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Vollständige Version anzeigen : Meditation im Kung Fu



TSheeta
01-03-2006, 23:31
Ich meditiere nach und auch vor dem Training (nach dem Aufwärmen) um meine innere Ruhe zu finden und mein Zen.

Zum Einen, wie kann ich mein Zen mit Meditation erreichen? Wie muss ich mir das vorstellen.

Und kennt jemand eine gute Meditation - Texte, die man sich in Gedanken aufsagt, Szenarien, in die man sich versetzen kann oder irgendetwas anderes.

Bei der Meditation höre ich entspannende Musik, stelle mir vor, wie sich eine Lotusblüte um mich schliéßt und mich von der ganzen Welt abtrennt, sodaß nur ich zähle und ich meine Ruhe finden kann. Auch stelle ich mir eine Unterwasserhöhle vor, in der ich atmen kann, und wo Fische und so weiter sind. Dann sage ich mir: Ich atme Ruhe und Frieden ein, Stress raus oder halt andere Sachen, die beruhigen. (kenne ich vom autogenen Training - eine Art der Meditation - her)
Ist das ein gutes Konzept? Oder kann man mir was besseres empfehlen.

malice
02-03-2006, 08:02
Probier doch mal gar nichts tun.
Erst mal den Körper beruhigen.
Musekelanspannungen lösen.
Atmung ruhig werden lassen.
Gesichtsmuskulatur lösen.
Blick entspannen.
Alle Muskelgruppen von oben nach unten loslassen.
Atmung natürlich.
Gedanken entspannen.
Den Geist weit werden lassen.
Der Welt lauschen.
Der Stille lauschen.
In die Stille gehen.
Die Gedanken beobachten.
In die Gedankenlücken gehen.
In die Stille gehen.
Nicht mehr denken.
Die Gefühle beobachten.
In die Stille gehen.
das Ich ausschalten.
frei werden
entspannen, nichts tun, und frei werden
klare Stille
Welt und Ich sind eins

es gibt noch Steigerungen, aber die sind gefährlich

Erik79
02-03-2006, 10:24
Hallo,

ich kann dir in Sachen Meditation empfehlen, dich einmal mit Yoga und der Chakren-Lehre auseinander zu setzen.

Das funktioniert ungefähr so (bei mir):
1. Aufmerksamkeit auf den Beckenboden richten, den Rücken aufrichten, den sicheren Stand suchen. Die natürliche Kraftspannung von den Füssen aufwärts über das Becken bis zu den Schultern suchen. Alle grundlegenden existentiellen Lebensbedürfnisse realisieren: Stoffwechsel, Atmung, Verdaaung usw. Bewußtsein für die eigene Konstitution und Verfassung schaffen. Konzentration finden.
2. Darauf aufbauend die Aufmerksamkeit auf das Urogenitalsystem lenken: Geschlechtsorgane, Blase etc. Ein entspanntes, geöffnetes Gefühl erlangen. Locker und offen in der Taile werden. Bereitschaft sich mit der Aussenwelt in Beziehung zu setzen. "Lust" kriegen, etwas zu tun. Sich vorstellen mit der Hand nach etwas zu greifen.
3. Aufmerksamkeit auf den Solarplexus (etwa zw. Nabel und Brustansatz). Der aufgebauten Handlungsbereitschaft dynamische Kraft aus der Mitte zuführen. Sich vorstellen, mit der Hand bewußt zu handeln (zudrücken, schieben o.ä.)
4. Aufmerksamkeit aufs Herz richten: Emdpfindungsfähig werden, bewußt werden, was man tut und was dies bedeutet. Vernunft entstehen lassen. Sich vorstellen, die sensorische und taktile Wahrnehmung der Hand einbeziehen; nicht nur agieren sondern auch reagieren können.
5. Aufmerksamekeit zur Kehle: Sich sprachlich artikulieren können, Ideen ausdrücken können. Sich vorstellen, sich mit der Hand auch kreativ und kommunikativ ausdrücken zu können, Ideen und Zeichen darstellen zu können.
6. Aufmerksamkeit auf die Stirn, das "dritte Auge": Intuition und Intelligenz, Zusammenhänge sehen und herstellen können, mehr als das Oberflächliche sehen. Sich vorstellen, die Hand zu einem intelligentem Werkzeug zu machen.
7. Aufnerksamkeit auf die Schädeldecke: Als letzter Aspekt soetwas wie "Bewußtsein für das Ganze" entwicklen. Alles, was der Mensch tut, sollte ihn letztlich in seiner Ganzheit, integrieren. Die letzte Perspektive guckt deshalb von ganz oben auf alles herab.


Dies ist eher eine Meditationtechnik, die darauf abzielt, die wichtigsten Vitalitätszentren des Menschen (aus Yoga-Sicht) bewußt zu machen und miteinander zu verbinden.

Erik79
02-03-2006, 10:34
Wenn Du stille Meditationstechniken nach chinesischer Philosophie bzw. Medizin suchst, kannst Du dir ja mal die "Fünf Drachen Meditation" anschauen oder speziell nach "taoistischer Meditation" suchen.


Wenn dich speziell Zen-Meditation interessiert, hilft dir vielleicht der Wikipedia-Artikel weiter: http://de.wikipedia.org/wiki/Zen

Klaus
02-03-2006, 12:48
Versuch mal Dich an einem stillen Ort, egal ob draussen auf einer Bank oder zuhause, hinzusetzen und einfach zur Ruhe kommen und die Gedanken schweifen lassen. Damit Dein Geist an das denken kann was er möchte und gerade nötig findet, und nicht was man sich vorgibt. Man gibt sich oft viel zu viel vor, es handelt sich dabei fast immer um kurzfristige Ideen die man gerade irgendwo her hat. Es ist oft nötig daß der Geist sich um langfristige Dinge kümmern kann, und das schafft er am besten von sich selbst heraus, indem man ihn lässt. Man weiß oft nicht was man gerade braucht, ob man Angst herauslassen muß, oder an Frieden finden denken, oder sich ärgern müsste bis er aufhört. Je mehr man das seinem inneren Antrieb überlässt, umso heilsamer werden die normalen Wege auf denen man denkt. Oft merkt man auch nicht womit sich der Geist beschäftigt, er tut es aber im verborgenen, und an irgendeinem Tag ergibt sich dann die Veränderung, in Träumen, plötzlichen Gefühlen, und ähnlichem. Frieden kommt in dem Weg von alleine.

scientist
02-03-2006, 22:12
oder wie ein bekannter Lehrer mir mal sagte: "einfach hinsetzen und`s Maul halten!":D

Jadetiger
02-03-2006, 22:34
Ok, mein Sifu hats ein bischen feiner ausgedrückt: "Innerlich vollkommen zur Ruhe kommen" aber ansonsten stimme ich Scientist zu.

Auch wenns nicht wiklich hier rein passt: Sehr empfehlen kann ich, falls man mal ein paar Tage Zeit hat, Schweigeexerzitien in einem Kloster (katholisch, nicht fernöstlich). Das ist echt Balsam für die Seele!

TSheeta
03-03-2006, 09:38
Danke für die ganzen Tipps... oft habe ich das Gefühl, dass meine Gedanken mich von der Meditation abhalten auch wenn ich mir Szenarien vorstelle. Höre dabei oft auch Musik. Ist dies empfehlenswert? Halt so ruhige Meditationsmusik ("gandalf" - is ne Gruppe, die solche Musik macht).

Aber nichts denken? In der Meditation und vor und nach dem Training muss man doch quasi während dieser die Sachen, die man gelernt hat noch mal zusätzlich einspeichern oder darüber nachdenken. Liege ich da falsch. Habe bisher nur Meditation gemacht, wo ich noch kein Kung Fu gemacht habe.

Habe erst seit ca. 3 Monaten wieder damit angefangen.

malice
03-03-2006, 09:52
nicht Denken funktioniert auch nicht so einfach
man fängt damit an die bewussten Gedanken zu beenden (zum Beispiel Matheaufgaben)
dann lässt man den Gedanken ihren natürlichen Lauf (z.B. Erinnerungen des Tages)
man hält sich aber nicht an den Gedanken fest, sondern lässt sie los
man beobachtet sein Denken
es gibt immer wieder Stellen an denen wir nichts denken, leer sind
man geht in diese Denklücken und versucht das zu halten
neue Gedanken die kommen lässt man in Ruhe
mit der Zeit schaltet man die Gedanken aus und fühlt nur noch

wenn das zu schwer ist kann man auch seinen Atem beobachten, zum Beispiel

Klaus
03-03-2006, 12:57
Du hast ja auch laufen gelernt ohne darüber vorher nachzudenken. Der Geist kann Dinge auch verstehen, man muß es ihm nicht vorkauen. Die Überlegungen des Geistes, der quasi immer "hinter" einem mitüberlegt, sind um einiges umfangreicher, und tiefgründiger, und erkennen auch Irrtümer. Das Gute ist, man muß es nicht mal überlegen, der macht es auch so, wenn man ihn in Ruhe lässt, und darum geht es. Ich bin immer erstaunt mit welchen irrwitzigen Reaktionen ich reagiere, wenn es drauf ankommt, davon ist nichts gelernt oder automatisiert. Musik hören ist nicht schlimm wenn es nicht mit irgendwas unerwünschtem verknüpft ist, also Texte, negative Erinnerungen, Zorn, etc. Man soll seine Gedanken auch nicht "killen" wie ich das bei einem mal gesehen habe, sondern zur Ruhe kommen lassen, also quasi "ausreden lassen", das Gefühl so hinnehmen.

jacksonffm19
03-03-2006, 13:16
entspannung
das ich nicht lache spannung hatres training gute ernährung und das man die durchblutung des körpers anregt wen ich im ring stehe nehm ich die aussen welt nicht mehr war ich she bilderb in meinem kopf denen ich dan taten folgen lasse wenn man eine gute fitness hat ist der körper ausgeglichen ich glaub nicht das meditation was bringt

malice
03-03-2006, 13:31
für die Rechtschreibung schon :D

scientist
06-03-2006, 13:50
hi jackson,
du hast es absolut richtig erkannt: du "glaubst", dass es nicht funktioniert...frage: weißt du es auch? btw. ist diese abkehr von aussen, wie du sie beschrieben hast, durchaus ein teilaspekt der meditation....vielleicht meditierst du längst, ohne es zu wissen???;)

malice
06-03-2006, 15:34
Undermind-Meditierer (so wie Untergrundkämpfer :rolleyes: )
praktisch der Che der spirituellen Krieger ...

:gruebel:

Cherubin
07-03-2006, 15:56
Probier doch mal gar nichts tun.
Erst mal den Körper beruhigen.
Musekelanspannungen lösen.
Atmung ruhig werden lassen.
Gesichtsmuskulatur lösen.
Blick entspannen.
Alle Muskelgruppen von oben nach unten loslassen.
Atmung natürlich.
Gedanken entspannen.
....


bis hier hin ist es schon sehr schwer, woher hast du diese reihenfolge ?

ist Zen=Wuji ?

malice
07-03-2006, 16:04
Reihenfolge: von mir
war bloß eine Idee, falls sie/er die Unterwassergrotte mal nicht findet ;)

Wuji kenn ich nicht. Habe aber schon sehr harte buddhistische (Psycho-)Meditationsseminare über mehrere Tage mitgemacht und beschäftige mich seit über 20 Jahren mit dem Thema.
Ach ja, die harten Seminare sind wirklich nicht zu empfehlen.

kazuyaa3
07-03-2006, 19:50
...

Klaus
08-03-2006, 13:09
Wuji ist ein Zustand der Leere. Könnte man vermutlich mit Zen vergleichen. Man vertreibt aber nichts, sondern lässt alles was kommt auch kommen, dadurch beruhigt es sich, und man nimmt später alles gleichzeitig wahr und reagiert wieder von innen, es kommt völlig natürlich. Es ist ein Zustand von absichtslosem Sein, bei dem man völlig klar ist, weil alles was an Reaktionen kommt okay ist. Man ist nicht ohne Gefühle, sondern voll von Gefühlen, die bekämpfen sich aber nicht sondern koexistieren völlig harmonisch. Alles was man tut kommt einem dann normal und richtig vor, obwohl es öfter völlig unnormal ist welche Reaktion man bekommt. Gelegentlich sind diese unglaublich präzise, aber haarsträubend, wenn man z.B. bei Tempo 200 millimetergenau zwischen zwei Fahrzeugen durchfährt. Das Besondere an diesem Zustand ist daß er entsteht, man zwingt nichts. Man nimmt die Bedürfnisse an die man hat, und es kommt dieser Ruhezustand.

TSheeta
09-03-2006, 21:11
war bloß eine Idee, falls sie/er die Unterwassergrotte mal nicht findet

Keine Angst... dafür sorgen schon die Straßen- und Hinweisschilder, die ich mir aufgestellt habe*g*!

Klingt sher kompliziert mit der Leere. Kann man das auf Anhieb hinkriegen oder braucht man dafür ne Weile und wie lange ungefähr?

malice
10-03-2006, 07:51
Bei manchen dauerts Jahrzehnte ... :D

StrongKanebo
10-03-2006, 09:55
Zum Thema Meditation:

"Aufzupassen und über die verschiedenen Faktoren zu wachen,
die in der Meditation entstehen ist die Aufgabe von Sati...
(unsere geistesgegenwärtige Bewusstheit)

... Sati ist lebenswichtig.
Wenn wir kein Sati haben,
sind wir unachtsam
und unser Tun und Sagen ist sinnlos.
Sati führt dazu,
dass Selbstgewahrsein und Weisheit entstehen."


Um den Geist zur Ruhe zu bringen, müssen wir das richtige Gleichgewicht finden. Wenn wir versuchen, ihn zu sehr zu zwingen, verfehlen wir das Ziel; doch wenn wir es nicht genug versuchen, kommt er auch nicht zur Ruhe. Das richtige Gleichgewicht ist sehr wichtig.

Normalerweise ist der Geist nicht ruhig. Er ist immer in Bewegung, und es fehlt ihm an Kraft. Den Geist zu stärken oder den Körper zu stärken, ist nicht das gleiche. Um den Körper zu kräftigen, müssen wir ihn bewegen und trainieren. Aber den Geist zu stärken, bedeutet, ihn zu beruhigen und nicht dauernd an dieses oder jenes zu denken. Den meisten von uns geht es so, dass der Geist niemals wirklich in Frieden war und noch nie die Kraft des Samadhi[1] hatte. Wenn wir in Meditation sitzen, richten wir den Geist in einem ganz bestimmten Bereich ein: Wir verharren mit dem in uns, das weiß!

Zwingen wir den Atem, entweder zu lang oder zu kurz zu sein, sind wir nicht ausgeglichen, und der Geist wird nicht ruhig. Wenn wir zum Beispiel eine Nähmaschine benutzen, die mit einem Fußpedal angetrieben wird, üben wir zuerst, um den richtigen Rhythmus zu erlangen, ehe wir überhaupt etwas nähen. Sich auf den Atem zu konzentrieren ist ähnlich. Wir beobachten ihn nur, und kümmern uns nicht darum, wie lang oder kurz, kräftig oder schwach er ist. Wir nehmen einfach zur Kenntnis, wie er ist, und lassen ihn so sein.

Wenn der Atem ausgeglichen ist, nehmen wir ihn als unser Meditationsobjekt. Beim Einatmen ist der Anfang des Atems an der Nasenspitze, die Mitte des Atems in der Brust und das Ende des Atems im Bauch. Das ist der Weg des Atems. Wenn wir ausatmen, ist der Anfang des Atems im Bauch, die Mitte in der Brust und das Ende an der Nasenspitze. Wir nehmen den Weg des Atems zur Kenntnis, um den Geist zu festigen, das heißt, damit die geistigen Aktivitäten zur Ruhe kommen und sich gleichzeitig Achtsamkeit und Bewusstheit etablieren können.

Nachdem wir mit der Kenntnisnahme der drei Punkte auf dem Weg des Atems wohl vertraut sind, können wir diese loslassen und nur noch das Ein- und Ausatmen betrachten, wobei wir uns auf die Stelle konzentrieren, wo der Atem ein- und ausgeht (die Nasenlöcher, die Nasenspitze oder die Oberlippe). Jetzt Folgen wir dem Atem nicht mehr, sondern richten unsere Aufmerksamkeit auf die Nasenlöcher und beobachten, wie er einkehrt und wieder heraustritt, einkehrt und wieder austritt... Es ist nicht nötig, an irgend etwas Bestimmtes zu denken. Wir konzentrieren uns mit fortwährender Achtsamkeit im Moment nur auf diese einfache Aufgabe. Weiter gibt es nichts zu tun, als ein- und auszuatmen.

Bald wird der Geist ruhiger und der Atem immer feiner. Geist und Körper werden leicht. Das ist der richtige Zustand für die Arbeit der Meditation.

Je länger wir sitzen und meditieren, um so feiner und subtiler wird der Geist. Doch wir sollten uns in jedem Moment des jeweiligen Zustandes des Geistes bewusst sein. Geistige Aktivitäten sind vorhanden, obwohl der Geist sich im Zustand der Ruhe befindet. Die geistige Aktivität, die den Geist zum Objekt der Meditation (das Ein- und Ausatmen) führt, nennen wir Vitakka. Wenn unsere Achtsamkeit nicht sehr stark ist, dann ist auch nicht viel Vitakka vorhanden. Zu Vitakka gesellt sich Vicara, die Aktivität des Geistes, die den Geist beim Meditationsobjekt verbleiben lässt. Verschiedene schwache geistige Eindrücke können von Zeit zu Zeit auftreten, aber wichtig ist unsere geistesgegenwärtige Bewusstheit. Was immer auch vorkommt, wir sind uns dessen bewusst, aber lassen uns dadurch von unserem Meditationsobjekt nicht ablenken. Während die Konzentration sich vertieft, sind wir uns fortwährend des Zustandes unserer Meditation bewusst und wissen, ob der Geist fest und sicher in Konzentration etabliert ist oder nicht. Achtsamkeit und Konzentration müssen gleichzeitig vorhanden sein.

Obwohl sich der Geist im Zustand der Ruhe befindet, sind geistige Eindrücke vorhanden. Wenn wir zum Beispiel die erste Stufe der vertieften Konzentration untersuchen, finden wir fünf Faktoren. Zusammen mit Vitakka und Vicara entwickelt sich Piti, Entzücken, das durch die vertiefte Ruhe entsteht, und dann Sukha, Glückseligkeit. Diese vier Faktoren befinden sich gemeinsam im Geist, der in Ruhe verharrt. Zusammen bilden sie einen einzigen Zustand.

Der Fünfte Faktor ist Ekaggata, die absolute Sammlung des Geistes in einem Punkt. Ihr werdet euch vielleicht wundern, wie die absolute Sammlung in einem Punkt vorhanden sein kann, wenn die anderen vier Faktoren auch anwesend sind. Das kommt daher, dass sich diese fünf Faktoren auf der Grundlage der Ruhe vereinigen. Zusammen und vereint sind sie der Zustand des Samadhi. Sie gehören nicht zum alltäglichen gewöhnlichen Zustand des Geistes, es sind die Faktoren der Vertiefung. Diese fünf Faktoren existieren gemeinsam, aber stören die grundlegende Ruhe des Geistes nicht. Vitakka ist vorhanden, aber stört den Geist nicht. Vicara, Piti und Sukha entstehen, aber stören den Geist nicht. Der Geist ist eins geworden mit diesen Faktoren. Das ist die erste Stufe der vertieften Konzentration oder das erste Jhana.[2]

Wir müssen es nicht das erste, zweite, dritte oder vierte Jhana nennen, wir wollen es einfach den Geist im Zustand des Friedens nennen. Wenn der Geist fortschreitend ruhiger wird, hören Vitakka und Vicara auf, und nur Entzücken und Glückseligkeit verbleiben. Warum werden Vitakka und Vicara losgelassen? Weil der Geist immer feiner wird, sind die Tätigkeiten von Vitakka und Vicara zu grob, um zu verbleiben. In dem Moment, wenn Vitakka und Vicara losgelassen werden, können Gefühle von starkem Entzücken auftreten. Aber mit weiterer Vertiefung der Konzentration und der damit verbundenen Vertiefung der Ruhe und Veredelung des Geistes hört auch das Entzücken auf. Nur Glückseligkeit und die absolute Sammlung des Geistes in einem Punkt verbleiben, bis schließlich auch die Glückseligkeit sich auflöst, und der Geist seine größte Veredelung erlangt. Es bleiben nur Gleichmut und die absolute Sammlung des Geistes, alles andere ist losgelassen worden. Der Geist verbleibt unbewegt.

Diese unerschütterliche Ruhe ist die Kraft des Friedlichen Geistes. Wenn der Geist erst einmal völlig zur Ruhe gekommen ist, kann dieser Zustand eintreten. Wir sollten nicht zu viel darüber nachdenken, denn es passiert von ganz alleine. In diesem Zustand ist der Geist nicht schläfrig. Keines der fünf Hindernisse, sinnliches Begehren, Aversion, Unruhe, Stumpfsinn und Zweifel, ist vorhanden.

Wenn die geistige Kraft noch nicht stark genug entwickelt ist, und unsere Achtsamkeit schwankt, werden gelegentlich geistige Eindrücke auftreten. Der Geist befindet sich zwar im Zustand der Ruhe, aber die Stille wird von Unachtsamkeit unterwandert. Hierbei handelt es sich um keine gewöhnliche Art von Schläfrigkeit oder Geistesabwesenheit. Eindrücke manifestieren sich (vielleicht hören wir ein Geräusch oder sehen einen Hund oder irgend etwas); es ist nicht wirklich klar, aber es ist auch kein Traum. Wenn das geschieht, sind die fünf Faktoren aus dem Gleichgewicht geraten.

Auf dieser Stufe der Ruhe neigt der Geist dazu, uns Streiche zu spielen. Es können mitunter bildliche Eindrücke entstehen, und der Meditierende mag nicht genau wissen, was passiert. "Bin ich eingeschlafen? Ist das ein Traum? Nein, das ist kein Traum!" - das passiert nur auf den mittleren Stufen der Ruhe. Wenn der Geist wirklich in Ruhe und völlig klar ist, besteht kein Zweifel in Bezug auf die verschiedenen Eindrücke oder Einbildungen, die vorhanden sein können, und Fragen wie - "Bin ich etwa eingeschlafen? War ich da eben geistesabwesend? Habe ich da den Faden verloren?" - kommen nicht vor. Wenn Zweifel auftaucht - "Bin ich wach oder träume ich" -, ist der Geist unklar und verliert sich in Stimmungen. Ähnlich wie der Mond, der hinter einer Wolke verschwindet, man kann ihn zwar immer noch sehen, aber die Wolken machen ihn unklar und undeutlich. Nicht wie der Mond, der hinter einer Wolke hervortritt - klar, scharf und hell.

Wenn der Geist fest in geistesgegenwärtiger Bewusstheit etabliert und wirklich in Ruhe ist, gibt es keinen Zweifel in Bezug auf die verschiedenen Phänomene, die wir antreffen. Wir wissen mit Klarheit, wie die Dinge sind, die auftauchen, denn der Geist ist klar und hell. Er ist wahrlich über die Hindernisse hinausgegangen, wenn der Zustand des Samadhi erreicht ist.

Manchen Leuten fällt es jedoch schwer, sich in Samadhi zu vertiefen; es entspricht nicht ihrer Neigung. Diese Leute erreichen zwar eine Art Samadhi, doch es ist nicht stark und gefestigt. Man kann aber auch durch genaue Betrachtung der Dinge die Wahrheit erkennen, und so durch Weisheit zur Ruhe kommen. Auf diese Weise werden Probleme gelöst, und der Geist findet Ruhe. Das nennt man den Gebrauch der weisen Einsicht an Stelle von Samadhi. Um den Geist zur Ruhe zu bringen, ist es nicht unbedingt nötig, sich hinzusetzen und zu meditieren. Wer über Weisheit verfügt, kann sich im gegebenen Moment Fragen, was eigentlich los ist, und seine Probleme mit Hilfe der Weisheit lösen. Vielleicht kann man nicht die höchste Stufe des Samadhi erreichen, aber entwickelt genug Konzentration, um Weisheit zu kultivieren. Es kann durchaus so sein, dass wir uns in unserer Praxis mehr der Weisheit bedienen, um unsere Probleme zu lösen. Wenn wir die Wahrheit erkennen, findet der Geist Ruhe. So wie man seinen Lebensunterhalt mehr auf Reis oder auf Mais aufbauen kann, stützt sich die Praxis entweder mehr auf Weisheit oder auf Samadhi.

Diese beiden Wege sind nicht gleich. Manche Menschen haben Einsicht, aber nicht viel Samadhi. Wenn sie in Meditation sitzen, fällt es ihnen schwer, den Geist zur Ruhe zu bringen. Sie neigen aber dazu, viel über dieses oder jenes nachzudenken, und erkennen die tiefgründige Wahrheit, wenn sie die Glückseligkeit und das Leiden analysieren. Manch einer neigt mehr dazu, als zum Samadhi. Egal ob wir stehen, gehen, sitzen oder liegen, zu jeder Zeit kann die tiefe Einsicht in das Dhamma[3] erfolgen. Durch Einsicht lässt der Geist die Dinge los und kommt zur Ruhe. So wird Frieden durch Erkennen der Wahrheit erreicht.

Andere haben wenig Weisheit, aber ihre Fähigkeit Samadhi zu entwickeln, ist sehr stark. Solche Leute können sehr schnell in die vertiefte Konzentration eintreten. Da sie aber nicht über genügend Weisheit verfügen, können sie ihre geistigen Unreinheiten nicht erfassen; sie kennen sie nicht und können deshalb ihre Probleme nicht lösen.

Egal, welchen Weg wir auch wählen, es ist wichtig, die falschen Vorstellungen zu beseitigen und nur die richtigen Ansichten bestehen zu lassen. Wir müssen die Verwirrung beseitigen und nur den Frieden erhalten. Es gibt die zwei Seiten der Praxis, aber diese beiden Seiten, die Ruhe und die Einsicht, gehören zusammen. Wir dürfen keine der beiden vernachlässigen. Sie müssen zusammen voranschreiten.

Aufzupassen und über die verschiedenen Faktoren zu wachen, die in der Meditation entstehen, ist die Aufgabe von Sati (unsere geistesgegenwärtige Bewusstheit). Hierbei handelt es sich um eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Meditation, die wir durch Übung trainieren müssen, Sati ist lebenswichtig. Wenn wir kein Sati haben, sind wir unachtsam und unser Tun und Sagen ist sinnlos. Sati, unsere wachende Geistesgegenwart, führt dazu, dass Selbstgewahrsein und Weisheit entstehen. Wenn es uns an Sati fehlt, sind die Tugenden, die wir entwickelt haben, unvollkommen. Sati sollte zu jeder Zeit über uns wachen. Selbst wenn wir uns nicht mehr im Zustand des Samadhi befinden, sollte Sati immer vorhanden sein.

Was wir auch tun, durch Sati sind wir uns dessen bewusst, und wenn wir Dinge tun, die nicht korrekt sind, entsteht ein heilsames Schamgefühl. So wie dieses Schamgefühl zunimmt, wächst auch unsere gesammelte Bewusstheit und die Unachtsamkeit vermindert sich. Wenn Sati kultiviert wird, sind Selbstgewahrsein und Weisheit in uns gegenwärtig, auch wenn wir nicht in Meditation sitzen.

Sati zu entwickeln, ist äußerst wichtig! Es übersieht all unser Tun, Sagen und Denken. Es ist sehr brauchbar und wertvoll. Wir sollten uns zu jeder Zeit selbst kennen. Uns selbst zu kennen, bedeutet, dass wir richtig von falsch unterscheiden. So wird der "Weg" klar erkenntlich, und im Licht der Weisheit lösen sich die Ursachen für das Schamgefühl auf.

Der Weg der buddhistischen Praxis lässt sich zusammenfassen als Tugend, Sammlung und Weisheit.[4] Fassung und Selbstkontrolle sind Tugend. Die feste Etablierung des Geistes in der Selbstkontrolle ist Sammlung. Völlig überschauendes Wissen innerhalb der Tätigkeit, die wir gerade ausüben, ist Weisheit. Kurz gesagt besteht die Praxis nur aus Tugend, Sammlung und Weisheit. Das ist der "Weg". Es gibt keinen anderen Weg, der zur Freiheit des Geistes führt.

(Ajahn Chah: "Der Weg in die Freiheit")