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Vollständige Version anzeigen : Yang-Stil nach Zheng Manqing



Ahasver
23-09-2005, 09:26
Hallo Kampfkünstler,

ich bin neu in diesem Forum und trainiere seit etwa 1,5 Jahren Tai Chi Chuan. Während dieser Zeit hatte ich kurzzeitig eine Schule bsucht, an der die Langform ("nach Dr. Stephan Langhoff" - siehe www.tai-chi-zentrum.de) unterrichtet wird.

Doch in dieser Schule hatte ich kaum einen Lernerfolg, weil die Lehrerin scheinbar keine schrittweisen Zielvorstellungen mit ihrem Unterricht verbindet, sondern davon ausgeht, dass alleine das Üben der Form schon zu positiven gesundheitsfördernden Effekten führt.:confused:

Jetzt trainiere ich einmal wöchentlich an einer Schule, an der die Kurzform nach Zheng Manqing gelehrt wird. Als Anfänger lerne ich schrittweise den ersten Teil der Form (genannt: "die Anfängerform"). Anschließend werde ich mit Partnern die Form in der Anwendung üben. Dadurch lerne ich, die Bedeutung der Bewegungen zu verstehen und kann dadurch Fehler in meinem Bewegungsablauf entdecken - weil die Wirksamkeit für die Anwendung fehlt.

Ich möchte mich hier gerne darüber austauschen, welche Zielstellungen wir mit dem Tai-Chi-Chuan-Training verbinden und wie die verschiedenen Wege aussehen, die uns dahin führen sollen. :)

Liebe Grüße,
Ahasver

Cherubin
23-09-2005, 12:47
hallo ahasver,

mein ziel ist es durch tägliches üben zu verstehen, wobei ich täglich den eindruck habe, dass, was ich verstehen möchte mehr ist, als ich gedacht habe :)

was ist denn deine zielsetzung ?

grüße,
cherubin

Ahasver
23-09-2005, 15:44
Hi Cherubin!


mein ziel ist es durch tägliches üben zu verstehen, wobei ich täglich den eindruck habe, dass, was ich verstehen möchte mehr ist, als ich gedacht habe :)

Ich habe den gleichen Eindruck, und ich bin froh darüber. Denn ich habe vor, mein Leben lang weiter zu lernen!:cool:


was ist denn deine zielsetzung ?

Ich hatte mal ne Zeit lang Karate trainiert, bin dann durch berufliche und persönliche Wege davon ab gekommen. Von daher ist für mich auch der Aspekt der Kampfkunst wichtig. Dieser Aspekt wird leider in vielen Tai-Chi-Schulen total außer Acht gelassen.

Meine besondere Aufmerksamkeit gilt der Stärkung meines körperlichen sowie meines inneren Gleichgewichts. Ich kämpfe seit Jahren mit Verspannungn im Bereich vom Rücken bis zum Gesicht. Durch das Üben des Tai Chi Chuan möchte ich Festigkeit und Halt in meine Beine bekommen und gleichzeitig die Flexibilität des Körpers und des Geistes entwickeln.

Vor ein paar Jahren bat mich eine Musikschülerin, etwas in ihr Poesiealbum einzutragen. Eine der Fragen war: "Was willst Du einmal werden?" Meine Antwort war: "weise"!;) Das ist mein Fernziel und diesem Zweck soll auch das Training dienen.:)

Ciao,
Ahasver

Mary
25-09-2005, 06:54
Hallo!

Mache seit 6 Jahren TaiChi und ich bin der Meinung, dass man TaiChi IMMER, auch noch nach Jahren des regelmäßigen Trainings lernen muss.
Es ergeben sich beim Üben auch noch nach Jahren neue Aspekte und mir wurde erst in letzter Zeit so richig klar, dass man TaiChi leben muss. Das ist eine Lebenseinstellung und darum wird man auch sein Leben lang daran arbeiten müssen.

Aber es macht einfach ungeheuren Spass und man steht immer wieder vor neuen, nicht nur körperlichen, sondern geistigen Herausforderungen!

In diesem Sinne
Mary:)

Dao
25-09-2005, 07:55
Hi Ahasver,
@Meine besondere Aufmerksamkeit gilt der Stärkung meines körperlichen sowie meines inneren Gleichgewichts. Ich kämpfe seit Jahren mit Verspannungn im Bereich vom Rücken bis zum Gesicht. Durch das Üben des Tai Chi Chuan möchte ich Festigkeit und Halt in meine Beine bekommen und gleichzeitig die Flexibilität des Körpers und des Geistes entwickeln.
------------------
vielleicht kämpfst du zu viel?!;)

Ahasver
25-09-2005, 10:38
Hi Ahasver,
@Meine besondere Aufmerksamkeit gilt der Stärkung meines körperlichen sowie meines inneren Gleichgewichts. Ich kämpfe seit Jahren mit Verspannungn im Bereich vom Rücken bis zum Gesicht. Durch das Üben des Tai Chi Chuan möchte ich Festigkeit und Halt in meine Beine bekommen und gleichzeitig die Flexibilität des Körpers und des Geistes entwickeln.
------------------
vielleicht kämpfst du zu viel?!;)

Hi Dao!:)

Du hast mich durchschaut!:ups: Ich kämpfe mit Sicherheit zu viel: mit eigenen und fremden Gedanken, mit eigenen und fremden Ansprüchen. Doch bei allem Kampf ist meine Prämisse, ich selbst zu bleiben. Durch das Tai-Chi-Chuan-Training lerne ich, gleichzeitig mein Selbstbewusstsein zu stärken und Gebundenheiten loszulassen. Das ist doch toll!;)

Gruß,
Ahasver

Ahasver
25-09-2005, 10:55
Hallo!

Mache seit 6 Jahren TaiChi

Hallo Mary,

wenn Du schon seit 6 Jahren Tai Chi übst, hast Du bestimmt schon ne Menge Erfahrungen mit den Wirkungen dieses Trainings gesammelt. Wo liegen Deine Erfolge und woran hast Du zu knappern?

Ich spüre in letzter Zeit verstärkt, wenn ich beim Training das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagere, ob das belastete Bein wirklich voll und das unbelastete Bein leer ist.

Im Vergleich der Kurzform nach Zheng Manqing mit der Langform ist mir aufgefallen, dass die Wendungen in der Langform deutlich kleiner sind, wodurch ich die Hüfte weniger zu öffnen brauche. In der Kurzform, die ich trainiere, habe ich dann oft Schwierigkeiten, während der 90-Grad-Wendung das Gleichgewicht zu halten. Dies muss ich verstärkt trainieren, um mein Becken zu öffnen und die Muskulatur meiner Beine zu stärken!


... Es ergeben sich beim Üben auch noch nach Jahren neue Aspekte und mir wurde erst in letzter Zeit so richig klar, dass man TaiChi leben muss. Das ist eine Lebenseinstellung und darum wird man auch sein Leben lang daran arbeiten müssen.

Aber es macht einfach ungeheuren Spass und man steht immer wieder vor neuen, nicht nur körperlichen, sondern geistigen Herausforderungen!

In diesem Sinne
Mary:)

Erzähl doch mal ein bisschen davon, wie Du Tai Chi in Dein Leben integrierst, was es für Dich bedeutet, dass Tai Chi Deine Lebenseinstellung ist. Ich bin total neugierig!:)

Gruß,
Ahasver

Mary
26-09-2005, 20:59
Hallo Ahasver!

Nun ja, wenn du seit einiger Zeit die Gewichtung in deinem Körper bzw. deinen Beinen deutlich spürst und unterscheiden kannst, dann ist das schon ein ganz gewaltiger Fortschritt. Denn es geht ja beim TaiChi auch sehr viel darum zu spüren, was dein Körper gerade macht, wie es ihm gerade geht und gerade der Unterschied zwischen "leerem" und "belastetem" Bein ist enorm wichtig im TaiChi.

Ich hatte zu Beginn des TaiChi ziemliche Probleme mit meinem operiertem Knie, obwohl die Operation zum damiligen Zeitpunkt schon 12 Jahre aus war, war es mir in dieser gesamten Zeit nicht möglich, mein Knie stärker zu belasten. Dementsprechend waren am Anfang auch meine Bedenken ziemlich gross, ob ich denn TaiChi überhaupt machen kann, denn durch die meist gebeugten Beine, kommt da schon eine grosse Belastung auf die Knie. Am Anfang war es dann auch nicht so leicht, aber mittlerweile sind meine Knieschmerzen fast verschwunden. Sie kommen nur mehr, wenn ich über einen längeren Zeitraum bergab gehe. TaiChi hat hier auf optimale Art und Weise zu einer Stärkung und Kräftigung der problematischen Bereiche geführt.
Ich habe auch schon seit Jahren mit schmerzhaften Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich zu kämpfen. Nun, sind haben sich doch gebessert, aber hier spielt wahrscheinlich auch das Loslassen eine grosse Rolle.

Das Problem bei der Öffnung der Hüfte, hatte ich anfangs auch. Mir hat sehr viel der "Bogenschritt" geholfen, den ich immer vor der Form trainiert habe, denn er bereitet einen gut auf die Öffnung der Hüfte vor. Also, den sollte man üben, üben, üben...

Bei mir war das auch so mit dem kämpfen, diese inneren Kämpfe, die kenne ich nur allzugut. Und genau auch hier wirkt das TaiChi, wie ich finde sehr gut.
Das Jinjang-Prinzip ist ja auch eines der Hauptprinzipien im TaiChi. Mittlerweile hat das Jinjang auch sehr in meinem Alltagsleben Einzug gehalten. Diese Dualität, diese 2 Seiten, die du überall im Leben hast, genau darum geht es. Zu akzeptieren, dass gut und böse, Licht und Schatten sich immer ergänzen.

Und durch TaiChi habe ich auch diese Bodenhaftung, anfangs ja wirklich körperlich durch die Form und mittlerweile auch geistig bekommen. Zu wissen wo man steht im Leben und vorallem auch wie man steht. Das ist etwas was ich im Geiste für mich persönlich immer wieder überprüfe.

Meine Gelassenheit hat sich auch gebessert, obwohl es hin und wieder Momente gibt, wo ich fast ausraste, aber es ist seltener geworden. Und ich hoffe, dass sich vielleicht nach einigen Jahren auch diese positive, innere Grundstimmung einstellt, dieses Vertrauen, dass alles was passiert so passiert wie es eben sein soll. Ja, daran arbeite ich derzeit, mir wieder in kleinen Schritten dieses Urvertrauen aufzubauen.....
Habe also noch eine Menge vor, freue mich aber darauf.

Im Endeffekt kann ich sagen, dass TaiChi für mich eine Lebenseinstellung, eigentlich ein Lebensweg ist.

Würde mich freuen, wieder von dir zu hören

Mary

Mein Lebensmotto "Der Weg ist das Ziel"

Ahasver
09-10-2005, 18:21
Hallo Mary!:cool:


Hallo Ahasver!

Nun ja, wenn du seit einiger Zeit die Gewichtung in deinem Körper bzw. deinen Beinen deutlich spürst und unterscheiden kannst, dann ist das schon ein ganz gewaltiger Fortschritt. Denn es geht ja beim TaiChi auch sehr viel darum zu spüren, was dein Körper gerade macht, wie es ihm gerade geht und gerade der Unterschied zwischen "leerem" und "belastetem" Bein ist enorm wichtig im TaiChi.

In der letzten Trainingsstunde sagte Karsten, dass wir darauf achten sollten, jede unserer Bewegungen aus den Beinen heraus zu führen. Dadurch fördere ich mein Bewusstsein für meine Verwurzelung (oder ihr Fehlen) und den Fluss des Qi aus dem Boden in meinen Körper.


Ich hatte zu Beginn des TaiChi ziemliche Probleme mit meinem operiertem Knie, [...] TaiChi hat hier auf optimale Art und Weise zu einer Stärkung und Kräftigung der problematischen Bereiche geführt.
Ich habe auch schon seit Jahren mit schmerzhaften Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich zu kämpfen. Nun, sind haben sich doch gebessert, aber hier spielt wahrscheinlich auch das Loslassen eine grosse Rolle.

Das Loslassen ist für mich gerade an der Stelle eine Herausforderung, wo ich mit meinen Fähigkeiten unzufrieden bin. Einfach nur weiterzugehn, auch wenn ich mal stolpere, muss ich üben, üben, üben!;)


Das Problem bei der Öffnung der Hüfte, hatte ich anfangs auch. Mir hat sehr viel der "Bogenschritt" geholfen, den ich immer vor der Form trainiert habe, denn er bereitet einen gut auf die Öffnung der Hüfte vor. Also, den sollte man üben, üben, üben...

Den also auch!:confused: Klar, den Bogenschritt und andere Schritte (90°- und 180°-Wendung: vorwärts und rückwärts; Bogenschritt: vorwärts und rückwärts - auch mit Fußtritt kombiniert) übe ich viel. Und wenn ich eine Zeitlang die Schritte geübt habe, dann habe ich beim anschließenden Laufen der Anfängerform das Gefühl, dass mein Stand und meine Bewegungen sicherer sind, als wenn ich gleich die Anfängerform laufe.


Bei mir war das auch so mit dem kämpfen, diese inneren Kämpfe, die kenne ich nur allzugut. Und genau auch hier wirkt das TaiChi, wie ich finde sehr gut.
Das Jinjang-Prinzip ist ja auch eines der Hauptprinzipien im TaiChi. Mittlerweile hat das Jinjang auch sehr in meinem Alltagsleben Einzug gehalten. Diese Dualität, diese 2 Seiten, die du überall im Leben hast, genau darum geht es. Zu akzeptieren, dass gut und böse, Licht und Schatten sich immer ergänzen.

Kannst Du praktische Beispiele nennen, wo Du Dein Verhalten verändert hast? Wie reagierst Du auf den Einsatz von Yang-Energie (z.B. Spott, Anklage, Überheblichkeit, Schreien, Vorwürfe, Bedrohungen)? Wie sieht in solchen Situationen Dein ausgleichender Einsatz von Jin-Energie aus? Oder weißt Du entgegengesetzte Beispiele der Reaktion auf Jin-Energie (z.B. Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Ergebenheit, sich verkriechen, alles mit sich geschehen lassen). Meine aufgeführten Beispiele müssen nicht richtig sein. Wenn Du andere Beispiele weißt, ist das noch besser!:)


Und durch TaiChi habe ich auch diese Bodenhaftung, anfangs ja wirklich körperlich durch die Form und mittlerweile auch geistig bekommen. Zu wissen wo man steht im Leben und vorallem auch wie man steht. Das ist etwas was ich im Geiste für mich persönlich immer wieder überprüfe.

Meine Gelassenheit hat sich auch gebessert, obwohl es hin und wieder Momente gibt, wo ich fast ausraste, aber es ist seltener geworden. Und ich hoffe, dass sich vielleicht nach einigen Jahren auch diese positive, innere Grundstimmung einstellt, dieses Vertrauen, dass alles was passiert so passiert wie es eben sein soll. Ja, daran arbeite ich derzeit, mir wieder in kleinen Schritten dieses Urvertrauen aufzubauen.....
Habe also noch eine Menge vor, freue mich aber darauf.

Im Endeffekt kann ich sagen, dass TaiChi für mich eine Lebenseinstellung, eigentlich ein Lebensweg ist.

Würde mich freuen, wieder von dir zu hören

Mary

Mein Lebensmotto "Der Weg ist das Ziel"

Hast Du eine religiöse/ weltanschauliche Vorgeschichte, die in einer Beziehung zu Deinem Weg des Tai Chi Chuan steht? Oder anders gefragt: Wie bist Du zum Tai Chi Chuan gekommen? Was faszinierte Dich daran - und hast Du dafür etwas anderes aufgegeben?

Liebe Grüße,
Ahasver, der sehr lange gebraucht hat, um sich zu seiner Antwort aufzuraffen;)

schneereiter
17-10-2005, 20:11
Ahasver schrieb :
Ich möchte mich hier gerne darüber austauschen, welche Zielstellungen wir mit dem Tai-Chi-Chuan-Training verbinden und wie die verschiedenen Wege aussehen, die uns dahin führen sollen. :)

Hallo Ahasver,

ich betreibe seit ca. 1,5 Jahren TCC / Yang Stil. Mein Weg zum TCC führte über verschiedene diverse andere KK.

Deine Frage nach der Zielstellung ist sehr interessant. Als ich anfing mich mit dem TCC zu beschäftigen, ging es mir hauptsächlich um den kämpferischen Aspekt. Im laufe der Monate hat sich meine Einstellung allerdings dahingehend unbewußt verändert. Heute bin ich an einem Punkt angekommen wo ich anfange das TCC zu leben. D.h. ich versuche es in meinem täglichen Lebensablauf einzubauen.

Mein Ziel ist es " mit mir eins zu werden". Mein Leben bewußter gestalten und alles was um mich herum ist mit anderen Augen als bisher zu sehen.
Ich habe für mich eine wunderbare Konstelation getroffen, die in keinem Widerspruch steht. Ich bin überzeugter Christ und strebe eine Symbiose mit dem TCC an. Auf den ersten Blick evtl. etwas verwirrend aber durchaus praktikabel. Auf eine bewußte Hinterfragung bei evtl. aufkommenden Diskrepanzen versuche ich zu vermeiden. Mein Gefühl sagt mir daß sich im laufe der Zeit das eine oder andere automatisch klären wird.

Nun auch nach 1,5 Jahren bin ich mir sicher daß es noch die ersten Schritte eines Anfängers sind, aber die bis dato erzielten Erfolge sprechen für sich.

Gruß

Schneereiter

Mary
22-10-2005, 10:10
Sorry, hat mächtig lang gedauert, bis ich zum Antworten gekommen bin.

Nun ja, die Zweifel, das ist auch bei mir eine endlose Geschichte. Hatte mal nach ca. 4 Jahren einen totalen Durchhänger und war nur voll von Zweifel. Ich bin nicht der Typ, der nach Perfektion strebt, aber ich war mir zu diesem Zeitpunkt absolut nicht sicher, ob all das was hinter den Bewegungsabläufen des TaiChi steht, für mich auch wirklich im täglichen Leben umsetzbar ist.

Mittlerweile hat sich mein Selbstbewußtsein sehr gebessert, ich habe auch keine Probleme mehr TaiChi "öffentlich" im Garten zu machen und es hat mir noch nie so viel Spaß gemacht, wie bisher. Schön langsam stellt sich bei mir ein gewisser Suchtfaktor ein.

Ich VERSUCHE gelassener zu sein. Das ist nicht immer einfach, aber man darf die Übung darin nicht aufgeben. Bei mir ist nur die Gefahr, dass ich vom Typ her eher zur Jin-Energie tendiere und hier muß ich sehr aufpassen, dass sich diese nicht zu sehr verstärkt. Es gib auch etwas zuviel Gelassenheit:D
Und wenn es mir möglich ist, versuche ich bewußt Situationen und auch Menschen zu (ver)meiden, wenn ich merke, das bringt mich zu sehr aus dem Gleichgewicht. Ist natürlich nicht immer möglich und sinnvoll, kann aber gerade zu Beginn sehr hilfreich sein.

Das beste Betätigungsfeld für die Gelassenheit sind immer noch die Familie und die Freunde. Denn hier sind Kränkungen, Ungerechtigkeiten usw. immer noch verletztender, als von "Fremden". Ja, am meisten kann man bei den eigenen Kindern üben und dort auch am meisten scheitern :)

Die Gelassenheit verstärkt sich sicherlich mit der Verinnerlichung des TaiChi und wie schon user "schneereiter" schrieb, wenn man mit sich eins wird.

Anders als user "schneereiter" bin vor vielen Jahren, noch vor Beginn des TaiChi zum Buddhismus konvertiert. Die Werte und Anschauungen des Buddhismus finden sich ja größtenteils im TaiChi wieder. Darum bin ich auch von der religiösen Seite her zum TaiChi gekommen, weil ich einen Sport gesucht habe, der eben Körper, Geist und Seele verbindet. In diesem Sinne habe ich auch nichts aufgegeben, sondern nur dazugewonnen.:)

Mary

Der Weg ist das Ziel

Ahasver
22-10-2005, 19:13
Hallo Mary!:)


Sorry, hat mächtig lang gedauert, bis ich zum Antworten gekommen bin.

Das macht nichts. Ich habe Geduld!;) Freue mich darum um so mehr, wenn ich die Nachricht erhalte, dass mir jemand im Kampfkunstboard geantwortet hat.


Nun ja, die Zweifel, das ist auch bei mir eine endlose Geschichte. Hatte mal nach ca. 4 Jahren einen totalen Durchhänger und war nur voll von Zweifel. Ich bin nicht der Typ, der nach Perfektion strebt, aber ich war mir zu diesem Zeitpunkt absolut nicht sicher, ob all das was hinter den Bewegungsabläufen des TaiChi steht, für mich auch wirklich im täglichen Leben umsetzbar ist.

Was waren denn die Auslöser Deiner Zweifel und Verunsicherungen? Oder wolltest Du den zweiten Schritt schon vor dem ersten gegangen sein?:p Schließlich gehen wir doch mit dem Tai Chi Chuan einen Weg, dessen Verlauf wir nicht vorwegnehmen können!


Mary

Der Weg ist das Ziel

Du sagst es!:cool:


Mittlerweile hat sich mein Selbstbewußtsein sehr gebessert, ich habe auch keine Probleme mehr TaiChi "öffentlich" im Garten zu machen und es hat mir noch nie so viel Spaß gemacht, wie bisher. Schön langsam stellt sich bei mir ein gewisser Suchtfaktor ein.

Das klingt toll! Tai Chi Chuan im Freien - unter fremden oder bekannten Leuten - zu üben, braucht ziemlich viel Mut! Dass Du dieses Selbstbewusstsein erlangt hast und dann auch die Freude dabei spürst finde ich gewaltig! Innere Kampfkunst - insbesondere in der Öffentlichkeit - ist in Europa eine echte Rarität. Wer stellt sich schon alleine in den Park, beugt seine Knie zum Reitersitz und verharrt Minutenlang in dieser Stellung - während Menschen an ihm vorbeispazieren und ihren Spott bzw. ihr Unverständnis lauthals 'rausposaunen.:ups: Naja, die meisten sind wohl eher verwundert und gucken nur irritiert. Besonders schön finde ich es, wenn ich mal ein Lächeln geschenkt bekomme. Das ist in der Öffentlichkeit schon fast einer Auszeichnung gleichzusetzen!;)

Es gehört ne Menge Erfahrung dazu, in solchen Situationen die eigene Mitte zu wahren. Ich habe schon beim Training im Dojo Probleme, wenn ich einen anderen Schüler neben mir sehe, dessen Bewegungen mir staksig erscheinen oder der mich mit seinem Geschick beeindruckt. Dann verliere ich meine Konzentration und muss diese erst wiederfinden.


Das beste Betätigungsfeld für die Gelassenheit sind immer noch die Familie und die Freunde. Denn hier sind Kränkungen, Ungerechtigkeiten usw. immer noch verletztender, als von "Fremden".

Da hast Du sooo Recht! Ich wünschte mir, dass ich diese Verletzungen vermeiden könnte! Vielleicht lerne ich das tatsächlich mit der Zeit.


Ja, am meisten kann man bei den eigenen Kindern üben und dort auch am meisten scheitern :)

Das Üben bei fremden Kindern ist eine ausreichende Herausforderung für mich!;) Und das Scheitern geht ganz ganz schnell.:o


Anders als user "schneereiter" bin vor vielen Jahren, noch vor Beginn des TaiChi zum Buddhismus konvertiert. Die Werte und Anschauungen des Buddhismus finden sich ja größtenteils im TaiChi wieder. Darum bin ich auch von der religiösen Seite her zum TaiChi gekommen, weil ich einen Sport gesucht habe, der eben Körper, Geist und Seele verbindet. In diesem Sinne habe ich auch nichts aufgegeben, sondern nur dazugewonnen.:)

Von wo bist Du konvertiert? Und wie sieht Deine buddhistische religiöse Praxis aus? Buddhisten sind in Deutschland wohl noch mehr eine Randgruppe als Kampfkünstler oder Gesundheitsfanatiker mit einem Hang zu fernöstlichen Praktiken.:D Mir ist keine(r) bekannt. Du bist die erste!:)

Liebe Grüße,
Jörg "Ahasver"

mr_mo
26-10-2005, 17:36
hi ahasver, finde eure berichte sehr interessant...bei mir ist es ähnlich, tai chi und vielmehr die gesamte kampfkunst und die dahintersteckende philosophie haben mein leben positiv beeinflusst...man lässt sich nicht so enfach stressen und nimmt die alltäglichen sachen viel leichter und man lebt bewusster, das jetzt hat vielmehr an bedeutung gewonnen, und man hat sich in gewisser weise selbst 'getötet' und kann dadurch anders mit konfliktsituationen umgehen...mal eher nachgeben anstatt auf seiner meinung zu beharren....usw.

interessant finde ich aber auch das du von langhoff zu einem anderen 'stil' gewechselt bist, ich habe auch bei langhoff gelernt und dein bericht bestätigt meine meinung zu seiner art von ausbildung. ich hatte aber das glück schon erfahrungen in anderen kampfkünsten zu sammeln und hatte daher einen anderen bezug und andere grundvoraussetzungen...ich übe/unterrichte aber immer noch die langform, nur etwas verändert und anwendungsbezogen.

gruß mo

Ahasver
28-10-2005, 20:56
Moin Mr. Mo!:)


hi ahasver, finde eure berichte sehr interessant...bei mir ist es ähnlich, tai chi und vielmehr die gesamte kampfkunst und die dahintersteckende philosophie haben mein leben positiv beeinflusst...man lässt sich nicht so enfach stressen und nimmt die alltäglichen sachen viel leichter und man lebt bewusster, das jetzt hat vielmehr an bedeutung gewonnen, und man hat sich in gewisser weise selbst 'getötet' und kann dadurch anders mit konfliktsituationen umgehen...mal eher nachgeben anstatt auf seiner meinung zu beharren....usw.

Die Geschwindigkeit all dieser geistigen Veränderungen entspricht m.E. absolut der Geschwindigkeit, mit der ich auch körperliche Erfolge/ Veränderungen erziele. Leider trainiere ich nicht konsequent genug, so dass ich eigentlich mehr erreichen könnte, als es der Fall ist.:(


interessant finde ich aber auch das du von langhoff zu einem anderen 'stil' gewechselt bist, ich habe auch bei langhoff gelernt und dein bericht bestätigt meine meinung zu seiner art von ausbildung.

Das wundert mich jetzt aber auch! Warum bist Du bei Langhoffs Stil geblieben, obwohl Du Ähnliches beobachtet hast wie ich?:rolleyes:


ich hatte aber das glück schon erfahrungen in anderen kampfkünsten zu sammeln und hatte daher einen anderen bezug und andere grundvoraussetzungen...ich übe/unterrichte aber immer noch die langform, nur etwas verändert und anwendungsbezogen.

gruß mo

Wenn ich meine Lehrerin, die die Langform an der Schule Dr. Stephan Langhoffs gelernt hat, fragte, welche praktische Bedeutung die einzelnen Bewegungen von Armen und Beinen hätten, konnte sie darauf keine Antwort geben. Dann fragte sie ihren Lehrer, den sie einmal wöchentlich konsultiert - der aber den Chen-Stil lehrt - und brachte dann immer die Antwort mit: "Genau kann ich es nicht sagen. Es könnte dieses oder jenes sein. Es gibt unzählige Anwendungsmöglichkeiten." Und das war's dann!:confused:

Wie kannst Du denn die Anwendungen aus der Form ableiten, wenn Du es nicht von Deinem Lehrer vermittelt bekommst?! Nur er sollte Dir sagen können, warum er eine Bewegung genau so und nicht anders macht.

Eine Zielstellung, die im Tai Chi Chuan auch mit dem Üben der Anwendung zusammenhängt, ist das Training des Chi-Flusses. Denn eine korrekt ausgeführte Bewegung ist de Bedingung dafür, dass das Chi fließen kann. Zuerst muss ich mir bewusst werden, was mein Körper tun soll, dann erst kann ich dies üben! Die Ebene der Bewusstwerdung fehlte aber beim Training nach Dr. Stephan Langhoff vollständig. Wir Schüler haben die Bewegungen der Lehrerin mehr schlecht als recht nachgeäfft.:mad:

Ich hatte übrigens die Langform nicht als erste gelernt, sondern vorher bereits 5 oder 6 Monate die Anfängerform nach Zheng Manqing trainiert. Dann bin ich umgezogen und suchte mir eine Schule, wo ich weiter den Yang-Stil lernen könnte, hatte damit oben beschriebene "Erfolge" und bin jetzt auf dem Weg zurück zur Quelle meines Bächleins.;) :cool: :)

Liebe Grüße,
Ahasver

Mary
29-10-2005, 17:50
Um deine Fragen mal der Reihe nach zu beantworten:

Was genau der Auslöser für meine Zweifel und Verunsicherung war, kann ich nicht so genau sagen. Irgendwie hatte ich das Gefühl auf der Stelle zu treten, sowohl äußerlich in der Form, als auch innerlich. Wobei ich heute sehe, dass es wohl eher mit inneren Zweifeln zu tun hatte. In letzter Zeit hat sich aber mein Selbstbewußtsein so stark gesteigert, dass ich voll und ganz hinter TaiChi stehe. Denn es wird bei uns ja immer noch irgendwie als "Alte-Leute-Turnen" betrachtet, natürlich nur von den Leuten, die keine, aber wirklich überhaupt keine Ahnung haben.
Heute stehe ich über solche Bemerkungen und ich weiß welche Leistungen man im TaiChi vollbringen muß und weiß auch welche Früchte man für diese harte Arbeit ernten kann.
Mittlerweile spornt mich Kritik eher an, noch mehr zu tun :D

Habe ja Anfang Oktober mit der Schwertform angefangen und da unsere Wohnung nun mal über keinen Turnraum verfügt, muss ich mit dem Schwert wohl oder übel in den Garten raus. Habe mittlerweile damit überhaupt kein Problem damit, nein, es macht einfach nur Spaß (Bis irgendein Nachbar mal die Polizei holen wird:o )!
Spott resultiert ja immer aus Unverständnis und ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Reaktion der Leute, die einen ansprechen durchwegs positiv ist. Es sind doch eher die Leute, die nichts sagen und einfach stumm weitergehen, die einen dann für verrückt halten. Aber das ist wirklich deren Problem.

Es wäre natürlich schön, wenn man die Verletzungen und Kränkungen an sich vermeiden könnte. Das geht leider nicht, aber man lernt anders damit umzugehen.

Konvertiert bin ich damals vom Katholizismus zum Buddhismus. War für mich eine komplett natürliche Entwicklung. Ich hatte mit den Anschauungen des Katholizismus bzw. des Christentums schon immer meine Probleme und bin erst sehr viel später draufgekommen, dass meine Sicht der Dinge doch sehr dem Buddhismus ähnelt. Muss aber jetzt zugeben, dass ich mit meiner buddhistischen Praxis manchmal sehr sparsam bin. Aber das liegt vorallem auch am familiären Umfeld, dass jegliche religiöse Betätigung, und sei es "nur" das Meditieren komplett ablehnt!!! Muß auch hier lernen Selbstbewußtsein zu finden und mich nicht immer zu verstecken. Ansonsten ist die Lebensführung ja gar nicht so unterschiedlich zur christlichen Lebensführung. Darum lautet ja auch mein Motto: Der Weg ist das Ziel. Könnte hier noch lange schreiben, aber ich weiß nicht, ob dieses Thema hier hergehört.
Aber der religiöse Aspekt des Buddhismus kommt sehr dem TaiChi zugute. Insofern sind gewisse Dinge für mich schon leichter (leichter verständlich). Gelassenheit, Vertrauen, Ruhe, eine ausgewogene Sicht der Dinge, das Wechselspiel zwischen Jin und Jang,.... alles kommt auch im Buddhismus vor.

Dein letzter Satz hat mich ganz schön zum Lachen gebracht: Buddhisten sind in Deutschland wohl noch mehr eine Randgruppe als Kampfkünstler oder Gesundheitsfanatiker mit einem Hang zu fernöstlichen Praktiken.

In diesem Fall muß ich wohl der Super-Gau sein!!! Hat vielleicht ja mit einem meiner Vorleben zu tun :rolleyes:

Ich glaube aber bei euch in Deutschland gibt es ja schon mehr solche "Freaks", aber bei uns in Österreich bin ich wahrscheinlich wirklich eine Randerscheinung, aber wir werden immer mehr:ups:

Wie oft trainierst du denn??? Schreibe doch mal ein bisschen mehr von dir.

Liebe Grüße
Mary

mr_mo
30-10-2005, 19:22
nun ja, ich mach die langform so weiter, weil sie mir ganz gut gefällt,aber die form von chen man ching find ich auch gut, außerdem trainiere ich auch die peking form. mit langhoff hab ich so gar nix mehr am hut.....so zu denn anwendungen, da ich schon seit einigen jahren verschiedene kampfkünste trainiere kann man die anwendungen meistens ganz gut ableiten, wenn man die prinzipien verstanden hat, z.b. meist eine ziehende bewegung und gleichzeitig eine schiebende, um den gegner aus dem gleichgewicht zu bringen..umleiten wegstoßen, feine handgelenksbewegungen: meistens befreiungsgriffe oder hebel usw. sowas bekommt man meistens durch austausch mit anderen praktizierenden und durch die lektüre von büchern...,außerdem hinterfrage ich viel und lass auch viel hinterfragen...es ist aber auch schon mal vorgekommen dass ich bestimmte anwendungen nicht wusste:o ...aber bei der nächsten stunde hatte ich sie dann parat :D .....anwendungsmäßig also der sogenannte 'wushu teil' von langhoff ist nicht wirklich zu gebrauchen:rolleyes:

gruß mo

Ahasver
31-10-2005, 22:20
Um deine Fragen mal der Reihe nach zu beantworten:

Was genau der Auslöser für meine Zweifel und Verunsicherung war, kann ich nicht so genau sagen. Irgendwie hatte ich das Gefühl auf der Stelle zu treten, sowohl äußerlich in der Form, als auch innerlich. Wobei ich heute sehe, dass es wohl eher mit inneren Zweifeln zu tun hatte. In letzter Zeit hat sich aber mein Selbstbewußtsein so stark gesteigert, dass ich voll und ganz hinter TaiChi stehe. Denn es wird bei uns ja immer noch irgendwie als "Alte-Leute-Turnen" betrachtet, natürlich nur von den Leuten, die keine, aber wirklich überhaupt keine Ahnung haben.
Heute stehe ich über solche Bemerkungen und ich weiß welche Leistungen man im TaiChi vollbringen muß und weiß auch welche Früchte man für diese harte Arbeit ernten kann.
Mittlerweile spornt mich Kritik eher an, noch mehr zu tun :D

Hallo Mary!:)

Den Schritt von der sanften Gymnastik zum Tai Chi Chuan als Lebensstil und Lebenswerk finde ich gewaltig. Für mich sind die Berichte über die Bemühungen, die chinesische Schüler der inneren und äußeren Kampfkünste anstrengen müssen, um sich zum Wohlgefallen ihres Meisters zu entwickeln, ein Ansporn. Doch dann bin ich auch wieder zu träge, um eine wirkliche Regelmäßigkeit in mein Training zu bekommen, und damit ist mein Trainingserfolg von meiner Tagesform und Laune abhängig.:(


Habe ja Anfang Oktober mit der Schwertform angefangen und da unsere Wohnung nun mal über keinen Turnraum verfügt, muss ich mit dem Schwert wohl oder übel in den Garten raus. Habe mittlerweile damit überhaupt kein Problem damit, nein, es macht einfach nur Spaß (Bis irgendein Nachbar mal die Polizei holen wird:o )!

Ich trainiere einmal wöchentlich im Anfängerkurs. Ansonsten nutze ich manche Gelegenheit, im Schlossgarten oder auf irgendeiner anderen Wiese zu trainieren. In meiner Wohnung ist so wenig Platz, dass ich meinen Esstisch vor die Tür schieben muss, wenn ich mich ein wenig bewegen will. Gestern haben mich Kinder auf der Straße (an einem Waldrand) daraufhin angesprochen, was ich da mache und ob ich auch andere Leute unterrichte. Als sie wieder mit ihren Rädern losfuhren, schrien sie rum, als ob sie Karatekämpfer wären - uuuuuuuuuaaaaaah.;)


Konvertiert bin ich damals vom Katholizismus zum Buddhismus. War für mich eine komplett natürliche Entwicklung. Ich hatte mit den Anschauungen des Katholizismus bzw. des Christentums schon immer meine Probleme und bin erst sehr viel später draufgekommen, dass meine Sicht der Dinge doch sehr dem Buddhismus ähnelt. Muss aber jetzt zugeben, dass ich mit meiner buddhistischen Praxis manchmal sehr sparsam bin. Aber das liegt vorallem auch am familiären Umfeld, dass jegliche religiöse Betätigung, und sei es "nur" das Meditieren komplett ablehnt!!! Muß auch hier lernen Selbstbewußtsein zu finden und mich nicht immer zu verstecken.

Das hört sich sehr schwierig an. Wie kannst Du davon reden, konvertiert zu sein, wenn Du Deinen Glauben nicht offen in Deiner Familie praktizieren kannst? Wer gehört zu Deiner Familie? Wie bist Du darin aufgehoben?


Ansonsten ist die Lebensführung ja gar nicht so unterschiedlich zur christlichen Lebensführung. Darum lautet ja auch mein Motto: Der Weg ist das Ziel. Könnte hier noch lange schreiben, aber ich weiß nicht, ob dieses Thema hier hergehört.

Mit Sicherheit gehört dieses Thema hier her!:)

Von christlicher Lebensführung könnte ich Dir ganze Romane erzählen. Da bin ich echt firm drin!:cool: Hat aber auch ihre Ecken und Kanten, gegen die ich natürlich immer wieder mit unglaublicher Sicherheit stoße.:rolleyes:


Wie oft trainierst du denn??? Schreibe doch mal ein bisschen mehr von dir.

Liebe Grüße
Mary

Frage lieber nach, was Dich interessiert! Ich möchte hier nicht mein ganzes Leben - ohne Punkt und Komma;) - ausbreiten.:o

Ciao,
Ahasver

opendoor
01-11-2005, 08:28
Hallo Ahasver, hast du dir mal die fighting clips von C. K. Chu angesehen, die gerade hier im Forum gepostet wurden (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f52/tai-chi-fighting-clips-34747/) ? Nach dem Tod von Cheng Man Ching teilte sich ja sein Stil in einen mehr kampforientierten (William C. C. Cheng und C. K. Chu) und eine eher esoterische Linie. Du hast also nicht diese enge Normierung wie im Familien Stil, jedoch auch weniger Orientierung.
Andreas

Mary
10-11-2005, 22:12
Ich finde es voll super und mutig von dir, dass du auch im Freien trainierst!
Tja, das mit dem regelmäßigen Training war am Anfang auch so ein Problem, doch mittlerweile hat sich bei mir schon ein gewisser Suchtfaktor eingestellt und ich MUSS trainieren:)
Wobei jetzt natürlich das grausliche Herbstwetter einen guten Vorwand gibt, um sich nicht rausstellen zu müssen, sondern gemütlich vorm Kachelofen zu trainieren. Geht aber mit dem Schwert überhaupt nicht und somit werde ich wohl noch im Tiefschnee draussen üben:o

Natürlich kann ich von mir sagen ich bin konvertiert. Nicht etwa, weil ich seit Jahren offizielles Mitglied der buddhistischen Gemeinschaft bin, sondern weil ich einfach Buddhist geworden bin. Und du wirst mir sicherlich zustimmen, dass eine religiöse Einstellung nicht unbedingt etwas mit dem "Ausleben" bzw. "öffentlichen Zurschaustellung" seiner Ansichten zu tun hat. Für mich ist Religion sowieso etwas zutiefst persönliches und daher spielt es sich für mich immer im Inneren eines Menschen ab. Da kann ich noch hundert Mal im Jahr in einen Tempel oder in eine Kirche gehen, deswegen heisst das noch lange nicht, dass ich auch ein gläubiger Mensch bin und nach meinem Glauben leben.

Wenn du wirklich zum Beispiel überzeugt davon bist, dass es eben Dinge wie Wiedergeburt und Karma gibt, dann werden sich deine Gedanken und somit auch deine Handlungen automatisch ändern. Aber wie du so schön gesagt hast, von den Ecken und Kanten, die sind deswegen auch nicht geringer worden und ich stosse immer wieder an meine Grenzen. Aber nachdem ich nie den Wunsch hatte, wie wir sagen "heiliger als der Papst zu sein", gebe ich einfach mein Bestes. Ob es ausreicht ???? Wer weiss.
Sicherlich ist es schwierig, weil meine Familie (Eltern, Geschwister, Ehepartner) alle überhaupt keinen Sinn für Spiritualität haben und das alles für reine Spinnerei und Zeitverschwendung betrachten. Aber so sind sie eben und das letzte was ich möchte, ist sie zu bekehren.:rolleyes:

Merkst du schon eine innere Wirkung des TaiChi (z.B. mehr Gelassenheit)??? Hast du vor diesen Weg weiter zu gehen ???
LG
Mary

Ahasver
12-11-2005, 16:33
Ich finde es voll super und mutig von dir, dass du auch im Freien trainierst!
Tja, das mit dem regelmäßigen Training war am Anfang auch so ein Problem, doch mittlerweile hat sich bei mir schon ein gewisser Suchtfaktor eingestellt und ich MUSS trainieren:)
Wobei jetzt natürlich das grausliche Herbstwetter einen guten Vorwand gibt, um sich nicht rausstellen zu müssen, sondern gemütlich vorm Kachelofen zu trainieren. Geht aber mit dem Schwert überhaupt nicht und somit werde ich wohl noch im Tiefschnee draussen üben:o

Hier in Schwerin war das Wetter heute echt angenehm. Ich habe mich Mittags für eine Stunde mit einer Freundin aus dem Tai-Chi-Training am Strand getroffen, um zusammen den Bogenschritt und die Form zu üben. Die größte Schwierigkeit, die mir dabei immer wieder ins Auge fällt, ist die unterschiedliche Ausführung der Bewegungen. In meiner Schule lerne ich es, auf bestimmte grundlegende Bewegungsmuster des Tai Chi Chuan zu achten, z.B. keine Bewegung der Arme ohne die Hüfte & ständiger Wechsel von Anspannung und Entspannung. Doch auf diese Grundlagen wird anscheinend nicht überall gleich viel Wert gelegt.:( So ist die gegenseitige Hilfestellung eher schwierig, weil der Lehrer des Anderen die Form möglicherweise genau so gelehrt hat, wie es nach meinem Dafürhalten nicht im Sinne des Tai Chi Chuan ist.


Natürlich kann ich von mir sagen ich bin konvertiert. Nicht etwa, weil ich seit Jahren offizielles Mitglied der buddhistischen Gemeinschaft bin, sondern weil ich einfach Buddhist geworden bin. Und du wirst mir sicherlich zustimmen, dass eine religiöse Einstellung nicht unbedingt etwas mit dem "Ausleben" bzw. "öffentlichen Zurschaustellung" seiner Ansichten zu tun hat. Für mich ist Religion sowieso etwas zutiefst persönliches und daher spielt es sich für mich immer im Inneren eines Menschen ab. Da kann ich noch hundert Mal im Jahr in einen Tempel oder in eine Kirche gehen, deswegen heisst das noch lange nicht, dass ich auch ein gläubiger Mensch bin und nach meinem Glauben leben.

Naja, so ganz kann ich Dir nicht zustimmen, wie Du es hier schreibst.;) Ich halte die Zugehörigkeit zu einer Religion für mehr als eine religiöse Einstellung. Eine religiöse Einstellung ist für mich gleichwertig mit einer wissenschaftlichen Überzeugung. Beides hat nicht unbedingt etwas mit dem Leben zu tun. Denn das Leben besteht aus mehr als nur Gedanken. Insofern: Das "Ausleben" ist imo eine wesentliche Bedingung für gelebte Religiosität. Deshalb gehen Christen in die Kirche und Muslime beten mehrmals täglich; in verschiedenen Religionen werden Pilgerfahrten zu Heiligtümern unternommen - allen Religionen ist gemein, dass religiöse Praktiken ganz fest mit religiösen Lehren/ Offenbarungen/ Erkenntnissen zusammenhängen.


Wenn du wirklich zum Beispiel überzeugt davon bist, dass es eben Dinge wie Wiedergeburt und Karma gibt, dann werden sich deine Gedanken und somit auch deine Handlungen automatisch ändern. Aber wie du so schön gesagt hast, von den Ecken und Kanten, die sind deswegen auch nicht geringer worden und ich stosse immer wieder an meine Grenzen. Aber nachdem ich nie den Wunsch hatte, wie wir sagen "heiliger als der Papst zu sein", gebe ich einfach mein Bestes. Ob es ausreicht ???? Wer weiss.
Sicherlich ist es schwierig, weil meine Familie (Eltern, Geschwister, Ehepartner) alle überhaupt keinen Sinn für Spiritualität haben und das alles für reine Spinnerei und Zeitverschwendung betrachten. Aber so sind sie eben und das letzte was ich möchte, ist sie zu bekehren.:rolleyes:

Ändert die Überzeugung,
dass es den Mond gibt oder das Element Zink,
dass der Mensch von Mutter und Vater gezeugt wird und alle Kinder irgendwann mal erwachsen werden,
dass auf den Montag der Dienstag folgt und nach dem Licht das Dunkel,
dass die Evolution ein ewig fortschreitender Prozess ist, den der Mensch zwar beeinflussen kann, aber weder einsetzen, noch aufhalten
"deine Handlungen automatisch"?

Ich denke, dass ich meine Handlungsmuster durch ständige Praxis und durch ihre Bestätigung oder Ablehnung durch die Umwelt erlerne und vertiefe. Meine veränderten Überzeugungen haben einen eher marginalen Einfluss auf mein Leben, wenn sie nicht mit veränderten Ritualen im Tagesablauf verbunden sind. Der Geist beeinflusst den Körper und der Körper beeinflusst den Geist.


Merkst du schon eine innere Wirkung des TaiChi (z.B. mehr Gelassenheit)??? Hast du vor diesen Weg weiter zu gehen ???
LG
Mary

Es gibt sehr verschiedene Einflüsse auf mein derzeitiges Leben. Da sind Bindungen, die ich löse, woraus eine enorme Erleichterung folgt. Und auf der anderen Seite gibt es Beziehungen, die sich vertiefen, oder die gerade erst zu wachsen beginnen. Das Tai Chi Chuan hilft mir, mir meiner körperlichen und geistigen Reaktionen bewusster zu werden und ungesunde Verhaltensmuster abzubauen. Was mir schwer zu schaffen macht ist, dass meine Zeugnisse über meine Erfahrungen oft als persönliche Kritik fehlinterpretiert und dann mit einem Feuer von Verteidigungsreden und Widerspruch beantwortet werden.:(

Ich bin auf dem Weg und gehe auf ihm voran. Bin gespannt, wo er mich hin führt!:)

Liebe Grüße,
Ahasver