werten!
Damit wird aber das eigene Gewissen und alle "Werte" auf einen anderen übertragen, dem man folgen musste, auch wenn sein Befehl dem sonstigen Kodex wiedersprach.
Das enstpricht ganz und gar nicht der modernen Idee des Do als einer Charakterschule mit auch individuellen Werten.
Letztlich ging es bei jedem Gesetzes oder Ehrenkodex für eine Kriegerkaste immer auch darum diese im Sinne der Gesellschaftsordnung gefügig zu machen oder aber im Zaum zu halten.
Das Gesetz der Spartaner, die ritterliche Tugendlehre und in modernerer Zeit vielleicht noch der Ehrenkodex des Preußischen Junkertums.
Die etwas glorifizierende Vorstellung des Bushido wurde erst im Ausgehenden 19. Jahrhundert als neue Interpretation etabliert.
Ebenso wie die Ritter bei weitem nicht so Tugendhaft waren wie die Parzival-Sage uns glauben machen will, so waren auch die Samurai sicher nicht so, wie Bushido heute oft gesehen wird.
Es ging letztlich darum dem Lehensherren eine möglichst gut funktionierende Kriegsmaschine in die Hand zu geben.

Rene
27-09-2001, 10:06
Wie die Kampfkünste haben sich auch die Ideale geändert. Sicher, wenn ich alles Historisch sehen will, müsste ich Dir zustimmen. Aber ich lebe im 21sten Jahrhundert. Ich muss die Lehren nehmen wie Sie heute vermittelt werden und wie ich Sie aufnehme. Das muss natürlich nicht zwangsläufig richtig sein. Aber ein Zitat von Hatsumi Sensei weist eigendlich darauf hin das meine Interpretation der Ansicht der des Bujinkan entspricht.

"Wir sind kein Club von Kriegern, wir sind Gentleman."

Jibaku
27-09-2001, 11:39
Ist man sich dieser Entwicklung bewußt, spricht auch nichts dagegen!
Meist ist es nur leider so, daß auch das historische Bild völlig verklärt wird!
Gerade im Bereich asiatischer Philosophien wird vieles unbesehen geglaubt und per se als schon immer besser dargestellt.

Auch Funakoshi sagte:"Die Zeiten ändern sich, also müssen sich auch die Kampfkünste ändern!"
Dies schließt sicher auch den Wertemäßigen Überbau mit ein.

Was mich iritiert, Dein System ist ja wohl denm "Koryu Bujutsu" zuzurechnen, Deine Interpretation des Bushido entspricht aber eher dem Gedanken des "Gendai Budo"!?
Ich bin kein großer Ninjutsu Experte, würde mich aber interessieren..?

Rene
27-09-2001, 12:44
Man sollte das nicht mehr so streng nach Ryu sehen. Früher wurde es so gemacht. Sicher unterscheiden sich die verschiedenen Ryu in den verschiedenen Ansichten. Aber das Bujinkan Budo sollte man eher in seiner Gesamtheit sehen. Das ergibt sich allein daraus das Hatsumi Sensei der Großmeister von 6 Samurei und 3 Ninja Ryû ist und dementsprechend die Einflüsse aller Ryu auf einen Studenten einfließen. Obwohl ich sagen muss, das der Schwerpunkt dessen, was ich gelernt habe, wohl auf die Togakure Ryû Ninpo und die Gyoko Ryû zurückzuführen ist.


Im folgenden sind einige Neujahr 1891 aufgestellte Richtlinien des 32. Großmeisters der Togakure Ryû -- Shinryuken Masamitsu Toda -- wiedergegeben:

-Sei geduldig, wenn Du nichts tust.

-Wähle die Gerechtigkeit als Deinen Lebensweg.

-Erlaube nicht Deinem Herzen, von Gefühlen wie Lust, Wünschen usw. bestimmt zu werden.

-Schmerz, Leid usw. sind ein fester und normaler Bestandteil des Lebens. Daher trainiere die Erleuchtung und suche den Zustand des unbeweglichen Geistes.

-Behalte die Bedeutung der Loyalität gegenüber Deiner Familie im Herzen und bewahre das Schrifttum sowie die Kriegskünste.

Die neun Regeln der Gyoko Ryû

-Das Zeichen «Nin» bedeutet, daß man sein Land mit seinem Leben schützt.

-Vergiß Dein Ego, sei geduldig, fürchte nichts.

-Sage nichts in einer Gefahrensituation.

-Gegenüber einem starken Gegner bewahre einen unbeweglichen Geisteszustand.

-Diene und schütze Deinen Meister und Deine Familie.
Laster behindern Deine Entwicklung.

-Trunkenheit beeinflußt Deine Wahrnehmung.

-Zerstöre die Stärke Deines Gegners, aber verschone sein Leben.

-Lehre nichts anderen Personen ohne Erlaubnis des Meisters.



bevor ichs vergesse: Die neun Ryu des Bujinkan Budo
(früher Ninpo Taijutsu / Ninjutsu)

Togakure Ryu Ninpo
Gyokko Ryu Kosshijutsu
Koto Ryu Koppojutsu
Shinden Fudo Ryu Ninpo
Kukishin Ryu Taijutsu
Takagiyoshin Ryu Jutaijutsu
Kumogakure Ryu Ninpo
Gyokushin Ryu Ninpo
Gikan Ryu Koppojutsu

Jibaku
27-09-2001, 16:47
Man lernt nie aus!

Obwohl es noch eine ganze Menge japanischer Schulen gibt die in Ihrer Abgrenzung vom Gendai Budo (und umgekehrt) einen elementaren Bestandteil ihrer Lehre sehen.

Danke für die Informationen.

Krider
27-09-2001, 18:32
Danke für die interessanten Zitate Doc

Markus
19-10-2001, 21:09
Für mich hat diese Bezeichnung was ehrenvolles.
Bildlich verbind ich damit am ehesten einen stolzen Samurai, dessen Leben vom Kampf und von Riten bestimmt war. Seine Aufgabe war es seinem Herren zu dienen und ihm sein Leben zu opfern.
Somit ist diese Ehrenbezeichnung heute nicht mehr anwendbar und keiner sollte ihn für sich beanspruchen, ist zumindest meine Meinung.

Thyura
19-10-2001, 22:42
@Rene: Interessante Zitate! Nicht mal ganz abwegig!

Ich würde weitestgehend Markus zustimmen. Es stimmt: Der ursprüngliche "Krieger" im Sinne der Kampfkünste war selbstloser Diener seines Herrn! Den Kampf im heutigen Sinne, also physische Verteidigung seiner selbst, des Meisters, der Familie und des Landes sind heute eher nicht mehr so zu befolgen. Krieger in diesem Sinne sind werder existent, noch erforderlich.

Ein anderer Aspekt dieser Sache ist der GEISTIGE Weg des Kriegers, also die wesentlichen Denkgrundsätze eines Kampfkünstlers, die denen eines Kriegers noch weitestgehend entsprechen. Diese Grundsätze sind in allen Kampfsportarten in der einen oder anderen Weise zu finden! (Im Karate werden sie z.B. durch das Dojo-Kun zusammengefaßt, siehe auch Karate Kids Signatur :) ) Sie beinhalten die Aufforderung zu Mut, Weisheit und innerer Stärke und die zu ehren, die psychische und physische Festigkeit, beziehungsweise Existenz erst möglich gemacht haben: Der Meister, die Eltern (die Familie) und das Heimatland.

Diese geistige Grundeinstellung ist meiner Meinung nach nicht so ganz unwichtig, sowohl beim Training, als auch auf der Straße.
Denn:
Was nützt mir das beste Training, wenn ich nicht höchstmöglichen Respekt vor meinem Lehrer/Sensei/Meister habe???
Was nützt mir der beste Lehrer, wenn ich beim Training unaufmerksam bin und nicht gewillt, zu lernen?
Was nützt mir die größte Muskelkraft, wenn ich beim Anblick eines Gegners nur wie ein aufgescheuchtes Huhn herumrenne?
Und was nützt mir alle Kraft und aller Mut der Welt, wenn ich keinen Funken Ehre in mir habe?

Alles vielleicht Dinge, über die es sich lohnt nachzudenken...

Gruß

Thyura

:brrrrrr:

P.S.: Wen es interessiert: Ich habe irgendwo auch noch was über den Ehrenkodex der Samurai, ich werds mal raussuchen und posten!

Rene
20-10-2001, 09:46
@Markus:


Bildlich verbind ich damit am ehesten einen stolzen Samurai, dessen Leben vom Kampf und von Riten bestimmt war.

Also der große Geschichtskenner bin ich ja nicht, aber was war denn der stolze Samurai? Was hat der Samurai denn, das Ihn prädestiniert, den Ehrenkodex für sich alleine zu beanspuchen? Was haben die Riten damit zu tun? Was unterscheidet den Samurai vom z.B. Ninja, der unter schwirigeren Umsänden meisst allein viel mehr vollbrachte als ein ganzes Heer von Samurai? Und wie wurde aus dem Samurai ein Ninja. Verlor der Samurai das Recht auf den Ehrenkodex als er sich entschied nach einer Verlorenen Schlacht sich nicht umzubringen, sonder eine neue Armee mit einem neuen Konzept auf zubauen?


Seine Aufgabe war es seinem Herren zu dienen und ihm sein Leben zu opfern.

Auch dies sind Dinge, die Heute wie in der Vergangenheit Gültigkeit haben. z.B. ein Elitesoldat tut dies wann immer es von Ihm verlangt wird.


Somit ist diese Ehrenbezeichnung heute nicht mehr anwendbar und keiner sollte ihn für sich beanspruchen, ist zumindest meine Meinung.

Ich beanspruche diesen Ehrenkodex sehr wohl für mich. Mit deinen Begündungen wirst Du mich auch nicht davon überzeugen, das nicht tun sollte.

Das gleich gilt auch für Thyura.

Der Samurai war nicht einfach ein Krieger, sonder hat z.B. Provinzen geführt, war Richter, Polizist usw. Nicht nur ein Soldat. Ein Samurei war Diener und Herr zugleich.


Den Kampf im heutigen Sinne, also physische Verteidigung seiner selbst, des Meisters, der Familie und des Landes sind heute eher nicht mehr so zu befolgen. ..
..Krieger in diesem Sinne sind werder existent, noch erforderlich.

Doch unbedingt. Das dies hier in Deutschland nur Schwer ist, ist bezeichnent, für die mangelnde Idendifikation des Deutschen mit seiner Heimat und seiner Geschichte und mit Werten wie Stolz,Ehre, Freiheit, Familie und Zusammenhalt. Und das schreib ich mit der Gewissheit das ich weit weg von Rechts bin. Sondern mit mit einem, ich denke, recht gutem Verständnis von "meinem" Land und dessen Geschichte. Aber das nur am Rande.

Du schreibst ein paar Zeilen weiter:



Was nützt mir das beste Training, wenn ich nicht höchstmöglichen Respekt vor meinem Lehrer/Sensei/Meister habe???
Was nützt mir der beste Lehrer, wenn ich beim Training unaufmerksam bin und nicht gewillt, zu lernen?
Was nützt mir die größte Muskelkraft, wenn ich beim Anblick eines Gegners nur wie ein aufgescheuchtes Huhn herumrenne?
Und was nützt mir alle Kraft und aller Mut der Welt, wenn ich keinen Funken Ehre in mir habe?

Wo fängt was an und wo endet es? Welche Grundeinstellung muss man haben um dem hinterfragten mir selbst sagen zu können. "Ich habe die geforderten Eigenschaften" ?

Markus
20-10-2001, 17:20
Zitat:
"Also der große Geschichtskenner bin ich ja nicht, aber was war denn der stolze Samurai? Was hat der Samurai denn, das Ihn prädestiniert, den Ehrenkodex für sich alleine zu beanspuchen? Was haben die Riten damit zu tun? Was unterscheidet den Samurai vom z.B. Ninja, der unter schwirigeren Umsänden meisst allein viel mehr vollbrachte als ein ganzes Heer von Samurai? Und wie wurde aus dem Samurai ein Ninja. Verlor der Samurai das Recht auf den Ehrenkodex als er sich entschied nach einer Verlorenen Schlacht sich nicht umzubringen, sonder eine neue Armee mit einem neuen Konzept auf zubauen?"

Ich hab ja nie behauptet, daß der Samurai diesen Kodex für sich ALLEIN beansprucht, ich schrieb nur, daß er am ehesten meiner Vorstellung hinsichtlich eines "echten" Kriegers entspräche, mehr nicht.

Die Unterscheidung Ninja - Samurai würde ich sehr wohl vornehmen, da der Ninja auch oft für Attentate (aus)genutzt wurde und die meisten Attentate sind in meinem Augen nicht ehrenvoll.

Gut, du beanspruchst diesen Titel für dich, obwohl ich das ein bißchen anmassend finde, aber ok. Vielleicht verstehst du ja etwas anderes unter der Ehrenbezeigung!??

Krider
20-10-2001, 20:19
Die Unterscheidung Ninja - Samurai würde ich sehr wohl vornehmen, da der Ninja auch oft für Attentate (aus)genutzt wurde und die meisten Attentate sind in meinem Augen nicht ehrenvoll.

Dieser Zustand ist ja wohl heute weniger gegeben ;)
Von daher hat Rene schon Recht wenn er für sich beansprucht den Weg des Kriegers zu gehen. Ist wohl auch teilweise Auslegungssache.

Rene
20-10-2001, 22:37
Die Unterscheidung Ninja - Samurai würde ich sehr wohl vornehmen, da der Ninja auch oft für Attentate (aus)genutzt wurde und die meisten Attentate sind in meinem Augen nicht ehrenvoll.

Das ist das was einem von Hollywood vorgegaukelt wird. Auch Ninjas haben Schlachten geschlagen. Aber natürlich auch Spionage betrieben, Attentate verübt, sich als Leibwächter verdungen. Aber dies mit dem Hintergrund, das die unumgehbar war, um seine Aufgabe zu erfüllen, seinem Herren zu dienen, seine Sippe zu schützen. Und dies immer unter der ständigen Gefahr, dabei sein Leben zu verlieren oder, falls er lebend gefangen wird, die Schlimmste Folter zu erleiden.

Ich möchte sogar behaupten das historisch gesehen, der Ninja der bessere Samurei war. Denn ich habe noch von keinem Samurai gehört, der sich allein ohne Waffen in einer Verkleidung hinter den Feindlichen Linien den Kampf geführt hat.