feiwong
15-08-2002, 07:32
... habe ich gerade gefunden....
gruss... FEI
--- schnipp ---
Thaiboxen von Steve Rosse
von der Website www.phuketcom.co.th/stories/boxing.htm
übersetzt aus dem Englischen von K. Evans
Mein Freund Pat fragte mich, ob ich heute Abend mit ihm zu den Kämpfen gehen wollte. Ich erzählte ihm ich müsste auf die Beerdigung eines guten Freundes, und da ich ungern lüge, muss ich schnell einen guten Freund finden und ihn umbringen. Pat ist nämlich ein Riesenfan vom Thaiboxen - eine Sportart, die meiner Meinung nach die schlimmsten Aspekte einer Gebetsversammlung mit dem Schlimmsten eines Krawalls verbindet.
Wenn du noch nie bei einem Muay Thai-Kampf dabei gewesen bist, herzlichen Glückwunsch. Jetzt will ich dir erzählen, was du alles verpasst hast. Als erstes hält man sich in einer Arena auf, die heiß genug wäre, um Orchideen drin züchten zu können und die zudem nach alten Socken stinkt. Du bist dort eingepfercht mit etwa Tausend der schlimmsten Typen der Provinz, jeder von denen jeweils durch Whisky und Blutlust beeinflusst...
In den Provinzen ist es üblich, dass das Publikum am Eingang nach Waffen abgesucht wird. Hast du keine Schießwaffe oder Messer dabei, kriegst du eine ausgestellt, bevor du rein darfst. Es gibt eine Kleiderordnung: Du musst Klamotten anziehen in denen du mindestens schon 3 Nächte gepennt hast.
Dein Ticket weist auf einen Sitzplatz in einem Stadion hin, das bereits 1944 von den Alliierten platt bombardiert wurde - also setzt du dich auf irgendeine knallharte Holzbank, am besten mit deinem Programm zwischen deinem Hintern und der Bank als Schutz gegen die größten Holzsplitter. Schon bevor die Kämpfer auftauchen, schreit die Menschenmenge und brüllt mit wedelnden Armen. Das Schreien hängt mit den vermeintlichen Gewinnchancen der ersten beiden Kämpfern zusammen; das Wedeln soll die Stechmücken fernhalten, die durch die Blutmeere, die bei solchen Anlässen fließen, angelockt werden.
Bald kommen die ersten Gladiatoren herein, geführt von ihren phi liang, was soviel wie Kindermädchen bedeutet. Zu diesem Zeitpunkt fängt auch die Band an. Das Orchester bei Muay Thai-Kämpfen besteht aus drei 80-jährigen Männern, die Instrumente spielen, die noch älter sind als sie selbst: Trommel, Becken u. Flöte. Ihre Aufgabe ist es, ein Geräusch wie ein Zugunglück von sich zu geben - halt länger und lauter.
Die Tänzer fangen mit einer Reihe von halbwegs graziösen rituellen Bewegungen an, die ihren Tanzlehrern ehren sollten. Sie gehen in dem Ring herum, beugen sich, posieren und verneigen sich, in allen vier Himmelsrichtungen, vor allen vier Elementen, vor allen 4 Marx-Brüdern. Sobald sie sich durch dieses Getue erschöpft haben, dürfen sie eine Pause einlegen während die Zuschauer mit dem Wetten anfangen.
Dies ist illegal, weshalb alle heimlich ihr Geld herumwedeln und ihre Wetten möglichst laut durch das Stadion kreischen. Einige Leute wetten auf das Ergebnis des nächsten Kampfs. Die meisten wetten auf den Kämpfer, den sie glauben als Erster über die Seile springen wird, um das Orchester zusammen zu schlagen.
Irgendwann führt der Ringrichter die beiden Kämpfer in die Mitte des Rings. Er erklärt ihnen jetzt "die Regel". Thaiboxen hat nur eine Regel: du darfst deinem Gegner nicht ins Auge stochern. Da die Kerle, die ihr Lebensunterhalt so bestreiten, nicht die hellsten sind, müssen sie dicke Leder-Handschuhe anziehen für den Fall, dass sie "die Regel" vergessen.
Die Kämpfer gehen in ihre Ecken zurück, beten noch ein bisschen herum und kriegen von ihren Trainern noch schnell ein paar Tätowierungen, die Glück bringen sollen. Die Band keucht immer lauter bis sie einen gewissen Höhepunkt erreicht, der Gong ertönt und der Kampf beginnt. Die Uniform eines Thaiboxers besteht aus einer Hochglanz-Polyestershorts in einer Vielzahl hässlicher Farben, die von den Rippen bis zu den Knien reicht. Die Hose ist groß, damit möglichst viel Werbung darauf passt. Es wird hauptsächlich für Gesundheitsprodukte wie Tabak und alkoholische Getränke geworben, also für Produkte, die richtig gut zu einem sportlichen Event passen. Die Größe der Hose und das Gewicht der applizierten Firmenlogos entscheidend über den Kampfstil des einzelnen Kämpfers. Manche kämpfen mit nur einer Hand, halten mit der anderen die Hose oben, während andere Kämpfer einen Stoß Schläge abgeben, bevor sie sich zurückziehen, um die Shorts wieder hoch zu hieven.
Im Thaiboxen darf man seinen Gegner mit allem außer mit Gartenmöbeln schlagen - deshalb wird viel gekickt, mit Ellenbogen geschlagen, gekniet und mit dem Kopf gestoßen. Zwischen den Runden reiben die Trainer ihre Helden mit Eisbrocken ab und gießen sie mit kaltem Wasser über in dem Glauben, dass diese primitive Form der Tieftemperaturtechnik das Leben des Kämpfers verlängern wird - wenigstens bis zum Ende des Kampfs. Mit jedem Schlag schreit die Menge wie mit einer Stimme "Uuuuuuheeeyy!". Das ist "Aua, aua" auf thailändisch. Das Wetten geht noch bis zur letzten Runde bzw. bis einer der beiden Kämpfer - oder ein Durchdrehter aus dem Publikum - die Band überfällt.
Gewinnen kann man durch K.O. oder durch Punkte. Alle Richter sind blind außer einem, wodurch das Bestechen erleichtert wird. Punkte werden nach einer geheimnisvollen Methode vergeben. Diese Methode berücksichtigt Form, Techniken, Anzahl der Treffer und wie weit ein Kämpfer seine Hose rutschen lässt, bevor er sie wieder hoch rupft. Die Technik, die die höchste Punktzahl kassiert, ist ein Ellenbogenschlag von hinten. Das erklärt warum die Kämpfer ewig versuchen, rückwärts in den Gegner zu laufen. Sobald der Gewinner bekannt gegeben wird, reißen beide Kämpfer triumphierend die Arme hoch und stolzieren um den Ring. Sie verbeugen sich vor den Leuten, die auf sie gewettet haben, und fallen sich gegenseitig in die Arme wie verschollene Brüder - gar nicht wie zwei Kerle, die gerade 15 Minuten lang versucht haben, sich die Kacke aus dem Leib zu prügeln. Sie stolpern schließlich von dem Ring in einen Krankenwagen und das Publikum bewirft die Band mit Erdnuss-Schalen bis die nächsten Kämpfer auftauchen.
Ein Thaibox-Event dauert solange wie es noch Kämpfer gibt, die bereit sind, sich das Kreischen und Gequietsche des Orchesters an zu tun. Gepaart werden die Kämpfer gemäß Kriterien wie Größe, Gewicht, Tätowierungen. Während es im westlichen Boxen Gewichtsklassen gibt, z.B. Bantam-weight, Light-weight, Heavy-weight etc., gibt es im Thaiboxen Kategorien wie "untersetzte kleine Kerle mit einer Salamander-Täto am Unterarm" oder "kleine drahtige Typen mit Affen-Tätos aufm Rücken" etc. Auch die Bands werden nach Kategorien unterschieden: "schrecklich", "lausig", "echt beschissen".
Obwohl die Kämpfer immer gleich viel verdienen (umgerechnet ca. USD 2), ob sie gewinnen oder verlieren, wechseln jede Nacht beim Wetten Unmengen von Geld den Besitzer. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn ein reicher Geschäftsmann mit Freunden einen Abend bei den Kämpfen verbringt, und später nach Hause geht, um seine Frau mitzuteilen, dass ihr ganzes Hab und Gut (inkl. Ehefrau und Kinder) nun einem Taxifahrer namens Lek aus Krab gehören. Egal! Am Samstag darauf lässt Leks Lieblingskämpfer die Hose fallen während er rückwärts den Ellenbogen einsetzen will, stolpert und rutscht auf einer Eispfütze aus - dann bekommt der Geschäftsmann alles wieder.
Während ich selbst kein Fan vom Thaiboxen bin, finde ich es OK, dass Pat in diesen "Sport" vernarrt ist. Ich stehe jedes Jahr am 1. Februar um 04.30 Uhr auf, um mir die Superbowl live per Satellit rein zu ziehen. Australier wie Pat meinen American Football wäre was für Weicheier. Stell dir vor - die Spieler bekommen für vielleicht 10 Minuten auf dem Feld bis zu USD 10,000 und dürfen dabei mehr Schutzausrüstung anziehen als ein Plutonium-Bergbauer. In der Hinsicht bin ich mit Pat einer Meinung: man muss die Thaiboxer einfach respektieren. Es gehört viel dazu, mit lediglich einem bunten Schlüpfer in den Ring zu steigen und der Band ins Gesicht zu sehen.
gruss... FEI
--- schnipp ---
Thaiboxen von Steve Rosse
von der Website www.phuketcom.co.th/stories/boxing.htm
übersetzt aus dem Englischen von K. Evans
Mein Freund Pat fragte mich, ob ich heute Abend mit ihm zu den Kämpfen gehen wollte. Ich erzählte ihm ich müsste auf die Beerdigung eines guten Freundes, und da ich ungern lüge, muss ich schnell einen guten Freund finden und ihn umbringen. Pat ist nämlich ein Riesenfan vom Thaiboxen - eine Sportart, die meiner Meinung nach die schlimmsten Aspekte einer Gebetsversammlung mit dem Schlimmsten eines Krawalls verbindet.
Wenn du noch nie bei einem Muay Thai-Kampf dabei gewesen bist, herzlichen Glückwunsch. Jetzt will ich dir erzählen, was du alles verpasst hast. Als erstes hält man sich in einer Arena auf, die heiß genug wäre, um Orchideen drin züchten zu können und die zudem nach alten Socken stinkt. Du bist dort eingepfercht mit etwa Tausend der schlimmsten Typen der Provinz, jeder von denen jeweils durch Whisky und Blutlust beeinflusst...
In den Provinzen ist es üblich, dass das Publikum am Eingang nach Waffen abgesucht wird. Hast du keine Schießwaffe oder Messer dabei, kriegst du eine ausgestellt, bevor du rein darfst. Es gibt eine Kleiderordnung: Du musst Klamotten anziehen in denen du mindestens schon 3 Nächte gepennt hast.
Dein Ticket weist auf einen Sitzplatz in einem Stadion hin, das bereits 1944 von den Alliierten platt bombardiert wurde - also setzt du dich auf irgendeine knallharte Holzbank, am besten mit deinem Programm zwischen deinem Hintern und der Bank als Schutz gegen die größten Holzsplitter. Schon bevor die Kämpfer auftauchen, schreit die Menschenmenge und brüllt mit wedelnden Armen. Das Schreien hängt mit den vermeintlichen Gewinnchancen der ersten beiden Kämpfern zusammen; das Wedeln soll die Stechmücken fernhalten, die durch die Blutmeere, die bei solchen Anlässen fließen, angelockt werden.
Bald kommen die ersten Gladiatoren herein, geführt von ihren phi liang, was soviel wie Kindermädchen bedeutet. Zu diesem Zeitpunkt fängt auch die Band an. Das Orchester bei Muay Thai-Kämpfen besteht aus drei 80-jährigen Männern, die Instrumente spielen, die noch älter sind als sie selbst: Trommel, Becken u. Flöte. Ihre Aufgabe ist es, ein Geräusch wie ein Zugunglück von sich zu geben - halt länger und lauter.
Die Tänzer fangen mit einer Reihe von halbwegs graziösen rituellen Bewegungen an, die ihren Tanzlehrern ehren sollten. Sie gehen in dem Ring herum, beugen sich, posieren und verneigen sich, in allen vier Himmelsrichtungen, vor allen vier Elementen, vor allen 4 Marx-Brüdern. Sobald sie sich durch dieses Getue erschöpft haben, dürfen sie eine Pause einlegen während die Zuschauer mit dem Wetten anfangen.
Dies ist illegal, weshalb alle heimlich ihr Geld herumwedeln und ihre Wetten möglichst laut durch das Stadion kreischen. Einige Leute wetten auf das Ergebnis des nächsten Kampfs. Die meisten wetten auf den Kämpfer, den sie glauben als Erster über die Seile springen wird, um das Orchester zusammen zu schlagen.
Irgendwann führt der Ringrichter die beiden Kämpfer in die Mitte des Rings. Er erklärt ihnen jetzt "die Regel". Thaiboxen hat nur eine Regel: du darfst deinem Gegner nicht ins Auge stochern. Da die Kerle, die ihr Lebensunterhalt so bestreiten, nicht die hellsten sind, müssen sie dicke Leder-Handschuhe anziehen für den Fall, dass sie "die Regel" vergessen.
Die Kämpfer gehen in ihre Ecken zurück, beten noch ein bisschen herum und kriegen von ihren Trainern noch schnell ein paar Tätowierungen, die Glück bringen sollen. Die Band keucht immer lauter bis sie einen gewissen Höhepunkt erreicht, der Gong ertönt und der Kampf beginnt. Die Uniform eines Thaiboxers besteht aus einer Hochglanz-Polyestershorts in einer Vielzahl hässlicher Farben, die von den Rippen bis zu den Knien reicht. Die Hose ist groß, damit möglichst viel Werbung darauf passt. Es wird hauptsächlich für Gesundheitsprodukte wie Tabak und alkoholische Getränke geworben, also für Produkte, die richtig gut zu einem sportlichen Event passen. Die Größe der Hose und das Gewicht der applizierten Firmenlogos entscheidend über den Kampfstil des einzelnen Kämpfers. Manche kämpfen mit nur einer Hand, halten mit der anderen die Hose oben, während andere Kämpfer einen Stoß Schläge abgeben, bevor sie sich zurückziehen, um die Shorts wieder hoch zu hieven.
Im Thaiboxen darf man seinen Gegner mit allem außer mit Gartenmöbeln schlagen - deshalb wird viel gekickt, mit Ellenbogen geschlagen, gekniet und mit dem Kopf gestoßen. Zwischen den Runden reiben die Trainer ihre Helden mit Eisbrocken ab und gießen sie mit kaltem Wasser über in dem Glauben, dass diese primitive Form der Tieftemperaturtechnik das Leben des Kämpfers verlängern wird - wenigstens bis zum Ende des Kampfs. Mit jedem Schlag schreit die Menge wie mit einer Stimme "Uuuuuuheeeyy!". Das ist "Aua, aua" auf thailändisch. Das Wetten geht noch bis zur letzten Runde bzw. bis einer der beiden Kämpfer - oder ein Durchdrehter aus dem Publikum - die Band überfällt.
Gewinnen kann man durch K.O. oder durch Punkte. Alle Richter sind blind außer einem, wodurch das Bestechen erleichtert wird. Punkte werden nach einer geheimnisvollen Methode vergeben. Diese Methode berücksichtigt Form, Techniken, Anzahl der Treffer und wie weit ein Kämpfer seine Hose rutschen lässt, bevor er sie wieder hoch rupft. Die Technik, die die höchste Punktzahl kassiert, ist ein Ellenbogenschlag von hinten. Das erklärt warum die Kämpfer ewig versuchen, rückwärts in den Gegner zu laufen. Sobald der Gewinner bekannt gegeben wird, reißen beide Kämpfer triumphierend die Arme hoch und stolzieren um den Ring. Sie verbeugen sich vor den Leuten, die auf sie gewettet haben, und fallen sich gegenseitig in die Arme wie verschollene Brüder - gar nicht wie zwei Kerle, die gerade 15 Minuten lang versucht haben, sich die Kacke aus dem Leib zu prügeln. Sie stolpern schließlich von dem Ring in einen Krankenwagen und das Publikum bewirft die Band mit Erdnuss-Schalen bis die nächsten Kämpfer auftauchen.
Ein Thaibox-Event dauert solange wie es noch Kämpfer gibt, die bereit sind, sich das Kreischen und Gequietsche des Orchesters an zu tun. Gepaart werden die Kämpfer gemäß Kriterien wie Größe, Gewicht, Tätowierungen. Während es im westlichen Boxen Gewichtsklassen gibt, z.B. Bantam-weight, Light-weight, Heavy-weight etc., gibt es im Thaiboxen Kategorien wie "untersetzte kleine Kerle mit einer Salamander-Täto am Unterarm" oder "kleine drahtige Typen mit Affen-Tätos aufm Rücken" etc. Auch die Bands werden nach Kategorien unterschieden: "schrecklich", "lausig", "echt beschissen".
Obwohl die Kämpfer immer gleich viel verdienen (umgerechnet ca. USD 2), ob sie gewinnen oder verlieren, wechseln jede Nacht beim Wetten Unmengen von Geld den Besitzer. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn ein reicher Geschäftsmann mit Freunden einen Abend bei den Kämpfen verbringt, und später nach Hause geht, um seine Frau mitzuteilen, dass ihr ganzes Hab und Gut (inkl. Ehefrau und Kinder) nun einem Taxifahrer namens Lek aus Krab gehören. Egal! Am Samstag darauf lässt Leks Lieblingskämpfer die Hose fallen während er rückwärts den Ellenbogen einsetzen will, stolpert und rutscht auf einer Eispfütze aus - dann bekommt der Geschäftsmann alles wieder.
Während ich selbst kein Fan vom Thaiboxen bin, finde ich es OK, dass Pat in diesen "Sport" vernarrt ist. Ich stehe jedes Jahr am 1. Februar um 04.30 Uhr auf, um mir die Superbowl live per Satellit rein zu ziehen. Australier wie Pat meinen American Football wäre was für Weicheier. Stell dir vor - die Spieler bekommen für vielleicht 10 Minuten auf dem Feld bis zu USD 10,000 und dürfen dabei mehr Schutzausrüstung anziehen als ein Plutonium-Bergbauer. In der Hinsicht bin ich mit Pat einer Meinung: man muss die Thaiboxer einfach respektieren. Es gehört viel dazu, mit lediglich einem bunten Schlüpfer in den Ring zu steigen und der Band ins Gesicht zu sehen.