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Vollständige Version anzeigen : "chinesische" Meinung zu thailändischen Aufbauübungen?



Lagartija
24-01-2006, 18:20
Hallo @all,

ich hoffe der Thread wird nicht gleich verschoben, weil es nicht um Chinesische Kampfkunst geht. Aber ich lese hier immer wieder interessante Diskussionen um die körperlichen Voraussetzungen für Taiji etc und wie man sie durch Aufbau- und Stellungsübungen trainieren kann/sollte. Deshalb würde mich interessieren, was Ihr mit Eurem "chinesischen" Hintergrund vom Aufbauprogramm der thailändischen Kampfkunst Pahuyuth haltet. (Wen's interessiert, vgl. http://www.kampfkunst-board.info/forum/f54/muay-muai-37558/ )

Laut www.pahuyuth.de (http://www.pahuyuth.de) werden diese unterteilt in:

"1. ) Reaktionsvermögen
Das Reaktionsvermögen des Körpers ist eine Reflexbewegung, die ohne
weitere Denkprozesse, automatisch bei einer unmittelbaren Störung der
Körperhaltung eingeleitet wird.

2.) Die Ausdauer
Die Ausdauer ist die Fähigkeit des körperlichen Einsatzes, einer anhal-
tenden konstanten Belastung standzuhalten, und gleichzeitig die be-
schleunigte Wiederherstellung des Energiebedarfs zu gewährleisten.

3.) Die körperlichen Fähigkeiten
Die körperlichen Fähigkeiten sind die Funktionen zufolge den biologi-
schen Gegebenheiten, bzw. der verfügbaren molekularen Struktur des Kör-
pers, die dennoch veränderbar sind."

Die Übungen mit Beschreibung wie sie auszuüben sind findet Ihr unter:

http://www.pahuyuth.de/phy/ttk/tk_b071.htm
(Wer etwas mehr sehen will: Weiterführende Info über das Aufbau-bzw.-"Körper"-Konzept von Pahuyuth findet Ihr unter: http://www.pahuyuth.de/phy/ttk/tk_b07.htm )

Ich hoffe, Ihr könnt mit den kleinen Bildchen was anfangen. Findet Ihr das sinnvoll? Umfassend? Schädlich?

Ich bin gespannt auf Eure Meinung, vielen Dank schonmal für Eure Antworten,

lagartija.

nagual
24-01-2006, 18:41
Ich hatte jetzt gerade nicht die Motivation, lange auf dieser Webseite herumzuschauen, aber es sieht eigentlich aus wie allerlei Übungen für den sog. äußeren Bereich, auch in Richtung Freikampf/Wettkampf. Solche Sachen sind ja von den Methoden der inneren Kampfkünste erst einmal unabhängig, d.h. es wird etwas anderes geschult. Teilweise können sich solche Methoden ergänzen, manchmal kommen sie sich in die Quere und behindern Fortschritte. Man muss sich halt fragen, was man konkret erreichen will. Nicht jeder der Formen läuft, hat die nötige Kondition für Wettkämpfe, für den kurzen Moment einer SV können die Fähigkeiten aber vorhanden sein. Mit Training für Kondition und Wettkampfreflexangelegenheiten erreicht man keine innere Struktur.

mipooh
25-01-2006, 09:16
Mal ganz ehrlich, ich glaube, da ist ein Intellektueller (wegen der unendlich vielen möglichst abstrakten Definitionen) durchgedreht...

Dao
25-01-2006, 10:13
Hallo,
habe nicht die Zeit mir das in aller Ruhe reinzuziehen.
Was ich bei Übung 28 im ersten Link sehe ist auf einem Holzboden für Ungeübte totaler Quatsch. Auf den Ellbogen und dem Hauptgewicht darauf sich dort aufrichten. Nicht empfehlenswert.

Lagartija
26-01-2006, 11:02
Hallo,

erstmal Danke für alle Antworten!

@nagual: nach einigem Lesen hier im Thread kann ich mir ein bißchen was unter "innerer Struktur" von der Du sprichst vorstellen. Aber könntest Du mir vielleicht trotzdem nochmal kurz sagen, was genau Du damit meinst?

@Dao, ich denke da hast Du sicher recht!
Ich war deshalb mal neugierig und hab nachgefragt wozu die Übung dienen soll. Man sagte mir folgendes:
Es gehe darum zu merken und verinnerlichen, wie der Ellenbogen belastbar (=für verschiedenste Angriffs- und Verteidigungsaktionen nutzbar) ist. Nämlich in der Anfangs- und Endposition, dazwischen nicht, und dass also die Bewegung in bei dieser Übung ohne Last ausgeführt werden soll (Ganzkörperbewegung). Und außerdem: dass nicht mehr als 10-20 dieser Übungen hintereinander gemacht werden sollten, denn dann werde es tatsächlich schädlich.

Gruß, lagartija.

nagual
26-01-2006, 11:47
@nagual: nach einigem Lesen hier im Thread kann ich mir ein bißchen was unter "innerer Struktur" von der Du sprichst vorstellen. Aber könntest Du mir vielleicht trotzdem nochmal kurz sagen, was genau Du damit meinst?

Wirklich ausführlich kann ich das hier nicht, weil dafür Zeit und Platz an dieser Stelle fehlt.
Training für innere Struktur beinhaltet immer eine feinsinnige Abstimmung verschiedener Ebenen, und zwar geistig (d.h. sensuell und intentionell), energetisch (also Qi betreffend) und körperlich (d.h. motorisch). Es gibt unterschiedliche Modelle, wie eine Harmonie zwischen diesen Bereichen hergestellt werden kann, und wie das Endergebnis aussehen soll. Teilweise kann es schwierig sein, eine sinnvolle Trennlinie zu finden (ob es harmonisch ist oder nicht). Entscheidend ist jedoch zunächst einmal, ob es überhaupt ein Modell für eine Harmonie zwischen diesen Bereich gibt. Wer rein körpermotorisch arbeitet, hat entweder keine oder nur eine oberflächliche Vorstellung von den energetischen und geistigen Aspekten, oder strebt bewußt eine Art von "Harmonie" an, die den chinesischen inneren Stilen widerspricht.
Diese andersartigen "Harmonien" oder eher Disharmonien werden aus chinesischer Perspektive als "äußerlich" bezeichnet. Man kann viele Methoden solchen "äußerlichen" Trainings jedoch daraufhin untersuchen, ob nicht Harmonie im chin. Sinne nachträglich hergestellt werden kann, ohne dass die Übungen darunter leiden (sondern nur verbessert werden), oder ob die disharmonischen Aspekte essentiell sind, d.h. die Übungsqualität wird schlechter, wenn man innere Aspekte ergänzt. Erst wenn das der Fall ist, entsteht etwas, was wirklich "äußerlich" ist (so sehe ich das zumindest).

(Andererseits könnte man in dieser Art von ausgefeilten und gezielten Disharmonie wiederum eine besondere geistige Qualität erkennen, die das Ganze auch ein Stück innerlich macht, so dass dann "äußerlich" im Grunde nichts anderes bedeutet als "oberflächlich" oder "schlecht". Hierin begründet sich vielleicht manchmal eine gewisse (unterschwellige) Überheblichkeit von Neijia-Leuten.)