elektroschocks gegen häftlinge? [Archiv] - Kampfkunst-Board

PDA

Vollständige Version anzeigen : elektroschocks gegen häftlinge?



Baphomet
24-02-2005, 08:54
http://kurier.at/oesterreich/903656.php

was sagt ihr dazu?

JuMiBa
24-02-2005, 09:02
Interessant dazu:

Air Taser

Die umstrittene Wunderwaffe der Polizei

Seit vier Jahren werden sogenannte „Air Taser“ bei der Berliner Polizei getestet – Waffen, die mit Stromstößen Menschen handlungsunfähig machen. In den USA kommen sie bei den Polizeibehörden bereits vielfach zum Einsatz. Sie sollen Täter und Selbstmörder stoppen, ohne zu töten. Allerdings sind sie heftig umstritten. Vergangene Woche starb trotz des Einsatzes eines solchen Elektroschockers ein Mann, der eigentlich gerettet werden sollte. Der Taser soll versagt haben, der 28-jährige Berliner, der bereits zuvor gedroht hatte, sich das Leben zu nehmen, war nach dem Schuss nicht bewegungsunfähig, rannte auf den Balkon, beging Selbstmord. PLANETOPIA aktuell über die Grenzen der neuen Waffen.

Sie ist klein, verursacht unglaubliche Schmerzen und setzt Menschen schachmatt. Die neue Waffe der Polizei – der Airtaser. Es sind Einsätze wie diese, bei denen die Polizei zur neuen Elektroschockwaffe greift. Vergangene Woche in Berlin: ein Lebensmüder droht mit einem Sprung vom Balkon - hält sich eine Pistole an den Kopf. Angehörige und Psychologen reden auf ihn ein. Und tatsächlich, der Mann kommt in die Wohnung, dort wird ein solcher Airtaser eingesetzt – doch die Waffe verfehlt ihre Wirkung. Der Mann flüchtet zurück zum Balkon, stürzt in die Tiefe... ist sofort tot. Aber warum hat die Elektropistole nicht funktioniert? Der Waffenexperte David Schiller verfolgt die Entwicklung des Airtasers seit Jahren. Und er weiß, was im Einsatz mit dieser Waffe schief laufen kann.

David Schiller, Waffenexperte: „Als Otto Normalverbraucher, wenn da getroffen wird, da will man nur noch dass es aufhört, aber es ist was anderes, wenn man in seinem Gehirn quergeschaltet ist....“
....sprich, extrem erregt, sich in einer Ausnahmesituation befindet, was sicher auf den Selbstmörder von Berlin zutrifft. Eine mögliche Erklärung für das Versagen der High-Tech-Waffe. Ein Blick in das Innenleben eines Airtasers. Die zwei etwa fünf Zentimeter langen Geschosse sind mit feinen Widerhaken ausgestattet. Haben sich beide Elektroden in der Haut oder der Kleidung eines Menschen verfangen, wird der Stromstoß ausgelöst.
David Schiller: „Diese beiden Nadeln müssen den Angreifer treffen um überhaupt Wirkung erzeugen zu können und sie müssen im Körper stecken bleiben, d.h. wenn der irgendeine Art von Kleidung trägt, die heute so modern ist, wo sich so eine kleine Nadel nicht so gut festhaken kann, Lederjacken, oder chemische Fasern, die nicht gut leiten, also Strom leiten, dann kann da was schief gehen...“
Eine zweite mögliche Erklärung, vielleicht prallten die Nadeln an der Kleidung ab. Der Selbstmörder trug auf jeden Fall eine Jacke. Nicht nur in Berlin kommen die neuen Waffen zum Einsatz.

Wir sind in Paris. In diesem unscheinbaren Hotel treffen sich Sicherheitsexperten aus der ganzen Welt, um sich mit der Elektroschock-Pistole vertraut zu machen. Die Instruktoren, allesamt im Hauptberuf Mitglieder von Spezialeinsatzkommandos der amerikanischen und der englischen Polizei.
Steve Ward, Polizei Seattle: „Der Taser wird in den USA sehr gut von Polizeibeamten angenommen, weil es einfach weniger Verletzungen bringt. Aber vielleicht noch wichtiger, er verringert auch die Zahl der Verletzungen auf der Seite der Polizeibeamten – und da kann man schon verstehen, dass Polizisten auf den Taser abfahren...“
Höhepunkt der Veranstaltung: ein Selbstversuch mit Freiwilligen... Selbst kräftige Männer werden von dem Stromschlag umgeworfen, wenn die Pfeile treffen und sich verhaken.
Steve Ward, Polizei Seattle : „Also - um die Pfeile herauszubekommen, zieht ihr sie am besten mit einem Ruck heraus, vergewissert euch, dass alles noch dran ist. Und noch einmal: der hier sitzt in der Haut, hier festhalten, und ziehen, und schon ist er raus. ...

Doch wie heftig ist die Wirkung des Tasers tatsächlich? Ist man nach dem Treffer wirklich nicht mehr Herr seiner Sinne?
Lars Lipke, Taser-Ausbilder: „Ich würde sagen, stellen Sie sich vor als würde jemand ihren Musikknochen bearbeiten und dass würde sich am ganzen Körper so anfühlen wie wenn jemand auf ihren Musikknochen schlägt...“
Wir machen die Probe aufs Exempel. PLANETOPIA-Redakteur Ejo Eckerle wagt das Experiment. Zwei Männer halten ihn fest. Er wartet auf den Schuss.
Ejo Eckerle, Planetopia-Reporter: „Es ist ein Schmerz, wie ich ihn noch nie verspürt habe...also man hat das Gefühl, Blitze jagen durch den Körper. Und sie sind absolut nicht in der Lage, irgendeine Bewegung zu machen...“
In den USA gehört der Taser bereits zur Standard-Ausrüstung vieler Polizeibehörden. Videoausschnitte realer Einsätze. Sie belegen eindrücklich die Wirkung der Elektrowaffen. Und eine Studie aus den USA dokumentiert den Sinn der Taser: kommen herkömmliche Waffen bei der Festnahme zum Einsatz, sterben rund die Hälfte der Täter. Beim Taser liege die Sterberate dagegen bei nur drei Prozent. Auch in Deutschland gibt es Fälle mit positivem Ausgang. Sommer 2003 in Berlin: ein Lebensmüder droht vom Dach zu springen. Der Taser wird eingesetzt – erfolgreich, der Mann wird gerettet.
Urmus Dünal: „Ich bin froh...“

Bislang dürfen nur Spezialeinsatzkommandos den Taser verwenden, aber die Berufsverbände der Polizei drängen auf eine flächendeckende Einführung. Die Diskussion um die Waffe ist nun erneut entbrannt. Bis zum tödlichen Drama von letzter Woche glich der Einsatz des Tasers bei der Berliner Polizei einer Erfolgsstory:
Mario Hahnemann, SEK Berlin: „Es gab bisher fünf Einsätze, davon waren zwei Selbstmörder, die wir gerettet haben und die anderen drei waren randalierende Personen, die emotional ganz schön durcheinander waren. Die hatten Waffen in der Hand, Stichwaffen und die wurden durch den Einsatz des Air Tasers unverletzt aus diesem Einsatz geborgen...“
Aus den USA werden dagegen beunruhigende Zahlen gemeldet. Die neuesten Schätzungen sprechen von über 50 Personen, die nach einem Taserbeschuss starben. Den Fachleuten sind die Risiken der Elektroschocker bekannt, sie bergen unter Umständen hohe Gefahren für Leib und Leben. Der Rechtsmediziner Roman Bux hat die körperlichen Risiken eines Taser-Einsatzes genau untersucht. Nur bei kerngesunden Personen sieht er keine Probleme:
Dr. Roman Bux, Institut für Rechtsmedizin, Frankfurt: „Hier muss man sagen, dass gerade bei diesem Taser-Modell, dass sie auch getestet haben die Gefahr für einen Herzgesunden, wenn der nicht unter Drogeneinfluss steht, als sehr gering anzusehen ist. Da wird man nur in extremen Einzelfällen mit tödlichen Komplikationen zu rechnen haben Wenn man vorher aber Drogen oder Alkohol zu sich genommen hat und oder schwere Herzfehler vorliegen, dann wird sich eine Gefahr fürs Leben nicht immer ausschließen lassen.“
Der Selbstmörder von Berlin, er war verwirrt, er trug eine Waffe – möglicherweise schoss die Polizei aus Notwehr. Die Alternative: eine scharfer Schuss aus der Pistole. Die schlechtere Möglichkeit, meinen Experten. Der Taser, er kann Leben retten – aber eine Wunderwaffe ist er nicht. Das hat der tragische Fall aus Berlin bewiesen.

Quelle (http://www.sat1.ch/tvmagazine/planetopia/themen/33053/)