Buddhismus - Einführung [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Buddhismus - Einführung



heidelauf
30-11-2005, 21:03
Hi zusammen,

ich habe gerade den thread Buddhismus und Kriegskunst durchgelesen..

Hier soll es nicht so sehr darum gehen wie Religion gesellschaftlich wirkt (Integration, Legitimation von Herrschaft, Mobilisierung für den Krieg..bla) und hier soll es auch nicht darum gehen wie Buddhisten Krieg u. Kampfkunst rechtfertigen, Geschichte usw.
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@Botschafterkosh hat oft davon geschrieben und jetzt bin ich neugierig:

Mich interessiert die praktische, individuelle Glücksfindung durch Buddhismus. Ich habe gelesen, dass das auch auf die Umwelt positiv abfärben kann.

Vielleicht könnt Ihr ein paar Zeilen schreiben, wo ich anfangen soll bei der "Suche". Auch elementare Gedanken worum es im Buddhismus geht. Text, Lesetipps & Hinweise sind sehr willkommen !!!

Grüße vom heidelauf :)

halli
01-12-2005, 11:25
ich haaaabs gewusst :D ich machs nicht umsonst... angefügt ist :cool: meine facharbeit aus dem jahre 2003/04 ..

jaja .. hf

Thorre
01-12-2005, 12:04
Es gibt einige buddhistische "Regeln", eine "Gebrauchsanweisung zum Glücklichsein", aber eine zentrale These vieler buddhistischer Schulen ist, daß die Suche nach Glück nicht die richtige Suche ist.

Hallo Thomas, eine gute Arbeit, sehr interessant fand ich die Geschichte des alten Mönchs, der sich selbst tötete...

halli
01-12-2005, 12:26
Hallo Thomas, eine gute Arbeit, sehr interessant fand ich die Geschichte des alten Mönchs, der sich selbst tötete...


danke :) .. hab mich damals aus neugierde an dieses thema gewagt und tja ich habs nicht bereut..

einige ansätze, prinzipien und werte hab ich für mich bewahrt :)

heidelauf
01-12-2005, 15:21
Es geht mir einfach darum eine Einstellung zu erarbeiten, die mich mit allem besser zurechtkommen lässt.

Danke!

martin.schloeter
01-12-2005, 15:30
@heidelauf
Du findest im Web sehr viel Informationen, die erstmal das gedankliche Modell des Buddhismus verstehen helfen. Z.B.
http://www.dharma.de/dbu/buddhismus_allgemein.html#wahrheiten

Ein m.E. gutes Printwerk was noch leidlich kompakt ist, ist vom Dalai Lama die "Vorlesungen in Harvard". Muss man aber konzentriert lesen.

Um das im praktischen Leben umzusetzen braucht es Schulung und Training. Unter anderem ist es notwendig einen Zustand der gedanklichen "Achtsamkeit" zu entwickeln, der es z.B. ermöglicht negative Emotionen schnell zu erkennen und sich von ihnen wieder zu lösen, Dinge (erstmal) ohne Wertung anzunehmen etc etc
Da ist dann der Weg das Ziel. ;)

Gruss

Sphere
01-12-2005, 16:01
Was mir beim Buddhismus recht häufig auffällt ist der relative Mangel an unkommentierten, gesammelten Schriften. (Fast so schwer wie eine Buchhandlung zu finden, in der nicht weit über die Hälfte aller vorhandenen Bücher vom Dalai Lama handeln.)

Deshalb könnten vielleicht diese Links ein wenig helfen:

http://www.palikanon.com/ - Deutsche Übersetzung des Palikanon (http://www.palikanon.com/)
http://www.metta.lk/tipitaka/ - Pali und Englisch (http://www.metta.lk/tipitaka//)

BotschafterKosh
01-12-2005, 18:36
Ich (überzeugter Heide) beschäftige mich etwa seit einem halben Jahr damit, ... was meinen Charakter (ehemals Partymensch, rücksichtsloser Frauenverführer) extrem vorteilhaft beeinflusst hat.
ich bin inzwischen viel ruhiger und ausgeglichener,... ich lasse mich nicht mehr so stark von irgendetwas beeinflussen, kann meine Mitmenschen besser verstehen (und auch manipulieren ;-), ziehe Kraft aus negativen Erlebnissen...

Im Buddhismus gibt es verschiedene Schulen. Die zugrunde liegende Lehre ist gleich, aber Lösungswege und Zielsetzungen unterscheiden sich voneinander.
(Keine Garantie für die Richtigkeit)

Die eigentliche Lehre (Theravada, die ich auch favorisiere) ist eine konkrete Befreiungslehre, ohne spirituelle Erweiterungen.

Im Mahayana wird z.B: besonders starker Wert auf die Ausgeprägung von Mitgefühl (welches sich aus dem Verständnis erschliesst, dass Alle Lebewesen = Glück erfahren & Schmerzen vermeiden wollen) und auf die Ausübung von positiven Taten gelegt, mit dem Ziel, Alle zu Befreien (getreu dem Motto, so wie man in dem Wald hinein ruft, schallt es auch wieder heraus).
Dabei werden auch Symbole (Z.B: für gute und schlechte Erscheinungsformen) benutzt, um die dahinterstehende Lehre zu visualisieren.

Wer sich damit intensiv beschäftigt, wird sich von seinem Selbstbestätigungsdrang, den dualistischen Ansichten ( "***** K*n*cken" usw) frei machen, Minderwertigkeitsgefühle, Schuldzuweisungen, Wut, Ängste, Neurosen... und den ganzen anderen Quatsch wegrationalisieren.

Oberstes Ziel = anhaltende und vollkommene Glückseligkeit.

Bestandteil der Lehre sind unter Anderem das bedingte Entstehen (jeder einzelnen Handung), das Ursache - Wirkungsprinzip, materielle/Anhaftung (und die dahinterstehende Ideologie), gegenseitige Beeinflussung, die Substanzlosigkeit, ...

empfehlenswerte Literatur:
www.buddhismus.edu
Glück finden - Dalai Lama
Das Buch der Menschlichkeit - Dalai Lama
die 4 edlen Wahrheiten - Dalai Lama
Wie die Dinge sind - Lama Ole Nydal

heidelauf
02-12-2005, 15:13
vielen Dank für Eure Antworten !

undef
06-12-2005, 07:50
Was nutzen alle Sutren, wenn man sie nicht versteht? Und selbst wenn einer alle Sutren und Kommentare auswendig kennt, bleibt das nichts als lebloser Buddhismus.
Sutren lesen, die Auslegung diskutieren- das ist als ob man seinen Durst mit gemaltem Wasser stillen will.

heidelauf
06-12-2005, 17:22
:confused:
Was willst du damit sagen ? Bitte klär mich auf. Und was meinst du mit "lebloser Buddhismus" :confused: lebendig - Soetwas wie "gelebtes" Christsein ???

Nun, dass die Aktiven aus welcher Gemeinde auch immer nicht bescheid wüssten wär mir neu ;)

Sutren lesen, die Auslegung diskutieren- das ist als ob man seinen Durst mit gemaltem Wasser stillen will.
Reflektion macht bestimmt keinen dumm. Und dass ich nicht irgendwelche theologischen Expertenkommissionen bereichern will hab ich geschrieben. Ich brauch das ganz praktisch verwertbar fürs Leben.

Gruß

undef
06-12-2005, 19:07
Reflektion macht bestimmt keinen dumm. Und dass ich nicht irgendwelche theologischen Expertenkommissionen bereichern will hab ich geschrieben. Ich brauch das ganz praktisch verwertbar fürs Leben.


Gut. Du beschäftigst Dich mit dem Buddhismus, um etwas verwertbares für Dein Leben zu haben. Das ist eine sehr schöne Absicht :)

Buddha sagt: Von Anbeginn an haben wir alles was wir brauchen. Wir sind von Anbeginn an Buddha. Als einmal ein Meister gefragt wurde, wie er täglich das Dharma (die Lehre) lebe, sagte er: "Essen, gehen, schlafen, lachen." Man mag meinen, dass wir das doch sowieso immer tun. Aber die meisten Menschen tun dies nicht. Wenn man beim Essen sitzt, dann sitzt man vielleicht beim Tisch, aber in Gedanken ist man noch beim Gespräch von vorhin, durchlebt noch einmal eine schöne Situation, plant usw. Man tut alles mögliche- aber man ist nicht wirklich beim Essen. Es ist zweifelsohne eine strikte Übung notwendig, bis wir wirklich gehen, essen, lachen, schlafen. Nur dies!

Wenn Du sagst, Du suchst etwas für Dein Leben, dann klingt das so, als ob Du etwas suchst, was Du nicht hast. Du möchtest Dein Leben bereichern. Aber im Grunde hast Du bereits alles. Das Leben Buddhas ist heute nicht anders als vor tausenden Jahren. Essen, gehen, schlafen. Das ist ganz unmittelbar das "gelebte" Dharma. Es gibt einen schönen Spruch:
"Wenn Du wirklich den Spruch 'Geist ist Buddha' begreifst, dann isst Du Buddhas Nahrung und trägst Buddhas Kleider"

Könnte so etwas jemals theoretisch erfasst werden? Kann jemals der Geschmack einer Orange durch bloßes lesen erfahren werden? Um es noch deutlicher zu sagen: Wird Dein Mund süß, wenn Du "süß" sagst? Oder kalt beim Wort "kalt"? Worte können die Wahrheit nicht fassen. Wenn jemand über die Liebe schwärmt, die Gefühle, dann mag man nicken und sagen "ja- wunderbar! So ist es!" Aber das können wir nur tun, weil wir die Liebe selbst erfahren haben. Das ist das Wesen der Sutras. Sie sind Buddhas Aussprüche, sie "erzählen" von der Wahrheit, aber wir müssen sie selbst erfahren, sonst bleiben sie intellektuelle Konstrukte- ohne Wert.

Ich möchte jetzt nicht weiter so leichtfertig daherreden. Gib Dein Suchen nicht auf, bitte beschäftige Dich weiter mit dem Buddhismus! :)
Aber Du musst für Dich selbst dies beantworten: "Der Buddhismus lehrt die Befreiung vom Tod. Wenn ich vom Buddhismus lese, hilft es mir wirklich, mich vom Tod zu befreien? Der Buddhismus lehrt die Auflösung vom Leid. Kann ich durch das Studium der Sutren zu einem wirklich leidlosen Leben kommen?"

Vielen Dank
undef

BotschafterKosh
06-12-2005, 19:39
Aber Du musst für Dich selbst dies beantworten: "Der Buddhismus lehrt die Befreiung vom Tod. Wenn ich vom Buddhismus lese, hilft es mir wirklich, mich vom Tod zu befreien?
Befreiung vom Tod? Alles entsteht und vergeht kontinuierlich. Die kontinuierliche Prägung des Menschens und die atomare Neuformierung (Evolution, Geburt) definiert sich aus den Ereignissen/Einflüssen heraus.
Wenn Du völlig frei, ausgeglichen & zufrieden bist, hast Du auch kein Bedürfnis mehr nach Geborgenheit/Sex/Selbstbestätitung/Reichtum[...],
was dem Kreislauf dann entgegenwirkt.


Der Buddhismus lehrt die Auflösung vom Leid. Kann ich durch das Studium der Sutren zu einem wirklich leidlosen Leben kommen?"
Wenn man in einem positiven Umfeld aufwächst und von den Umständen her begünstigt wird, ja.

undef
06-12-2005, 21:00
Wenn man in einem positiven Umfeld aufwächst und von den Umständen her begünstigt wird, ja.

Was für ein beschränktes Leben das wäre! Schau Dir das Leben Gautama Buddhas an! Er lebte in Überfluss und wurde durch den Anblick von Tod und Leiden so berührt, dass er alles aufgab. Ich meine nicht ein scheinbares Glück, sondern "echtes". Das ist das Bild vom Lotus, der mitten im Sumpf und Schlamm erblüht, aber doch nicht schmutzig wird. Ein Meister dichtete einmal dieses bemerkensewerte Gedicht:

Ich durchschritt sogleich die heitere Ruhe
des hellen Mondes und der frischen Brise.
In der größten Qual kochenden Wassers und brennenden Feuers
ergötze ich mich und bin glücklich.

Solch ein Mensch befindet sich selbst auf einer Müllkippe im wahren Paradies. Es ist müßig zu betonen, dass man es beschreiben mag, aber echtes Glück keine Frage von Worten sondern der unmittelbaren Erfahrung ist.


Wenn Du völlig frei, ausgeglichen & zufrieden bist, hast Du auch kein Bedürfnis mehr nach Geborgenheit/Sex/Selbstbestätitung/Reichtum[...],
was dem Kreislauf dann entgegenwirkt.


Wer in Leben und Tod unterscheidet, der lebt und stirbt.

BotschafterKosh
07-12-2005, 00:15
Was für ein beschränktes Leben das wäre! Schau Dir das Leben Gautama Buddhas an! Er lebte in Überfluss und wurde durch den Anblick von Tod und Leiden so berührt, dass er alles aufgab.
Die Entscheidung, die er damals getroffen hatte, ist auch auf Umstände und Gegebenheiten (in dem Fall z.B: der Sterbende, der in dem Moment an diesem Ort...) zurückzuführen.
Jemand der nie etwas mit einem Mädel hatte... oder von Armut geprägt ist, wird vermutlich auch nicht die Probleme erkennen, die bei solch einer Konstellation entstehen können.

nickless
07-12-2005, 14:24
Es ist falsch zu glauben, dass Sutren allein einen zum Buddhisten machen, aber es ist ebenfalls falsch zu leugnen, dass sie helfen.
Wie undef schon gesagt hat, sagt Buddha, dass wir alles schon haben und deshalb glaube ich, dass durch das Studium der Sutren wir das auch wiederentdecken und begreifen können.
Die Sutren stellen nicht den Fisch dar, den der Hungrige Essen kann, sondern die Anleitung zum Fischen.
Mehr als das und den Willen diesen Weg zu gehen braucht man nicht.

PS: http://www.daserste.de/dimensionpsi/gaensehaut_02.asp über Nina :)