Wohin mit meinem Leben? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Wohin mit meinem Leben?



Supersonic
18-02-2006, 23:14
Ich werde mal versuchen mit dem Threadstart ein paar Gefühle einzufangen...

Also ich bin seit über einem halben Jahr in Aikido und habe bisher 2-3 mal die Woche trainiert (je 1Std:15min).
Vorher war ich komplett unsportlich!
Irgendwann habe ich mir Gedanken darüber gemacht was ich vom Leben erwarte
und bin zu dem entschluss gekommen dass ich alles aus meinem Körper rausholen will.
Momentan bin ich noch dabei die letzen Partien Speck wegzubekommen
(keine Sorge, so viel ist das nicht) und habe mir als 19Jähriger Gedanken
gemacht ob ich vielleicht noch eine andere KampfKunst erlernen will
um meinem oben genannten Ziel näher zu kommen.
Purer Zufalll brachte mich zu diesem Bord,
und purer Zufall brachte mich dann auch zum Kung Fu.
Selbst wenn man mit den Kampfkünsten wenig zu tun hat,
weiss man doch irgendwie etwas mit dem Begriff "Shaolin" anzufangen,
so wie ich, als ich den Bericht hier im Board über ein 1-Jähriges
Training in China las.
Das war für mich der totale "Hoffnungskiller"!
Ein Jahr lang 6 Tage die Woche 8 Stunden Training.
Hartes Training (ok, Kung Fu heisst ja auch "harte Arbeit").
Jednfalls weiss ich einfach nicht mehr ob es sich in meiner Position
lohnt auf mein Ziel zuzusteuern.
Bin ich denn nicht vielleicht irgendwann mit 30 vielleicht "nur" ein
Typ der ein bisschen Trainiert hat und sich selbst vorgekaukelt hat dass
er irgendwas erreicht hat?
Wird mir dann mein Aikido tatsächlich etwas gebracht haben,
wo sich doch europäische Schulen kaum mit denen der
Heimatländer messen können?
Ich weiss einfach nicht mehr was ich denken oder tun soll
um nach wie vor etwas für meinen Traum zu tun
und einfach aufgeben will ich um's verrecken nicht.

Was denkt ihr zur effektivität?
Wenn wir das ganze auch so intensiv machen würden dann
bräuchten wir uns in diesem Board vielleicht nicht mehr über die Wirksamkeit der Kampfkünste auf der Straße zu unterhalten....

Pyriander
19-02-2006, 09:24
1.
Europäer können genau so gut Kampfkunst lernen, wie Asiaten Mozart spielen!!!
Wann geht das endlich in der Menschen Schädel ?

Supersonic
19-02-2006, 09:50
Ich glaube es hat mir mal wieder was gebracht ne Nacht drüber zu schlafen.
Vielleicht sollte ich das nach dem Motto "der Wille zählt" anpacken.
In meinem Leben acht Stunden Training jeden Tag zu leben dürfte schwierig sein, aber warum mache ich nicht einen langsamen Anfang und pushe mich dann immer weiter hoch?
Es geht dioch gar nicht darum immer mit "den Besten" mitzukommen,
sondern darum das Beste zu geben was in der eigenen Möglichkeit liegt.

Schönen Sonntag euch allen! ;)

Thorre
19-02-2006, 11:20
Hallo Supersonic,

ich kann Deine Gefühle nachvollziehen, denn irgendwann ging es mir ähnlich. Ich habe vor über zwanzig Jahren mit Kampfkunst (Kung Fu) begonnen und sehr intensiv trainiert. Mein Trainings-Wochendurchschnitt lag viele Jahre bei 15 bis 20 Stunden. Im Augenblick liegt er bei ca. 10 Stunden pro Woche.

Für ein so intensives Training bezahlt man aber einen Preis, darüber mußt Du Dir Klarheit verschaffen. Viele wertvolle Dinge und Erfahrungen im Leben gehen verloren, wenn man sich speziell auf eine Kunst einschießt.

Denke auch daran, wieviel Zeit und Energie im Umfeld des Trainings draufgeht: Selbst wenn Du jeden Tag „nur“ 2 Stunden Training absolvieren willst, geht Zeit für die Vorbereitung/ Anfahrt und die danach notwendige Regeneration drauf. Du mußt Dich anders ernähren usw.

Also muß man sich fragen, ob es sinnvoll ist, ein Spezialist mit herausragenden Fähigkeiten zu werden oder ob man eher einen anderen Weg gehen sollte - den der Vielfältigkeit. Man wird dann in einer Disziplin nicht so starke Resultate erzielen, aber man wird eine große Befriedigung dadurch erfahren, daß man in mehreren Bereichen fit ist.

Gruß KFSB

Hamurra-e
19-02-2006, 13:37
Solche fragen hab ich mir auch gestellt als ich in deinem Alter war!
Denn alles was fremd ist und wo anders her kommt ist soviel interressanter!
Aber nicht alle was glänzt ist Gold!!!

Die Schulen vor Schaolin sind ja kein Wahres Schaolin, und ich bezweifle das im Kloster Tatsächlich so Trainiert wird.
Weniger ist mehr! als ich mit TKD anfing, wollt ich der beste, schnellste, stärkste alles werden.
aber weil ich mich ständig mit anderen verglich hatte ich bald keinen Spaß mehr, und meine Konzentration war nie da wo sie sein sollte.
dann eines Tages fand ich ein buch über die Samurai und das hat mir die Augen geöffnet.
Dort stand im kurzen:
Wenn ein Samurai das Haus verließ, dann war er für seine Frau schon Tot.
Zuvor hatte er sie ein letztes mal geliebt, eine letzte gemeinsamme Mahlzeit und ein letztes Gespräch.
Dann verließ er sein HAus, frei von allen Sorgen, denn er war ja schon Tot und wurde nicht mehr erwartet, und konnte mit freiem Herzen in den Kampf gehen. Nun musste er nur seine Pflicht als Krieger erledigen und so gut kämpfen wie Möglich.
Diese Einstellung brachten seinen Geist ins Jetzt und hier.

Als ich das las viel es mir wie schuppen von den Augen, wenn ich immer etwas mit mir rumtrage, dann kann ich das was ich tue, nie richtig machen, also wird mein Erfolg sehr viel geringer sein.
Seit dem hab ich nur noch trainiert um zu trainieren und der Erfolg hat sich von selbst eingestellt.

Wer den Spaß bei Training verliert, verliert alles!

Supersonic
19-02-2006, 14:07
Vielen dank für eure Antworten und besonders an Hamurra-e,
weil es einen gradezu davon abhält den Kopf sinken zu lassen.
In diesem Bericht den ich da gelesen habe steht auch etwas von Kindern die
Geschlagen werdenweil sie zu spät kommen oder Liegestütze etc. machen müssen.
Irgendwie habe ich die ganze letzte Nacht versucht mir deren Trainingsauffassung vorzustellen.
Es hat nicht geklappt...
Jedenfalls habe ich den Sinn deiner Worte verstanden,
nicht in Worten,
sondern in einem Gefühl.
Deswegen wollte ich dir noch schnell "Danke" sagen
und ich hoffe dass der Weg den du gehst mindestens genauso schön wie steinig ist.

Gruß
-Der mit dem tollen Namen :)

TSheeta
20-02-2006, 07:45
Ich denke, dass man Spaß am Training haben sollte und versuchen sollte so etwas wie - auch wenn es etwas altbacken klingt - inneren Frieden, Ruhe und Gelassenheit zu finden oder das was man sich auch immer erhofft. Hauptsache man hat wie schon gesagt Freude daran den Kakmpfsport zu machen und hauptsache es tut einem gut.
Leider kann ich momentan auch nicht viel trainieren, da ich gerade Vordiplom in Physiologie (Teil des Psychologiestudiums) mache. Trotzdem tun mir die 4 - 2 Stunden Training die Woche immer sehr gut.

Aber @Sonic, es gibt immer einen Sinn im Leben, auch wenn man ihn nicht zuerst sieht. Irgendwie geht es immer weiter. Es gibt auch immer ein Licht am Ende des Tunnels :) . Also trainiere weiter, habe Freude an Deiner Kampfkunst und dann geht es Dir auch besser!

Denke immer positiv.

Gruss, T'Sheeta

itto_ryu
20-02-2006, 08:13
Also abgesehen davon, dass ich mich dem KK-Mozart-Vergleich von weiter oben nur anschließen kann, hier eine kleine Anekdote, die dir vielleicht auch noch hilft:
Im Training war eine Zeit lang eine Familie aus Japan bei uns zu Gast, der 60jährige Vater mit seinen zwei Kindern nebst ehefrau (letztere Betrieb aber kein Kendo). Die Vorfahren dieser Familie stammten von einer alten Samuraifamilie ab und man merkte, dass sowohl die Kinder, als auch der Herr Papa seit Kindesbeinen an Kendo trainierten. Die Bewegungen waren für sie natürlich und wurden unbewusst von ihnen ausgeführt. Ein kämfperischer Zustand, der vielen Kendoka, die erst spät mit dem Training begonnen haben den scheinbaren Umstand vor Augen führte, dass sie "so weit niemals kommen würden". Der Herr aus Japan sagte nachdem er mal ein Training geleitet hat folgendes, als habe er die Gedanken der zweifelnden Kendoka gelesen: "Kendo ist körperliche und geistige Ertüchtigung. Im sportlich gesehenen Idealfall wird man ein großer Turniersieger, aber das ist nicht das Wichtige am Kendo. Im Idealfall im Sinne des Kendo macht das Training uns aber auch zu einem besseren Menschen. Daher ist es egal wie lange oder wie oft man trainiert, wichtig ist nur dass man es überhaupt trainiert."

Tja, da konnten die Zweifler nur noch "arigato gozaimashita" dazu sagen und sich tief verbeugen vor soviel Weisheit :D

Mit meinen bescheidenen Worten ausgedrückt: Hauptsache trainieren, scheißegal, wie oft und wann man damit anfängt, besser spät als nie und lieber so oft man eben kann, als gar nicht. Es soll einem ja persönlich etwas bringen, vor allem Spaß an der Sache, wenn man sich Druck macht, vergrält man es sich doch selbst. Eine absolut unbesiegbare Kampfmachine gibt es auch bei 30 Jahren KK-Erfahrung und 5 Mal Training die Woche nicht.

Hamurra-e
20-02-2006, 12:01
Ich danke dir Supersonic!
Wenn du es im Gefühl verstanden hast, dann hast du es wirklich verstanden!!!
Und die Erinnerung an diese Zeilen hat mir auch gut getan.

Und ja mein weg ist schön und voller Steine, wessen nicht? :D
letzendlich sind es die Steine, die den Weg ja erst schön machen, sonst hätte man ja keinen Grund ihn zu gehen. :D ;)

Woher weiß ich was gehen ist, wenn ich nie gestrauchelt bin?
Woher weiß ich was essen ist, wenn ich nie gehunger habe?