Gegendarstellung zu Von Henne, Ei und Gründungswahn [Archiv] - Kampfkunst-Board

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17x17
28-02-2006, 12:12
in dem Beitrag "Von Henne, Ei und Gründungswahn" (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f77/henne-ei-gruendungswahn-40183/) werden zwei Internetseiten als "Kopiersysteme" bezeichnet, die "1zu1 übernehmen, eine andere Fußstellung aufnehmen und dem Kind nen neuen Namen geben".

Gegen diese Bezeichnung will ich mich hiermit wehren.

eine dieser Seiten www.mach-ess.de wird als Kopie des WT bezeichnet - dies ist grundsätzlich falsch!

Bei e-s-s handelt es sich um ein Kurssystem in einem sehr engen zeitlichen Rahmen - im Normalfall ein Wochenende. Keine Kampfkunst ist in zwei Tagen zu erlernen - alleine aus diesem Grund kann e-s-s keine Kopie des WT sein.

e-s-s vermittelt keinerlei Techniken an die Teilnehmer, sondern vermittelt Erfahrungen. Teilnehmer eines e-s-s-Kurses machen keine "Trockenübungen", sie bekommen im Kurs die Möglichkeit mit voller Kraft gegen einen geschützten Angreifer vorzugehen. Hierdurch siebt jeder Teilnehmer individuell aus, welche Technik er/sie im Ernstfall mit ausreichender Kraft anwenden kann. Techniken die nicht gegen den Dummy funktionieren werden im Kampf mit dem Dummy nicht angewendet und daher auch nicht "eingeschliffen".
e-s-s ist demnach keiner der Kurse, die Techniken vermitteln, die nur im Training mit einem kooperativen Partner funktionieren.

Die irrige Behauptung e-s-s sei eine WT-Kopie kann nur darauf zurückgeführt werden, dass der Verfasser des Beitrags lediglich "Bildchen gekuckt" hat - aber nicht eine Zeile gelesen hat.
Das die Bilder WT widerspiegeln liegt daran, dass jeder Teilnehmer das macht, was er/sie gelernt hat, bzw. das was er/sie kann. In meinem Fall ist das nun einmal WT - daher sieht es auch so aus.

Auch die andere genannte Seite ist nach meiner Einschätzung zu unrecht als "Kopiersystem" bezeichnet - aus dem Text geht klar hervor was unterrichtet wird - eine einzige Suche in Google hat sofort ergeben, dass es sich nicht um ein "Kopiersystem" handelt.

Das jemand der selber keine persönlichen Angaben über sich macht so einfach dem Ruf anderer in diesem Forum schaden kann ist zwar logisch aber dennoch zum erbrechen.

leopan8
28-02-2006, 12:22
Hy


Bei e-s-s handelt es sich um ein Kurssystem in einem sehr engen zeitlichen Rahmen - im Normalfall ein Wochenende. Keine Kampfkunst ist in zwei Tagen zu erlernen - alleine aus diesem Grund kann e-s-s keine Kopie des WT sein.

e-s-s vermittelt keinerlei Techniken an die Teilnehmer, sondern vermittelt Erfahrungen. Teilnehmer eines e-s-s-Kurses machen keine "Trockenübungen", sie bekommen im Kurs die Möglichkeit mit voller Kraft gegen einen geschützten Angreifer vorzugehen. Hierdurch siebt jeder Teilnehmer individuell aus, welche Technik er/sie im Ernstfall mit ausreichender Kraft anwenden kann. Techniken die nicht gegen den Dummy funktionieren werden im Kampf mit dem Dummy nicht angewendet und daher auch nicht "eingeschliffen".
e-s-s ist demnach keiner der Kurse, die Techniken vermitteln, die nur im Training mit einem kooperativen Partner funktionieren.


Was soll ein kurzer Kurs bringen?

Werden die psychischen Komponenten miteinbezogen?

Werden ausser wenigen Techniken auch Prinzipien,Notwehr Recht, Einsatz von Gägenständen als Waffe usw. vermittelt?


Wie unterscheidet sich E-s-s vom WT Blitzdefence?

Gruss
leopan8

17x17
28-02-2006, 12:56
Hy



Was soll ein kurzer Kurs bringen?

Werden die Psychischen Komponenten miteinbezogen?

Werden ausser wenigen Techniken auch Prinzipien,Notwehr Recht usw. vermittelt?


Wie unterscheidet sich E-s-s vom WT Blitzdefence?

Gruss
leopan8

Die Theorie hinter diesen Kursen ist etwas kompliziert - ich versuche es in kurzen Worten:
1. Wissenschaftler haben entdeckt, dass der Mensch zwei Speicher für das Gedächtnis hat. Einen für das Bewusstsein - einen für Situationen unter hohem Stress: (Sport)-unfälle, Kämpfe, usw. - alles Situationen in denen man unter sehr hohem Stress steht.
2. Sthet man unter hohem Adrenalin bekommt das Gehirn keinen Zugriff auf den Gedächtnisspeicher des Bewusstseins - nur auf den "tierischen" Speicher der das Überlaben sichern soll.
Würde man seine KK ausschließlich unter harmonischen Bedingungen trainieren, hätte man somit so gut wie gar kein Wissen über seine KK in einer Ernstfall Situation wo sehr viel Adrenalin ausgeschüttet wird.
3. Man kann manche KK oder KS über viele Jahre trainieren ohne jemals voll einen in die Fresse zu bekommen oder selber voll zuzuschlagen.
Dies könnte man mit Trockenschwimmen vergleichen.

e-s-s setzt in diesen Punkten an:
1. Die Teilnehmer werden über Szenarien unter Stress gesetzt - sie wissen nicht ob sie kämpfen müssen oder nicht - so wie es in einer realen Auseinandersetzung auch oft ist.
2. Es gibt kein "trockenschwimmen" - die Teilnehmer schlagen immer voll zu und kämpfen mit dem Dummy.
Sie sammeln in zwei Tagen mehr Kampferfahrung als so manchen Kampfkünstler in 10 Jahren Training.


Werden die Psychischen Komponenten miteinbezogen?
Werden ausser wenigen Techniken auch Prinzipien,Notwehr Recht usw. vermittelt?
Die psychologischen und rechtlichen Komponenten sind in jedem einzelnen Szenario vertreten - der Teilnehmer muss immer selber bestimmen wann die rechtlichen Gegebenheiten für eine Sebstverteidigung vorliegen. Auch dem Stress dieser Entscheidung muss der Teilnehmer in jedem Szenario standhalten.
Es werden Modi Operandi, das "Heranreden" oder die "Interviews" der Angreifer erklärt. Es werden Tipps zur Prävention und Handlungsoptionen für den Ernstfall vermittelt.


Um es ganz klar zu sagen: ein Kurs ist keine komplettausbildung. Für einen Kampf sind aber nicht tausend Techniken notwendig. Wichtiger ist die Erfahrung und das Wissen, bzw. Selbstvertrauen.
Die Teilnehmer machen eine 100% Steigerung im Bezug auf den Straßenkampf durch - ganz einfach weil es wie ein Straßenkampf aufgezogen ist.
Sieh Dir einfach die Videos auf der Website an - besonders das von Melanie - am Anfang ist sie bei dem Quatsch den sie gemacht hat umgefallen - nachher habe ich am Boden gelegen.
Es sieht nicht toll aus - und ich werde auch immer wieder gefragt ob ich mich nicht fallenlasse - aber ich kann nur sagen:"zieh den Anzug an und fühl selber."



Wie unterscheidet sich E-s-s vom WT Blitzdefence?

Blitzdefence vermittelt in aller erster Linie Techniken und einen Vorgeschmack auf den Vorkampf. Allerdings steht hinter dem Blitzdefence eine andere Theorie - hier wird darauf Wert gelegt vor Zeugen besser darzustehen - deshalb auch das dreimalige zurückweichen vor dem Angriff.

Bei e-s-s steht im Vordergrund das die Leute das nehmen was sie können und damit umgehen lernen.
Ein entscheidender Unterschied ist der Anzug - beim Trainin des Blitzdefence lerne ich nicht den anderen zu schlagen - ich lerne meinen Angriff zu stoppen, da ich meinen Angreifer nicht verletzen will.
Bei e-s-s schlägst Du voll drauf und willst den anderen umhauen.

Das ist doch auch eines der größten Probleme des WT - und auch vieler anderer - dadurch dass sie nicht (wie beim Boxen) wirklich lernen den anderen umzuhauen lernen sie eigentlich permanent wie man den Gegner nicht schlägt. Das gleiche gilt für alle KK und KS die nicht konsequent vollkontakt trainieren.
Die Schüler lernen Stunde um Stunde wie man einen Schlag stoppt und machen es teilweise auch im Ernstfall (man bekommt was man trainiert) - das kann dem Schreiner von nebenan nicht passieren - wenn der sich gezwungen sieht zu kämpfen hat der in seinen Muskeln nicht die jahrelange "erinnerung" einen Schlag zurückzuziehen - er schlägt einfach zu.

Wenn Du es noch detaillierter wissen möchtest, werde ich Dir gerne die Fragen beantworten.

Mr.Fister
28-02-2006, 14:03
ich hätte noch ein paar fragen:

1. Die Teilnehmer werden über Szenarien unter Stress gesetzt - sie wissen nicht ob sie kämpfen müssen oder nicht - so wie es in einer realen Auseinandersetzung auch oft ist.

in wiefern ist de-eskalation bei euren szenarien eingebunden?
besteht die möglichkeit, den dummy tatsächlich runterzureden, oder ist das bei euch nicht gewollt?

2. Es gibt kein "trockenschwimmen" - die Teilnehmer schlagen immer voll zu und kämpfen mit dem Dummy.

... macht der dummy auch das selbe, sprich schlägt der voll zu?

sah bei den clips nämlich teilweise etwas uninspiriert aus - lag das daran, dass die clips leute zeigen, die nach eurer hp keine vorkenntnisse hatten und ihr die nicht überfordern wolltet ... ? oder kam das nur falsch rüber ?


Das ist doch auch eines der größten Probleme des WT - und auch vieler anderer - dadurch dass sie nicht (wie beim Boxen) wirklich lernen den anderen umzuhauen lernen sie eigentlich permanent wie man den Gegner nicht schlägt. Das gleiche gilt für alle KK und KS die nicht konsequent vollkontakt trainieren.
Die Schüler lernen Stunde um Stunde wie man einen Schlag stoppt und machen es teilweise auch im Ernstfall (man bekommt was man trainiert) - das kann dem Schreiner von nebenan nicht passieren - wenn der sich gezwungen sieht zu kämpfen hat der in seinen Muskeln nicht die jahrelange "erinnerung" einen Schlag zurückzuziehen - er schlägt einfach zu.

schön formuliert :)

fister

17x17
28-02-2006, 14:19
ich hätte noch ein paar fragen:

1. Die Teilnehmer werden über Szenarien unter Stress gesetzt - sie wissen nicht ob sie kämpfen müssen oder nicht - so wie es in einer realen Auseinandersetzung auch oft ist.

in wiefern ist de-eskalation bei euren szenarien eingebunden?
besteht die möglichkeit, den dummy tatsächlich runterzureden, oder ist das bei euch nicht gewollt?

Ist möglich und gewollt - Flucht wird immer als beste Lösung gesehen.



2. Es gibt kein "trockenschwimmen" - die Teilnehmer schlagen immer voll zu und kämpfen mit dem Dummy.

... macht der dummy auch das selbe, sprich schlägt der voll zu?

sah bei den clips nämlich teilweise etwas uninspiriert aus - lag das daran, dass die clips leute zeigen, die nach eurer hp keine vorkenntnisse hatten und ihr die nicht überfordern wolltet ... ? oder kam das nur falsch rüber ?

Der Dummy schlägt so fest zu, wie es die Teilnehmer wollen.
Den Eindruck hatten schon viele aber:
a) es ist nicht einfach mit dem Ding zu kämpfen (es ist sehr schwer um genau zu sein)
b) Am Anfang geht es darum die Angst abzubauen - daher kann ich nicht feste zuschlagen - es wäre kontraproduktiv. Am Ende haben die Teilnehmer meist sofort ohne unterbrechung zugeschlagen - dann ist nicht mehr viel mit zurückschlagen.
Die Videos sind zusammengschnitten und dienen zur Werbung - nicht zur Abschreckung. Meine Frau hat sich zwischendurch richtig eine gefangen (wir mussten unterbrechen) - Ralf ebenfalls - aber es hat mehr Schläge für mich als für die anderen gegeben - das stimmt schon.




Das ist doch auch eines der größten Probleme des WT - und auch vieler anderer - dadurch dass sie nicht (wie beim Boxen) wirklich lernen den anderen umzuhauen lernen sie eigentlich permanent wie man den Gegner nicht schlägt. Das gleiche gilt für alle KK und KS die nicht konsequent vollkontakt trainieren.
Die Schüler lernen Stunde um Stunde wie man einen Schlag stoppt und machen es teilweise auch im Ernstfall (man bekommt was man trainiert) - das kann dem Schreiner von nebenan nicht passieren - wenn der sich gezwungen sieht zu kämpfen hat der in seinen Muskeln nicht die jahrelange "erinnerung" einen Schlag zurückzuziehen - er schlägt einfach zu.

schön formuliert :)

fister


Danke:D

Mr.Fister
28-02-2006, 15:16
vielen dank für die antworten :)


Am Anfang geht es darum die Angst abzubauen - daher kann ich nicht feste zuschlagen - es wäre kontraproduktiv.
versteh ich.


Am Ende haben die Teilnehmer meist sofort ohne unterbrechung zugeschlagen - dann ist nicht mehr viel mit zurückschlagen.

kann ich auch nachvollziehen


Die Videos sind zusammengschnitten und dienen zur Werbung - nicht zur Abschreckung. Meine Frau hat sich zwischendurch richtig eine gefangen (wir mussten unterbrechen) - Ralf ebenfalls - aber es hat mehr Schläge für mich als für die anderen gegeben - das stimmt schon.

ich kann deine beweggründe zwar nachempfinden, was die sache mit der "abschreckung" angeht, denn machen wir uns nix vor, ein gewisses klientel würde definitiv abgeschreckt werden, wenn sie sehen, dass man da auch selbst was abkriegt.

andererseits muss ich zugeben, dass ich selber wiederum aus genau dem grund abgeschreckt war, nämlich dass man immer nur den verteidiger hat austeilen sehen aber gross passiert schien ihm selber nie was zu sein ... und das würde nicht ganz zu den berichten passen, die ich von anderen leuten gelesen hab, die derartige seminare in übersee absolviert haben [rmcat, fast-defense, model mugging], wo auch ordentlich ausgeteilt wurde.
denn wenn man es schon besser machen will was den kontakt angeht als andere im weiten sv-feld, gehört da nicht nur schlagen sondern auch getroffen werden dazu.

aber dadurch, dass ich jetzt bescheid weis und auch die beweggründe kenne, könnt ich mir durchaus vorstellen, mal so ein seminar mitzumachen ... anhand dem was ich auf den clips gesehen bzw. nicht gesehen hab, wäre mir das geld bisher ehrlichgesagt zu schade gewesen ;)

fister

17x17
28-02-2006, 17:25
andererseits muss ich zugeben, dass ich selber wiederum aus genau dem grund abgeschreckt war, nämlich dass man immer nur den verteidiger hat austeilen sehen aber gross passiert schien ihm selber nie was zu sein ... und das würde nicht ganz zu den berichten passen, die ich von anderen leuten gelesen hab, die derartige seminare in übersee absolviert haben [rmcat, fast-defense, model mugging], wo auch ordentlich ausgeteilt wurde.
denn wenn man es schon besser machen will was den kontakt angeht als andere im weiten sv-feld, gehört da nicht nur schlagen sondern auch getroffen werden dazu.

Was rmcat angeht - die einzigen wo ich die Preise kenne - konkuriere ich dort (noch) nicht. Ich glaube unser Kurs kostet ein siebtel - ganz zu schweigen von den Reisekosten.

In einigen Punkten machen wir die Sachen auch anders als die - doch noch ein bisschen andere Theorie dahinter.

Und es kommt noch etwas hinzu: "gehört da nicht nur schlagen sondern auch getroffen werden dazu" - es ist wirklich nicht einfach mit dem Ding zu kämpfen;)

Mr.Fister
28-02-2006, 17:53
Was rmcat angeht - die einzigen wo ich die Preise kenne - konkuriere ich dort (noch) nicht. Ich glaube unser Kurs kostet ein siebtel - ganz zu schweigen von den Reisekosten.

jojo, stimmt schon, rmcat is arschteuer. sind aber eben mit die bekanntesten dank quinn.

der einzig andere, von dem ich die preise "kenne" is lee aldridge von reality based fighting concepts - der nimmt $ 350 pro wochenendkurs :ups: ... gilt dafür aber bei vielen auch als der mann auf dem gebiet... zumindest hab ich bisher nie was negatives über den und seine seminare gelesen...


In einigen Punkten machen wir die Sachen auch anders als die - doch noch ein bisschen andere Theorie dahinter.

wenn du magst erzähl mal, ich find das thema ja grundsätzlich interessant ;)


Und es kommt noch etwas hinzu: "gehört da nicht nur schlagen sondern auch getroffen werden dazu" - es ist wirklich nicht einfach mit dem Ding zu kämpfen;)

glaub ich dir ja ;)
nur sah es auf dem zusammenschnitt meist so aus, als wäre der dummy ein wandelnder boxsack... aber das ist ja jetzt geklärt :cool:

fister

MatzeOne
01-03-2006, 07:02
Am Ende haben die Teilnehmer meist sofort ohne unterbrechung zugeschlagen

Demnächst in Ihrem Buchhandel: How to become a psycho in one weekend for dummies

17x17
01-03-2006, 08:55
Demnächst in Ihrem Buchhandel: How to become a psycho in one weekend for dummies

Was ist daran Psycho?

Mit direkt zugeschlagen meine ich folgendes:

Aus der Situation heraus, in der der Dummy laut schreiend die Distanz unterschreitet und sich schon vorher aggressiv verhalten hat schlugen die Teilnehmer in dem Moment zu, in dem der Dummy noch ausholte.
Worauf soll man dann noch warten?

Dann haben sie immer weiter zugeschlagen bis der Gegner zu 100% keine Gefahr mehr dargestellt hat - ich kann hier kein dummes Verhalten feststellen. Aber analysieren wir es doch mal ganz kurz;) :

Vor mir steht jemand der mir den Weg versperrt und mich offensichtlich provozieren will. Er macht mich verbal dumm an und kommt immer näher. Ich bitte darum in Ruhe gelassen zu werden und werde im Verlauf immer lauter und bestimmter - dabei halte ich Abstand und versuche mich zu entfernen - dies lässt mein Angreifer nicht zu.
Der Andere lässt sich aber nicht davon abhalten oder beruhigen, sondern wird im Gegenteil immer lauter. Plötzlich verkürzt er den Abstand und holt aus.
Preisfrage:
Was soll ich tun?
a) Da ich noch nicht mit absoluter Gewissheit weiß, dass mich der ander schlagen will (vielleicht hat er in mir seinen lang verschollenen Zwilligsbruder erkannt und will mich nur umarmen) warte ich bis ich es sicher weiß, indem ich den ersten Schlag kassiere.
b) Da ich nichts gutes mehr zu erwarten habe, sich der andere im Verlauf der Auseinandersetzung immer weiter "gepusht" hat und ich auch nicht umarmt werden will, haue ich ihm präventiv (und unter einbeziehung des Notfallrechts) auf die Fresse.

Weiter in der Situation - ich habe mich für b) entschieden und bin eine 65Kg Frau:
a) mit allem was ich habe hat mein Angreifer nun eins auf die Fresse bekommen. Jetzt höre ich auf - vielleicht hat sich ja nun eine gemeinsame Basis für ein nettes Gespräch entwickelt und wir werden doch noch Freunde. Vielleicht will er mich jetzt aber auch so richtig verdreschen und ist gewarnt - mal abwarten.
b) Jetzt wo ich einmal angefangen habe nutze ich den Überraschungsmoment und die Wirkung meines ersten Treffers um den Typen immer weiter mit Schlägen einzudecken (hier betreten wir die Grauzone der Rechtssprechung) und ihm auf keinen Fall die Chance zu geben mich zu treffen - denn das könnte mich sofort umhauen. Dies mache ich so lange, bis der andere am Boden ist und keine Gefahr für mich darstellt - jetzt flüchte ich so schnell wie möglich und rufe ihm in einer Telefonzelle Hilfe.

Auch hier entscheide ich mich für b) und habe den Preis gewonnen. Ich komme sicher nach Hause und gehe nicht über das Krankenhaus und ziehe nicht 4 Wochen Krankengeld ein.:cool:

17x17
01-03-2006, 09:50
wenn du magst erzähl mal, ich find das thema ja grundsätzlich interessant ;)


Ein entscheidender Unterschied ist dieser:

Quinn vertritt die Meinung, dass man ein Training nicht so aufbauen sollte, den Teilnehmern Übungen an die Hand zu geben, die Ihren spontanen Reaktionen entsprechen. Er beschreibt das anhand zweier Positionen für das Schusswaffentraining, Dem "normalen" Stand (leider weiß ich nicht mehr wie dieser heißt. Ich meine den mit gebeugten Beinen, Füße stehen parallel zueinander und es wird aus einer tiefen Position geschossen) und dem "Weaver"-Stand. Der Weaver Stand ist dem angeglichen wie in der Realität am ehesten geschossen wird. (Ein Bein vorn, hoch aufgerichtet - so in etwa) Man ging von der Theorie aus, dass man die Leute einfach so lehrt zu schießen, wie sie es in der realität am ehesten machen werden.

Quinn sagt, dass sie dies aber auch dann nicht im Weaver-Stance machen - warum sollten sie also auf diese Art schießen?
Seiner Meinung nach hat nur ein Training erfolg, in dem immer realistisch trainiert wird - nicht eines, dass mit "Angleichungen" funktioniert.

Meiner Meinung nach ist das nicht so - wir arbeiten mit Übungen die zur Abwehr immer wieder neu den eigenen Reflex benutzten und arbeiten dann prinzipiell nach vorne. Ausgehend von der Theorie, dass man schon froh sein kann, wenn man den ersten unvermittelten Schlag abwehren konnte - eine zweite Chance hat man höchst wahrscheinlich nicht - arbeiten wir dann nach vorne - angreifend.
Auf diese Art hat man keine "Angleichung" an die Realität (Weaver-Stance), sondern immer neue, immer andere Reflexe - die aber in einem geordneten Partnertraining ohne Dummy hervorgebracht werden können.
Er ist der Meinung das man dies nur mit Hilfe des Dummys erreichen kann.

Das ist das was wir "simple-defence" nennen - leider mit der Namensähnlichkeit zu anderen Produkten.:(

Ansonsten eifern wir Quinn und fastdefence und allen anderen natürlich nach - aber nicht weil es eine sprudelnde Geldquelle wäre - sondern weil es -mMn- die effektivste Methode ist SV zu erlernen.
Ich finde das eine KS/KK-Art die mir nicht hilft mich zu verteidigen am Ziel vorrübergeht - zumindest solange ich keine Gladiatoren-Kämpfe mitmachen will.
Die (in Deutschland übertriebene) Angst des Einzelnen besteht nicht darin in einem Boxring zu landen, sondern auf der Straße plötzlich und unerwartet in eine Auseinandersetzung zu geraten und dort gedemütigt und verletzt zu werden. Um in dieser Situation besser gerüstet zu sein reichen Grundkenntnisse und ein bisschen Erfahrung aus.
Die meisten Menschen die ich kenne haben kein Interesse an einer kompletten Ausbildung in irgendeiner KS/KK - aber sie wollen sicherer sein.
Soll man die im Regen stehen lassen? Schon das größere Selbstvertrauen das gewonnen wird ist es wert einen solchen Kurs anzubieten.
Hier wird immer wieder von falschem Selbstvertrauen und Selbstüberschätzung gesprochen, die dann den Teilnehmer von SV-Kursen zum "Verhängnis" wird.
Wir spielen den Teilnehmern nichts vor und haben ein ziemlich günstiges Preis-Leistungsverhältnis (immerhin arbeiten da zwei Trainer 9-10h für 90€ in einem begrenzten Teilnehmerfeld und lassen sich die Fresse vollhauen:D ) Fehlerquellen für den Teilnehmer, Mißverständnisse und falsche Einschätzungen sind durch das Konzept schon nahezu ausgeschlossen und die Leute lernen dabei: Auch ein gewonnener Kampf kann ganz schön weh tun.
Sie werden sich danach sicherlich nicht vermehrt in Gefahren begeben, sondern vielmehr die Augen aufmachen und begreifen das Gefahr weniger von Fremden ausgeht, sondern fast immer vorher ein Kontakt stattfindet - und wenn es nur die "Interview-Phase" ist.
Statt hinterher zu sagen:"Ich weiß gar nicht wie das passieren konnte." werden sie nach einem Kurs vorher wissen was da gerade abläuft und es vielleicht verhindern können.
Wo sie früher versucht hätten etwas auszudiskutieren wissen sie nachher das es gar nicht um das Thema geht - und verlassen den Ort des Geschehens in dem Wissen das sie nicht feige sondern klug handeln.
Die meisten Leute sind sich gar nicht darüber im Klaren, dass es Menschen gibt die andere Grenzen und Regeln haben - sie kriegen plötzlich eins aufs Maul während sie noch dachten, dass sie sich in einer Diskussion befanden.

Dies sind alles Dinge die man in zwei Tagen vermitteln kann und gleichzeitig noch den Teilnehmern die Gelgenheit gibt Erfahrung mit Adrenalin und Kampf zu machen - wo sollen sie die Erfahrungen ansonsten machen?
Sollen sie sich in Kneipen rumtreiben und Ärger machen?

In diesem Forum werden immer wieder Fragen mit dem Thema "Habe ich/mein Freund sich richtig verhalten?" von Menschen die zum größten Teil eine KS/KK betreiben - ich finde es cleverer darüber im Vorhinein nachzudenken und nicht erst dann, wenn ich nach einem Anwalt fragen muss, der auf meinen Fall spezialisiert ist.
Als ich noch Aikido gemacht habe war da keiner der mit mir über Rechte, "Interview-Phasen", Adrenalin oder sonstetwas geredet hat, bzw. mich darüber aufgeklärt hat.

Wenn hier von falschem Selbstvertrauen und Selbstüberschätzung gesprochen wird, das den Teilnehmer von SV-Kursen zum "Verhängnis" wird - wie steht es mit dem falschen Selbstvertrauen, das in etlichen Schulen in jahrelangem Training vermittelt wird?

In einem normalen Training lässt man den anderen immer wieder in Distanzen, in die ein Gegner einfach nicht gehört. Dies ist notwendig um die Übungen kontrolliert zu trainieren. Wenn ich hier das Beispiel WT nehme (so gut wie jeder andere Stiel kann hier ebenfalls genannt werden) so trainiere ich Chi-Sao ständig in einer Distanz in der ein potentieller Gegner nichts zu suchen hat - dabei gewähne ich mich aber daran, jemand fremden in diese Distanz zu lassen. Die KANN zur Folge haben, dass sich mein Distanzgefühl eher zum Schlechteren als zum Besseren entwickelt.

Das gleiche gilt für die Schläge - wenn ich meine Treffer über 10 Jahre lang häufiger andeute als durchziehe gewöhne ich mich daran meine Schläge zu stoppen wo sie durchgezogen werden sollten.

Aber dennoch glauben die meisten das sie sich im Ernstfall verteidigen könnten - Selbstüberschätzung? Falsches Sicherheitsgefühl?

itto_ryu
01-03-2006, 09:59
Klingt sinnvoll im Sinne der SV.

17x17
01-03-2006, 10:17
Klingt sinnvoll im Sinne der SV.

Danke - und das ist es worum wir uns bei e-s-s kümmern wollen.
Für einen Cage fight ist das natürlich alles Käse.;)

Stoiker
06-03-2006, 08:43
@17x17
Sehr schöne Darstellung und Begründung, wie sinnvolles SV-Training aussehen sollte! Einige Fragen, die mich interessieren, hätte ich noch:

1) Hast Du Literaturverweise auf die von Dir angesprochenen Untersuchungen hinsichtlich dem menschlichen Verhalten unter Stress (normaler und tierischer Speicher)? Ich selber habe nämlich nie wissenschaftlich seriöse Werke gefunden, sondern eher Erlebnisberichte und persönliche Meinungen.

2) Ebenso wie Nr. 1: hast Du brauchbare Literatur bzw. Lehrvideos zum Thema "Deeskalation"? Ich habe hier nur Material aus dem Bereich der Jugendarbeit gefunden.

3) auf der Homepage steht, dass keine Techniken, sondern Konzepte unterrichtet werden. Aber muss ich nicht mit einem Mindestbasisniveau an Techniken anfangen, wenn ich einen absoluten Neuling vor mir habe (z.B. "nein, den Kniestoß nicht mit einem Fingerstich abblocken" bzw. mal einfache Hammerfists auf Schlagpolster schlagen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln)?

4) Viele Deiner Beschreibungen klingen nach Konzepten, die ich von anderen Gruppen her kenne, speziell der Combatives Szene (Dennis Martin, Kelly McCann, Lee Morrison, John Kary, Carl Cestari, Geoff Todd, Geoff Thompson,...). Sind Material bzw. Konzepte dieser Gruppen in das e-s-s-System eingeflossen (falls Du mit den Namen nichts anfangen kannst, hat sich die Frage eh erledigt ;) ).

Danke im voraus für die Antworten!

Gruß
Stoiker

Sam Fisher
06-03-2006, 09:14
Hab den Thread jetzt erst entdeckt...:o

Ich find das Konzept ziemlich gut....und ich schätze 17x17 auch so ein, dass er immer bemüht ist, sein Konzept weiter zu verbessern. Was er da macht, ist doch jetzt schon besser (und preiswerter!) als der ganze Quatsch, der in der Volkshochschule und so angeboten wird.

Wenn SV-Kurse...dann bitte so!

MatzeOne
06-03-2006, 09:17
Hab den Thread jetzt erst entdeckt...:o

Ich find das Konzept ziemlich gut....und ich schätze 17x17 auch so ein, dass er immer bemüht ist, sein Konzept weiter zu verbessern. Was er da macht, ist doch jetzt schon besser (und preiswerter!) als der ganze Quatsch, der in der Volkshochschule und so angeboten wird.

Wenn SV-Kurse...dann bitte so!

Wieviel SV-Kurse hast du schon an der VHS gemacht?

Sam Fisher
06-03-2006, 09:23
Wieviel SV-Kurse hast du schon an der VHS gemacht?

Ich habe mein ganzes Wissen aus der VHS!:D


Nein, im Ernst! Keinen....hab nur Leute kennen gelernt, die welche gegeben und die welche gemacht haben. In Kassel und in Weimar. Meine Aussage stützt sich also auf Erfahrungen dritter. Denn Eindruck den ich da gewonnen habe, führte bei mir zu der Ansicht, dass SV in einem wochenend-Kurs prinzipiell nicht vermittelbar ist. Wenn ich mir die Sache von 17x17 aber so ansehe, rück ich von dieser Ansicht wieder ab.

Ich könnt mein Konzept nicht an einem WE vermitteln....zumindest nicht so, das es funzt.

17x17
06-03-2006, 09:56
@17x17
Sehr schöne Darstellung und Begründung, wie sinnvolles SV-Training aussehen sollte! Einige Fragen, die mich interessieren, hätte ich noch:

1) Hast Du Literaturverweise auf die von Dir angesprochenen Untersuchungen hinsichtlich dem menschlichen Verhalten unter Stress (normaler und tierischer Speicher)? Ich selber habe nämlich nie wissenschaftlich seriöse Werke gefunden, sondern eher Erlebnisberichte und persönliche Meinungen.

2) Ebenso wie Nr. 1: hast Du brauchbare Literatur bzw. Lehrvideos zum Thema "Deeskalation"? Ich habe hier nur Material aus dem Bereich der Jugendarbeit gefunden.

3) auf der Homepage steht, dass keine Techniken, sondern Konzepte unterrichtet werden. Aber muss ich nicht mit einem Mindestbasisniveau an Techniken anfangen, wenn ich einen absoluten Neuling vor mir habe (z.B. "nein, den Kniestoß nicht mit einem Fingerstich abblocken" bzw. mal einfache Hammerfists auf Schlagpolster schlagen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln)?

4) Viele Deiner Beschreibungen klingen nach Konzepten, die ich von anderen Gruppen her kenne, speziell der Combatives Szene (Dennis Martin, Kelly McCann, Lee Morrison, John Kary, Carl Cestari, Geoff Todd, Geoff Thompson,...). Sind Material bzw. Konzepte dieser Gruppen in das e-s-s-System eingeflossen (falls Du mit den Namen nichts anfangen kannst, hat sich die Frage eh erledigt ;) ).

Danke im voraus für die Antworten!

Gruß
Stoiker


Hi,

zu Deinen Fragen.

1) Vollständige Quellen kann ich Dir leider nicht anbieten - als erstes wurde ich durch eine Homepage zum Thema Lernen auf die besondere Lehr-Erfahrung von Sportunfällen aufmerksam.
Hier wurde erklärt, dass Sportunfälle die prägnanteste (be-)Lehrung darstellen, jedoch nur unter der Bedingung, dass der Verletze sich überhaupt an den Unfall erinnern kann. Fragt man einen Football-Spieler nach dem Hergang des Geschehens noch während er auf der Bahre aus dem Stadion getragen wird, kann er sich auch später an diesen Unfall erinnern - wird der Spieler aber nicht zu diesem Zeitpunkt "gezwungen" sich an den Unfall zu erinnern, kommt es zumeist dazu, dass der Hergang in allen Einzelheiten vergessen wird. Erfahrungen aus Unfällen prägen sich stärker ein, als andere - dies kann ich auch aus einer eigenen Erfahrung bestätigen.

Zudem - und hier kommt der einzige Literaturhinweis den ich Dir geben kann - bezieht sich P. Quinn in "real Fighting" auf folgende Untersuchung:
Lernen unter Adrenalinbedingtem Stress wird im Hirn anders verarbeitet und schneller verarbeitet/verinnerlicht.

"Concider this excerpt from the New York Times concerning research done at the Center of Neurobiology of Learning at the University of California at Irvine, James McGaugh, director:

The "fight or flight" reaction has long been known to psychologists; the heart beats faster, the muscles are readied, and the body is primed in the most primitive of survival instincts. These and other distinctive reactions are triggered by the release into the bloodstream of the hormones adrenaline and noradrenaline.
The same two hormones, it now appears, also prime the Brain to take very special note in its memory banks of the circumstances that set off the flight or fight reaction.

Die Studie fährt mit folgender Beobachtung fort:

...suggests that the brain has two memory systems, one for the ordinary information and one for emotionally charged information, this emotional memory system has evolved because is had great survival value.


Da es meine eigene Erfahrung bestätig, bin ich geneigt diese Untersuchung zu bestätigen - auch wenn dies nicht besonders wissenschaftlich ist, da ich ja nur eine Quelle in Betracht ziehe.

Zu 2)
Das ist wirklich eine sehr interessante Frage - denn auch wenn jeder von Deeskalation spricht, kann man zu diesem Thema wenig wirklich brauchbares finden:( - das Selbe gilt übrigens auch für den Begriff Gewaltspirale - auch hier wurde ich nur im großen Zusammenhang (Schwere Kndheit zum Gewalttäter) fündig.
Die Ratschläge die ich gefunden habe sind häufig glaich, aber nie so richtig erklärt. :mad:
Strategien wie weggehen oder einfach weitergehen können Leute praktizieren, die normalerweise auch in der Lage wären den anderen umzuhauen.
Wenn es aber jemand versucht, der wenig Selbstvertrauen hat, wirkt es einfach nur feige - so ist zumindest mein subjektives Empfinden. Auch dafür kann ich keine Quellenangabe machen - aber;) ..
Ich hätte da eine gute Übung aus dem wahren Leben:
"Cola umkippen"
Ein Übender sitzt an einem Tisch mit einer (Kunststoff-)Flasche darauf - ein anderer geht an dem Tisch vorbei und wirft die Flasche aus versehen um ohne dies zu merken (ist für die Rolle abgesprochen). Der Raum ist für dieses Szenario als laut angegeben. Derjenige, dessen Cola umgeworfen wurde
muss nun ersteinmal die Aufmerksamkeit des anderen erregen - wie er das macht ist ihm überlassen. Hier kann man verschiedenste Varianten beobachten - einige sind einfach nur dazu geeignet eins aufs Maul zu bekommen - der "Umkipper" kann nun berichten, was für Reaktionen er an sich selber beobachten kann. Manchmal fühlt man sich sofort so sehr unter Druck gesetzt, dass man sich verteidigen möchte.
Die andere Seite kann man auch erleben: der "Cola-Besitzer" kann z.B. lernen, wie er reagiert, wenn der andere enifach keine neue Cola holen möchte. Je nachdem wie der "umkipper" reagiert, ist man irgendwann bereit aufzustehen - dies ist der Moment indem ich frage was sie vorhaben - erst wenn man hier nachfragt merken sie, dass es ihnen nun gar nicht mehr um die Cola geht - entweder war der andere zu beleidigend oder hat sich einfach umgedreht und will gehen. (ein Rat der meisten zum Thema Deeskalation. Meine Erfahrung mit Teilnehmern ist aber, dass genau dieses Verhalten als extrem Arrogant und provozierend empfunden wird)

Ich habe auch einen Grund warum ich es mit alltäglichen Beispielen mache, Beispiele in denen keiner den anderen Provozieren will allà "Ey, dass ist mein Stuhl." - Aus diesen Szenarien kann eine gütliche Einigung entstehen weil keiner der Beiden von vorneherein Ärger wollen - dennoch eskaliert es sehr häufig, weil sich der eine nicht darüber im Klaren ist, wie sein Verhalten auf den anderen wirkt - so lernen sie am eigenen Leib was funktioniert und was nicht.
Denn hier gibt es keine allg. gültigen Lösungen - was dem einem nicht "krumm" genommen wird ist beim nächsten der Startschuß für eine Handfeste Prügelei. Wie welche Art der Deeskalation wirkt, kommt immer auf den an, der es gerade versucht.

Gute Ansätze findet man auch in der Rhetorik - hier wird viel Wert auf die Körpersprache gelegt. Erst die Rhetorik konnte mir erklären, warum sich zwei "Streithähne" immer näher kommen und ständig schubsen.
Ein Argument in einer Rede muss durch einen festen Stand(punkt) des Körpers unterstrichen werden - ansonsten wird es als unwahr empfunden. Unbewusst wissen wir dies und tappen in eine Unvereinbarkeit zwischen Deeskalation und Rhetorik: Würden wir unseren festen Stand aufgeben um Sicherheitsabstand zu gewinnen nimmt der andere das als Lüge, Feigheit, Aufgabe wahr. Da ich dies "weiß" vergrößere ich meinen Abstand nicht, sondern beharre auf meinen Standpunkt - ich schubse den anderen um ihm seinen Standpunkt zu nehmen und meinen zu behaupten.
Ist vielleicht nicht perfekt erklärt, kannst ja mal selber darüber nachdenken und andere Fragen wie Du wirkst, wenn Du Dein Gewicht nur auf einem Bein hast und dann ein Argument bringst - oder sogar dabei zurückweichst.

Wo Du auch gucken kannst ist der Weiße Ring - sie haben auch etwas zu dem Thema - selber bin ich aber noch nicht dazu gekommen die Sachen zu lesen. Bei denen erwarte ich aber eigentlich etwas sinnvolles.

zu 3)
Wir bringen etwas bei, wenn der/diejenige noch gar keine Vorkenntnisse haben. Handflächenstöße zum Beispiel.
Problematisch ist die Abgrenzung von Technik zu Bewegung - eie Technik ist für mich etwas, das aus einem mehr oder minder festen Bewegungsablauf besteht - eine bewegung ist etwas, dass im Prinzip immer wieder gleich ausgeführt wird und Teil einer Technik sein kann.
Daher würde ich den Handflächenstoß als Bewegung bezeichnen - nicht als Technik.
Aber am Dummy schlägt ohnehin jeder wie er es will - wenn es dann funktioniert ändern wir nichts daran - wo steht geschrieben wie man zu schlagen hat? Use that works ist da das Motto.

Die Formulierung unserer Seite ist nicht ganz astrein - das gebe ich zu - aber wie sollen wir sonst klarmachen, dass man bei uns nicht 5 verschiedene Handbefreiungen, sechs verschiedene Abwehren gegen Würgen und so weiter lernt?:o

Und auf die Schlagpolster wird nicht geschlagen, weil der Abstand dann immer durch das Schlagpolster "versaut" wird. Die Teilnehmer schlagen den Dummy (wo der Helm leider den gleichen Nachteil wie das Schlagpolster hat - keiner hat so einen dicken Schädel) - sie brauchen die Pratze nicht.

Zu4)
Ich kenn nicht alle Namen aber die Konzepte sind auf jeden Fall eingeflossen. Ich muss auch sagen, dass es mich ein bisschen getroffen hat, als ich von denen laß, dass das was ich lerne mit SV wenig zu tun hat:p
Aber ich habe mich damit angefreundet.;)
Der Mesch ist fasziniert von immer intelligenteren Lösungen - so kommt es auch zu dieser aufblähung der verschiedenen Kampfsysteme (ich mache ja auch WT - weniger als die Hälfte von dem was ich lerne würde ausreichen um mich zu verteidigen) - notwendig ist dies aber nicht.

auf www.m+uch+osu+cko.com/+video+-+basruttenlethalstreetfighting.html (war brav - kein direktlink auf die böse url;) ) ist eine kurze Sequenz von bas rutten - nicht das ich das unterrichten würde, aber es zeigt ganz deutlich, dass es viel wichtiger ist assi zu sein als gut kämpfen zu können. Denn ich glaube fest, dass es bei ihm funktionieren würde.

Ich habe wenig neues entwickelt - wenn überhaupt, auch wenn es mir neu war, wird irgendwann jemand einen ähnlichen Ansatz gwählt haben - der Mensch hat nun einmal nur die immer gleichen Möglichkeiten.

Ich hoffe, dass ich Deine Fragen beantworten konnte - wenn etwas unklar ist, werde ich versuchen es noch genauer zu erklären.

17x17
06-03-2006, 10:14
Ich könnt mein Konzept nicht an einem WE vermitteln....zumindest nicht so, das es funzt.

Vielen Dank für Dein Vertrauen in mich.

Was heist "funzen"? Wir sagen, dass die Sicherheit verbessert wird - wie dies geschieht - über erhötes Selbstvertrauen, "Kampferfahrung", den besser gewöhnten Umgang mit Stress oder was auch immer - ist egal. Die Sicherheit wird alleine schon dadurch verbessert, dass die Leute im Kurs aufgeklärt werden.

Dein System ist für den Kampf . Und soweit ich das verstanden habe ohne den Vorkampfbereich - reines kämpfen ist an einem Wochenende auch nicht so einfach zu lernen. Die Leute lernen einfach ihre Hemmungen abzubauen und beschäftigen sich mit der Thematik.
Secos greift erst ab dem Moment, indem der Kampf beginnt - oder unmittelbar davor - e-s-s endet mit dem Kampf und versucht ihn vorher mit allen Mittel zu vermeiden. Hierfür müssen die Leute über ihren Schatten springen und Verhalten an den Tag legen, das der Feigheit nahe kommt - sie begreifen auch, dass man gefahrenbereichen besser aus dem Weg geht und somit schon die Wahrscheinlichkeit einer Ausenandersetzung verringert.

Sie werden aber auch mit dem Gedanken vertraut gemacht, dass die Gefahr nicht so sehr bei Fremden liegt, sondern vielmehr bei den Bekannten und freunden. Oft entsteht Gewalt aus Streit heraus - mit freunden gerät man doch viel häufiger in Streit als mit fremden - oder?
Bei "meinen" Kindern ist es z.B. so, dass bei meiner letzten Frage nur einer von einem Fremden angemacht wurde - sechs andere jedoch von Freunden oder Bekannten.
Hier wäre ein moderates Mittel zur generellen Deeskalation, das man selber konsequent ist und dies auch allen zeigt. Wenn man kein Mitläufer ist, kein "ja"-Sager oder "Fähnchen im Winde" wird man respektiert - Respektierte Leute werden viel seltener angemacht - das macht sich in der Gruppe einfach nicht gut.
Gerade den Mädchen versuche ich beizubringen, dass "Nein" auch immer "Nein" bedeuten muss - schon allein dadurch, dass sie dies immer durchziehen und kein "Vielleicht" daraus machen, werden viele Missveständnisse vermieden.
Konsequenz strahlt man dann auch irgendwann aus - kein Opferverhalten.
"Meine" Kinder sollen möglichst keine Kämpfe gewinnen - auch wenn sie dies lernen - sie sollen keine haben,und das wissen sie auch.
Sie lernen bei mir, andere zu respektieren, nicht auf sie harabzuschauen - wehe ein Junge will nicht mit einem Mädchen trainieren - denen biete ich immer an, mit einer der höheren Schülerinnen zu trainieren:D - das wollen sie dann irgendwie nicht.

fer de lance
06-03-2006, 10:22
Was heist "funzen"?


Mit "funzen" meint Sam: unter allen Umständen funktionieren. Diese Umstände beziehen sich hauptsächlich auf die unterschiedlichen Vorraussetzungen der Leute, die aufeinandertreffen, körperlich, psychisch etc.
Das so neuer Standartsatz von ihm!:)

f

17x17
06-03-2006, 10:36
Mit "funzen" meint Sam: unter allen Umständen funktionieren. Diese Umstände beziehen sich hauptsächlich auf die unterschiedlichen Vorraussetzungen der Leute, die aufeinandertreffen, körperlich, psychisch etc.
Das so neuer Standartsatz von ihm!:)

f


Vielen Dank:rolleyes: :D - war mir klar. Aber...
Ich wollte die Diskussion nicht wieder neu anheizen indem ich sage:"klar - das einzig wahre haben ja auch nur wir."
Ich räume gerne ein, dass bestimmt irgendwann ein Teilnehmer auftaucht der gar nichts lernt - kann natürlich passieren.
Ob es dann am Konzept oder an der Person liegt - aber auch dann werden wir eine Lösung finden.

Standardsätze sind was feines - ich habe auch einen:"bringt Euch bitte nicht um!" fürs Kindertraining:D

fer de lance
06-03-2006, 10:46
Standardsätze sind was feines - ich habe auch einen:"bringt Euch bitte nicht um!" fürs Kindertraining:D

War auch mir schon klar, aber die kommen dann so oft, das man sie bald nicht mehr hören kann...:D Aber ich komme ins lästern...:o

Sams Standardsatz zur oben beschriebener Gelegenheit ist: "Bis einer weint!"

f

panky
06-03-2006, 20:31
Nein, im Ernst! Keinen....hab nur Leute kennen gelernt, die welche gegeben und die welche gemacht haben. In Kassel und in Weimar. Meine Aussage stützt sich also auf Erfahrungen dritter. Denn Eindruck den ich da gewonnen habe, führte bei mir zu der Ansicht, dass SV in einem wochenend-Kurs prinzipiell nicht vermittelbar ist. Wenn ich mir die Sache von 17x17 aber so ansehe, rück ich von dieser Ansicht wieder ab.


Er ist schon vermittelbar...! Allerdings muss derjenige die wenigen techniken immer und immer wieder zuhause mit einem Partner trainieren, so dass sie im Ernstfall wirklich funktionieren. Seien wir doch mal realistisch. In einem Kampf neutralisieren sich viele techniken erheblich. Weiterhin entwickelt eine Schlägerei oder Maßenschlägerei eine gewisse Eigendynamik. Man kann in der SV nicht trainieren, hey ich mach gegen den Schlag das und gegen diesen Tritt jenes...!!! Welche Technik benutzt ihr gegen einen Aschenecher oder gegen abgebrochenes Bierglas oder Messer...?

Ja, so wenige techniken wie möglich, aber die gezielt auf anatomische Punkte. Wenn ich 10000 mal einen Gross im Infight mit vertikaler Faust meinem Trainingspartner auf die Blase (direkt über den Genitalien) gesetzt habe, ja dann wird es funzen. ;)

panky
06-03-2006, 20:37
Hab den Thread jetzt erst entdeckt...:o

Ich find das Konzept ziemlich gut....und ich schätze 17x17 auch so ein, dass er immer bemüht ist, sein Konzept weiter zu verbessern. Was er da macht, ist doch jetzt schon besser (und preiswerter!) als der ganze Quatsch, der in der Volkshochschule und so angeboten wird.

Wenn SV-Kurse...dann bitte so!

Von wem das Zitat war, hatte ich vergessen zu erwähnen...!!!

17x17
07-03-2006, 09:38
Er ist schon vermittelbar...! Allerdings muss derjenige die wenigen techniken immer und immer wieder zuhause mit einem Partner trainieren, so dass sie im Ernstfall wirklich funktionieren. Seien wir doch mal realistisch. In einem Kampf neutralisieren sich viele techniken erheblich. Weiterhin entwickelt eine Schlägerei oder Maßenschlägerei eine gewisse Eigendynamik.


Da würde ich Dir recht geben. Wenn man sich Fairbain oder applegate ansieht, die ihr Training damals unter dem Aspekt sahen, dass sie nur einfach erprobte Techniken in kurzer Zeit unterrichten wollten und damit sicherlich erfolg hatten, kann man mit enigen wenigen Techniken zum Erfolg kommen.
Auch ein Wochenend-Seminar kann diese Techniken vermitteln; stellt man dann noch sicher, dass die Teilnehmer die gelernten Techniken zu Hause wiederholen und "einschleifen" können wäre vielen schon mit wenig Aufwand geholfen.
Aber....
Das dumme an der Sache ist die Einstellung - auch die beste Technik nutzt nicht viel, wenn der Anwender die Technik nicht durch seine Einstellung "stützen" kann.
Frauen z.B. hören ihr Leben lang, dass sie körperlich nicht in der Lage sind einen Mann umzuhauen. Ihnen muss man ersteinmal vor Augen führen, dass die dazu genug Kraft haben. Was sicherlich richtig ist an diesem "Gerücht" ist der Punkt, dass eine Frau wohl in den seltensten Fällen einen direkten Treffer von einem durchschnittlichen Mann nehmen kann.
Man muss demnach ersteinmal an der Einstellung arbeiten - so ist zumindest meine Meinung. Wenn Frauen sehen, dass ein Angreifer nicht über ihre Schläge lachen kann ist schon einmal viel gewonnen.

In einem Kampf neutralisieren sich Techniken nicht - die Situation für bestimmte Techniken - meist die "fortgeschrittenen" - ergibt sich oft einfach nicht. In der SV geht es allerdings auch darum den Kampf gar nicht erst entstehen zu lassen - ich verbessere mich - bei e-s-s geht es darum den Kampf nicht entstehen zu lassen.;)

Die Teilnehmer sollen begreifen, dass jeder Mensch andere Grenzen hat - das die Grenzen des anderen den Startschuss zur Auseinandersetzung geben können - das Kämpfe vermieden werden können.
Wenn sie aber nicht vermeidbar sind - dann bitte nicht erst auf den ersten Schlag warten - keinen Kampf entstehen lassen - sondern präventiv arbeiten.

Und das ist jetzt keine Lobpreisung - sondern nur vernünftig und von vielen, vielen anderen schon vorher postuliert worden. Eine Situation in der jemand von einem anderen zu einem Kampf gezwungen wird (z.B. indem man immer weiter nötigt, oder Handgreiflich wird, den anderen bedroht oder wie auch immer) ist keine Situation in der die Maßstäbe der Moral, Ethik oder sonst etwas angelegt werden können - der andere verstößt ja bereits mit seinem Verhalten gegen diese Maßstäbe - er begrentz sein Verhalten nicht - warum sollte ich mir als Verteidiger diese Grenzen anlegen? Wo steht geschrieben, dass nur der moralisch verwerflich handelnde das Recht auf den ersten Schlag hat?:D