Yin - Yang [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Yin - Yang



SQ
04-07-2002, 08:49
Wer von Euch kann denn Yin und Yang einmal einfach und anschaulich erklären, damit man die Verbindung zur chinesischen Medizin und zu unseren Kampfkünsten versteht?

CeKaVau
04-07-2002, 09:14
Hallo Shaolin Quan,

auweiha, was hast Du da nur angerichtet. Es gibt bestimmt einen Grund, warum der Daoismus über Jahrzehnte studiert werden muß.
Ich versuch's trotzdem einmal.

Wenn jemand nicht einverstanden ist, oder anderer Meinung ist, dann bitte nicht flamen - ich kann das nicht so richtig leiden. :)

Also: Yin und Yang sind nichts weiter als die Verkörperung extremer Gegensätze:

männlich - weiblich
hart - weich
voll - leer
hell - dunkel
trocken - naß

Diese List ließe sich beliebig fortsetzen. Wichtig sind dabei nur die Gegensätze. Das alles heißt nicht das alle "Yang-Sachen zusammengehören, also das Männer hart, voll, hell und trocken sind.

Das Daoismus sieht alles und jeden als eine Kombination dieser zwei Urelemente an.

Daoistisch geprägt Kampfkünste tun das demzufolge auch.
Am Beispiel einer einfachen Karatetechnik: Zuki - gerader Fauststoß: Die Technik wird am effektivsten, wenn man zum richtigen Zeitpunkt die richtige Menge an Yin, bzw. die richtige Menge an Yang einsetzt.
Will sagen: Vom Start bis zum Einschlag volle Kanne Yin, volle Entspannung. Beim Eischlag: volle Kanne Yang - totale Anspannung, danach wieder sofort Yin.
Die Wirkung der Technik beruht also auf dem Spiel der Extreme.

In der Medizin geht man ebenfalls davon aus, daß der Mensch aus einer Mischung aus Yin und Yang besteht. Ist etwas faul an ihm, stimmt das Mischung nicht mehr.
Du Beeinflußung von Qi-Bahnen und Punkten wird versucht, dieses wieder einzurenken.

War das ausführlich genug? Wenn Du mehr wissen willst, frag' einfach.

Tschüssi
Ike

tigercrane
04-07-2002, 09:15
kein problem...

***
Die Yin und Yang Theorie stützt sich auf 3 Pfeiler


1. Die gegenseitige Abhängigkeit und der Gegensatz von Yin und Yang
2. Die unzählige Teilbarkeit in Yin und Yang
3. Die gegenseitige Umwandlung von Yin und Yang


1.
Yin und Yang sind voneinander abhängig, d.h. es gibt kein Yin ohne Yang und umgekehrt. Nur durch die Existenz des einen gibt es das Andere. Es gibt zum Beispiel keine Nacht, ohne dass es den Tag gibt; keinen Schatten ohne Licht; keine Aufregung ohne Beruhigung etc. Ein Ding kann somit nicht Yin oder Yang sein, sondern es kann nur im Vergleich den Yin oder den Yang-Aspekt des Dings darstellen. Die Yin-Yang-Natur eines Dings ist somit relativ und keinesfalls absolut. Sie existiert nur aufgrund eines Vergleichs. So ist grau im Vergleich zu weiß Yin-Aspekt, aber grau im Vergleich zu schwarz ist Yang-Aspekt. Um diesen Vergleich aber machen zu können muss man die Eigenschaften des Yin und des Yang kennen. Die alten Lehrer benutzten gern Wasser und Feuer als Beispiele, um die grundlegenden Eigenschaften von Yin und Yang zu erläutern. Yin-Eigenschaften sind: Kälte, Abwärtsrichtung, Dunkelheit, Passivität, weich etc. Yang-Eigenschaften sind: Hitze, Aufwärtsrichtung, Helligkeit, Aktivität, hart etc.

2.
Jedes Ding kann unzählig in seinen Yin und Yang-Aspekt geteilt werden. Die Hand ist im Vergleich zum Fuß Yang; die Handfläche ist aber Yin im Vergleich zum Handrücken; und die Fingerspitzen der Handfläche sind Yang im Vergleich zu den Handballen. So lässt sich jeder Yin-Aspekt eines Dings wieder in einen Yin-und einen Yang-Aspekt teilen und auch jeder Yang-Aspekt kann erneut in einen Yin-und einen Yang-Aspekt geteilt werden.

3.
Jedes Yin wandelt sich um zu Yang und jedes Yang wandelt sich um zu Yin. Yin und Yang sind ständig im Wandel. Weil sie erst zusammen ein Ganzes bilden, gibt es kein Yin ohne Yang, wie wir oben gesehen haben, somit ist in jedem Yin ein Keim von Yang und in jedem Yang ein Keim von Yin. Beispielsweise gibt es auch im Winter (Yin-Zeit) einen sonnigen, schönen Tag und auch im Sommer (Yang-Zeit) einen grau verhängten, regnerischen Tag.


Wie verwende ich Yin und Yang in der Kampfkunst?

Da ich selber originales Shaolin Hung Gar Kung Fu in direkter Linie praktiziere, kann ich nur von diesem sprechen, denn auch da finde ich die Yin-Yang-Theorie immer wieder. So kann ich beispielsweise mit weichen, flexiblen Bewegungen (Yin) einen harten, starren Angriff (Yang) abwehren, oder ich bringe den Gegner aus dem Gleichgewicht, indem ich seine Kraft zuerst nach rechts (Yin) leite und dann nach links (Yang), oder indem ein Arm den unteren (Yin)Teil des Oberkörpers deckt und der andere den oberen (Yang) Teil.


Weshalb nun braucht man das Wissen
um Yin und Yang in der Medizin?

Physiologische und pathologische Vorgänge im menschlichen Körper können anhand der Yin-Yang-Theorie erklärt und verstanden werden und oftmals sind somit Krankheitsverläufe vorhersehbar. Und noch ein wichtiger Aspekt sei hier anzumerken: Das Yin bildet die materielle Grundlage des Körpers, das Yang die Funktionelle. Nur die Ausgewogenheit dieser beiden Aspekte garantiert vitale, physiologische Abläufe. Die Balance des Yin und Yang im Körper bildet somit die Voraussetzung zum Gesundsein.


Von N. Zäch, TCM - Therapeutin, Kung Fu Schule Martin Sewer
***

viele grüsse

hanzaisha
04-07-2002, 09:21
hoffe ich erzähl jetzt keinen mist...

also, yin-yang hat ja viele bedeutungen. in erster linie wohl die ausgeglichenheit zwischen "schwarz" und "weiß", zwischen "erde" und "himmel", zwischen "männlich" und "weiblich", zwischen "körper" und "geist".

letzteres ist wohl dann die vbdg. zur kk, sprich körper und geist in einklang bringen.

das yin-yang (oder ying-yang) ist ja in eine weiße und eine schwarze hälfte aufgeteilt, in der jeweils ein kleiner punkt in der kontrastfarbe zu sehen ist (wobei weder weiß noch schwarz farben sind, aber das ist ein anderes thema). dies stellt a) den einklang zwischen beidem dar und b) , dass das eine ohne das andere nicht existieren kann (ohne böses kann es nichts gutes geben, ohne gutes nichts böses-und im guten steckt immer was böses, im bösen immer was gutes).

bin für alle korrekturen offen, aber ich meine das so verstanden zu haben!;)

SQ
04-07-2002, 11:17
hi, so schnell so viele antworten...

aber sind eure erklärungen wirklich die essenz von yin und yang? Was Tigercrane schreibt, gefällt mir sehr gut aber mir fehlt immer noch was ganz Entscheidendes.


Ihr alle schreibt, yin und yang verkörpern die gegensätze, nehmen wir als beispiel:

yin - kalt
yang - heiss

So, wir haben eine kalte Tasse Tee - klar, ist yin;
wir haben eine heisse Tasse Tee - klar, ist yang;

Was ist aber mit einer lauwarmen Tasse Tee???

mfg Christian

hanzaisha
04-07-2002, 11:24
irgendwo weiter oben hat wer geschrieben, dass es ja die zwei gegensätze gibt, die ohne einander nicht existieren können und dass beides zusammen yin-yang ergibt(haben wir glaubich alle)- ist dann die lauwarme tasse tee nicht das personifizierte yin-yang, die verschmelzung von heiß und kalt? da eine lauwarme tasse tee von der temperatur her optimal zu genießen ist, ist das jetzt meiner meinung nach die optimale wirkung des zusammenspiels zwischen yin+yang(heiß+kalt). sollten körper und geist nicht auch so zusammen wirken?

oder seh ich das falsch???

Bokuto
04-07-2002, 11:31
... und immer genau hinschauen. Im Yin-Yang-Zeichen findet sich noch eine kleine Symbolik: Im Schwarzen ist auch immer ein kleiner weisser Punkt und umgekehrt genauso. Das bedeutet, Yin und Yang bedingen nicht nur einander oder sind kontrair, sondern durchdringen sich auch. Im Yin ist auch immer ein Yang zu finden. Und eine entsprechende Portion Ying im Yang macht den Tee lauwarm :D

Gruß
Dirk

hanzaisha
04-07-2002, 11:33
Original geschrieben von hanzaisha
das yin-yang (oder ying-yang) ist ja in eine weiße und eine schwarze hälfte aufgeteilt, in der jeweils ein kleiner punkt in der kontrastfarbe zu sehen ist (wobei weder weiß noch schwarz farben sind, aber das ist ein anderes thema). dies stellt a) den einklang zwischen beidem dar und b) , dass das eine ohne das andere nicht existieren kann (ohne böses kann es nichts gutes geben, ohne gutes nichts böses-und im guten steckt immer was böses, im bösen immer was gutes).

wie recht du hast!!!;)

Bokuto
04-07-2002, 11:46
*lach* ... kommt davon, wenn man zu hastig liest.

SQ
04-07-2002, 11:53
hi dirk, hi nils,

mit dem symbol, da habt ihr schon recht, nur bedeutet der punkt nicht, dass in jedem yin auch yang oder umgekehrt ist, sondern nur dass das eine nicht ohne das andere existieren kann, und somit ist eure erklärung nicht die, die die yin/yang-lehre uns gibt.

leider haben viele menschen, auch gute kung fu praktiker, genau diese erklärung im sinn, welche aber nicht der chinesischen logik und der chinesischen medizin entspricht.

um yin/yang zu verstehen muss man sich, denke ich, folgendes beispiel erdenken:

stellt euch mal vor, ihr seid kleine ausserirdische wesen auf einem planeten, auf dem es KEIN licht gibt.

Was ist Tag?

Man kann es diesen Wesen nicht erklären, weil sie kein Licht kennen und für unsere Vorstellung ständig Nacht herrscht. Sie kennen Tag nicht.


Genauso ist es mit unserer lauwarmen Tasse Tee! Sie ist weder Yin noch Yang, sie ist nichts.... ...denn sie hat keinen Bezug!

Stellt man neben die lauwarme Tasse Tee aber eine kalte, so ist die lauwarme Tasse in Bezug zur Kalten wohl Yang.

Stellt man aber eine heisse Tasse Tee daneben, dann ist sie in Bezug zur Heissen Tasse Yin.

Man benötigt also immer einen BEZUGSPUNKT, wenn man Yin/Yang ausdrücken möchte.

mfg Christian

hanzaisha
04-07-2002, 11:58
Original geschrieben von Shaolin Quan
stellt euch mal vor, ihr seid kleine ausserirdische wesen...

das fällt mir nicht schwer:D

interessanter aspekt, so hab ich das noch nicht gesehen, werde drüber nachdenken. ich war so stolz auf meine kombination mit der tasse tee;)

Le Lôi
04-07-2002, 15:14
genau wie shaolin quan es sagt! das wichtigste ist, dass wenn man etwas als yin oder yang klassifizieren will, immer einen bezug zu etwas haben muss. nur das dao in sich selbst ist ohne bezug. den es enthält alles und ist somit das absolute.

in der tcm hat es unzählige leitsprüche betreffend yin/yang.
z.b.: das yin nährt das yang; das yang beschützt das yin....
das yin befindet sich im innern des körper, das yang an der oberfläche...

hat das yin oder yang seinen absoluten horizont erreicht, so transformiert es in das andere. (yin in yang; yang in yin)
z.b.: tritt wind/kälte in den körper ein, so bekommt man anfangs typische symptome eines schnupfen (fröstel, abneigung gegen kälte, tropfende nase mit flüssig/klarem ausfluss, verspannung im nacken...). nun kann sich aber die wind/kälte in wind/hitze transformieren (yin in yang) und nun bekommt man zum schnupfen eine grippe mit fieber, abneigung gegen hitze, schwitzen, gelben/dicken ausfluss/auswurf, husten, gliederschmerzen...)


gruss

Le Lôi

Qian
04-07-2002, 17:12
"mit dem symbol, da habt ihr schon recht, nur bedeutet der punkt nicht, dass in jedem yin auch yang oder umgekehrt ist, sondern nur dass das eine nicht ohne das andere existieren kann, und somit ist eure erklärung nicht die, die die Yin/yang-lehre uns gibt.

leider haben viele menschen, auch gute kung fu praktiker, genau diese erklärung im sinn, welche aber nicht der chinesischen logik und der chinesischen medizin entspricht. "

Meines Wissens bedeutet der Punkt genau das. Jedes Ding trägt den Keim von Yin und Yang in sich, nur überwiegt eines (manchmal auch nur zeitweise). Sowohl Männer als auch Frauen haben in ihrem Körper Testosteron, die Männer nur mehr als
die Frauen, weshalb sie auch mehr die entsprechenden Eigenschaften zeigen. Durch Hormontherapien z.B. bei Geschlechtsumwandlungen lässt sich das ändern. Nie ist etwas nur Yang oder Yin, sonst wäre es nicht zur Wandlung fähig.

Wandlung ist die entscheidende Essenz der Yin-und-Yang-Lehre. Und so ist auch eine lauwarme Tasse Tee nichts anderes als Yin und Yang im Übergang.

SQ
04-07-2002, 22:09
tja Qian, da liegst du leider völlig falsch...

dieses "in jedem yin steckt auch yang" ist leider völlig verwestliches denken...

mfg Christian

cdobe
04-07-2002, 23:50
Ihr alle schreibt, yin und yang verkörpern die gegensätze, nehmen wir als beispiel:

yin - kalt
yang - heiss

So, wir haben eine kalte Tasse Tee - klar, ist yin;
wir haben eine heisse Tasse Tee - klar, ist yang;

Was ist aber mit einer lauwarmen Tasse Tee???


Hierzu muß angemerkt werden, daß heiß und kalt keinen qualitativen, sondern einen quantitativen Unterschied darstellen. Genau wie es sich bei den Helligkeitsstufen Schwarz und Weiß im Symbol des Yin und Yang verhält. Vielleicht ist das der Kernpunkt. Vielleicht handelt es sich bei Yin und Yang nur um zwei Extreme der gleichen Qualität.

@ShaolinQuan
Ich finde durchaus, daß Quian nicht völlig daneben liegt (s.o.). Yin und Yang gehen doch ineinander über?

msg
cdobe

Qian
05-07-2002, 09:05
Hallo Shaolin Quan

ich hätte gern ein paar Fakten, die deine Behauptung untermauern. So wie ich das sehe, steht auf meiner Seite der Argumentation die Logik, und wenn ich ein bisschen in meiner Literatur rumkrame, finde ich bestimmt ein paar Aussagen, daoistischer Autoritäten, die meine Argumentation unterstützen.

Aber wir müssen das auch nicht ausdiskutieren. Mir fehlt nur ein überzeugendes Argument von deiner Seite.

Qian

hanzaisha
05-07-2002, 09:13
ähem... sind wir nich zum diskutieren hier:D

macht mal weiterm, ich kann daraus noch was lernen!!!;)

Bokuto
05-07-2002, 09:32
Ich würde mich freuen, wenn Diskussionen nicht ganz so absolutistisch geführt würden. Ich glaube, dass hier alle irgendwie recht haben. Sowohl Christian mit seiner Definition sowie die meisten anderen mit ihrer (Zitat: ) "verwestlichen" Ansicht.

Aber ich möchte an dieser Stelle eine kleine Kritik an Christian richten: Findest Du es nicht ein wenig eitel, eine Frage zu stellen (dieses Thema ist ja schliesslich von Dir) und als Antwort nur Deine eigene Aussage zuzulassen? Und: Wahrheit ist immer subjektiv und nie endgültig.

Gruß
Dirk

SQ
05-07-2002, 16:30
hi cbode,

sorry, aber das ist viel zu sehr theoretisiert, qualität, quantität,... ...das ist letztendlich völlig egal.

fakt ist, dass es sich dabei um zusammengehörige entsprechungen handelt, die einen bezugspunkt benötigen.

du kannst nicht sagen, "ich bin yin", denn du brauchst einen bezug,...

mfg Christian

SQ
05-07-2002, 16:33
hi dirk,

vielleicht mag es ein wenig "von oben herab" klingen, aber ich wollte einfach mal wissen, wie weit denn die theoretischen hintergründe unserer wunderschönen kampfkünste nicht nur diskutiert, sondern auch verstanden werden.

und warum ich "nur" meine lösung akzeptiere?
frage mal deinen ehemaligen mathelehrer, warum er als ergebnis von 2+2 nur 4 akzeptiert: ANTWORT: ES IST NUNMAL SO........

mfg Christian


PS: Aber ich verstehe deine Kritik durchaus, entschuldige mich für die Frage und werde keine solchen mehr stellen...

Klaus
05-07-2002, 19:30
Um es mal genauso provokativ zurückzugeben: Woher stammt Dein Wissen ? 300 Jahre alte Texte im Original gelesen ?

Die Erklärung von Ma Hailong, Vorsitzender irgendsoeiner Association in Shanghai und Sproß einer bedeutenden Taiji-Familie, war zu den "Punkten" im Symbol daß jedes der beiden Elemente auf dem Punkt der höchsten Entfaltung bereits den Keim des anderen in sich birgt. Wobei seine Sichtweise daher kommt daß in dem Moment wo "Lü" sich entfaltet und wirkt, "Peng" bereits anfängt, ohne Lücke.

Laut irgendsoeinem Vortrag auf der Expo2000 in Hannover findet sich dieses Symbol (ein Bestandteil auch des mongolischen Staatswappen) bereits in 12000 Jahre alten Wandmalereien in Höhlen in der Mongolei. Von da aus fand es sich dann auf diversen Stammeswappen wieder. Ursprünglich als Symbol der Energie von Mann und Frau, ohne Bezug zu "Dumm-Schlau", "wichtig-unwichtig" oder so.

Dieses Symbol hat sich irgendwann mal jeder geschnappt um damit irgendwas zu erklären, auch wenn nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Was sich der Schöpfer mal dabei gedacht hat, wird man ihn wohl selber fragen müssen, unglücklicherweise ist er dafür zu tot. Was man sich HEUTE dabei vorstellt, kann man halt nachlesen, das ist aber für jedes System das man sich ansieht etwas theoretisches, oder praktisches, und dann ist es genau das.

Qian
05-07-2002, 20:11
Schaolin Quan

"vielleicht mag es ein wenig "von oben herab" klingen, aber ich wollte einfach mal wissen, wie weit denn die theoretischen hintergründe unserer wunderschönen kampfkünste nicht nur diskutiert, sondern auch verstanden werden. "

Du hast sie verstanden großer Meister und daoistischer Einsiedler, der du dein Leben gewidmet hast, den Geheimnissen des Kosmos auf den Grund zu gehen. Ich verbeuge mein Haupt vor dir und übe mich in Demut - möge dein großer heiliger Lehrmeister - dein Mathelehrer - gesegnet sein, dass er dir die Erleuchtung schenkte.

SQ
05-07-2002, 22:48
tja, qian, man kann auch mit sarkasmus einiges überspielen. ich habe mich bereits entschuldigt für mein "wohl für dich" allzu schlimmes verhalten. nimm es einfach hin und akzeptiere es.

und falls ihr mit meiner erklärung von yin/yang nicht einverstanden seid, nimmt's nicht leicht, es ist die chan-buddhistische erklärung dazu, für den taoismus bin ich einfach zu dumm........


mfg Christian

Klaus
06-07-2002, 12:59
Christian,

das Problem ist doch, daß Du Dein Wissen von den Büchern und Personen hast, die Du kennst. So wie alle.

Ob diese Personen und Bücher sich wahnsinnig bemüht haben, alte Quellen vergleichend zu studieren, um Fälschungen auszuschließen, weiß doch keiner. Ist ja auch nicht so schlimm, da diese Zeichen SYMBOLE sind, und damit ohnehin auch nur aussagen was man hineintut. Die "Wahrheit" ist, daß in der Natur Schwerkraft eine Wirkung hat, das Modell mit dem Physiker sie beschreiben aber nicht unbedingt dafür garantiert daß es in jedem Punkt wirklich sicher geeignet ist die Natur (und damit was passiert) zu beschreiben. Man spielt gezielt auf Lücke, solange man nicht einen Grund findet sein Modell zu überarbeiten. Mit dem Modell zu versuchen, die Wirklichkeit zu widerlegen, wird zwar immer wieder gerne versucht (siehe Einstein), ist aber irgendwie nicht wirklich nützlich.

Dieses Ding heisst übrigens "Taiji" und ist ein taoistisches Zeichen. Wo da die Chan-Buddhisten ins Spiel kommen, weiß ich nicht. Aber wenn die diesem Symbol eine Bedeutung geben, ist das ihr gutes Recht, und ihre eigene Sache. Das muß man dann nur nicht zum Standard machen.

cdobe
06-07-2002, 15:35
Ich denke, daß Du Dich gar nicht richtig mit meinen Überlegungen auseinandergesetzt hast. Schade...

Gibt es andere Kommentare?

msg
cdobe

Bokuto
06-07-2002, 16:34
Original geschrieben von Shaolin Quan
... aber ich verstehe deine Kritik durchaus, entschuldige mich für die Frage und werde keine solchen mehr stellen ...

Hallo Christian,

das möchte ich mit meiner Kritik nicht erreichen. Ich dachte eher daran: Wenn man vorhat über eine These zu diskutieren, beginnt man am besten damit, seine eigene These aufzustellen und dann andere Ansichten abzuwarten. Nicht einfach "dummstellen", Meinungen anfordern und dann plötzlich doch nicht so dumm sein.
Ich meine nach wie vor, die Idee und das Thema an sich sind hochinteressant! Nur die Herangehensweise erschien mir persönlich etwas suspekt.

Viele Grüße
Dirk

SQ
06-07-2002, 18:34
hi dirk,

habe es schon verstanden, leider aber einige kandidaten hier nicht, wie du an der reaktion feststellen kannst.

@klaus:

woher das symbol kommt weiss ich nicht und interessiert mich auch nicht, die frage war ja auch nicht nach dem symbol, sondern nach der umsetzung der lehre im chinesischen kung fu und in der chinesischen medizin. und in diesen bereichen kommt nunmal "meine these" an.

In unserer Kultur (meiner Meinung nach eine sehr oberflächliche) wird die Lehre wirklich nur auf ein Symbol begrenzt. Wenn dann mal einer sich damit beschäftigt, dann liest er leider viel zu oft, dass Yin und Yang die Gegensätze sind, die sich anziehen, die ineinander übergehen und und und...

Aber genau davon distanziert sich das Kung Fu und die Medizin. Man arbeitet hier bipolar, d.h. nichts geht ineinander über, sondern ergänzt sich im Bezug zueinander.

Beispiel 1 (Kung Fu):
Zwei Kämpfer kämpfen, wobei der eine kräftig ist und mit Stärke voran geht, während der Andere schwächer ist und durch Schnelligkeit kontert. So haben wir den Ausgleich von Yin und Yang durch die Polarität der Kämpfer zueinander.

Beispiel 2 (Medizin):
Wenn in einem Organismus eine pathologische Fülle von Yang-Energie vorliegt, so kann ich therapeutisch vorgehen, in dem ich Yang-Energie verarbeite oder Yin-Energie zuführe. Bis sich beide Energien wieder im Gleichgewicht befinden. (stark vereinfacht)


mfg Christian

PS: Ich habe es mittlerweile verstanden, dass ihr anderer Meinung seid und meine Art nicht mochtet, dann kehrt wenigstens langsam wieder zu einer Diskussionsform zurück, um Eure Thesen zu belegen...

cdobe
06-07-2002, 19:04
Es ist schon seltsam, daß man mit einigen Kung-Fu-Lehrern in diesem Board nur Diskussionen führen kann, solange man sich entweder belehren lassen möchte oder exakt die selbe Meinung vertritt.
Seltsamerweise habe ich diese arrogante, selbstverliebte Art in dieser Weise noch nicht von Lehrern japanischer oder koreanischer Kampfkünste erlebt.
Man wird als Kandidat bezeichnet, der nicht verstehe, was der große Kung-Fu-Lehrer gesagt hat. Thorre eröffnet einen Thread in dem er mit den philosophischen Laien abrechnet.
Eure Lehren scheinen den respektvollen Umgang mit anderen Menschen nicht allzu wichtig zu sehen.

Ein paar ganz offene Worte zum Schluß, die nicht als persönlicher Angriff, sondern als Aufforderung über sein eigenes Auftreten einmal nachzudenken gesehen werden sollte.

Wer 22 Jahre alt ist, ist kein Meister, egal wie viel Geld er für Trainingsaufenthalte in China investiert!

msg
cdobe

SQ
06-07-2002, 19:12
@cdobe:

es ist schon spannend, das du mir ankreidest, ich wäre arrogant und selbstverliebt...
hast du das deinem mathelehrer auch vorgeworfen, als er dich verbessert hat und gesagt hat: "2+2=4 und nichts anderes..."
War der denn auch arrogant und selbstverliebt?

Ich denke nicht, dass wir aus den chinesischen Kampfkünsten "arroganter" und "selbstverliebter" sind, als andere Kampfkünstler (oder auch Kampfsportler)...

Wir haben alle ein Ziel, die Verbreitung unserer Lehren. Ich möchte in diesem Forum sicherlich niemanden belehren, denn das ist mir zu mühsam. Jeder denkt doch, und das zeigt mir die aktuelle Diskussion wieder, er macht, lernt oder lehrt das richtige. Warum so jemanden belehren?

Wer von mir lernen möchte, besucht meine Schule....! Ganz einfach.

Da du dich wohl sehr angegriffen fühlst, genauso wie Klaus auch, beende ich diese Thema für mich und werde mich nicht mehr einmischen... ...wozu denn auch!

Yin ist Katz und Yang ist Maus,...

Christian

BonsaiBabyGirl
07-07-2002, 11:31
Hi an alle!


....ehrlich gesagt fand ich dieses Thema bis jetzt sehr interessant und habe es aufmerksam verfolgt......

....finds nur immer wieder schade, dass man durch fast schon beleidigende Äusserungen, ein solches wieder zerstört und auch konstruktive Diskussionspartner dadurch vergrault......

.....gute Diskussionen verlaufen nunmal auf der Ebene, dass jeder seine eigene Meinung vertritt und diese auch durch Argumente belegt.....war bisher eigentl. net der Meinung, dass hier irgendjemand versucht andere zu belehren oder versucht wird anderen, deren Meinung aufzudrängen.....


....wenn hier jeder der selben Meinung wär, dann wären es auch keine Diskussionen, die man mit Spannung verfolgt, sondern nur ein langweiliger und einseitiger Austausch von Wörtern.....

.....wollt ich an der Stelle nur mal loswerden........und ich hoffe, dass ich nun noch einiges interessantes zu dem Thema erfahren kann........

viele liebe Grüsse
BBG:)

Thorre
07-07-2002, 20:02
hallo freunde,

beim lesen dieses threads ist mir was eingefallen. vielleicht wäre es eine gute idee, für dieses board mal die regeln eines sachlichen disputs zu definieren. habe neulich auf einer philosophie-site dazu einiges gefunden.
was viele leute einfach nicht wissen (oder bewußt ignorieren) ist nämlich, daß alle argumentativen verfahren bestimmten regeln unterliegen. werden diese regeln nicht eingehalten, gerät die diskussion außer kontrolle.
für diesen zweck sind ja eigentlich die moderatoren zuständig, aber außer bokuto scheint sich niemand so richtig für diesen job zu interessieren...
was denkt Ihr dazu?

hg
thorre

hanzaisha
08-07-2002, 08:14
zu dem unter-topic "wie führt man eine diskussion" äussere ich mich jetzt nicht, das ist ehrlich gesagt kindergartenverhalten. find ich.

was ich eigentlich zu yin-und yang loswerden wollte: ich "lese" mich gerade in den zen-buddhismus "rein" und nachdem ich da einiges über "die nichtexistens von dualität" gelesen habe könnte ich mir vorstellen, dass das yin-yang ebenfalls dieses ausdrücken könnte. genauso wie`s "den fluß" ausdrücken könnte. (ich glaub das ist thorres fachgebiet)

eigentlich kann doch jeder für sich selbst hineininterpretieren, was er will. allerdings hat christian ja ckf/tcm-spezifisch gefragt und da gibt`s hier andere experten als mich.

so, leute, jetzt habt ihr das wochenende hinter euch, jetzt dürft ihr wieder ordentlich diskutieren. wir sind doch alle schon groß und haben respekt voreinander, oder? und konstruktive kritik sollte in einem diskussionsforum auch erlaubt sein.

habt euch wieder lieb;)

Thorre
08-07-2002, 10:39
hi nils,

kein kindergartenverhalten, jeder, absolut jeder, der berufsmäßig mit verhandlungen und diskussionen zu tun hat, muß sich irgendwann mit den grundlegenden regeln auseinandersetzen.

im forum kann man beobachten, was passiert, wenn das nicht gemacht wird. allerdings ist das - wie gesagt - eigentlich ein moderatorenjob.

hg
thorre

hanzaisha
08-07-2002, 10:42
also, diskussions/debattenregeln hab ich -abgesehen davon das maine mom mir sowas viel früher beigebracht hat- spätestens im siebten schuljahr; sprich mit 13 gelernt.
beruflich hab ich täglich damit zu tun!
und da hab ich keinen mod, d.h. ich hab n chef:)

nuja... laßt uns lieber wieder über`s yin-yang reden, und zwar mit niveau!:D

BonsaiBabyGirl
08-07-2002, 10:44
.....macht doch am besten im off-topic Bereich das Thema: " Wie führe ich eine richtige Diskussion " auf.....
und diskutiert das nicht hier aus.....wird nämlich solangsam echt langweilig.....und nicht immer die Moderatoren angreifen.....sonst sind die irgendwann weg.....

viele Grüsse
BBG

cdobe
08-07-2002, 11:01
Anhand unzähliger Textpassagen von Dir und ShaolinQuan könnte ich den nicht vorhandenen Respekt und die offene Geringschätzung belegen, die ihr Euren Diskussionspartnern engegenbringt. Genau dies ist meine Kritik an Euch! Mach ruhig einen Thread zu diesem Thema auf ;)

Thorre, was sagst Du denn zu meiner Idee, daß Yin und Yang die gleiche Qualität seien, nur Extreme dieser darstellten?

msg
cdobe

Dao
08-07-2002, 14:11
Hi Leute,

unendlich schade, daß die besten Themen an unserer Unzulänglichkeiten (menschlich, menschlich) scheitern eine einfache und befruchtende Dissis zu führen.

Thorre
08-07-2002, 16:16
hi cdobe,

bin Deiner auffassung.

hg
thorre

Qian
08-07-2002, 16:46
Hallo cdobe

ich weiß nicht so richtig, worauf du mit deinem Qualitätsargument hinaus willst.

" muß angemerkt werden, daß heiß und kalt keinen qualitativen, sondern einen quantitativen Unterschied darstellen. Genau wie
es sich bei den Helligkeitsstufen Schwarz und Weiß im Symbol des Yin und Yang verhält. Vielleicht ist das der Kernpunkt.
Vielleicht handelt es sich bei Yin und Yang nur um zwei Extreme der gleichen Qualität."

Die Menge (Quantität) des Wassers in einer Teetasse - um bei diesem Beispiel zu beleiben - bleibt doch dieselbe, egal ob kalt
oder heiß (mit Deckel drauf, dass nichts verdampfen kann). Die Eigenschaft (Qualität) des Wassers ändert sich schon, in heißen
Zustand bewegen sich die Teilchen schneller - wenn ich mich richtig an meinen Physiklehrer erinnere;). Das Wasser verhält sich
anders, hat andere Wirkungen (Verbrennungen auf der Haut beim Verschütten im Gegensatz zu kaltem Wasser) - insofern hat
es eine andere Qualität. Was aber gleich bleibt, das ist die Substanz, heißes Wasser ist Wasser wie kaltes Wasser bzw. es
verdampft, aber die Teilchen bleiben dieselben.

Mit Yin und Yang ändert sich nicht die Substanz von etwas, sondern nur die Eigenschaft, des Verhalten der Substanz - wobei
die beiden Pole die Extreme der Veränderung darstellen.

Was genau meintest du cdobe?

Freundliche Grüße

Qian

SQ
08-07-2002, 22:17
und doch sagt mir keiner, was denn nun mit der lauwarmen tasse tee ist? yin oder yang?

BonsaiBabyGirl
09-07-2002, 06:59
......wenn ich es soweit richtig verstanden habe, ist die lauwarme Tasse Tee gar nix von beiden.....sie ist nicht yin und auch nicht yang!


viele liebe Grüsse
BBG:)

SQ
09-07-2002, 07:44
...aber man muss sie doch eindeutig zuordnen können. Yin und Yang ist ja die allgegenwärtige Dualität der Dinge! Aber was benötigt man zum Zuordnen? Einen Bezugspunkt.

hanzaisha
09-07-2002, 08:16
im buddhismus wird dualität ja abgelehnt (jaja, ein buddhist lehnt nicht ab...), deswegen denke ich das es keine dualität darstellen kann. eher das auflösen dieser durch die beiden pöppeks(kenne das fachwort nicht) in den kreishälften, bzw das zusammenfügen von "allem".

Qian
09-07-2002, 08:48
Shaolin Quan

hast mit deinem Argument ja nicht unrecht. Für einen Eskimo auf Grönland, der ordentlich friert, ist eine lauwarme Tasse Tee wärmendes Yang; für einen erhitzten Wüstenwanderer, der kurz vor dem Sonnentstich steht, dürfte lauwarmer Tee kühlendes Yin darstellen.

Dennoch ist auch meine Überlegung plausibel, denke ich, dass in jedem Ding das Potential sowohl zu Yin als auch Yang steckt. Wenn der Eskimo den Tee nicht austrinkt, sondern ins Eis stellt, wird daraus Yin für den Frierenden, am Eis lutschen hat keine Yang-Wirkung mehr für ihn. Wenn der Wüstenwanderer den Tee nicht ganz austrinkt, sondern in den kochend heißen Wüstensand steckt, wird das Wasser nach einer Weile so heiß, dass er sich die Zunge verbrennt (wenn er so dumm ist, so was zumachen), es hat dann keine Yin-Wirkung mehr wie am Anfang.

Um jeweils Yin und Yang-Eigenschaften zuweisen zu können, braucht man einen Bezugspunkt; weil aber Yin und Yang ständig ineinander übergehen, kann bei gleichem Bezugspunkt eine Tasse Tee Yin oder Yang Eigenschaften annehmen.

Auch die Bezugspunkte können ihre Eigenschaft ändern. Wenn der Eskimo wie ein Verrückter eine Stunde durch den Schnee läuft und dann extrem erhitzt ist, hat eine lauwarme Tasse Tee plötzlich ein kühlende statt wie am Anfang wärmende Wirkung. Und wenn der Wüstenwanderer eine Oase mit schattenspendenen Palmen findet und einer kühlen schattigen Felsen-Quelle, in die er gleich reinsteigt und eine Stunde drinnenbleibt, dann ist eine lauwarme Tasse Tee nicht mehr besonders kühlend.

Damit wäre die Bezugspunkts-These und die Übergangs-also-das-eine-steckt-im-anderen-These versöhnt, hoffe ich.


Was nun genau die Punkte im Symbol aussagen, ist zweitrangig.

Freundliche Grüße

Qian

cdobe
09-07-2002, 08:58
@Quian

Heiß und kalt ist physikalisch betrachtet eine Qualität. Etwas ist desto kälter, je weniger Wärme es besitzt. Wasser ist in diesem Falle ja nur der Träger dieser Eigenschaft.

Und noch eine Überlegung, die man vielleicht mal betrachten könnte:
Die Wärme strebt nach Ausgleich. Kalt und warm können nicht unabhängig nebeneinander existieren. Sie gehen ineinander über (-> lauwarme Tasse).


msg
cdobe

Nino
09-07-2002, 09:02
Wenn man das Beispiel von Wärme und Kälte nimmt, wäre noch eine Überlegung ob sich Yin und Yang in ihren Extremen nicht gleichen?
Weil an etwas extrem Kalten kann man sich genauso wie an hitze verbrennen, ist Physikalisch die selbe Wirkung.

Cu

cdobe
09-07-2002, 09:08
Das würde ich nicht so sehen. Wie wäre es denn dann mit schwarz und weiß?http://www.board.retromind.de/images/smiles/icon_eek.gif

msg
cdobe

hanzaisha
09-07-2002, 09:12
Original geschrieben von cdobe
Und noch eine Überlegung, die man vielleicht mal betrachten könnte:
Die Wärme strebt nach Ausgleich. Kalt und warm können nicht unabhängig nebeneinander existieren. Sie gehen ineinander über (-> lauwarme Tasse).


dies ist meine sicht der dinge!
yin und yang sind ein unendlicher fluß, sie gehen ununterbrochen ineinander über!

p.s.: umgekehrt gesehen wäre der tee ja dann laukalt¿¿ wobei mir auffällt. sprechen wir vom tee oder von der tasse? oder von beidem. oder ist beides eins? in dem fall ja!;) :D

SQ
09-07-2002, 11:27
Hi Qian,

ich habe die "Übergangsregel" nie angezweifelt, allerdings ist sie mit Vorsicht zu geniessen.

Denn z.B. in der chinesischen Medizin wird Yang-Energie nie zu Yin und Yin-Energie nie zu Yang.
Natürlich auf einen Organismus bezogen ist es korrekt, denn ein Mensch wird immer aus beiden Energien bestehen, die sich ausgleichen, d.h. tritt ein Yin-Mangel auf, wird meistens ein Yang-Überschuss folgen,...

Trotzdem darf man nie den Bezugspunkt vergessen, sonst kann man die gesamte Yin/Yang Theorie nicht anwenden!

Thorre
09-07-2002, 13:10
Hallo Freunde, die urpsrüngliche Frage des Threads war ja:

"Wer von Euch kann denn Yin und Yang einmal einfach und anschaulich erklären, damit man die Verbindung zur chinesischen Medizin und zu unseren Kampfkünsten versteht?"

Man könnte dabei so vorgehen, daß man die Basisprinzipien aufzählt, was Tigercrane ja schon begonnen hat. Nach meinem Wissen werden in der Literatur 5 Prinzipien erwähnt.


1. Alle Dinge haben zwei Aspekte
Zeit kann in Tag und Nacht unterteilt werden, Raum in Himmel und Erde, Lebewesen in männliche und weibliche, Temperatur in heiß und kalt. Obwohl jeder der beiden Aspekte den Eindruck vermittelt, autonom zu wirken, stellt er im Grunde lediglich die relative Entsprechung seines Gegenteils dar. Yin und Yang existieren nur in Relation zueinander.

2. Jedes Yin und jedes Yang kann ebenfalls unterteilt werden
Aus diesem Prinzip ergibt sich die Möglichkeit unendlicher Differenzierung. So kann auch die Dunkelheit der Nacht in die Phasen abnehmender und zunehmender Helligkeit unterteilt werden. Jede Eigenschaft enthält die Potenz ihres Gegensatzes.

3. Yin und Yang erschaffen einander
Obwohl man Yin und Yang voneinander unterscheiden kann, ist es dennoch unmöglich sie in ihrer Bedeutung voneinander zu trennen. So wäre der Begriff "hoch" inhaltsleer, wenn er sich nicht auf sein Gegenteil, also "niedrig" beziehen würde. Da sich Polaritäten gegenseitig definieren, erschaffen sie einander.

4. Yin und Yang kontrollieren einander
Wenn ein Aspekt der Erscheinung überwiegt, dominiert er den entgegengesetzten Aspekt. Im Falle der Temperatur könnte man sagen, daß eine Erhöhung der Hitze in Abnahme der Kälte resultiert.

5. Yin und Yang verwandeln sich ineinander
Hier wird das Wesen organischer Prozesse beschrieben, welches zwei Arten der Transformation beinhaltet: Zum einen kann sich eine natürliche Entwicklung harmonisch vollziehen, zum anderen kann plötzlicher Bruch, das heißt drastische Veränderung disharmonische Entwicklungen bewirken. Im Zustand der Harmonie gleichen sich beide entgegengesetzten Wirkungen aus, bewirken natürliche Veränderung und Transformation. Disharmonien ergeben sich, wenn ein Aspekt extrem überbetont wird und somit den Gegenaspekt dominiert.

Aus diesen Grundsätzen können nun verschiedene Erklärungen abgeleitet werden, die sich auf die Kampfkunst und die TCM beziehen. Als Praktiker interessieren mich primär solche Deutungen, die ich im täglichen Leben anwenden kann, um zu verstehen, was ich erlebe und um meine Handlungen so auszurichten, daß sie zu dem von mir gewünschten Effekt führen.

Eine der wesentlichsten Aussagen des Yin-Yang Modells, die hier angesprochen wurden, ist in meinen Augen die Tatsache, daß alle Phänomene stets im Bezug zu ihrer Umwelt existieren und nicht als "Dinge an sich" betrachtet werden können.

Praktisch ergibt sich daraus z.B., daß die Wahl einer bestimmten Technik in den Kampfkünsten nur dann als "sinnvoll" oder "sinnlos" beurteilt werden kann, wenn wir die Zielsetzung der Technik und die gegebenen Umstände berücksichtigen.

Das Studium von Yin und Yang in den Kampfkünsten kann dem Schüler ein intuitives Verständnis der universellen Muster, auf denen alle Prozesse unserer Welt beruhen, vermitteln. Selbstverständlich ist die Theorie von Yin und Yang menschengemacht und deshalb eben nur so universell, wie dies im Rahmen der menschlichen Erkenntnisfähigkeiten möglich ist.

Wesentlich für das Yin Yang Modell ist dessen Potenz, denjenigen, der es studiert zu immer tieferen Erkenntnissen zu führen. Ein Meister des Daoismus sieht in Yin-Yang wesentlich mehr, als ein Schüler. Und genau diese Eigenschaft macht das Modell so wertvoll. Es bleibt in seinen Möglichkeiten, den Menschen etwas zu lehren unerschöpflich, egal wieviel Zeit man mit seinem Studium verbingt.

Eine Besonderheit der Yin Yang Theorie liegt also darin, daß die Urteile, die ein Mensch auf der Basis der Yin Yang Lehre fällt, sich im Laufe seiner Auseinandersetzung mit der Theorie verändern. So können eben auch Anhänger des Yin Yang trefflich über eine lauwarme Tasse Tee streiten. Und solange sie dabei nicht die grundsätzlichen Prinzipien von Yin und Yang mißachten, können alle Beteiligten gemäß ihrer Voraussetzungen recht haben.

Ich denke, der von Christian vorgebrachte Vergleich (Expertentum im Wissen um Yin-Yang und Expertentum in der Mathematik, sprich Mathematiklehrer) hinkt da etwas, weil die Yin Yang Lehre keine exakte Wissenschaft darstellt (worin ja auch ihre große Stärke liegt).

Dazu kann man folgendes Beispiel anführen: in der TCM kommt es nicht selten vor, daß zwei Ärzte aufgrund des Yin-Yang Modells unterschiedliche Diagnosen stellen, unterschiedlich behandeln und dennoch beide Erfolg haben.

Herzliche Grüße
Thorre

SQ
09-07-2002, 13:55
hi thorre,

stimme dir zu, allerdings gibt es auch in der mathematik verschiedene lösungsansätze
warum auch in der chin. medizin, ist ganz einfach an einem beispiel der tcm deutlich zu machen:

yangenergie im körper kann durch abgabe dieser verringert werden oder durch zugabe von yinenergie...

zwei möglichkeiten mit dem gleichen resultat: harmonie zwischen yin und yang.

Bokuto
09-07-2002, 14:05
Liebe Physikphilosophen,

alles was über minus 273,15 °C (absoluter Nullpunkt) liegt ist per definition warm. Alle Materie im Universum ist bestrebt eine Temperatur von 3 Kelvin (rund minus 270 °C) einzunehmen. Gibt es da etwa zuviel Yang im Universum? Oder gelten Yin und Yang nicht mehr, weil man statt dessen die Wissenschaft erfunden hat?

Gruß
Dirk

SQ
09-07-2002, 14:22
tja dirk, alles ist relativ...

...wer sagt denn, das die 3 kelvin nicht der ausgleich von yin und yang sind?

oder vielleicht ist unser universam ja krank und hat einen yin überschuss???


hihihi

Bokuto
09-07-2002, 14:31
interessanter Standpunkt.

cdobe
09-07-2002, 14:42
@Bokuto :beer:

"Physikphilosophen" lol ! Das trifft es ziemlich gut! Genau das war mein Ansatz. Wenn man weiterdenkt, dann stellt man fest, daß es mit anderen Yins und Yangs genauso ist z.B. schwarz und weiß...

Ich kann die Naturwissenschaften eben nicht verleugnen :rolleyes:

msg
cdobe