Vollständige Version anzeigen : sind Yang-Stylisten alles arme Würstchen?
habe mir grade ne Jan Silberstorff-DVD mit dem Titel "Das Taiji-Prinzip.Ying und Yang im Taijiquan erläutert und dargestellt am Chen-Stil" angeguckt und da betont Jan S., dass dieses Prinzip für alle Taiji-Stile gilt. Nun kenne ich (zugegeben, sind nicht allzu viele) so 5,6 Leute, die alle Yang-Stil trainieren und keiner von denen hat je etwas von "innerem und äußerem Wechsel, aufsteigendem Yang, Struktur,äußeren Zusammenschlüssen usw." gehört.
Ja, haben die denn alle keine Ahnung, wird das im Yang-Stil nicht gelehrt und sind die Yang-Taijiler dann alles arme Unwissende, oder gibt es auch durchaus Schulen, wo man da auch mal was drüber erfährt?
Mein Eindruck von den 3,4 Yangstil-Schulen,die ich kenne, ist der, dass die Leute da brav ihre Formen trainieren bis sie's zur Genüge getan haben und wenn sie dann fragen: "Ja, schön und gut und was soll das jetzt", gibt's zur Beruhigung erst mal ne neue Form.
ich reime mal was zusammen aber dao wird mich sicher korrigieren :D
für mich ist der unterschied vom wechsel im yang stil feiner auch innerlicher, da man sich mehr entspannt und sich nicht so dynamisch bewegt (eher bewegtes qigong).. im chenstil ist mehr von der inneren bewegung noch in der äusseren form enthalten und wird auch so gelehrt.
Hi Bernie,
bei den Yang-Stilisten gibt es wirklich viele arme Würstchen! :D
Leider auch bei allen den anderen Stilen. Nachdem die Yang-Stilisten im deutschen (und westlichen) Land in hoch überlegener Überzahl ist dort natürlich der Überschuß an Würstchen einfach höher.
Zu einem großen Teil liegt es auch an der starken Orientierung "Gesundheit und Spiritualität".
Mein Lehrer trainiert verschiedene Yang, Chen, Bagua, Xingyi, Waffen, ... Formen sieht seine Heimat eindeutig in der Yang Form. Und seine Ausrichtung kommt eindeutig aus der Martial Arts.
Als "Quasi-Yangstilist" kann ich Folgendes sagen:
Das Video habe ich leider noch nicht gesehen, aber ich finde Jans Buch "Chen" sehr gut: sowohl wenn es um die Bewegungs- und Kampfprinzipien geht, als auch für die geistigen oder "seelischen" Aspekte. Bei den Schülern von mir, die Englisch nicht so gut lesen und daher auf deutschsprachige Literatur angewiesen sind, ist "Chen" das erste, was ich ihnen empfehle. Bei der Beschreibung von einigen spezifischen Übungen sage ich ihnen halt: "Wir machen das ein bisschen anders bzw. haben eine andere Betonung, aber beide sind 'richtig' ". Ansonsten ist 95% des Inhaltes, meinem Ansicht nach, direkt auch für Yang-Stil zutreffend.
Es stimmt schon, dass es viele Yang-Stil-Schulen gibt, die sich mehr auf Formen laufen - oder eher mechanisches Tuishou - begrenzen und die eigentliche Energien/Prinzipen nicht üben. Auch geben sie sich nicht (viel) mit anderen Schulen/Stilen ab, und deswegen erfahren sie nicht was ihnen möglicherweise fehlt. Das ist auch schade. Aber Ausnahmen im breiten Yang-Stil-Bereich gibt es auch in Deutschland genug. Die "arme Würtschen"-Fragestellung war eh ein bisschen ironisch-polemisch gemeint, oder ? ;)
ciao,
Giles
na klar, wollte die Leute mit nem möglichst provokanten Titel aus der Reserve locken und stelle fest: die Taekwondo-Leute sind wesentlich streitbarer. Da hätte man mir wohl ne Briefbombe (oder wenigstens n Trojaner) geschickt.
Meine Neugier ist aber noch nicht sehr gestillt worden, was das Taiji-Prinzip im Yangstil betrifft. Gibt's hier irgendwo gute Literatur, wo man das mal nachlesen kann? Kenne bisher nur 2 Bücher von Chen Manching (es gibt keine Geheimnisse...., 13 Kapitel über Taiji) und 1 von Klaus Mögling. Aber die haben mich nicht sehr viel weiter gebracht.
Ich glaube auch, die Betonung auf gesundheitliche und meditative Aspekte scheint zu ner Art "Verwässerung", wie man immer so schön sagt, geführt zu haben, und dabei sind dann eventuell so was wie die Grundprinzipien auf der Strecke geblieben. Wir Chen-Stilisten betonen dagegen ja immer eher die Anwendbarkeit im Kampf, aber wenn das jemand nicht möchte, sondern eher an der gesundheitlichen Seite interessiert ist, finde ich das legitim, auch wenn's nur die "halbe Miete" ist. Auch in meiner Schule gibt's viele Leute, meistens die Mädels, die kaum Bock auf Anwendung haben. Wenn dann mal pushen angesagt ist, ziehen sie alle ein langes Gesicht, machen mal 5 Minuten mit und sitzen dann entweder auf der Bank oder laufen plötzlich im Nebenraum weiter ihre Form. Naja.
Aber wie gesagt, wenn mir da jemand weiterführende Literatur nennen könnte, wäre das schön.
hier ein paar Literaturtipps:
Die praktische Seite des Tai Chi Chuan
von Yang Shou Chung, Chung Yang Shou
The Essence and Applications of Taijiquan
von Yang Cheng Fu, Chengfu Yang, Yang Chengfu
Taiji Chin Na: The Seizing Art of Taijiquan
von Jwing-Ming Yang, James O'Leary
Tai Chi Chuan Martial Applications: Advanced Yang Style Tai Chi Chaun (Martial Arts-Internal)
von Jwing-Ming Yang, Alan Dougall
Advanced Yang Style Tai Chi Chuan: Martial Applications: 2
von Jwing-Ming Yang
Tai Chi Theory and Martial Power, Third Edition: Advanced Yang Style Tai Chi Chaun
von Jwing-Ming Yang, Alan Dougall
mehr fallen mir momentan nicht ein.
Tai Chi Chuan Ta Wen / Questions and Answers on Tai Chi Chuan
von Chen Wei Ming
Keine Anweisungen im Sinne von "linkes Handgelenk greifen und im Uhrzeigersinn drehen" aber sehr interessant und - beim regelmässigen Üben - erschliesst jedes Jahr eine neue Bedeutungsebene.
Riesen auswahl http://www.kolibriversand.de/versand/taijiquan_taijiquan_-_buecher.htm
Hat vieleicht jemand das Buch von Don Yon (Innere Kampfkünste) gelesen? Könnte interessant sein?
Im übrigen habe ich viele Jahre Choy Li Fut zusammen mit Yang Taiji Trainiert und es hat nichts gegeben, dass ich nicht mit dem Yang Stil hätte bewältigen können. Yang Taijiquan ist wirklich eine feine Sache!
Ich glaube auch, die Betonung auf gesundheitliche und meditative Aspekte scheint zu ner Art "Verwässerung", wie man immer so schön sagt, geführt zu haben, und dabei sind dann eventuell so was wie die Grundprinzipien auf der Strecke geblieben.
Das ständige Gerede über Yin/Yang, "philosophieren" über die Prinzipien, sowie der Versuch, anstatt die gelernten Bewegungen in "Stresssituationen" umsetzen zu lernen, noch mehr auf Struktur zu achten, haben bestimmt auch zu der "Verwässerung" beigetragen.
schneereiter
22-04-2005, 11:16
Das ständige Gerede über Yin/Yang, "philosophieren" über die Prinzipien, sowie der Versuch, anstatt die gelernten Bewegungen in "Stresssituationen" umsetzen zu lernen, noch mehr auf Struktur zu achten, haben bestimmt auch zu der "Verwässerung" beigetragen.
Da kann ich Dir teilweise zustimmen. Aber ich habe mit der Zeit festgestellt, dass es darauf ankommt, wer dir etwas erzählt. Führe ich z.B. Gespräche mit Leuten die TCC in kurzen Seminaren ( ca. 6 Mon. ) lernen, sehe ich auch diese Verwässerung. Ihr Verständnis über Yin & Yang ist meistens sehr oberflächlich. Und genauso oberflächlich ist dann logischerweise ihr Wissen über TCC. Wobei ich hier niemandem zu nahe treten möchte. Wenn ich nur etwas für meine Bewegung sprich Gesundheit tun möchte, ist das so in Ordnung. TCC ist aber nun mal eine Menge mehr.
Will man aber TCC lernen und verstehen, mit allem was dazugehört darf man Yin & Yang nicht ausser Betracht lassen. Und ich finde dass das Verständnis über Yin & Yang ( voll - leer, belastet - unbelastet usw. ) eine sehr wichtige Komponete in dieser KK ist. Übe ich die SV ohne die Prinzipien des Y & Y ist sie rein mechanisch , sprich absolut kraftbetont.
Gruss
Schneereiter :)
mich würde wunder nehmen wie lange ihr täglich taiji übt..bei mir sind es mindestens 30 min (aber ich merke dass es lange nicht genügt-für kampfanwendungen)
scientist
22-04-2005, 20:24
hi,
...mich würde wunder nehmen...habe diese formulierung schon sehr lange nicht mehr gehört...
ach ja, noch ne antwort: 2 stunden (immer noch viel zu wenig :) )
gruß
Ich trainiere mit auf- und abwärmen und Qi Gong ca. 60 - 120 Minuten täglich, aber wenn ich die Zeit hätte würde ich es gerne verdoppeln oder noch mehr!!! Geht aber nicht, vielleicht in ein paar Jahren.
Ansonsten denke ich auch, dass die Prinzipien eigentlich in allen Stilen gelten (sollten), denn die Prinzipien sind es doch, die Tai Chi Chuan von anderen Bewegungskünsten unterscheiden, zumindest verstehe ich (als Anfänger mit gerade mal 2 Jahren Praxis) es so.
Das Buch "Chen" fand ich auch sehr gut, die DVD möchte ich demnächst ordern, daher die Frage an den Bernie:
Ist sie so gut wie das Buch?
Pilger
scientist
23-04-2005, 20:22
die dvd von jan ist - zumindest für die, die seine vorträge noch nicht kennen - sehr informativ und empfehlenswert...gruß
Ich trainiere mit auf- und abwärmen und Qi Gong ca. 60 - 120 Minuten täglich, aber wenn ich die Zeit hätte würde ich es gerne verdoppeln oder noch mehr!!! Geht aber nicht, vielleicht in ein paar Jahren.
Ansonsten denke ich auch, dass die Prinzipien eigentlich in allen Stilen gelten (sollten), denn die Prinzipien sind es doch, die Tai Chi Chuan von anderen Bewegungskünsten unterscheiden, zumindest verstehe ich (als Anfänger mit gerade mal 2 Jahren Praxis) es so.
Das Buch "Chen" fand ich auch sehr gut, die DVD möchte ich demnächst ordern, daher die Frage an den Bernie:
Ist sie so gut wie das Buch?
Pilger
Ja,ist so gut wie das Buch. Ist halt ein Vortrag, aufgelockert mit n paar Demonstrationen. Von daher natürlich nicht so umfangreich wie das Buch, aber auf jeden Fall sehr informativ.
Danke scientist und Bernie!
Grüße
Pilger
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