"ewiges" Recht [Archiv] - Kampfkunst-Board

PDA

Vollständige Version anzeigen : "ewiges" Recht



captainplanet
25-11-2005, 10:03
Unter "ewigem Recht" verstehe ich zeitlose moralische Grundsätze, die an sich, sollte man meinen, jedem Menschen vertraut sein müßten. Es ist also beispielsweise anscheinend nicht zwingend nötig, daß das Verbot, andere Menschen ohne Not zu töten stafrechlich geregelt ist. Kein Witz. So wurden nach "ewigen Recht", wie ich es jetzt mangels juristischer Fachkenntnis einfach mal nenne, schon Menschen rechtskräftig verurteilt die nie gegen einen geltenden Paragraphen verstoßen haben. Nehmen wir zum Beispiel die Nürnberger Prozesse. Menschen wurden verurteilt, obwohl sie sogar entsprechend den damals im NS-Staat geltenden Rassegesetzen gehandelt haben. Ganz einfach weil es "gegen die Menschlichkeit" war, obwohl sie zum Zeitpunkt der Tat zumindest juristisch den Eindruck haben mußten korrekt zu handeln. Wozu sind denn Gesetze da wenn man sie scheinbar nicht als Prämisse(wenn schon nicht immer als moralische, dann doch als juristische) für sein Handeln heranziehen kann? Woran können wir uns SICHER orientieren? Ich habe die Argumentation, daß es einfach Grundsätze gibt, die jedem denkenden Menschen gewisse moralische Richtlinien für sein Handeln vorgeben, immer als sehr problematisch empfunden (ja wer sagt denn dann im Endeffekt, was das für Grundsätze sind?) und ich behaupte daß es für die Menschen damals alles andere als offensichtlich war, daß es falsch war Menschen aufgrund ihrer Rasse abzuwerten. Rassenlehre war eine anerkannte Wissenschaft, viele Köpfe die klüger waren als der meine haben sich damit beschäftigt und ich bezweifle daß sie das nur getan haben weil sie eben "schlecht" waren.
Fazit: Obwohl die meiseten Menschen damals wenn nicht immer nach bestem Wissen und Gewissen so doch meist ohne schlechtes Gewissen und mangels besseren Wissens gehandelt haben standen sie nachher als die "Bösen" da.

Was bedeutet das für uns heute? Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir mit unserem Lebensstil nicht auch gegen "ewiges Recht" verstoßen und entweder zu dumm sind es zu sehen oder es einfach schon zu gewohnt sind um uns was dabei zu denken wie damals unsere Großväter. Wir können uns nicht darauf verlassen daß wir uns mit Argumenten wie "Wir wußten nicht, daß das Falsch war", "Das war damals nicht verboten." oder "Das haben doch alle getan!" abputzen können denn die deutsche Geschichte ab 1945 lehrt uns das Gegenteil. Und wenn man genau nachdenkt tun wir heute viele Dinge mit der größten Selbstverständlichkeit die vom Standpunkt einer höheren moralischen Autorität aus höchst verwerflich sind. Wir ordnen uns und die ganze Welt dem Profit unter und nennen das dann "freie Wirtschaft". Wir züchten Milliarden andere Lebewesen unter unmenschlichen Bedingungen, nur um sie zu essen. Wir werden immer reicher und fetter, während die meisten Menschen nicht genug zum Leben haben. Wir verschwenden Rohstoffe und verpesten die Umwelt frei nach dem Motto "nach uns die Sintflut". Die meisten von uns fördern diese und andere Unsitten wenn schon nicht aktiv so doch zumindest dadurch, daß sie nicht auf die Barrikaden steigen. Und dafür besteht, wenn man drüber nachdenkt, eigentlich aller Grund. Aber es ist halt so viel bequemer. Wie ich das meinen Kindern und Enkeln beibringen werde, wenn sie eines Tages vor den Ruinen unserer heutigen Existenz stehen überleg ich mir dann wenn es soweit ist... :ironie:

Kurzfasassung: Die Moral hat sich immer weiterentwickelt und ich glaube, das sie das auch weiterhin tun wird. Gibt es so etwas wie "ewiges Recht" überhaupt? Wenn ja, wo finden wir es? In der Bibel? In uns? In der jeweiligen Zukunft? Nirgendwo? Wenn nein, haben Kriegsverbrecherprozesse (Verurteilungen ohne Verstoß gegen ein gültiges Gesetz zum Zeitpunkt der Tat) demnach überhaupt ein juristisch stabiles Fundament? Woran kann man sich überhaupt noch orientieren? Sind wir automatisch "gute Menschen", wenn wir uns einfach nur an die Regeln halten?

Kudos
25-11-2005, 11:22
Super Post! :yeaha:

Über die moralische Verwerflichkeit des "Fleisch züchtens und Essens" habe ich in meiner vegetarischen Phase mal 20 Seiten als Begründung geschrieben. Im Kern trifft aber genau das was Du hier angeführt hast.

Die Thematik ist ziemlich komplex, an einer eindeutigen und endgültigen Lösung sind schon viele Philosophen daran gescheitert. Um sich nicht ewig den Kopf zu zerbrechen finde ich die "goldene Regel", als Daumenregel ganz gut:

"Füge keinem Menschen (oder noch allgemeiner Lebewesen) etwas zu, was Du nicht auch bei Dir willst."

Sicherlich gibt's da auch wieder Ausnahmen und Grenzfälle, aber das ist eben unvermeidbar. Dein NS-Beispiel würde dieser Regel nicht standhalten. Die Nationalsozialisten haben eine imaginäre Grenze an einer niedrigeren Rasse gezogen, die meisten Menschen ziehe heute die Grenze bei Mensch und Tier.

Allerdings werden wir nie sicher sein können, dass uns unsere Enkel mal fragen werden, wie wir damals nur so unvernünftig, zerstörerisch, unmoralisch,... handeln konnten. "Wir haben die Welt nicht von unseren Eltern geschenkt bekommen, sondern von unseren Kindern geliehen". Deshalb sollten wir bedacht sein, sie in einem gleichen, oder sogar verbesserten, Zustand wieder zurück zu geben.

Ähnliche Knoten kann man sich in die Hirnwindungen knüpfen, wenn man sich fragt, was eigentlich Gut und Böse ist. So trivial die Frage auf den ersten Blick erscheinen mag, ist sie leider auch nicht.

captainplanet
25-11-2005, 16:11
(...)
"Füge keinem Menschen (oder noch allgemeiner Lebewesen) etwas zu, was Du nicht auch bei Dir willst."
(...)

Genau da liegt der Hund begraben. "Mensch" geht mir in diesem Grundsatz nicht weit genug, "Lebewesen" aber zu weit. Ich dürfte mich ja nicht mehr bewegen aus Angst, irgendwelche Kleinstlebewesen zu töten wenn ich ALLEN Lebewesen unisono das gleiche Recht auf Leben zuerkenne.
Wann ist die Tötung eines Lebewesens also Sachbeschädigung, und ab wann ist es Mord? Wo diese "imaginäre Grenze", wie Du es nennst, verläuft hängt meiner Meinung nach davon ab wie sehr ein Lebewesen in die Gesellschaft integriert ist, wie sehr es "eines von uns" ist. Mit der Integration in die Gesellschaft steigt auch der Status und somit der "Wert" eines Lebewesens. Das haben wir in der Geschichte wiederholt beobachten können: Ausländer, Zugehörige anderer Rassen und Volksgruppen, Frauen. Man kann sagen, die Tötung ist "um so mehr" als Mord anzusehen, je enger die (emotionale u.a.) Beziehung dieses Wesens zum Rest der Gesellschaft war. Einen Familienhund zu töten würde in den meisten Menschen deutlich mehr Gewissensbisse erzeugen als einen Ochsen zu schlachten. Obwohl beides Tiere mit durchaus vergleichbaren Empfindungen sind.

Es stellt sich also u.a. die Frage, ob wir in Zukunft soviel Toleranz aufbringen können diese Grenze gehört zu uns/gehört nicht zu uns zu überwinden und höhere Tiere allgemein in unser Moralverständnis aufnehmen wenn wir beurteilen wollen, wie unser Verhalten heute von künftigen Generationen bwertet werden wird.

Kudos
25-11-2005, 17:12
Ich vermutete Deine Frage bezieht sich vorallem oder sogar ausschließlich nur um Menschen. Selbst wenn man sich darauf einschränkt, ist es schon schwer genug. Der sicherlich individuelle Integrationslevel von Tieren innerhalb des menschlichen Lebens ist ein guter Ansatz. Andererseits könnte man argumentieren, dass es vermessen ist zu behaupten, Tiere sind in das menschliche Leben integriert, imho ist es eher andersrum. Auch den Menschen an die Spitze der Evolution zu stellen, kann schief gehen, da die Kriterien zur Kürung der "Elite des Lebens" uneindeutig sind und wir sie uns meist so zurecht legen, dass wir gewinnen.

Das "ewige Recht" könnte auch die Schnittmenge aller menschlichen Ethik- und Moralvorstellungen sein. Wenn sie leer ist, gibt es das nicht.

captainplanet
25-11-2005, 17:28
Also wir haben einen Hund. Er lebt in unserem Haus und wir alle haben eine gewisse Beziehung zu ihm aufgebaut. Ich würde schon sagen daß wir ihn in gewisser WEise integriert haben. Aber Integration ist keine eindeutige entweder/oder- Angelegenheit. Es geht darum daß der Hund BESSER integriert ist als der Ochse und deshalb mehr wert ist, und nicht darum daß er vollständig und der Ochse überhaupt nicht ingegriert ist.
Es ist natürlich vermessen, uns gewissermaßen als Maßstab für den Wert des Lebens heranzuziehen. Der Mensch ist das Maß aller Dinge (Leonardo da Vinci). Das ist echt unfair. Aber imho ist es nicht Aufgabe der Foral, Fairness für alle zu garantieren. Gerechtigkeit ist eine Erfindung des Menschen und kein natürliches Prinzip. Moral hat den Sinn, ein friedliches miteinander INNERHALB einer Gesellschaft zu ermöglichen. Und natürlich haben wir das Recht zu entscheiden, wer da dazugehört.

Lunata
25-11-2005, 21:48
...Es geht darum daß der Hund BESSER integriert ist als der Ochse und deshalb mehr wert ist...


Achtung: Ich bin jetzt mal absichtlich provokant ;)

Wenn ich das richtig verstanden habe, erhält der Hund seinen "Wert" durch den Grad seiner sozialen Integration. In einem Film kam mal die Frage auf, warum man einen Menschen nicht töten darf. Eine Antwort war: "Weil es jemanden geben würde, der um ihn trauert."
Wenn ich den Wert eines Lebewesens auf seine soziale Integration beziehe, wie steht es dann um Menschen, der eben nicht integriert ist, der eben niemanden hat, der "um ihn trauert"? Man hat ja schon von Leuten gehört, die 5 Jahre tot in ihrem Haus lagen, bis mal jemand nach ihnen gesehen hat. Ist so eine Person "wertlos"? Darf man sie töten? Immerhin besitzt sie keinen sozialen Wert, ob sie tot ist oder lebt kümmert keinen, im Gegenteil, der Staat muss nicht mehr für sie aufkommen, wenn sie erst mal tot sind. (Wir sind hier beim Provokanten angekommen, das entspricht natürlich in keinster Weise meiner Meinung.)
Der ein oder andere Euro würde für Vater Staat immerhin rausspringen, und dabei wird kein anderer geschädigt, nur der Betreffende, und Tote sind normalerweise nicht unzufrieden.



Nur ein Gedankenspiel, ich weiß mein Hirn geht seltsame Wege :rolleyes:

Mc Duff
27-11-2005, 05:32
Ich hab jetzt nicht den Thread ganz durchgelesen, werd ich noch morgen machen^^sry.

Für mich gibt es im kein natürliches Recht des Menschen. Diese Rechte, sind eine von Individuen erfundene entfremdung der Natur. In der Natur gibt es keine Rechte, der am best angepasste überlebt(survivel of the fittest).

Im grunde sind aber Gesetzte und Rechte notwendig um ein Leben in Symbiose miteinander zu führen. Den der drang nach Egoismus ist in unserer Gesellschaft der höchste Trieb.
Wer entscheidet ob man sich moralisch richtig oder falsch verhält ? Immernoch die Gesellschaft, denn wie würde die Neuzeit aussehn ohne die erfundenen Notwendigkeiten wie Moral und Ethik?
Wir wären wohl in der Steinzeit, oder wir würden vielleicht gar nicht existieren?
Wenn man drüber nachdenkt, kommt man vielleicht zu dem Schluß das Gesetzte nur durch Moral und Ethik möglich sind.

Der Rest kommt morgen :D

grüße

PS: Das neue Foren Topic gefällt mir sehr gut.

MatzeOne
27-11-2005, 11:15
In der Natur gibt es keine Rechte, der stärkste gewinnt(survivel of the fittest).


Survival of the fittest würde ich mit "Überleben des am besten Angepassten" übersetzen.

martin.schloeter
27-11-2005, 15:29
Survival of the fittest würde ich mit "Überleben des am besten Angepassten" übersetzen.
Korrekt.

Es ist ein weit verbreitete Unsitte Darwinismus als Alibiargument für physische Gewalt oder die Notwendigkeit physischer Stärke zu verwenden.

Gruss

Mc Duff
27-11-2005, 15:38
Korrekt.

Es ist ein weit verbreitete Unsitte Darwinismus als Alibiargument für physische Gewalt oder die Notwendigkeit physischer Stärke zu verwenden.

Gruss


Darum hab ich nicht Survivel of the strongest geschrieben, sondern fittest ;) .

Darwinismus hat viele Bestandteile, und ich nutze nicht den "gesamten" Darwinismus als "Alibiargument" für Physische Stärke, Darwin bezieht nicht seine gesamten Forschungen auf den Satz "Survivel of the fittest".
Stärke kann man interpretieren wie man will.

grüße

martin.schloeter
27-11-2005, 15:51
@Mc Duff

? Was willst du nun sagen? Du schriebst


der stärkste gewinnt(survivel of the fittest)

Und das ist
* Im wörtlichen Sinne falsch übersetzt
* Sinngemäß falsch
* Nicht die Aussage des Darwinusmus
"Stärke" ist schon recht eindeutig besetzt, eben nicht das Äquivalent von "fit" und nicht beliebig interpretierbar.
Wie würdest du sonst "strong" übersetzen?

Gruss

Mc Duff
27-11-2005, 17:30
@Mc Duff

? Was willst du nun sagen? Du schriebst

Und das ist
* Im wörtlichen Sinne falsch übersetzt
* Sinngemäß falsch
* Nicht die Aussage des Darwinusmus
"Stärke" ist schon recht eindeutig besetzt, eben nicht das Äquivalent von "fit" und nicht beliebig interpretierbar.
Wie würdest du sonst "strong" übersetzen?

Gruss

Wenn zum Teufel interessiert das??
Reden wir hier über "ewiges Recht" oder darüber wie ich diesen Satz übersetzt hab??


"Nicht die Aussage des Darwinusmus"

Les meinen Post oben nochmal durch, dort hab ich genau das geschrieben ;)


grüße

martin.schloeter
27-11-2005, 18:23
@Mc Duff

Es interessiert insofern einerseits, als dass wenn man sich in Philosophie probiert eine gewisse Exaktheit der Sprache gefordert ist. Ansonsten ist es eh nur zweckfreies Geplaudere.
Andererseits macht man sich ziemlich verdächtig wenn man im Themenkreis irgendwelcher "Rechte" oder Ethik irgendeiner Formulierung aus einer naturwissenschaftlichen Theorie bedient, diese aus ihrem Kontext reisst und auch noch falsch übersetzt.


Ciao

P.S.: Ja, du hast im deinem _zweiten_ Beitrag zu dem Thema eben gesagt, dass du dich das nicht des Darwinismus zweckbedienen willst. Aber eben erst auf Nachfrage anderer Teilnehmer. Ansonsten wäre der Eindruck stehen geblieben. Wobei wir wieder bei der Genauigkeit des Ausdrucks wären.
Leider hast du da aber dann mit einer Wahlfreiheit der Übersetzung argumentiert.

Mc Duff
27-11-2005, 18:55
@Mc Duff

Es interessiert insofern einerseits, als dass wenn man sich in Philosophie probiert eine gewisse Exaktheit der Sprache gefordert ist. Ansonsten ist es eh nur zweckfreies Geplaudere.
Andererseits macht man sich ziemlich verdächtig wenn man im Themenkreis irgendwelcher "Rechte" oder Ethik irgendeiner Formulierung aus einer naturwissenschaftlichen Theorie bedient, diese aus ihrem Kontext reisst und auch noch falsch übersetzt.


Ciao

P.S.: Ja, du hast im deinem _zweiten_ Beitrag zu dem Thema eben gesagt, dass du dich das nicht des Darwinismus zweckbedienen willst. Aber eben erst auf Nachfrage anderer Teilnehmer. Ansonsten wäre der Eindruck stehen geblieben. Wobei wir wieder bei der Genauigkeit des Ausdrucks wären.
Leider hast du da aber dann mit einer Wahlfreiheit der Übersetzung argumentiert.


So ok, hätte ich wohl anders übersetzten sollen.
Habs editiert.
Zufrieden?

captainplanet
27-11-2005, 22:01
Achtung: Ich bin jetzt mal absichtlich provokant ;)

Wenn ich das richtig verstanden habe, erhält der Hund seinen "Wert" durch den Grad seiner sozialen Integration. In einem Film kam mal die Frage auf, warum man einen Menschen nicht töten darf. Eine Antwort war: "Weil es jemanden geben würde, der um ihn trauert."
Wenn ich den Wert eines Lebewesens auf seine soziale Integration beziehe, wie steht es dann um Menschen, der eben nicht integriert ist, der eben niemanden hat, der "um ihn trauert"? Man hat ja schon von Leuten gehört, die 5 Jahre tot in ihrem Haus lagen, bis mal jemand nach ihnen gesehen hat. Ist so eine Person "wertlos"? Darf man sie töten? Immerhin besitzt sie keinen sozialen Wert, ob sie tot ist oder lebt kümmert keinen, im Gegenteil, der Staat muss nicht mehr für sie aufkommen, wenn sie erst mal tot sind. (Wir sind hier beim Provokanten angekommen, das entspricht natürlich in keinster Weise meiner Meinung.)
Der ein oder andere Euro würde für Vater Staat immerhin rausspringen, und dabei wird kein anderer geschädigt, nur der Betreffende, und Tote sind normalerweise nicht unzufrieden.



Nur ein Gedankenspiel, ich weiß mein Hirn geht seltsame Wege :rolleyes:
Guter Einwand. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich ihm am besten beikommen könnte. Ich möchte Dir zuerst eine nicht minder provokante Gegenfrage stellen: Ist es nicht irgendwie rassistisch, einem Lebewesen nur aufgrund des „Menschseins“ automatisch einen höheren Status anzuerkennen?

Ich denke, daß der von mir Beschriebene Versuch, Moral in ein rationales Muster zu pressen, sich auf eine IDEALISIERTE Gesellschaft bezieht, wo es KEINE Rassenunterschiede gibt. Wie Dein Beispiel aber zeigt, sind wir davon weit entfernt. Und das ist auch gut so, obwohl wenn es in vielen Bereichen nicht gaaanz soweit sein sollte....;-) Man kann es mit Allem übertreiben, auch mit Toleranz. Selbst der aufgeklärteste, toleranteste Mensch würde dem alten, einsamen Menschen ohne soziale Kontakte einen höheren „Wert“ zugestehen als dem von allen geliebten Familienhund. Wenn wir mein Modell auf unsere Gesellschaft anwenden, müssen wir eben ein paar Ausnahmen definieren. Welche Ausnahmen wir definieren ist ein Indikator für die Entwicklung der Gesellschaft.

captainplanet
27-11-2005, 23:35
An alle Darwinisten und solche die es noch werden wollen: Ich möchte hier nicht allgemeine Aussagen der Evolutionstheorie diskutieren, wenn nicht ein klarer Bezug zum eigentlichen Thema Moral, Ethik und Recht gegeben ist. Das Thema ist auch so schon kompliziert genug, es muß der Thread nicht auch noch unübersichtlich werden.
Aber da das scheinbar euer Lieblingsthema ist , möchte ich folgende Fragen aufwerfen: Wie stehen moderne Moralvorstellungen und Darwinismus zueinander in Bezug? Sind es Gegensätze oder unterschiedliche Stufen derselben Entwicklung? Stehen Darwinismus und die oben von mir beschriebene Moral der idealen Gesellschaft ohne Rassenunterschiede vielleicht in einem These/Antithese-Verhältnis? Wo könnte die ideale Synthese liegen bzw. wie weit sind wir heute davon entfernt? :D

sumbrada
28-11-2005, 07:31
An alle Darwinisten und solche die es noch werden wollen: Ich möchte hier nicht allgemeine Aussagen der Evolutionstheorie diskutieren, wenn nicht ein klarer Bezug zum eigentlichen Thema Moral, Ethik und Recht gegeben ist. Das Thema ist auch so schon kompliziert genug, es muß der Thread nicht auch noch unübersichtlich werden.
Aber da das scheinbar euer Lieblingsthema ist , möchte ich folgende Fragen aufwerfen: Wie stehen moderne Moralvorstellungen und Darwinismus zueinander in Bezug? Sind es Gegensätze oder unterschiedliche Stufen derselben Entwicklung? Stehen Darwinismus und die oben von mir beschriebene Moral der idealen Gesellschaft ohne Rassenunterschiede vielleicht in einem These/Antithese-Verhältnis? Wo könnte die ideale Synthese liegen bzw. wie weit sind wir heute davon entfernt? :D

Ich denke, durch unsere Moralvorstellungen haben wir begonnen, die Regeln des Darwinismus zu durchbrechen.
In der Natur kann kein Lebewesen dauerhaft überleben, wenn es nicht zu den Stärksten und Angepasstesten gehört.
In einer zivilisierten Gesellschaft aber sorgt sich die Allgemeinheit auch um die weniger Priviligierten. Bei kleineren Gebrechen spielt der Selektionsdruck keine so große Rolle mehr (z.B. Brillen oder Knieprobleme) und selbst bei den größeren gibt es meistens Auswege.
Wie es ohne diese Moralvorstellungen aussehen würde, kann man ja immer wieder in Bürgerkriegsgebieten oder zerfallenen Gesellschaften sehen.

naspferd
01-04-2006, 10:38
Hallo,
erstmal will ich sagen, dass ich beeindruckt bin von der teilweise hohen Qualität der Posts in diesem Forumsteil. War schon in anderssprachigen Foren unterwegs...Ist wohl was dran mit dem Dichter und Denker Krams......

Wenn ich die ursprüngliche Frage richtig verstanden habe, dann stellt sich die Frage nach der Existenz des Absoluten (Recht).
Wäre ich ein gläubiger Christ (resp. Jude, Muslim), müsste ich die Frage mit ja beantworten, denn schließlich haben wir ja unsere Moralvorstellung aus den Lehren der Propheten, bzw. Gottes Sohn gezogen.
Da Gott absolut(ewig, allwissend, allmächtig, gerecht, gut) ist, sind es seine Gebote auch.
So schlecht gefallen würde mir das nicht, wenn es denn so wäre. Es würde das Leben so viel einfacher machen.

Bsp.: Du darfst nicht töten (absolute Moral, auch das 5. Gebot der 10 Gebote)

Ich sehe die Welt (leider) aus einem anderen Winkel, die andere Menschen als morlischer Relativismus bezeichnen.
Sozusagen: Der Zweck heiligt die Mittel, es lässt sich auf die Welt mMn besser vereinen. Diese Sicht der Dinge gefällt mir persönlich nicht sonderlich, da er auch Extreme beinhaltet. Aber ich halte ihn für richtig.

Bsp.: Das Töten kann unter best. Umständen richtig sein.

Natürlich kann man noch viel schlimmere Extreme benennen, die mir viel weniger gefallen würden.

Ki. 102
03-04-2006, 14:30
Wie stehen moderne Moralvorstellungen und Darwinismus zueinander in Bezug? Sind es Gegensätze oder unterschiedliche Stufen derselben Entwicklung?Hi !
Der Darwinismus hat überhaupt keinen direkten moralischen Gehalt.
Indirekt könnte es einen Einfluss geben, wenn man "im Lichte dieser Erkenntnisse" zu anderen moralischen Überzeugungen kommt.

Der Mensch steht über der Natur, in dem Sinne, dass er beliebige ethische Entscheidungen treffen kann, auch entgegen dem, was "natürlich" ist, oder als solches gilt. Die Wissenschaft kann höchstens zeigen, ob es Widersprüche zwischen der Realität und der ggf. gegebenen Begründung gibt.

An ein "ewiges Recht" glaube ich nicht. Woher sollte das kommen ?
GRUß !

captainplanet
03-04-2006, 19:33
Hi !
Der Darwinismus hat überhaupt keinen direkten moralischen Gehalt.
Indirekt könnte es einen Einfluss geben, wenn man "im Lichte dieser Erkenntnisse" zu anderen moralischen Überzeugungen kommt.

Der Mensch steht über der Natur, in dem Sinne, dass er beliebige ethische Entscheidungen treffen kann, auch entgegen dem, was "natürlich" ist, oder als solches gilt. Die Wissenschaft kann höchstens zeigen, ob es Widersprüche zwischen der Realität und der ggf. gegebenen Begründung gibt.

An ein "ewiges Recht" glaube ich nicht. Woher sollte das kommen ?
GRUß !

Darwinismus hat sehr wohl einen gewissen moralischen Gehalt. Eine Gesellschaft, die moralische Grundsätze anwendet kann sich besser entwickeln. Wer sich nicht ständig ängstlich umsehen muß ob nicht vielleicht ein Stärkerer ihn fressen will findet eher die Zeit, sich Dingen wie Kunst oder Wissenschaft zu widmen. Deshalb wird sich eine solche Gesellschaft langfristig gegenüber einer, die nichts auf moralische Werte gibt, durchsetzen.

Und was das ewige Recht anbelangt: Ich habe "ewig" absichtlich mit Gänsefüßchen versehen. Ich verstehe darunter die Wertvorstellungen, mit denen künftige Generationen unser heutiges Tun beurteilen werden. Siehe allererster Beitrag.

YiShen
08-04-2006, 01:54
Was soll das ganze Philosophieren? Habt ihr kein Gewissen oder was? :confused:

Hör auf deinen Instinkt, hör auf dein Gewissen. Das zieht sich doch durch alle Religionen, lebe natürlich, wie ein Tier. "Tu, was dein Herz dir sagt."

Nicht umsonst haben sich immer und überall die Weisen in die Natur zurückgezogen, um zu beten/meditieren/wie auch immer man es in dem Kulturkreis nennt.... denkt mal drüber nach.

Klar ist das nicht einfach, aber was ist das schon? Und vielleicht liege ich auch mal wieder völlig daneben. :cool:

Yasha Speed
10-04-2006, 23:49
besitz stirbt
sippen sterben
du selbst stirbst wie sie
doch eins weiß ich, was niemals stirbt:
das ewige gesetz

taoismus? nö, wikinger-edda. is übrigens die korrekte übersetzung, nicht die "des toten tatenruhm" kacke.

naspferd
12-04-2006, 19:03
Hör auf deinen Instinkt, hör auf dein Gewissen.

Was denn nun?
Weißt Du wohl selber nicht so genau, wie?

endlich
13-04-2006, 16:04
Nicht umsonst haben sich immer und überall die Weisen in die Natur zurückgezogen, um zu beten/meditieren/wie auch immer man es in dem Kulturkreis nennt.... denkt mal drüber nach.



Genau. Und nicht umsonst haben die Weisen immer und überall ein friedfertiges und mitfühlendes Wesen gehabt.
Daraus schließe ich, dass es zumindest das eine ewige Gesetz gibt: Habe Mitgefühl mit allen Wesen und mit der Welt, deren Teil du bist - und handle danach.

Das würde ich nicht gleichsetzen mit kein Wesen töten oder verletzen, sondern nur damit, es nicht zu tun, wenn es sich vermeiden lässt.
Ein Raubtier muss ein anderes Tier töten um zu überleben, Überlebenskampf und Sterben gehören also auch zu der Welt, deren Teil wir sind. Und ich mache mir auch keine Gedanken darüber ob ich eine Bazille töte, wenn ich einen Joghurt esse.

Aber dieses Mitgefühl würde uns als "ewiges Gesetz" daran hindern, UNNÖTIG Leid in der Welt zu verbreiten, wenn wir es uns alle zu eigen machen könnten.
So etwas wie die Nazis gemacht haben, wäre dann nicht möglich. Keiner kann gleichzeitig foltern und Mitgefühl mit dem Opfer haben, denke ich.

Viele Grüße
Julia

Yasha Speed
17-04-2006, 16:07
den menschen beibringen, nett zu sein und nicht nur den eigenen vorteil im auge zu haben?

das überlass ich dir, viel spaß. ;)

endlich
19-04-2006, 12:41
den menschen beibringen, nett zu sein und nicht nur den eigenen vorteil im auge zu haben?

das überlass ich dir, viel spaß. ;)

Beibringen??? Nee, danke! Da könnte ich mich auch gleich in einen Hamster verwandeln und den Rest meines Lebens in einem Laufrad im Kreis rennen, das hätte vermutlich denselben Effekt. ;-)
Da kann sich bloß jeder an die eigene Nase fassen, oder eben auch nicht.
Aber das ist ja nicht mein Problem. Meins ist bloß, nach welchen Richtlinien ICH MEIN Verhalten auszurichten versuche.

Viele Grüße
Julia

captainplanet
10-05-2006, 22:15
Was soll das ganze Philosophieren? Habt ihr kein Gewissen oder was? :confused:

Hör auf deinen Instinkt, hör auf dein Gewissen. Das zieht sich doch durch alle Religionen, lebe natürlich, wie ein Tier. "Tu, was dein Herz dir sagt."

Nicht umsonst haben sich immer und überall die Weisen in die Natur zurückgezogen, um zu beten/meditieren/wie auch immer man es in dem Kulturkreis nennt.... denkt mal drüber nach.

Klar ist das nicht einfach, aber was ist das schon? Und vielleicht liege ich auch mal wieder völlig daneben. :cool:

Wieso hab ich manchmal nur den Eindruck, daß Leute was in meine Thrads schreiben ohne den ersten, einführenden Beitrag genau gelesen zu haben?!? :rolleyes:

Natürlich haben wir ein Gewissen! Aber moralische Wertvorstellungen, auf denen Gesetze basieren, unterliegen dem Zeitgeist, sie sind nicht fix. Davon, daß Recht und Gerechtigkeit meist zwei Grundverschiedene Sachen sind, mal ganz abgesehen.