Anmelden

Vollständige Version anzeigen : Der Sinn von KK's - ist da Platz für Moral?



17x17
29-07-2005, 09:36
Diese Diskussion fand ursprünglich unter diesem (http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?t=30753&page=1&pp=15) Thema ihren Anfang. Da sie dort aber nicht hingehört habe ich mir die Freiheit genommen sie an den richtigen? Ort zu verschieben - ich hoffe damit keinen Fehlern gemacht zu haben.

In der Diskussion geht es um KK's und Moral hier sind die Anfänge:


Hi !

Ziel beim Erlernen unserer Kampfkünste sollte es sein, daß wir "über den Dingen stehen" können. D.h. jetzt nicht, daß wir unbesiegbar werden sollen, sondern, daß wir "ruhiger"m gelassener werden, Angriffe auch verbaler Natur nicht an uns herankommen lassen.

Er ist genervt , daß jemand sich vor ihn setzt (oder weshalb auch immer), Du bist genervt, weil er versucht, Dich zu nerven (erfolgreich also...!) etc. Warum kann man sich nicht daran erfreuen, daß der andere sich aufregt, man selbst aber ruhig bleibt (Genugtuung, weil man nicht reagiert, wie der anderes es gerne hätte) ?

Ich hoffe immer, daß andere mich mein Leben so leben lassen, wie ich es gerne möchte. Dafür bin ich bereit, die anderen auch so leben zu lassen wie sie möchten (Ausnahmen wie rechtsradikale Gesinnung oder Straftäter gibt's hier natürlich wie immer auch).
In der anfänglichen Situationen würde ich mir sagen: "Wenn er sich ärgern möchte, dann darf er das auch. Bitteschön."

Wenn's dann doch eskaliert, macht es auf die Passanten sicher keinen defensiven Eindruck, wenn man bevor der andere in Schlagdistanz ist, selbst noch einen Schritt auf ihn zu macht, um dann sofort zuzuschlagen. An Ort und Stelle bleiben (wenn der Rücken frei ist) oder auch etwas zuückzuweichen wirkt anders und schließt den Präventivangriff auch nicht aus. Falls man hätte noch klar denken können: Warum nicht zu anderen Seite der Vespa absteigen (Hindernis zwischen euch) ?

Als Motto: "Stay calm!"
itachi

PS: Der Schlag ganz sauber in das Grübchen über der Oberlippe ist ein Schlag auf eine K.O.-Punkt, so wie wir es - unter anderem - im Training gelernt haben. Davon erholt sich der Gegner in der Regel (falls die "Lebensenergie" nicht eh' schon stark durcheinander ist etc.), ich würde mir beim Zu-Boden-Fallen eher Sorgen um Platzwunden am Hinterkopf machen...





Ich trainiere nicht, um jemanden umzunieten.

Dann trainierst Du falsch :D
Was denkst Du denn war der Sinn von Karate?



LuiS[*']
Meine Fresse... Man könnte echt meinen, an euch ist das Grundprinzip einer Kampfkunst, Kampfsport vorbei gegangen... Selbst in Selbstverteidigungsarten wird einem sowas beigebracht....

Und um was geht es? Warum wurde aus einem Dreschflegel ein Nunchaku? Weil ich dann nicht so schwer zu tragen habe? Weil er meine Rhetorik unterstützt?
Ich dachte immer die wollten sich damit hauen - und haben eine KK entwickelt um das Hauen zu üben.... :confused:
Wie war denn noch mal das Grundprinzip?


Ziel beim Erlernen unserer Kampfkünste sollte es sein, daß wir "über den Dingen stehen" können. D.h. jetzt nicht, daß wir unbesiegbar werden sollen, sondern, daß wir "ruhiger"m gelassener werden, Angriffe auch verbaler Natur nicht an uns herankommen lassen.
Du lernst also über den Dingen zu stehen? Solltest Du dann nicht eher meditieren oder um große Geduld beten? Ziel einer Kampfkunst ist im Namen drin: Kampf und das bitte möglicht hervorragend - ich sehe nirgendwo "über den Dingen stehen" n diesem kurzen und eigentlich selbsterklärenden Wort.



PS: Der Schlag ganz sauber in das Grübchen über der Oberlippe ist ein Schlag auf eine K.O.-Punkt, so wie wir es - unter anderem - im Training gelernt haben.
Mit solchen Schlägen verschwendest Du deine Zeit? Junge - steh über den Dingen!
Es ist ja schon zum Kotzen, dass Richter der irrigen Annahme sind, dass jeder, der mal ein Probetraining gemacht hat unbesiegbar ist und über den Dingen stehen sollte; aber dass Jemand der selber einen großen Teil seiner Zeit opfert, zu lernen wie man andere möglichst effektiv verletzt so einen Stuß von sich gibt.....

Es heist KAMPFkunst - ist das denn so schwer? Wie kann man da andere Ziele hinter vermuten? :confused:

(...)



Hi 17x17 !



Wie war denn noch mal das Grundprinzip? ... Du lernst also über den Dingen zu stehen? Solltest Du dann nicht eher meditieren oder um große Geduld beten? Ziel einer Kampfkunst ist im Namen drin: Kampf und das bitte möglicht hervorragend - ich sehe nirgendwo "über den Dingen stehen" n diesem kurzen und eigentlich selbsterklärenden Wort.

Mit solchen Schlägen verschwendest Du deine Zeit? Junge - steh über den Dingen!
Es ist ja schon zum Kotzen, dass Richter der irrigen Annahme sind, dass jeder, der mal ein Probetraining gemacht hat unbesiegbar ist und über den Dingen stehen sollte; aber dass Jemand der selber einen großen Teil seiner Zeit opfert, zu lernen wie man andere möglichst effektiv verletzt so einen Stuß von sich gibt.....

Es heist KAMPFkunst - ist das denn so schwer? Wie kann man da andere Ziele hinter vermuten? confused

@all: tut mir jetzt ehrlich leid - dieser Ausbruch - aber liege ich denn so falsch? Ich meine ja nicht, dass man jetzt jedem auf's Maul hauen soll - aber das Ziel einer KK ist doch wohl, die Fähigkeiten für den Kampf zu schulen, oder? (sagt jetzt bitte nicht nein - das würde mein Weltbild kippen) :o


Zuerst kurz zum geraden Schlag unter die Nase, wie ihn blingbling verwendet hat: Sicher nicht meine (erste) Wahl, aber es gibt ihn und er stellt ggf. eine Möglichkeit dar. Ich habe in diesem Absatz auch eher betonen wollen, daß Gelerntes aus dem Training sehr wohl Auswirkungen wie Ohnmacht zur Folge haben kann ("jemanden umnieten") und daß es sehr wohl Kampf-Techniken sind. (Vielleicht in Verbindung mit dem Bild vom vor Blut triefenden Schädel nicht so rübergekommen.)

Nein, ich meine nicht, daß ich über den Dingen stehe, aber das Grundprinzip von Kampfkünsten ist der Kampf mit sich selbst, gegen seinen inneren Schweinehund, gegen seine Verhaltensmuster, seine überschwenglichen Emotionen etc. Das kann nur durch die Beschäftigung mit "sich selbst" erfolgen, der Kampf mit anderen kann nur ein Mittel dazu sein. Die erste Wahl sollte es sein, dem Konflikt aus dem Wege zu gehen ("Jeder vermiedene Kampf ist ein gewonnener Kampf"), erst dann sollten die jahrelang antrainierten körperlichen Fähigkeiten zum Einsatz kommen (eben nicht als Gelegenheit für ein kleines Sparring ansehen).

Auch im Kampf sind Selbstbeherrschung und Selbstbeobachtung notwendig, sonst merkt man gar nicht wie der Gegner einem seine Distanz aufdrängt, einen zu bestimmten Reaktionen zwingt oder einen die Kontrolle verlieren läßt (sich aus der Reserve locken lassen: zu viele schnelle Angriffe --> Lücke). Möglich, daß dies dann unbewußt geschieht, ich beschäftige mich eben auch bewußt damit.

Wie Du liest, kann ich hier meinen Standpunkt erneut vertreten, ohne ausfallend zu werden.

itachi





(...)aber das Grundprinzip von Kampfkünsten ist der Kampf mit sich selbst, gegen seinen inneren Schweinehund, gegen seine Verhaltensmuster, seine überschwenglichen Emotionen etc.

Das ist genau der Punkt mit dem ich nicht konform gehe. In der KK geht es nicht um den eigenen Schweinehund, sondern um den der vor dir steht.
Vielleicht sollte ich mal klarstellen, das ich mich erst einmal verteidigen musste und somit bestimmt nicht zu der Fraktion der Schläger zähle.

ABER: All die Ethik, die Moral, die heute hinter den KK's steht ist nicht die gleiche, entspricht nicht der Intention, die einige Begründern damals vor Augen hatten, als sie die KK's entwickelten.
Damals gab es kein Notfallrecht, sondern Straßenräuber, Krieg und Hunger. Es ging darum im Notfall derjenige zu sein der eine Außeinandersetzung überlebt - ich rede hier vom Mittelalter.
Was denkst Du ist der Grund dafür, dass es so wenige waffenlose Europäische KK's gibt? Die nahmen einfach Waffen um den anderen kalt zu machen - hier geht es um Ökonomie.

Du kannst natürlich gerne ethische Grundsätze mit Deinem gelernten verknüpfen - und solltest das auch. Du kannst damit argumentieren, dass jemand der lernt andere zu verletzen auch die geistige Bremse der Moral haben sollte. Gerne gestehe ich dir zu, dass diese Bremse im Training auch mit unterrichtet wird - ABER - ich gehe nicht damit konform:


(...) das Grundprinzip von Kampfkünsten ist der Kampf mit sich selbst, gegen seinen inneren Schweinehund, gegen seine Verhaltensmuster, seine überschwenglichen Emotionen etc.
Denn das Grundprinzip einer KK ist:
Der Kopf des Gegners soll auf dem Boden aufschlagen - nicht meiner.

Daher nichts für ungut - ich entschuldige mich für meinen Ton. Und wir können uns über dieses Thema gerne gesondert unterhalten - vielleicht neues Thema: "Der Sinn von KK's - ist da Platz für Moral?"



Hi 17x17 !

Du schreibst ja selbst, daß sich die meisten Kampfkünste seit ihrer Entstehungszeit unter dem Einfluß von moralischen Werten wie z.B. dem Bushido gewandelt haben und Du willst sicher nicht läugnen, daß wir heute nicht mehr die Moral-freie Urform lernen.

Es ist ein bißchen wie die Karate-Do versus Karate-Jitsu Debatte: entschärfte "Kinder"-Karate mit dem Ziel der körperlichen und geistige Formung gegen die ursprünglichen Todes-Techniken - diese werden heutzutage aber auch mit Regeln unterrichtet, die Notwehrrecht, Deeskalation etc. beeinhalten.

Die Samurai, die damals Kampfkünst erlernten, die noch nicht aufgespalten waren, beschäftigten sich mit Zen und ihre Einstellungen änderten sich. Wie ich finden, nicht gerade zum Schlechteren, weshalb ich auch eher dem Produkt nacheifere als dem anfänglichen Krieger.

Sicher gibt es verschiedene Auffassungen zu KK, laß mich meine Aussage ändern in:
"EIN Grundprinzip von Kampfkünsten ist der Kampf mit sich selbst...", was allen die Möglichkeit gibt, diesem Grundprinzip einen mehr oder weniger hohen Stellenwert einzuräumen.

Genauso stimme ich mit Deinem - offenbar für alle KK geltendem - Grundprinzip ("Köpfe zertrümmern ?") nicht zu, wie Du Dir denken kannst: Ziel sollte es nicht sein, dem anderen Schaden zuzufügen (leg Dir dafür besser Schußwaffen zu), sondern sich selbst zu schützen, in dem man ihn/sie von seinem Handeln abbringt. Dafür gibt es nun mal verschiedene Wege von Weglaufen, über Deeskalieren und Diskutieren bis hin zu Totschlagen.

itachi





Es ist ein bißchen wie die Karate-Do versus Karate-Jitsu Debatte: entschärfte "Kinder"-Karate mit dem Ziel der körperlichen und geistige Formung gegen die ursprünglichen Todes-Techniken - diese werden heutzutage aber auch mit Regeln unterrichtet, die Notwehrrecht, Deeskalation etc. beeinhalten.

Zu der von Dir angesprochenen Diskussion kann ich nichts sagen - meines Erachtens sollte man aben ein Mittelding wählen:
Die "Todes-Techniken" bleiben drin und die "Moralische Bremse" in Form des Unterrichts zum Notfallrecht und der Deeskalation wird hinzugefügt. Dagegen ist ja auch nichts zu sagen. Vielleicht kann man dann nicht jeden Deppen unterrichten und muss in der Wahl der Schüler vorsichtiger sein aber wenn Karate, dann doch bitte so, dass der Anwender auch was davon hat - ist aber nicht meine Diskussion.



Sicher gibt es verschiedene Auffassungen zu KK, laß mich meine Aussage ändern in:
"EIN Grundprinzip von Kampfkünsten ist der Kampf mit sich selbst...", was allen die Möglichkeit gibt, diesem Grundprinzip einen mehr oder weniger hohen Stellenwert einzuräumen.

Eben nicht - Der Kampf, die Auseinandersetzung mit sich selbst ist durch die Disziplin die aufzubringen ist, ein Bestandteil des Trainings; jedoch war es kein Ziel - es war ein willkommener Nebeneffekt der dann zu einem Ziel des Trainings avancierte.



Genauso stimme ich mit Deinem - offenbar für alle KK geltendem - Grundprinzip ("Köpfe zertrümmern ?") nicht zu, wie Du Dir denken kannst: Ziel sollte es nicht sein, dem anderen Schaden zuzufügen (leg Dir dafür besser Schußwaffen zu), sondern sich selbst zu schützen, in dem man ihn/sie von seinem Handeln abbringt. Dafür gibt es nun mal verschiedene Wege von Weglaufen, über Deeskalieren und Diskutieren bis hin zu Totschlagen.

Jetzt polemisierst Du ;)
Ich habe geschrieben "der Kopf des anderen auf dem Boden - nicht meiner" - ich rede nicht von zertrümmern, sondern davon, das im Zweifelsfall der Gegner auf dem Boden liegt - nicht ich. Ob Du das nun sanft mit einer Aikido-Technik schaffst, ihn schubst oder mit einem eingesprungenen Drehtritt dorthin bringst (meines erachtens würde keines der Mittel dazu führen :D ) ist nicht relevant. Ein Gegner muss, um dieser Aussage gerecht zu werden, nicht unbedingt verletzt werden.

Noch einmal zurück zum Punkt - ich vertrete die Meinung, dass eine KK den Kampf mit dem Gegner in den Vordergrund stellt - nicht den gegen Moral oder mein Ego.

Wenn Du nichts dagegen hast, werde ich nun unsere beiden Einträge zusammenschneiden und ins "Offenes Kampfsportarten Forum" als neues Thema einbringen, dann haben alle was davon - zumal dieses Thema hier einfach nicht in die SV gehört.

Lars´n Roll
29-07-2005, 10:25
Hallo 17X17!
Ich muss den Titel des Threats und Deine Ausführungen getrennt aufgreifen, da sie IMHO ned wirklich zusammenpassen...


Der Sinn von KK's - ist da Platz für Moral?

Ja, natürlich! Moral/ethische Überzeugungen spielen immer und überall eine Rolle.


Geht es in KKs in allererster Linie darum, Leute plattzumachen?

Ja, natürlich!

malice
29-07-2005, 10:40
moralisch plattmachen!

Man kann auch die Moral plattmachen.

Und man kann das Plattmachen moralisieren.

:bang:

malice
29-07-2005, 10:41
:whogives:

Kensei
29-07-2005, 10:50
Die Frage ist doch, wie lassen sich beide Aspekte nun miteinander vereinbaren...

@Malice
Wenn du nix vernünftiges zum Thema beizusteuern hast, dann schreib doch einfach nichts und spar dir solche sinnlos posts...

Franz
29-07-2005, 10:56
ist schon Platz für moral und ethik, d.h. wenn ich ich mcih wehren muss, dann kurz und bündig ohne unnötig zu quälen bzw das Leid unnötig zu verlängern...

malice
29-07-2005, 11:17
@kensei:
dat is nich sinnlos!
Das war eine humorvolle Verarschung die zum Denken anregen sollte.
Das Thema ist sehr komplex. Im Endeffekt sind wir durch unsere Gesellschaft (Geschichte, Christentum, Gesetze etc.) moralisch geprägt, ähnlich wie wir z.B. durch unsere ges. Sprachprägung Deutsch sprechen.
Es geht um die uralte Diskussion was gut und was böse ist. Was ist richtig und was ist falsch? Geht es um das Überleben des Einzelnen oder das Überleben der Gruppe/Gesellschaft? Woran misst man am objektivsten die Wertigkeit einer Handlung? Was ist unsere Moral? Wie ist unsere Denkweise? Wie ist die westliche Gesellschaft aus der Sicht anderer Gesellschaftsordnungen? Mit solchen Fragen kann man unsere westliche Moral in Frage stellen. Man kann auch das Plattmachen moralisieren / ethisieren. Das tun gerade die USA in dem sie den Terror gegen den Islam als Notwehr für unsere Gesellschaft moralisch rechtfertigen.
Was auf der Strecke bleibt ist die Moral.
So, jetzt habe ich dich plattgemacht. :)

:whogives:

Drake
29-07-2005, 13:21
Moral ist natürlich wichtig. Immer. Überall.

Was mein Zitat angeht:
Ich meine, dass ich nicht trainiere, um wie ein Proll durch die Gegend zu laufen und mir irgendwelche Leute zum Streiten/Prügeln auszusuchen, nur um mich dann besser zu fühlen oder weils mir Spaß macht oder so.

Ich niete erst jemanden um (soweit mir das natürlich möglich ist), wenn ich angegriffen werde etc.

Lars´n Roll
29-07-2005, 14:10
Was mein Zitat angeht:
Ich meine, dass ich nicht trainiere, um wie ein Proll durch die Gegend zu laufen und mir irgendwelche Leute zum Streiten/Prügeln auszusuchen, nur um mich dann besser zu fühlen oder weils mir Spaß macht oder so.


Dass es in KKs darum geht, dass man im wesentlichen trainiert, seinen Mitmenschen den Garaus zu machen, bedeuted ja keineswegs, dass man sich so gebärden muss, wie Du es skizzierst... :)

Okay, ich mach das halt, aber ich sag ja nicht: "Tut, was ich ich tue, sondern tut, was ich sage..." :D

Lars´n Roll
29-07-2005, 14:12
ist schon Platz für moral und ethik, d.h. wenn ich ich mcih wehren muss, dann kurz und bündig ohne unnötig zu quälen bzw das Leid unnötig zu verlängern...

:megalach: :yeaha:

Lars´n Roll
29-07-2005, 14:16
Die Frage ist doch, wie lassen sich beide Aspekte nun miteinander vereinbaren...


Ganz einfach: Zum einen in der Anwendung durch die Wahrung der Verhältnismäßigkeit.
Zum anderen - und das gilt nicht nur für die KK - in Deinem Verhältnis zu Dir selbst und der Umwelt...
Dazu bracht es nichtmal einen Dojokun oder ein Bushido, sondern einfach nur gesunden Menschenverstand.
Da ist vor etwas mehr als 200 Jahren so´n Typ in Ostpreussen rumgeturnt und der hat da ganz interessante Gedanken formuliert...
Glaube, der hies Kant oder so... :)

Ki. 102
29-07-2005, 14:20
Hi 17x17 !
Es sollte kein Gegensatz bestehen zwischen "Moral" und effektiv kämpfen zu können.

Doch man kann die prinzipielle Frage stellen, was das Grundprinzip :D der Kampfkunst ist: Kämpfen oder Sich selbst Überwinden ?
Weil Dich Letzteres -scheinbar- nicht anspricht, betonst Du umso mehr Ersteres - und polarisierst imho etwas zu heftig.

Es entsteht der Eindruck, dass Du ein anderes Konzept hast, als z.B. itachi. Du siehst KK als Waffe an, die man möglichst effektiv einsetzt - gut. Andere sehen eben mehr darin.

Ein Aspekt, den Du vielleicht nicht ausreichend berücksichtigst: Deeskalation und "aus dem Weg" gehen schützen oft zuverlässiger vor Schaden, als die eigene Kampfkraft. So gesehen hat die "Moral" in der KK auch einen sehr praktischen Sinn - und geht einher mit Vernunft und rechtlich einwandfreiem Verhalten.
GRUß !!

Drake
29-07-2005, 14:36
Okay, ich mach das halt, aber ich sag ja nicht: "Tut, was ich ich tue, sondern tut, was ich sage..." :D

Das wäre ja dann Doppelmoral. Also auch eine Art von Moral. :p :D

Lars´n Roll
29-07-2005, 14:38
Hi 17x17 !
Doch man kann die prinzipielle Frage stellen, was das Grundprinzip :D der Kampfkunst ist: Kämpfen oder Sich selbst Überwinden ?
Weil Dich Letzteres -scheinbar- nicht anspricht, betonst Du umso mehr Ersteres - und polarisierst imho etwas zu heftig.

Es entsteht der Eindruck, dass Du ein anderes Konzept hast, als z.B. itachi. Du siehst KK als Waffe an, die man möglichst effektiv einsetzt - gut. Andere sehen eben mehr darin.


Hi!
Wenn wir vom "Grundprinzip" (schlechtes Wort, wie ich finde) reden, dann ist es keineswegs ein individuelle Frage, was man jetzt mit den KK anstellt, wie man sie angeht, sondern es geht darum, wofür sie ersonnen wurden...
Und ich denke mal, das liegt auf der Hand... :sport069: ;)

Lars´n Roll
29-07-2005, 14:40
Das wäre ja dann Doppelmoral. Also auch eine Art von Moral. :p :D


Ich wage zu behaupten, sogar die verbreitetste Form von Moral... :)

Drake
29-07-2005, 14:44
[...] es geht darum, wofür sie ersonnen wurden...
Und ich denke mal, das liegt auf der Hand... :sport069: ;)

Ich dachte immer, dass KS "ersonnen" wurde, damit die Armen und Bauern gegen die Reichen, die ihnen die Waffen verboten hatten, eine Chance hatten... :cool: :p (Zumindest im Karate.)

wuerfel
29-07-2005, 14:58
Hallo Leute.

Gutes Thema. Hier meine Gedanken:

Ich will etwas erklären, und mache mal einen Vergleich zur Kunst des Fotografierens.

Warum fotografiert man? Um Fotos zu haben, Erinnerungen, Dokumentation, etc. Wie macht man das? Tja, das kann man lernen und man muß viel üben. Dann bekommt man ein Auge für Motive. Was hat man davon noch? Man lernt Dinge anders zu betrachten, man lernt etwas über sich und über andere. Es gibt durchaus moralische Gesichtspunkte: Was darf /muss ich fotografieren? Wen störe ich dabei? (Paparazzi) Wen interessiert das? Muss ich meine Erinnerungen "festhalten"? Sehen die anderen das nicht anders als ich mit meinen Fotos? etc. Aber einzigig und allein beantworten können diese Fragen nur Leute, die sich intensiv mit dem Fotografieren auseinandersetzen, viel Erfahrung haben und über das Produzieren von Abzügen hinaus versuchen eine Kunst daraus zu machen.

Genauso ist es bei der KK. Man lernt Kämpfen. Aber nur dadurch, dass man sehr viel übt und sich mit dem Sinn und Unsinn von Techniken und Anwendung auseinandersetzt, findet man für sich selbst einen Weg, eine Moral. Das verblüffende an der KK ist die "Endmoral" (Blöder Name, aber mir fällt nix besseres ein). Sie gilt letztendlich für alle, die um ihr Leben kämpfen. Man kann nur schwer darüber diskutieren und die geltenden Regeln in Worte fassen, aber es gibt einen "Kodex" den in diesem Falle jeder kennt, da es sich dabei nicht um etwas handelt, daß durch Wahrnehmung verfälscht wird, wie beim Fotografieren. Fotografen versuchen auch ein Bild zu finden, daß für alle das gleiche darstellt, wie der Fotograf es sieht.

Es gibt also meiner Meinung nach eine Moral die für uns gilt, solange wir noch nicht um unser Leben kämpfen. Über die kann man reden, sie ist in jeder Kultur anders und man kann sie erlernen. Die andere, der Codex, gilt für alle wenn es um alles geht. Diese muß man nicht lernen, es reicht ums Leben zu kämpfen. Es wird aber versucht, diese Moral zu verstehen, indem man sich intensiv mit der KK auseinadersetzt. Man kommt ihr auch ein wenig näher.

Sich selbst zu bekämpfen ist eine Übung, das Ziel ist Herr über sich selbst zu werden. Das kann man bei jeder Art von Arbeit lernen. Mit Moral hat das nix zu tun.

Das traurige an den meisten KK ist die aufgesetzte Moral. Durch die KK selbst, durch die Lehrmethoden und durch den Lehrer werden moralische Werte vermittelt, ohne darüber sprechen zu müssen. Jede Diskussion ist überflüssig, da man ja alles selbst erfahren kann. Wozu also noch: "Wir machen keine tödlichen Techniken." oder "Wir wenden KK nur uzur SV an!" oder "Wir schiessen nur zurück!". Damit kann man vielleicht einem Fremden vermitteln worum es geht. Aber Übende eine KK brauchen meiner Meinung nach keinen Text.

So. Genug getextet. Falls ich mich unklar ausgedrückt habe, bitte fragen.

wuerfel.

malice
29-07-2005, 20:56
@würfel:
guter Beitrag

itachi
30-07-2005, 14:04
Hi !

Ich frage mich, ob man das eine und einzige "Grundprinzip" benennen kann, weil meist mehrere Ziele verfolgt werden, die dann unerschiedliche Wichtigkeiten besitzen - für die KKs im Allg., für eine spezielle KK oder auch für einen KKler.

Ich bestehe allerdings darauf, daß eine Trennung zwischen Training und SV nicht sinnvoll ist, ich meine damit im Training die Moralkeule zu schwingen und in Notfall-Situationen (Ursprung dieses Threads: http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?t=30753&page=1) einfach weglassen kann. Sicher kann jedeR mit der Situtation überfordert sein und daher ethisch bedenklich handeln, aber ein überlegter Entschluß "jetzt geht's richtig zur Sache, also bloß keine Bedenken mehr zeigen" ist verachtenswert.

@wuerfel: Deine ausführlichen Vergleich finde ich sehr interessant, muß ich mir allerdings noch ein paar mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Meine Forderung von eben bezieht sich nicht primär auf Dich, auch wenn ich Probleme mit Deinem 3. Absatz habe...

Es gibt also meiner Meinung nach eine Moral die für uns gilt, solange wir noch nicht um unser Leben kämpfen. Über die kann man reden, sie ist in jeder Kultur anders und man kann sie erlernen. Die andere, der Codex, gilt für alle wenn es um alles geht. Diese muß man nicht lernen, es reicht ums Leben zu kämpfen.

CU
itachi

PS: Übrigens habe ich im April bereits einen ähnlichen Tread gestartet, in dem es um die Frage ging/geht, ob man die Moral vom Training abspalten und einer anderen Institution überlassen kann: "Techiken im Dojo und "Weg" in der Kirche ?"
http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?t=26909

joetokan
30-07-2005, 14:34
Man nimmt die Moral, die man bereits "erworben" hat, auch mit in die KK die man betreibt.

Gruß
Joetokan

17x17
31-07-2005, 21:59
ist schon Platz für moral und ethik, d.h. wenn ich ich mcih wehren muss, dann kurz und bündig ohne unnötig zu quälen bzw das Leid unnötig zu verlängern...


Das ist mal ein wirklich vernünftiger Ansatz, den laß ich gelten. Dies würde endlich Moral und SV zueinanderbringen. Was ich damit meine:

Die SV wird besonders wirksam nach dem First-Strike-Prinzip - Wenn ich zuerst zuschlage habe ich deutlich bessere Chansen unverletzt zu bleiben. Deinen Ansatz zur Moral könnte man daher folgendermaßen deuten: Schlage ich meinen Gegner mit einem präventiven, gut dosierten Schlag nieder ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu weitern Verletzungen oder unnötigen Qualen kommt geringer.

Und das ist jetzt nicht sarkastisch gemeint - sondern völlig ernst - vielen Dank für diese Anregung.



Das war eine humorvolle Verarschung die zum Denken anregen sollte.
Das Thema ist sehr komplex. Im Endeffekt sind wir durch unsere Gesellschaft (Geschichte, Christentum, Gesetze etc.) moralisch geprägt, ähnlich wie wir z.B. durch unsere ges. Sprachprägung Deutsch sprechen.
Es geht um die uralte Diskussion was gut und was böse ist.

In allererster Linie zeigt Deine Antwort, dass Du den ersten Beitrag nicht gelesen hast - ich suche nicht nach Gut und Böse, sondern nach der ursprünglichen Intention für KK's. Mit der Fragestellung ob Moral die KK's nicht schwächt.


Ja, natürlich! Moral/ethische Überzeugungen spielen immer und überall eine Rolle.
Und


Moral ist natürlich wichtig. Immer. Überall.
Ist mir zu platt - einfach eine Floskel.
Wie kann Moral in der durch und durch amoralischen Situation eines (vielleicht) ungerechtfertigten Angriffs auf meinePerson eine Rolle spielen? (Außer Siehe @Franz)
Hier ist doch genau der Knackpunkt - schwächt die Moral die KK?



Was mein Zitat angeht:
Ich meine, dass ich nicht trainiere, um wie ein Proll durch die Gegend zu laufen und mir irgendwelche Leute zum Streiten/Prügeln auszusuchen, nur um mich dann besser zu fühlen oder weils mir Spaß macht oder so.
Das sei Dir zugestanden - aber man konnte es auch anders verstehen - ich hatte es anders verstanden und dann kommentiert. :o



Da ist vor etwas mehr als 200 Jahren so´n Typ in Ostpreussen rumgeturnt und der hat da ganz interessante Gedanken formuliert...
Glaube, der hies Kant oder so... :)
Du redest vom Kategorischen Imperativ - Aber wenn mir nun der andere etwas antut, was nicht einer Handlung gleichkommt, die als Maxime für die gesamte Menschheit gelten kann - soll ich ihn dann umhauen? Und zu dem hier:

Ganz einfach: Zum einen in der Anwendung durch die Wahrung der Verhältnismäßigkeit.

Ist es die Aufgabe einer KK mich zu schützen oder meinen Gegner?



Ein Aspekt, den Du vielleicht nicht ausreichend berücksichtigst: Deeskalation und "aus dem Weg" gehen schützen oft zuverlässiger vor Schaden, als die eigene Kampfkraft. So gesehen hat die "Moral" in der KK auch einen sehr praktischen Sinn - und geht einher mit Vernunft und rechtlich einwandfreiem Verhalten.
GRUß !!
Auch ein guter Ansatzpunkt - Aber - :D Ist das dann Moral, oder eine Taktik für den Kapf, die sich zufällig mit der heute gängigen Moral deckt?


Hi!
Wenn wir vom "Grundprinzip" (schlechtes Wort, wie ich finde) reden, dann ist es keineswegs ein individuelle Frage, was man jetzt mit den KK anstellt, wie man sie angeht, sondern es geht darum, wofür sie ersonnen wurden...
Und ich denke mal, das liegt auf der Hand... :sport069: ;)

Ist doch genau meine Rede - Ein Hammer ist ein Hammer und sollte als solcher benutzt werden - eine KK ist eine KK und sollte als solche benutzt werden - die Frage ist: Kann man sie innerhalb der Grenzen der Moral noch nutzen? Oben habe ich ja schon geschrieben, dass dem offensichtlich in Teilbereichen so ist.



Es gibt also meiner Meinung nach eine Moral die für uns gilt, solange wir noch nicht um unser Leben kämpfen.

Genau - und ab diesem Moment kommt imho kein Kodex, sondern der Wegfall von Moral. Und da wir uns hoffentlich außerhalb des Rings nicht zum Spaß kloppen weiß ich nie, wann es ums Leben geht - KK sollte also keinen Platz für Moral haben, solange der Gegner nicht immobilisiert ist. Es gab hier mal ein Thema zu Messerangriffen, dass ich leider jetzt nicht finde - daraus ging hervor wie selten die Opfer wussten, dass ein Messer im Spiel ist, bevor es traf.




Sich selbst zu bekämpfen ist eine Übung, das Ziel ist Herr über sich selbst zu werden. Das kann man bei jeder Art von Arbeit lernen. Mit Moral hat das nix zu tun.

Richtig - dabei geht es nur um den inneren Schweinehund - wie ich auch schon im ersten Teil schrieb.



Das traurige an den meisten KK ist die aufgesetzte Moral.

Ganz meine Meinung.


aber ein überlegter Entschluß "jetzt geht's richtig zur Sache, also bloß keine Bedenken mehr zeigen" ist verachtenswert.

Das denke ich nicht - jeder sollte sich schon im Training überlegen wann er bereit ist zu kämpfen und wofür. Bevor einem das eigene Ego in einer gefährlichen Situation ein schlechter Ratgeber wird. Jeder sollte wissen wofür es sich für ihn lohnt zu kämpfen und dafür vielleicht ins Gefängnis zu gehen - wenn dieser Moment dann da ist, sollte man sich auch nicht zurückhalten bevor der Gegner immobilisiert (nicht tot) ist.




PS: Übrigens habe ich im April bereits einen ähnlichen Tread gestartet, in dem es um die Frage ging/geht, ob man die Moral vom Training abspalten und einer anderen Institution überlassen kann: "Techiken im Dojo und "Weg" in der Kirche ?"
http://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?t=26909
Bah! Werbung in eigener Sache :D Ist nicht ernst gemeint

Lars´n Roll
01-08-2005, 09:58
Ist mir zu platt - einfach eine Floskel.
Wie kann Moral in der durch und durch amoralischen Situation eines (vielleicht) ungerechtfertigten Angriffs auf meinePerson eine Rolle spielen? (


Hallo!
Die von mir und Drake vorgebrachte Aussage, dass Moral immer und überall von Bedeutungs - nicht zuletzt, wenn Gewalt ins Spiel kommt, ob in der SV oder einem Krieg - ist IMHO keinesfalls eine platte Floskel.
Vielleicht ist sie Dir nur zu oberflächlich/ungenau?
Ich kann nicht für Drake sprechen, will aber im Folgenden versuchen, zu erklären, wie ich das meine.



Hier ist doch genau der Knackpunkt - schwächt die Moral die KK?


Das kommt auf Dein Verständnis von Moral an. Wenn Du Dich zurückhälst, um Deinen Gegner zu schonen, solange er eine Bedrohung darstellt, dann ja.
Aber das wäre dann nicht mein Verständnis von moralischer Integrität.




Du redest vom Kategorischen Imperativ - Aber wenn mir nun der andere etwas antut, was nicht einer Handlung gleichkommt, die als Maxime für die gesamte Menschheit gelten kann - soll ich ihn dann umhauen?


Jau, davon rede ich. Weiterhin auch von persönlicher Freiheit, deren Definition Kants man - denke ich - so beschreiben kann: Sie endet dort, wo sie beginnt, die Freiheit eines anderen zu beschneiden.
Nun stellt sich die Frage, wie das geschieht und was die angemessene Antwort darauf ist.
Sollst Du jemanden umhaun, der drauf und dran ist, Dir Gewalt anzutun?
Aber sicher!




Ist es die Aufgabe einer KK mich zu schützen oder meinen Gegner?

Ersteres! Klarer Fall! Wenn Du nicht gerade Superman bist, dann wirst Du genug damit zu tun haben, Deine eigene Gesundheit zu verteidigen.
Wär ein bissl viel verlangt, wenn Du auch noch auf den aufpassen sollst, der Dir was böses will, auch wenn das manche Richter anders sehen mögen.

Unmoralisch wäre Gewalt nur, wenn Du entweder selbst einen Konflikt auslöst oder wenn Du Dich dazu entschliest, noch ein wenig auf dem Brustkorb eines überwältigten Angreifers herumzuspringen.

17x17
01-08-2005, 11:05
Vielleicht ist sie Dir nur zu oberflächlich/ungenau?

So könnte man sagen ;)




Das kommt auf Dein Verständnis von Moral an. Wenn Du Dich zurückhälst, um Deinen Gegner zu schonen, solange er eine Bedrohung darstellt, dann ja.
Aber das wäre dann nicht mein Verständnis von moralischer Integrität.

Es gibt nicht MEIN Verständnis von Moral - es gibt nur eine, in Deutschland, gelbte Moral die für alle bindend ist (sein sollte)





Ersteres! Klarer Fall! Wenn Du nicht gerade Superman bist, dann wirst Du genug damit zu tun haben, Deine eigene Gesundheit zu verteidigen.
Wär ein bissl viel verlangt, wenn Du auch noch auf den aufpassen sollst, der Dir was böses will, auch wenn das manche Richter anders sehen mögen.

Sehe ich genau so - aber spricht dann die reine KK mit der Intention den anderen umzuhauen oder die Moral? Ist vielleicht spitfindig aber genau die Frage die ich den Raum warf.



Unmoralisch wäre Gewalt nur, wenn Du entweder selbst einen Konflikt auslöst oder wenn Du Dich dazu entschliest, noch ein wenig auf dem Brustkorb eines überwältigten Angreifers herumzuspringen.

Genau - daher mein neuer Gedanke:
Man sollte sich moralisch verhalten - der kategorische imperativ ist hier ein guter Ansatz - auch wenn er ein bisschen viel verlangt.
Entsteht aber eine, nach diesem Maßstab amoralische Situation - hebt die KK ihr böses Haupt bis die Situation so weit gehändelt ist, dass ich mir den Luxus der Moral wieder leisten kann. Daher meine Meinung - die Moral hat nicht direkt etwas mit der KK zu tun, sie steuert lediglich ihren Einsatz in Anfang und Ende.

Lars´n Roll
01-08-2005, 11:32
Es gibt nicht MEIN Verständnis von Moral - es gibt nur eine, in Deutschland, gelbte Moral die für alle bindend ist (sein sollte)

Hmm... weiß ned... bzw. ne, glaub ich ned...
Es gibt nicht verschiedene Auffassungen von Moral... nimm bespielweise Diskussionen um Abtreibung.
Natürlich gibt es bestimmte Normen, aber auch eine breite Palette von Interpretationen derselben.



Sehe ich genau so - aber spricht dann die reine KK mit der Intention den anderen umzuhauen oder die Moral? Ist vielleicht spitfindig aber genau die Frage die ich den Raum warf.
...
Entsteht aber eine, nach diesem Maßstab amoralische Situation - hebt die KK ihr böses Haupt bis die Situation so weit gehändelt ist, dass ich mir den Luxus der Moral wieder leisten kann. Daher meine Meinung - die Moral hat nicht direkt etwas mit der KK zu tun, sie steuert lediglich ihren Einsatz in Anfang und Ende.

Ich weiß jetzt, glaube ich, ziemlich genau, was Du meinst. Hast Du Recht? Meiner Ansicht nach: Jein! :)

Auch wenn mit dem Beginn einer ernsthaften körperlichen Auseinandersetzung quasi ein "Ausnahmezustand" eintritt ( das meinst Du, oder? ;) ), ist die Moral nicht gänzlich außer Kraft gesetzt.

Ich skizziere mal zwei Möglichkeiten im Rahmen einer SV Situation.

1.
Dir bietet sich in einem Augenblick des Kampfes eine Möglichkeit, den Kampf zu beenden, die Konsequenz wäre aber eine schwere, vielleicht tödliche Verletzung des Gegners.

2.
Same Game, aber zwei Chancen, den Gegner hart zu erwischen. Die eine ist aber verletzungsintesiver als die andere Option.

Ich weiß, ich weiß, Du wirst sagen "unrealistisch", aber das ist es immer, wenn man hinter dem Keyboard sitzt und versucht, sich so´ne Situation auszumalen.
Ich denke, es kann dazu kommen.

Whatever, Situation 1 ->
Du hast nur die eine Möglichkeit, also nutze sie, denn eine zweite Chance kriegst Du vielleicht nicht.

Situation 2 ->
Kannst Du Dir ja denken, was ich meine.

Drake
01-08-2005, 16:06
Die von mir und Drake vorgebrachte Aussage, dass Moral immer und überall von Bedeutungs - nicht zuletzt, wenn Gewalt ins Spiel kommt, ob in der SV oder einem Krieg - ist IMHO keinesfalls eine platte Floskel.
Vielleicht ist sie Dir nur zu oberflächlich/ungenau?
Ich kann nicht für Drake sprechen, will aber im Folgenden versuchen, zu erklären, wie ich das meine.

Darfst Du aber; genau das meinte ich nämlich auch.


Weiterhin auch von persönlicher Freiheit, deren Definition Kants man - denke ich - so beschreiben kann: Sie endet dort, wo sie beginnt, die Freiheit eines anderen zu beschneiden.

Siehe auch die Definition von Freiheit (wie ich es z.B. im Ethikunterricht gelernt habe: )
"Ohne Einschränkungen tun und lassen zu dürfen, was man will, das ist Willkür und nicht Freiheit. Denn Freiheit bedeutet, dass man Entscheidungsfreiheit genießt und keinen Zwängen unterliegt - doch nur, solange man dabei nicht die Freiheit eines Anderen verletzt."


Unmoralisch wäre Gewalt nur, wenn Du entweder selbst einen Konflikt auslöst oder wenn Du Dich dazu entschliest, noch ein wenig auf dem Brustkorb eines überwältigten Angreifers herumzuspringen.

:halbyeaha

Lars´n Roll
01-08-2005, 16:11
Ha, ich sag´s ja! :) Ich bin halt toll! :D

Drake
01-08-2005, 16:35
Ha, ich sag´s ja! :) Ich bin halt toll! :D
Und schrecklich eingebildet. ;) :D

itachi
01-08-2005, 22:14
Hi !

Ich finde es bedenklich, sich auf eine Position zu stellen, die besagt, daß im Ernstfall die Moral außer Kraft gesetzt wird. Dann braucht man auch keine Was-wäre-wenn-Senarios mehr aufzustellen.

ist schon Platz für moral und ethik, d.h. wenn ich ich mich wehren muss, dann kurz und bündig ohne unnötig zu quälen bzw das Leid unnötig zu verlängern...
Das klingt, als würde ich moralisch integer handeln, nur weil ich entschieden habe, daß es besser für den anderen ist, nicht länger in seiner wahnwitzigen Vorstellung zu schweben, mich anzugreifen, sei eine gute Entscheidung, was sein ganzes Übel sei.

Wie kann Moral in der durch und durch amoralischen Situation eines (vielleicht) ungerechtfertigten Angriffs auf meine Person eine Rolle spielen?
Also darf ich wenn ich von einem Angriff ausgehe, der "vielleicht ungerechtfertigt ist", also möglicher Weise auch gerechtfertigt, den anderen umnieten, weil es zu seinem Besten ist
(evtl. auch vorbeugend ?). Gerechtfertigte Angriffe wäre wohl die der Staatsmacht oder falls der andere sich in einer Notwehrsituation gegen einen selbst befindet. Gut daß man die Situation dafür nur als "amoralisch" (also außerhalb von Moral und Ethik...) abstempeln braucht und schon sind weitere Überlegungen überflüssig.

Wenn es bei KK darum geht, mich durch schnellstmögliches "Immobilisieren" des anderen zu schützen, ist es Aufgabe der Moral mich vor meinem Ego oder meinen Fehleinschätzungen zu schützen. Wer darauf verzichten möchte, wird sich mit Sätzen wie "es war besser für ihn, daß ich ihn gleich niedergeschlagen habe" rechtfertigen müssen. Richter werden nur prüfen, ob das Handeln legal war, nicht ob es legitim war, aber das Urteil wird wiederspiegeln wie die Rechtslage, die durch Mehrheiten zu Stande gekommen ist und daher einen derzeitigen gesellschaftlichen Konsens darstellt, bis sie geändert wird, diese Situation beurteilt.

itachi

17x17
03-08-2005, 13:23
Hmm... weiß ned... bzw. ne, glaub ich ned...
Es gibt nicht verschiedene Auffassungen von Moral... nimm bespielweise Diskussionen um Abtreibung.
Natürlich gibt es bestimmte Normen, aber auch eine breite Palette von Interpretationen derselben.

Wenn du so willst - dann eben anders. Es gibt ein Gesetz, die rote Ampel nicht zu überqueren und eines, das verbietet andere Leute zu töten um sich selber zu bereichern.
Das Gesetz ist die Grundlage - in diesem Beispiel die Moral. Die Ampel wird von allen irgendwann mal überquert - der andere Fall ist eher selten.
Die Moral ist also Grundlage - die interpretationen sind a) übertretungen, wo der andere weiß, dass es nicht moralisch ist, was er tut oder b) Teile der Moral, die sich im Wandel befinden.
Nehmen wir Dein Beispiel mit der Abtreibung so fällt es (imho) in Kategorie "b".



Ich weiß jetzt, glaube ich, ziemlich genau, was Du meinst. Hast Du Recht? Meiner Ansicht nach: Jein! :)

Hatte ich noch nicht erwähnt, dass ich IMMER Recht habe? :D



Ich skizziere mal zwei Möglichkeiten im Rahmen einer SV Situation.

1.
Dir bietet sich in einem Augenblick des Kampfes eine Möglichkeit, den Kampf zu beenden, die Konsequenz wäre aber eine schwere, vielleicht tödliche Verletzung des Gegners.

2.
Same Game, aber zwei Chancen, den Gegner hart zu erwischen. Die eine ist aber verletzungsintesiver als die andere Option.

Ich weiß, ich weiß, Du wirst sagen "unrealistisch", aber das ist es immer, wenn man hinter dem Keyboard sitzt und versucht, sich so´ne Situation auszumalen.
Ich denke, es kann dazu kommen.

Whatever, Situation 1 ->
Du hast nur die eine Möglichkeit, also nutze sie, denn eine zweite Chance kriegst Du vielleicht nicht.

Situation 2 ->
Kannst Du Dir ja denken, was ich meine.
Ist nicht ganz stimmig - eine schwerere Verletzung als eine tötliche fällt mir gerade nicht ein, daher wäre die verletzungs-intensivere Möglichkeit vorzuziehen.
Aber - die Situation hat sich gerade geklärt, weil Dir der Gegner gerade in die Fresse gehauen hat als Du überlegt hast, ob Du ihn nur schwer verletzt oder gleich umbringst. Wieder legst Du den Finger auf das Problem ohne es zu lösen:
In dem Moment indem Du überlegst, was moralisch ist, zögerst Du. Daher erneut die Frage: Bremst die Moral die KK aus???




Ich finde es bedenklich, sich auf eine Position zu stellen, die besagt, daß im Ernstfall die Moral außer Kraft gesetzt wird. Dann braucht man auch keine Was-wäre-wenn-Senarios mehr aufzustellen.

Doch sollte man - wie ich schon vorher geschrieben habe steuert die Moral den Einsatz der KK. Du solltest dir also schon vorher Gedanken machen wofür es sich lohnt zu kämpfen.


Also darf ich wenn ich von einem Angriff ausgehe, der "vielleicht ungerechtfertigt ist", also möglicher Weise auch gerechtfertigt, den anderen umnieten, weil es zu seinem Besten ist

Gute Einstellung - auch wenn es nicht die Deine ist ;)
Wenn Du es nicht in einer solchen Situation machst - wann dann? Du wirst ungerechtfertigt angegriffen, was gibt es da noch zu zögern? :confused:
Ich meine mich zu erinnern, dass in diesem Fall sogar das Gesetz dieser Meinung ist - mit der kleinen Einschränkung der Verhältnismäßigkeit der Mittel.



(evtl. auch vorbeugend ?). Gerechtfertigte Angriffe wäre wohl die der Staatsmacht oder falls der andere sich in einer Notwehrsituation gegen einen selbst befindet. Gut daß man die Situation dafür nur als "amoralisch" (also außerhalb von Moral und Ethik...) abstempeln braucht und schon sind weitere Überlegungen überflüssig.

Laut der KK am besten Vorbeugend - Du verlierst die Frage aus den Augen:
"Der Sinn von KK's - ist da Platz für Moral?", bzw. bremst die moral die KK aus?

Deine Einstellung bremst die KK erheblich aus. Vielleicht sogar bis zu einem Punkt an dem sie nicht mehr funktioniert. Wenn dies der Fall ist, ist die Frage zum Teil beantwortet: In der KK ist nur sehr wenig Raum für Moral.

Dein Hinweis stellt nur in Frage ob es moralisch ist jemanden präventiv eine aufs Maul zu hauen - das ist es nicht. Aber (imho) immer noch besser als selber verletzt zu werden.



Wenn es bei KK darum geht, mich durch schnellstmögliches "Immobilisieren" des anderen zu schützen, ist es Aufgabe der Moral mich vor meinem Ego oder meinen Fehleinschätzungen zu schützen. Wer darauf verzichten möchte, wird sich mit Sätzen wie "es war besser für ihn, daß ich ihn gleich niedergeschlagen habe" rechtfertigen müssen. Richter werden nur prüfen, ob das Handeln legal war, nicht ob es legitim war, aber das Urteil wird wiederspiegeln wie die Rechtslage, die durch Mehrheiten zu Stande gekommen ist und daher einen derzeitigen gesellschaftlichen Konsens darstellt, bis sie geändert wird, diese Situation beurteilt.

Weit verbreitet ist der Spruch das Gesetz und Gerechtigkeit nicht immer das gleiche sind - von wegen Mehrheit. Wenn Du einen Dialer auf dem Rechner hast wirst Du auch nicht sagen das der andere Recht hat, nur weil es noch nicht gesetzlich geregelt ist - oder?

Lars´n Roll
03-08-2005, 13:28
In dem Moment indem Du überlegst, was moralisch ist, zögerst Du.

Muss ich das? Erfordert es wirklich ein großartiges Nachdenken? Bist Du sicher?

17x17
03-08-2005, 20:47
Muss ich das? Erfordert es wirklich ein großartiges Nachdenken? Bist Du sicher?
Bin ich. Ein Schlag kostet in etwa 1/10 sec. - Deine Abwägung aber bestimmt auch - vielleicht ist deine Chance schon vorbei.

itachi
04-08-2005, 22:58
Hi !

b) Teile der Moral, die sich im Wandel befinden.
Nehmen wir Dein Beispiel mit der Abtreibung so fällt es (imho) in Kategorie "b".
Ich habe nicht den Eindruck, daß sich das Notwehrrecht (Moral in den KK) gerade im Wandel befindet, auch wenn Du einen Wandel in Deine Denkrichtung gerne anstoßen würdest. Die Moral (nicht Deine oder meine, sondern die der Mehrheit) verurteilt die Angreifer. Es kann zwar dauern, bis die Gesetzgebung an die Meinung in der Gesellschaft angeglichen wird, aber solange bleibt trotzdem noch bestehende Mindermeinung in Kraft und in einem demokratischen System hält sich die Mehrheit daran.
Doch sollte man - wie ich schon vorher geschrieben habe steuert die Moral den Einsatz der KK. Du solltest dir also schon vorher Gedanken machen wofür es sich lohnt zu kämpfen.

...mit der kleinen Einschränkung der Verhältnismäßigkeit der Mittel.
Wenn Überschreitung der Notwehr vorliegt, ist diese Unterschied gar nicht mehr klein, sondern ändert Freispruch in (Haft-)Strafe.


Laut der KK am besten Vorbeugend
DER KK ? Wenn Deine KK so unmoralisch ist, daß sie von Dir fordert, Du sollest alle niederschlagen... In japanischen KK wird der Bushido betont...

In der KK ist nur sehr wenig Raum für Moral.
Also bist nicht Du es, der den Wegfall der Moral fordert, sondern "DIE"/Deine KK.

Dein Hinweis stellt nur in Frage ob es moralisch ist jemanden präventiv eine aufs Maul zu hauen - das ist es nicht. Aber (imho) immer noch besser als selber verletzt zu werden.
Da frage ich mich, was Du Deinen Schülern im Training erzählst: "Besser, Ihr schlagt als erste zu" dürfte ihnen und Dir Probleme bescheren...

Wenn Du möchtest, daß wir Dir hier eine Absolution erteilen, daß alle präventiv angreifen und immobilisieren darfst, muß ich Dir eine Absage erteilen, und auch andere Meinungen ändern daran nichts, weil wir ein solcher Freifahrtschein nichts nutzt.

itachi

PS: Bis später, mein nächstes Posting wird etwas auf sich warten lassen... (wir sind je eh beide nicht von unseren Positionen abzubringen, oder ?)

17x17
08-08-2005, 14:53
Da frage ich mich, was Du Deinen Schülern im Training erzählst: "Besser, Ihr schlagt als erste zu" dürfte ihnen und Dir Probleme bescheren...

(...)

itachi

PS: Bis später, mein nächstes Posting wird etwas auf sich warten lassen... (wir sind je eh beide nicht von unseren Positionen abzubringen, oder ?)

Genau das ist das Problem: Dürfte ich sagen "Schlagt als erste zu!" oder könnte ich zumindest davon ausgehen, dann würde ich es wahrscheinlich sagen. das Dumme ist nur, dass die wenigsten, die KK betreiben eigentlich kämpfen wollen - sie wollen sich nur verteidigen. Damit meine ich, dass sie es erst mit Worten versuchen wollen, wenn dannder andere bereits zugeschlagen hat, wollen sie sich verteidigen. Das ist dann aber weit schwerer als pärventiv zu arbeiten.

Deine Meinung oder meine Meinung interessiert mich gar nicht so sehr - ich habe die Frage nicht gestellt um meine Meinung unter das Volk zu bringen, sondern um Antorten zu bekommen - verschiedene Sichtweisen. Die habe ich bekommen und bin dafür dankbar.

@all:
vielen Dank also - ich denke zu diesem Thema ist eh schon fast alles gesagt.