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Vollständige Version anzeigen : Wettkampf vs. Tradidition



Mia82
30-11-2005, 11:33
Hallo ihr!

Ich schreibe eine Hausarbeit zu folgenden Thema:
Vergleich von Methodik und Didaktiv im Wettkampfkarate und im traditionellen
Karate

Ich würde hierzu gerne eure Meinung hören!
Vielleicht hat ja auch jemand von euch Literaturhinweise
- darüber würde ich mich riesig freuen.

Liebe Grüße,
Mia

schubi
30-11-2005, 12:12
Hmm - bezieht sich das Wettkampfkarate auf Spitzensport oder den Breiten-Wettkampfsport?

Schubi

Kumite-Fighter
30-11-2005, 20:00
Tja, also leider kann ich dir keine Literaturhinweise geben, aber ich kann dir sagen, dass beim Kihon (Grundschule) eher Kraft (auch für den Bruchtest), während beim Kumite (Wettkampf) eher die Geschwindigkeit zählt.Außderdem sind es natürlich nicht so brutale Techniken ;). Ich hoffe, ich konne helfen.

So far,
Kumite-Fighter

schubi
01-12-2005, 08:32
Hallo Mia,

dann schieß' ich mal ins Blaue und erzähle, wo bei uns die Unterschiede liegen. Leider beantwortet das gleich nicht vollständig deine Frage, da beide Vereine, denen ich angehöre, Breitensportvereine sind. Unter traditionellem Karate verstehe ich was anderes als Breitensport (so ganz grob mehr die Betonung des DO, der Etikette, der Rituale und letztendlich auch der Lehrer-Schülerbeziehung).

Angesiedelt ist unser Kinder-/Jugend-Kata-Wettkampftraining im mittleren Bereich. Zwar haben sich auch schon Kids für die DM qualifiziert, aber es wären durchaus noch Steigerungen beim Training möglich, man könnte z.B. mit zielgerichteter Ernäherung beginnen, mentalem Training und an die körperlichen Grenzen gehen. Aber das ist etwas, was in meinen Augen nur Junioren aufwärts betreiben sollten, die wirklich aus freien Stücken diesen Weg wählen wollen. Vorher sind die Kids zusehr beeinflussbar.

Grundsätzlich machen meine Kids das normale Training mit. D.h., alles, was mit Wettkampf zu tun hat, ist additiv. Und das gilt für praktisch alle, die ich in diesem Bereich kenne (Spitzensportler immer ausgenommen!). Das macht
3,5 - 5 Std normales (Erwachsenen-)Training. Dazu kommen 2 Std Wettkampftraining, manchmal auch mehr. Außerdem ist einmal im Monat Landeskader und so 20 Lehrgänge pro Jahr besuchen wir. Davon auch zwei bis drei 4-Tage+ Veranstaltungen.

Das Wettkampftraining unterscheidet sich vom normalen Training schon dadurch, dass natürlich viel Kata geübt wird. Anweichend von der traditionellen Ausführung wird versucht mehr Ausdruck in die Katas zu bringen. Damit einher geht eine Veränderung des Timings. Um die Katas zu unterstützen, wird viel Schnellkrafttraining gemacht, und zwar aus statischen Positionen (im Gegensatz zum Kumite, wo die Schnelligkeit aus der Bewegung kommen muss).

Spezielle Dehnübungen machen wir kaum im reinen Wettkampftraining - nur was so beim üblichen Warmmachen gemacht wird.

Wo Wettkampftraining und traditionelles Training sich nahe kommen, ist beim Hara-Training. Gezielte Atmung, sich der körperlichen Mitte bewußt sein, Spannung und Entspannung, Energie fließen lassen - das sind imho gemeinsame Punkte.

Eine weitere Abweichung der beiden Trainingsformen kommt beim Kata-Team zum tragen. Synchronität ist nicht unbedingt Bestandteil der traditionellen Schule. Und das Bunkai - Wettkampfbunkai ist auf Show ausgelegt, nicht unbeding auf eine schnörkellose Umsetzung der Katatechniken.

Da wo tradtionelle Werte und Wettkampf sich wieder nähern, ist das Feeling.
Wir fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wir sind ein Team. Dazu gehört auch, Geschichten aus dem Budoumfeld zu erzählen, zu zeigen, was Karate-Do sein kann, und darüber zu diskutieren.

Nochmal in Stichpunkten
Breitensporttraining: Viel Aufwärmung mit allgemeinen Fitnessteilen, Schwitzen, der übliche Kihon, Kata, Kumite-Mix - alles auf mäßigem Niveau
Kata-Wettkampftraining: Aufwärmung mit Hintergedanke Schnellkraft, viel Detailarbeit in den Katas, Zanshin, Kime und Hara, Teamförderung, Ausführung der Techniken auf hohem Niveau
Traditionelles Training: DO, Zen, Hara, Etikette und Rituale, Seinsei-zentriert, sonst wie Breitensport

Ganz anders sieht das aus, wenn man Kumite-Wettkampftraining betrachtet - aber dass erzählt dir bestimmt jemand anderes.

Literatur speziell zu diesem Thema - fällt mir nicht so ein aber - für mich das Buch über traditionelles Budo-lernen für Europäer ist "Zen in der Kunst des Bogenschießens". Den Autor weiss ich so aus dem Kopf nicht mehr.

Schubi

Jibaku
01-12-2005, 10:20
"Modernes Sport-Karate -Technische und taktische Grundlagen"
Rudolf Jakhel, Aachen, Meyer & Meyer Verlag 1997
(Orginalausgabe herausgegeben vom "Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband")
Die mit Abstand beste, mir bekannte Publikation zum WKF (Kumite) Sportwettkampfsystem in deutscher Sprache.
Angenehm sachlich, wenig bekehrend und im Vergleich zu sonstigen Budopublikationen erschreckend fundiert. Interessant auch wenn man kein (reiner) Wettkämpfer ist.

Auch recht sachlich mehr basierend auf einem "traditionellen" Training mit moderner Analyse:

"Modernes Karate"
T. Okazaki/ Dr. M. V. Stricevic, Niedernhausen, Bassermann, 1998
(Orginalausgbe im Falkenverlag)

In Deutschland wahrscheinlich einfach deswegen maßgeblich weil es fast jeden (Shotokan)karateka beeinflußt hat, sämtliches von A. Pflüger, allem vorran seine "25/27 Shotokankata".

Und bei denen die sich richtig traditionell nennen..? Nun da gibts so viele Auffassungen, da kann man sich nach eigenem Gusto doch was rausgreifen.
Beim Wettkampftraining bestimmen die Notwendigkeiten das Training, weswegen das im Grunde immer ähnlich sein wird, im "traditionellen" Karate die Überzeugungen und die sind nunmal manigfaltig.