Muskulatur [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Muskulatur



haimi
02-03-2005, 15:43
Hallo,

ich suche Infos über die art der Muskulatur die in den inneren Stilen verwendet wird. Ich hab bis jetzt von Stütz- und Bewegungsmuskulatur gehört. Wo ist da der Unterschied? Gibt es da überhaupt einen?

Benutz ich hier diese art von Muskulatur?

Wenn ich Zhan Zhuang übe und mich sehr entspanne. Kommt so ein Ziehen.
Es fühlt sich an als ob da was um das Gelenk (Schulter) wäre. Aber zu schwach um das Gelenk in position zu halten. Nach ein paar Minuten kommt dan eine art Druck der versucht den Arm nach oben zuführen. Auch der Muskelkater der hier von kommt fühlt sich anders an. Irgenwie tiefer in den Muskeln drin.

Muss das so sein oder mach ich was falsch?

PS. wenn ihr Links zu diesem Thema habt bitte posten.

Klaus
02-03-2005, 15:54
Diese Muskulatur benutzt man immer, es passiert nur häufig daß diese Muskulatur degeneriert, und ihre Aufgabe von der Bewegungsmuskulatur übernommen wird. Diese entspezialisiert sich dann auch. Die Typen kann man nur mittelbar aufbauen und lernen zu nutzen, das machen die normalen Übungen. Insbesondere das sich langsam bewegen.

Das beste ist, nicht darüber nachzudenken, sondern einfach nur die Übungen zu machen.

haimi
02-03-2005, 22:00
Diese entspezialisiert sich dann auch.

Was meinst du damit genau?

Wo genau liegt die Haltemuskulatur?

Hat niemand Tipps wo ich mehr über das Thema erfahre?

T. Stoeppler
03-03-2005, 09:56
Also, ich denke, der Blick in einen Anatomieatlas wäre schon genug, um viele Fragen zu klären. Man muss sich nur mal den Verlauf und die Zugrichtungen der Tiefenmuskulatur ansehen.

Der Rest ist Biochemie.

Gruss, Thomas

Chiquan
03-03-2005, 10:05
wenn du dich entspannst (stehübung) kommen ja die haltemuskeln automatisch zum zug .. wenn du das ziehen spührst, weisst du ja auch wo die muskeln sitzen .. sinken sinken sinken lassen

Dao
03-03-2005, 10:52
Hi haimi,
erst einmal herzlich Willkommen an Board. Würde mich über weitere Diskussionen sehr freuen.
Zu deiner Frage gab es bereits einige Threads. Würde dich bitten die Suchfunktion zu Hilfe zu nehmen und darin zu schmöckern und zu vertiefen.
Ein sehr guter Ansprechpartner für Muskulatur und ähnliche Themen wäre Skyguide. Den kannst du auch mit einer PM mit deiner Frage anschreiben.
So wie ich es verstanden habe, gibt es keine Trennung in Halte und Bewegungsmuskulatur. Es gibt Muskelgruppen, die mehr für das Halten als für das Bewegen zuständig sind. Aber keine strikte Trennung.
Was du beim Zhang Zhuang besonders übst, ist das loslassen der äußeren Muskelschichten, um von mal zu mal tiefere Muskelschichten anzusprechen.
Was hat das für einen Sinn, stellt man sich öfters die Frage?
Stell dir einen Betrieb vor, der mehrere Lader und Lastwagengrößen zur Verfügung hat. Bei großen Lastenmengen ist es sinnvoll das größere System zu benützen. Bei Lasten, die eine ganz differenzierte Verladung von Nöten haben, ist eher das kleine agile, leicht ansprechbare System besser geeignet.
So ähnlich stelle ich mir das in einem Muskelsystem vor.
Benütze ich nur die großen und oberflächlichen Muskelgruppen, so werden mir die darunter liegenden Systeme vor lauter Langeweile den Dienst quitieren, sich ausschalten. Und das will ich auf keinen Fall, da die kleinen und feineren Systeme viel differnzierte Bewegungen ermöglichen.
Und genau das benötige ich für das Taijiquan, das Pushen, u.a. KKs.
Beim Zhang Zhuang lernst du immer mehr deinem Gehirn, das auch die kleineren (und erst mal schwächeren Systeme) Muskelgruppen, alles tragen können. So werden sich nach und nach die großen Muskelpartien auch entspannen lernen und Aufgaben abgeben lernen, ohne sich ganz zu verabschieden (Kontrolle soll gewährt sein).
Überleg dir einmal wann der Druck auf deine Knie größer ist. Wenn von unten und oben mit großer Kraft (nicht ganz so dosierbar) gezogen wird, oder wenn kleinere Reize eine kleine Bewegung möglich machen?
Das ist das Ziel. Kleine feine Bewegungen, ohne großen Druck auf die Glelenke, mit einer Portion Durchlässigkeit (der großen wachen Systeme).

Klaus
03-03-2005, 13:00
Einfach mal nach "mobilizer stabilizer" suchen, eventuell noch "fascia", "fasciae" und/oder "fibre types" dazu. Für deutsche Publikationen "Muskel Fasertypen".

Soweit ich verstehe sind Mobilizer-Fasern und Stabilizer-Fasern unterschiedlich aufgebaut. Je nachdem wie klar die Aufgaben getrennt sind, optimiert sich dabei die Struktur für die Aufgabe. Falls Halteaufgaben überhaupt nicht abgefragt oder stimuliert werden, degeneriert diese zu einer "universellen", insbesondere in den Mobilisierern weil die die Aufgabe der verkümmerten Stabilisierer mit übernehmen.

http://www.chiroweb.com/archives/17/16/05.html
http://www.blackwell-synergy.com/links/doi/10.1111/j.1439-0469.2004.00295.x/abs/;jsessionid=lmy_0ii-1Hh9
http://pt.wayne.edu/WSUPT/course_pages/gs2002acontent/pps/patel.pps

Hier insbesondere ein Hinweis auf die Funktion gewisser Übungen:

Rapid movement speeds and higher resistance have been shown to selectively recruit mobilizer muscles
To increase transverse abdominis and internal oblique activity, low resistance and slow movements should be used.

Ich wäre extrem vorsichtig bei publikationsstudiumresistenten "Beurteilungen" die von sogenannten "Experten" immer wieder verbreitet werden, die sowas selbst nie trainiert oder erlebt haben. Das Internet ist inzwischen voll mit Studien die das belegen, und das Wissen daß es Stabilisierer, Mobilisierer, und darin unterschiedliche Fasertypen gibt ist offenbar Stand der Wissenschaft. Und nicht erst seit gestern. Ich stelle also das Expertentum von Leuten die über derartiges Basiswissen nicht verfügen grundsätzlich in Abrede.

haimi
03-03-2005, 15:09
Vielen Dank für die Antworten. Ihr habt mir sehr geholfen.


Insbesondere das sich langsam bewegen.

Da es im Yiquan "keine" Formen gibt. Müsste ich auf was anderes ausweichen.
Geht da auch QI Gong?

Kannst du mir da irgend etwas empfehlen?

Klaus
03-03-2005, 15:47
Es müsste aber bewegte Übungen geben, die man praktisch auf der Stelle macht. Irgendwelche Schwing- oder Führbewegungen der Arme, vielleicht mit einem Schritt dabei. Das Zeug nennt man dann Yi Li, Fa Li usw.

Sowas:

http://www.yiquan.com/v3/schimages/part%203.JPGhttp://www.yiquan.com/v3/schimages/part%204.JPG

Das macht man dann eben mal langsam. Zusammen mit Partnerübungen, Fa Li = Ausdrücken von Kraft, Standübungen usw. müsste es reichen, um Jing zu wecken. Mach mal so Übungen wie den Fuß heben wie auf dem zweiten Bild, und mittelkräftig mit dem Fuß aufstampfen, komplett flach, und dabei das Gewicht fallen lassen und mit der Faust leicht auf die flache Hand prallen.

haimi
03-03-2005, 16:22
Ich hab bis jetzt noch keine Übung ohne Bewegung gezeigt bekommen.

Habe aber immer das Gefühl das nur die Beine und die Arme trainiert werden. Und nicht der ganze Körper. Deswegen hätte ich auch gerne einen Vorschlag für eine kurze und leicht erlernbare Form. Die den ganzen Körper trainiert.
Sowas wie die Peking Form nur Kürzer.

Wegen dem Stampfen. Was wird damit trainiert?
Muss ich auf irgendwas dabei achten oder einfach nur Stampfen?


PS. Was machst du für eine Kampfkunst? Deien Beiträge klingen als ob du eine menge Erfahrung in den inneren Stilen hättest.

Klaus
03-03-2005, 19:55
Keine Standübungen ? Das sollte eigentlich ganz am Anfang passieren. Machst Du den "Correspondence Course" ? In der richtigen Reihenfolge ?
Wenn Du Geld über hast, bestell Dir auf www.yiquan.com den Kurs, und mache einfach all diese Übungen. Wenn nicht, frag mal Deinen Lehrer (?).

Eigentlich trainiert jede Bewegung der Arme den Rest mit, solange man die Körpermitte nicht bewusst steif macht. Damit man in der Mitte was lockerer bleibt, kann man versuchen bei Bewegungen die hoch gehen etwas mehr nach oben zu sehen, und bei Abwärtsbewegungen der Bewegung nach nach unten, wobei man den Kopf etwas hebt oder etwas senkt. Machst Du Übungen wo man mit den Armen leicht gegenüber der Körperachse verdreht, also sich nach rechts oder links dreht während man die Arme führt ? Machst Du Übungen wo Du die Körpermitte "fallen" lässt mit den Armen, und wenn die Arme gehoben werden richtet man sich ein bischen mit auf ?
Eigentlich sollten alle möglichen Bewegungen in Übungen enthalten sein, wo man mit den Armbewegungen auch die Körpermitte locker mitführt oder mit dreht. Also so blöde Dinge wie, im Stand mit fest stehenden Füssen sich nach rechts drehen, die Arme strecken als würde man mit beiden Händen was greifen, und wieder zurück. Sowas dann noch mit Gewichtsverlagerungen, das reicht dann, um den Körper komplett zu bewegen. Solche Übungen solltest Du einfach nur machen, dann kommt mit der Zeit auch das Ergebnis. Und eigentlich müsste man Dir genug von solchen oder ähnlichen Übungen gezeigt haben, zum zuhause trainieren. Das muß man dann auch jeden Tag eine Stunde oder so machen.

Leider muß ich sagen, daß ich viele Yiquan-Praktizierer gesehen habe, die völlig steif in der Mitte rumspazieren. Das kommt davon daß viele meinen, "rooting" wäre, immer nur aus den Füssen vorwärts zu drücken, und die Mitte möglichst nie zu benutzen. Eigentlich sind das aber gleichzeitige Bewegungen, der Körper drückt in der Mitte durch aufrichten oder sich krümmen simultan mit den Armen mit. Das kann man üben, indem man sich mal krumm auf einen Stuhl setzt, und dann immer langsam aufrichten bis man gerade sitzt, und dann wieder langsam sinken und wieder krumm werden, auf und ab, inklusive Kopf.
Bei Partnerübungen wo man mit den Armen rollt, IMMER mit dem Körper mitrollen, auch wenn das am Anfang übertrieben erscheint und anfällig für Verlust des Gleichgewichts wenn der andere gegenhält oder loslässt. Das soll man durch Balance und Körpertarierung ausgleichen, nicht durch "Entkoppeln" der Arme so daß die keine Verbindung zum Körper haben, und dann nur mit den Armen rollen wie eine Holzpuppe von der Augsburger Puppenkiste. Der eigentliche Druck kommt aus dem Körper, nicht von den Armen. Das ist eine Bewegung, wo der Körper "voreilt", wie eine Rolle, und diesen Druck gibt man in der zweiten Bewegung mit den nacheilenden Armen weiter. Das kann fast gleichzeitig kommen, ist aber eben nicht nur die Füsse fest aufsetzen und dann mit den Armen schieben. Das muß ein Rollen werden, inklusive einer LEICHTEN Gewichtsverlagerung mit geringer Vorlage (so daß man nicht vorne über fällt, wenn der andere einfach wegläuft). Diese Bewegungen werden später klein, sind aber immer vorhanden. Ich gucke mal ob ich ein Videoclip von einem Top-Mann finde.

Das Stampfen trainiert die Fa-Komponente, indem die Knochen stimuliert werden sich zu schützen. Dabei läuft eine Welle durch den Körper die alles mögliche mit stimuliert. Insbesondere über das Kreuz, weshalb man mit Händen und Füssen gleichzeitig "stampft". Beachten muß man daß man das Gewicht einfach gerade fallen lässt und nicht nach vorne, und daß der Fuß dem Schlagen der Hand etwas vorläuft (eine Bewegung, aber erst stampft man auf und mit der gleichen Bewegung schlägt man leicht auf die Hand). Und am Anfang nicht hart aufstampfen, sondern fast nur fallen lassen, so daß man ein angenehmes Druckgefühl hat, wenn der Körper sozusagen in den Fuß fällt. Es hilft, ein bischen nach unten auf den Fuß zu sehen. Es gibt am vorderen Ende des Fußgewölbes kurz vor dem Ballen einen Akupunkturpunkt den man gut fühlt, da gehört der Druck hin.

Ich mache die esoterische Kunst des taoistischen Sammelsuriums ;). Und ja, ich habe eine Menge Erfahrung mit sowas...

haimi
03-03-2005, 22:19
Keine Standübungen ? Das sollte eigentlich ganz am Anfang passieren. Machst Du den "Correspondence Course" ? In der richtigen Reihenfolge ?

Ich hab mich falsch ausgedrückt.
Ich mache Standübungen aber mit sehr langsamen Bewegungen.
Zum Beispiel: Die Übung den Baum umarmen. Dabei stellt man sich dann vor. Das eine Welle immer abwechseld von vorne und von hinten ankommt.
Kommt die Welle von vorne so legt man sich ganz entspannt in die Welle.
Kommt sie von hinten geht man etwas tiefer in die Knie und etwas nach hinten. Aber immer so das man ganz entspant bleibt. Und immer einen festen Stand hat.



Das Stampfen trainiert die Fa-Komponente, indem die Knochen stimuliert werden sich zu schützen.

:confused: