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Vollständige Version anzeigen : Unterschiede zwischen QuickDefence und Blitzdefence, Teil 1



SifuMartinDragos
19-08-2002, 01:36
Liebe Freunde,

aus den verschiedenen WT-Foren entnehme ich immer wieder, daß QuickDefence mit dem "BlitzDefence"-Konzept der EWTO verwechselt wird. Dieser Vergleich hinkt, denn QuickDefence ist eine eigenständige Entwicklung und wesentlich älter - und somit keine Kopie.
Bereits vor 5 Jahren praktizierte ich in Slowenien eine Vorstufe des QuickDefence. Der Grund: die praxisbewußten Slowenen fanden an den damaligen EWTO-Programmen, die durch die Reihe Kampfkunst darstellten, wenig Gefallen. Meine Tätigkeit als Nationaltrainer in SLO wurde erst dann ein Erfolg, als ich auf Basis meiner Erfahrungen ein praxisortientiertes System entwickelte, welches fortgeschrittene Kampfprinzipien beinhaltete, die traditionsgemäß erst in den höheren Lehrpgrogrammstufen (ab BiuTze) unterrichtet wurden: die beste Verteidigung ist der eigene Angriff!(das ist wirklich! jedermann geläufig) Gegen diese Regel hatten die "passiven" Grundstufenprogramme der EWTO bisher stets verstoßen. Das von mir kreierte Ergebnis war eine Arbeitsweise die sich weg vom abwehrenden "Opfer-WingTsun" zur zuvorkommenden und aggressiven Angriffsverteidigung entwickelte.

Später entdeckte ich, daß auch Bruce Lee und andere namhafte Kampfkünstler auf die gleichen Ergebnisse kamen: "Bist Du schneller als der Gegner, brauchst Du keine Abwehr - ist der Gegner schneller als Du, nützt Dir Deine Abwehr nichts". Auch Sifu Kernspechts Programm "BlitzDefence" griff diesen Gedanken dann später auf.
Leider stellte sich in der Praxis jedoch heraus, daß auch dieser QuickDefence-Vorläufer unvollständig war, denn nicht jeder Mensch verfügt über entsprechende Expolsivität, Schnellkraft und Auffassungsgabe, um diese Art der "tonangebenden" Verteidiung umzusetzen, z.B. korpulente oder älter Menschen tun sich hier schwer. Auch im Falle einer Fixierung oder Behinderung kann das schnelle Vordringen nicht ohne Weiteres umgesetzt werden. Nicht zuletzt sind manche Situtationen auch unbestimmter Natur, dh. es besteht nicht immer Klarheit über die Angriffsabsichten eines potenziellen Angreifers, so daß die zuvorkommende Verteidigung gegen juristische Spielregeln verstößt und somit ggf. aus einer gesichterte Position heraus "abgewartet" werden muß, wie sich ein Konfliktverlauf entwickelt.
Aus den genannten Gründen, wurde das Programm erweitert, bis es, in jahrelangen Praxistests die Form annahm, die es heute besitzt. Dies schloß nicht nur praktische, sondern auch didaktische Aspekte mit ein:

1. QuickDefence1 - "Angriffsverteidigung": eingesetzt bei offensichtlicher Eskalation eines Konfliktes bzw. Angriffsabsichten eines Angreifers
Vorgeschaltet Möglichkeiten der Selbstbehauptung, um Eskalationen zu vermeiden.

2. QuickDefence2 - "defensive Abwehr und Befreiungen": dies wird notwendig, wenn Situationen unbestimmt sind und abgewartet werden muß, oder wenn aufgrund fehlender Voraussetzungen des Einezelnen QD1 nicht möglich ist.

3. QuickDefence3 - Antiboden- und Bodenkampf

4. QuickDefence4 - waffenlose und bewaffnete Verteidigung (mit Alltagsgegenständen)


Nachfolgende nun eine Übersicht wie ich die wesentlichen Unterschiede zwischen QuickDefence (QD) und BlitzDefence (BD) sehe.
Natürlich ist dies nur mein eigener subjektiver Eindruck, weshalb ich mich auch gern eines besseren belehren lasse. Nur zu!

Unterschiede zwischen

QuickDefence und BlitzDefence

1. Namensentstehung:
QD: ist angelehnt an die Bezeichnung des Schulenbundes "DefenceClub", zumal ich eine moderne und neutralen Begriff verwenden wollte.
Das "Quick" bezieht sich auf die schnelle Erlernbarkeit und Umsetzbarkeit - zumal das Programm sehr einfach aufgebaut ist.

BD: erinnert mich an "Blitz-Krieg" - das sagen jedenfalls meine Schüler. Vermutich wird hier auf den Überraschungseffekt und das kompromißlos schnell herbeigeführte Ende eines Kampfes verwiesen. "Blitz" kann aber auf keinen Fall eine schnelle Erlernbarkeit bedeuten, zumal das vollständige Programm in 12 Schülerprogrammstufen unterwiesen wird. Das bedeutet, daß der Schüler 3-5 Jahre braucht, bis er auch die letzten BD-Programme kennengelernt hat.

2. 5-Phasen-Kampf
QD: beinhaltet den kompletten Kampf in 5 Kampfesphasen einschließlich Waffenabwehr und -beherrschung. Damit stellt es ein vollständiges und in sich schlüssiges Konzept zur SV dar.

BD: beinhaltet je Stufe weiterführende Techniken, z.B. BD1: Lap+FS BD2: Pak+FS BD3: Möglichkeiten, falls der Gegner unseren Angriff abwehr usw...dh. das Konzept ist zwar logisch, jedoch von QD unterschiedlich, zumal dort eine funktionale Gliederung vorliegt, z.B. QD3 = Bodenkampf, QD = Waffenkampf usw.

3. Trennung von Kampfkunst und SV
QD: das DefenceClub-Programm trennt deutlich SV von Kampfkunst. QD stellt die Grundstufe des DragosWingTsun dar und beinhaltet NUR SV, keine Kampfkunst (dh. kein Formtraining, Chi-Sao usw.). Es geht nicht darum "die Schüler zu beschäftigen" oder die Programme künstlich auszudehnen, sondern um praktische Ergebnisse. Der Schüle soll seine Hauptmotivation durch erzielen, indem er seine praktischen Fähigkeiten konkret verbessert. Funktionales Kraftraining (Arbeit an Pratzen usw.) und angeleitetes, den Fähigkeiten angepasstes Sparring führen sehr schnell zu umsetzbaren Fähigkeiten. Nach 4 QD-Programmstufen sagen wir dem Schüler: "das wars, Du kannst nach Hause gehen, denn das was Du gelernt hast reicht aus, um sich zu verteidigen". Die Entscheidung darüber, ob der Einzelne eine weiterführende Kampfkunstlaufbahn einschlägt, um letztlich nach Jahres des Trainings zur Perfektion und Meisteschaft zu gelangen, überlassen wir jedem selbst.

BD: ich sehe BD eher als Werbemasche, um an SV Interessierte Menschen auf geschickte Weise für Kampfkunst zu begeistern. Vielleicht ist es aber auch nur ein "Tuning" um etwas mehr Praxis in die Kampfkunstprogramme zu bringen. Der Gewaltakt zur sauberen Trannung zwischen SV und Kampfkunst wird meines Erachtens aber nie gelingen. Einfach Aufgrund der Größe des Verbandes - denn der gesamte Apparat ist für derlei Gewaltakte zu träge - obwohl das wohl das Beste wäre. Fazit: der Kunde möchte SV, bekommt aber Kampfkunst...und muss warten..warten und warten bis er alle Programm erlernen darf.


Fortsetzung siehe Teil 2 zu diesem Thema...

Rene
19-08-2002, 09:36
//OT

find ich klasse das Du Dich der Diskussion hier stellst und dein System erklärst.

Goshinsatori
19-08-2002, 09:45
Hi,

schön, daß ich hier mal erklärt bekomme, was Quick-Defence wirklich beinhaltet.
Mich bestätigt das Posting eigentlich in meiner Meinung, daß solche Programme oder Systeme versuchen, jedermann verteidigungsfähig zu machen.
Aber: Selbstverteidigung ist nicht für jedermann...
Zur Selbstverteidigung gehört in meinen Augen auch die richtige geistige Haltung, nicht nur die Technik.
Die richtige geistige Haltung kann man zwar schulen, aber man kann nicht pauschalisieren, wann sie da ist. Techniken zu beherrschen ist eins. Aber den willen haben, sich zu wehren, zu überleben, sich selbst zu behaupten ist etwas anderes.
Es gibt auch Leute, die Betreiben Kampfkunst aus anderen Gründen, nicht nur zur SV.

ZUM REST meiner Fragen, bitte TEIL II, daß Posting von ARMIN lesen. Wäre nett, wenn wir hier antworten bekämen !

Karo
21-08-2002, 08:10
Original geschrieben von SifuMartinDragos
Nach 4 QD-Programmstufen sagen wir dem Schüler: "das wars, Du kannst nach Hause gehen, denn das was Du gelernt hast reicht aus, um sich zu verteidigen".



ganz schön gewagt.