Tarver besiegt Jones erneut, Campbell mit starkem Comeback [Archiv] - Kampfkunst-Board

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ghostdog1982
07-10-2005, 17:50
Am Samstagabend trafen Antonio Tarver (BP-Nr. 1) und Roy Jones Jr. (BP-Nr. 9) im St. Pete Times Forum in Tampa, Florida, zum dritten Mal in einem Profiring aufeinander. Nach seinen zwei schweren KO-Niederlagen in Folge wollte der 36-jährige Jones es all seinen Kritikern, und nicht zuletzt seinem Dauer-Widersacher, im Ring noch einmal beweisen. Für den ebenfalls 36 Jahre alten Tarver galt es, den KO-Sieg gegen Jones aus deren zweiten Duell erneut mit einem klaren Erfolg zu bestätigen. Das Duell wurde von Premiere Direkt live in Deutschland übertragen.

Im Vorfeld des Kampfes hatte sich Jones in der Öffentlichkeit rar gemacht und sogar seinen einstmals verstoßenen Vater für die Vorbereitung reaktiviert. Beim Wiegen präsentierte sich der Ex-Weltmeister dann auch in einer hervorragenden körperlichen Verfassung und wog so wenig wie seit über drei Jahren nicht mehr. Doch auch Tarver hatte nicht vor, sich im Ring eine Blöße zu geben, und ging austrainiert in dieses Match.

So verwunderte es wenig, dass sich beide Kontrahenten in den Auftaktminuten des Kampfes zunächst nur belauerten. In den ersten anderthalb Minuten wurde kein ernstzunehmender Schlag abgefeuert. Auch die folgenden Aktionen wurden mit äußerster Vorsicht vorgetragen. Jones war auffällig darauf bedacht, die Distanz zu seinem Gegner möglichst groß zu halten und sich nicht an den Ringseilen stellen zu lassen. Über die für ihn typischen eingesprungenen Einzelhände versuchte der Mann aus Pensacola selbst zum Erfolg zu kommen. Tarver hingegen wartete geduldig ab, die linke Schlaghand jederzeit im Anschlag. Bot sich ihm die Möglichkeit, Jones an den Seilen zuzusetzen, ergriff er diese Chance von Beginn an, ohne jedoch in den ersten zwei Runden klare Treffer setzen zu können. Dennoch konnten diese Durchgänge aufgrund der höheren Aktivität an den IBO-Titelträger gehen.

Ab der dritten Runde gelang es Roy Jones (Foto) zunehmend, seinen Rhythmus zu finden und Tarver über seine Schnelligkeit in die Passivität zu drängen. In den folgenden vier Runden konnte Jones zeitweise noch einmal den Zauber früherer Tage entfalten. In seiner unnachahmlich provozierenden, aber boxerisch genialen Art führte er seinen Gegner in der Defensive vor und konnte mit Einzelaktionen punkten, ohne dabei Tarver in ernsthafte Bedrängnis zu bringen. Dieser gab die Runden scheinbar unbeeindruckt ab und war auch von zahlreichen Mätzchen seines Gegners nicht zu verunsichern.

Jones' Selbstbewusstsein früherer Tage erreichte in Runde fünf seinen Höhepunkt, als der US-Amerikaner auch mit Körper- und Aufwärtshaken ins Ziel kam. Hier hatte es den Anschein, dass Jones die Zeit noch einmal würde zurückdrehen können. Doch wie aus heiterem Himmel stellte der Altmeister seine Offensiv-Bemühungen ab der sechsten Runde fast komplett ein. Konnte er jenen Durchgang womöglich noch durch seine brilliante Defensivarbeit auf dem ein oder anderen Punktzettel für sich entscheiden, so gewann Antonio Tarver ab der siebten Runde wieder spielend die Oberhand. Jones ließ ihn gewähren. Mit der ihm oft angekreideten Arroganz ließ sich der 36-Jährige nun wieder von Tarver an den Ringseilen stellen und mit Schlagserien eindecken. Selbst startete er keine klare Offensiv-Aktionen mehr. Den Jones-Anhängern in der mit 19.000 Zuschauern gefüllten Halle verschlug es die Sprache.

Tarver stellte sich umgehend auf dieses neue Kampfbild ein. Der "Magiv Man" setzte Jones unentwegt unter Druck, schnitt ihm den Weg ab und traf immer häufiger. Mit zunehmender Rundenzahl schienen Jones die eindringlichen Warnungen aus seiner Ecke zwar intellektuell zu erreichen. Doch wenngleich der Ex-Weltmeister fortan die Spielereien mit seinem Gegner unterließ, so fand er dennoch nicht mehr zurück in den Kampf. Tarvers absolute Gelassenheit im Ring und das Vertrauen in seine eigene Stärke hatten mittlerweile jeden Hauch einer sensationellen Rückkehr von Jones zunichte gemacht.

Schließlich kam es so, wie in den letzten Kämpfen von Jones. In Runde elf brachte ein schwerer Volltreffer durch einen rechten Cross Tarvers den Ex-Champ schwer ins Wanken. Fast stehend KO ließ sich Jones von seinem Gegner an den Seilen durchprügeln und konnte dabei kaum noch die Augen auf halten. Schlimme Erinnerungen an seine KO-Niederlage gegen Glengoffe Johnson (BP-Nr. 2) wurden wach, doch wie durch ein Wunder ließ Tarver auf einmal von ihm ab und wurde im weiteren Verlauf der Runde gar selbst noch deutlich getroffen. Womöglich machten sich nun auch bei ihm Konzentrations- und Konditionsschwächen bemerkbar.

So gelang Roy Jones zwar noch ein kleines Comeback in der zwölften und letzten Runde, doch der Kampf war entschieden und zwar zu Gunsten des alten und neuen IBO-Titelträgers Antonio Tarver. Alle drei Punktrichter sahen den Champion vorn, sie werteten 116:112, 116:112 und 117:111 für Tarver, der damit den zweiten von drei Kämpfen gegen Jones gewann. Der Autor dieses Berichtes wertete den Kampf 115:112 für Tarver.

Während sich der "Magic Man" im anschließenden Interview erneut über die mangelnde Anerkennung seiner Leistung beklagte, verwies Jones darauf, dass er sein Bestes gegeben habe und stolz auf das Erreichte sei. Einen Rücktritt vom aktiven Sport kündigte der Mann aus Pensacola nicht an.

Die Erkenntnisse aus diesem Kampf sind schnell zusammengefasst. Ein hoch konzentrierter und über 12 Runden siegeshungriger Roy Jones kann immer noch jeden Halbschwergewichtler der Welt schlecht aussehen lassen. Dennoch scheint nicht absehbar, dass es der einstmals unumstrittenen Nr.1 jeder P4P-Rangliste noch einmal gelingen wird, eine solche Energieleistung aufzubringen. Zudem scheinen Jones Nehmerfähigkeiten nicht mehr sehr robust - ein Umstand, dem der Ex-Champ wohl mit seinem defensiven Kampfstil Rechnung zu tragen versucht. Dass damit jedoch keine Kämpfe gewonnen werden, scheint eine Erkenntnis zu sein, die das übersteigerte Selbstbild des Roy Jones nicht mehr zulässt. Ein baldiger Rücktritt wäre für seine Gesundheit wünschenswert.

Antonio Tarver hat mit diesem Kampf eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass seine Erfolge in der jüngeren Vergangenheit keine Zufallsprodukte, sondern das Ergebnis von harter Arbeit und einer exzellenten Einstellung sind. Mit seinem Trainer Buddy McGirt bildet der US-Amerikaner inzwischen ein eingespieltes Team, das im Halbschwergewicht derzeit das absolute Nonplusultra bildet. Wer sich in dieser Gewichtsklasse über längere Zeit einen Namen machen will, muss an einem Mann vorbei: Antonio Tarver.


In einem weiteren, mit Spannung erwarteten Kampf im Leichtgewicht konnte sich der US-Amerikaner Nate Campbell (BP-Nr. 18, Foto) überraschend deutlich gegen seinen kirgisischen Gegner Almazbek Raiymkulov (BP-Nr. 9) durchsetzen. Deuteten die Vorzeichen noch auf einen anderen Kampfverlauf hin - Campbell hatte in diesem Jahr bereits zweimal verloren und Raiymkulov einen sehr beherzten Kampf gegen Joel Casamayor (BP-Nr. 4) gezeigt - so kam es diesmal zu einem einseitigen Gefecht zu Gunsten von Campbell. Der US-Boy diktierte von Anfang das Geschehen und konnte insbesondere mit seiner überfallartig geschlagenen rechten Schlaghand immer wieder zum Kopf seines Gegners treffen. Zudem legte Campbell ein derartiges Tempo vor, dass Raiymkulov nur der Rückwärtsgang blieb, in dem er reichlich unbeholfen aussah.

Campbell gelang es, sein hohes Anfangstempo bis zur achten Runde durchzuhalten. Sein Gegner fand schlichtweg kein Mittel, um die Treffer mit der rechten Schlaghand zu vermeiden. Ein kurzes Aufbäumen Raiymkulovs gegen Ende des Kampfes verblasste angesichts des in der zehnten Runde wie entfesselt boxenden Campbells, der schließlich einen Kampfabbruch wegen drückender Überlegenheit erzwang. Beeindruckend für viele Beobachter gelang es dem US-Amerikaner damit wieder einmal, an der sich stellenden Aufgabe zu wachsen. Nun steht Campbell wieder die Tür zu einem WM-Kampf offen, während sein Kontrahent und Ex-Weltklasseamateur Raiymkulov wohl immer noch ob seiner boxerischen Unterlegenheit rätselnd in der Kabine sitzen dürfte.

In den weiteren Kämpfen des Abends setzte sich Olympiasieger Andre Ward (BP-Talent) im Mittelgewicht gegen seinen völlig überforderten Landsmann Glenn LaPlante durch KO in Runde eins durch. Brian Minto gewann einen Schwergewichts-Rückkampf gegen den technisch ebenso minder talentierten Vinny Maddalone durch TKO in Runde sieben. Schließlich kamen Rodney Jones (BP-Nr. 19) und Raul Frank in einem IBF-Ausscheidungskampf im Halbmittelgewicht nicht über ein Remis hinaus.


Quelle: www.boxingpress.de

The Iceman
07-10-2005, 20:28
Also den Fight hab ich gesehen und muss sagen dass mir Roy Jones jr. sehr gut gefallen hat. Den Kampf über hat er nach meiner Meinung gut gestaltet, leider im Endeffekt zu wenig gemacht. Ich hatte Tarver mit 2-3 Punkten vorne gesehen. Das Urteil geht also in Ordnung. Dass Tarver sich beklagt, dass er nicht die entsprechende Anerkennung bekommt kann ich nicht nachvollziehen. Ok, er hat Roy 2- mal geschlagen. Aber an das erreichte von Jones jr. kommt er noch lange nicht heran, da Roy für mich bis zu seiner KO-Niederlage gegen Tarver der beste Pound for Pound Boxer weltweit war. Da muss Tarver noch sehr viel zeigen um die Anerkennung zu bekommen die er sich wünscht.