Krav Maga im "Ritualkampf" [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Krav Maga im "Ritualkampf"



kaju
10-02-2006, 12:38
Hallo,
über die Effektivität von KM ist bereits viel geschrieben worden und ich zweifle auch nicht daran, dass KM bei Überfällen u.ä. äußerst wirkungsvoll eingesetzt werden kann.
Wie sieht das bei einer "üblichen Schlägerei" aus ? Kan man KM hier auch einsetzen oder muß man etwa erst warten, bis man in den Schwitzkasten genommen worden ist :rolleyes: ?

Grüße!

Dahaka
10-02-2006, 12:41
meinst du das so: ich darf erst angreifen wenn mann mich angegriffen hat???

TacHead
10-02-2006, 12:47
Eingesetzt werden kann es natürlich. Aber: "übliche Schlägereien" und Ritualkämpfe (schön, das mal einer sagt, worum es bei so was tatsächlich geht :) ) sind doch die, die man am besten vermeiden kann, indem man sich nicht auf das Spiel einlässt. Es ist weder "normal" noch irgendwie akzeptabel, sich zu prügeln.
Insofern: primär vermeiden, sekundär verteidigen - und das konsequent, da ist nix mehr mit "Ritual" und "Duell". In dieser Situation fährt man mit einem anwendungsorientierten System wie Krav Maga wohl mindestens so gut wie mit einer reinen Kampfkunst- oder Wettkampfdisziplin.

kaju
10-02-2006, 12:58
Klar, kann man versuchen "sich nicht auf das Spiel" einzulassen. Aber wie heißt es doch so schön: "es kann der Frömmste nicht in Frieden leben...". Was machst du, wenn du in der Kneipe, Disco- wo auch immer, angepöpelt, provoziert evtl. bereits rumgeschubst wirst. Klar kann man jedes Mal (versuchen) (zu) gehen, aber davon abgesehen, das ich bezweifle, dass dies immer wirkt ( viele Typen bestärkt das doch in dem Glauben sie seinen überlegen und sie werden noch offensiver) schränkt es doch die eigene Freiheit ziemlich ein.
Und dann ist es eben fraglich, ob KM für eine Strassenschlägerei geeignet ist.

Sam Fisher
10-02-2006, 13:29
Ich mach zwar kein KM, aber was ich so mitbekommen habe....kann man sich super damit prügeln. Ob das jetzt gut oder schlecht ist sei mal dahingestellt.

Dr. Ralf
10-02-2006, 13:54
Wie sieht das bei einer "üblichen Schlägerei" aus ? Kan man KM hier auch einsetzen oder muß man etwa erst warten, bis man in den Schwitzkasten genommen worden ist?

Weshalb sollte man KM da nicht einsetzen können? Krav Maga stellt den Anspruch allen Belangen der SV gerecht zu werden und das schließt ja auch Situationen mit ein, die einen Duellkampfartigen Charakter haben (d.h. beide Kontrahenten stehen sich vorbereitet in Kampfposition gegenüber). Im Unterschied zum Kampfsport versucht man im KM aber auch hier zu berücksichtigen,
-dass die Person im Verlauf der Aktion Waffen und Hilfsmittel aufnehmen könnte
-dass sich weitere Personen einmischen könnten
-dass man sich selbst evtl. Hilfsmittel oder Waffen zunutze macht
-dass das Ziel der Aktion nicht der Sieg im sportlichen Sinne ist, sondern die Aufrechterhaltung der körperlichen Unversehrtheit
Was gerade das letzte Argument betrifft, so sollte man sich schon überlegen, ob es keine andere Möglichkeit, als die direkte Konfrontation gibt.
Wenn hier gerade Discos oder Kneipen angesprochen werden, dann ist die offene Schlägerei doch das absolut letzte Mittel, welches in Erwägung gezogen werden sollte. Man sollte sich dabei z.B. Fragen stellen wie:
Was bringt es, sich auf einen Kampf einzulassen, wenn es z.B. sein kann
- dass der Mensch gegenüber ein Messer zieht und ich evtl. mein Leben verliere
- dass die Freundin des Menschen mit dem ich kämpfe mir evtl. hinterrücks einen Bierkrug auf den Kopf zerschlägt und mir evtl. den Schädel bricht
- dass die Security mich ungeachtet dessen, wer nun angefangen hat, vor die Tür setzen wird und ich dann die nächste Zeit sowieso nicht mehr diese Lokalität betreten darf
- dass der Mensch, den ich in der Disco werbeträchtig besiegt habe, mich nächstes Mal beim Verlassen der Disco vor der Tür erwartet und das Erste was ich davon mitbekomme der Baseballschläger in meinem Gesicht ist
- dass ich mein Gegenüber in der Aktion evtl. schwer verletze und mich plötzlich vorbestraft bzw. finanziell ruiniert wiederfinde.

Wäre unter Berücksichtigung solcher Möglichkeiten das Gespräch mit dem Kneipenwirt oder den Türstehern, welche dann evtl. den Aggressor vor die Türe setzen, nicht die sinnvollere Alternative? Ich denke es gibt meistens einen besseren Weg als die direkte Kampfaktion und es macht durchaus Sinn diesen Weg in Erwägung zu ziehen.
Gruß Ralf

Marchmello
10-02-2006, 14:01
Hi Kaju,

schau dir einfach mal die Seiten der beiden großen Verbände (gibt auch noch andere Anbieter/Suchfunktion Schulen) in Deutschland an.

- www.ikmf.de

- www.kravmaga.de

da findeste genügend Infos zu deinen Krav Maga bezüglichen Fragen.

Und dann kannst auch die Beiträge hier im Board von Dr. Ralf (ehemals DEFCON) und Bechtie (IKMF + Mod hier im Board) ansehen.
Gut geschrieben und seeehr informativ, auch was im Training so angestellt wird (z.B. Szenario-Training-Kneipe-Disco bzw. enger Raum, Model-Mugging, körperliches Stress-Szenario etc. )

Und soweit ich das beurteilen kann, bei uns wird mehr gemacht als "nur" Griff-/ Würgebefreiungen :) , neee, hat schon ein "bißchen" mit Streetfighting zu tun :D :D :D


Ciao Marchmello
P.S.: Wenn du im Schwitzkasten drin bist, ist irgendwas schon mal richtig schief gelaufen!!! ;)

Marchmello
10-02-2006, 14:02
Upps, Dr. Ralf war schneller als ich, habe ich nicht gesehen.

Ciao Marchmello

bechtie
11-02-2006, 11:47
Für's KM, wie es in der IKMF gelehrt wird, kann ich ergänzen, dass wir methodisch-didaktisch zwischen "self-defense" und "fighting" unterscheiden.

"Self-Defense" ist dabei jede Situation, bei der man entweder noch Zeit hat anderweitig zu reagieren (ausweichen, weglaufen, Hilfsmittel einsetzen) oder in der man völlig überrascht wird bzw. in einer alltagsüblichen Situation unvermittelt attackiert wird. Da wäre der Schwitzkasten insofern ein Szenario, als dass auch ein erfahrener, versierter SV'ler ja von vorne abgelenkt werden kann, während sich ein anderer Angreifer von seitlich/hinten unbemerkt nähert und einen in den Schwitzkasten nimmt. Und möglicherweise der Angreifer vor einem dann anfängt zuzuschlagen.

KM widmet sich insofern besonders in den Einsteigerlevels der "Self-defense", als das grundsätzlich der Sinn des schnellen, harten, bedingungslosen Vorwärtsattackierens darin besteht, eine längerfristige körperliche Auseinandersetzung (vulgo: Prügelei) gar nicht entstehen zu lassen. Sondern diese sozusagen im Keim zu ersticken.

"Fighting" ist vor diesem Hintergrund das, was entsteht, wenn es eben mit dem "im Keim ersticken" nicht so geklappt hat - oder eben wenn übergangslos eine Prügelei oder ein "Ritualkampf" entsteht.
Bei unseren Level testings ist "Fighting" (für Anfänger als Slowfighting, dann als "light fighting with some protective gear", später Halb- und Vollkontakt) von Beginn an Teil des Programms.

In meiner Schule ist ein ganzer Trainingabend nur dem Fighting/Sparring bzw. dem KM-orientierten Trainieren von Tritt- und Schlagtechniken bzw. dem Einbeziehen typischer Szenarien und dem Mugging gewidmet.

Ich verstehe, ehrlich gesagt, auch nicht ganz, wie der Eindruck entstehen kann, dass KM nichts für einen "Ritualkampf" wäre... Wobei Dr_Ralf sehr zu recht andeutet, dass wir als reine SV'ler eine Situation allein unter taktischen Gesichtspunkten betrachten - analog zum Militärischen, aus dem das KM ja kommt: Und in dem dem gibt es einen gewaltigen Unterschied zwischen blinder Flucht und dem geplanten Rückzug zur Verbesserungs der eigenen Situation.
D.h., ich kann sehr wohl die Option wahren, einem Kampf aus dem Weg zu gehen oder die Konfliktsituation anders als durch die reine Gegengewalt-Option zu lösen (wenn möglich).

chuckybabe
12-02-2006, 15:53
*klugscheißermoduson*
Nur um Augenkrebs zu vermeiden, schreib "Self-Defense" büdde mit c (Du weißt schon wo - oder?:D ), so ein Basiswörtchen permanent falsch zu schreiben tut weh und hinterläßt keinen guten Eindruck.
*klugscheißermodusoff*

Ansonsten kann man einfach nur Dr. Ralf zustimmen. Den meisten Duellsituationen kann man und sollte man auch aus dem Weg gehen, zumeist gibt es sinnvolle Alternativen. Tja, und wenn ich schon im Schwitzkasten bin, dann habe ich im Vorfeld definitiv eine Menge falsch gemacht, eigentlich habe ich es dann auch verdient das Fell gegerbt zu bekommen. :p :ironie:

Lagartija
12-02-2006, 16:25
Also "self-defense" mit "s" ist im Amerikanischen geläufig und richtig.

Englische Fremdsprache ist doch beides, oder......:D

gruß, lagartija

krav maga münster
12-02-2006, 16:54
Also "self-defense" mit "s" ist im Amerikanischen geläufig und richtig.

Englische Fremdsprache ist doch beides, oder......:D

gruß, lagartija
"chuckybabe"´s Posting ist ein Insider, versteht nicht jeder. ;)

Zu dem Thread wurde ja schon alles gesagt, von mir vielleicht nur noch die Bemerkung, je länger ein Kampf dauert, desto höher die Chance das man getroffen wird (schwer getroffen wird). :fight:

Gruß Markus

chuckybabe
13-02-2006, 10:06
Ehrlich, ist das so?:confused: Hmmm, das 's' tut meinen Augen trotzdem weh!

krav maga münster
13-02-2006, 14:58
Auch wenn es kein Insider war :o , hat "Lagartija" trotzdem recht c oder s, völlig egal.

Gruß Markus

itto_ryu
14-02-2006, 09:31
Ich vermute mal, dass Krav Maga dem Trainierten ebenso die Möglichkeit gibt sich in einer handfesten Schlägerei zu bestehen, die sich nicht verhindern lässt, wie jeder andere KKler. Krav Maga vermittelt sicherlich vornehmlich Techniken, die zum eigenen Schutz einen Angriff möglichst rasch stoppen sollen, wie weiter oben gesagt wurde, klappt das manchmal ja nicht, da der Angreifer vielleicht einfach so ein gestörter Hund ist, der auf alles fpeift oder aber total zugedröhnt ist. Der merkt nicht mal, wenn man ihn beißt ;)

handpratze
22-04-2006, 23:28
Der merkt nicht mal, wenn man ihn beißt ;)

Glaube mir, mit einem voll durchgezogenen Kick gegen das Knie lässt sich selbst der kampflustigste und noch so zugedröhnte Mann dazu bewegen, seine Vorgangsweise nocheinmal gründlich zu überdenken. ;)

Allerdings erst nachdem er seine Kniescheibe eingesammelt hat :D