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Vollständige Version anzeigen : Schwertkampf mit Taijiquan



asano
12-08-2005, 19:02
Was meint ihr, kann man mit Taijiquan ein guter Schwertkämpfer werden?
Eure Meinung würde mich sehr interessieren, und welchen Stil ihr betreibt.

Taiji
12-08-2005, 19:45
Grundtechniken, Grundtechniken, Grundtechniken, bis sie Dir zu den Ohren rauskommen,
dann die einzelnen Grundtechniken miteinander kombinieren, aus der freien Bewegung üben, mit dem Partner anwenden bis du es im Schlaf kannst und dann natürlich reichlich Schwertsparring...

T. Stoeppler
12-08-2005, 20:04
Man sollte sich erstmal fragen, ob man Taijiquan machen möchte, um das Prinzip dieser witzigen Kampfkunst zu verstehen ODER ob man sich typische chinesishe Jian Techniken aneignen will. Letztere kann man fast überall lernen.

Das Schwert nach dem Taiji Prinzip einzusetzten ist kniffelig, Schwert "Sparring" ist sicher nicht der geeignete Weg dahin.

Gruss, Thomas

Klaus
12-08-2005, 20:25
Schwertkämpfer kannst Du gar nicht werden, weil man Schwertkampf hierzulande als "Notwehrexzeß" oder "Mord" bezeichnet. Von daher kannst Du ein Hobby-Schwertsparrer werden, der Spaß am Hantieren und Fechten mit Schaumstoffschwertern hat, gegen andere Hobbyschwertfechter. Taijiquan ist dafür sicher nicht schlecht. Schwerter aus Stahl sind viel zügiger unterwegs als Schaumstoffwaffen. Bei letzteren klappt kleben bleiben und ausmanövrieren leichter, und man ist auch nicht gleich tot wenn es mal nicht klappt.

asano
12-08-2005, 20:39
Nein es ging mir nicht darum ein Schwertkämpfer zu werden, - naja wenn man es könnte wäre auch nicht schlecht - sondern ob Taijiquan auch darauf aufbaut mit dem Schwert gut Kämpfen zu können, oder es mehr als unterstützende Übung benutzt wird.

Taiji
12-08-2005, 21:41
Das Schwert nach dem Taiji Prinzip einzusetzten ist kniffelig, Schwert "Sparring" ist sicher nicht der geeignete Weg dahin.

Gruss, Thomas

Nun es hat ja niemand gesagt, dass man damit anfangen soll (denn das wird wohl nur ein wüstes gehaue geben (wahrscheinlich war das Deine Befürchtung)). Wenn Du dir aber durch die entsprechenden Solo und Partnerübungen einen gewissen Level erarbeitet hast, dann wirst Du sparren müssen, sonst werden sich die Fähigkeiten nur sehr eingeschränkt auf den Kampf übertragen lassen...

Klaus
13-08-2005, 11:10
Ich glaube nicht daß man hierzulande nochmal in die Bedrängnis von "Kampf" mit einem Langschwert kommt.

T. Stoeppler
13-08-2005, 12:23
@Klaus

Kann passieren. Ein Paar Irre aus Tschechien fechten mit dem Langschwert immer noch aufs erste Blut (!).

Tatsächlich ist sogesehen das Prinzip der Kampfkunst zum Selbstschutz völlig daneben, weil man vielleicht gerade durch das eigene Training auf die Schnapsidee kommt, sichs mal so richtig mit scharfen Waffen zu geben!

@Taiji
Ich habe mehr die Befürchtung, dass man einen "Standard-Jian-Technikkatalog" reinpaukt und drillt, ohne das man das, was Taijiquan ausmacht, erfolgreich integriert. Daher - langsames Flusskontaktüben (Schwert-Drücken) oder Sparring mit Minimalgeschwindigkeit aber "echten" Waffen wäre IMHO eher angemessen. Das gibt dann auch brauchbare Resultate.

Es ginbt ein witziges Video von Chen Man Ching wie er mit seinen Schülern das Schwert trainiert hat.

Gruss, Thomas

Taiji
13-08-2005, 12:32
Ich glaube nicht daß man hierzulande nochmal in die Bedrängnis von "Kampf" mit einem Langschwert kommt.

Also ich weiß ja nicht, wo Du wohnst, aber bei uns...
Ok Scherz! :D Da hast Du natürlich recht!
Aber es gibt ja Leute, die sich solchen Situationen zumindestens zu Übungszwecken hier und da stellen, auch wenn das vielleicht nur sehr bedingt etwas mit dem "Alltag" oder gegenwartsnahen Bedrohungssituationen zu tun hat...
Nun ja, aber wenn ich es nicht für den (Übungs-)Kampf übe, wozu dann?
Prinzipienarbeit? Gymnastische Aspekte? Bewegungsästhetik? ...
Hat alles seine Berechtigung, ohne Frage, wäre mir persönlich aber alleine etwas wenig...

Taiji
13-08-2005, 12:50
@Taiji
Ich habe mehr die Befürchtung, dass man einen "Standard-Jian-Technikkatalog" reinpaukt und drillt, ohne das man das, was Taijiquan ausmacht, erfolgreich integriert.


Wenn du damit das Handeln/Kämpfen nach Prinzipien meinst, anstatt von auswendig gelernten Standardsituationen (Angriff 1 wird mit Konter 1, beantwortet,...) so stimme ich Dir vollkommen zu.
Aber auch dafür gibt es grundlegenden Übungen (mit und ohne Partner), die die Prinzipien direkt nachvollziehbar machen.
Mit klebenden Schwertern und in Slow Motion zu üben sind ohne Zweifel wichtige Methoden, aber bei Leibe nicht die Einzigen...

T. Stoeppler
13-08-2005, 13:03
Mit klebenden Schwertern und in Slow Motion zu üben sind ohne Zweifel wichtige Methoden, aber bei Leibe nicht die Einzigen...

Ich und viele andere Leser wären erfreut, wenn Du den drei Punkten am Ende Deines Postings das ein oder andere Beispiel folgen lassen würdest.

Gruss, Thomas

nagual
13-08-2005, 13:05
in Slow Motion zu üben sind ohne Zweifel wichtige Methoden, aber bei Leibe nicht die Einzigen...

Offenbar hat es da innerhalb von zwei bis drei Jahren bahnbrechendste Neuentwicklungen gegeben.

Ryo
15-08-2005, 14:26
@asano: wenn es gut ist jegliche schwertschläge oder stiche umzuleiten oder umzulenken dann sicher ;-)

Die altertümliche haudrauf methode beim schwertkampf kraft gegen kraft wie es die Ritter wohl oft taten hat mit Taiji aber nichts gemeinsam.

ALso kurze frage kurze antwort: Wieso nicht.

Jörg B.
15-08-2005, 15:10
Die altertümliche haudrauf methode beim schwertkampf kraft gegen kraft wie es die Ritter wohl oft taten hat mit Taiji aber nichts gemeinsam.

Sorry Ryo, aber das ist TOTALER Schwachsinn!

Die Menschen in Europa waren auch nicht blöder als in Asien und in den europäischen Kampfkünsten (die übrigens NICHT nur von den Riddäsleut betrieben wurden) arbeitet man NIEMALS Kraft gegen Kraft.

T. Stoeppler
15-08-2005, 15:19
Die Fechtsysteme vergangener Zeiten in Europa waren absolut präzise ausgefeilte Kampfkünste - welche mit den chinesischen stellenweise interessante Parallelen aufweisen.

Gruss, Thomas

Klaus
15-08-2005, 16:52
Ich meine ich hätte mal über einen berühmt-berüchtigten Duellanten des 17./18. Jahrhunderts gelesen, daß der so lustige Übungen wie mit dem Schwert im Kreis gehen und dabei Fechtmanöver praktizieren machte, und damit Leute die nur auf der Plange vorwärts-rückwärts trainieren total überfordert sind. Erinnert an gewisse chinesische berühmte Methoden. Oder daß ehemalige Piraten auch total überlegen waren, weil sie so ein gutes Gleichgewicht und Geschicklichkeit hatten, vom laufen auf einem schwankenden Schiff. Fechtpraktiken dürften auch näher an chinesischen Jianpraktiken gewesen sein, weil man gegen einen Ungepanzerten antritt, den man mit kleinen Stichen außer Gefecht setzen kann. Gerüstete Gegner sind eher was für die harte Methode mit Gelenke brechen, und dem Schwert nur als Beiwerk.

nagual
15-08-2005, 17:06
Oder daß ehemalige Piraten auch total überlegen waren, weil sie so ein gutes Gleichgewicht und Geschicklichkeit hatten, vom laufen auf einem schwankenden Schiff.

Wird auch Zeit, dass ich mein Repertoire an Wackelbrettern mal wieder vergrößere. Vielleicht mal eins mit mehr als 2m Durchmesser, wo man auch drauf rumlaufen kann.

Jörg B.
15-08-2005, 17:09
Klaus, die spanische Methode des Rapierfechtens (la Destreza) arbeitet fast ausschließlich mit kreisförmiger Schrittarbeit.

nagual
15-08-2005, 17:11
Klaus, die spanische Methode des Rapierfechtens (la Destreza) arbeitet fast ausschließlich mit kreisförmiger Schrittarbeit.

Videos o.ä., wo das drauf zu sehen ist, gibt es nicht zufällig? Oder irgendwelche Informationsquellen, wo man die Schritttechnik etc. genauer herausfinden kann?

Jörg B.
15-08-2005, 17:58
Doch, gibt es, hier ein paar Links:

http://www.martinez-destreza.com/destrezavideo.htm

Ramon Martinez hat ein Video zum Thema Destreza herausgebracht.

http://www.plumes.org/destreza/

Die Seite des 'Destreza Research Projects' von Puck und Mary Curtis, auch sehr informativ.

Das auf die Schnelle.

nagual
15-08-2005, 18:41
Danke, die DVDs sind aber nicht gerade billig, aber noch einigermaßen normal.
Gruß
Martin

Ryo
15-08-2005, 20:25
Dann hab ich wohl falsche infos über die ritterzeiten und die art wie man diese HIEBwaffen nutzt... vermutlich doch keine hiebe? *G*

Pasch
16-08-2005, 02:42
also wer maln Orginal Langschwert in der Hand gehalten hat, wird schnell zum Schluss kommen, daß das KEINE Stichwaffe sondern ne verdammt brutale Hiebwaffe ist..
Abgesehen davon musste die Waffe zur Not auch gegen Kavilerie herhalten etc..
Wie will man sonst auch durch Kette / Platte kommen?

Jörg B.
16-08-2005, 08:53
Wie schon mal hier gesagt, lest mal ein FACHbuch!

1. Die drei Hauptangriffe mit dem Schwert in Liechtenauers Fechtkunst -genannt 'die drei (ver)wunder' - sind Hieb, Schnitt und Stich. Die Meister wiesen darauf hin, die einzelenen Angriffsarten den Erfordernissen der Situation entsprechend anzuwenden ('Hau nicht wenn Du besser stechen sollst, stich nicht, wenn Du besser schneiden sollst, schneid nicht, wenn Du besser hauen sollst').

2. Haben sich Schwerter im Lauf der Jahrhunderte entwickelt, und zwar bedingt durch die Weiterentwicklung in der Rüstungstechnik. Ein langes Schwert des späten 13./ frühen 14. Jahrhunderts ist eine primäre Hiebwaffe, die vom Pferderücken oder abgesessen mit zwei Händen geführt wurde.

Ein langes Schwert des späten 14. bis frühen 16. Jhd. war eine primär für den Stich ausgelegte Waffe, die -je nach Klingenprofil- auch noch hauen/schneiden konnte.

KEINE der mittlerweile doch zahlreichen Originale, die ich bislang in den Händen hatte, war schwer oder schlecht ausgewogen, im Gegenteil. Das schwerste lange Schwert, daß ich je in Händen hatte wog bei einer Länge von knapp 1,30 m ca. 2.200 g und fühlte sich in der Hand an, wie ein guter Tennisschläger, einfach eine Verlängerung des Arms.

3. Man KANN einen Ringpanzer nicht mit einem Schwert durchschlagen, von einer Platte mal ganz zu schweigen. Hierzu hat die Universität Reading in England Tests durchgeführt. Geht nicht, ein Mensch ist ganz einfach nicht in der Lage, mit einem Schwert die Energie aufzubringen, die eine Rüstung aushalten kann. Gegen Ringpanzer mag es *im Einzelfall* bei zweihändig geführten Hieben eines sehr starken Mannes die auf eine ohnehin schon schadhafte Stelle treffen dazu führen, daß einzelne Ringe herausgerissen werden, aber durchschlagen ist nicht drin, die Ringe (die damals im Gegensatz zu heute aus weichem Eisen waren) falten sich regelrecht um die Schneide herum.

Was durch die Ringe durchkommt, ist ein Stoß (v.a. mit einem Speer, Bögen schaffen es auch nicht) oder stumpfes Aufpralltrauma, sprich, die *Wucht* des Schwerhiebes, aber dann kann ich auch direkt eine Keule/einen Streitkolben nehmen. Und das wurde auch damals so gemacht.

Durch Plattenrüstung wirken nur Stangenwaffen wie Mordaxt oder Halmbarte, Armbrust auf kurze Distanz oder Feuerwaffen.

4. Gegen einen Harnischträger wurde (im 15. Jhd) ganz anders gefochten, als gegen einen Ungerüsteten, es wurde mit dem Ort in die Innenseite der Gelenke gestochen, oder mit dem Knauf geschlagen, das Schwert wurde primär als Hebel benutzt, um den Gegner zu Fall zu bringen und dann am Boden mit dem Dolch entweder ins Visier oder in ungepanzerte Körperteile abzustechen.

5. Nicht nur Ritter haben gekämpft, jedermann (im Sinne von 'jeder Mann ') war entsprechend seiner gesellschaftlichen Position zum Waffendienst verpflichtet. Und Schwerter wurden sehr wohl auch von nicht ritterbürtigen getragen und benutzt.

Wie gesagt, lest mal Fachbücher... ;)

T. Stoeppler
16-08-2005, 08:54
Pasch,
Du hast dann unter Garantie *kein* original Langschwert.

Dieses Forum ist aber sicher nicht der geeignete Ort, um europäische Waffen zu diskutieren. ->Europäische Kampfkünste

Gruss, Thomas

T. Stoeppler
16-08-2005, 08:55
Jörg.. Mann, eine Minute Schneller :D

Sirap
23-08-2005, 20:53
An T.Stoeppler:

Du hast vor ein paar Beiträgen ein Video von Cheng Man Chin erwähnt. Gibt es das online oder ist das etwas zum kaufen? Das würde ich gerne sehen.

Prinzipiell bin ich mir sicher, daß man auf traditionelle weise auch mit Taiji gut Schwertkämpfen lernen kann. Heute ist das allerdings gar nicht mehr so leicht. Ursprünglich waren die Waffenformen im Taiji ja nicht zum Spaß oder zur Meditation da. Sonder zum kämpfen ;)