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PULSAR
14-03-2006, 09:28
interessantes Interview mit Mario Stapel:



"Dennis Siver kämpfe ich nebenbei!"

Es gibt nicht viele deutsche Kämpfer, die bereits in Japan und den USA angetreten sind und trotzdem noch über einen positiven Kampfrekord verfügen. Mario Stapel ist einer von ihnen. Der Mann aus Wetzlar hat die Talsohle seiner Karriere erfolgreich durchschritten (2002-2003 verlor er fünf von sechs Kämpfen) und verließ in den nächsten acht Begegnungen siebenmal siegreich den Käfig. Im vergangenen Jahr gelang ihm sogar der Durch-bruch in den USA, wo er zweimal in "King of the Cage", einer der bedeutendsten Zubringer-Veranstaltungen der UFC, gewinnen konnte. Als Konsequenz wählten ihn die Leser von Ground & Pound am Jahresende zu Deutschlands "Kämpfer des Jahres 2005".

Am Rande seines Hamburg-Seminars am vergangenen Wochenende hatte Ground & Pounds Christian Steinky die Gelegenheit, Mario mit ein paar brisanten Fragen auf den Zahn zu fühlen. Inhaltlich ging es dabei u.a. um seine Pläne im Jahr 2006, die MMA-Szene in Deutschland und pikante Themen wie Drogen- und Alkoholmissbrauch.


Ground & Pound: Hallo Mario, wann sehen wir dich endlich als KOTC Champion? Oder haben die Amis jetzt das
Interesse an dir verloren, weil du im letzten Dezember nicht antreten konntest?

Mario Stapel: Ich hatte auch Angst, daß die Amis auf Grund meiner Absage von mir absehen würden. Aber das
Gegenteil ist eingetreten: Die Leute von "King of the Cage" haben mir bis in den Februar hin E-Mails geschrieben und gefragt, wie es mit meiner Gesundheit steht, ob es meinem Nacken besser geht, etc. Jetzt ist John Cronk, gegen den
ich im April vergangenen Jahres gewonnen habe, Weltmeister in der (im Februar 2006 neu gegründeten, Anm. d. Red.) American Championship Fighting und jetzt wollen die Veranstalter, daß ich den Titelkampf im April bzw. Mai mache.
Ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest.

GnP: Im letzten Jahr hast du drei Kämpfe gemacht, 2004 warst du sogar fünfmal aktiv. Wie viele Kämpfe hast du dir
für dieses Jahr vorgenommen?

MS: Nicht so viele. Ich werde mich in diesem Jahr ausschließlich auf Titelkämpfe konzentrieren. Darüber hinaus möchte
ich mich sehr stark auf mein Geschäft konzentrieren. Ich habe viele Talente in meinem Team, welche ich auch noch
fördern möchte. Das kostet halt alles Zeit.

GnP: Am 6. Mai solltest du ursprünglich gegen Dennis Siver antreten. Jetzt hat sich jedoch für dich die Gelegenheit ergeben, drei Wochen später (27.05.) am Länderkampf Deutschland-England teilzunehmen und eventuell um den CageWarriors-Titel zu kämpfen. Kannst du den Kampf gegen Siver, bei dem es lediglich ums Prestige ginge, dann überhaupt noch guten Gewissens durchziehen und riskieren, dich zu verletzten oder wirst du dich für einen der beiden Kämpfe entscheiden?

MS: Solange "England" mir nicht vertraglich einen Riegel vorschiebt, indem sie darauf bestehen, daß ich vorher nicht kämpfen darf, steht dem Kampf nichts im Weg. Das heißt, Dennis Siver werde ich ganz normal "nebenbei" kämpfen.

GnP: Wie sieht denn dein Schlachtplan gegen den extrem aggressiven Siver aus? Hast du vor, den Kampf vom Start
weg auf die Matte zu verlagern, wo du im Vorteil sein solltest, oder hast du vor mit ihm zu Boxen?

MS: Ich werde ganz normal im Stand anfangen und boxen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, gehe ich herunter.
Wenn nicht, dann nicht.

GnP: In England würde es für dich höchstwahrscheinlich gegen den brasilianischen Champion "Xandinho" Izidro gehen,
der in MMA noch nie finalisiert oder K.O. geschlagen wurde. Was weißt du über ihn und mit welcher Taktik würdest du in einen möglichen Titelkampf gehen?

MS: Als ich in England war, habe ich einen Kampf von ihm gesehen. Er ist sehr gut am Boden. Aber ich geh' rein und
schau' was kommt. Dann wird sich schon eine Lücke ergeben. Ich weiß gar nicht genau, ob er der Titelträger ist...
Und ob ich gegen ihn kämpfen soll... Aber in der Regel erfahrt ihr sowas ja vor mir. (lacht)

GnP: Was muß passieren, damit MMA in Deutschland so populär wird, wie in England und wie siehst du die deutsche
MMA-Szene im europäischen und weltweiten Vergleich?

MS: Damit es so wird wie in England, muß es auf jeden Fall mehr Promoter geben. Das heißt, Leute, die sich wirklich trauen Events zu organisieren. Die derzeitigen Veranstaltungen sind halt sehr unprofessionell. Da liegt der Schwerpunkt. Die Promoter müssen professioneller arbeiten. Und es muß eine Kontinuität entstehen. Wenn ich die Szene mit dem Thaiboxen vergleiche, sind MMA-Events eher C- und D-Klasse. Es ist aber auch schwer zu vermarkten. Dafür, daß es
eine relativ kleine Szene ist, gibt es allerdings viele gute Kämpfer. Gerade in den letzten zwei Jahren hat sich die Szene sehr gut entwickelt. Daß das Interesse zugenommen hat, konnte ich durch meine MMA-Tour schön beobachten
(Mario reist seit Jahren durch Deutschland und gibt Seminare, Anm. d. Red.).

GnP: Angenommen PRIDE würde dir einen Kampf gegen Gomi anbieten. Würdest du akzeptieren und wie würdest du versuchen, gegen einen solchen Weltklasse-Gegner zu bestehen?

MS: Ja, ich würde annehmen und probieren mit ihm zu boxen. Wenn ich merken würde, daß er mich öfter zu hart trifft, würde ich herunter gehen. Wenn es im Stand gut geht, würde ich ihn halten. Ich bin auf jeden Fall sehr flexibel.

GnP: Wenn du dir einen Gegner aussuchen könntest, was wäre dein absoluter Traumkampf und warum?

MS: Es gibt so viele Gute! (überlegt…) Gomi!

GnP: Mit Daniel Weichel hast du einen Schüler, der auch international schon höchst erfolgreich ist. Hast du noch mehr Talente in deiner Mannschaft, denen du einen ähnlichen Weg zutraust?

MS: Ich habe jetzt einige sehr junge neue Teammitglieder. Die sind alle so um die 16 Jahre jung. Bei Zweien hab' ich
ein sehr gutes Gefühl. Die Namen möchte ich hier allerdings nicht nennen, ihr werdet aber noch früh genug von ihnen hören!

GnP: Vor zweieinhalb Jahren gab es eine Kontroverse, nach der du deinen Schwarzgurt in Jiu-Jitsu zurückgegeben hast. Kannst du die Geschichte für die Leser, die noch nicht so lange dabei sind, noch einmal Revue passieren lassen?

MS: Franco (Vacirca, "Sylvio Behring"-Schwarzgurt in Brazilian Jiu-Jitsu, Anm. d. Red.) und ich hingen zu sehr
aufeinander herum. Es kam dann öfter zu Reibereien. Ich möchte an dieser Stelle nicht behaupten, wer Schuld war.
Fakt ist, daß ich dann mein eigenes Team gegründet habe. Irgendwann hat Franco dann einen Schwarzgurt einfach "verkauft"! Das heißt, er hat einer unqualifizierten Person den Schwarzgurt gegeben. Dementsprechend habe ich
Meinen zurückgegeben. Dann behauptete Franco, daß ich nie ein echter "Blackbelt" gewesen wäre. Es war auf jeden
Fall eine sehr merkwürdige Geschichte... Wobei ich dazu sagen muß, daß ich mich mit Franco wieder verstehe.

GnP: Wie kam eigentlich dein Kontakt zu Chute Boxe und speziell zu Murilo Ninja zu Stande?

MS: Es war ein Zufall. Ich habe eines Tages im Internet gesurft und da wurde ich beim Chatten gefragt, ob ich es
eventuell hinbekommen könnte, ein Seminar mit "Ninja" zu organisieren. Ich hab' mich daraufhin bei Murilo gemeldet,
er kam herüber und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden.

GnP: Dein Spitzname ist "Spider Man". Bist du ein großer Comic-Fan oder hast du den Namen bekommen, weil du wie
Peter Parker ein Doppelleben führst?

MS: Der kommt noch aus "Hollandzeiten"! Die etwas kompakteren Holländer fanden es einfach faszinierend, daß meine Beine am Boden überall sind, daß ich überall rein komme. Naja, dünne Beine, Spinne, Spiderman!

GnP: Bist du der Meinung, daß jemand, der hart trainiert und hart kämpft auch das Recht haben sollte danach feste zu feiern, oder denkst du, daß exzessiver Alkoholgenuß eher hinderlich ist für eine große MMA-Karriere?

MS: Es kommt darauf an. Wenn man dann abrupt wieder stoppen kann, um sich auf einen Kampf vorzubereiten,
ist das völlig in Ordnung. Ich bin auch schon etwas über das Ziel hinaus geschossen. Aber das nach einem großen Sieg.
Das gehört dazu! Allerdings ist Partymachen während einer Vorbereitung für mich tabu.

GnP: Was sind die Erfahrungen, die du mit dem Thema Doping gemacht hast?

MS: Doping ist immer ein indirektes Thema. Ich glaube nicht, daß es Viele gibt, die es nicht machen. Gerade in den höheren Gewichtsklassen und in der Weltspitze. Daran sind sowohl Kämpfer, als auch Veranstalter und Zuschauer
Schuld. Es muß immer alles "höher, weiter, schneller" sein. Dann geht's halt irgendwann nicht mehr ohne.
Mit Betonung auf die höheren Gewichtsklassen! (lacht)

GnP: Hast du Vorbilder innerhalb oder außerhalb des Käfigs?

MS: Vorbilder würde ich nicht sagen. Es gibt Leute, die mich einfach faszinieren. Lance Armstrong zum Beispiel ist
ein Ausnahmeathlet. Ansonsten alle, die etwas Spezielles haben. Um einen Europäer zu nennen, (Joachim) Hansen.
Sonst: Minotauro, Fedor. Ach ja, in jedem Fall Bas Rutten.

GnP: Wenn du kein Profikämpfer geworden wärst, womit würdest du dann jetzt deinen Lebensunterhalt verdienen?

MS: Ich bin gelernter Erzieher. Ob ich es allerdings jemals zu einem ordentlichen Erzieher gebracht hätte,
sei dahingestellt. (lacht)

GnP: Hast du zum Schluß noch eine Nachricht an deine Fans in Deutschland, Österreich und der Schweiz?

MS: SUPPORT THE SPORT! Geht zu den Events und unterstützt den Sport! Außerdem möchte ich mich bei meinem
Sponsor, dem Warrior-Club bedanken!


Quelle: http://www.groundandpound.de/interviews/interview_130306_stapel.html

Sebastian
14-03-2006, 09:32
hab deinen Beitrag mal konform unserer gängigen Art und Weise der Verlinkung verändert. So liests sich einfacher :)

BTW.: Guter Bericht! :)

PULSAR
14-03-2006, 09:35
Ok ?!?

halli
14-03-2006, 09:59
den muss man doch einfach liebhaben, den mario ... :)

moritzkerr
14-03-2006, 10:12
Allein schon: Dennis Kämpfe ich nebenbei!!!!!!!!!!!!

:respekt: :respekt: :respekt:

Jetzt den Worten Taten folgen lassen und alles ist gut....

Francois
14-03-2006, 11:59
Allein schon: Dennis Kämpfe ich nebenbei!!!!!!!!!!!!

:respekt: :respekt: :respekt:

Jetzt den Worten Taten folgen lassen und alles ist gut....

Ist doch nicht despektierlich gemeint. Er sagt einfach das er sich auf Titelkämpfe konzentrieren will und den Siver Kampf eben dazwischen rein nimmt. That`s it.

Onkel_Escobar
14-03-2006, 12:07
Ist doch nicht despektierlich gemeint. Er sagt einfach das er sich auf Titelkämpfe konzentrieren will und den Siver Kampf eben dazwischen rein nimmt. That`s it.

Im Kontext ist das ersichtlich, aber nur das Zitat sugeriert er würde ihn zwischen Frühstück und der Dusche ausknocken.

semtex
15-03-2006, 14:10
Krass ,mario stapel hat erzieher gelernt !
Also wenn es mehr Erzieher wie ihn in Deutschland gäbe bräuchte man keine
Supernanys mehr:D

gruß semtex

PULSAR
16-03-2006, 10:33
Dann würde es auch keinen Engpass, bei dem MMA Nachwuchs in Deutschland, geben. :D