der mensch lernt nur durch schmerzen [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : der mensch lernt nur durch schmerzen



tigercrane
13-06-2002, 09:48
was haltet ihr von dieser aussage?

siehe auch unter: "Stretching Scientifically by Thomas Kurz"
http://www.kampfkunst-board.de/kampfkunst/forum/showthread.php?s=&threadid=2014


viele grüsse

Andreas Weitzel
13-06-2002, 10:02
Hallo, tigercrane,

ich würde sagen: Der Mensch lernt viel durch Schmerzen. Aber doch nicht nur!

Gruss
Andreas

tigercrane
13-06-2002, 10:25
hi Andreas Weitzel

ok wieso nicht...beispiel bitte...

viele grüsse

Andreas Weitzel
13-06-2002, 10:37
Beispiel?.. Ich merke, dass ich sehr viel von meinem Trainer lerne, wenn ich ihn einfach beobachte, ihm zuhöre, zusehe, mich mit ihm unterhalte, mit ihm herumreise oder an einem Tisch esse, mit ihm diskutiere. So lerne ich auch von jedem Menschen. Und diese Art zu lernen ist mindestens genauso wichtig, wie der schmerz im Training (wobei der letzte durch nichts zu ersetzen ist).

Gruss
Andreas

tigercrane
13-06-2002, 10:43
hi Andreas Weitzel

ja so lernt man auch...doch auch dort existieren "schmerzen".

wenn man erfährt, dass man sich beim letzen essen mit andern lehrern daneben benommen hat

wenn man dem meister zuschaut, wie er eine übung macht und bemerkt, dass man seit monaten nicht richtig hingeschaut hat und sie immer noch falsch ausübt.

wenn man lernt, wie mit jüngeren schülern umzugehen ist und man bemerkt, dass es bisher falsch gemacht wurde von der eigenen person

es muss nicht immer der physische schmerz sein, es kann auch durch verlegenheit, wut über sich selber usw. sein.

viele grüsse

Andreas Weitzel
13-06-2002, 10:56
In gewisser Weise hast Du recht... Aber es könnte auch die Bewunderung über das Können des Trainers, die Dankbarkeit für das Teilen des Wissens, die Freude über die Entdeckung des Neuen sein... Und dadurch lernt man auch. Man muss sich nicht über jeden Fehler ärgern, man soll sich nicht wegen jeder Kleinigkeit in Verlegenheit bringen lassen, und Wut ist sowieso ein Gefühl, das man am besten loswerden soll. Und genau dies zu lernen (ohne Wut, Neid, Ärger u.ä. auszukommen), ist sehr wichtig, um nicht nur durch den Schmerz lernen zu müssen. Es sei denn, man findet Gefallen daran :-))

Gruss
Andreas

tigercrane
13-06-2002, 12:07
hi Andreas Weitzel

gebe dir gerne recht. leider lernen die meisten nur durch den schmerz..der der andere weg ist ja bekanntlich nicht so einfach...:D

loswerden müssen sollte niemand eine emotion...alle emotionen im richtigen mass zu gebrauchen ist das ziel

viele grüsse

Dao
13-06-2002, 15:57
Hi Tigercrane,
schließe mich der Aussage von dir an, in der Psychologie nennt man das Vermeidungshandlung (oder Reflex). Die bekannte Herdplatte, oder die Dusche, die immer wieder heiß wird wenn der Nachbar das Wasser anmacht.
Der Begriff "nur" ist meiner Meinung falsch platziert. Eine kurze Dissis lief bereits.
Manche werden aus dem Schmerz heraus frustriert (das kann ich nicht, das lern ich nie, der Schmerz, die Angst, ...). Da wäre der Ansatz aus dem positiven Bereich notwendig.
Lernen als Bereicherung, als Fortschritt, der Qualitätssicherung, der Positionierung, ...
Eine Viertel Tube Senf nicht mehr und nicht weniger!

neo1
13-06-2002, 22:05
Interessante Diskussion!
ich denke aber es ist so wie bereits oben erwähnt: Die richtige Mischung machts! Zuviel ist genauso schlecht wie zuwenig!

Gruß neo

Michael1
13-06-2002, 22:26
Wenn du mal Kinder/Jugendliche Trainierst wirst du bei vielen feststellen das du sie durch Aufmunterung, Lob, Schulterklopfen oder auch mal in den Arm nehmen sehr viel besser Motivieren kannst als dadurch das du ihnen Angst machst.
Ich glaube bei Erwachsenen ist das grundsätzlich nicht anders, auch die brauchen Bestätigung.

Ändert aber wohl nichts daran das KK einfach manchmal weh tun.

neo1
14-06-2002, 21:52
@ andreas:
Zitat: "Ich merke, dass ich sehr viel von meinem Trainer lerne, wenn ich ihn einfach beobachte, ihm zuhöre, zusehe, mich mit ihm unterhalte, mit ihm herumreise oder an einem Tisch esse, mit ihm diskutiere"

So geht es mir mit Dir auch! Danke nochmals!

Gruß neo

suds
15-06-2002, 00:20
Ob man durch Schmerz lernt?
Ich bin mir nicht sicher....ich finde wenn man im Training viel einstecken muss verkrampft man sich mit der Zeit sehr, zumindest kann ich das bei mir beobachten.
Wird mit etwas mehr Kontakt trainiert, werde ich sofort hart und/oder schrecke zusammen, sobald der Partner auch nur etwas andeutet,was zu einem etwas "schmerzhafteren" Schlag werden könnte.
Es heißt ja immer,dass man auch lernen muss einzustecken,aber irgendwie verhärtet man dadurch extrem...
Natürlich soll man möglichst realistisch trainieren,ich hab nur leider keine Ahnung,wie man dabei dieses Verkrampfen vermeidet.

uksplinter
15-06-2002, 06:52
Daß man durch Schmerz lernt, ist wohl unbestritten, aber auch nicht gerade die erwünschte Ausbildungsmethode.
Wenn man neunmal gesagt bekommt, wie eine Deckung aussehen muß, und macht es nicht richtig, dann kann ein "kontrollierter Kontakt" des Ausbilders beim zehnten Mal dafür sorgen, daß der Schüler es endlich begreift !

Ich habe unter den Schmerzen von zwei Rippenbrüchen in den letzten Jahren gelernt, daß man weder Lehrer noch Mitschülern zu sehr vertrauen sollte. Schwere Treffer musste ich immer dann einstecken, wenn ich so etwas von dem betreffenden Sparringspartner nicht erwartet hatte. Bei als unangenehm eingestuften Trainingspartnern habe ich es niemals selbst gestattet, daß sie ihre Angriffe durch die Deckung ins Ziel bringen konnten. Dementsprechend ist mit diesen Kandidaten immer vergleichsweise wenig passiert.
Die Menschen sind schon merkwürdig !

dino
15-06-2002, 23:10
Ein chinesisches Sprichwort sagt:
Es gibt drei Wege zu lernen:
1. durch Nachahmen - das ist der bequemste.
2. durch Erfahrung - das ist der bitterste
3. durch Nachdenken - das ist der edelste.

Gruss

dino

Andreas Weitzel
16-06-2002, 04:24
Hallo, dino,

eine interessante Aussage. Damit bin ich auch einverstanden. Unter der Berücksichtigung der Tatsache, daß sich die frei Wege öfter kreuzen können.

Gruss
Andreas

Dao
16-06-2002, 10:44
Hi dino,
ja die Chinesen mit ihren Sprichwörtern.
Sehr treffend und das gesagte umgreift das Thema sehr gut!

OI-Tsuki
16-06-2002, 12:00
Dino das Sprichwort passt sehr gut.

allerdings würde mich noch interresieren in Welcher Verbindung das Sprichwort "Man lernt nur durch Schmerzen" gesagt wurde. Und wenn es eine Kampkunst/sport war welche?

dino
19-06-2002, 08:06
Hallo, OI-Tsuki !


allerdings würde mich noch interresieren in Welcher Verbindung das Sprichwort "Man lernt nur durch Schmerzen" gesagt wurde. Und wenn es eine Kampkunst/sport war welche?

Was meinst Du mit " in welcher Verbindung" ? Wenn Du damit den Zusammenhang meinst, so hat es nicht ausschliesslich etwas mit KK zu tun. Es ist wohl eher ein philosphischer Gedanke, bzw. Standpunkt über das menschliche Lernen und die Erkenntnisgewinnung im allgemeinen:
Da der Schmerz und Leid u.a. zu den stärksten menschlichen Eindrücken und Erfahrungen gehören, haben sie auch eine entsprechende Wirkung auf das Verhalten bzw. die Verhaltensänderung, d.h. das Lernen. Deshalb vermindert Schmerzunempfindlichkeit in gewissem Masse auch die Lernfähigkeit.

Gruss

dino

tigercrane
19-06-2002, 08:11
hi an alle

@dino
gratulation zu deiner aussage

@OI-Tsuki
dieser spruch ist ein zitat von chiu kau

viele grüsse

MachoMan
28-06-2002, 20:40
Tja Leute,
zunächst ein paar Worte zur Psychologie: Alle lebenden Wesen haben nur genau zwei Antriebe: Schmerzen zu vermeiden und Angenehmes zu bekommen. Alle unsere Handlungen, Bedürfnisse, Ängste und Wünsche lassen sich in letzer Instanz auf diese einfache Basis reduzieren.
Das Bedürfnis Schmerzen zu vermeiden ist dabei das deutlich stärkere.

Und nun zur Praxis: Warum sind denn Ringer, Boxer und Thai-Boxer so gut? Diese drei Disziplinen sind sicher die technisch am wenigsten anspruchsvollen. Und dennoch bekommen Vertreter anderer Stile regelmäßig die Hucke voll, wenn sie sich mit einem Boxer oder Ringer messen.

Der Grund ist einfach: Die Boxer / Thaiboxer / Ringer lernen im Training was es heißt, etwas abzubekommen. Nur wer wirklich ein paar mal eins auf die Nase bekommen hat lernt, dass er seine Deckung auch dann oben lassen muss, wenn er gerade irgendwas mit seinen Füßen vorhat. Nur wem einmal die Luft ausging weiß, dass er sich auf dem Boden nicht auf den Bauch legen sollte.
So einfach ist das. Schmerz ist der beste Lehrer. Die Leistung der Pädagogik ist es an dieser Stelle, dass der Schüler nicht durch den Schmerz frustriert aufgibt, sondern sein Ziel vor Augen hat und merkt, dass er durch die aus Schmerz hervorgegangenen neuen Fähigkeiten in seiner Leistungsfähgikeit und seinem Charakter gewachsen ist.

Interessanterweise - das sei noch hinzugefügt - verhält es sich bei Schmerz der nicht themenbezogen ist (beispielsweise bei der Erziehung von Kindern) genau umgekehrt. Hier wirkt Schmerz nie lehrreich sondern immer einengend.

Andreas Weitzel
29-06-2002, 04:44
Hallo, MachoMan,

"Das Bedürfnis Schmerzen zu vermeiden ist dabei das deutlich stärkere."

Aber nicht das einzige. Deshalb ist es auch keine ausschließliche Lehr- und Lernmethode für KK.

"Die Leistung der Pädagogik ist es an dieser Stelle, dass der Schüler nicht durch den Schmerz frustriert aufgibt..."

Hier ist nähmlich das zweite Grundbedürfnis, das von Dir genannt wurde, gefragt.

"Schmerz ist der beste Lehrer."

Wenn es darum geht, keine Fehler zu machen. Aber durch den Schmerz kann man keinem beibringen, dass man auch motiviert weiter macht. Das ist die Spezialität von einem anderen "Lehrer" (siehe Bsp. oben). Und hier ist er der Beste.

Gruss
Andreas