Vollständige Version anzeigen : aikido - mit spätstil anfangen?
Hallo,
bitte verbessert mich, wenn ich falsch liege. Hier in Österreich - und ich nehme an in Deutschland ist es genauso - wird unter Aikido vor allem das weiche Aikido unterrichtet, das in etwa Ueshibas Spätstil entspricht. In seiner Biografie steht allerdings, dass er zuvor sehr wohl auch harte Techniken praktiziert hatte.
Ich frage mich nun folgendes: Wenn der weiche Stil das Endprodukt einer jahrzehntenlangen Erfahrung als KKler ist, ist es dann sinnvoll, wenn Menschen, die diese Erfahrung nicht haben, gleich das "Endprodukt" lernen. Zur Illustration: Ein geübter KKler weiß bei einem Gegner durch dessen erste Anfangsbewegungen oder Gewichtsverlagerungen oft, mit welchem Schlag zu rechnen ist, was ja gerade im Aikido extrem wichtig ist, um den Angriff zu neutralisieren. Ein Anfänger hat aber genau dieses Auge nicht.
Liebe Spezialisten, daher meine Frage: Entwickelt sich beim Aikido diese Fähigkeit schneller? Ich kann mich an ein Probetraining erinnern, da hat ein Lehrer gemeint, es dauert Jahre, um gegen eine einfache Gerade was machen zu können.
und wenn es ein guter Boxer ist fängt der auch damit nix an wenn er geübt ist!
das soll hier bitte kein aikidobashing werden, ueshiba war einer der besten kkler, den die budowelt jemals herausgebracht hat, das muss schon seinen grund haben, dass er machte, was er machte.
mich interessiert einfach nur, ob sein weg umlegbar ist.
Hab ich auch gar nicht vor!
Interessiere mich selbst für Aikido! Wenn ein guter Verein oder Schule hier wäre würde ich es auch wahrscheinlich machen.
Hab schon mal beim Training zu geschaut, sieht aus wie ne Kata.
Und nicht wie was effektives.
authomas
31-03-2005, 19:45
Bateman, das ist eine gute Frage! Ich denke insgesamt, dass es für das möglichst schnelle Erlernen eines möglichst effektiven (im Sinne von SV) Aikido kein Fehler wäre, eine KK erlernt zu haben, die ordentliche Schläge und evtl. auch Tritte beinhaltet. Nicht nur, weil es bei der eigenen Einschätzung hilft, sondern weil es einen auch in die Lage versetzt, dem Übungspartner einen vernünftigen Angriff zu liefern. Viele Vereine (vermutlich die meisten) lehren das nicht oder fast nicht. Ich habe keine eigene Erfahrung dazu und die wirklich guten Aikidoka die ich kenne haben, soviel ich weiss, auch zwischendurch oder vorher mal was anderes gemacht. Ich denke, es ist möglich mit nur dem weichen Stil effektives Aikido zu erlernen aber es geht sicher länger.
Andererseits könnte man sich auch fragen, wozu man erst etwas lernen sollte, was in gewissem Sinne auch vom Erfinder später als "falsch" empfunden wurde und was man sich später wieder mühsam abgewöhnen muss.
Wobei zwischen dem weichen Stil Ueshibas und dem Bewegungstanz der teilweise heute praktiziert wird vor allem von der Einstellung her wohl auch Welten liegen.
Wahrscheinlich ist es einfacher, nebenher noch Karate o.Ä. zu machen (hält auch geistig fit, weil man weder zu sehr in das eine noch das andere Schema verfällt). Oder man verabschiedet sich von dem SV-Gedanken und macht Aikido zur persönlichen Entwicklung oder zur Rückenschule und Gymnastik, wie ein Großteil der Leute die es heutzutage machen und ist dann positiv überrascht, wenn dann nach 30 Jahren doch mal was effektives bei rauskommt. ;)
Jo
das ist ja ein bisschen der hintergrund meiner frage... Ich habe lange zeit kyokushinkai-karate, dann wt, später krav maga und pfs trainiert, also im prinzip eher knackige oder auf sv ausgelegte systeme. Da meine PFS-Schule, die wirklich genial war, leider zu ist, habe ich mich umgesehen und mich letztlich dazu entschlossen, mit meinen 30 Jahren nochmal eine KK von der Pieke auf zu lernen. Die SV-Systeme haben für mich den Nachteil, dass sie langweilig werden (an alle, die es machen: gilt für mich, nicht für die, die es lieben).
Aikido spricht mich am meisten an, weil ich sehr japanophil bin und es auch eine KK ist, die nun wirklich über das physische hinausgeht (für alle, die das für esoterischen Schwachsinn halten, gilt für mich, nich für euch). Ich habe auch ein wunderschönes Dojo in der Nähe. Das Problem: Ich habe schon mal so 5 Trainings im Aikido absolviert und es hat mir - damals, wo ich allerdings noch in meiner Hau-Drauf-Phase war - nicht gefallen. Es schien mir einfach, als würde außerhalb der Dojo-Welt niemals funktionieren.
Beim Lesen von Ueshibas Büchern hat sich meine Meinung geändert, da es bei ihm ja eine Entwicklung war. Wenn das Love and Peace aus einer Position der Schwäche kommt, finde ich es unehrlich. Und genauso schien es mir beim Probetraining: Man ging der rauhen KK-Welt (die Ueshiba ja kannte) aus dem Weg, mit dem Argument ach so friedlich zu sein.
hirnsaft
31-03-2005, 21:37
HI,
kommt wohl auch ein bißchen auf die Schule an. In unserem Kuhdorf haben wir glücklichen Aikido-Interessierten gleich drei Dojos zur Auswahl. Da wird halt einerseits vom "Bewegungstanz" zum andererseits "knackigen" und kompromisslosen Aikido einiges geboten.
In unserem Dojo haben die meisten vorher eine andere KK ausgeübt oder tun es noch. Von daher kann ich sagen, dass da keineswegs "Love and Happiness" fernab der Realität trainiert wird. Muss auch sagen, dass unser Trainer sehr darauf achtet, dass das Trainig keine Tanzstunde wird aber doch (dafür gehen wir alle schliesslich hin) AIKIDO ist.
Jeder ist auch dessen bewusst, dass sich nach dem 5.Training oder auch dem 5.Jahr bezüglich SV per Aikido nichts bis wenig tut. Braucht wohl alles wirklich seine Zeit.
Manchmal denke ich mir auch, dass eine bestimmte Technik in der Realität nicht funktionieren kann. ABER, das tut sie wohl doch, wenn der Aikidoka so weit ist und sich nicht mehr den Kopf darüber zerbricht, ob?
Also noch hundert Jahre von mir entfernt. :o
War das jetzt off topic? Egal! ;)
Greetz
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